Zum Inhalt der Seite

Heldenlied

Legenden leben ewig [NejiTen][NaruHina][KibaIno][PeinKonan]
von
Koautoren:  moonlight_005 Arianrhod-

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Chapter 11 ~ With foes ahead, behind us dread

Nachdenklich ließ Shikamaru den Blick über die Ebene schweifen. Innerhalb eines Tages hatte sich die gesamte Umgebung verändert. Wo zuvor grüne Wiesen und Felder am Fuße der Forstburg gelegen hatten, war nun das Gras von unzähligen Flüchtenden niedergetrampelt worden. Die Erde war von den Explosionen, die der feindliche Magier gewirkt hatte, aufgerissen und verbrannt und vor Etris Toren war ein Lager entstanden, das er auf gut und gerne achttausend Mann schätzte.
 

Shikamaru trat näher an die Mauer heran, um sich darauf abzustützen, und sein Blick blieb an Etris hängen, das ausgestorben in der Ferne lag. Das Dorf wirkte wie eine Geisterstadt und der Trubel, der noch vor wenigen Stunden in den Straßen geherrscht hatte, war wie weggewischt. Ausgelöscht von der Armee, die im Auftrag des Goldenen Kaisers gekommen war, um die Burg und damit auch Etris als wichtigen Handelsknotenpunkt einzunehmen. Sie hatten es gewusst und doch waren sie nicht schnell genug gewesen. Sicherlich war er nicht derjenige gewesen, der als Erster losgerannt war, aber er hasste es bei etwas zu verlieren, das er eigentlich schon gewonnen glaubt hatte.
 

Vor einer Stunde hatte er im Namen ihrer Gruppe endlich seine Audienz bei Graf Darui bekommen, doch das Gespräch war wenig fruchtbar gewesen. Der Graf hatte sich zwar bei ihm für die Mühen bedankt, aber angesichts der Gefahr, in der sie noch immer schwebten, wirkte sein Dank seltsam hohl und Shikamaru hatte das Gefühl bei seiner Aufgabe versagt zu haben. Tenten, Kankuro, Suigetsu und er hatten Etris warnen wollen und stattdessen saßen sie nun selbst in der Falle.
 

„Es ist ein Albtraum.“ Er wandte leicht den Kopf und Tenten trat neben ihn. Sie war merklich blasser als noch vor ein paar Stunden und der Angriff schien sie tief erschüttert zu haben. Shikamaru zwang sich den Blick von der gegnerischen Streitkraft zu lösen und sah sie ernst an. „Wenn es einer wäre, könnten wir aufwachen. Da wir das nicht können, müssen wir uns mit der Realität auseinandersetzen.“ Sie sah ihn verärgert an. „Wie kannst du dabei nur so ruhig bleiben?! Wir … wir könnten jeden Moment sterben, Shikamaru!“
 

Er verschränkte die Arme am Hinterkopf und kehrte dem Unheil hinter sich den Rücken zu. Innerlich verfluchte er alle Götter, die ihm dieses Schicksal beschert hatten. Nicht nur, dass er sich in einer unmöglichen Lage befand, jetzt musste er auch noch seine Kameradin beruhigen und der Umgang mit Frauen, die noch dazu unter Schock standen – was leider ebenfalls berechtigt war –, gehörte nun wirklich nicht zu seinen Stärken. Wie anstrengend.

„Wir hätten auch auf dem Weg hierher ein Dutzend Mal sterben können“, stellte er wenig kreativ fest. „Außerdem hat der Feind es vorgezogen ein Lager aufzuschlagen, falls es dir nicht aufgefallen ist. Das bedeutet, er wird so bald nicht mehr angreifen. Sie wollen uns entweder aushungern oder sich ihren nächsten Angriff genau überlegen, da wir den letzten ja irgendwie vereiteln konnten – das werden sie kein zweites Mal riskieren.“, breitete er nüchtern vor ihr aus. Und ohne es zu wollen tauchten vor seinem inneren Auge Bilder von Kiba und Neji auf. Kiba wie er den weißen Langbogen spannte und aus einer unmöglichen Entfernung sein Ziel traf. Neji, wie er es mit einer Übermacht an Gegnern aufnahm und trotzdem kaum außer Atem geriet und unverletzt davonkam. Und dann diese magischen Utensilien, die sie dabei hatten. Erst die silbernen Scheiben, dann der von ihnen aus dem Nichts erzeugte Feuerball. Selbst, wenn er kein Genie gewesen wäre, hätte er gewusst, dass die Forstburg spätestens beim ersten Magieangriff gefallen wäre, wenn Kiba und Neji nicht eingegriffen hätten.
 

„Shikamaru?“ Jetzt wirkte Tentens Stimme etwas fester und er musste ihr zugutehalten, dass sie sich trotz der Situation erstaunlich gut im Griff hatte. Ino wäre wahrscheinlich hysterisch geworden. „Glaubst du, wir haben eine Chance?“ Die Frage traf ihn unvorbereitet. „Eine Chance?“ Tenten strich sich eine Strähne ihres offenen Haares aus dem Gesicht und nickte dann nachdrücklich. Shikamaru trat an den Rand der Mauer und sah in den Burghof. Dort herrschte reger Betrieb. Die Menschen rannten hektisch durcheinander, der Lärmpegel war merklich angeschwollen und dort, wo das Loch in der Mauer klaffte, waren zwei Dutzend Soldaten stationiert, die das feindliche Lager fortwährend im Auge behielten. Zwar lag Panik in der Luft, doch Shikamaru konnte auch Zuversicht heraushören – oder den schlichten Willen nicht aufzugeben und zu überleben.
 

„Hättest du mich das heute Morgen gefragt, hätte ich Nein gesagt, aber jetzt…“ Er führte den Satz nicht zuende, aber Tenten begriff auch so, dass er auf Neji und Kiba anspielte, die der gesamten Situation eine völlig neue Wendung gegeben hatten. Aber würden sie ausreichen, um das Blatt zu wenden? So stark und erfahren sie auch waren, sie waren nur zwei Männer…
 

„Dann werde ich auch nicht aufgeben“, erklärte Tenten, „was wir auch ausrichten können, lass uns alles tun, was möglich ist. Wir haben für diese Leute eine Verantwortung.“ Das konnte er ihr nicht absprechen. Immerhin hatte das Schicksal von Etris in ihren Händen gelegen, seit sie aufgebrochen waren, um das Dorf zu warnen. Ihre erste Chance hatten sie verspielt, würden sie die zweite nutzen können?
 

„Tenten! Shikamaru!“ Kankuro tauchte außer Atem auf der Mauerbrüstung auf. „Kommt sofort mit! Graf Darui will, dass wir an seiner Notfallsitzung teilnehmen.“ „Ich auch?“ Überrascht sah Tenten ihn an und Shikamaru hörte ihren Zweifel heraus, der vermutlich in ihrem gesellschaftlichen Status und ihrer Vorstellung beim letzten Angriff begründet lag. „Ja, du auch“, erwiderte Kankuro ungeduldig. „Jetzt beeilt euch mal ein bisschen. Wer weiß schon, wann diese Bastarde das nächste Mal angreifen.“ Shikamaru tauschte einen Blick mit Tenten, ehe sie schließlich synchron zur steinernen Treppe hasteten und Kankuro folgten. Shikamaru fiel auf, dass er eine Wunde am Arm hatte, die vor ein paar Stunden definitiv noch nicht da gewesen war. Zwar hatte er Kankuro und Suigetsu kurz vor seiner Audienz beim Grafen flüchtig gesehen, aber keine Gelegenheit gehabt groß mit ihnen zu reden. Seine oberste Verpflichtung hatte darin gelegen endlich das lang ersehnte Treffen bei Darui zu bekommen. Wenigstens waren seine Gefährten alle noch am Leben, wenngleich sie ziemlich angeschlagen waren.
 

Er hastete Tenten und Kankuro hinterher; die steinernen Stufen herunter und anschließend durch den betriebsamen Burghof, den er eben noch beobachtet hatte. Es war nicht ganz einfach sich durch die Menge zu bewegen, da sämtliche Leute durcheinander rannten und sich nicht die Mühe machten sich zu entschuldigen, wenn sie ihn anrempelten. Die Gefahr schwebte noch immer über ihnen und die Angst der Menschen überlagerte alles. Sie war beinahe greifbar.
 

Fluchend wich Shikamaru einem Korb voller Äpfel aus und sprang anschließend über einen umgekippten Sack voller Hafer. „He, pass doch auf!“, schimpfte ein kräftiger Mann hinter ihm her, doch Shikamaru ignorierte ihn. Sie konnten es sich nicht leisten noch mehr Zeit mit Höflichkeiten zu verplempern. Tenten tat sich trotz ihres Kleides etwas leichter damit Kankuro zu folgen und war ihm bereits drei Meter voraus, als er endlich zu den beiden aufschloss und ein wenig außer Atem die große Flügeltür erreichte, die in die Burg führte.
 

In die zwei Hand breite, massive Flügeltür war eine weitere kleinere eingelassen, die Kankuro in diesem Moment aufstieß und für Tenten offenhielt. Sie warf ihm einen schwer zu deutenden Blick zu und schlüpfte hindurch. Als er seinen Gefährten folgte, fand er sich in einer geräumigen Eingangshalle wieder, die allerdings nur eine schwache Illusion ihres ehemaligen Glanzes darstellte. Die Zeit war nicht nur an den Mauern der Forstburg vorbeigegangen. Shikamaru sah sich kurz im Raum um und ließ den Blick über einen kristallenen Kronleuchter, einen Wandteppich, der den Stammbaum des Burgherrn zeigte, und die ausladende Treppe, die in die oberen Stockwerke der Burg führte, gleiten. Es gab keine Fenster und so wurde der Raum auch am Tag von an der Wand angebrachten Fackeln beleuchtet, die ihr Schattenspiel an die dicken Steinwände warfen.
 

In diesem Moment kam mit schnellen Schritten ein Soldat die Treppe herunter und wirkte erleichtert, als er sie entdeckte. Der Mann war in seinen Vierzigern und trug ein glänzendes Kettenhemd über einem braunen Wams, auf dem das Wappen der Burg prangte. Auf seinem Rücken hatte er einen Schild gehängt und an seiner Seite hing ein Breitschwert, dessen Heft so abgegriffen war, dass Shikamaru augenblicklich klar wurde, hier einen Soldaten vor sich zu haben, der sich schon in etlichen Kämpfen hatte beweisen müssen. „Na, endlich“, begrüßte sie der Mann und hob eine bauschige Augenbraue, die von einer wulstigen Narbe gespalten wurde. „Graf Darui erwartet euch bereits und hat mich ausgeschickt, um zu sehen, wo ihr bleibt.“ „Entschuldigt bitte“, antwortete Kankuro, „ich konnte meine Gefährten in der Menschenmasse draußen nicht so schnell finden. – Tenten, Shikamaru, das hier ist Merod. Er ist der Hauptmann der Wache und-“ „Kein Mann unnötiger Worte“, fiel ihm der Veteran grimmig ins Wort. „Folgt mir, ich will Graf Darui nicht noch länger warten lassen.“ Shikamaru tauschte einen Blick mit Tenten, doch die konnte auch nur mit den Schultern zucken. Dann folgten sie Merod zu dritt die Steintreppe herauf, einen langen Gang entlang und gelangten schließlich an dessen Ende in den ehemaligen Rittersaal der Burg.

In dem hohen Raum saßen etwa ein Dutzend Menschen um einen langen rechteckigen Tisch aus massiver Eiche herum und verstummten, als sie eintraten. Am Kopfende entdeckte Shikamaru just in diesem Moment den Burgherrn, der bei ihrem Anblick erleichtert zu sein schien. Graf Darui war ein Mann mit dunkler Hautfarbe, die in starkem Kontrast zu seinem hellen Haar stand, das ihm in die Stirn und die Augen fiel. Er war noch relativ jung, muskulös und besaß ausreichend Charisma und Durchsetzungsvermögen, um seine Leute auch in dieser Lage im Griff zu haben. Shikamaru war froh, dass es wenigstens einen Burgherrn gab, der nicht auf den Kopf gefallen war, wenn die Festung selbst zur Verteidigung nicht besonders taugte. Zudem hatte er seit ihrer letzten Begegnung seine Rüstung angelegt und trug nun ein Schwert an der Hüfte.
 

