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Broken Darkness

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Ich schlang die Decke enger um meinen Körper und fragte mich, warum es so kalt war. Ich hatte die halbe Nacht kein Auge zugetan, weil ich mal wieder zu viel nachdachte. Ich wartete nur noch darauf, dass es Zeit war zum Aufstehen.

Endlich erhellte sich der Himmel und ich sprang sofort aus dem Bett. Oh, das Fenster stand offen. Deswegen die Kälte. Ich zog mich an, wohl wissend, dass Alice einen Aufstand machen würde, da ich die Klamotten gestern getragen hatte, und ging nach unten.

»Morgen!«, sagte ich und gähnte. »Morgen, Nessie. Du wirkst aber nicht gerade ausgeschlafen.«, bemerkte Emmett lachend. Ich streckte ihm die Zunge raus: » Du auch nicht.« »Sehr lustig. Du solltest mal am deinen Witzen arbeiten, Kleine.«, gab er zurück. Ich bewarf ihn mit Weintrauben. »Hey, sei nett zu deinem Onkel!«, tadelte er belustigt. »Niemals!«, erwiderte ich und setzte mich auf seinen Schoß. »Nessie, wirst du dafür nicht allmählich zu alt?« »Nicht doch. Ich werde nie zu alt dafür zu sein, dich lieb zu haben.«, antwortete ich ernsthaft. Emmett tätschelte mir den Kopf: » Ich hab dich doch auch lieb, Nessie.« » Was läuft denn hier?«, erklang Alice' Stimme amüsiert. »Morgen, Tantchen.«, kicherte ich und rutschte von seinem Schoß. Alice schaute mich stirnrunzelnd an: » Nessie..hast du das nicht schon gestern getragen?« Ich seufzte: »Jaa, aber ich hatte Lust es heute nochmal anzuziehen.« »Schätzchen, so geht das nicht. Du hast einen vollen Schrank mit tollen Klamotten und du ziehst zweimal das gleiche an.«, sagte sie streng. Ich verdrehte die Augen und holte mir ein Glas Milch. »Was macht ihr heute?«, fragte ich nach einer Weile. » Rosalie und ich gehen jagen.«, antwortete Emmett glucksend. »Jasper und ich..er sagte irgendwas von Arizona also gehen wir da wohl hin. Wahrscheinlich hat er erfahren, dass dort Neugeborene rumlaufen.«, gab Alice zurück. »Dann habt ihr also alle was zu tun..«, jammerte ich. »Wieso, was ist denn los?«, wollte Alice wissen. »Ich weiß nicht, was ich machen soll..Jake hat heute keine Zeit..«, murmelte ich. »Du fixierst dich einfach zu viel auf ihn. Kaum bist mal einen Tag alleine, weißt du nicht was du machen sollst. Das ist auch nicht gut.« »Jaja..wo sind Mum und Dad?« Emmett lachte: » Die sind beschäftigt.« »Ich geh in die Garage..«, ich drängte mich an Emmett vorbei zur Tür. Ich hörte, wie Alice erstaunt fragte: » Was will sie in der Garage?« »Ich glaub, Jake und Rose haben ihr ein bisschen was beigebracht und jetzt schraubt sie an einer alten Karre rum.«, erklärte Emmett.
 

Und so war es auch. Jake hatte mir eine uralte Schrottkarre besorgt, weil ich wild darauf war, mich damit auszukennen. Rose und er hatten mir dann abwechselnd ein bisschen was beigebracht und mittlerweile war ich ganz gut. Also schnappte ich mir den Werkzeugkasten und fing an rumzubasteln.

