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dea et canis

~*~Göttin und Hund~*~
von

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Kapitel 2 - waiting period

Kapitel 2 - waiting period
 

Schwer atmend blickte Akito auf den roten Stück Stoff, der immer noch vor ihr lag. Ihre Wangen waren gerötet, doch sie konnte sich nicht daran erinnern, ob sie geweint hatte oder nicht. Wieso hatte sie Shigure eigentlich vertrieben? Wieso musste genau in solch einem Moment wieder diese unhaltbare Angst in ihr hochgekommen und den Menschen vertreiben, den sie eigentlich am meisten schätzte? Wieso? Eine Antwort auf diese Frage stand wohl weit entfernt von Akito, sehr weit, vielleicht sogar nie zu erreichen.

Und da war es wieder, dieses heiße Gefühl an ihren Wangen, das mit jeder Sekunde tiefer und tiefer wanderte. Tränen, es gab keinen Zweifel.

„Verdammt!“, mit einem lauten Schrei und einem dumpfen Schlagen kommentierte Akito dieses seltsame Gefühl welches sich wie ein Lauffeuer in ihrem zarten Körper ausbreitete. Sie hasste sich dafür das sie IHN vertrieben hatte, doch es wäre in eine unmöglich Situation geschlittert, hätten sie so weiter gemacht. Erst jetzt fielen ihr wieder die letzten Worte von Shigure ein.

‚Ich würde mich freuen, wenn du ihn anprobierst..’ bedeute das soviel wie er wollte sehen, wie der Kimono ihr stand oder lediglich ihr beim Umziehen zusehen? Wieso war sie sich ihrer eigenen Gedankengänge nicht mehr sicher? Es schmerzte einfach nur ungeheuerlich nicht zu wissen was die Person, die man mochte, dachte. Ein Gefühl, das einen innerlich zerreißen würde, auf die Dauer hin, je länger es dauerte, um die Wahrheit zu erkennen. Es war einfach nur zum verrückt werden …

Innerlich glühte Akitos Herz schmerzhaft auf, je öfters ihre Gedanken zurück zu den Gesten wanderten die Shigure ihr offenbart hatte. Der Moment, als diese warme Decke um ihre Schultern gelegt wurde und er sie liebevoll an sich gezogen hatte. Sein Körper war so unvorstellbar warm gewesen, ein Gefühl, das das Familienoberhaupt nicht kannte. Die letzte Umarmung war jahrlang her gewesen und nur von ihrem Vater auf sie übertragen worden.
 

Mit jedem Gedanken, mit jedem Sinn, der eine Linie in ihren Kopf brannte, damit ein Bild erschuf, wurden die Tränen mehr und mehr.
 

Grob krallte Akito ihre Finger in den weichen Stoff des Kimonos, befleckte diesen mit der salzigen Flüssigkeit ihrer Tränen, während sie angestrengt versuchte jedes noch so leise Schluchzen in sich runterzuschlucken. Es war niemand da, der so hören konnte und dennoch fühlte sie sich beobachtet. Der Gedanke an den sanften Kuss, den seine weichen Lippen auf ihrem Handrücken hinterlassen hatten, brannte sich tief in Akitos Seele. Sachte drückte sie den seidenen Stoff näher an sich, versuchte den Geruch, der darauf lag auf sich zu übertragen in der Hoffnung, aus diesem würde sich wieder diese Wärme offenbaren, die sie zuvor gefühlt hatte, als Shigure noch hier gewesen war. Wieso war er einfach so gegangen? Hatte er nicht einfach stur bleiben können und zu versuchen ihr zu versichern, dass er nicht gehen wollte? Es schmerzte ungemein nicht zu wissen, wieso eine Person handelte, wie sie eben handelte. Auch wenn es dumm klang. Vollkommen in Gedanken versunken hatte Akito den Kimono zur Seite gelegt, ihre zarten Hände zitternd auf ihre Schultern platzierte und begann sachte damit, sich ihren Festtagskimono herab zustreifen. Es fühlte sich falsch an diesen zu tragen, wenn sie doch gar nichts zu feiern hatte. Es war falsch diesen schlichten Kimono diesem wunderbaren Geschenk vorzuziehen. Außerdem war niemand hier, niemand würde sie erwischen und hinter ihr Geheimnis kommen. Ohne Scham oder gar eine Spur von Zögern, gab Akito ihren nackten Oberkörper preis der deutlich mehr Weiblichkeit besaß, als man unter diesen ständig weiten Yukatas erkennen konnte. Für die anderen der Sohma Familie war sie ein Mann, und niemand hatte jemals einen Zweifel daran erhoben. Niemand außer ER, denn er wusste, dass sie kein Mann war. Dass das Familienoberhaupt im Grunde eine freundliche Frau war, wenn man nur zuließ, dass sie sich öffnen konnte. Absurd..
 

