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As different as day and night – and yet so alike

Macht ist nicht das einzige auf der Welt
von

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Zwölf Leben - Ein Plan

So, bin wieder zu Hause, weiß aber nicht wie lange ich noch Inet habe, weil wir selbst noch keins haben, also kann es sein, dass es noch etwas dauert bis es dann weiter geht, aber danke für die Kommis und viel spaß beim weiterlesen.
 

Kapitel 14: Zwölf Leben – Ein Plan

(Excedranoid)

„Vestroia bricht zusammen.“ Ich seufzte innerlich. Wie Recht er doch hatte. Vestroia brach wirklich zusammen. Frosh hatte Recht. So erschreckend es auch war. Er hatte einfach Recht. Wenn man es genauer betrachtete hatte der Aquossoldat ziemlich oft Recht.

Jetzt meldete sich auch der Subterrasoldat Klyf zu Wort. „Aber trauriger weise haben wir uns geopfert um es zu schützen.“ Dank, Klyf alleine hätten wir anderen das sicherlich vergessen.

Wir standen in einem Kreis und sahen durch ein Loch im Boden nach Vestroia. Für mehr reichte unsere Kraft nicht. Es war schon erstaunlich, dass wir Vestroia überhaupt beobachten konnten. Das ging nur, weil die Macht des Wächters der Doom Dimension aktiviert wurde, aber nicht benutzt wurde. Warum auch immer. Es war gut, dass sie aktiviert war. Vielleicht noch zu früh, aber nicht schlecht. Zumindest nicht für die anderen. Für mich war es zu früh. Kein Mensch konnte diese Macht kontrollieren und dann gewann er es als erstes.

„Und wofür?“Ich sah wieder von dem Loch im Boden auf zu Klyf. Vielleicht sollte ich mich doch mal in dieses Gespräch einmischen. „Können wir denn gar nichts tun?“ Die Wächter waren noch nicht so weit und da die Macht von Darkus noch nicht benutzt wurde hatte das Bakugan nicht das Wächterlevel erreicht. So oder so konnte ich mich mit diesem Gedanken nicht anfreunden.

„Nicht von hier, aus der Doom Dimension.“ Laxlions beruhigende Stimme regte mich auf. So wie jedes Mal. Sie schien einfach nichts zu erschrecken. Nichts schien sie zu verletzen. Es war doch unser Land, das da zu Grunde ging. Unsere Welt, für die wir – wie Klyf schon sagte – gestorben waren. Wie konnte sie das dann einfach so hinnehmen und sagen, dass wir nichts tun könnten? Scheiß auf Beruhigung. Ich wollte alles, aber nicht das. Wieso mussten Haosbakugans immer so friedlich drauf sein? Ach ja, ich vergaß Gegenteile.

Darkus waren brutale Bakugans. Tödlich und kampfsüchtig. Haos dagegen friedlich und besänftigend. Sie gingen Kämpfen meistens aus dem Weg und allein dieser Gegensatz regte mich jedes Mal auf. Dabei hatte ich doch noch nicht einmal was gegen sie persönlich, wie die anderen annahmen.

„Wir müssen jemanden Finden, der Vestroia rettet, bevor es ausgelöscht wird.“ Ich hätte schwören können, dass Oberus wieder auf die Wächter ansprechen wollte. Auch wenn Vestroia nicht direkt ihre Aufgabe war, wollte sie unbedingt ihre Kraft einsetzten. Nur wusste niemand wo sie sich verborgen hatten. Seit sie das letzte Mal die Kräfte beschützt hatten und diese daraufhin verschwunden war, waren auch die Wächter gegangen und nie wieder aufgetaucht. Wie wollte Oberus, dieses dumme Ventusbakugan, sie dann wecken?

Ich war eindeutig wieder nach Streit aus, zum Glück hatten wir andere Probleme, denn sonst hätte ich es zur Schau getragen und es wäre sicherlich wieder in einem Kampf zwischen mir und Apollonier, der das Wort ergriffen hatte, geendet. „Wir brauchen sechs neue, tapfere Soldaten.“

Sechs. Irgendwie war das wohl eine besondere Zahl. Sechs Eigenschaften, sechs Welten in Vestroia, sechs legendäre Krieger, sechs Wächter. Alles waren sechs… sechs neue Soldaten.

Diese Zahl regte mich langsam auf. Genauso wie die anderen legendären Kriegern. Nach all den Jahren, in denen wir nun schon zusammen in der Doom Dimension steckten, sah ich nur noch ihre Macken, statt etwas Positives an ihnen.
 

(Dan)

Seit ich mit Drago in der Doom Dimension war hatte ich einfach kein Zeitgefühl mehr. Wie lange liefen wir nun schon durch diese trostlose Gegend? Ich wusste es nicht. Tage, Stunden, vielleicht aber auch nur Minuten. Es war so knifflig zu sagen. Ich wusste nur, dass mir mittlerweile meine Beine wie Ziemendklötze vorkamen. Mein Atem ging beschleunigt. Mein Herz raste. Ich konnte einfach keinen Schritt mehr tun.

Gingen wir im Kreis? Gut möglich. Es sah alles einfach so gleich aus. Dort versteinerte Bakugans, da versteinerte Bakugans. Nichts weiter als das. Das schreckliche und versteinerte Bild der verstorbenen Bakugans. Wie viele Bakugans wurden von Masquerade hierhin verbannt und wie viele sind von sich aus verstorben?

„Drago?“ Ich sah zu dem riesen Drachen, der neben mir ging. Er sah zu mir runter und ich musste schwach lächeln. „Ich kann einfach keinen Schritt mehr machen.“ Ich sah, wie er mir seine riesige Hand hinhielt, die doppelt so groß war, wie ich. Ich kletterte drauf und schon fand ich mich auf Dragos Kopf wieder.

Meine Gedanken schweiften zu Jenny ab. Wieso hatte ich ihr nur so schnell einen Korb geben können? Das Treffen mit den anderen Schicksalsspielern hätten wir doch auch verschieben können. Die anderen hätten mir auch später von Joes Bericht berichten können, aber nein, ich war so dumm! Ich hätte mich mit Jenny verabreden sollen. Nun würde ich das wohl nie wieder können.

Als wir über die öde Landschaft flogen – dem Drachen wurde das Laufen zu dumm, da er ebenso fliegen konnte und das schneller ging – dachte ich einfach nur an meinen Engel. Ich hatte das Gefühl ihre weichen, braunlilanen Haare berühren zu können, wenn ich nur die Hand ausstreckte. So deutlich sah ich sie vor mir. Es war eindeutig Wunschdenken, das wusste ich, aber ich genoss das Gefühl, das ihr Antlitz auslöste. Ich fühlte mich sogleich wohl. Sogar in dieser schrecklichen Gegend fühlte ich mich geborgen, weil ich sie vor meinen Augen hatte.

Ein Ruck riss mich aus meinen Gedanken an sie. Was war das? Ich sah neben Dragos Kopf nach unten zum Boden. Das mussten gute vierzig Meter bis zum Boden sein. Bakugans standen versteinert auf dem Boden, doch in der Luft war nichts zu sehen.

Dies machte ich auch auf der anderen Seite von Dragos Kopf, doch auch dort konnte ich nichts Feindliches ausmachen, also fing ich an die Luft über uns zu betrachten. Nichts. Aber von irgendwo musste doch etwas sein. Ohne Grund machte Drago doch nicht einfach so einen Ruck.

„Drago? Was war das?“ Ich hielt mich noch fester an seinem Horn fest. Wieder ging ein Ruck durch den Drachen, doch dieses Mal hielt ich mich fester und wäre nicht fast runter gefallen, wie beim ersten Mal.

„Ich weiß es nicht. Es fühlte sich an, als würde ich angegriffen werden, aber ich sehe einfach nichts.“ Wieder ein Ruck und dieses Mal brüllte Drago vor Schmerzen auf. „Verdammt. Dan…“ Das war wohl die Bakuganversion eines Fluches.

„Drago, lande bitte.“ Kurz darauf hatte ich wieder festen Boden unten den Füßen und keine Zeit an meine Geliebte zu denken. Ein dunkles Licht tauchte vor uns auf und es folgte eine schon fast zärtliche Druckwelle, wenn man sie mit Hydranoids Druckwelle verglich. Diese Druckwelle war nicht zärtlich, aber im Gegensatz zu der von Hydranoid nichts weiter als eine sanfte Brise. Ich konnte sogar einfach so stehen bleiben.

Reaper tauchte vor uns auf. Ein Bakugan das Masquerade in die Doom Dimension verbannt hatte. Er lachte uns an oder vielleicht auch aus. Ich wusste es nicht so genau. „Ach nein, jetzt gibt es auch noch deinen kleinen Menschen hier.“ Es schien ihn zu amüsieren, dass Drago und ich befreundet waren. Himmel, dieses Bakugan konnte ich noch nie leiden.