„Ah, Shikamaru, Ihr kommt genau richtig“, begrüßte der Graf sie, „nehmt Platz, wir wollen nicht noch mehr Zeit vergeuden.“ Merod grunzte zustimmend und ließ sich dann auf den Stuhl rechts neben einem älteren Mann fallen, der zwischen ihm und dem Grafen saß. Daraufhin setzte sich Shikamaru zwischen Tenten und Kankuro vier Plätze links von Darui. Mit einem schnellen Blick musterte er schließlich die übrigen Teilnehmer der Sitzung. Zwischen ihm und dem Grafen saß auf dessen linker Seite eine Frau, die vielleicht das Ende ihrer Vierziger erreicht hatte, aber dennoch zäh und autoritär wirkte, was ihr wiederum einen jugendlichen Elan gab. Dunkel erinnerte er sich, dass sie das Geschehen im Burghof koordiniert hatte, als Kiba und Neji mit ihrem Zauber den ersten Magieangriff vereitelt hatten. Auf ihrer linken Seite wiederum folgten Suigetsu und Kankuro. Dann kamen er selbst, Tenten und neben ihr endete die Reihe mit zwei leeren Stühlen.
 

Gegenüber auf der anderen Seite des Tisches entdeckte er zu seiner Überraschung den Schmied Orith aus Etris, der angeregt mit dem muskelbepackten Mann neben ihm flüsterte. Gerade als er die Menschen auf der anderen Tischseite genauer betrachten wollte – es handelte sich um einen grobschlächtigen Kerl, an dessen Seite es aufgrund seiner Werkzeuge bei jeder Bewegung klirrte, sowie einen drahtigen jungen Mann, der lebhaft auf ihn einredete, eine junge Frau, die so aussah, als könne sie ordentlich zupacken und schließlich zwei weitere Männer, die rechts von Merod saßen, – klatschte Graf Darui in die Hände und erhob sich. „Willkommen“, begrüßte sie der Graf erneut und fuhr dann etwas ernster fort: „vielen Dank, dass ihr so schnell gekommen seid.“ Er achtete nicht auf ihre erwiderten Begrüßungen, sondern fuhr fort: „Nie haben sich Etris oder die Forstburg in größerer Gefahr befunden – und leider“, er machte eine Geste in seine Richtung, „sind unsere Freunde, die für unseren rechtmäßigen König kämpfen nicht rechtzeitig eingetroffen, um uns zu warnen.“ „Sie sind Rebellen!?“, entfuhr es Orith und der Schmied warf einen ungläubigen Blick in seine Richtung und auch die anderen Teilnehmer der Runde betrachteten sie jetzt aufmerksamer.
 

Shikamaru spürte, dass Tenten neben ihm unter all den Blicken zusammenschrumpfte. Kurz dachte er darüber nach, ob es klug gewesen war, ihre Identität zu enthüllen, allerdings lehnte sich gerade ohnehin die gesamte Burg und mit ihr ganz Etris gegen die Belagerer und den Tyrannen in Oto auf, sodass es kaum einen Unterschied machen dürfte, aus welchen Gründen nun jemand Widerstand leistete. Bevor der Schmied oder ein anderer noch etwas sagen konnte, hob der Burgherr die Hand und erstickte jegliche Diskussionen im Keim. „Ja, sie sind Rebellen“, herrschte er Orith an, „aber nach dem letzten Angriff unterscheiden wir uns nicht mehr von ihnen. Oder könntet Ihr tatenlos dabei zusehen, wie unsere Feinde euer Zuhause zerstören, Orith?“ Der Schmied lief puterrot an, sagte aber nichts mehr. Darui fuhr ungerührt fort. „Erlaubt mir euch alle miteinander bekannt zu machen. Dies hier ist Bela. Sie ist meine Haushaltsvorsteherin. Suigetsu, Kankuro, Shikamaru und Tenten von den Rebellen, Merod, der Hauptmann meiner Wache, Emeric, mein Burgschmied und neben ihm sein Handwerkerkollege Orith aus Etris.“ Darui war, nachdem er Tentens Namen genannt hatte, rasch zur gegenüberliegenden Tischseite gewechselt. „Aeleis, die Vorstehende der Händlergilden, Quinn, dem trotz seiner Jugend sämtliche meiner Zimmerleute unterstehen, Hadryan als Vertreter der Steinmetze, Louvel von den Maurern und natürlich Tahir, der Dorfvorsteher von Etris.“
 

Shikamaru hatte dem Grafen aufmerksam zugehört, schließlich konnte man nie wissen, wann es gut war diese oder jene wichtige Persönlichkeit zu kennen. Seit seiner Kindheit hatte er es so gehalten und sich dabei ein bemerkenswertes Namens- und Personengedächtnis angeeignet, das ihm bei mehr als einer Gelegenheit von Nutzen gewesen war. Insgesamt wirkten die Anwesenden zwar erschüttert von dem Angriff, aber noch immer nicht bereit den gegnerischen Invasoren ihre Heimat einfach so zu überlassen. Einzig Tahir, ein Mann Mitte fünfzig mit einem nicht zu unterschätzenden Bauchumfang und kantigen Gesichtszügen, wirkte erstaunlich blass. Shikamaru konnte nur vermuten, dass es in seiner jahrelangen Erfahrung als Dorfvorsteher noch nie eine solche Krise gegeben hatte.
 

Plötzlich öffnete sich die Tür knarzend und draußen war ein kleiner Tumult zu hören, als laute Stimmen die Eindringlinge davon abhalten wollten, den Raum zu betreten. Allerdings war dieses Unterfangen erfolglos, da im nächsten Moment die schwere Holztür vollends aufschwang und ein grinsender Kiba, der gefolgt von dem riesigen Hund Akamaru und Neji, in den Raum trat und verkündete: „Und eure Retter, Graf Darui.“ Neji hinter ihm schüttelte nachsichtig den Kopf, die Arme vor der Brust verschränkt, als wäre er amüsiert über das Verhalten seines Kameraden.
 

Diese Aussage löste ganz unterschiedliche Reaktionen aus. Merod setzte sich empört in seinem Stuhl auf und knurrte: „Was erlaubt Ihr euch, Fremde!“ Der junge Quinn wirkte neugierig und Orith sah eher so aus, als würde er es bereuen seine letzten Kunden übers Ohr gehauen zu haben. Die restlichen Anwesenden blickten fragend zu ihrem Grafen, der als einziger die Ruhe bewahrte. Das, so vermutete Shikamaru, lag vor allem daran, dass Kiba mit seiner Aussage nicht unbedingt falsch lag.
 

Im nächsten Moment traten drei Wachen hinter den beiden in den Sitzungssaal. „Verzeiht, Herr, wir konnten sie nicht aufhalten. Und…“ Bei aller Objektivität konnte Shikamaru den Blick, den die Wache Neji und Kiba zuwarf, nur als Verehrung interpretieren. Es war fast nicht zu glauben, wie schnell die beiden Fremden die Loyalität der Wachen gewonnen hatten. „Wie bitte?! Mit welchem Recht betretet Ihr diesen Raum?“ Merod funkelte die Eindringlinge so wütend an, dass jeder andere vermutlich schon bei diesem Blick wieder kehrtgemacht hätte. Kiba, der in diesem Moment Akamaru hinter den Ohren kraulte, schnaubte jedoch nur verächtlich und erwiderte: „Mit dem Recht desjenigen, der dein mickriges Leben gerettet hat.“ Merod blickte ihm mit offenen Mund nach, als Kiba Bogen und Köcher griffbereit auf dem Boden abstellte und sich dann vergewisserte, dass die Messer und Dolche an seinem Gürtel, richtig saßen, ehe er ungerührt am Ende der Reihe links von Graf Darui Platz nahm. Neji nickte dem Grafen, der von der Wendung der Ereignisse nun doch etwas erstaunt wirkte, entschuldigend zu und hob den Kopf, drehte ihn in die Runde und ließ die Illusion erstehen, er hätte die Anwesenden angesehen. Bevor er jedoch Platz zwischen Kiba und Tenten Platz nahm, zögerte er kurz. Zu seiner Überraschung bemerkte Shikamaru, dass Neji offenbar kurz daran gedacht hatte, sein Schwert abzulegen. Als er jedoch festgestellt hatte, dass sich anscheinend niemand darum scherte, ließ er es dort, wo es war. Im Gegensatz zu Kiba, hinter dessen Stuhl sich nun der riesige Hund zusammenrollte, entdeckte Shikamaru zwar eine nicht ganz so große Sammlung von Messern und Dolchen an seiner Hüfte, aber in Anbetracht der Tatsache, dass er in ihrem Gepäck eine noch viel umfangreiche Sammlung gesehen hatte, musste er vielleicht sogar dankbar sein, dass sie nicht alle Waffen mitgenommen hatten.
 

Außerdem trug die Tatsache, dass Kiba und Neji mittlerweile eine Rüstung trugen, erheblich zu ihrer ohnehin schon andersartigen, einschüchternden Erscheinung bei. Er war nicht der einzige, dem dies sofort ins Auge stach. Die beiden Schmiede Orith und Emerick betrachteten ungläubig die Meisterarbeit, die keiner Rüstung glich, die ihnen bislang untergekommen sein musste. Und dennoch… Im ersten Moment wirkten die in den unterschiedlichsten Dunkelrottönen gefärbten Platten, die fein säuberlich auf einen Lederharnisch genäht waren, nur wie eine besonders schöne historische Kriegsrüstung, wie die Adeligen sie manchmal auf Festen oder Paraden trugen. Doch die winzigen Rillen, die sich spinnenartig wie dunkle Adern über den gesamten Brustpanzer zogen, vermittelten den Eindruck größter Handwerkskunst. Der Harnisch mochte zwar zerbrechlich wirken, aber Neji und Kiba gehörten nicht zu den Dummköpfen, die sich von Äußerlichkeiten blenden ließen. War das Material härter als der Stahl gewöhnlicher Rüstungen? Die Verarbeitung war auch äußerst praktisch. Durch die lederne Grundlage würden Neji und Kiba im Gegensatz zu einer reinen Stahlrüstung nicht halb so sehr ins Schwitzen geraten und bewahrten sich dabei ihre Beweglichkeit. Die Arm- und Beinschienen, Schulterpanzerung sowie Panzerhandschuhe waren ebenfalls aus Leder auf dem dicht an dicht unzählige kleine rote Platten befestigt waren. Unter der Rüstung trugen beide Hemd und Hose aus festem, mehrfach geflicktem Leinenstoff und ihre Füße steckten in gepflegten, wenn auch abgenutzten Lederstiefeln. Es war als würde er erst jetzt den wahren Kern ihres Wesens begreifen. Männer aus Stahl.
 

Graf Darui seufzte. „Nun, da Ihr schon mal hier seid, könnt Ihr auch bleiben. Ich kann nicht leugnen, dass es ohne Eure Hilfe weit mehr Opfer gegeben hätte und ich brauche jeden fähigen Mann, den ich in dieser Situation bekommen kann.“ „Vielen Dank, Darui-san“, erwiderte Neji und nickte dem Grafen zu, „da wir uns in derselben Lage befinden, werden alles in unserer Macht Stehende tun, um diese Burg zu verteidigen.“ „Wir wissen doch nicht einmal, wer diese Fremden sind, Graf Darui“, mischte sich Louvel ein, „könnt Ihr ihnen einfach so vertrauen?“ Shikamaru sah auf den Gesichtern der übrigen Anwesenden unverhohlene Ablehnung gegenüber den Fremden. „Aber sie haben unser Leben gerettet!“, widersprach zu seiner Überraschung Tenten neben ihm. „Ich, ich meine…“, stotterte sie, als sich nun die gesamte Aufmerksamkeit auf sie richtete, „Ihr könnt doch nicht verleugnen, dass sie sich als wertvoll erwiesen haben und wir ohne sie überrannt worden wären! Sollten wir in dieser Lage nicht an das Wohl aller denken und uns nicht mit Kleinigkeiten aufhalten? Sie könnten uns jederzeit wieder angreifen!“ Tenten warf Neji und Kiba einen schnellen Blick zu und verstummte dann sichtlich verlegen.
 

Einen Augenblick herrschte Stille, dann klatschte der mächtige Hadryan in die Pranken, was eine ziemliche Wirkung entfaltete, da er als Steinmetz beachtliche Oberarme besaß, und sagte: „Wohl gesprochen, meine Liebe. Ich stimme ihr zu, Graf Darui. Fangen wir endlich an, Lösungen zu suchen, statt uns mit möglichen Problemen zu befassen.“ Zustimmendes Gemurmel. Faszinierend, wie schnell eine solche Situation kippen konnte. Aus dem Augenwinkel sah Shikamaru, wie Neji Tenten ein dankbares Lächeln zuwarf. Dies fiel allerdings nicht nur ihm auf. Kankuro warf Neji über ihn hinweg misstrauische, ja fast eifersüchtige Blicke zu. Allein die Tatsache, dass sich ein anderer Mann Tenten näherte, schien auszureichen, um Kankuro beinahe seine Selbstbeherrschung zu rauben. Irgendwie war es verständlich, aber in dieser Situation war es das letzte, das er brauchen konnte. Shikamaru stieß seinem Freund einen Ellbogen in die rechte Seite und zischte ihm leise zu: „Beherrsch dich. Das ist der falsche Moment für Feindseligkeiten.“ Der Angesprochene warf ihm einen ärgerlichen Blick zu, beschränkte sich dann jedoch darauf die Maserung der Holzplatte mit seinen Blicken zu erdolchen.
 