Erneut traten Tränen in ihre Augen, wanderten wie Regentropfen an einem Blatt, ihre Wangen herab und benetzten nun den entblößten Oberkörper, als sie sich von dem Kinn von Akito lösten. Mittlerweile hatte sie die Ärmeln des Kimonos komplett von ihren Armen gelöst, und dieser wurde nur noch von dem Gürtel zusammengehalten, der elegant sich um ihre Hüfte geschlungen hatte. Es war Zeit auch diesen zu entfernen. Vorsichtig lösten die schmalen Finger von Akito den Knoten des schwarzen Stück Stoffs, zogen sachte daran, um schließlich das wertlose Ding neben sich auf den Boden gleiten zu lassen. Mit einem Mal fiel der seidene Stoff von dem Körper von Akito, entblößte einen kompletten Blick auf den weiblichen Körper, den sie sogar vor dem Menschen versteckt hielt, den sie mochte. Sie hätte seinen Wunsch doch einfach nachgehen können, es war nichts dabei gewesen. Sie hätte ihn bitten können nicht auf sie zu blicken und er hätte ihren Wunsch ohne einen Einwand befolgt.
 

Genauso, wie er einfach das Anwesen verlassen hatte, weil sie es wollte …

Weil Akito wie immer ihre eigenen Gefühle nicht unter Kontrolle halten konnte …
 

Sachte erhob sich das Familienoberhaupt nun, der eben noch getragene Kimono fiel mit einem dumpfen Geräusch zu Boden, während Akito zu dem neuen, viel schöneren Stück griff. Sie würde es anziehen, für ihn, für sich und weil der Kimono es verdient hatte. Es war so ein traumhaft schönes Stück, dass man davon ausgehen konnte, dass es ein maßgeschneidertes Stück war. Wie viel Shigure wohl dafür bezahlt hatte? Ein sachtes Lächeln stahl sich auf ihren Lippen, während ihre dunkeln Augen jedoch immer noch traurig die Tränen ihres Herzens vergossen. Für den Bruchteil einer Sekunde schlossen sich Akitos Augen, als sie den weichen Stoff des neuen Kimonos über ihren Körper streifte und ihn somit ihrer Form anpasste. Die Seide legte sich wie eine warme Umarmung um ihren Körper, jedoch wohl darauf bedacht, nicht zu viel ihrer weiblichen Reize preiszugeben. Shigure hatte wirklich das perfekte Stück ausgesucht, der weinrote Stoff unterstrich ihre schöne Haut und harmonierte wundervoll mit ihren Augen. Die Augen, die eben den Mann der ihr dieses wundervolle Geschenk gemacht hatte, hasserfüllt angeblickt hatten. Und erneut quollen diese Augen in einem Meer aus Tränen über. Zitternd verschloss Akito so schnell es ging ihren Kimono, bevor sie erneut zu Boden sank und mit ihrer Stirn gegen das Holz des Tisches schlug. Nicht stark, jedoch kräftig genug, um einen Knall zu erzeugen. Ihre Arme hatte sie um ihren Kopf geschlungen und weinte nun bitterliche die Tränen, die sich die Wochen über angestaut hatten, die Tränen die immer versuchten zu kam, wenn er nicht da war. Jene Tränen, die er zu verhindern wusste.
 

„Shigure.. komm zurück.. komm zu mir..“, murmelte sie leise in den weinroten Stoff der langen Ärmel des Kimonos, durch den Tränenfluss verwandelten sich diese verzweifelten Worte jedoch nur in ein Schluchzen, das unverständlich war.
 