Drago knurrte neben mir und wieder lachte das Darkusbakugan. Irgendwas stimmte hier nicht. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass er für diese Angriffe verantwortlich war.

„Wisst ihr, es bringt mir zwar nichts, wenn ich euch hier besiege – ich komme so oder so nicht nach Vestroia zurück und auch nicht in die Menschenwelt –, aber es wäre eine tolle Rache.“ Er schien zu grinsen, auch wenn sich seine Gesichtszüge kein Bisschen veränderten.

„Stopp.“ Ich hatte das Wort ergriffen. „Du sprichst von Rache, aber wär‘ es nicht besser wenn du dich bei Masquerade rächst? Ich meine, er war es der dich verraten und hierhin befördert hat, nicht wir.“ Ich bezweifelte zwar, dass das was bringen würde, denn dieses Bakugan wollte unbedingt kämpfen, aber zumindest hatte ich unsere Position klar gemacht.

Reaper lachte wieder. Hatte ich irgendeinen Witz gemacht und es selbst nicht mitbekommen? „Ich werde mir deinen Vorschlag zu Herzen nehmen, wenn er sich mal hierhin verirren wird. Ich hatte nicht gedacht, dass ich euch hier treffe, also wieso sollte ich ihn nicht auch mal hier treffen? Nur leider bin ich verdammt ungeduldig.“ Die Sense in seiner Hand glühte lila und als er sie schwang wurden wir von einer weiteren Druckwelle erwischt. Drago schützte mich mit seinem Körper, sonst hätte ich mich wohl ziemlich verletzt.
 

(Masquerade)

Ich war sauer. Nein, noch besser: ich war außer mir vor Wut. Wieso hatte er es mir nicht gesagt? Dieses nichtsbedeutende Schrottbakugan! Am liebsten hätte ich ihn genommen und gegen die Wand geworfen, doch damit wäre es auch nicht getan. Ich wusste nicht wie viel so ein Bakugan aushielt. Immerhin war es nur Spielzeug.

Ich schnaubte und als dieser verfickte Ball mir vor die Füße rollte, um von mir hoch gehoben zu werden, hätte ich ihn am liebsten im hohen Bogen weg getreten. Oder draufgetreten. Das wäre auch eine perfekte Idee gewesen.

Ich tat es nicht. Viel mehr trat ich über ihn hinweg und ignorierte dieses Schrottbakugan. Ich ging runter zum Computer. Mir war egal was das Ding da machte. Sollte es doch verrecken, denn mehr hatte es nicht verdient. Noch nicht einmal für die Doom Dimension wäre er würdig gewesen.

„Meister? Meister! Hey.“ Ich ging weiter ohne auf ihn zu achten. Dieses Vieh hätte mich vernichten können! „Es tut mir leid. Ich wollte nicht, dass du sauer auf mich wirst. Ich wollte doch nur, … dass du dir mal eine Pause gönnst.“ Ich sah ihn doch an. Meine ganze Haltung spiegelte Aggressivität wieder und scheinbar schüchterte ihn das ein, denn er machte eine längere Pause, bei der ich erst dachte, dass er gar nicht mehr weiter reden würde. „Was ist dort passiert?“ Er klang besorgt, doch es drang nicht durch meine neue Wut.

Ich verstand noch nicht einmal wirklich wodrauf ich wütend war, doch ich wollte jetzt nicht weiter drüber nachdenken. Die Sonne war schon längst untergegangen und ich brauchte einen Kampf.

Ich brummte auf. Das Ding wollte wissen in welchen Mist es mich reingebracht hatte? Ganz einfach, irgendwann gegen Abend als ich in Alice steckte hatte mich Meister Naga gerufen. Er schien schon da unglaublich gereizt zu sein, doch wie sollte ich, wenn ich in Alice war, zu ihm kommen? Sollte ich Alice mal eben dazu bringen meine Maske anzuziehen und mir die Kontrolle zu geben?

Sie arbeitete im Café und so schnell kam auch dort nicht weg. Wieso hatte dieses Weib nicht einmal frei? War das denn zu viel verlangt? Scheinbar schon. Gott, nicht nur das da trachtete nach meinem Leben, sondern auch Alice. Die hatten sich doch alle gegen mich verschworen!

Als die Sonne untergegangen war, war Alice immer noch am arbeiten, doch nach einer weiteren Stunde – und fünf weiteren Rufen des Meisters – war sie endlich fertig und lag im Bett. Ich musste nur noch warten, bis sie eingeschlafen war, um zu verschwinden.

Ich hatte keine Angst vor dem Treffen gehabt, noch nicht einmal Nervosität oder anderes. Ich hatte gar nichts. Wie denn auch? Zu dem Zeitpunkt hatte ich noch gar nichts empfunden. Naga hatte mir meine Gefühle noch nicht wieder gegeben.

Als ich dann endlich bei Naga war brach das Unwetter zusammen. Er hatte schon morgens Hal-G zu mir geschickt, doch als ich nicht da war, hatte er wohl Hydranoid Bescheid gesagt, dass ich zu ihm kommen sollte. Tja, das Bakugan hatte es mir nicht weiter gesagt und so hatte ich davon keine Ahnung.

Normal wäre ich sauer geworden und hätte Hydranoid gefragt, ob er noch alle Tassen im Schrank hatte, auch wenn ich ihm nicht wirklich böse sein konnte. Ich konnte ihm einfach nicht böse sein. Das ging einfach nicht. Zumal er es noch nicht einmal böse gemeint hatte.

Es folgten auf seinen Wutausbruch enorme Druckwellen, die ich kaum aushalten konnte, und ein neues Gefühl. Oder besser: überhaupt ein Gefühl. Ich spürte Hass in mir. Hass auf alles und jeden, Meister Naga hatte kein Wort gesagt, aber das brauchte er auch nicht.

Er hatte mir Gefühle wieder gegeben. Hass, Wut und andere negative Gefühle. Gefühle, die ich im Kampf gegen andere Bakuganspieler benutzen sollte, doch diese Gefühle steigerten auch meine Wut auf Hydranoid und Alice. Ich wusste, dass ich ihnen unrecht tat, doch das war mir mehr als egal. Ich brauchte einen Sündenbock um meine Aggressionen los zu werden und das Vieh bot sich ja gerade zu an.

Am Computer angekommen, schaltete ich ihn an und sah auf den Monitor. Mir war egal wie es sich fühlte. Ich machte mir auch keine Mühe es anzugucken. Hy war auf den Tisch gesprungen und betrachtete mich aufgeklappt. Sollte er doch an seinen Glotzaugen verrecken, mir war das vollkommen egal.

Ich sah wieder zum Monitor. Mein kleiner Plan hatte wirklich funktioniert. Ich konnte es nicht fassen. So viel wie mir in den Weg gestellt wurde glich es einem Wunder, dass es wirklich so gut funktioniert hatte. Meine Liebe zu Runo, meine Gefühllosigkeit, meine Wut. Trotz all dem hatte es geklappt, seit dem ich meine so genannten Teamkameraden abserviert hatte. Von diesem gehirnlosen Blödmann Daniel und seinem Schoßhund Drago wollte ich gar nicht erst anfangen, denn das würde mich nur noch unnötig aufregen.

Ich sah nach, wer als nächstes dran kam. Ich brauchte einen Kampf. Egal gegen wen. Am liebsten hätte ich nicht mit diesem Ding kämpfen müssen, aber es ging nun mal nicht anders. Ich tat ihn wirklich Unrecht, aber damals tat es mir noch nicht einmal leid.

Immer noch wütend sah ich auf den Bildschirm, wo sich inzwischen ein Feld geöffnet hatte. Shun Kazami war dort zu sehen. Mein nächstes Opfer. Ein weiter weiteres Feld öffnete sich unten links, wo sein Ventus Bakugan Skyress zu sehen war. Man musste sich ja schon irgendwie auf einen Kampf vorbereiten, auch wenn ich durch Alice bei jedem ihrer Kämpfe dabei war und sie so studieren konnte ohne aufzufallen.

Mein Blick fiel auf die Uhr. Wenn ich ihm noch vor den Sonnenaufgang die Herausforderung zukommen lassen wolle, musste ich mich beeilen. Zumal es nicht auffallen durfte, dass Alice fehlte.
 

(Shun)

Beim Gedanken an Jewls wurde mir anders. Nicht unangenehm. Im Gegenteil. Es war angenehm. Ich hatte das Gefühl, dass sie mich immer noch im Arm halten würde. Ich spürte immer noch, wie sie mir durch die Haare und über den Rücken strich. Ein angenehmer Schauer überkam mich.

Und was noch viel wichtiger war: ich hatte Dan fast vergessen. Erst sah ich ihn, wie er Drago nach sprang, immer vor meinen Augen, doch wenn Jewls bei mir war, sah ich nur noch sie. Ich fühlte nur noch sie. Es war einfach toll. Gar nicht richtig in Worte zu fassen, was ich fühlte. Auch wenn ich ein Einzelgänger war und sie ein Energiebündel, fühlte ich mich in ihrer Nähe unglaublich toll. Anders im positiven Sinne.