„Nun, fangen wir endlich an“, mischte sich nun Merod ein. „Wir haben auf der Forstburg eine Wache von etwa zweitausend Mann, zuzüglich der kampffähigen Männer aus Etris kommen wir vielleicht auf die doppelte Anzahl. Der Feind dürfte in etwa achttausend haben.“ „Gut geschätzt. Es sind 7.653“, warf Neji ein. Sichtlich irritiert überging der Hauptmann der Wache diesen Einwand und fuhr fort: „Wir haben zwar den Vorteil, dass wir eine Burg verteidigen und das Gelände kennen, aber wenn die Angreifer sich für eine Belagerung entschließen, halten wir keine drei Monate durch. Dazu kommt auch noch der Zauberer und wie wir vor einigen Stunden feststellen konnten, ist die Burgmauer auch in keinem besonders guten Zustand.“ „Das kann man wohl sagen!“ Bela verschränkte die Arme vor der Brust und blickte fragend in Graf Daruis Richtung. Dieser nahm das als Aufforderung und erklärte: „Deshalb habe ich Quinn, Hadryan und Louvel herbestellt. Wir brauchen eure Fertigkeiten, um die Mauer auszubessern.“ „Noch besser wäre es das Loch in der Mauer so schnell wie möglich zu schließen“, mischte sich Kiba ein, „Ihr habt direkt vor der Mauer Bruchstücke, die wir allesamt verbauen können – je größer das Hindernis, desto besser. Wie viel Holz und Steine gibt es innerhalb der Forstburg? Würde es reichen, um die Bresche zu schließen?“ Diese Frage richtete sich an die drei Handwerker. „Wir haben kürzlich Brennholz für den Winter eingelagert, vielleicht drei Speicher voll.“, sagte Quinn. „Wir brauchen alles.“, entgegnete Kiba, „alles, was ihr irgendwie auftreiben könnt, sonst wird diese Stelle erneut Ziel eines Angriffs sein. Louvel-san, Hadryan-san, an euch ist es die Steine so zu beschlagen und zu verbauen, dass wir das Loch in der Mauer schließen können. Vorübergehend würde ich vorschlagen, so viele Schleudern und Katapulte dort zu positionieren, wie es geht. Während die Arbeiten vorgenommen werden, sollte zum Schutz der Arbeiter zudem ein Trupp Soldaten abgestellt werden. Wir haben etwa eine Woche Zeit, ehe der feindliche Magier wieder Zugriff auf seine Kräfte hat. Diese Zeit sollten wir nutzen.“ Kiba richtete sich in seinem Stuhl auf und sah nacheinander jedem der Anwesenden fest in die Augen. Von seiner provokanten Art war kaum etwas übrig. Von einem Moment zum anderen war er ernst geworden und hatte begonnen die Situation in einer Weise zu analysieren, die weder die anderen noch der Graf erwartet hatten. Im Gegenteil: Seine Vorschläge klangen einleuchtend. Aeleis nickte ihm anerkennend zu und selbst Merod schien beeindruckt. Graf Darui, der Kibas unfassbaren Schuss aus nächster Nähe gesehen hatte, wirkte beinahe so, als hätte er nun ein wenig Hoffnung wenn nicht ungeschoren, dann zumindest lebend davon zu kommen.
 

„Habt Ihr Erfahrung bei der Verteidigung von Burgen, Kiba?“, wollte der Graf wissen. „Ich weiß zumindest, was ich tue“, erwiderte dieser. „Jemand soll herausfinden, wie viele Waffen vorhanden sind. Ich gehe davon aus, dass die Soldaten ausgestattet sind, aber wir brauchen Ersatz und wenn es hart auf hart kommt, müssen wir jeden ausstatten, der eine Waffe halten kann. Alles was fehlt, muss umgehend hergestellt werden. Es wäre eine Schande zu verlieren, nur weil wir nicht ausreichend bewaffnet sind. Waffen, Schilde Rüstungen.“ Er fletschte die Zähne zu einem Grinsen und warf Orith und Quinn einen Blick zu. „Ihr zwei versteht euer Handwerk, nehme ich an?“ „Selbstverständlich!“, schnaubte Orith empört und verschränkte die Arme vor der Brust. Emerick nickte bekräftigend und besonnener. „Ich kann Euch nicht sagen, wie viele Waffen sich derzeit in der Burg befinden, aber ich denke, dass wir mit den Arbeiten umgehend beginnen können.“
 

„Es gibt noch ein paar alte Katapulte, die wir in den Kellern lagern.“, warf Bela ein. „Das müssten mindestens ein Dutzend sein.“ „Guter Gedanke!“, sagte Graf Darui erfreut, dem diese Tatsache offensichtlich entfallen war. „Sind sie funktionsfähig?“ „Das müssten wir überprüfen“, antwortete Bela. „Aber selbst wenn nicht, können wir aus den Überresten noch ein paar zusammenfügen.“ „Dann tut das bitte umgehend.“, befahl der Graf. „Kiba, kann ich darauf vertrauen, dass Ihr die Befestigung der Burg koordiniert? Ihr scheint mir ein Mann zu sein, dem ich diese Aufgabe anvertrauen kann.“ Kiba erhob sich und schlug sich auf die Brustpanzerung. Dann ließ er ein wölfisches Grinsen sehen. „Vertrau mir. Solange ich hier bin, wird diese Burg nicht so schnell fallen.“ „Gut. Dann ist dies Eure Aufgabe. Bela wird Euch die Katapulte zeigen. Bela, bring bitte auch in Erfahrung, wie es um unsere Vorräte bestellt ist“, wandte sich Darui an seine Haushaltsvorsteherin. Anschließend fuhr er fort, Kiba weitere Anweisungen zu geben. „Dann will ich, dass Ihr Euch mit Emerick und Orith über Waffen und Rüstungen austauscht. Außerdem übertrage ich Euch aufgrund Eurer Verdienste die Aufsicht auf die Befestigung der Burgmauer. Quinn, stell du mit den Mitgliedern deiner Zunft, so viele Schilde her, wie ihr könnt. Die andere Hälfte deiner Leute kümmert sich um die Gerüste für die Mauer. Zur Not können wir darauf Schützen positionieren. Hadryan, Louvel, ich will, dass ihr und eure Leute Tag und Nacht durcharbeitet und die Bresche in der Mauer befestigt. Merod, sorgt dafür, dass zwei Dutzend Eurer Männer die Arbeiten beaufsichtigen. Nun, geht! Die Leben aller hängen von eurem Geschick ab!“ Die Angesprochenen erhoben sich und riefen synchron: „Zu Befehl, Graf Darui!“ Dann marschierten sie zur Tür. Nur Kiba, Bela und Merod zögerten. Merod, weil er den Befehl an eine der Wachen vor der Tür weitergab und aller Wahrscheinlichkeit nach noch in den weiteren Beratungen gebraucht wurde. Bela blickte abwartend zwischen Darui und Kiba hin und her.
 

„Nur für den Fall“, fing Kiba an, „gibt es eine Möglichkeit die Zivillisten zu evakuieren? Ein unterirdischer Gang oder so etwas in der Richtung?“ Darui legte die Stirn in Falten, als er angestrengt nachdachte. „Bislang habe ich es noch nie erlebt, dass sich die Forstburg ernsthaft verteidigen musste“, sagte er dann, „ich…“ „Es gibt einen“, fiel ihm überraschend Tahir ins Wort. „Mein Großvater erzählte mir davon. Zu Zeiten der Totenkriege wurde ein Geheimpfad angelegt, der die Felswand, an dessen Rand die Forstburg steht, herunter in die Wälder führt. Als kleiner Junge habe ich einmal danach gesucht, aber nur einen verwitterten und überwucherten Weg gefunden, der auch von einem Wildwechsel hätte stammen können. Ich glaube kaum, dass dieser Weg begehbar ist und selbst wenn wäre es viel zu gefährlich. Allein beim Herabsteigen würden Menschen in den Tod stürzen.“, schloss der ältere Mann und wirkte ernüchtert. „Einen anderen Weg gibt es nicht?“ Kiba wirkte enttäuscht. „Meines Wissens nicht.“ „Mir ist auch weiter nichts bekannt“, ergänzte Merod. „Hmm“, machte der Graf nachdenklich. „Vielleicht wäre es vernünftig sich die Sache erst einmal anzusehen und dann ein Urteil zu fällen, Graf Darui.“, warf Shikamaru ein. „Es ist eine lange Zeit vergangen, seitdem Tahir nach diesem Weg gesucht hat. Vielleicht hat er etwas übersehen?“ „Möglicherweise habt Ihr Recht, Shikamaru.“, erwiderte der Graf. „Merod, lass dir von Tahir die Stelle beschreiben und schicke ein paar deiner Männer zur Überprüfung an die Mauern.“ „Zu Befehl, Herr!“, rief Merod, begann kurz mit Tahir zu flüstern und öffnete dann den Raum, um die weiteren Befehle an die wachestehenden Soldaten weiter zu geben.
 

„Nun zu unserer Verteidigungsstrategie“, sagte Graf Darui, als Merod sich wieder gesetzt hatte. Erstaunlich, wie sich ihre Reihen gelichtet hatten, schoss es Shikamaru durch den Kopf. Wie zum Teufel waren sie nur in dieser Krise gelandet…? Wie anstrengend… „Aeleis“, wandte sich der Graf nun an die junge Frau, die sich bis dahin eher zurückgehalten hatte, „gibt es eine Möglichkeit Kontakt zu möglichen Verbündeten aufzunehmen? Ihr kennt die Handelsrouten besser als ich.“ „Müssten wir dazu nicht erstmal durch die Reihen des Feindes schlüpfen?“, stellte Aeleis die Gegenfrage. „Das ist wahr, aber ihr seid schlau. Mit eurer Gerissenheit gelingt es uns vielleicht ein paar Gesandte zur nächsten Stadt durchzuschleusen. Ich bin sicher, unsere Nachbarn sind ebenso wenig erpicht darauf, angegriffen und belagert zu werden wie wir. Und wenn die Forstburg fällt, werden sich unsere Angreifer sicherlich nicht mit Etris und seiner Burg zufriedengeben!“ „Verlangt Ihr von mir, meine Leute in den Tod zu schicken?“ Mit einem Schlag war Aeleis‘ Stimme so hart wie die eines Kriegers. „Wenn es dazu dient, all diese Leute zu retten?“, entgegnete der Graf. „Ja, dann tue ich es!“ Ohne es zu wollen, war Shikamaru beeindruckt von seiner Entschlossenheit. Selbst unter den Rebellen gab es nicht viele, die zu solch schnellen Entscheidungen fähig waren. Aeleis starrte den Burgherrn fassungslos an.
 

„Ihr müsst das verstehen, Aeleis“, begann Darui und diesmal war eine leichte Spur von Panik in seinen Worten. „Ich bin für all diese Menschen verantwortlich-“ „Das bin ich auch, Darui“, unterbrach ihn Tahir, „aber ich glaube auch, dass es nur unnötige Opfer oder Geiseln geben wird, wenn wir versuchen mit Gewalt zu möglichen Verbündeten vorzudringen.“ Der alte Mann faltete die knochigen Hände und sah Graf Darui abwartend an, der noch immer Aeleis fixiert hatte. „Und selbst wenn es möglich wäre… Wer würde uns zur Hilfe kommen? Die Wache von Advorgar? Die Streitkräfte von Kuroda?! Glaubt ihr wirklich, jemand würde kommen und sich selbst zur Zielscheibe machen? Wir wissen nicht mal, wer unser Feind ist, Graf Darui! Verschwendet nicht Leben, die wir besser hier gebrauchen können.“ Stille trat ein. Dann sagte Graf Darui erschöpft: „Bitte, meine Freunde. Lasst uns nicht streiten. Ich ertrage es nicht, wenn dieser Angriff auch noch Zwist zwischen uns säht…“ „Wie wäre es stattdessen mit ein paar Brieftauben“, mischte sich Shikamaru ein. „Wir lassen sie in verschiedene Richtungen fliegen und schicken ein paar zur Ablenkung. Auf diese Weise wird vorerst niemand verletzt.“ „Oder Ihr verständigt Eure Familie, Shikamaru von Nara. Ich bin sicher, die Rebellen verfügen über ganz eigene Kommunikationswerkzeuge.“, warf Merod ein und Shikamaru konnte eine gewisse Genugtuung nicht überhören. Zwei Plätze neben ihm, machte Neji eine winzige Bewegung, doch es reichte, um ihm verstehen zu geben, dass er diese neue Information überaus ernst nahm.
 

