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Der perfekte Mensch

von

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Wieder einmal lief der kleine Junge zu seiner Nachbarin. Die Tochter der Nachbarin war zwar komisch, denn sie verlangte immer von ihm, dass er ihr beschrieb was er gerade trug, oder wie das Wetter draußen gerade war oder einfach nur Dinge, die er sich gerade ansah, aber sie war immer sehr nett zu ihm und versuchte alle seine Fragen zu beantworten. Einmal hatte er sie gefragt, wieso sie von ihm immer wissen wollte, was er trug, oder sah und sie hatte gewantwortet: "Weil ich selbst nichts sehen kann." Er wollte ihr weitere Fragen stellen, aber da rief ihn seine Nachbarin und sagte ihm, dass er nach Hause müsse. Dann war er lange krank gewesen und konnte deswegen nicht zu ihr kommen, aber seit heute war er wieder gesund. Er klingelte an der Haustüre und wartete ungeduldig darauf, dass jemand öffnete. Doch lange geschah nichts. Er klingelte noch einmal. Die Sprechanlage summte kurz auf und dann erklang eine leise Stimme: "Schmitz?" Er wusste sofort wer es war. Er erkannte sie immer an ihrer leisen und sanften Stimme. "Hallo, Amanda, ich bin es. Darf ich reinkommen?" Sofort ertönte der Summer und er drückte die Haustüre auf. Langsam ging er in den dunklen Hausflur, er kannte ihn mittlerweile auswendig. Er kannte den kleinen Spiegel über der Kommode, die direkt neben der Haustüre stand und auch die kleine weiße Engelssatute, die auf der Kommode stand. Er kannte den hässlichen roten Teppich, der den Boden des Flurs bedeckte und den Kleiderständer, der neben der Kommode stand. Auch die weiße Wand, an der ein einziges Bild hing, auf dem nur ein roter Fleck zu sehen war, kannte er. Langsam streifte er seine Schuhe ab und stellte sie an die Wand links von ihm, gegenüber der Kommode. Dann lief er den Gang entlang. Obwohl es dunkel war, musste er sich nicht an der Wand entlangtasten, oder das Licht anschalten, denn er kannte den Flur auswendig. Er öffnete die zweite Tür. Das war die Türe zum Wohnzimmer, das hatte er sich gemerkt, weil sie schwarz war und einen Türknauf hatte. Außerdem hatte sie direkt neben dem Knauf eine kleine Einkerbung. Als er Amanda gefragt hatte, warum das so war, hatte sie gesagt: "Damit ich die Türe sehen kann. Ich sehe nämlich mit den Fingern. Und damit ich die Türen auseinanderhalten kann, hat jede eine andere Einkerbung!" Als er die Türe geöffnet hatte, klopfte er kurz. Er machte das immer so, weil er nicht erst klopfen und dann die Türe öffnen wollte. Sofort wendete sich Amanda, die bis dahin aus dem Fenster geschaut hatte, der Türe zu und lächelte. "Schön, dass du wieder da bist! Ich dachte schon, du wolltest mich nicht mehr besuchen!"

"Doch, ich wollte dich schon besuchen, aber ich war krank. Ich hatte ganz doll Bauchschmerzen!" Er lief schnell zu ihr hin und umarmte sie. Nie wieder sollte sie denken, er wolle sie nicht besuchen. Sie war doch seine beste Freundin. Sie war seine einzige Freundin, denn alle Kinder in der Schule hänselten ihn immer und konnten ihn nicht leiden. Nachdem er sie ganz fest und lange gedrückt hatte, setzte er sich neben sie aufs Sofa. Bevor er ihr aber die Frage stellte, die er ihr unbedingt stellen musste, beschrieb er erst einmal sich selbst: "Heute habe ich schwarze Socken an und eine blaue Hose. Auf die Hose hat meine Mama einen Stoffhund genäht, weil ich sie einmal zerissen habe. Der Hund ist braun mit einem roten Halsband. Und ich trage ein weißes T-Shirt, das mir aber etwas zu groß ist, weil ich es von meinem großen Bruder geerbt habe, weil es ihm zu klein war. Und ich habe jetzt etwas längere Haare, weil ich schon lange nicht mehr beim Friseur war. Meine Mama hat gesagt, da gehen wir erst hin, wenn ich wieder ganz gesund bin." Wie immer hörte sie ihm ganz interessiert zu, während er noch andere Kleinigkeiten beschrieb, zum Beispiel, dass er Dreck unter den Fingern hatte, weil er im Garten nach Würmern gegraben hatte. Alles erzählte er ihr, alles was er den ganzen Tag über gemacht hatte. Manchmal hörte er sie lachen, wenn er ihr zum Beispiel erzählte wie er aus Ungeschicklichkeit in eine Pfütze gefallen war und dann ganz Nass gewesen war. Als er ihr erzählte, dass er über eine Wurzel gefallen war, weil er sie nicht gesehen hatte, hatte sie sofort sein Gesicht und seine Hände abgetastet und ihn besorgt gefragt ob es ihm gut gehe. Amanda war manchmal wirklich wie seine Mama. Immer machte sie sich Sorgen. Und genau deswegen hatte er sie so lieb; fast so lieb wie seine Mama. Aber heute war er hauptsächlich hier, weil er eine wichtige Frage hatte. Kaum hatte er fertig erzählt, platzte es auch schon aus ihm raus: "Gibt es einen perfekten Menschen?" Verwirrt wendete Amanda ihm ihren Kopf zu, dann begann sie wieder zu lächeln. Sein Lächeln, denn dieses Lächeln schenkte sie nur ihm, wenn er da war. "Wie kommst du denn jetzt darauf?"