Ich lag in einem Bett in Maruchos Haus und betrachtete die braune Decke. Oder besser: ich betrachtete Jewls‘ Gesicht. Ich konnte mich an ihre Locken erinnern und sogleich hatte ich das Gefühl, sie anfassen zu können.

Geistesabwesend berührte ich meine Wange. Dort, wo sie mich berührt hatte, als ich geweint hatte. Ich hatte diesem Mädchen mein ganzes Herz ausgeschüttet. Sie wusste alles. Alles war wieder hoch gekommen und ich hatte es nicht für mich behalten können. Alles was in meinem Leben passiert war und das ich noch niemals in meinem Leben jemanden anvertraut hatte, noch nicht einmal Skyress oder Dan, hatte ich ihr gesagt.

Und sie hatte mich gestreichelt. Mir schweigend zugehört und mich gestreichelt. Sie war für mich dagewesen, auch wenn wir uns kaum kannten. Es war so komisch. Gab es so was wie Seelenverwandte vielleicht doch? Wenn ja, dann musste sie meine Seelenverwandte sein.

Ich lächelte und strich mir über die Lippen. Als ich fertig gesprochen hatte, hatte ich das Bedürfnis sie küssen zu müssen, aber ich hatte es nicht getan. Ich hatte mich beherrschen können.

Wir hatten uns noch etwas unterhalten, bis ihre Managerin wutschnaufend reingekommen war und sie angemacht hatte, von wegen, sie müsste arbeiten und die ganze Palette. Wir waren zur Tür gegangen und wollten uns verabschieden. Ich war überfordert und wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Also wollte ich einfach gehen. ‚Bye‘ sagen und verschwinden, doch sie hielt mich an der Hand fest und hatte mich auf die Lippen geküsst. Erschrocken war ich zusammen gezuckt. Noch nie hatte mich ein Mädchen, außer meiner Mutter, geküsst. Trotzdem hatte ich nach dem ersten Schock den Kuss erwidert.

Sie hatte mich angelächelt und mir noch einmal über die Wange gestrichen, dann erst war ich gegangen und nun war ich bei Marucho, weil der Weg kürzer war und ich die Nähe meiner Freunde brauchte. Mein Großvater war einverstanden. Wieso auch nicht? Er fand es viel besser, wen ich bei meinen Freunden war, aber ich wollte nicht, dass er meine Röte sah.

Ich hatte meinen ersten Kuss geküsst. Sollte ich jetzt stolz auf mich sein oder mich hassen, weil ich ihn nicht meiner Freundin geschenkt hatte? Nein, ich sollte mich hassen, weil ich so glücklich war. Ich hatte doch gar kein Recht dazu, immerhin war mein bester Freund endgültig in der Doom Dimension verloren.

Seufzend hatte ich mich schlafen gelegt. Ich hatte wieder von Dan geträumt, war erschrocken aufgewacht. Erschrocken sah ich mich um. Es war nur ein Traum. Erst habe ich es nicht verstanden, doch mehr war es nicht. Ein Traum.

„Guten Morgen, Shun.“ Skyress‘ Stimme riss mich aus meinen Gedanken. War sie noch sauer auf mich? Ich hoffte doch mal nicht. Das würde ich nicht ertragen, aber irgendwie konnte ich das nicht glauben.

„Hey, Skyress.“ Immer schön freundlich sein, sagte ich zu mir selbst. „Meine Güte, das war vielleicht ein Albtraum.“ Mein Bakugan hatte doch ein Recht zu erfahren, was mich beschäftigte. Zumindest zum Teil. Von Jewls musste sie nichts wissen, das gehörte nur uns. Der Grünhaarige hatte ich das auch schon gesagt und sie war einverstanden.

„Aber du bist sicher und gesund in Maruchos Haus.“ Ja, das war ich wohl und das war auch gut so. Hier fühlte ich mich nun zumindest sicher, auch wenn alles Positive an dem Besuch bei Jewls verschwunden war.

Ein Licht erhellte den Raum. Kam Masquerade? Erschrocken sah ich dort hin. Nein, es war nur Maruchos Buttler, im Fernseher, der angegangen war. Ich würde tippen, dass er in diesem Moment in der Küche war. Zumindest vom Hintergrund her. „Guten Morgen, Sire, endschuldigen Sie, aber Ihr Frühstück ist serviert im Speisesaal.“

Ich bedankte mich bei Karto, dem Buttler, und wollte aufstehen, als eine Karte rausfiel. Eine einfache, weiße Karte, die mein Leben verändern würde. Erst war ich verwirrt über diese Karte. Ich hatte sie nicht bemerkt, als ich schlafengegangen war, also musste sie doch neu sein.

Ich bückte mich zu dieser Karte und meine langen, zum schlafen offene Haare fielen mir ins Gesicht. Als ich die Karte näher ansah, fragte ich was das war. Eine Karte. Ja, das sah ich auch, aber von wem. Vielleicht hatte Skyress ja was mitbekommen.

Und sie hatte auch was mitbekommen. „Eine Nachricht. Von Masquerade!“ Erst war ich am überlegen, ob ich sauer werden sollte, weil sie das so einfach sagen konnte, immerhin musste er doch hier gewesen sein, doch dann unterließ ich es. Damit wäre ja auch niemandem geholfen.

Also las ich lieber diese Karte laut vor. „Triff mich um vier Uhr bei der stillgelegten Fabrik.“ Vielleicht hätte ich sie doch lieber leise vorlesen sollen. Ich zerknüllte das Kärtchen, denn in dem Moment kam mir eine Idee. Wenn Dan nicht zurück konnte, wieso konnte ich dann nicht zu ihm? Wenn wir ihn von hier nicht zurück hohlen konnten, dann vielleicht von da!

„Shun, nein!“ Sie wollte widersprechen, doch dafür hatte ich keinen Nerv. Ich hatte mich endschieden.

„Skyress, du musst mir bitte einen großen Gefallen tun.“

„Gern, Shun, natürlich.“ Das wollte ich hören.
 

(Jenny)

Dan sollte weg sein? Ich konnte es nicht fassen. Dieser schwarzhaarige Junge, Shun, musste sich geirrt haben. Dan war nicht in der Doom Dimension! Das durfte nicht wahr sein. Nein, es konnte nicht wahr sein!

Ich lag in meinem Bett und hatte die ganze Nacht kein Auge zu getan. Ich konnte nur an meinen Liebsten denken. Wir wollten uns doch wieder treffen, wenn er konnte. Auf wann wollte er unser Date im Park verschieben? Ach ja, auf vorgestern. Er hatte sich nicht bei mir gemeldet und selbst konnte ich ihn auch nicht erreichen. Ich hatte gedacht, dass er einfach nichts mit mir zutun haben wollte und es abgefunden. Ich litt bei dem Gedanken, aber es war doch seine Endscheidung.

Wobei ich zugeben musste, dass sein Abschiedskuss auf die Wange dabei nicht ganz ins Bild passen wollte.

Vielleicht hatte Shun doch Recht gehabt. War mein geliebter Dan in der Doom Dimension? Wenn ja, musste ich zu ihm. Wo war Masquerade? Ich wollte gegen ihn kämpfen und verlieren. Daniel sollte nicht alleine sein. Mein Liebster hatte besseres verdient.

Ich sah auf den Ball in meiner Hand. Seatch. Im Gegensatz zu Dans Drago hatte das Aquosbakugan noch nie zu mir gesprochen. Aber vor allem in diesem Moment brauchte in einen Partner um über meine Probleme zu reden.

Eigentlich redete ich mit Jewls immer über alles, aber das konnte ich dieses Mal nicht. Sie schien so glücklich mit Shun und ich wollte sie nicht beunruhigen. Allein ein Bakugan, einen Partner, wie die Schicksalsspieler ihn hatten, konnte mir helfen.

„Ach, Seatch.“ Ich strich liebevoll über die Kugel. „Ich brauche dich, Seatch.“ Leise seufzte ich und sah zur Decke. Wir hatten heute frei. Es war morgens. Noch vor dem Frühstück. Also schlief Jewls noch. Wahrscheinlich träumte sie von ihrem Schwarzhaarigen, so wie sie grinste.

„Was hast du vor?“ Eine weibliche Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Sie hörte sich so elektronisch an, wie von einem Bakugan.

Ich sah zu Seatch. Er hatte sich aufgeklappt und sah mir entgegen. „Du … du sprichst?“ Ich war baff. Wieso hatte er nicht vorher mal mit mir gesprochen? Stopp! Er? Nach der Stimme zu urteilen war er wohl eher eine sie.

„Natürlich spreche ich, aber du hast vorher nie mit mir gesprochen, Jenny.“ Sie klang schon beinahe tadelnd, aber sie hatte Recht. Nicht sie hatte nicht mit mir gesprochen. Ich hatte nicht mit ihr gesprochen.