Ich hatte die Zeit ganz vergessen, als plötzlich die Tür aufging und mein Dad reinkam: » Na, was machst du, Nessie?« »Hi, Daddy. Nur ein bisschen schrauben.«, lächelte ich und ging auf ihn zu, um ihn zu umarmen. Er drückte mich an sich: »Wir bekommen Besuch.« Ich schaute ihn überrascht an: » Besuch? Wen?« Er lachte leise: » Benjamin und Tia.« Bei den Namen klingelte etwas in meinem Hinterkopf: » Die beiden vom ägyptischen Zirkel?« Er nickte. »Cool! Ich hab sie zwar ewig nicht mehr gesehen, aber ich mag die zwei.«, grinste ich. »Ich weiß. Deswegen kommen sie ja. Die beiden sehnen sich nach dir.«, er klang sehr amüsiert. »Jaja..Wann kommen sie?«, fragte ich aufgeregt. »Heute Nachmittag. Sie wollen erst nach der Geburtstagsfeier wieder abreisen. Ist das was?« Ich nickte heftig. Soweit ich mich erinnern konnte, hatte Benjamin erstaunliche Fähigkeiten, er konnte die Elemente beherrschen. Und DAS war wirklich was. Ich verräumte das Werkzeug und knallte die Motorhaube zu. Mein Vater beobachtete mich dabei: » Sag mal...wozu soll das gut sein? Reicht es nicht, wenn Jacob und Rosalie sich mit Autos auskennen?« »Dad, ich brauche auch ein Hobby. Ich kann nicht immer nur in der Gegend rumsitzen.«, stöhnte ich. »Du könntest mit deiner Mum und mir mal wieder auf einen Ausflug mitkommen.«, schlug er vor. »Ich liebe euch zwar, aber ich bin kein Kind mehr. Es ist nicht mehr so wie früher, als ihr mich um halb neun ins Bett stecken konntet.«, fügte ich etwas verlegen hinzu. »Stimmt auch wieder. Aber irgendwann machen wir wieder was zusammen.« »Ist das eine Drohung?«, kicherte ich. »Werd nicht frech, Nessie.«, erwiderte er, doch ich sah ihm an, dass er sich ein Lachen verkniff. »Daddy? Ist es nicht..merkwürdig für euch? Ihr seht beide immer noch aus wie früher und habt eine fast erwachsene Tochter..« »Ja, das ist wirklich etwas merkwürdig. Aber du kennst ja die offizielle Geschichte.«, gab Edward zurück und ich nickte. Ich sollte seine Nichte sein. Und bis auf Charlie, die Cullens, die Quileute, die Denalis, die anderen Vampirzirkel und die Volturi (seufz), kannte mich ja auch niemand. Und in gut zwei Jahren würde ich selbst schon erwachsen sein und dann gabs wenigstens das Problem mit dem schnellen Wachstum nicht mehr. Und ich würde mich endlich Menschen zeigen können.

»Ich spring schnell unter die Dusche.«, ich deutete auf meine Ölverschmierten Klamotten und verließ die Garage gut gelaunt.

Es wäre eigentlich unnötig gewesen, unter die Dusche zu gehen, da meine Haut Schmutz abstieß, aber es gab mir ein wenig das Gefühl von Normalität. Und die wollte ich haben, denn das Übernatürliche, obwohl ich da hineingeboren wurde, konnte manchmal nerven. Und Jacob war auch froh, über etwas Normalität. Ich zog mir ein fliederfarbenes Kleid an; es ging bis zu den Knöcheln, hatte lange Ärmel, die am Ende breiter wurden und eine kleine Schleife in dunklem violett an der Seite. Alice hatte mir von dem Kleid vorgeschwärmt, also dachte ich mir, wieso ihr nicht eine Freude machen. Und mir gefiel es auch ganz gut.

»Nessie, du siehst..bezaubernd aus«, strahlte Alice als ich in die Küche kam. Edward warf ihr einen Blick zu: »Das tut sie immer.« »Du weißt, was ich meine!« Ich lachte über die beiden und ihre Zankereien. »Hast du dich für Benjamin so aufgedonnert?«, grinste Rosalie, die mit Emmett auf der Couch saß und ein Baseballspiel verfolgte. »Aufgedonnert? Ich hab mich lediglich angezogen.«, murrte ich und spürte, dass mir eine sanfte Röte ins Gesicht stieg.