"Na ja, als ich gestern im Bett lag, da konnte ich nicht schlafen, weil Mama und Papa gestritten haben. Papa hat zu Mama gesagt, dass sie nichts richtig machen würde, weil sie ein Teller fallen lassen hatte und Papa hatte schlechte Laune. Da hat Mama ihn angeschrien und gesagt, dass er immer denkt, er wäre der perfekte Mensch. Dann hab ich zu weinen angefangen und meine Mama kam sofort zu mir.° Lange sah Amanda ihn nur an und antwortete nicht. Er drängte sie auch nicht, denn er wusste, dass sie nur überlegte. Das hatte sie ihm schon oft gesagt. Also wartete er und sah sich im Wohnzimmer um. Auch dieses kannte er eigentlich auswendig. Neben der Türe an der Wand hing ein Bild mit einem Pferd darauf, auch dieser Raum war mit einem Teppich ausgelegt, der aber in diesem Zimmer grün war und in der Mitte des Raumes stand eine Couch, die grün war, wie der Teppich und davor stand ein Tisch. Ein kleiner Glastisch auf dem immer eine Schüssel mit Obst stand. Er nahm sich zögernd einen Apfel und biss dann hinein. Er hatte gerade dreimal abgebissen, als Amanda langsam antwortete: "Weißt du, Max, es ist so, dass es keinen perfekten Menschen gibt. Ein perfekter Mensch kann nämlich alles und macht keine Fehler. So jemanden gibt es nicht. Aber es gibt einen Menschen, der trotz all seiner Fehler perfekt ist. Dieser Mensch verpflegt dich und sorgt für dich. Er versucht dir in allen Lebenslagen beizustehen, opfert dir jede Minute seines Lebens und trotzdem macht es ihm nichts aus. Dein Leben ist diesem Menschen wichtiger als sein eigenes. Er eilt jeden Tag von der Arbeit nach Hause um für dich dein Essen zu machen, wenn du einmal krank bist, sitzt dieser Mensch an deinem Bett, kümmert sich um dich und versucht dir jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Er versucht dir immer dein Leben zu erleichtern und trotzdem macht dieser Mensch Fehler, wie jeder andere auch, denn er ist nur ein Mensch. Er ist dir zum Beispiel manchmal zu Unrecht böse oder verdächtigt dich zu Unrecht etwas falsch gemacht zu haben. Und trotzdem ist dieser Mensch für mich perfekt.° Seine Augen waren mit jedem Wort ganz groß geworden. Es gab einen perfekten Menschen? Das war toll. Aber wer war dieser perfekte Mensch? Genau diese Frage stellte er ihr jetzt und sie lachte leise. "Dieser Mensch ist deine Mama...und auch meine Mama. Für mich ist jede Mama auf der Welt der perfekte Mensch, denn eine Mama bringt dich zur Welt und kümmert sich um dich. Sie ist immer und überall für dich da.° Und plötzlich war er zufrieden. Er hatte zu Hause einen perfekten Menschen und das konnte er allen anderen erzählen. Seine Mama war perfekt, denn seine Mama hatte ihn lieb und sie war jeden Tag an seinem Bett gesessen, als er krank gewesen war. Schnell stand er auf, gab Amanda einen Kuss und verabschiedete sich von ihr, denn er musste nach Hause. Er lief ganz schnell aus dem Haus hinaus und rannte fast die Mutter von Amanda um. Er rief: "Es tut mir sehr leid. Aber ich muss ganz schnell zu meiner Mama und ihr sagen, dass sie ein perfekter Mensch ist, denn das hat Amanda gesagt. Und jetzt kann mein Papa nie wieder sagen, dass meine Mama etwas falsch macht. Denn meine Mama ist perfekt!"
 

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Diese Geschichte wird definitiv irgendwann überarbeitet. Aber im Moment habe ich einfach keine Zeit dazu und auch keinen Nerv. Deswegen bleibt es vorerst so!



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