Shikamaru zwang sich ruhig zu bleiben. „Ihr habt nicht unrecht, Hauptmann“, erwiderte er, „doch ehe Streitkräfte der Rebellen hier eintreffen, wird es zu spät sein. Wir wurden hierhergeschickt, um euch zu warnen und werdet ihr euch mit offener Kooperation mit den Rebellen nicht direkt zur Zielscheibe des Goldenen Kaisers machen? Darüber hinaus … es ist noch zu früh für meine Familie zu offenbaren, wem ihre wahre Loyalität gebührt.“ „Seid Ihr ein Mann oder ein Feigling?“, fauchte Merod, verstummte aber, als Darui ihn mit einer wütenden Geste zum Schweigen brachte. Shikamaru blieb still, spürte aber gleichzeitig, wie sich auch seine Gefährten bei dieser Beleidigung anspannten. „Verzeiht“, brachte Merod heraus, „das war unangebracht. Ich weiß nur nicht, wie ich eine Burg verteidigen soll mit den wenigen Männern, die ich habe.“ „Mit anderen Worten, wir haben keine Handhabe bis auf Shikamarus Vorschlag auf Hilfe von außen zu hoffen?“, fasste Graf Darui zusammen. „So scheint es“, bekräftigte Tahir. „Nun gut, Aeleis. Es tut mir leid, dass ich Euch vorhin um etwas Derartiges bitten musste, aber ich schöpfe nur alle Möglichkeiten aus, die mir bleiben. Darf ich Euch die Aufgabe anvertrauen, die Brieftauben loszuschicken? Lasst Euch wenn nötig von meinen Schreibern behilflich sein.“ „Die Nachrichten werden ankommen, Graf Darui.“, versprach die Frau und erhob sich.
 

Als sie schnellen Schrittes den Raum verlassen hatte, seufzte der Burgherr. „Wir sind auf uns gestellt, egal ob man uns zu Hilfe kommen wird. Merod, Ihr sagtet vorhin, dass Ihr etwa viertausend Soldaten habt?“ „Viertausend tapfere und ehrbare Männer.“, erwiderte Merod grimmig. „Mit Tapferkeit allein gewinnt man keine Schlacht.“ Überraschung huschte über die Gesichter der Anwesenden, als Neji zum ersten Mal die Stimme erhob. „Ihr seid ein Außenseiter“, herrschte Merod ihn an, „sagt mir nicht, wie ich meine Männer führen soll!“ „Ich würde es nicht wagen, Euch zu kritisieren, Merod-san, aber hier stehen Menschenleben auf dem Spiel und ich werde nicht zulassen, dass du diese aufgrund deiner mangelnden Erfahrung opferst.“ Merod wurde so blass vor unterdrückter Wut, dass sogar die Narbe über seiner Augenbraue rot hervortrat. „Wie könnt Ihr es wagen?“, sagte Merod so leise, dass man ihn kaum verstand. „Ich habe mein Leben dem Schutz dieser Burg verschrieben und mein Vater und dessen Vater vor ihm!“ „Ich kritisiere nicht deine Fähigkeiten“, entgegnete Neji, „aber du hast offenbar noch nie einen Angriff auf diese Burg abwehren müssen und auch wenn du zweifelsohne ein begnadeter Krieger bist, trifft das mit Sicherheit nicht auf alle Soldaten zu, geschweige denn auf die Männer von Etris. Sag mir, Merod-san, wie viele Schlachten hast du bereits erlebt? Und glaubt mir, dieses kleine Scharmützel vorhin kommt dem, was uns noch bevor steht, nicht im Mindesten nahe.“
 

Erneut herrschte Stille und Shikamaru wunderte sich insgeheim, wie Neji trotz allem so ruhig und beherrscht bleiben konnte. Dann: „Zwei“, sagte Merod, „als ich jung war. Ich weiß, wie es in einer Schlacht zugeht, Fremder.“ „Du bist zweifelsohne ein fähiger Mann, Merod-san“, antwortete Neji, „aber deine Soldaten sind unerfahren. Es gibt scheinbar keine Befehlskette, Deine Männer sind vor dem Angriff erstarrt und von einer Formation habe ich nicht viel wahrgenommen.“ „Dann müsst Ihr wohl blind sein!“, fauchte Merod, „Meine Männer trainieren-“ „Das bin ich“, fiel Neji ihm ins Wort und richtete seinen toten Blick direkt auf den Hauptmann der Wache, der Neji daraufhin so erschrocken und peinlich berührt ansah, dass er jedes weitere Wort vergessen zu haben schien. Fast war Shikamaru froh, dass er bereits von Nejis Behinderung wusste und deshalb nicht so überrascht reagierte wie der Graf und seine Leute. „Aber ich sehe Dinge, die anderen verborgen bleiben.“, endete Neji gerade. Unbeeindruckt von den Reaktionen von Merod, Tahir und Graf Darui fuhr er dann fort: „Deine Männer legen großen Wert auf Tradition, Ehrgefühl und Loyalität. Daran ist nichts Falsches, aber sie haben noch nie gegen einen echten Gegner auf Leben und Tod gekämpft. Erst recht nicht die Dorfbewohner aus Etris. Sie haben keinerlei Erfahrung damit ihre Burg gegen einen realen Feind zu verteidigen. In einem echten Kampf kommt es nicht darauf an, seinen Gegner aufrichtig entgegen zu treten, sondern mit allen Mitteln am Leben zu bleiben. Du musst deine Denkweise umstellen, Merod-san. Für eure Frauen, Kinder und Alten müsst ihr lernen hinterhältig zu sein. Listig, unvorhersehbar und furchtlos. Legt eure Skrupel ab und ich werde euch lehren, wie ihr eine Schlacht gewinnt.“ Die letzten Sätze waren an sie alle gerichtet und Shikamaru hoffte, dass dies reichen würde. Zwei Männer und ein Hund, die scheinbar aus dem Nichts erschienen waren und gerade hier bei ihnen gelandet waren, um sie zu retten. Und das war nicht einmal das erste Mal, auch im Wald, als sie von den Untoten überrascht worden waren, hatten die beiden Fremden ihnen das Leben gerettet. Ob eine höhere Macht dahintersteckte und ihre Schritte lenkte?
 

„Und was-“, wollte Merod wissen, „qualifiziert Euch dazu mehr als mich? Ihr sagtet selbst, dass zwar vorübergehend keine Gefahr mehr von dem feindlichen Magier ausgeht, aber was, wenn er seine Kraft schneller wiedererlangt, als Ihr es vorausgesehen habt?“ Neji setzte sich gerader hin und für einen Moment wirkte er gedankenverloren. „Glaubt mir, ich werde es merken, wenn der Magier früher wieder zu Kräften kommt. Ich mag zwar kein Magier sein, aber ich bin magiesensitiv.“ „Magiesensitiv?“, hakte Graf Darui nach. „Die Fähigkeit, Magie wahrzunehmen“, hauchte Tahir, „ich habe davon gehört.“ „Und nicht nur ich bin magiesensitiv“, ergänzte Neji und wandte sich dann überraschend zu seiner Rechten um. „Du bist es ebenfalls, Tenten-san.“ „Wie bitte?!“ Tenten starrte ihn fassungslos an. „Ich, ich… bin doch nicht…“ Doch Neji lächelte nur. „Du hast die Magie der Silberscheiben gespürt, noch bevor wir den Schutzzauber aufbauen konnten, oder?“ Langsam nickte sie. „Ich habe ein Kribbeln gespürt, so als hätte ich einen elektrischen Schlag bekommen.“ „Vertrau mir. Du bist magiesensitiv und ich brauche deine Fähigkeiten. Wir werden uns mit der Beobachtung abwechseln. Auf diese Weise werden wir wissen, wenn der feindliche Magier uns frühzeitig angreift.“ „Aber ich weiß nicht, ob ich das kann“, widersprach Tenten erneut. Eine unmerkliche Härte stahl sich in Nejis Gesicht, die Shikamaru überraschte. „Du musst. Oder du wirst sterben.“, sagte er. „Geht Ihr nicht ein wenig zu weit?“, mischte sich Shikamaru ein, als er sah, wie Tenten zu zittern begann. Er legte ihr eine beruhigende Hand auf den Arm und sie warf ihm einen dankbaren Blick zu, schien aber noch immer nicht beruhigt. „Nein“, winkte Neji ab, „ich bin nur realistisch. Wenn uns der Magier überrascht, ist das unser Untergang und das nächste Mal wird er selbst für Kibas Bogen weit genug entfernt sein, das versichere ich euch.“ Vermutlich wäre es auch ihr Untergang, wenn sie den Magier kommen sahen, weil sie ihm nichts entgegenzusetzen hatten.
 

„Schön und gut“, mischte sich Merod erneut ein, „Gehen wir davon aus, dass wir wissen werden, wann der Magier uns angreift, aber wieso seid ausgerechnet Ihr in der Lage meine Männer so vorzubereiten, dass diese Burg nicht schon morgen eingenommen wird?“ Neji wandte dem Hauptmann seinen Oberkörper zu und signalisierte ihm so seine Aufmerksamkeit. „Vorhin habe ich mich nach deinen Schlachterfahrungen erkundigt, Merod-san. Meine Ausbildung begann, als ich vier Jahre alt war, und danach habe ich praktisch im Krieg gelebt. Ich habe mit meinen Gefährten Schlacht um Schlacht überlebt und mein ganzes Leben lang gekämpft.“ Shikamaru starrte Neji an und auch seine Gefährten holten zischend Luft. Er hatte zwar erwartet, dass Neji und Kiba nicht normal sein konnten, aber mit so einer Enthüllung hatte er nicht gerechnet. Söldner, ja, das hatte er in Betracht gezogen, aber nicht etwas Derartiges… Wie alt mochte Neji sein? Shikamaru tat sich schwer sein Alter zu schätzen, wirkte er doch weit älter als er womöglich war. Und noch etwas ließ ihn stutzen: Er hatte im Krieg gelebt, unzählige Schlachten geschlagen? Das war nicht möglich, denn es gab keinen Krieg. Zumindest keinen offenen. Die Rebellion mochte vielleicht eines Tages zu einem Krieg führen, doch noch blieb sie im Verborgenen… Dennoch hatte er keinen Zweifel an der Wahrheit in Nejis Worten.
 

„Darui-san, ich habe mehr Erfahrung als Merod-san. Lass mich ihn unterstützen und ich verspreche bei meiner Ehre, dass ich meine Fähigkeiten dafür einsetzen werde, die Männer so vorzubereiten, dass sie dem nächsten Angriff organisierter begegnen werden. Vielleicht werde ich zu hart sein, aber wenn es dazu beiträgt, dass es ein Massaker verhindert, nehme ich es in Kauf, derjenige zu sein, den deine Männer dafür hassen, dass er sie durch die Hölle geschickt hat.“ „Ihr seid Euch Eurer Sache sehr sicher, Neji. Nun, gut. Ihr werdet Merod dabei helfen, die Soldaten vorzubereiten. Aber erstmal brauchen wir eine Strategie.“ Er blickte sich am Tisch um. „Irgendwelche Vorschläge?“
 

Shikamaru dachte angestrengt einen Moment nach. „Wie gut seid Ihr im Umgang mit Ausfällen, Merod?“ „Passabel“, gab Merod erstaunlich ehrlich zurück. „Nicht schlecht, aber auch nicht herausragend. Was genau habt Ihr vor?“ „Eine Guerilla-Taktik. Wir sind so dermaßen in der Unterzahl, dass wir sie zermürben müssen. Wir werden jede oder auch jede zweite Nacht einen Ausfall machen. Dabei werden wir mehrere Gruppen bilden, die abwechselnd schlafen, trainieren oder den Ausfall ausführen. Unsere Angreifer werden nicht mehr ruhig schlafen können.“ „Das könnte klappen“, gab Merod zu und erstmals hellte sich seine Miene auf. „Ein guter Vorschlag“, stimmte auch Neji zu. „Sehr gut“, sagte Graf Darui, „aber was machen wir, wenn der Feind entgegen all unserer Vorsichtsmaßnahmen die Mauer überwindet? Ich kann nicht verantworten, dass Unschuldige in die Kämpfe hineingezogen werden.“ „Ich würde in jedem Moment Bogenschützen auf den höheren Türmen positionieren“, schlug Shikamaru vor. Oder dem, was davon noch übrig ist, dachte er missmutig, als er sich an den höchsten Burgturm erinnerte, dessen Spitze bei Nejis und Kibas magischen Gegenangriff heruntergerissen worden war. „Gut“, stimmte Darui zu, „was noch?“ „Wir brauchen auf jeden Fall eine klare Befehlskette. Dabei baue ich auf deinen Rat, Merod-san“, sagte Neji. „Außerdem wäre eine zusätzliche Einteilung in Kavallerie und Lanzenkämpfer vielleicht nicht schlecht.“ „Lanzen?“, fragte Merod, der sich offenbar schon in der heroischen Vorstellung sah, wie er in strahlender Rüstung und hoch erhobenen Schwert seine Gegner niedermähte. „Lanzen haben eine größere Reichweite und wenn wir sie richtig einsetzen, kann man einen Angriff eine ganze Weile aufhalten.“, erklärte Neji. „Nun gut, es gibt tatsächlich einige fähige Männer unter meinem Kommando, die dazu geeignet wären.“, gab sich Merod geschlagen. „Und wie viel Pferde besitzt ihr?“, fragte nun Shikamaru, „wenn wir auf eine Ausfalltaktik setzen, dann sind Pferde unser Schlüssel zum Erfolg.“ „Mit denen von Etris?“ Merod zuckte mit den Schultern. „Vielleicht fünfhundert.“ „Fünfhundert!“, rief Tahir aus. „Das ist immerhin ein Achtel unserer Gesamtstreitkraft!“, fauchte Merod zurück. „Zur Not müssen wir halt ein paar erbeuten“, setzte Neji der Diskussion ganz pragmatisch ein Ende. Wieder erntete er ein paar ungläubige Blicke, die er allerdings entweder ignorierte oder schlichtweg nicht wahrnahm.
 