Die langen Stunden des feierlichen Weihnachtsabends zogen sich massiv in die Länge und Hatori entschloss sich doch, vor Mitternacht das Anwesen frühzeitig zu verlassen. Er konnte sich auf Yuki verlassen, dass dieser auf Kisa und Hiro achtgeben würde. Außerdem konnten die Beiden auch in dem großen Haus übernachten. Viel mehr kümmerte es den Arzt, wieso Shigure den ganzen Abend über nicht aufgetaucht war. Zwar hatte er erwähnt, dass er kurz Akito einen Besuch abstatten wolle, doch hatte Hatori nicht erwartet, das dieser so lange dauern würde. Vielleicht war es Akito so schlecht gegangen, das Shigure beschlossen hatte zu bleiben, doch wiese hatte sein alter Freund ihn dann nicht Bescheid gegeben, er wusste doch ganz genau, wie kritisch Akitos gesundheitlicher Zustand manchmal war. Immer noch warf der Himmel weiße Flocken auf die Bevölkerung herab, welche sich in den Haaren von Hatori verfingen und dort für einen Moment verweilten, bevor auch sie sich zu Wasser verwandelten. Der Duft des frischen Zimts und des Weihnachtspunsches kratze immer noch verführerisch in der Nase des Sohma Arztes, wollte ihn dazu bewegen umzudrehen und wieder an der Feier teilzuhaben, doch sein Gefühl hielt ihn klar vor Augen, das er sehen musste, was im Haupthaus vorging. Vor allem das Shigure sich nicht bei ihm gemeldet hatte gab Hatori einen Grund sich Sorgen zu machen.
 

Auf den Straßen der Stadt waren einige Paare unterwegs, die scheinbar den Abend über weg gewesen waren und nun sich zurück nach Hause zogen, um dort noch die letzten Stunden des Abends zu genießen. Ein schöner Anblick, wenn auch gleich ein Trauriger. Doch davon würde sich Hatori nicht die Zeit stehlen lassen, er musste sich beeilen um nicht in den Weihnachtsverkehr zu geraten und eventuell an einer Ampel zwanzig Minuten zu warten. Denn dann würde seine Ungeduld und seine Sorge ihn eiskalt überfallen und alles nur noch schlimmer machen, nein, diesen Stress würde er sich heute Abend nicht aussetzen..

Der Schneefall wurde immer stärker, je mehr die Nacht ihre volle Stunde anschlug und nach einer langen Zeit, die dem Arzt dank der Kälte nur noch länger vorkam, hatte er schließlich das Haupthaus der Sohmas erreicht. Das große Eingangstor war einen Spaltbreit geöffnet, ein deutliches Zeichen dafür, das Shigure tatsächlich hier gewesen war …

„Man sollte ihm endlich beibringen, das man Türen hinter sich zu schließen hat..“, zischte Hatori leise zu sich selbst, beinahe schon geflüstert, als hätte er Bedanken daran, dass ihn jemand hören konnte. Doch hier war niemand, das Haupthaus war zu Weihnachten immer leer gefegt gewesen. Ohne Leben – noch schlimmer als an sonstigen Tagen. Ein tiefes Seufzen verließ die Lippen des Arztes, als er schließlich in das Anwesen trat und die Tür hinter sich, wie es zuvor auch eigentlich hätte, seien sollen, schloss. Der große Garten war in ein tiefes Weiß gehüllt, nur einzelne, graue Felsen zeugten noch davon, das hier einst eine wunderschöne Gartenlandschaft gewesen war. Sachte senkte Hatori seinen Blick auf den Boden, es waren keine Spuren im Schnee die darauf hinwiesen, dass sich vor Kurzem jemand hier aufgehalten hatte. War er doch nicht hier gewesen? Oder überhaupt nicht gegangen?

Am besten würde er zu Akito gehen, so schnell wie möglich und sich bei diesen nach den Verbleib seines Freundes erkunden. Nicht das Shigure etwas passiert war.
 