Kurz darauf wehte ein starker Wind auf, der so gar nicht zum Wetter passte. »Benjamin!«, rief Alice überrascht. Alice, überrascht? Meine Verwunderung ging in Vorfreude über und ich sauste zur Tür. Just in dem Moment, als ich die Hand auf die Klinke legte, klingelte es. Ich öffnete die Tür und sah zuerst Tias perfektes Gesicht, deren Lächeln verblasste als sie mich staunend musterte. Und plötzlich stand Benjamin direkt vor mir: »Renesmee, du siehst umwerfend aus!« »Und du hast dich gar nicht verändert.«, grinste ich. Er umarmte mich, dann wandte er sich an meine Familie: » Hey Leute! Alles klar?« Bella und Edward gingen auf ihn zu. »Benjamin, was für eine Freude dich zu sehen. Und auch Tia.«, Edward lächelte ihnen zu. Er hatte nicht vergessen, was wir ihnen zu verdanken hatten. Bella umarmte die beiden herzlich und schließlich taute auch Tia auf. Sie schüttelte uns die Hand: » Hi. Wo sind denn die anderen?« »Jagen.«, antwortete Alice von der Treppe aus und schwebte jetzt langsam in unsere Richtung. »Hallo Hellseherin.«, grinste Benjamin und Tia kicherte. »Wieso konnte ich euch nicht sehen?« , fragte Alice nur unglücklich. »Es hat also geklappt? Cool!«, rief Benjamin begeistert. Alle schauten verwirrt zu ihm. »Wir haben uns erst im letzten Moment entschieden früher zu kommen und gehofft, dass wir Alice austricksen können.«, erklärte er zufrieden. »Wow, wirklich gute Arbeit.«, lächelte Edward. Alice warf ihm einen grimmigen Blick zu. Er lachte nur noch lauter. »Wir wussten nicht, dass ihr so früh kommt..jetzt haben wir nichts vorbereitet.«, unterbrach Bella seine Lachsalve. »Wir wollten euch eben überraschen. Und wegen uns müsst ihr euch nun wirklich keine Umstände machen.«, diesmal war es Tia, die antwortete. »Ist euer Schoßhündchen heute gar nicht da?«, fragte Benjamin, doch es lag keine Spur Feindseligkeit in seiner Stimme. »Er muss seinen Pflichten nachgehen.«, seufzte ich. „Also ist das jetzt richtig ernst?“, fragte er neugierig. Ich wollte gerade sagen, dass ihn das nichts anginge, doch mein Dad kam mir zuvor. „Leider ja..“, knurrte er. 'Dad, lass das! Ich dachte, ihr kommt miteinander klar!', protestierte ich in Gedanken. „Ja, aber ich will dich trotzdem keinen dahergelaufenen Hund überlassen. Du verdienst etwas besseres..“, sein Blick lag für einen Moment auf Benjamin, „Einen von uns.“, fügte er dann hinzu. Ich verdrehte die Augen, machte mir aber keine Mühe darauf zu antworten. Benjamin starrte Edward ungläubig an, dann grinste er spitzbübisch. „Jacob ist mir aber ähnlicher als ihr..“, murmelte ich. „Wie soll das denn gemeint sein? Du bist halb Vampir und er ist ein Hund!“, ertönte Rose's Stimme missmutig, und ich sah, dass sie die Nase rümpfte. Mit einem Seufzen ließ ich mich aufs Sofa fallen, dann schaute ich in die Runde: „ Er hat einen Herzschlag, einen warmen Körper, Blut- er ist ein Halbwesen, wie ich es bin!“ Edward und Rosalie knirschten mit den Zähnen. Diese Offensichtlichkeiten gefielen ihnen nicht. Dann sagte Benjamin etwas, das mich zum Wanken brachte: „ Aber er versteht dich nicht auf die selbe Weise wie wir es tun, liebe Renesmee.“ Alle blieben stumm.
 

Eine Stunde später lag ich im Gras und starrte in den Himmel; ich war so durcheinander. Ich konnte Benjamin gut leiden, in seiner fröhlichen Art ähnelte er Jacob sogar ein wenig. Mit welchem Klang er meinen Namen gesagt hatte, welchem Feuer in den Augen..Der Blick mit dem Tia ihn daraufhin bedacht hatte..war es Wut gewesen? Wenn ja, worüber war sie dermaßen aufgebracht? Ich wollte nicht darüber nachdenken und sog die Luft ein. Ganz in der Nähe war eine Rehherde, doch ich wollte mich nicht mit derartigem Kleintier abgeben und mein Durst hielt sich noch in Grenzen.