„Oh, tut mir leid, aber danke, dass du jetzt mit mir sprichst.“ Ich lächelte den Ball lieb an. Konnte ich ihr das wirklich einfach so aufbrummen? Immerhin verlangte ich von ihr, dass sie starb und vielleicht nie wieder zurück kommen könnte. „Nun ja, es geht um … Dan…“ Ich machte eine Pause. Unwissend ob ich es einfach sagen konnte.

„Du willst Dan hinterher, oder?“ Sie hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Verlegen lächelte ich sie an und erntete dafür nur ein seufzen. „Vielleicht solltest du erst einmal mit Dans Freunden drüber reden. Diesen kleinen, blonden Marucho, die blauhaarige Runo, Shun und dieses andere Mädchen … Julie. Ihnen geht es bestimmt nicht anders.“

Sie hatte Recht, aber konnte ich sie da einfach so mit reinziehen? Klar, denn das waren sie doch schon. Ich schnappte mit Seatch und rannte los.
 

(Runo)

Schon wieder war ein Tag vergangen. Ich starrte meine Zimmerdecke an. Wieso konnten diese Träume nicht aufhören? Ich war gerannt und gerannt. Immer weiter auf Dan zu, der mir einfach nur entgegen winkte. Dann war der blaue Himmel schlagartig dunkel geworden, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Ich war schneller gerannt. So schnell ich nur konnte, doch Dan schien nie näher zu kommen, auch wenn er sich nicht fortbewegte. Ich kam einfach nur nicht näher ran.

Dann war Masquerade hinter mir erschienen und hatte mich ausgelacht. Mich oder ihn, ich wusste es nicht. Trotzdem tat es verdammt weh. Ich hatte das Gefühl, als würde ich keine Luft mehr kriegen. Ich wollte schreien, als das Loch hinter Drago und Dan sich auftat, doch kein Laut kam aus meinem Mund.

Das Loch verschlang die beiden und nichts blieb von ihnen übrig. Ich rannte noch weiter, in der Hoffnung, sie retten zu können, doch die Verzweiflung überkam mich. Ich sank auf den Boden. Masquerade kniete sich neben mich. Ich weinte und er strich mir schon fast liebevoll über die Wange. Sanft hatte er meine Lippen geküsst, bis er sein dreckiges Grinsen aufgelegt hatte und gesagt hatte: „Tja, Baby, das ist alles nur deine Schuld. Du bist ja auch einfach zu dämlich. Dachtest du, ich würde dich jemals lieben?“

Dann bin ich aufgewacht.

Meine Mutter rief irgendwas von unten hinauf. Seit wann konnte sie eigentlich chinesisch? Ich als Japanerin verstand zumindest kein Wort davon, was sie sagte. Ob sie wirklich eine andere Sprache sprach konnte ich nicht sagen. Es konnte auch einfach sein, dass ich einfach so abwesend war, dass ich den Sinn dieser Worte nicht verdstand.

Wie konnte mein Liebster nur so etwas tun? Diese Frage und nichts anders herrschte in meinem Kopf. Ich verstand sein tun nicht und versuchte auf diese Frage eine Antwort zu finden. Das war, als würde man eine bestimmte Nadel in einem Haufen identischer Nageln suchen; unauffindbar.

Ich schlurzte leise und wusch mir die Tränen weg. Nein, so verzweifelt war ich dann doch nicht. Für diesen Arsch würde ich keine Träne mehr verschwenden. Nicht er brauchte mich, sondern Dan. Er steckte in der Dimension fest, wegen meiner Liebe, zumindest fühlte ich mich so.

Ich hatte meine Freunde verraten und statt es wieder gut zu machen traute ich meinem Liebsten hinterher. Wie erbärmlich war ich denn? Ziemlich, wenn man mich fragte. Doch das war doch ein Grund sich zu ändern, oder etwa nicht? Ich jedenfalls nahm es mir vor.

Alice kam in unser Zimmer. Ich gähnte erst einmal. Die guten Vorsätze könnten noch warten, bis ich wirklich wach war. Oder auch nicht. „Runo, steh auf. Dans Mutter will mit dir sprechen.“

Ich sprang auf. Was wollte Dans Mutter? Es konnte doch nur um Dan gehen, aber wieso kam sie dann ausgerechnet zu mir? Das konnte ja mal nicht gut gehen.

Ich zog mich schnell an, schnappte mir Tigrerra – ohne sie würde ich wohl nirgends hingehen – und rannte die Treppenstufen hinunter.

Kurz darauf gingen wir durch den Park. Ich konnte im Brunnen unsere Spiegelbilder sehen. Normalerweise fand ich diesen Anblick wunderschön, doch dieses Mal nicht. Ich achtete gar nicht darauf. Es gab ja wohl wichtigeres, als mein olles Spiegelbild, das sich eh nicht so schnell veränderte.

Wir blieben stehen. „Sie wollte mich selbilder sehen. Normalerweise fand ich diesen Anblick wunderschön, doch dieses Mal nicht. Ich achtete gar nicht darauf. Es gab ja wohl wichtigeres, als mein olles Spiegelbild, das sich eh nicht so schnell veränderte.

Wir blieben stehen. „Sie wollte mich sprechen?“ Ich hatte ein mulmiges Gefühl in mir, wofür ich keinen Namen wusste, das mir aber auf die Luftrohre drückte. Ich hatte Mühe Luft zu bekommen. Mein Magen rebellierte und wollte seinen Inhalt preisgeben.

„Es ist wegen Dan. Er ist seit vorgestern nicht mehr nach Hause gekommen.“ Sofort hörte ich Masquerades Stimme in meinem Kopf. Ach nein, was du nicht sagst. Natürlich ist er das nicht. Ich habe ihn doch selbst in die Doom Dimension verbannt. Ich wurde langsam aber sicher wirklich zum Freak. Natürlich hatte er sowas nie gess raus. Wie schon die ganze Zeit. Ich war nur noch eine Hülle und sonst nichts. Schon das Denken war anstrengend.

„Ich hab mir gedacht, du weißt vielleicht wo er ist, Runo.“ Oh, ich wusste es, aber das würde sie sicherlich nur noch mehr beunruhigen und das wollte ich nicht. Sie klang ja so schon so verzweifelt. Aber hatte sie als Mutter nicht das Recht zu wissen, wo ihr Sohn sich befand? Was sollte ich nur tun?

„Nein, keine Ahnung.“ Ich senkte den Kopf. Sie sollte nicht sehen, wie ich log, um ihr noch größeren Kummer zu ersparen. Wie erklärte man einer verzweifelten Mutter denn, dass ihr Sohn in einer Friedhofdimension für Bakugan eingesperrt war und wohl nie wieder zurück konnte? Das war der zweite Punkt, wieso ich meinen Kopf senkte: Ihre Verzweiflung.

So schnell gab sie sich dann doch nicht zufrieden. Wahrscheinlich weil ich ihrem Blick ausgewichen war. Ein Zeichen für ein schlechtes Gewissen. „Hat es irgendwas mit Bakugan zu tun?“

Erschrocken sah ich sie an. Woher wusste sie das nun schon wieder? Hatte Dan etwas verraten? Wusste sie, dass Dan gegen Masquerade kämpfen wollte? Wusste sie über die Doom Dimension bescheid? Wusste sie von Naga, Hal-G und Masquerade? Was wusste sie über Bakugan?

„Na, hat es das?“ Meinen geschockten Gesichtsausdruck hatte sie wohl als Zeichen aufgenommen, dass sie Recht hatte. Das hatte sie ja eigentlich auch. Sie wusste es wohl genauso gut wie ich. Sie wollte es einfach nur noch einmal von mir hören. Wie viel wusste sie?

Es war wohl besser, wenn ich so tat, als hätte ich keine Ahnung. Ich sollte erst einmal mit den anderen Schicksalsspielern darüber reden, was zu tun war. Mein

Gott, ich war doch gerade erst 12 Jahre alt. Wie konnte ich mit so was klar kommen? „Tja, ich hab keine –„

Sie unterbrach mich: „Das ist alles, worüber er spricht. Entweder er ist weg, um es zu spielen, oder er unterhält sich online über das Spiel.“ Sie erzählte mir von einigen Beispielen. Wie sie zum ersten Mal eines von Dans Bakugan gefunden hat – beim Aufräumen. Oder als Marucho gerade erst hierhin gezogen war und wir gegen Jenny und Jewls gekämpft hatten. Wie sie Marucho mit den Bakugangeschützen über den Flur hat laufen sehen. „Damals habe ich noch gedacht, es wäre ein albernes Kinderspiel, also habe ich Dan gewähren lassen.“ Dann erzählte sie von unseren freien Tag, als wir endlich wieder alle zu Hause waren. Das war kurz nach unserem Besuch bei Joe. Dan hatte mit Drago gesprochen und seine Mutter hatte es mitbekommen. „Ich habe auch gesehen, wie er mit seinem Bakugan gesprochen hat“

Langsam wurde mir das wirklich zu viel. Was sollte ich nur machen? Ihr die Wahrheit erzählen? Sie anlügen? Gar nichts sagen? Ich wusste es einfach nicht. Konnte Masquerade nicht hier sein? Stopp! Der hatte uns den ganzen Mist doch eingebracht, wieso wollte ich ihn dann hier haben? Scheiß Hormone.