Gefährlich genau auf den Weg achtend, stapfte Hatori durch den hohen Schnee, der unter sich eine kalte, rutschige Eisfläche verbarg. Vielleicht war Shigure ausgerutscht und hatte sich kräftig den Hintern an dem kalten und vor allem harten Eis verletzt. Bei diesem Gedanken musste Hatori unvermeidlich breit grinsen, allein die Vorstellung daran einen seiner besten Freunde total durchnässt im Schnee sitzen zu sehen, mit einem mehr als nur perplexen Ausdruck im Gesicht war unbezahlbar. Vor allem bei Shigure hätte er solch einen Blick gerne einmal gesehen, wohl hätte sich der Hausarzt mehr als nur amüsiert.

Ohne den Blick von dem Boden abzuwenden, begann Hatori damit, in seiner Jackentasche eilig nach dem Schlüssel zu suchen, mittlerweile setzte ihm die Kälte doch einigermaßen zu, sodass er so schnell wie möglich zurück in das warme Haus wollte.

„Komm schon kleiner Schlüssel..“, mit diesen Worten hatte er schließlich das kleine, lästige Ding gefunden, näherte sich sachte der Tür und hob seinen Blick an, um das Schlüsselloch nicht zu verfehlen.
 

„Shigure?!“, überrascht rief Hatori den Namen seines Freundes aus, als er diesen eingeschneit vor der Tür sitzen sah. Die schwarzen Haare waren verklebt und die Wangen ungesund rot gefärbt, während von seinem Mund aus ein weißer Nebel ausging. Die linke Wange des Hundeträgers war mit Blut befleckt und eine Kratzspur aus 3 Abschnitten zeichnete sich darauf ab. Für einen Moment herrschte eine drückende Stille zwischen den beiden Familienmitgliedern, nur ihre Augen musterten sich gegenseitig.
 

„Du bist früher zurück, als ich dachte..“, man hörte deutlich aus der Stimme von Shigure, dass er müde war, allerdings geduldig auf die Rückkehr von Hatori gewartet hatte, wohl auch darauf achtend, das Akito nicht das Haus verlassen würde. „Ich dachte mir ich warte hier auf dich, unter anderem auch, damit ich verhindern kann, sollte Akito versuchen das Haus zu verlassen..“, nach diesen Worten hatte sich Shigure vorsichtig wieder hochgezogen, stand jedoch mehr als nur wacklig auf seinen Beinen. Es wirkte beinahe so als hätte ihn die Kälte mehr zu schaffen gemacht, als er eigentlich zugeben wollte. Vor allem Hatori würde diese Feinheit seiner Gesundheit nicht entgehen, er war Arzt, also brauchte Shigure nicht einmal auf den Gedanken kommen, zu versuchen ihn zu täuschen. Doch anscheinend versuchte der Hundeträger Hatori gerade allein schon mit seinem ruhigen Stimmton klar zu machen, das es ihm gut ging und das nichts passiert sei.
 

Was für ein verdammt mieser Schauspieler Shigure doch war, lächerlich.
 

„Hast du sie wütend gemacht?“, erst jetzt erhob Hatori das Wort, seine Stimme klang ernst und durchdringlich, das kleine Wörtchen ‚sie’ war bewusst langsam ausgesprochen, sodass sein Freund auch genau wusste, wen er meinte. Der Arzt lies keine Ausweichmöglichkeiten offen, Shigure musste ihn entweder eine klare, wahre Antwort geben, oder für immer schweigen, wobei Hatori die zweite Möglichkeit nicht akzeptieren würde.

Erneut herrschte eine Stille zwischen ihnen, während Shigure nachdenklich in die Augen seines Freundes blickte. Die Frage hätte sich Hatori wohl auch selbst beantworten können, immerhin saß er hier, im kalten Schnee, mit einer blutenden Wunde auf der Wange, die deutlich als Kratzspur zu identifizieren war. Die Situation die sich zuvor abgespielt hatte war doch wohl mehr als eindeutig, wieso musste er noch darauf herumreiten, indem er ihn quasi dazu zwang, sich die Blöße zu geben und zu erzählen, was los war?