Ich konnte die Fährte von Emmett und Jasper aufnehmen und folgte ihr. Die beiden Jungs jagten immer „gefährliche“ Beute, zum Spaß. Bären, Raubkatzen und- ich schauderte- Wölfe. Natürlich nicht solche, wie unsere in La Push, aber trotzdem kein angenehmer Gedanke. Jedenfalls hatte ich jetzt das Bedürfnis so etwas zu jagen und ich spürte, dass ich meinen Onkeln näher kam.

„Red keinen Blödsinn! Du hast ihn verjagt!“, grollte Emmett und ich hörte Jasper zischen. Unwillkürlich musste ich grinsen. Es war immer amüsant, wenn die beiden zusammen jagten. „Du hast doch in der Gegend rumgejohlt.“, erwiderte Jasper ruhig. „Und du hast- Nessie, was machst du denn hier?“, Emmetts überraschter Gesichtsaudruck war phänomenal. Ich ärgerte mich darüber, entdeckt worden zu sein, doch mit seiner Fähigkeiten Stimmungen zu spüren, hätte Jasper mich ohnehin bald bemerkt. Also trat ich aus dem Schutz der Bäume und antwortete grinsend: „ Wollte nur ein bisschen Spaß.“ Jasper zog die Augenbrauen zusammen: „Wieso bist du verwirrt?“ „Bitte keine Psychoanalysen. Darauf hab ich jetzt keine Lust.“, stöhnte ich. „Lass das Mädchen doch, als Tochter von Bella ist es sowieso verwunderlich, dass sie so normal ist.“, gluckste Emmett. Ich achtete nicht mehr auf ihr Geplänkel- mir war ein Duft aufgefallen, der nicht hier sein dürfte. „Leah und Jacob?“, murmelte ich an mich selbst gewandt, doch natürlich hörten die Jungs das. „Was ist mit ihnen?“, fragte Emmett erstaunt. „Das war nicht für eure Ohren bestimmt.“, gab ich zurück. Jasper runzelte die Stirn. Ich stöhnte, natürlich hatte er meinen Stimmungsumschwung sofort gespürt. „Lasst uns endlich jagen.“, sagte ich zähneknirschend und versuchte meine Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Die beiden willigten ein, doch ich spürte Jaspers Blick auf mir.

Die Jagd lenkte mich ab und machte Spaß. Da ich Wettkämpfe liebte- so auch die Jungs- wurde daraus auch immer einer. Triumphierend hielt ich Emmett einen Puma entgegen, der um einiges größer war als seiner. Er ärgerte sich darüber und ich lachte- und verstummte, als Jasper einen noch größeren anschleppte.
 

Als wir zu Hause ankamen, war bis auf Rosalie niemand da. Sie umschlang Emmett und küsste ihn leidenschaftlich. Ich schaute weg, es versetzte mir einen Stich. Alle um mich herum waren so glücklich- Emmett und Rosalie, Carlisle und Esme, Alice und Jasper und Edward und Bella. Sollte ausgerechnet ich Pech in der Liebe haben, wo man sich doch angeblich nicht gegen eine Prägung wehren konnte? Sollte diese Geschichte ausgerechnet bei uns eine Ausnahme machen? Oder hatte das Schicksal (ich schnaubte) beschlossen, dass ich nun doch nicht gut genug für meinen Jake war und die Prägung rückgängig gemacht? War so etwas möglich? War er jetzt auf Leah geprägt worden? Eine leise Panik ergriff mich und ich fröstelte. Was für ein grauenvoller Gedanke! Doch langsam beruhigte ich mich. Ich schaute zu Jasper und seine Augen durchbohrten mich. Normalerweise hasste ich es, wenn er das machte, würde an die Decke gehen. Aber jetzt war ich dankbar.

Emmett, der düstere Stimmungen sowieso immer ignorierte, schreckte mich mit einem polterndem Lachen auf. Ich drehte mich zu ihm um und stellte erstaunt fest, dass er und Rose auf der Couch saßen und sich eine Sitcom anschauten. Das hatte ich nicht einmal mitbekommen.

Jasper folgte mir wie ein Schatten, als ich in mein Zimmer ging. „Was willst du?“, fragte ich genervt. Er musterte mich nachdenklich: „ Du bist sehr instabil...deine Stimmung wechselt so schnell, dass meine Fähigkeit nicht zu wirken scheint.“ „Sie wirkt schon, aber ich habe zurzeit so viel im Kopf..“, antwortete ich schulterzuckend. Er setzte zu einer Erwiderung an, doch ich schob ihn nach draußen: „ Darüber rede ich nur mit Mum, also bye.“ Ich erteilte meinem Onkel nur ungern eine Abfuhr, aber ich brauchte Ruhe..Ruhe und Zeit.
 