„Was sind Bakugan?“ Alice? Shun? Marucho? Julie? Hilfe!!!! Ich machte einen Schritt nachhinten. Was sollte ich nur machen? Es schien sich alles zu drehen. Würde ich vielleicht noch umkippen und müsste dann gar nicht sagen?

„Ähm … nun ja … sie sind …“ Was sollte ich denn sagen? Dass das Wesen aus einer anderen Dimension waren, die unsere Hilfe brauchten, um ihre Dimension, Vestroia, zu retten? Sehr glaubwürdig, wirklich.

Unbewusst legte ich meine Hand auf meine Tasche, wo sich Tigrerra befand. Ich nahm es gar nicht richtig war. Ich wusste auch nicht, was ich mir davon erhoffte. Verstärkung? In dieser Situation? Auch wenn Tig es versucht hätte, hätte das wohl nichts gebracht. Nein, es hätte alles nur noch schlimmer gemacht.

„Bitte sag mir: ist es mehr, als nur ein Spiel?“ Voller Verzweiflung nahm ich Tigrerra heimlich aus der Tasche und hielt sie mir vor die Brust. Ich achtete darauf, dass Frau Kurso sie nicht sehen konnte. Ich brauchte einfach etwas in meinen Händen.

„Tja, es ist … irgendwie … irgendwie … so ähnlich.“ Nun war ich vollkommen hilflos. Ich hatte das Gefühl, als müsste ich gleich weinen. Ein wahrer Gefühlshurrikan tobte in mir, der jeden Gedanken unbrauchbar machte.

Voller Verzweiflung drehte ich mich auf dem Absatz um. Ich schafte es einfach nicht. Ich hielt diesen Druck einfach nicht mehr aus. Ich wollte weg! „Tut mir leid ich kann nicht.“ Damit rannte ich weg. Weg von Frau Kurso, Dans Mutter. Tränen bahnten sich ihren Weg über meine Wangen, aber das war mir egal. Ich musste weg!

Sie rief mir hinterher, doch ich blieb nicht stehen. Dazu hatte ich keine Kraft mehr. Ich war doch nur ein schwaches, kleines Mädchen.

Das wir belauscht wurden, hatte ich nicht mitbekommen. Diese nur zu bekannte Person verschwand hinter den Bäumen. Unbemerkt von uns beiden…
 

(Julie)

Wir, also ich, Marucho und Shun, saßen beim Essenstisch. Hunger hatte ich nicht, weshalb ich es gar nicht erst das Essen von Karto anrühren wollte. Marucho stocherte lustlos in seinem rum. Nur Shun aß, aber auch ziemlich lustlos.

Ich hing meinen Gedanken an meiner Scheinliebe zu Dan nach. Wieso war dieser Junge nur so dumm? Er machte ja schon fast mir Konkurrenz und das musste schon was heißen, wenn man an die Nummer mit Billy dachte.

Ich seufzte. Ach, Billy …

Konnte er nicht hier sein. Ich brauchte ihn, auch wenn ich es niemals zugegeben hätte, aber am liebsten hätte ich mich an seine Brust gekuschelt und einfach alles raus gelassen.

Ich sah auf meinen Teller. Wieso war dort Dan und Billy zu sehen? Steckten sie etwa im Teller fest? Dann sollte ich mich ranmachen und sie raus hohlen…

Aus den Augenwinkeln konnte ich sehen, wie auch Marucho einen Bissen aß. Nur ich nicht. Ich war die einzige, die nichts aß. Ich konnte es einfach nicht. Wenn ich was essen würde, hätte ich mich wohl so schon übergeben. Mein Magen wollt sich so schon entleeren.

Billy…

„Warum denn so betrübt? Hört auf hier rum zu grübeln. Seht es doch mal positiv. Wir haben doch noch uns, oder etwa nicht?“ Was für einen Schwachsinn redete Preyus da eigentlich? Warum wir so betrübt waren? Wo war das Aquosbakugan gewesen, als Dan und Drago vorgestern in die Doom Dimension verbannt wurden waren? Das Bakugan regte mich auf, auch wenn ich es nicht zeigte.

„Ich glaube jetzt ist der falsche Zeitpunkt für deine aufmunternden Worte, Preyus. Wir müssen konzentriert bleiben.“ Ich hörte die Stimmen immer leiser werden. Ich wusste, dass es Gorem war. Einfach weil es kein andere sein konnte. Marucho und Shun waren am essen und so hörte es sich nicht an und Preyus war anders, auch wenn ich die Stimme nicht mehr erkennen konnte, weil sie schon zu weit weg klang.

Jemand kam ins Zimmer. Das brachte mich wieder etwas in die Realität zurück. Es war Karto, der reinkam. „Du meine Güte. Was ist los? Ist das Frühstück nicht schmackhaft genug? Der Schinken zu knusprig? Die Eier zu weich?“

Marucho drehte sich zu dem Butler um. Er sagte was zu ihm, das ich zwar hören, aber nicht verstehen könnte. Er sah auf den Teller. Es dauerte was, bis Maruchos Worte in meinen Kopf sickerten. „Nein, Karto, es ist alles in Ordnung. Uns geht nur momentan so viel im Kopfherum. Das ist alles.

„Sie können nichts dafür, Karto.“ Ich sah nun auch zum Buttler. Ich wollte nicht, dass er sich auch noch schlecht fühlte, weil wir keinen Hunger hatten.

„Keine Sorge. Ich bin kein besonders guter Koch. Übrigens, Meister“ Bei diesem Wort zuckte ich zusammen. Einfach nur, weil Hydranoid Masquerade immer mit Meister ansprach. „Marucho, Alice und Runo sind hier.“ Während er sprach sah ich, wie die beiden Mädchen in den Speisesaal traten.

„Ihr habt es geschafft.“ Wieso klang Marucho so glücklich? Was hatten sie geschafft? Nach einem Tag, der verstrichen war, endlich zu uns zu kommen? Ja, Marucho, das hatten sie geschafft. „Und? Habt ihr gute Nachrichten für uns, häh?“
 

(Alice)

Ich hörte Julie weinen. Jammern konnte sie schon immer gut. Das musste man ihr lassen, aber das war auch wohl das einzige, das sie konnte. Ich verstand mich selbst nicht. In den letzten Tagen hatte ich mich so komisch gefühlt. Schon zweimal hatte ich diesen unbeschreiblichen Schmerz verspürt und danach hatte ich mich anders gefühlt. Erst waren Gefühle mir so oberflächlich vorgekommen. Als kämen sie an mein Inneres gar nicht ran. Danach war ich ziemlich gereizt. Man könnte meinen ich würde meine Tage kriegen, aber dem war nicht so. ich war Dreizehn und hatte sie schon. Ziemlich regelmäßig, wenn ich darüber nachdachte. Zumindest war es so, dass ich sie in diesem Moment nicht haben konnte. Ich hatte sie gerade erst gehabt, aber genauso reizbar, wie in meiner Periode, war ich. Julie konnte doch wirklich nichts dafür, dass ich mich so fühlte.

Wir waren in Maruchos Computerzimmer und auf dem riesigen Bildschirm waren Joe und Chan zu sehen. Sie saßen neben einander und sahen sich immer wieder an. Was da wohl vor sich ging? Ich konnte es nicht sagen, aber es sah schon fast so aus, als liefe da was.

„Oh, stimmt es, was sie sagen? Dass mein geliebter Dan für immer in der Doom Dimension gefangen ist?“ Julies Gejammer war Oskar reif. Und mein stilles Gezicke ebenso. Himmel, noch nicht einmal, wenn ich meine Tage hatte war ich so drauf. Ich war nie zickig.

„Ja, und unglücklicherweise kann laut meinen Berechnungen keiner von uns irgendwas daran ändern.“ Maruchos Blick wanderte von einen zum anderen. Von Shun, über Julie, mir und schließlich zu Runo. „Ich schlage vor, wir vertrauen uns mit unserem Problem einen vertrauenswürdigen Erwachsenen an.“

Runo sah zu Joe hoch, der die Hand ausgestreckt hatte. Ich folgte ihrem Blick. Chan, die daneben saß, senkte ihren Blick. Sie fühlte sich in ihrer Haut sichtlich unangenehm. „Ja, aber was sollen wir denen denn sagen? Entschuldigen Sie bitte, einer unserer Freunde hat Bakugan gespielt und wurde in die“ Er machte eine abschweifende Geste. „Doom Dimensin gesaut. Ich nehme mal an, ganz egal wem wir das erzählen der würde glauben, wir wären verrückt.“

„Ja, stimmt harr genau, Joe.“ Marucho sah von Joe zu Chan. Sie fasste Joes Hand und legte sie wieder auf den Tisch. Immer noch war sie still gewesen; was eigentlich untypisch für sie war. Sie strich über seinen Handrücken, als wollte sie Joe Mut zusprechen, dass er diese schweren Momente überstehen konnte.

