Zum Inhalt der Seite

C'era una volta...

Oder ein Schal auf Schatzsuche
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Stehe auf dem Tisch und sag „Captain, mein Captain!“

Aus dem Tagebuch des Captain Scarf
 

Und somit gehört Marco mir. Mit Haut und Haaren, mit seinen Wutausbrüchen und dem niedlichen Lächeln im Schlafe. Absolut anbetungswürdig!

„Nun denn, erster Maat..“

Er zuckt bei den Worten zusammen und ich mache einen inneren Freudenhüpfer. „Als erstes wäre natürlich zu klären auf welche Seite wir uns schlagen...“

Seine Antwort kommt prompt, unmissverständlich und absolut erwartet.

„Bukaniere, was sonst?!“

„Ich denke nicht.“ Ich wappne mich schon mal innerlich auf den nächsten körperlichen Übergriff, aber Marco reißt sich zusammen. Er schaut mich etwas desorientiert an, so als wäre ihm noch nie die Idee gekommen sich einer Seemacht anzuschließen. Und das wird wohl auch der Fall sein.

„Aber... du kannst nicht... nicht wirklich...“ Er schüttelt den Kopf und ich fühle mich genötigt mich zu erklären.

„Mein Lieber, es ist mehr als ersichtlich, dass du dein Leben bisher als freier Bukaniere geführt hast, genauso wie der Hauptanteil der Mannschaft. Und ich bin mir sicher, dass das auch recht lohnend war. Aber aus wirklich zuverlässigen Kreisen weiß ich um die erhöhten Anstrengungen Englands und Frankreichs den gemeinen Piraten das Handwerk zu legen. Und ich schätze mal du weißt was einen verurteilten Piraten erwartet?“

„Der Galgen und dann die geteerte Ausstellung.“ Marco zuckt die Schultern. „Kein Schicksal, das mich abschreckt!“

„Mich aber.“ Und das ist die Wahrheit. „Ich habe nicht vor meine Leiche in einem eisernen Kasten geklebt von Schaulustigen begaffen zu lassen. Das entspricht nicht meinem Sinn von Ästhetik.“

Marco schnaubt und murmelt vor sich hin.

„Er nun wieder...“

„Abgesehen davon hat man mit einem Kaperbrief in der Tasche gleich zwei Feinde weniger. Das ist an sich schon eine ganz praktische Sache, findest du nicht?“

Marco ist eindeutig nicht meiner Meinung, er puhlt mit gerunzelter Stirn an seiner rechten Hand herum.

„Aber man ist das Gespött der Bukaniere. Wer will schon als Pirat so unfrei sein und einen Herren haben?“

„Warum einen Herren haben? Das ist doch Quatsch.“ Man muss nur ein wenig an Standpunkten rütteln, meistens geben sie nach. „Man hat lediglich ein kleinen bescheidenen Anteil der Beute abzugeben...“

„Und man darf nur bestimmte Schiffe angreifen!“, unterbricht mich Marco ungehalten, als ob es eine Todsünde wäre sein Jagdrevier absichtlich einzugrenzen.

„Natürlich. Man darf die verbündeten Warenschiffe nicht angreifen. Eigentlich.“

Jetzt wird er hellhörig und seine Augenbrauen schießen beinahe in den Haaransatz.

„Eigentlich?!“

„Mach das noch mal.“ Ich finde seine Mimik ausgesprochen faszinierend, aber er scheint mir nicht folgen zu können.

„Was noch mal?“

„Das mit deinen Augenbrauen...“

Als Antwort verpasst er mir einen Schlag auf die Schulter. Seine Hand zeichnet sich auf meiner Haut ab und ich reibe mir den zwirbelnden Oberarm.

„Ja, eigentlich. Man kann ja auch nur aus Versehen jemanden angreifen.“

„Damit kommst du nie im Leben durch,“ schnaubt Marco und es steht ihm ins Gesicht geschrieben für wie dumm er mich hält. Das bringt mich zum Kichern und ich handle mir einen erneuten Hieb ein.

„Auaaaaa....!“

Unter Marcos genervten Blicken wälze ich mich auf meiner Matratze hin und her. Er hat nach ein paar Sekunden die Nase voll von meinem Gehabe, erhebt sich und schüttet sich Rum nach.

„Ich komme damit durch, lass mich nur machen.“ Ich zwinkere ihm verschwörerisch zu und verschränke die Beine im Schneidersitz. Er hockt sich einen Meter von mir entfernt auf den Boden und schüttelt misstrauisch den Kopf.

„Wenn du meinst, großer Captain! Immerhin wirst du als Erster gehängt, sollten sie uns kriegen.“

Ich nicke bedächtig, das habe ich längst einkalkuliert.

