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Zeugen der Zeit

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Zeugen der Zeit

4.000 Mio. v. Chr.

„Na klasse! Da kühlt sich dieser Planet endlich ab und was bekommen wir? Nebel, Dreck, Gestank und Schlamm!“

„Tempesta, reg dich ab. So beginnt es immer. Und der Schlamm ist ein gutes Zeichen…“

„Ach ja? Du hast ja auch keine teuren Himmelsandaletten an und dir die Fußnägel frisch lackiert!“
 

3.200 Mio. v. Chr.

„Aestas! Da hat sich was bewegt. Da, da, da, siehst du?“

„Da auch! Toll! Endlich kommt Bewegung in die Sache. Ist das spannend!“

„Aber gruselig sehen die Dinger doch aus…“

„Warte, bis die ersten Vielzeller kommen.“

„…wieso?“

„Wirst du schon sehen.“
 

600 Mio. v. Chr.

„Aestas, ich hasse dich!“

„Was denn? Ich habe dir doch nur den gerade entstandenen Vielzeller gezeigt…“

„Du hast mir ein Monster unter die Nase gehalten!“

„Gar nicht! Nur ein klitzekleines…“

„Monster ist Monster, da spielt die Größe keine Rolle!“
 

430 Mio. v. Chr.

„Guck mal, Tempesta, ein Cephalaspis lyellii!“

„Ein was?“

„Guck einfach mal!“

„Das sieht komisch aus mit dem dicken Kopf und dem komischen Panzer…“

„Das ist ein Exoskelett.“

„Und du bist ein Besserwisser!“
 

380 Mio. v. Chr.

„Aestas, da krabbelt was an Land!“

„Ein Ichthyostega, wenn ich mich nicht irre.“

„…“

„Was denn? Ist das nicht toll?“

„Doch. Aber gar nicht toll ist, dass du mich immer belehren musst!“
 

360 Mio. v. Chr.

„Und da schwimmt er, der letzte Coccosteus…“

„Und da wird er gefressen, der letzte Coccosteues von einem… Nostolepis, glaub ich.“

„Armes Kerlchen…“

„Na, du weißt doch: Fressen und gefressen werden.“

„Du bist so sensibel wie ein Meteor!“
 

235 Mio. v. Chr.

„Aestas, da ist der erste Dinosaurier! Ist das nicht toll?“

„Oh ja!“

„Und niedlich ist der! Richtig süß!“

„…süß?“

„Ja, süß. Warum?“

„Ihr Frauen seid manchmal seltsam… Da seht ihr das erste Exemplar einer neuen Gattung und alles, was euch dazu einfällt, ist ‚Süß!“
 

67 Mio. v. Chr.

„Wow, ein T-Rex!“

„…“

„Was ist?“

„Hast du keine Angst?“

„Nö, warum?“

„Na, der ist so groß, dass er mit einem seiner Zähne deinen Schädel mal eben knacken könnte.“

„Hat der gar nicht nötig: Der macht einen Happs und dann sind wir weg.“

„Wenn man das so siehst… Kauen muss er sicher nur bei richtig großer Beute…“

„Noch nicht mal. Der reißt sich nur Fleischstücke raus und schluckt dann.“

„…“

„Mhm?“

„Was meinst du, wie oft er deswegen Magenprobleme hat?“
 

7 Mio. v. Chr.

„So langsam werden die ganzen Viecher ja langweilig… Kann nicht mal noch etwas anderes passieren?“

„Tempesta, etwas mehr Respekt vor der Evolution und dem Leben!“

„Ach, stell dich nicht so an. Du klingst ja schon wie der Göttervater höchstpersönlich.“

„Und du wie ein verzogenes Kind.“

„…“

„Mir die Zunge rauszustrecken ist übrigens nicht gerade erwachsen.“

„Ist doch egal. Du… Oh, guck mal, was der Affe da macht! Der geht ja auf zwei Beinen!“
 

5 Mio. v. Chr.

„Mann, ist das ein Monster!“

„Gigantesque!“

„Wahnsinn!“

„Megalodös!“

„Nur gut, dass der Hai uns nicht sehen kann…“

„…sicher?“

„Aaaaaah!“

„Tempesta? …das war doch nur ein Scherz… Natürlich kann er uns nicht sehen. Wir sind doch nur Zeugen der Zeit, nur Beobachter. Tempesta? Tempesta…?“
 

130.000 v. Chr.