„Jemand muss den Frauen und Kindern, den Flüchtlingen aus Etris, die Lage erklären“, sagte Tenten unvermittelt, „und wenn wir angegriffen werden, muss jeder wissen, an welchen Ort er sich flüchten kann.“ „Wäre das nicht eine Aufgabe für Eure Haushaltsvorsteherin, Graf Darui?“, erkundigte sich Kankuro, der sich zum ersten Mal am Gespräch beteiligte. „In der Tat“, bestätigte Graf Darui. „Ich werde nach dieser Sitzung ohnehin das Wort an meine Männer und unsere Schwestern und Brüder aus Etris richten. Ich bin mir sicher, dass Bela einige gute Ideen haben wird und-“ Mitten im Satz wurde er von einem gewaltigen Glockenschlag unterbrochen. Neji und Merod waren die Ersten, die aufsprangen und die Hände suchend zu ihren Waffen gleiten ließen. Tahir war zusammengezuckt. „Sie greifen uns an“, flüsterte der Dorfvorsteher von Etris, „wir hatten keine Zeit. Wir werden untergehen…“ „Nein, das werden wir nicht!“, stauchte Darui ihn wütend zusammen. Mittlerweile hatten sich auch Shikamaru und die übrigen Rebellen erhoben. Ein weiterer Gong ertönte und diesmal war er noch volltönender. „Ich glaube, es ist kein Magieangriff“, flüsterte Tenten neben ihm, die sich offenbar Mühe gab ihre neuentdeckten Fähigkeiten einzusetzen. „Nein, das ist es nicht“, bestätigte Neji, der sich offenbar so stark konzentrierte, dass er für einen Moment alles andere ausblendete. „Sollen diese Bastarde nur kommen!“, höhnte Suigetsu, der bereits drei Messer in der linken Hand hielt, „wir werden ihnen einen Empfang bereiten, den sie nie vergessen werden.“
 

„Es ist kein Angriff“, sagte Neji plötzlich. „Es ist-“ Ungeachtet jeder Höflichkeit schwang die riesige Flügeltür des ehemaligen Rittersaals der Burg auf und zwei Soldaten stürzten in den Raum. „Graf Darui! Hauptmann! Der Feind hat die weiße Fahne gehisst. Es sieht so aus, als wolle er verhandeln.“ „Um Himmels willen! Kann er einem nicht mal ein paar Stunden Ruhe gönnen!“, rief Tahir aus. Er wäre schön blöd, stellte Shikamaru missmutig in Gedanken fest. Der gegnerische Kommandant verstand offenbar sein Handwerk.
 

„Hat er bereits Forderungen gestellt?“, wollte Graf Darui wissen. „Er verlangt mit dem Burgherrn, also mit Euch, zu verhandeln.“, antwortete einer der Soldaten zögernd und wechselte einen Blick mit seinem Kollegen. „Ihr dürft ein paar Eurer Gefolgsleute mitbringen. Er erwartet Euch auf halber Strecke zwischen dem Lager und der Forstburg.“ Darui atmete einmal kräftig durch, dann befahl er: „Sattle mein Pferd!“ Der Soldat zögerte einen Moment, als der Graf nicht einmal innehielt, sondern ohne Umschweife auf die Flügeltür zusteuerte und schreckte dann hoch, als dieser ihn anblaffte: „Worauf wartest du noch? Sofort!“ Der Mann salutierte hastig und ging dem Burgherrn fast fluchtartig aus dem Weg. Shikamaru hatte seinerseits Mühe mit dem energiegeladenen Fürsten mitzuhalten, der fast auf das Treffen zu brennen schien. Vermutlich würde er auch ganz alleine dem feindlichen Kommandanten entgegentreten, wenn ihm nicht vorher jemand zur Besinnung brachte und die Situation analysierte. Missmutig stellte er fest, dass eine solche Aufgabe irgendwie immer die Angewohnheit hatte, an ihm hängen zu bleiben.
 

Gerade als er sich in sein Schicksal fügen wollte, kam ihm Merod zuvor. „Ich werde Euch begleiten, Graf Darui!“ „Du kannst dir auch genauso gut dein eigenes Grab schaufeln.“ Neji hielt bei dem Tempo, das der Graf vorlegte, ohne Probleme mit. Mittlerweile waren sie auf einem Gang in Höhe der Burgmauer und Shikamaru spürte förmlich, wie Darui die Landschaft nach seinem Widersacher absuchte, der sich irgendwo vor den Toren seiner Burg befinden musste. „Wie bitte?!“ Merod, ohnehin schon gereizt, weil ihm Neji noch vor gut einer Minute ständig widersprochen hatte, hielt abrupt an und Shikamaru stöhnte innerlich. Fehlte nur noch, dass sie sich an Ort und Stelle die Köpfe einschlugen. Dann konnte ihr Feind vor den Toren picknicken.

„Ich werde Graf Darui begleiten.“, stellte Neji mit einem Ton fest, der keine Widerworte duldete. „Was würde wohl passieren, wenn das eine Falle ist? Würde die Forstburg standhalten, wenn der Feind Graf Darui und dich umbringt?“ Merod öffnete den Mund und schloss ihn dann wieder. „Ich bin nicht so wichtig wie du und ich versichere dir, dass man mich nicht so schnell überrumpeln wird.“ Merod atmete dreimal tief durch und tauschte einen Blick mit dem Grafen, der ebenfalls angehalten hatte und auf einen Punkt vor der Mauer fixiert war. Shikamaru spähte ebenfalls hinunter und entdeckte eine kleine Gruppe von sechs Mann zu Pferde, die eine weiße Flagge gehisst hatten.
 

„Er hat recht, Merod.“, mischte sich Graf Darui unerwartet ein. Der Hauptmann der Wache warf Neji noch einen Blick zu. „Gut“, knurrte Merod dann, „Gut, aber wenn Graf Darui etwas zustößt, werde ich Euch dafür verantwortlich machen! Nun, entschuldigt mich, ich muss meine Männer für einen Kampf bereitmachen! Wer weiß schon, was passiert…“ „Macht Euch keine Sorgen, Merod, ich werde ebenfalls mitkommen.“, ließ sich Shikamaru herab zu sagen, gerade als Tenten, Kankuro und Suigetsu aufholten. Tenten hielt sich die Seiten und schnappte halb erschöpft, halb erschrocken nach Luft. „A-aber… Shikamaru“, stammelte sie. „Warum schlitzen wir dem Bastard nicht die Kehle auf? Dann haben wir Ruhe“, ließ sich Suigetsu vernehmen, der sein Messer nicht mal beim Laufen weggesteckt hatte. Neji war nicht in der Lage jemanden einen vernichtenden Blick zuzuwerfen, aber die mörderische Aura, die auf einmal von ihm ausging, wäre wohl jedem aufgefallen. „Hast du überhaupt einen Funken Ehre im Leib?“ Suigetsu setzte zu einer wütenden Erwiderung an, als der Graf die aufkeimende Auseinandersetzung im Keim erstickte. „Ich werde niemanden angreifen, der unter dem Schutz der weißen Flagge an mich herantritt. Ich danke Euch beiden für Euer Angebot. Ihr könnt mich begleiten.“ Erleichterung durchflutete Shikamaru als er sich endlich mit Neji und dem Grafen auf den Weg machte. „Seid vorsichtig!“, rief Tenten hinter ihnen her und ihre Finger klammerten sich an die gewaltigen Steinquader der Mauer. Suigetsu schnaubte verächtlich, nur Kankuro war ungewöhnlich still, doch darüber konnte er jetzt nicht nachdenken.
 

Als sie endlich im Burghof ankamen, herrschte aufgeregte Hektik. Überall rannten Menschen herum, die von der Ankunft des gegnerischen Kommandanten offenbar in Panik geraten waren. Shikamaru konnte ein kleines Mädchen sehen, das in den Armen seiner Mutter bitterlich weinte. Irgendwo glaubte er Bela zu hören. Eine Schar Soldaten kam ihnen in den Weg, die allerdings erschrocken Platz machten, als sie ihren Burgherrn erspähten. „Wo ist dieser Nichtsnutz?!“, schimpfte Graf Darui, der offenbar auf der Suche nach dem Soldaten war, den er vorausgeschickt hatte, um sein Pferd zu satteln.
 

Im Gegensatz zu diesem war Neji schneller. Shikamaru hatte keine Ahnung, wie er es gemacht hatte, aber auf einmal tauchte er neben ihm auf seiner Schimmelstute auf. „Hier.“ Überrascht und dankbar nahm Shikamaru die Zügel eines der Burgpferde entgegen, die Neji ihm hinhielt. „Danke“, sagte er und saß auf. Auf dem Rücken seines Pferdes kontrollierte er seine Waffen. Außer einem Dolch besaß er nichts, um sich zu verteidigen. Zudem trug er anders als Neji und der Graf keine Rüstung. Na, das kann ja heiter werden, dachte er missmutig, wenn sie jemanden herauspicken, um diesen zu meucheln, werde ich unter Garantie der Erste sein. „Dies sind Verhandlungen“, sagte Neji plötzlich, als hätte er seine Gedanken erraten, „unter der weißen Flagge zu töten ist ein Frevel, der seine Ehre auf ewig beschmutzen würde. Mach dir keine Sorgen, Shikamaru-san, sollte er es dennoch wagen uns anzugreifen, werde ich ihn schneller töten, als er sein Schwert heben kann.“ Shikamaru schluckte und betrachtete seinen Verbündeten in der filigranen Rüstung und dem Schwert an der Seite, als er an die Seite des Grafen ritt. Seltsamerweise verschafften ihm die Worte ein wenig Erleichterung.
 

„Was genau verstehst du unter ‚sofort‘ nicht, Perek?!“ Shikamaru sah überrascht zu einem jungen Burschen, den der Graf damit beauftragt hatte sein Pferd zu satteln. Eben jenes, einen prachtvollen Dunkelbraunen hielt der Soldat nun am Zügel und reichte ihn Darui. „Verzeiht mir, Herr. Ich habe so schnell gehandelt, wie es mir möglich war.“ Perek verneigte sich und sagte dann zu Shikamarus Überraschung: „Ich bin sicher, es ist in Hauptmann Merods Sinne, wenn ich Euch begleite. Er kann Euch nicht schützen, falls dies eine Falle sein sollte und ich will Euch nicht sehenden Auges in den Tod geschickt haben.“ Erst jetzt fiel Shikamaru auf, dass der junge Soldat ebenfalls ein Pferd mit sich führte. Es war eine hellbraune Stute, die ihn immer wieder sanftmütig anstuppste. „Ein Grünschnabel wie du?“ Darui sackte in sich zusammen. „Wenn das so weitergeht, sind wir dem Untergang geweiht.“, murmelte er zu sich selbst. „Wie lange dienst du der Forstburg schon, Perek?“ „Ein halbes Jahr“, antwortete der Angesprochene zögerlich, „aber das bedeutet nicht, dass meine Treue weniger wert ist als die der anderen!“, setzte er schnell hinzu. „Lasst mich mit Euch kommen, Graf Darui, ich würde mein Leben geben, um Eures zu retten.“
 

„Wohl gesprochen. Graf Darui dieser Bursche mag zwar jung sein, aber äußerst vielversprechend. Hauptmann Merod spricht in den höchsten Tönen von ihm.“, warf ein verschrumpelter alter Mann von der Seite ein; Shikamaru hatte nicht einmal bemerkt, dass er da war. Perek wurde unter dem Lob so rot, dass Shikamaru ihn kaum mehr von einer Tomate unterscheiden konnte. „Es wäre doch in Ordnung, wenn ich Euch ebenfalls begleite nicht wahr, Herr? Ich bin zwar alt, aber mein Wissen könnte Euch in dieser Situation nützlich sein.“ „Ihr erscheint nicht zu meiner Sitzung, weil Ihr etwas nachschlagen wollt, Elmrothas, aber jetzt wollt Ihr mich begleiten?“ „GRAF DARUI! MEINE GEDULD IST ERSCHÖPFT! IHR HABT MICH LANG GENUG WARTEN LASSEN! TRETET MIR GEGENÜBER ODER LEBT DAMIT, DASS ICH EUCH NOCH VOR DER NACHT ERNEUT ANGREIFEN WERDE!“ Mit einem Schlag wurde es totenstill. Der Klang der verstärkten Stimme dröhnte durch die gesamte Festung. Perek war kreidebleich geworden, wirkte aber immer noch entschlossen. Ohne weiter nachzugrübeln schwang er sich auf sein Pferd und nahm ein Banner entgegen, das das Wappen der Forstburg zeigte: Eine goldene Burg, die den Mittelpunkt eines Kreuzes bildete, auf dessen vier Arealen eine Eichel, ein Gerstenhalm, ein Kastanien- und ein Ahornblatt auf grünem Grund zu sehen waren.
 