Ich saß auf einem Felsen und hörte das Rauschen der Wellen, die sich an ihm brachen. Nach genauerem Umsehen erkannte ich, dass es der Strand von La Push war. Ich spürte eine sehnsüchtige Erwartung. Dann hörte ich ganz leise Schritte, die auf mich zukamen. Ich erkannte Jacobs gleichmäßigen Atem. Und stutzte, als ich einen weiteren vernahm. Ich wandte mich um und schluckte, als mich ein brennender Schmerz durchzuckte. Leah. Und sie hielt Jacobs Hand. Ich zitterte und spürte, dass meine Augen feucht wurden. Jacob näherte sich mir, ließ ihre Hand jedoch nicht los. „Nessie, hör mir bitte kurz zu.“, bat er behutsam. Ich wollte nichts hören, doch mein Körper gehorchte mir nicht mehr. „Es tut mir leid, Nessie. Meine Gefühle haben sich leider geändert. Ich liebe Leah. Das ist mir nun klar.“, fuhr er ruhig fort. Leah lächelte. Ich konnte nicht mehr denken, die Wellen sahen jetzt sehr verlockend aus. Alles schien verstummt zu sein. Der Wind, die Vögel..nur mein eigenes unregelmäßig schlagendes Herz war zu hören. „Du wirst für mich immer wichtig sein. Du kannst Patentante werden.“, grinste er. Patentante? Nein! Mein Blick glitt schockiert zu Leah, die sich mit der freien Hand sanft über den Bauch fuhr. NEIN!

Der Schmerz wurde unerträglich, er brannte und gleichzeitig machte er meinen Körper taub. Alles wurde dunkel. Mein Hals war heiß und trocken und rau. NEIN!!!, schrie ich ein weiteres Mal.
 

Dann schreckte ich hoch. „Schatz, alles okay?“, ich blickte in die besorgten Augen meiner Mutter. Es war nur ein Traum gewesen! Ich nickte erleichtert. „Was war denn los? Du hast wieder so unruhig geschlafen und ständig nein geschrien..War es ein Albtraum?“, sie strich mir beruhigend über die Wange. „Ja..“, presste ich zwischen den Zähnen hervor, dann holte mich der Traum mit voller Wucht wieder ein und ich konnte meine Verzweiflung nicht unterdrücken. „Ich werde ihn verlieren..Ich werde Jake verlieren!“, schluchzte ich aufgelöst und lehnte mich haltsuchend an Bella.
 

Eine halbe Stunde später war die ganze Familie in der Küche versammelt. Ich hatte mich soweit beruhigt, aber starrte nur in die Leere. „Aber es war doch nur ein Traum.“, sagte Esme. Im Hintergrund hörte ich jemanden Klavier spielen- Dad. Er spielte mein Wiegenlied in der Hoffnung mich irgendwie aufmuntern zu können. Normalerweise tat es das immer, aber jetzt...nicht einmal Jasper war in der Lage gewesen, etwas zu tun. „Jacob würde dir so etwas nicht antun.“, flüsterte Alice und ich wusste, dass ihr Blick in die Zukunft gerichtet war. „Kümmert euch bitte nicht um mich. Ich komme klar.“, flehte ich. Ich hasste es, wenn sich andere um mich sorgten. „Ja, das sieht man.“, gab Emmett leicht spöttisch zurück. „Sieh nur was dieser Hund mit Nessie macht! Sie ist völlig fertig, ich bring ihn um!“, zischte Rosalie. Carlisle legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter. Ich schüttelte den Kopf: „ Es war nur ein blöder Traum. Er hat mir nichts getan.“ Als ich aufstand, tat das auch Benjamin. Er und Tia waren bisher schweigend neben Carlisle verweilt, auch sie waren in Sorge. Ich fluchte leise. Noch jemand mehr den ich da reinzog.

„Danke, dass ihr für mich da seid. Aber es geht mir gut, wirklich. Ich liebe euch.“, ich lächelte sie alle dankbar an und berührte Dad's Schulter als ich vorbeiging.
 