„Wir müssen es tun.“ Ich erfasste das Wort. Ich konnte nicht immer in meinen Gedanken sein. Wir brauchten eine Lösung und vielleicht lag die ja schon auf der Hand.

Vorsichtshalber sah ich zu Runo. Sie nickte. „Ja.“ Das nahm ich als Zeichen weiter zu sprechen.

„Hört zu, Dans Mum ist heute Morgen im Restaurant gewesen. Sie wollte unbedingt mit Runo reden.“ Als die anderen überrascht zu uns sahen. Trafen sich Joes und Chans Blicke. Wieso hatte ich das Gefühl, dass sie was verschwiegen? Ging es nur um deren Liebesleben oder hatte es was mit Dan zu tun?

„Sie hat gefragt, ob Bakugan wirklich nur ein Spiel wäre.“ Nun sahen die anderen Runo geschockt an. Hallo? Die konnte auch nichts dafür, dass es so war. Ich sollte mich selbst ohrfeigen. Wie konnte ich nur so etwas denken?
 

(Tigrerra)

Ich hörte den Menschen schweigend zu. Ich war so schon froh, dass Runo überhaupt wieder lebte. Zumindest hoffte ich, dass sie lebte. Sie war komisch und was noch schlimmer war: sie liebte Masquerade. Ich hatte nicht direkt was dagegen, es war eher schlimmer, dass es Masquerade war. Er würde ihr das Herz brechen und das wollte ich nicht, aber er brach ihr ja so schon das Herz.

Ich sah meine Herrin an. Andere Bilder schoben sich vor meine Augen. Gruselige Bilder. Masquerade neben meiner Herrin, wie er sie umarmte und küsste. Und was nch schlimmer war: Hydranoid war hinter, neben mir, wie ich mich an ihn kuschelte.

„Kommt schon, Leute. Kommt schon. Folgt mir.“ Wir Bakugans drehten uns zu Skyress. Was wollte sie? Auch egal, so war ich die Bilder losgeworden. Das war schon was ziemlich Positives. Wie konnte ich mich auch neben diesem schrecklichen Darkusbakugan vorstellen? Mir sollte schlecht werden.

„Oh, das hört sich ja gut an.“ Preyus‘ Begeisterung konnte ich zwar nicht nachvollziehen, aber wenn er meinte, dann hörte es sich eben gut an. Wenn es mich von meinen Gedanken an das Bakugan abhalten würde, dann reichte es mir zumindest, denn dann hörte es sich gut an.

Wir folgten Skyress, während Preyus noch irgendwas von Überraschungen und wie er sie doch mochte brabbelte. Dass Joe uns nachsah bekam ich kaum mit, aber ich bekam es wohl im Gegensatz zu den anderen mit. Am Brunnen, in Maruchos Villa, blieben wir. Hier konnten wir reden, ohne jemanden zu stören.

„Oh, das gefällt mir aber gar nicht, Schwester.“ Was hatte Preyus jetzt schon wieder für ein Problem. Bei aller Freundschaft irgendwann nervte seine Art doch und vor allem wenn ich wegen meinen eigenen Gedanken an das feindliche Bakugan schon genervt war. „Ich hasse Wasser.“ Du musst es aber auch nicht heiraten. Aber es hörte sich wirklich lustig an, sowas von einem Aquosbakugan zu hören. „Wenn ich nass werde bekomme ich einen furchtbaren Ausschlag.“

Ich drehte mich zu Preyus. War ja klar, dass sowas kommen musste. „Den nennt man Rost, Preyus, und jetzt lass mal hören, was Skyress zu sagen hat.“ Ich versuchte meine Stimme ruhig klingen zu lassen, aber mindestens Skyress war wohl aufgefallen, dass ich gereizt war. Ich wollte das jetzt hinter mich bringen. „Nur zu. Wir sind ganz Ohr.“

„Danke.“ Sie nickte kurz mit ihrem Kopf in meine Richtung. Die Menschen hätten es sicher nicht anders gemacht. „Ich habe euch gerufen, um euch zu sagen, dass Shun von Masquerade“ Wieder dieser Name, der nichts Gutes verkündete, auch wenn ich an ein Wunder und Besserung glauben wollte. „zu einem Kampf herausgefordert wurde.“

Wieso hieß Masquerade eigentlich gleich Kampf? Wieso musste er unser Feind sein? Es wäre so einfach, wenn er für uns kämpfen und meine Herrin lieben würde. So viel Glück hatten wir aber nicht. Schade eigentlich. Das würde alles einfacher machen. Wieso wurde ich das Gefühl nur nicht los, dass er was für sie empfand? Ich hatte mir das beim Kampf, Dan gegen Masquerade, wohl nur eingebildet.

„Ist das dein Ernst.“ Ich sah Skyress an. Von meinen Gedanken war nichts zu erkennen. Ich dachte an den Darkusdrachen. An seine schwarzen Schuppen, seine Stacheln, die Kraft die dahinter war, diese Muskeln … und hätte mich allein dafür schon selbst in die Doom Dimension verbannt.

„Das ist ja mal was Neues. Sollten nicht alle davon erfahren?“ Da musste ich Preyus wirklich mal zustimmen. Alle unsere Menschenfreunde hatten ein Recht das zu erfahren. Wieso hatte sie es dann nicht gleich vor allen gesagt? Skyress wird sicherlich ihre Gründe dafür haben.

„Da bin ich mir nicht so sicher.“ Ich sah Skyress an. Ja, sie hatte ihre Gründe. „Shun bat mich ihm einen Gefallen zu tun.“ Sie machte eine Pause. „Er will von mir, dass ich gegen Masquerade verliere, damit er in die Doom Dimension gelangen kann, um Dan zurück zubringen. Shun sagte, nur er und ich müssten gehen und ich durfte niemandem ein Sterbenswörtchen davon erzählen.“

„Ich kann nicht glauben, dass Shun so etwas tut.“ Das stimmte nun wirklich. Ich konnte es wirklich nicht fassen. Was hatte er davon ebenfalls dort fest zu sitzen. Was war, wenn sein Plan nicht funktionierte?

„Das ist verrückt. Gegen Shun sehe ich ja langsam aus, als ob ich normal wäre. Erschreckend.“ Innerlich musste ich bei Preyus‘ Worten lachen. Ja, das war wirklich erschreckend.

Skyress ergriff wieder das Wort: „Er sagt, es wäre unsere einzige Hoffnung Dan zu retten, aber ich frage mich, ob wir den Menschen nicht schon zu sehr erlaubt haben sich in unser Problem einzumischen.“

Ihre Zweifel kamen auch über mich. Unser Kampf brachte unsere Freunde in Gefahr, wie man an Dan sah. Sie hatten besseres verdient, als wegen uns zu leiden. Aber taten sie das nicht freiwillig? „Du hast Recht, Skyress. Das ist unser Problem und es fing an, als Naga das Gleichgewicht der Macht in Vestroia zerstört hat.“

Gorem, der die ganze Zeit geschwiegen hatte – wie er es eigentlich sehr oft tat –, ergriff nun auch einmal das Wort: „Es ist unsere Welt, die am Abgrund der Vernichtung steht. Die Menschen muss das erspart bleiben.“ Also war auch er, der Meinung von Skyress. Ich hatte ihr zwar auch zugestimmt, aber sicher, dass ich ihre Meinung teilte, war ich mir nicht.

„Ach Quatsch.“ Zumindest war Preyus keiner derjenigen, die sich der Mehrheit beugten. Oder kam das noch? Ich wusste bei besten Willen nicht, wo ich Preyus einordnen sollte. Ich würde wohl nie verstehen, was in seinem Hirn vor sich ging, wenn denn da was vor sich ging.

„Es liegt an uns, Dan zu retten.“ Skyress schien einen Plan zu haben, aber wie wollte sie zu Dan in die Doom Dimension gelangen? Es lag an uns? Sollten wir die anderen denn nicht wenigstens nach ihrer Meinung fragen? Die Entscheidung sollte doch ihnen überlassen werden.

„Einverstanden.“ Alle hatten gesprochen. Alle Bakugans hatten das Wort gleichzeitig erhoben – selbst Preyus – und ich schwieg.
 