„Die Mammuts sind ja echt beeindruckend! Wie mutig, dass die Höhlenmenschen sie jagen.“

„Schau, sie haben eine richtig ausgeklügelte Technik! Wie sie…“

„Der Mammut trampelt die Leute ja tot! Da müssen wir was tun! Komm, wir helfen ihnen! … Lass mich los! Wir müssen helfen!“

„Das dürfen wir nicht!“

„Stell dich nicht so an, die STERBEN!“

„Wir dürfen nicht, Tempesta. Wir sind nur Beobachter, Zeugen der Zeit. Ganz egal, was passiert, wir dürfen nicht eingreifen.“

„…“

„Bitte schmoll nicht.“

„Ich weine, du Idiot!“
 

2.700 v. Chr.

„Schon komisch, wie schnell sich die Menschen entwickelt haben, was? Erst klettern sie noch auf Bäumen rum, dann bauen sie Häuser und jetzt das…“

„Ja, die Sphinx ist schon ziemlich gewaltig.“

„Tempesta?“

„Ja?“

„Geh etwas bei Seite. Die Nase bricht gerade ab…“
 

333 v. Chr.

„Da sind so weit gekommen und was tun sie? Sich gegenseitig bekriegen.“

„Wie dumm. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn die Mammuts sie alle totgetrampelt hätten…“

„Dafür sorgen gerade die Pferde und die Kriegselefanten.“

„Schon komisch wie die Menschen so ticken, was?“
 

46 v. Chr.

„Warum lassen sich die Menschen eigentlich immer beherrschen? Die Römer hatten doch so etwas wie eine Demokratie… Und jetzt das. Dieser Kerl wird zum Diktator! Begreifen die denn nicht, was sie da tun?“

„Ich glaube, sie müssen noch viel lernen. Und Cäsar wird ihnen sicher einige Dinge beibringen.“

„Du bist ja heute wieder sarkastisch…“

„Wetten wir, dass Cäsar nicht der letzte Diktator von Rom wird?“
 

31 n. Chr.

„Ich finde es nicht gut, dass sie ihn ans Kreuz nageln. Er hat doch nichts getan. Er versucht doch nur, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.“

„Genau das dürfte das Problem sein.“

„…“

„Weißt du, ich denke, man wird ihn nicht vergessen. Dieser Mann wird Spuren hinterlassen, die sich nicht auslöschen lassen.“

„Meinst du?“

„Da bin ich mir sehr, sehr sicher.“
 

398 n. Chr.

„…Rom ist nicht mehr, was es war…“

„Nein, wirklich nicht.“

„Es geht unter.“

„Dem ist wohl so.“

„Kümmert dich das gar nicht, Aestas, wo wir doch so lange diese Stadt und ihre Menschen beobachtet haben?“

„So lange? Es sind nur ein paar hundert Jahre gewesen, wohingegen wir vorher Millionen von Jahren Fische, Amphibien und Reptilien beobachtet haben.“

„Ja, aber die Menschen sind etwas anderes. Sie sind uns ähnlich.“

„Mhm.“

„Jetzt sag schon: Kümmert es dich nicht, dass es mit der römischen Zivilisation den Bach runtergeht?“

„Doch. Es ist traurig, aber es wird weitergehen.“

„Sicher, aber es wird nicht mehr das Gleiche sein.“

„Das ist es nie. Aber weißt du… Irgendwie werden die Menschen einen Weg in die Zukunft finden, ihren Weg. Sie werden entweder überleben oder sie werden sich mit ihren Kriegen gegenseitig umbringen und…“

„Das klingt reichlich hart.“

„Das sagst ausgerechnet du? Wolltest du nicht, dass sie alle von Mammuts totgetrampelt werden?“

„Da hatte ich sie noch nicht gern.“

„…“

„Was?“

„Komisch, das aus deinem Mund zu hören.“

„…“

„Mir die Zunge rauszustrecken ist unangemessen.“

„Vielleicht. Ich tu’s aber trotzdem.“

„…“

„Glaubst du, sie schaffen es und entwickeln sich weiter?“

„Entweder das oder es wird irgendjemand anderes kommen.“

„Wie meinst du das?“

„Dass die Menschheit untergeht und dann irgendwer anderes ihren Platz einnimmt. Vielleicht sind es ja die Ameisen, die Tempel aus Zucker bauen und in Türmen leben, die bis zu den Sternen reichen.“

„…“

„…“

„Wir werden dabei sein, nicht wahr?“

„Ganz genau. Wir werden immer dabei sein.“



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