„Hey, soll ich dir mal zeigen, wie gut ich geworden bin?“, fragte Benjamin fröhlich und erst jetzt merkte ich, dass er mir gefolgt war. „Lass mal stecken, Ben..“, murmelte ich. Doch etwas neugierig war ich schon. »Oder doch, zeig mir was du gelernt hast.«, sagte ich dann. Er strahlte- es war leicht zu sehen, dass ihn diese Aufmerksamkeit freute. »Gern. Aber wir sollten vielleicht wohin, wo so schnell nichts kaputt gehen kann, was jemandem wichtig ist. Ich wette, Esme hängt an ihrem Garten.«, lachte er. Ich nickte: » Sie wäre unglücklich. Ich sag nur mal schnell bescheid.«

»Dad, ich geh mit Benjamin in den Wald. Er will mir seine Fähigkeiten demonstrieren.«, rief ich Edward zu. Er nickte nur. Es hatte ihn nicht wirklich überrascht, immerhin kannte er unsere Gedanken. Ich fragte mich verärgert, wieso ich mir überhaupt die Mühe gemacht hatte, ihm direkt zu sagen, was ich vorhatte. »Komm aber nicht zu spät zurück!«, rief Bella aus der Küche und ich verdrehte die Augen. Als ob ich in die Schule müsste. »Jaja, ich komm nicht nach neun.«, murmelte ich und war schon wieder draußen. Ich hörte Emmetts belustigtes Kichern und grinste.

Nach ein paar Minuten hatten wir die passende Lichtung gefunden und Benjamin wollte gleich loslegen: » Weißt du was, setz dich dort auf den Baum. Ist sicherer.« »Na hör mal! Ich kann auf mich aufpassen!«, erwiderte ich empört, doch ich folgte seinem Ratschlag und sprang leichtfüßig auf einen Ast. Er lachte und zog ein Streichholz hervor: »Jaah, sicher. Pass auf.« Ich schaute ihm aufmerksam zu- er machte alles mit einer Sicherheit und Eleganz, dass mir der Mund offenstand. Ich war unter Vampiren aufgewachsen, neben Alice, die zweifelsohne die Anmutigste unter uns war, doch Benjamin schlug sogar sie- und das als Mann. Jetzt legte er die Hände auf den Boden, der kurz darauf leicht erzitterte und ein kleiner Riss tat sich auf. An diesen Trick konnte ich mich noch erinnern, nur in größerem Ausmaß. Er hatte damals so eine Schlucht zwischen meiner Familie und den Volturi entstehen lassen. Lächelnd griff er nach seinem Streichholz, entzündete es und warf es in den Riss. Er machte eine geschmeidige Handbewegung und die Flamme stieg in die Höhe. Ich riss staunend die Augen auf. Benjamin merkte, wie fasziniert ich war und lachte leise: » Das war noch gar nichts. Ich fange gerade erst an.« Während er mit der linken Hand immer noch das Feuer steuerte, führte er die rechte Hand leicht nach oben und dann in spiralischen Bewegungen über die Flamme. Im Bruchteil einer Sekunde glitt ein eleganter Wasserstrahl in drehender Bewegung darüber. Durch den Schein des Feuer funkelte das Wasser richtig. Ich war nicht nur beeindruckt- ich war wie gebannt. Jetzt ließ Benjamin vom Feuer ab und machte eine rasche Bewegung von oben nach unten, woraufhin ein Luftstoß das Wasser und die Flamme durch die Hälfte teilte und das Werk jetzt aussah, wie ein Schmetterling. Ein kurzer Sandwirbel ließ ihn nocheinmal kurz auffunkeln, dann erlosch es. Ich war verblüfft, verwundert, erstaunt..was auch immer. Ich bewunderte Ben mehr denn je. »Das war..wow..wundervoll und gleichzeitig so..stark!«, hauchte ich. Ein zufriedenes Lächeln machte sich auf Benjamins Gesicht breit: » Freut mich, dass es dir gefallen hat, kleine Renesmee.« »Hey, so klein bin ich auch nicht!«, schimpfte ich grinsend und sprang von meinem Ast herunter. Tatsächlich war ich mehr als einen Kopf kleiner als er, aber das kümmerte mich nicht sonderlich. »Aber im Ernst, das was du da gemacht hast, war wirklich toll! Du hast sicher lange trainiert!« Er nickte: »Nachdem wir damals abgereist sind, war ich so beeindruckt von Bellas Fortschritten, dass ich auch mehr geübt hatte, als sonst. Amun war davon nicht ganz so begeistert.« Ben kicherte. Ich stimmte ins Kichern ein. Amun war der Anführer seines Zirkels und ein etwas missmutiger Zeitgenosse. Er war frustriert darüber, dass Benjamin sich nicht zu seiner Waffe formen ließ. Aber dennoch versuchte er es immer noch. Was ich jedoch nicht verstand, wieso war er nicht begeistert davon, das Benjamin besser wurde? War das nicht sein Ziel? Ich musste wohl sehr verwirrt dreingesehen haben, denn Ben fing an zu erklären: » Natürlich findet er es gut, dass ich stärker werde. Aber er hat Angst, dass ich mich ganz von ihm abwende oder mich gar gegen ihn stelle. Das gefällt ihm nicht.« Ich ließ mir die Worte nocheinmal durch den Kopf gehen. »Und..wirst du es tun?« Er überlegte: »Ich werde mich nicht gegen ihn stellen- das würde ich nicht wollen. Immerhin hat er mich aufgenommen. Aber ich habe nicht vor, irgendjemandes Waffe zu sein. Wie Garrett damals sagte, die Freiheit ist etwas, das niemand kampflos hergeben wird.« Ich musterte ihn und zum ersten Mal seit ich ihn kannte, sah er müde aus und irgendwie...mitgenommen. Er hatte es wirklich nicht so leicht, wie er tat. Tröstend nahm ich seine Hand und schaute ihn ernst an: » Niemand wird dir deine Freiheit rauben. Und du weißt, dass du bei uns willkommen bist, solltest du wirklich einmal in Schwierigkeiten geraten.« Er lächelte mich an: » Das ist wirklich lieb von dir. Danke, Nessie.« Ich lächelte zurück: » Du gehörst doch praktisch zur Familie. Außerdem hab ich dich gern.« »Du machst mich ja ganz verlegen!«, lachte er und ich grinste. Wenn ich so darüber nachdachte, war ich gern mit ihm zusammen.