War überhaupt etwas los? Gab es einen Grund zur Besorgnis oder zu Schuldgefühlen? Es war alles wie immer abgelaufen, der Wutausbruch von Akito, es hätte Shigure klar sein müssen, das dieser früher oder später kommen würde. Aber seine Seele, sein Herz, nicht einmal sein Kopf wollten dies wahrhaben, sondern hatten darauf gehofft, das Akito heute, gerade an diesem Tag, ruhig bleiben würde. Wieso genau hatte er sich jedoch erhofft, dass es gerade heute anders sein würde? Was hatte ihn zu solch einem einseitigen Denken verholfen?

‚Ich würde dich gerne hassen, das würde mein Leben, viel einfacher machen.’, welch ein simpler und doch so wahrer Spruch. Es wäre durchaus einfacher, wenn Shigure seine Gefühle mit dem Wort Hass kommentieren konnte. Doch das wäre gelogen, denn diese Gefühle, die er den ganzen Abend gespürt hatte und die zwischen einer Art von Nervosität, einem Wohlbefinden und einer Freude hin und her gewandert waren hatten nichts mit Hass zu tun.
 

Ein zynisches Lächeln zauberte sich auf die Lippen von Shigure, bevor er langsam auf Hatori zuging, darauf achtend nicht auf dem glatten Eis, das sich unter dem Schnee befand, auszurutschen. Mittlerweile war es dem Hundeträger mehr als nur klar, warum er hier geblieben war, selbst bei dieser Kälte und der Bedingung, das Akito ihn rausgeschmissen hatte. Es lag nicht daran das er sich verpflichtet dazu gefühlt hatte auf Akito acht zu geben, oder einem versteckten Drang des Hundes nachzugehen, und auf das Haus aufzupassen. Auch war der Grund nicht der gewesen, dass er sich Sorgen machte, das Familienoberhaupt würde das Haus verlassen – nein – er war hier geblieben, weil er Sehnsucht hatte und weil er sich nur hier über Dinge klar werden konnte. Zwar liebte Shigure die Freiheit, konnte ohne diese nicht Leben doch zog es ihn viel zu oft in dieses Haus hier zurück. Der Grund dafür war ihn so eben, in der Kälte der Nacht endgültig klar geworden. Die Frage, die Hatori ihn zuvor gestellt hatte, hatte Shigure bereits wieder verdrängt und vollkommen aus seinem Gedächtnis verbannt. Nun brauchte der Arzt auch keine Antwort erwarten, denn Shigure war ohne ein Wort an ihm vorbeigegangen, seine Schritte hatten an Tempo gewonnen. Er musste hier weg und so schnell wie möglich nach Hause in die warme und wohlfühlende, heiße Badewanne.
 

„Shigure!“, man hörte deutlich den mahnenden Ton in Hatoris Stimme, als er merkte, dass sein Freund nicht bereit dazu war, ihn zu antworten. Ignorantes Schriftstellerpack, sie waren doch alle gleich. Jedoch blieb auf den Klang von der Stimme des Arztes der Hundeträger kurz stehen, blickte über seine Schulter hinweg zu seinem alten Schulfreund, der ihn nur mehr als missverstanden anblickte.

„Weißt du.. ich glaub ich hab mich verliebt..“, mit diesen leise gesprochenen Worten und immer noch dem zynischen Lächeln auf seinen Lippen hatte Shigure seine Hände in die tiefen Jackentaschen geschoben und war weiter gegangen, das Sohma Haupthaus hinter sich lassend.

Zusammen mit seinem besten Freund und jener Person, die in ihm solche Gefühle hervorrief.
 

Hätte Hatori ihm folgen sollen? Nein – bestimmt wollte Shigure in solch einem Moment eher alleine sein. Außerdem war er alt genug um den Weg nach Hause alleine zu finden. Vorerst musste sich der Arzt eher um Akito Sorgen machen, denn scheinbar hatte es wirklich eine heftige Auseinandersetzung zwischen dem Familienoberhaupt und dem Träger des Hundefluches gegeben. So betrat Hatori das Haus mit leisen Schritten, zog sich die durchnässten Schuhe aus und schritt schnell auf das Zimmer zu, indem er Akito vermutete. Das Licht in dem Zimmer schien zur Gänze erloschen zu sein und das Einzige was man hören konnte war ein leises, kaum hörbares Schluchzen. Hatori räusperte sich kurz, bevor er sachte die Tür aufschob.