„Und dich als Nächsten, da du schon dein Leben lang raubend und plündernd über die Meere und durch die Häfen ziehst.“

Marcos Blick wird seltsam weich und zärtlich und in mir steigt Neid empor. Er manifestiert sich in einem beständigen Brennen irgendwo links in meinen Eingeweiden und der Wunsch Marcos Vergangenheit sei die Meinige glüht in meinem Herzen. Ein Leben in Freiheit, niemandem verpflichtet als dem Schicksal und dem Meer. Gut, Skorbut und Kanonenfeuer mögen arge Antagonisten in diesem Stücke sein, aber es klingt so euphorisch in meinem Hirn.

„Dein Blick ist glasig. Es ist gruselig, wenn du mich so anstierst.“ Marco schüttelt sich etwas und ich bemühe mich um ein freundliches Lächeln. Ab und an entgleiten mir meine Gesichtszüge. „Ernsthaft. Du hast mich angeglotzt, als ob du mich am liebsten umlegen würdest.“ Er ist eindeutig ein wenig verwirrt und ich beeile mich, lachend abzuwiegeln und die Hände zu schütteln.

„Ach was. Ich hatte nur ein wenig Darmdrücken.“ Um Haaresbreite weiche ich Marcos Rumglas und es zerplatzt an dem Holzbalken zwischen den Fenstern.

„Manchmal würde ich dich wirklich gerne umlegen, du Bastard!“

Marco hat wieder recht schlechte Laune, dabei will ich ihn doch in meinen Plan einweihen. Also muss ich mich ihm ein wenig entgegenkommend zeigen, ansonsten laufe ich Gefahr meine Schneidezähne zu riskieren.

„Verständlich. Allerdings habe ich nichts davon. Also weder dich umzubringen noch mich umbringen zu lassen. Bist du geneigt weiter meinen Plänen zu lauschen?“

Er streckt die Hand aus und nimmt sich mein Glas. Ich deute dies als Ja.

„Also. Ich plane mich auf die englische Seite zu schlagen...“

Ein erneutes Schnauben von Marcos Seite unterbricht mich unwillig, aber ich ignoriere es und fange mir dafür noch einen bösen Blick ein. Manchmal ist der Gute etwas anstrengend. „... da auf der Seite mehr Beute zu holen ist. Zumindest meinen Nachforschungen nach.“

„Deinen Nachforschungen nach? Das ich nicht lache!“

Wenn ich etwas nun gar nicht ertragen kann, ist es verhöhnt zu werden. Da reagiere ich wirklich empfindlich drauf.

„Jaaa...! Ganz genau! Meinen Nachforschungen nach!“ Meine Stimme klettert weinerlich eine Oktave in die Höhe und Marcos Gesichtszüge entgleisen ungläubig. „Du musst es mir ja nicht glauben, aber so ist es!“ Ich kann mich gerade noch beherrschen ihm nicht die Zunge rauszustrecken. In Gedanken zähle ich rasch bis 10, dann habe ich mich wieder unter Kontrolle. Einmal noch kurz geräuspert und die Welt ist wieder in Ordnung. „Wo war ich stehen geblieben? Ach ja. Wir schließen uns den Engländern an, lassen uns Kaperbriefe geben und gehen dann auf die Jagd nach spanischen Silberschiffen.“

Marco rutscht ungeduldig auf seinem Gesäß herum.

„Aber warum können wir keine Bukaniere sein und uns in die indischen Gewässer verziehen? Dort gibt es jede Menge fette Beute, Gold, edle Stoffe und Jungfern auf Pilgerfahrten!“

„Interessiert mich nicht. Also das Gold und die edlen Stoffe vielleicht schon. Und abgesehen davon würden uns immer noch die Kaperbriefe fehlen und wir wären Freiwild für alle Seemächte und auch Piratenjäger. Das würden wir mit der Dienerschaft der Royal Navy umgehen.“

„Warum bist du so versessen auf nen dämlichen Kaperbrief?“

Marco zeigt keinerlei Einsicht und beharrt kindisch auf seinem Bukanier-Standpunkt, was mich wiederum ein wenig lächeln lässt. Es ist beinahe niedlich, wie sehr er zum Schmollen neigt.

„Ich beharre auf die Möglichkeit des Kaperbriefes, da ein solcher auch ein Leben nach der Piraterie eröffnen kann. Das ist meiner Meinung nach recht praktisch.“

„Ein Leben nach der Piraterie? Wo lebst du eigentlich?“ Marco steht auf, schnappt sich die Rumflasche und genehmigt sich einen ordentlichen Schluck. Es fällt mir langsam sehr schwer ruhig zu bleiben und ganz entgegen meiner sonstigen beschlossenen Verhaltensweisen werde ich immer unruhiger. Ich schaue Marco ein Weilchen zu, wie er die Flasche immer mehr leert und auf eine weitere Erklärung meinerseits wartet, aber ich muss erst meine Gedanken ordnen.