„Na, schön. Perek, Elmrothas, ihr begleitet uns.“, durchbrach Graf Darui die Stille. „Folgt mir, ich werde diesem Bastard nicht erlauben, mich noch einmal als Feigling darzustellen.“ Der Burgherr schwang sich auf sein Pferd. Der alte Mann in seinen zerknitterten Kleidern, der – wie Shikamaru vermutete – wohl der Bibliothekar der Forstburg war, hatte einige Mühe es seinem Herrn gleichzutun. Erst als Perek ihn mit einem Ruck hochzog, kam er unter Schnaufen oben an. Graf Darui war unterdessen auf das Tor zugeritten, Neji an der Seite.
 

„Öffnet das Tor! Das ist ein Befehl!“, brüllte er die Soldaten an, die auf der Stelle strammstanden. „Wie Ihr wünscht, Herr!“ Ein Soldat salutierte, machte eine Handbewegung und seine Kameraden an den Winden setzten sich in Bewegung. Unter lautem Knarzen hob sich das Eisengitter in die Höhe. Gleichzeitig schoben jeweils sieben Soldaten die beiden riesigen Eichenflügel des Tores nach außen auf. Das Holz war zwar alt, aber an Robustheit hatte es über die Jahre nichts eingebüßt. Vermutlich lag die Schwierigkeit eher darin, dass es vor der Belagerung den Besuchern immer offen gestanden hatte und kaum bewegt worden war. Mit einem gewaltigen metallischen Knacken rasteten die Winden ein und das Gitter stand still.
 

Shikamaru stieß seinem Pferd die Hacken in die Seite und folgte den anderen, die schon in leichten Trap verfallen waren. Einen Moment senkte sich der Schatten des Durchganges über ihn, dann passierten sie die gewaltige Burgmauer und das Tor spuckte sie vor den Mauern der Burg wieder aus. Gerade als er wieder die Abendsonne über sich spürte, erklang ein lautes Bellen hinter ihnen. Shikamaru sah über die Schulter und stellte fest, dass im Hof der Burg Aufregung ausgebrochen war. Er vernahm laute Stimmen, etwas fiel klappernd zu Boden und Geschrei wurde laut, das sich in wütende Flüche verwandelte. Im nächsten Moment schoss Akamaru wie ein Pfeil hinter ihnen her. Der gewaltige Hund war kleiner als die Pferde – aber nur wenig. Innerhalb weniger Augenblicke schloss er zu ihnen auf, ein Bündel aus reiner Kraft und Wildheit, dem etwas Unzähmbares anhaftete, vor dem die Pferde auf der Stelle scheuten. „Brrr!“, rief Perek, als sein Reittier bockte und der Bibliothekar entging einem Sturz nur, weil Neji, dessen Pferd als einziges nicht scheute, beherzt in die Mähne von seinem Pferd griff. Der Graf und Shikamaru selbst, schafften es irgendwie ihre Rösser zu beruhigen, ehe sie sich lächerlich machten. „Was zum…?!“, entfuhr es dem Burgherrn, als er in einem Halbkreis zu ihnen zurückgekehrt war. „Akamaru“, sagte Neji erfreut, beugte sich über den Hals seines Pferdes und tätschelte dem riesigen Hund den Kopf. Akamaru bellte laut, ein tiefes, kolossales Geräusch, und Shikamarus Pferd warf nervös schnaubend den Kopf. „Es scheint, als wolle er uns anstelle seines Herrn begleiten“, schmunzelte Neji und deutete in Richtung des feindlichen Heereslagers. „Beten wir, dass er ihnen einen so gewaltigen Schreck einjagt, dass sie von allein wieder verschwinden“, knurrte Graf Darui und gab seinem Pferd die Sporen.
 

Shikamaru folgte dem Burgherrn mit den Augen und erspähte in einiger Entfernung die kleine Gruppe, die er schon von der Mauer aus gesehen hatte. Kurze Genugtuung überkam ihn, als ihm aufging, dass sie gebührend Abstand zu hielten, um den Bogenschützen der Forstburg kein Ziel zu bieten. Nicht mal Kiba konnte so weit schießen. Shikamaru reihte sich neben Neji ein, der seine Schimmelstute offenbar mühelos an die linke Seite des Grafen gelenkt hatte. Wie eine Pfeilspitze galoppierten sie nun auf die noch immer gehisste Weiße Flagge zu.
 

Als sie näherkamen, konnte Shikamaru langsam mehr erkennen als nur unförmige Silhouetten. Außer dem gut erkennbaren Anführer, der sich etwas vor den anderen postiert hatte, waren es größtenteils Krieger, doch einer der Reiter trug seinen Arm in einer Schlinge. War das…? „Da ist er.“, sagte Graf Darui grimmig und blickte ihre Gegenüber an, bei denen langsam Details sichtbar wurden. Alle waren bewaffnet und wirkten im Gegensatz zu den Soldaten der Forstburg wie erfahrene Veteranen. Ihrer zusammengewürfelten kleinen Gruppe fehlte es in jeder Hinsicht an dieser Selbstsicherheit. Shikamaru suchte nach einer Schwachstelle, doch die Männer strahlten eine grimmige Entschlossenheit aus und sie warteten schweigend unter der noch immer hoch gehobenen weißen Flagge. Daneben hing noch eine zweite Standarte. Obwohl er in seinem Leben einige Stunden der Heraldik gewidmet hatte, hatte er das Wappen noch nie gesehen. Eine rote Sanduhr auf goldenen Grund. Kam dieser Kommandant aus dem Süden?
 

Langsam verringerten sie das Tempo und dann endlich erreichten sie ihre Angreifer. Als sie nur noch zehn Meter entfernt waren, schwang sich der Anführer ihrer Gegner aus dem Sattel, um ihnen, begleitet von zwei seiner Krieger, entgegenzutreten. Graf Darui war der erste, der sich vom Pferd schwang und auf die Fremden zuging. Perek blieb stoisch sitzen, das Banner erhoben, und richtete den Blick auf die drei noch berittenen Männer des Feindes. Neji stieg ebenfalls elegant von seinem Pferd. Der Gelehrte jedoch plumpste eher unbeholfen zu Boden. Shikamaru selbst beeilte sich an die Seite des Grafen zu gelangen, um diesen nicht schutzlos auf sich gestellt zu lassen. Er machte sich keine Illusionen. Dies mochten zwar Verhandlungen unter Waffenstillstand sein, aber was hielt den Feind davon ab sie nicht trotzdem alle umzubringen? Das war zwar ehrlos, aber deutlich effektiver als zu warten, bis die Burg sich von selbst ergab – und wie viel Ehre konnten sie von einem Söldner erwarten? Denn dass es sich bei diesen Leuten um gedungene Klingen handelte, war daran zu erkennen, dass niemand das Banner der Uchiha oder des Kaisers selbst trug.
 

Ein leises Knurren riss seine Aufmerksamkeit auf sich und er sah wie Akamaru zu dem Grafen aufschloss und seine Flanke deckte. Der riesige Hund, der vom Boden noch weit beeindruckender wirkte als hoch zu Ross, hatte die Ohren gespitzt, die Lefzen hochgezogen und den Blick unverwandt auf die Soldaten vor ihm gerichtet. Mit Genugtuung stellte Shikamaru fest, dass nicht nur ihre Pferde vor dem riesigen Hund scheuten, sondern auch die des Feindes, nervös schnaubten und tänzelten. Vielleicht waren sie doch nicht so hilflos, wie er geglaubt hatte.
 

„Ich bin Graf Darui, Herr über die Forstburg und Schutzpatron von Etris. Ihr habt nach mir verlangt, Fremder? Doch gebt mir vorher eine Antwort, warum Ihr so unvermittelt über uns herfallt, meine Leute abschlachtet und direkt unsere Mauern attackiert? Was wird uns vorgeworfen? Oder seid Ihr nur ein Haufen schmutziger Räuber?“, begrüßte der Burgherr seinen Belagerer mit grimmiger Miene und scharfen Worten. „Habt Dank für Eure Kooperationsbereitschaft, Graf Darui.“ Der Anführer der feindlichen Armee trat vor und ging auf den Grafen zu. Seine Stimme war dunkel und voll und beherrscht, kühl sogar, als hätte Darui ihn nicht soeben beleidigt. Dass er sich zudem einen neutralen Gesichtsausdruck bewahrte, obwohl Akamarus Augen ihm mit jedem Schritt folgten, sprach ebenfalls für große Selbstbeherrschung und Führungsstärke. Er war groß gewachsen, hatte rostrotes Haar, das in der Abendsonne einen noch intensiveren Farbton annahm, und trug eine Rüstung, die aus einem engmaschigen Kettenhemd sowie metallenen Schutzschienen an Unterarmen- und beinen und kunstvollen Schulterstücken bestand, die der Handarbeit eines Meisterschmiedes würdig waren. Darunter blitzte ein Wams aus teurem, aber dennoch robusten, schlichten Stoff hervor und seine Füße steckten in festen Lederstiefeln. Den langen, weiten Umhang hatte er zurückgeworfen und seine behandschuhte Hand ruhte auf dem Heft eines Schwertes lag. Dessen Scheide war mit Shikamaru völlig unbekannten Runen und Zeichen verziert. Ihn fröstelte, als er zulange auf die Waffe starrte, und er wandte den Blick ab. „Erlaubt mir, mich vorzustellen“, sagte der Fremde und musterte die Gruppe des Grafen nacheinander. In seinem Gesicht war nicht zu erkennen, was er von dieser Ansammlung an bunten Gestalten hielt, nur als er Elmrothas anblickte, zuckte es kurz darin „Mein Name ist Gaara von Sabakuno und ich stehe im Moment unter Befehl des Goldenen Kaisers, seiner Hoheit Malao.“
 

Neben ihm zog Elmrothas scharf die Luft ein und murmelte etwas vor sich hin, das wie „Uzuno! Ich wusste es!“ klang, und auch Shikamaru kam der Name vage bekannt vor. Von Sabakuno… Seine Augen huschten zu dem Wappen, das auf dem Banner direkt unterhalb dem des Kaisers prangte. Eine Sanduhr mit rotem Sand gefüllt, der ganz durchgelaufen war und vom stilisierten Umriss einer Sonne umschlossen wurde. Shikamaru runzelte die Stirn. Wenn er sich recht erinnerte, sah das Wappen der fernen Wüstenlords aus Uzuno anders aus. Der Sand war schwarz und nur halb durchgelaufen, weil die wankelmütigen Herren niemals klar Position bezogen, und auch der Umriss der Sonne fehlte. War das eine Abwandlung, die der Fremde für sich beanspruchte, weil er im Vergleich seines Clans andere Ideale hatte?
 