(Marucho)

Wir saßen immer noch bei mir im Zimmer. Ich wollte stark sein und das war gar nicht so einfach, wie ich es mir gedacht hätte. Scheinbar konnten wir Dan nicht einfach so zurück hohlen. Ich wollte mich Dans Mutter anvertrauen, weil ich es einfach nicht mehr aushielt. Es war schrecklich, doch ich wollte stark sein, da –

„Oh, Skyress?!“ Shun sprang auf. Er sah sich voller Entsetzen um. Er suchte nach seinem Bakugan.

Nun sah sich auch Runo um. „Höh? Wo ist denn Tigrerra?“

Auch ich fing an mich umzusehen, da von den beiden Bakugans nichts zu sehen war. Auch Preyus war nicht anwesend. „Ja, und wo ist Preyus?“

Nach all dem Trubel, nach unserem Bakugans stand auch Julie voller Entsetzen auf. „Gorem?“ Ventus, Haos, Aquos und Subterra. All unsere Bakugans waren verschwunden. Pyrus war in der Doom Dimension und Darkus hatten wir nie gehabt.“Wo ist Gorem geblieben?“

Ein ungutes Gefühl überkam mich. Wo konnten unsere Bakugans nur sein? Stark sein, rief ich mir in Erinnerung, doch viel geholfen hat es nicht. Ich fühlte mich so nutzlos. Dan konnte ich nicht beschützen und nun war auch noch mein Preyus weg. Was war nur geschehen? Waren sie aus dem Fenster gefallen und zerbrochen? Ach, Quatsch mit Soße. Bakugans waren doch nicht aus Porzellan.

„Na ja, die haben alle vor ein paar Minuten das Zimmer verlassen.“ Joe grinste. Genauso wie Chan hinter ihm. Ich konnte sehen, wie sie mit einer seiner Haarsträhnen spielte. Dieses Bild passte momentan einfach nicht in meine Gefühlsküche.

Leise kicherte Chan. „Genauergenommen, sind sie raus gewatschelt.“ Fanden die beiden das denn wirklich so lustig? Nein, wahrscheinlich fanden sie das wie lustig, nicht das was.

„Aber ich frage mich, warum?“ Ja, das würde ich auch nur zu gerne wissen, was hatte Preyus dazu gebracht, einfach abzuhauen? Wieso hatte er nicht Bescheid gesagt? Er musste doch wissen, dass ich mir Sorgen machen würde. Dafür konnte es nur drei logische Gründe geben – zumindest fielen mir nur drei ein. A) es war nicht geplant gewesen und somit ein Unfall, b) er hatte gehofft, dass ich es erst später mitbekäme und ich mir so keine Sorgen machen wollte oder c) er und die anderen Bakugans waren dabei einen schrecklichen Fehler zu begehen – ohne uns.

„Stimmt hier etwa irgendwas nicht?“ Alice, die vielleicht auch nach unseren Bakugans gesucht hatte – ich hatte nicht auf sie geachtet, weshalb ich das nicht genau wusste – sah rüber zu Shun, der noch kurz davor auf seine Uhr geschaut hatte. Hatte er es irgendwie eilig? Wollte er noch irgendwo hin. Komisch –

Aber egal.

„Nein, keine Sorge, aber wir müssen unbedingt unsere Bakugans finden.“ Damit wollte der Ninjajunge eigentlich zur Tür raus. Irgendwie benahm sich Shun doch komisch, das lag wahrscheinlich daran, dass Dan in der Doom Dimension war und das war seine Art damit umzugehen.

„Nein warte.“ Wie schon gesagt: damit wollte er eigentlich zur Tür raus. Alice hielt ihn auf. „Was … versteckst du da?“ Ich sah zu Shun. Er sollte was verstecken? Komisch, ich hatte das gar nicht mitbekommen, aber Alice konnte man einfach nichts vormachen.
 

(Jewls)

War ich denn von allen guten Geistern verlassen? Ja. Eine andere Erklärung für mein Verhalten gab es einfach nicht. Wie konnte ich nur so doof sein? Ich verstand mich selbst schon nicht mehr und das musste schon was heißen.

Ich stand neben einem Kiosk und starrte die Zeitungen und Zeitschriften an. Die meisten Titelseiten prägte ein Bild. Die Layouts waren ebenfalls zum Großteil gleich. Teeniestars kleine Affäre, Wer ist der Junge an Jewls‘ Seite?, Jewls‘ geheimes Liebesleben du so weiter und so fort. Es ging um Shun und mich. Das Bild, von dem ich sprach, war das, als ich Shun auf den Mund geküsst hatte – mitten auf der Straße. Ich hatte nicht an die Paparatzies gedacht, als ich meinen Liebsten küsste. Ein Fehler, wie sich nun herausstellte.

Wusste Shun schon davon? Ich wusste es nicht. Er war sicher nicht der Typ Junge, der jeden Morgen eine Zeitung las, aber ich glaubte auch nicht, dass er sich immer wieder Yam, Bravo und die anderen Zeitschriften – wie auch immer sie hießen – kaufte.

Hatte er schon Nachrichten gesehen? Denn ich wäre jede Wette eingegangen, dass auch dort über uns berichtet wurde.

Nicht falsch verstehen. Ich liebte diesen Rummel um mich und genoss es im Mittelpunkt zu sein, aber mein Baby hatte was Besseres verdient. Ich konnte nur raten, aber die Parasiten von Reportern würden sich sicher auch auf ihn stürzen. Ein gefundenes Fressen. Das ich ihm eingebrockt hatte!

Ich wollte mit ihm reden. Oh ja, reden war sicher eine tolle Idee. Nur reden… Ob ich das hinkriegen würde? Es kam auf einen Versuch an, außerdem gehörten immer zwei dazu. Nur, hatte er meinen Kuss erwidert. Wieso? Aus Mitleid oder doch, weil er so wie ich empfand?

Nur, wo sollte ich nach Shun suchen? Mein Süßer hatte mir nicht gesagt, wo er wohnte, aber er war ein Freund von Marucho, also beschloss ich dorthin zu fahren.

Um nicht noch mehr aufzufallen, trug ich eine schwarze Röhrenjeans, die ziemlich eng an meinen Beinen lag, ein weißes T-Shirt mit schwarzen Stickereien drauf und meine heißgeliebten, weißen Stiefel, mit den schwarzen Blumenstickerein. Sorry, Leute, ich wollte euch nicht die Show stehlen, aber ich sah wirklich heiß aus. Eine schwarzweiß karierte Kappe rundete mein Outfit noch zusätzlich ab. Gut, vielleicht hatte ich mich etwas zu sehr aufgebretzelt, aber ich sah immerhin Shun wieder, zumindest war das mein Ziel.

Ich stieg in die Bahn. Bis dahin lief noch alles gut. Ich hatte eine Fahrkarte bekommen – wie säh das denn aus, wenn ich erwischt würde beim schwarzfahren? Das Geld hatte ich, aber mehr Medienwirbel wollte ich momentan nicht, zumindest keinen schlechten –, ohne aufzufallen und es war auch kein Reporter zu sehen. Was schon zu gut klang. Auch wenn ich mich raus schlich war meistens ein Reporter in der Nähe, da wir momentan in unserem Lieblingshotel untergekommen waren.

Mein Blick wanderte über die Köpfe der Menschen – zumindest soweit, wie ich sehen konnte, da ich eher einem Zwerg glich, als einem Riesen, war das nicht weit. Keiner beachtete mich. Sie unterhielten sich miteinander, hörten Musik, summten mit, tippten den Takt mit ihren Fingern nach, waren in Gedanken versunken. Einige sahen sich ebenfalls um, doch ich konnte keinen erblicken, dessen Blick an mir hängen blieb.

Die Haltestellen kamen und gingen und ehe ich mich versah musste ich auch schon aussteigen. Ich sah auf meine Uhr, eine echte Dolce & Gabbana. Es war etwas nach halb vier. Vielleicht hätte ich mir lieber ein Taxi nehmen sollen, aber das wäre auffällig. Welches fünfzehnjährige Mädchen nahm am helllichten Tag alleine ein Taxi? Zumal in diesem Moment ein Bus neben mir hielt, der zufälliger Weise in die Nähe fuhr, wo Maruchos Haus stand (ich hatte mir gemerkt, wo es war.)

Mit dem Bus waren es nur noch zehn Minuten. Ich hatte es nicht eilig und der Bus war eher leer, also setzte ich mich ganz nach hinten. Wieder ließ ich meinen Blick schweifen. Kein bekanntes Gesicht und wieder achtete kaum einer auf mich.

Drei Stationen nach mir stieg dann doch jemand ein, den ich nur zu gut kannte – Jenny. Ich starrte sie an. Was wollte Jenny hier? Vor allem, nicht verkleidet. Sie hielt ihren Ball fest an sich gedrückt und ihre Lippen bewegten sich zu Worten, doch ich konnte nicht hören, ob sie was sagte. Zu wem überhaupt? Ihrem Aquosseatch?

„Jenny?“ Ich rief ihren Namen. Nicht nur einmal und erst beim dritten Mal sah sie überrascht auf. Sie war wohl in Gedanken gewesen.