„Akito?“, seine Stimme wurde förmlich von der Dunkelheit verschluckt, doch umso deutlicher nahm er das leise Schluchzen war.

„Geh weg..“, war die weinerliche Antwort, die Worte reichten vollkommen aus um Hatori ein Bild davon zu machen, was passiert war, zwar ohne die genauen Einzelheiten, doch diese brauchte er nicht, um zu verstehen. Nun war lediglich die Frage offen, wie er Akito am besten ansprechen sollte, ohne das sich ihre Wut erneut aufbaute. „Geh zurück zu der Feier..“, erneut ertönte ihre leise, verweinte Stimme. Zwar war sie es gewesen, die Hatori auf einem Auge beinahe erblinden lassen hatte, doch änderte dies nichts daran, dass sie das Familienoberhaupt war, eine Stütze für die gesamte Sohma Familie.

„Die Feier ist bereits zu Ende, immerhin ist es knapp nach Mitternacht..“, mit dieser Antwort auf die schwächliche Aufforderung von Akito hatte Hatori schließlich komplett das Zimmer betreten und das Licht angemacht. Ein heller Schein durchflutete mit einem Mal den großen Raum. In den einzelnen Ecken waren Kerzen platziert, die jedoch schon vor einiger Zeit erloschen waren.

„Erzähl mir davon..“, für einen Moment blickte Hatori überrascht auf Akito herab, sie lag immer noch mit dem Gesicht auf dem Tisch, die Arme über ihren Kopf verschränkt sodass man nicht in die verweinten Augen blicken konnte. Der Arzt wusste nicht recht, wie er mit dem derzeitigen Sinneswandel des Familienoberhaupts umgehen sollte, doch Akito hatte ihn um einen Gefallen gebeten, also würde er diesen auch nachgehen, es war nichts falsch daran darüber zu reden, solang es sie ein wenig ablenken würde.

„Es ist nicht viel passiert. Wir haben gegessen und danach die Geschenke verteilt. Unsere kleinen Schützlinge haben sich sehr darüber gefreut und waren so überdreht, dass wir dafür sorgen mussten, dass sie sich wieder beruhigen.“, die Stimme von Hatori hatte einen sanften Ton angenommen, vergleichbar mit der Stimme eines Sohnes, der seiner kranken Mutter von den Familienfesten erzählte. „Anschließend bestand Hatsuharu darauf, mit den Kleinen noch ein Feuerwerk zu veranstalten, das war für mich auch die Zeit, mich wieder auf den nach Hause Weg zumachen. Um ehrlich zu sein, hatte ich Bedenken wegen deiner Gesundheit.“, absichtlich versuchte der Arzt so gut es ging, das Thema Shigure außen vor zu lassen, er hatte ihn auf der Feier nicht gesehen, und mehr würde er dazu auch nicht sagen, außer Akito würde ihn konkrete Fragen dazu stellen.
 

Ob sie den Hundeträger wegen dessen Worten verletzt hatte? Nein – er war nicht der Typ, der seine Gefühle sofort offen aussprach, außerdem hatte er noch sehr unsicher in seiner Behauptung geklungen. Für einen Moment herrschte wieder Stille in dem großen Raum, Hatori hatte sich nun neben Akito auf den Boden gesetzt und betrachtete langsam das Bild, was sich vor seinen Augen abspielte. Das Familienoberhaupt hatte den Kopf ein wenig zur Seite gedreht und blickte nun mit der Hälfte ihres Gesichtes zu Hatori. Die dunklen Augen hatten rote Umrandungen und zeugten davon, dass sie sehr lange geweint haben musste.

„War er auch da?“ „Du meinst Shigure?“ Sie nickte nur als Antwort. „Nein, er hat das Haus verlassen als Momiji und ich dort angekommen waren..“, mittlerweile hatte Hatori eine Vermutung, wieso genau Akito wegen dem Verschwinden von Shigure solch einen Tränenfluss verloren hatte.