„Und weshalb…“, fragte Graf Darui, „nehmt Ihr Euch das Recht heraus, Etris und die Forstburg anzugreifen? Wir haben in der Vergangenheit stets unsere Abgaben an den Kaiser geleistet. Malao-“ „Ihr solltet vielleicht nicht ganz so vertraulich mit dem Namen des Kaisers umgehen.“, schlug einer von Gaaras Begleitern belustigt zu. „Ihn ohne korrekten Titel zu nennen - dafür hätte man Euch in Oto den Kopf abgeschlagen.“ Graf Darui warf dem Sprecher einen wütenden Blick zu, aber ehe er etwas erwidern konnte, hob der junge Kommandant die Hand und brachte seinen Vasallen mühelos zum Schweigen. Dann suchte er Daruis Blickkontakt. Shikamaru sah, wie dieser einen Moment lang zögerte und dann deutlich höflicher fortfuhr: „Der Goldene Kaiser hat keinen Grund eine so unbedeutende Stadt ohne Vorwarnung und ohne sich zu erklären anzugreifen.“ Es fühlte sich an, als hätte Graf Darui bereits verloren, nur weil Gaara von Sabakuno das stille Duell zwischen ihnen zu seinen Gunsten entschieden hatte. „Dies bestreite ich nicht. Aber“, setzte der fremde Feldherr nach, „es gibt Grund zur Annahme, dass Etris und die Forstburg im Geheimen die Anhänger des Betrügers Minato von Konoha unterstützt, der sich selbst einen König nennt.“
 

Shikamaru spürte, wie er vor Wut die Fäuste ballte. Wie konnte er es wagen, den rechtmäßigen König dieses Landes zu verleumden? Minato würde niemals Unschuldige angreifen lassen, um seine Position zu sichern. Nicht wie diese feigen Bastarde, die sich Etris‘ Schutzlosigkeit zu Nutze gemacht hatten.
 

„Habt Ihr Beweise für diese Anschuldigung?“, mischte sich überraschend der Gelehrte Elmrothas ein, „nach meinen Informationen ist Kronprinz Minato von Konoha ebenso wie der Rest der königlichen Familie vor Jahren im Inferno umgekommen, als sie Schutz bei Verbündeten suchten und von dieser Tragödie ereilt wurden. Ich denke nicht, dass Etris oder die Forstburg in der Lage wären einem Geist Unterstützung zu gewähren, meint Ihr nicht auch?“ Der versteckte Spott ließ Shikamaru erschaudern. Entgegen seiner äußeren Erscheinung war Elmrothas gerissener, als es den Anschein hatte.

„Ich versichere Euch, dass Minato von Konoha höchst lebendig ist.“, antwortete Gaara und zuckte dann mit den Schultern, als würde ihn das alles nichts angehen. Aber er war ein Söldner. Was verstand er von Loyalität? Den nächsten Krieg schon mochte er gegen den Goldenen Kaiser führen, den er im Moment noch diente. Trotzdem fuhr er fort: „Ebenso wie seine Frau, sein Sohn und seine Armee, die mit ihren Taten nichts als Unruhe in dieses Land gebracht haben. Doch dies geht uns hier nichts an. Ich gebe Euch die Möglichkeit friedlich aus diesem Konflikt zu gehen, Graf Darui. Wenn Ihr seiner Majestät, dem Goldenen Kaiser Eure Loyalität schwört, soll niemandem ein Leid geschehen. Ich sichere Euch in seinem Namen Unterstützung beim Wiederaufbau von Etris, Versorgung der Verletzten und eine Position bei Hofe zu. Geht Ihr auf mein Angebot ein, werde ich den Großteil meiner Truppen abziehen und Etris wie bisher erlauben seine Position als Handelsknotenpunkt zugunsten der Hauptstadt wiederaufzunehmen.“ Gaara von Sabakuno sah Graf Darui direkt an. „Glaubt mir, Graf Darui, auch ich will weitere Opfer vermeiden.“
 

Und doch würde er nicht zögern erneut anzugreifen, wenn er von seinem Kontrahenten nicht die passende Antwort bekam… Er sagte es nicht, aber es hätte nicht deutlicher sein können, dass er nicht vorhatte seinen Befehl zu missachten. Ansonsten kann er seinen Sold wohl in den Wind schreiben, fuhr es Shikamaru durch den Kopf, während er zu Graf Darui hinüberblickte, der zögerte. Er mochte zwar Minatos Ideale teilen, aber in erster Linie war er für das Leben der Menschen in Etris und der Forstburg verantwortlich. Ein Kniefall vor dem Kaiser könnte seine Leute retten, ohne noch einen weiteren seiner Vasallen zu verlieren, die auf ihn zählten.
 

„Du sprichst in schönen Worten, Gaara von Sabakuno.“ Nejis Stimme war so leise, dass man sie hätte überhören können, wenn er nicht so einen eisigen Tonfall angeschlagen hätte. „Warum sagst du dem Grafen nicht, was du wirklich willst? Ich bin nur ein Reisender, aber selbst ich habe verstanden, dass es dir nicht um Loyalität gegenüber deinem Herrn geht, sondern darum die Kontrolle über die Handelsrouten zu erlangen und diesem Minato von Konoha einen wichtigen Verbündeten, von dem du glaubst, dass er ihn in Gestalt der Forstburg innehat, zu entreißen. Oder hast du vor Etris lediglich als Lockvogel zu benutzen, um ihm selbst habhaft zu werden?“ Die Direktheit dieser Worte überraschte Shikamaru beinahe noch mehr, als der Mut sie im Angesicht des Feindes auszusprechen. Zudem hatte Neji Gaara einfach geduzt. Das war Shikamaru schon vorher aufgefallen. Gaara und auch Graf Darui bekleideten ganz klar eine höhere Position als Neji und doch zögerten er und Kiba nicht eine Sekunde, wenn sie Respektspersonen auf Augenhöhe ansprachen. Nachdem er geendet hatte, brach unter Gaaras Leuten wütendes Gemurmel aus, denen diese Respektlosigkeit gegenüber ihrem eigenen Anführer offensichtlich mehr zusetzte, als jedes Spottlied auf den Goldenen Kaiser es je könnte. Auch der Kommandant selbst wirkte kurz irritiert, aber noch etwas Anderes weckte Shikamarus Aufmerksamkeit. Es schien so, als hätte Neji noch nie von der politischen Lage Konohas gehört, aber innerhalb eines Augenblickes bereits mehr verstanden als viele andere Politiker.
 

Ein Soldat trat von hinten an Gaara von Sabakuno heran und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Dann zog er sich rasch zurück. Gaara musterte Neji danach umso genauer. Anscheinend hatten auch Gaaras Untergebene nicht vergessen, wie viele ihrer Kameraden durch Nejis Klinge gefallen, wie viele von Akamaru zerfleischt worden waren und wie viele durch Kibas Pfeile den Tod gefunden hatten. „Ihr überrascht mich, Fremder“, wandte er sich nun höflich, aber direkt an Neji, „wieso solltet Ihr Euch in diesen Konflikt einmischen, wenn er Euch im Grunde genommen nichts angeht? Wenn Ihr es wünscht, könnt Ihr augenblicklich gehen. Weder der Goldene Kaiser noch ich haben ein Interesse daran mehr Leute als nötig in diesen Konflikt mit hineinzuziehen.“ Er hatte Recht. Vermutlich hatte Gaaras Begleiter Neji erkannt und diese potentielle Gefahr seinem Herrn unverzüglich mitgeteilt. Die Intelligenz mit der der Heerführer die Situation handhabte, ging weit über das hinaus, was gewöhnliche Feldherren zustande gebracht hätten. Wenn Gaara sich Neji – und auch Kiba –, die keiner der beiden Konfliktparteien verpflichtet waren, auf so einfachem Wege entledigte, brauchte er nur noch die Tore einrennen und könnte die Forstburg innerhalb weniger Stunden einnehmen. Das wusste Gaara vermutlich nicht, aber die Belagerung würde dennoch um ein Vielfaches schneller zum Erfolg führen. Wie war es möglich, dass ein solcher Konflikt so stark von der Entscheidung zweier Männer abhängen konnte!?
 

Shikamaru warf Neji einen besorgten Blick zu und auch der Graf, Perek und Elmrothas wirkten beunruhigt. Sie brauchten Nejis Wissen über die feindliche Magie. Sie brauchten ihn, um die Soldaten auszubilden, und sie brauchten Kiba für die Verteidigung der Burg. Doch wer sagte ihnen, dass sie ihre Entscheidung nicht einfach umstoßen konnten? Schließlich gab es für sie keinen Grund loyal gegenüber Menschen zu sein, mit denen sie nichts verband? Ein spöttisches Lächeln trat auf Nejis Gesicht. „Ich wurde schon auf kreativere Weise zu bestechen versucht, aber du bist wahrlich der Erste, der mich auf so einfachem Wege loswerden will, statt mich für sich zu gewinnen. Du bist sehr klug, Gaara von Sabakuno und ich bedauere, dass ich dich nicht zu meinen Verbündeten zählen kann. Ich lehne dein Angebot aus zwei Gründen ab. Erstens: Ich stecke bereits inmitten dieses Konfliktes, seit ich mithilfe meines Gefährten deinen Magier kampfunfähig gemacht habe. Der Pfeil, der ihn schachmatt setzt, wurde von meiner Familie hergestellt. Der Schild, der seine Magie aufhielt, wurde von jener erschaffen, der ich mein Leben verschrieben habe, und das Feuer, das Eure Soldaten bei lebendigen Leibe verbrannt hat, ist Kriegsmagie, der sich meine Familie bedient.“ Ein Wispern ging durch die Reihen der feindlichen Soldaten. „Zweitens: Bei meiner Ehre! Ich werde niemals – niemals! – dabei zusehen, wie Unschuldige wie diese Bauern und ihre Kinder für die Machtkämpfe einzelner Männer sterben. Solange ich lebe, werde ich der Schild sein, der sich vor die Schwachen stellt und ich werde die Klinge sein, die auf Unterdrücker wie euch niederkommt. Zu oft musste ich Kinder sehen, die unter Klingen niedergemetzelt wurden, und wenn ich das auch nur einmal verhindern kann, so soll mir das genug Antrieb sein.“ Überrascht von der Intensität seines Ausbrauches, musterte Shikamaru Neji erneut. Einen solch hohen Idealismus hatte er ihm gar nicht zugetraut.
 

Gaaras Augen verengten sich, doch bevor er etwas sagen konnte, trat der Mann vor, der seinen Arm in der Schlinge trug, und schob sich beinahe grob an seinem Anführer vorbei. Ebenso wie Gaara war sein Haar flammend rot, doch ansonsten hatten sie nicht viel Ähnlichkeit. Er selbst war relativ klein und ihm fehlte der Körperbau des Kriegers, aber seine grauen Augen blitzten zornig. In diesem Moment sah Shikamaru sich in seiner Vermutung bestätigt, dass es sich bei diesem Mann um den feindlichen Magier handelte. Vermutlich nagte es an seinem Stolz, auf eine solche Weise ausgeschaltet worden zu sein. „Ihr habt Euer eigenes Todesurteil unterschrieben! Ich werde nicht ruhen, bis Euer Leichnam tot zu meinen Füßen im Staub liegt. Ich werde Euch lehren, was es bedeutet mich, Sasori vom Roten Sand, einen der herausragendsten Magier, heraus zu fordern. Ihr werdet-“ „Genug, Sasori. Dies ist nicht der Zeitpunkt für Vergeltung.“ Gaaras Finger bohrten sich in die unverletzte Schulter Sasoris, er selbst fixierte aber immer noch Neji, ehe er hinzusetzte: „Noch nicht.“ Auch Gaara hatte die Schreie seiner Männer nicht vergessen, die in den Flammen der Feuermagie verbrannt waren…
 

Dann löste er seinen Blick von Neji, bedeutete seinem Magier zurückzutreten, was dieser nach kurzem Zögern mit einem säuerlichen Gesichtsausdruck auch tat, und wandte sich anschließend wieder dem Grafen zu. „Graf Darui, ich frage Euch nun ganz direkt: Nehmt Ihr die großzügigen Kapitulationsbedingungen seiner Majestät Malao, dem Goldenen Kaiser, an oder entscheidet Ihr Euch zu kämpfen? Seid jedoch gewiss, dass Ihr meiner Armee nichts entgegen zu setzen habt.“
 

„Ihr habt mir nicht unbedingt Zeit gelassen mich auf dieses Treffen vorzubereiten“, erwiderte Graf Darui, „Ihr habt Etris überrannt und seine Bewohner massakriert und gejagt. Jetzt schlagt ihr mir einen Weg vor, mit dem ich die übrigen retten kann. Ihr werdet sicherlich verstehen, dass ich Zeit brauche, um eine so wichtige Entscheidung treffen zu können.“ Er spielt auf Zeit, wurde Shikamaru klar. Obwohl Graf Darui seine Wut nicht verbergen konnte, war er doch so besonnen zu verhandeln – er konnte es sich nicht leisten, ein solches Angebot einfach in den Wind zu schießen.
 