Als sie mich dann erkannte war sie wirklich baff gewesen, sofort setzte sie sich neben nicht. Ich grinste sie an und umarmte meine Freundin gleich.

„Was machst du denn hier, Jenny?“, kam es gleich aus mir heraus. Sie lachte kurz.

„Das könnte ich dich auch fragen.“ Ich sah neben ihr hinweg auf die Anzeige des Busses. Nicht, dass ich noch meine Station versäumte, weil ich mit ihr sprach.

„Ich wollte zu Marucho. Oder besser: ich wollte zu Shun.“ Lächelnd sah ich das Mädchen an. Sie schien wirklich wie durch den Wind zu sein. War irgendetwas passiert? „Und du?“

Sie schwieg. Jetzt war es amtlich: etwas stimmte nicht. Doch musste ich sie selber fragen oder würde sie es mir von sich aus sagen? Normalerweise schwieg Jenny nicht, wenn so was war. „Ich habe gehört, wie du mit Shun gesprochen hast. Nicht alles, nur das über Dan und … dann bin ich zu Runo gegangen … oder eher wollte ich es. Im Park habe ich gehört, wie sie mit Dans Mutter gesprochen hat und jetzt will ich auch zu Marucho.“ Ich verstand sie. Auch, wenn es mich erschütterte. Sie wollte Dan helfen.

Ich nahm sie für die restliche Busfahrt in den Arm und sprach beruhigend auf sie ein. Sie durfte jetzt nicht alleine sein.

Zusammen stiegen wir aus. Dadurch, dass sie nicht verkleidet war, war mein Kostüm ebenfalls unnötig geworden und deshalb zog ich meine Madonna Kappe aus.

Der Buttler von Marucho machte uns auf. Weiß Gott wie der hieß, ich wusste es nicht. Es hatte irgendwas mit Karaoke zutun. Karao? Nein, das war es auch nicht. Oder war es ein Kartenspiel? … Rommé?...

„Ja? Guten Tag. Was kann ich für Sie tun?“ Nicht so doofe Fragen stellen. Ich seufzte. Ach Shun…

„Wir würden gerne mit Marucho sprechen, wenn es geht.“ Von meiner Trauer, weil Jenny litt, meiner Freude, dass ich Shun wiedersehen würde, war nichts zu hören, als ich sprach. Es hörte sich sogar mehr als freundlich an. Der Buttler konnte ja auch nichts dafür, dass Dan so ein Idiot wie Jenny sein musste.

„Da kommen Sie im letzten Moment, der junge Herr wollte gerade aufbrechen-„ Weiter kam der Buttler nicht, denn hinter ihm erschien schon Marucho, gefolgt von Julie, die wir durch unser Mädchengespräch kennengelernt hatten, und Shun. Mein Herz machte einen Satz und gleich fing ich an zu strahlen. Falscher Moment, aber ich konnte es nicht ändern.

„Jenny? Jewls?“ Marucho sah uns verwundert an. Es war zwanzig vor Vier und doch schien er gestresst zu sein. Hatte er ein Date? Aber wieso waren denn dann Julie und Shun bei ihm? „Was macht ihr denn hier?“

Ich konnte sehen, wie mich Shun verlegen anlächelte und wurde gleich etwas rot. Er war so süß, am liebsten wäre ich zu ihm gerannt, hätte meine Arme um ihn geschlungen und ihn nie wieder los gelassen.

„Wir wollten mit euch reden. Wegen Dan.“ Nun hatte Jenny das Wort ergriffen. Man konnte sichtlich hören, dass sie am Verzweifeln war. Oder hörte nur ich das, weil ich von ihren Gefühlen wusste?

Die drei Schicksalsspieler sahen sich kurz an, dann verabschiedeten sie sich vom Buttler. Er hieß Karto, zumindest hatte Marucho ihn so genannt und zogen uns wieder mit zur Busaltstelle, wo Marucho nach einem Bus zu suchen schien. Er nickte kurz und kam dann wieder auf uns zu.

„In fünf Minuten kommt einer, dann sind wir um fünf vor an der Fabrik.“ Der Blonde sah Shun an und seufzte. „Ihr wolltet über Dan reden?“

„Was habt ihr vor?“ Es brach einfach so aus mir heraus. Ich hatte es kaum gewollt, aber diese ganze Situation kam mir so komisch vor. Sie wollten irgendwohin. Zu einer Fabrik. Und ich wurde das Gefühl nicht los, dass das was mit Dan zutun hatte. Wollten sie ihn irgendwie zurück bringen?

„Ihr kommt nicht mit!“ Shun sah mich ernst an. Also wollten sie Dan wirklich zurückhohlen. Durch eine Fabrik? Wie wollten sie das denn machen? Egal, das zu überlegen hatte ich wirklich keine Zeit. Shun hatte mich auf die Palme gebracht. Wer dachte der ist der eigentlich, dass er mir einfach so Befehle erteilen kann?

Sauer zog ich ihn an der Hand etwas abseits von der Bushaltestelle und baute mich vor ihm auf. Zumindest soweit es ging, da ich kleiner war als er. „Sag mal, Mister Supertoll, was bildest du dir eigentlich ein? Wenn ich mitkommen möchte, dann komme ich mit! Du hast noch lange nicht das Recht mir Vorschriften zu erteilen!“

Meine Hand, die noch auf meiner Hüfte geruht hatte, um stärker auszusehen, schnappte sich wieder seine und legte sie an meine Wange. Es war, als würde die Wut mit einem Mal verfliegen. Ich sah ihm einfach nur in die wunderschönen braunen Augen. „Shun, … Jenny liebt Dan, sie will doch nur helfen.“

„Ich werde dich trotzdem nicht in die Doom Dimension gehen lassen.“ Befriedigend strich er mir über die Wange. Sein Blick, der erst eisig war, wurde schlagartig weich. Ich versank in diesen Augen. Drohte zu ertrinken. Shun wollte mich beschützen.

„Dann lasse ich dich auch nicht gehen.“ Diese Nummer konnte ich auch abziehen. Seit ich Shun weggezogen hatte, war es eh so, als gäbe es nur noch uns beide auf diesem Planeten, alles andere war dunkel geworden.

Meine Hand spielte mir seinen Nackenhaaren, wo ich sie hingelegt hatte. Ich kraulte ihn leicht und war ihm näher gekommen. Bei jedem Atemzug berührten sich unsere Körper und es war jedes Mal, als wenn ein angenehmer Blitz durch meinen Körper jagen würde.

„Jewls, … vielleicht kommen wir nie wieder zu-„ Ich wusste was er sagen wollte, doch ich wollte es nicht hören. Ich wollte kein Wort mehr davon hören, dass wir vielleicht in der Doom Dimension bleiben könnten. Statt ihn aussprechen zulassen drückte ich ihn einen Kuss auf die Lippen. Ich hatte mich auf die Zehnspitzen gestellt um genauso groß zu sein wie er, da ich nicht wusste, ob er sich geweigert hätte, wenn ich ihn zu mir gezogen hätte.

Shun erwiderte. Er schnappte mich an den Hüften und zog mich näher zu sich. Der Kuss war schon fast verzweifelnd. Nicht lang, aber dafür voller Gefühle. Als er beendet war lächelte ich sanft und strich ihm von mir aus über die Wange. „Dann stecken wir eben in der Doom Dimension fest. Dann bist wenigstens du noch bei mir, Shun.“ Wieder küsste ich ihn kurz. Zu kurz, als das er erwidern konnte, was er eigentlich wollte. „Wir werden Dan da rausholen und wieder zurück kommen, das verspreche ich dir, Shun.“

Er lächelt und küsste meine Stirn. „Einverstanden.“ Ich weiß nicht, wieso er plötzlich einverstanden war, dass wir unser Leben ebenso weg schmeißen, aber ich hoffte, dass er es nicht ertragen könnte, mich zu verlassen.

Der Bus kam. Keiner, weder Jenny, Julie, Marucho noch ein Bakugan, hatte was dazu gesagt, dass Shun und ich uns geküsst hatten und das nicht nur einmal. Im Bus, der noch leerer war als der andere und locker aus einem englischen Film hätte stammen können, saßen Julie und Jenny zusammen und unterhielten sich. Marucho saß dahinter, schweigend. Nur Shun und ich saßen auf der Hinterbank. Ich kuschelte mich in die Arme meines Liebsten. Immer wieder küssten wir uns. Mal länger, mal nur ganz kurz.

Doch wir alle fuhren einer unbekannten Zukunft entgegen …



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Sya_Laufeyson
2009-07-28T14:11:30+00:00 28.07.2009 16:11
ich Liebe diese Geschichte und ale Kapi´s sind einfach nur klasse
Von:  mor
2009-07-22T13:54:04+00:00 22.07.2009 15:54
^^ kommt es mier nur so vor oder ist Alice nur am Arbeiten????? ^^


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