„Wie fühlst du dich?“, war schließlich die leise, fachlich gestellte Frage, die dafür sorgte, dass das Gespräch über Weihnachten komplett für beide beendet war. „Müde.. ich werde wohl auch gleich zu Bett gehen“, dies waren die Worte die Hatori signalisierten, das er nun zu gehen hatte. Sachte erhob sich der Familienarzt von seinem Platz und schritt langsam zu der Tür.

„Ich bin gleich neben an sollte es dir nicht gut gehen, eine angenehme Nacht..“, mit diesen Worten hatte Hatori schließlich das Zimmer leise verlassen und die Tür komplett hinter sich geschlossen. Akito mochte es nicht, wenn es möglich war, ihn von draußen aus zu beobachten.
 

„Gute Nacht..“, es war nur ein leises, kaum hörbares Flüstern von Akito gewesen, als sich die Tür komplett hinter Hatori geschlossen hatte. Sie wusste, dass es ihm bekannt gewesen war, das Shigure hier gewesen war, und dennoch hatte er sie nicht darauf angesprochen, dafür war sie mehr als nur dankbar. Ein Blick an sich herab reichte, um Akito erneut das Gefühl zu vermitteln, das sie etwas falsch gemacht hatte. „Ich hoffe du kommst mich bald wieder besuchen..“, dies waren ihre letzten Worte an diesem Abend gewesen, woraufhin sie sich erhob und mit dem neuen, wunderschönen Kimono sich auf ihren Futon legte, die weiße Decke über sich zog und die Augen schloss. Es würde nicht lange dauern und Akito würde in einen Schlaf verfallen, der ihr wunderschöne Träume brachte. Träume von ihm, der Person, die sie sich so gerne herbeiwünschte..
 

Abgesehen davon, das Shigure auf dem nach Hause Weg noch kurz in einer Kneipe haltgemacht hatte, war er doch früher als geplant wieder in seinem Anwesen. Die silberne Uhr im Vorraum zeigte ihn deutlich eine Uhrzeit zwischen ein und zwei Uhr morgens. Was der Hundeträger jedoch nicht bemerkte, war die Tatsache, dass er bereits vom Treppenansatz aus beobachtet wurde.

„Du bist spät dran..“, waren nur die leisen Worte, woraufhin Shigure erschrocken zusammenzuckte. Er hätte es ahnen müssen, Yuki blieb nicht das kleinste Geräusch im Haus verborgen, schon gar nicht nachts. „Außerdem stinkst du nach Alkohol..“, es folgte nach diesen Worten ein schweres Seufzen, bevor Yuki seine Finger an den Lichtschalter legte, diesen sachte drückte, und somit ein wenig Licht in den kleinen Raum warf. Bis jetzt hatte ihn Shigure keine Antwort gegeben, lediglich ein vielsagender Blick wurde dem Rattenträger zugeworfen.

„Lass die Witze Yuki..“, knurrte Shigure nur fassungslos, das sein Cousin eben das Licht angemacht hatte, hätte er wohl nicht erwartet, denn somit offenbarte dieser genau jene Verletzung, die er eigentlich verbergen wollte.

„Ich hatte eigentlich erwartet du würdest zu Akito gehen, doch scheinbar hast du auf den Weg dorthin eine heiße Affäre mit einer wilden Bestie gehabt..“, waren die beherrschten, leisen Worte von Yuki gewesen, während er mit seinem Zeigefinger gegen seine linke Wange tippte, um Shigure damit zu zeigen, was genau er mit seinen Worten meinte. Sofort biss sich der Ältere groß auf die Unterlippe, fuhr sich sachte mit den Fingern über die verletzte Wange, die immer noch getrocknetes Blut auf sich hatte. Er hätte in der verdammten Kneipe doch zur Toilette gehen sollen, um das zu beseitigen.

„Wenn du wüsstest, Yuki..“, mit diesen Worten hatte sich der Hundeträger an der Ratte vorbeigedrängt und war die Treppen hoch zum Badezimmer geeilt. Die Anderen schienen schon tief und fest zu schlafen, als würde ihn niemand mehr bemerken, zumindest hoffte Shigure dies. Das grelle Licht des Badezimmerspiegels blendete ihn in dem Moment, als er es angeknipst hatte und die Wunde unter Augenschein nahm. Die Kratzer waren tiefer gegangen, als er es zuerst vermutet hatte, Akito hatte wirklich ein gutes Händchen für solche Verletzungen. Erneut zauberte sich dieses zynische Lächeln auf seine Lippen, als ihm in den Sinn kam, was er zu Hatori gesagt hatte, als er das Sohma Haupthaus verlassen hatte.
 