„Du hast ganz schön viele Bücher.“ Der Blick aus seinen dunkelbraunen Augen ist an meinen Bücherregalen hängen geblieben, die die ganze Wand steuerbord verdecken. Mir stiehlt sich ein leichtes Lächeln über die Lippen und ich habe meine Ruhe wiedergefunden.

„Ich lese sehr gerne.“

„Ich nicht.“ Marco schnaubt und stopft den Korken in die nahezu geleerte Flasche.

„Das dachte ich mir fast.“ Ich erhebe mich, ignoriere das heftige Pochen meiner malträtierten Nase und meines Auges und schlendere zu meinen blättrigen Schätzen.

„Du bist sicherlich der erste Captain, der die Märchen von den drei kleinen Fröschen in seiner Kajüte stehen hat.“ Mein erster Maat klingt spöttisch, aber als ich mich umdrehe, zeigt sein Gesicht auch eine sanfte Note.

„Ich kann dir Abends immer eine Geschichte vorlesen, wenn du magst.“

„Sicher nicht!“ Er schüttelt sich scheinbar angewidert, aber ich kann ganz deutlich sehen, dass seine Wangen einen leicht rötlichen Ton angenommen haben. Und das kommt eindeutig nicht vom Rum.

„Magst du Märchen, Marco?“

„Ich bin ein Mann, verdammt!! Meine Mutter hat mir das letzte Märchen erzählt als ich zehn Jahre alt war.“

„Oh, meine Mutter hat mir immer eine Gute-Nacht-Geschichte erzählt.“ In Gedanken brülle ich mir selbst zu, dass das ein absolut falsches Thema ist. „Kannst du eigentlich auch schreiben?“

Marco zuckt die Schultern.

„So ein paar Buchstaben. Und natürlich meinen Namen.“ Es scheint ihm nicht wirklich was auszumachen, aber mein akademisches Herz weint und schreit vor Pein.

„Na ja, dann kannst du immerhin mehr als der Rest der Mannschaft. Apropos Mannschaft!“ Ich strecke mich und winke Marco auffordernd zu. „Ich wollte ja heute Abend noch die restlichen Mann rekrutieren. Wir brauchen noch mindestens zwölf weitere Paar Hände.“

Mein erster Maat steht auf, schüttelt beinahe betrübt den Kopf und schlurft an mir vorbei.

„Bei dem Zustand dieses Gesocks bräuchten wir noch schätzungsweise weitere dreißig um es wenigstens aus dem Hafen zu schaffen. Aber der Captain ist ja völlig überzeugt von der Fähigkeit der Krüppel.“

Ich grinse und folge ihm ans Deck. Dort lasse ich mich ein paar Sekunden von der warmen Abendsonne bescheinen und sehe mich zufrieden um.

„Ach, du hast ja keine Ahnung wie gut ich es getroffen habe.“ Ohne auf sein missgelauntes Gemurmel gespickt mit neuen Schimpfwörtern zu achten, gehe ich an Land und reibe mir die Hände. „Und jetzt geht der Captain rekrutieren! Folge mir, erster Maat.“

Marco wirkt wenig begeistert, aber er ist zumindest neugierig.

„Aye aye, mein Captain. Aber nur, wenn ich noch n Rum bekomme.“
 

Nun, dies war ein etwas theoretischerer Teil, aber wie es von Scarf zu erwarten ist, kommt er mal wieder nicht zum Punkt. Aber ist es denn überhaupt möglich, dass er tatsächlich Pläne hat? Und wird der verrückte Sven eine Rolle darin spielen?

Arrrrr!!!

Gebt immer gut auf Untiefen Acht, ihr Kielsäue dort draußen!



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Captn
2009-06-02T12:34:49+00:00 02.06.2009 14:34
Ooooohhhh, wie herzallerliebst, der kleine Marco steht auf Märchen XD.
Wollte er auch schon immer von einer Prinzessin geküsst werden und sich dann in einen Prinzen verwandeln? Ich wette, Scarf würde sich da nicht lange bitten lassen XD die langen Prinzesinnenlöckchen hat er ja schon, Buaharhar!
Also, mal ehrlich der Scarf ist ja doch in seinem herzen ein adeliges Weichei!
Da träumt er vom freien Seeräuberleben und will mit Kaperbiref ablegen? Hallo? Da bin ich ja auf alle Fäle ma auf Marcos Seite! Da muss einer wohl noch ne Menge übers Piratenleben lernen >_< (Go Marco, mach ihm die Hölle heiß!).

Da bin ich ja mal aufs nächste Kapi gespannt, nachdem du mich gestern so heiß drauf gemacht hast! XD
Marco ist ein Fass ohne Boden....wie kann man eine ganze Rumflasche süppeln und noch normal sprechen? Oder war das Zeug arg gestreckt?
ALso, ich geb ihm noch eine Rumflasche, aber danach muss er sich so langsam wegen ner Alkoholvergiftung sorgen machen......



Zurück