„Elender Bastard!“, knurrte einer von Gaaras Leuten. „Wenn wir Euch töten, bringen wir die Forstburg sofort zu Fall!“ „Ferid!“ Doch es war zu spät. Der Soldat hatte bereits einen Dolch gezückt und stürzte sich auf den Burgherrn zu. Shikamaru war wie erstarrt und auch von den anderen hatte sich keiner vor Schreck gerührt. Es gab nur zwei Menschen, die schnell genug reagierten. Ehe Ferid auch nur zwei Meter weit gekommen war, war Neji schon mit einer fließenden Bewegung zwischen den Angreifer und sein Opfer geglitten. Er machte drei, vier Bewegungen mit den Händen und ein lautes Knacken ertönte, wie ein trockener Zweig, der zerbrach. Der Dolch glitt dem Angreifer aus den plötzlich kraftlosen Fingern und fiel nutzlos in den Staub. Einen Moment später rang hatte Gaara seinen Untergebenen zu Boden. Akamaru knurrte tief in der Kehle, den Körper wie zum Sprung geduckt.
 

„Ferid“, knurrte Gaara, „habe ich dir nicht klar zu verstehen gegeben, dass in meiner Gegenwart unter der Weißen Fahne niemand auch nur einen Kratzer davontragen wird?“ „Das habt Ihr, Herr“, presste Ferid zwischen den Zähnen hervor. Schweiß stand auf seiner Stirn und sein Handgelenk hatte einen seltsamen Winkel – gebrochen. Einen Moment lang sah Gaara auf seinen Untergebenen herab, den er in den Staub drückte. „Ich werde mich später mit dir befassen, in meinen Reihen dulde ich keinen solchen Ungehorsam.“ Damit erhob sich der Rothaarige mit einer kraftvollen Bewegung. Ferid war nur noch in der Lage zu nicken wie ein geprügelter Hund und er rappelte sich dann langsam auf, um in den Hintergrund zu schleichen.
 

„Graf Darui“, fuhr der Anführer der Söldner dann fort, „vergebt meinem Untergebenen. Wie Ihr seht, möchte auch er diesen Konflikt so schnell wie möglich beenden. Ich gebe Euch einen Tag. Morgen Abend um dieselbe Uhrzeit werde ich genau hier auf Euch warten. Kommt Ihr nicht oder entschließt Ihr Euch mich zu Eurem Feind zu machen, werde ich die Forstburg erneut angreifen. Und Ihr könnt sicher sein, dass sie diesmal zu Staub zermalmen werde.“ Mit diesen Worten drehte sich der feindliche Kommandant um und saß auf seinem Pferd auf, einem sandfarbenen Wallach, dessen ganzer Körper nur so vor Kraft vibrieren schien. Gaaras Leute, der Magier Sasori von Akasuna durch seine Schulterverletzung ein wenig behindert, beeilten sich es ihrem Anführer gleich zu tun. Einzig Ferid hatte mehr Probleme, doch niemand bot ihm Hilfe an.
 

„Kommt“, forderte nun auch Graf Darui ihn und die anderen auf. „Wir gehen.“ Er schwang sich auf sein Pferd, während es an Shikamaru hängen blieb Elmrothas zur Hand zu gehen. Neji jedoch hatte sich nicht von der Stelle gerührt und sah noch immer Gaara nach, den Kopf leicht schief gelegt, als würde er lauschen. „Du hältst dich für sehr stark, nicht wahr, Gaara von Sabakuno?“ Seine Stimme hielt den Mann auf, der sein Ross zügelte und sich zu ihm umdrehte. Sein Gesichtsausdruck war unleserlich, doch er senkte nicht den Kopf, sondern starrte den fremden Krieger von oben herab an. Neji kümmerte sich nicht darum, sondern fuhr unbeeindruckt fort: „Doch lass mich dir noch eins sagen: Auch für dich läuft die Zeit ab und weder deine Armee noch dein Magier noch diese Klinge an deinem Gürtel werden dich davor bewahren können. Nicht nur du weißt, wie man Schlachten gewinnt.“ Eine Sekunde hielt Gaara inne, dann wandte er sich wieder ab und gab er seinem Wallach die Sporen, um in die entgegen gesetzte Richtung davonzureiten. Endlich drehte sich auch Neji um und ging zu seiner Schimmelstute, die treu auf ihn wartete.
 

Shikamaru spürte beinahe körperlich, wie die Anspannung von ihm abfiel. Er hatte gar nicht gemerkt, wie sehr ihm diese Situation zugesetzt hatte. Er war ein Beobachter. Er hatte erkannt, was für ein Mensch sein Gegner war und hatte einen Tag, um darüber nachzudenken, wie er ihn zu Fall bringen konnte, doch sein Bauchgefühl sagte ihm, dass Gaara von Sabakuno niemand war, der sich von einer halbherzig zusammengeschusterten Strategie beeindrucken ließ.
 

~ [ ♦ ] ~
 

„Was ist passiert?“ Tenten blickte ihn noch besorgter an als vor der Sitzung. Sie hatten sich auf der Burgmauer getroffen, von wo aus sie einen guten Blick hatten und gleichzeitig relativ ungestört reden konnten. Die wachhabenden Soldaten in der Nähe kümmerten sich nicht um sie, sondern starrten nervös zum Lager des Feindes hinüber. Graf Darui hatte sich unterdessen mit Merod und Elmrothas zu einer weiteren Beratung zurückgezogen. Shikamaru warf seiner unschuldigen Begleiterin einen, wie er hoffte, beruhigenden Blick zu, der leider nicht viel Wirkung zeigte. „Nun sag schon, Shikamaru!“ Selbst Suigetsu konnte seine Neugier nicht verbergen. Nur Kankuro starrte ausdruckslos in die Ferne, wo sich die zahlreichen Zelte der Söldner erhoben. „Unser Gegner ist Gaara von Sabakuno, einer der Wüstenlords aus dem Süden. Ich bezweifle nicht, dass wir es mit einem Gegner zu tun haben, den wir nicht unterschätzen dürfen. Er mag zwar jung sein und nicht so erfahren wie andere, auch wenn ich mir da gar nicht so sicher bin, aber er ist auf keinen Fall dumm. Sein Angriff mag zwar grausam gewesen sein, aber er selbst erschien mir Prinzipien zu haben, Grenzen, die er nicht überschreiten wird. Er hat jedoch seine Befehle, aber-“
 

„Du glaubst, man kann mit ihm verhandeln, wenn er Darui ein Ultimatum gestellt hat?“, hakte Suigetsu nach. „Er schien es auf jeden Fall vermeiden zu wollen, dass Unschuldige-“ „Er wird seine Meinung nicht ändern.“ Kankuro sah sie noch immer nicht an und Shikamaru fiel wieder ein, wie seltsam er sich schon die ganze Zeit benommen hatte. „Woher willst du das wissen?“, fragte Suigetsu ein wenig taktlos. „Ich kann mich nicht erinnern, dass du bei den Verhandlungen anwesend gewesen bist, Fettwanst. Oder auch nur wichtig genug dafür wärst.“, setzte er bissig hinzu. Tenten blickte nun besorgt zu Kankuro, der sich immer noch nicht gerührt hatte. Im Vergleich zu sonst prallen Suigetsus Sticheleien wirkungslos an ihm ab. Er schien mit seinen Gedanken weit weg zu sein, was mehr als untypisch für ihn war. „Kankuro?“, wagte sie sich vorsichtig vor.
 

„Wenn man jemanden kennt, dann braucht man ihn nicht zu treffen, um zu wissen, was er tun wird.“ Tausend Fragen flackerten in Shikamaru auf. Eine nahm ihm Tenten ab. „Du kennst diesen Gaara, Kankuro?“ Sie wog ihre Frage sorgfältig ab und genau daran erkannte Shikamaru, dass auch ihr bewusst war, auf was für einem Minenfeld sie sich hier bewegten.
 

Kankuro lachte freudlos auf. „Ob ich ihn kenne?“ Und endlich drehte er sich zu ihnen um und blickte sie geradeaus an. Doch der Ausdruck in seinem Gesicht erschreckte Shikamaru. Es war eine Mischung aus Leid, einer lang vergessenen Wut und Hilflosigkeit. „Natürlich kenne ich ihn!“, sagte Kankuro, „Gaara von Sabakuno ist mein Bruder.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr lieben :)

Lange, lange ist es her, dass wir zuletzt ein Kapitel hochgeladen haben, aber nach wie vor liegt uns sehr viel an Heldenlied. Es macht einfach Spaß diese Geschichte zu entwickeln, sie weiter auszubauen und viele Zusammenhänge in unserer Welt zu knüpfen - allerdings macht das auch verdammt viel Arbeit, weil wir euch natürlich etwas Vernünftiges zum Lesen und nichts Halbherziges geben möchten. Allein in diesem Kapitel, das zum ersten Mal nur von einer von uns stammt, gab es unheimlich viele Dinge zu beachten: Wie soll die Rüstung der Helden aussehen? Wen braucht man alles für die Verteidigung einer Burg? Welche Möglichkeiten haben die Verteidiger und wie schaffen wir es, dass jeder zu Wort kommt? All das und noch einiges mehr, musste beachtet und diskutiert werden, sodass sich dieses Kapitel leider sehr verzögert hat. Wir hoffen, es gefällt euch trotzdem. Das nächste wird vermutlich schneller kommen und diesmal hat dann Sorca den Löwenanteil :) Schließlich müsst ihr ja auch wissen, wie es bei den anderen weiter geht XD

Wir hoffen jedenfalls, dass ihr Spaß beim Lesen hattet und uns hoffentlich noch weiterhin treu bleiben werdet (-trotz all unserer langen Wartezeiten ;)).

alles Liebe

moony (& Sorca) Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu diesem Kapitel (7)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Azarel31
2017-08-15T08:53:48+00:00 15.08.2017 10:53
Ich warte immer noch auf ein neues Kapitel das lest mich nicht mehr schlafen ich warte seid Monaten ich hoffe ihr schreibt bald weiter
Von:  Levisto
2016-10-31T16:03:49+00:00 31.10.2016 17:03
Ich liebe euch! Vor 4 Tagen hab ich mich echt gefragt, wann es bei euch vlt weiter geht und prompt wae ein neues da *.*
Gott diese Geschichte ist so facettenreich. Und das da viel Überlegungen dahinter stecken ist verständlich. Und jetzt habt ihr Gaara eingebaut - als Kankuros Bruder. Ihr habt wohl noch nicht genug Arbeit *lach*

Ich freue mich IMMER auf ein neues Kapitel und warte darauf auch mal ein halbes Jahr.
Liebe Grüße
Levisto
Von:  kimje
2016-10-27T21:06:14+00:00 27.10.2016 23:06
Sehr schönes Kapitel.
Die kleinen Infos, die man über Neji und Kiba erhält sind klasse. Mich wundert es,
dass es bei Shikamaru noch nicht "bing" gemacht hat. Ich bin schon gespannt, wenn
man alle Puzzelteie hat. Auch darauf wie das Verhältnis von Hinata und Neji ist.
Immerhin widmet er ihr sein Leben. Als Tenten würde ich da stutzig werden.

Ich hoffe es geht ganz bald weiter.
Grüße kimje

Von:  funnymarie
2016-10-26T22:26:26+00:00 27.10.2016 00:26
Ein ganz tolles Kapitel
Ich bi gespannt, wie es weiter geht
Lg funnymarie

Von: abgemeldet
2016-10-25T09:53:19+00:00 25.10.2016 11:53
Hii
Ich hoff es hat keiner mitbekommen das ich wärend des Unterrichts das Kapitel gelesen habe, wollte nich aufhören zu lesen war soo spannend!
Ich bin gespannt wie der rest darauf reagiert das Gaara von Sabakuno der Bruder von Kankuro ist. Und ob die sich jetzt noch weiter die Köpfe ein rennen.
Ich habe keine Kritik dafür war das Kapitel einfach zu cool!
Hoffe es geht bald weiter.

Lg crazy-Shinigami


Von:  AmayaInuzuka
2016-10-24T22:51:30+00:00 25.10.2016 00:51
Holly crap, jetz musste ich mich kurz mal wieder einlesen, aber nachdem ich dieses kappi durchhatte musste ich die drei davor auch gleich wieder lesen. und sie sind so spannend, umfassend, abwechslungsreich und einfach nur kreativ geschrieben das man sich sofort wieder in der Geschichte verliert. Absolutes Kompliment!
Normalerweise verlier ich nach langer Pause das Interesse, aber hier geht das einfach nicht. Ich MUSS einfach wissen wie es hier weitergeht.
Gaara als gegnerischer Feldherr mit Sasori an seiner Seite- genial!
Kiba und Neji sind einfach nur cool, Shika wie immer bedacht, aber auch lässig. Tenten wird auch schon ;)
Weiter so!! Bin absolut begeistert. Zählt mitunter zu den besten FFs die ich bisher gelesen habe!
Von:  Mizislife
2016-10-24T18:28:32+00:00 24.10.2016 20:28
Wirklich einer der besten Geschichten die ich je gelesen hatte<3<3.
Bitte schreib bald wieder weiter!!
LG Mizislife


Zurück