‚Weißt du.. ich glaub ich hab mich verliebt’, und genau diese Gefühle waren in auch schon in dem Moment klar gewesen, als er schweren Herzens das Haupthaus nach der Auseinandersetzung verlassen hatte. Wäre Shigure wohl länger geblieben, hätte ihn Hatori nach diesen Worten angeschrien, wie er auf solch eine perplexe Idee kam. Aber so war es nun mal, und einfach nicht mehr zu ändern. Nun gut – Shigure wollte es auch nicht ändern, denn diese Person, die er liebte, verdiente diese Gefühle. Auch wenn sie diese Gefühle nicht zu erwidern wusste.

Mittlerweile hatte der Hundeträger die Wunde mit einem feuchten Tuch sauber gewischt, danach ein großes Pflaster darüber geklebt, um weitere Fragen am nächsten Morgen so gut es ging zu vermeiden. Nun würde er sich ins Bett begeben, denn Shigure spürte bereits deutlich die Folgen des Alkohols, und diese waren mindestens genau so schmetternd, wie der Schmerz, der von seiner Seele ausging. Es war falsch gewesen einfach zu gehen, doch morgen, gleich morgen Abend, würde er Akito nochmals besuchen gehen. Bis dahin würde er sich, aber auch sie soweit beruhigt haben, um wieder normal miteinander sprechen zu können.

Das Licht wurde mit einem leisen Klicken ausgeknipst, der nasse Anzug in den Korb für die Schmutzwäsche befördert und ein frischer, zum Schlafen geeigneter Yukata übergezogen, bevor sich Shigure leise in sein Zimmer begab …
 

und Kapitel 2 ist fertig, es macht ungemein viel Spaß an dieser Story zu schreiben. Ich würde mich dennoch über einige Lesern und Kommis freuen...

Mal schauen was als nächstes passieren wird



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Caro-kun
2009-07-08T19:49:44+00:00 08.07.2009 21:49
Akitos Trauer hast du total gut rübergebracht.
Ihre Tränen …

Dein Schreibtalent ist einfach nur wahnsinn! Ich mein, wie detailliert du selbst so etwas einfaches, wie das Aus- und Anziehen eines Kimonos beschreibst, ist genial.
Eine wunderschöne Szene.

… *u* Hari hat mit Toru und den anderen Weihnachten gefeiert, … ist das wahr? Uuui ich freu mich ja so >///<
*Luftsprünge mach*
Hatori ist mein Lieblingscharakter aus Fruits Basket, … also nich wundern *hust*

Es war süß, dass Akito Hari darum gebeten hat, ihr von der Feier zu erzählen. In dem Moment war sie (in meinen Augen zumindest) ein kleines Kind.

Von:  Shini_Holmes
2009-05-10T17:25:05+00:00 10.05.2009 19:25
Einfach nur schön... das einzige, das mir jetzt in den Sinn kommt^^
Ich könnte jetzt eine lange Weile deine großartige Methaporik loben, aber da gibt es noch mehrere Aspekte zu loben^^
Zunächst fand ich die Stelle am Anfang wieder schön, wo auf Akito unmittelbar nach der letzten Szene des ersten Kapitels zu sprechen kam.. schon irgendwie sehr traurig, wie sie da beschrieben wurde...
Am schönsten fand ich die Stelle, an der Shigure zu Hatori meinte, er hätte sich verliebt *_* Einfach nur schön an dieser Stelle ausgedrückt... wobei man sich so den fallenden Schnee vorstellen kann, während er das sagt!
Das Kapitel nahm in meinen Augen einen traurigen Verlauf, was aber nicht heißt, dass es nicht schön war... im Gegenteil, das war nämlich sehr schön!
Ich freu mich schon auf weitere Kapis... Weiter so^^


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