Als wir nach Hause kamen, ich hielt immer noch Bens Hand, schaute Bella uns überrascht an: »Hey ihr beiden! Schon zurück?« Ich nickte und ließ seine Hand los um meine Mum zu umarmen. »Gehts dir besser?«, flüsterte sie besorgt. »Mir geht's gut.«, versicherte ich ihr. Dann löste ich mich von ihr: » Tut mir wirklich leid, dass ich euch Sorgen gemacht habe.« Sie fuhr mir übers Haar: » So ein Unsinn, Liebes. Du weißt, dass wir dich lieben und wollen, dass du glücklich bist.« »Ich weiß. Und manchmal übertreibt ihr damit.«, grinste ich. »Dein Dad muss auf mich abgefärbt haben.«, lachte Bella und warf einen verstohlenen Blick aus dem Fenster. Ich folgte ihrem Blick: » Geh nur. Ich weiß, er wartet auf dich. Manchmal bin ich wirklich froh, dass ich vorrübergehend hier wohne.« Sie schaute verlegen auf den Boden. Ich lachte. Manchmal war sie wirklich süß und noch so wie damals, als sie noch ein Mensch war. Bestimmt wäre sie rot geworden, als ich das sagte. »Ich bin wirklich froh, dass ihr euch immer noch so liebt. Und das soll sich nie ändern.«, sagte ich ernst zu ihr, dann gähnte ich. Langsam machte sich die Müdigkeit breit, der Tag war schon sehr lang. Bella lächelte warm und küsste mich auf die Stirn: » Geh jetzt schlafen, Schatz. Und lass dich nicht von schlechten Träumen quälen.« »Ich versuchs. Ich liebe dich. Und Daddy auch.«, erwiderte ich, dann wandte ich mich zu Ben: » Danke dir für heute Nachmittag. Es hat echt Spaß gemacht.« »Immer wieder gern!«, grinste er.
 

Ich kämpfte gegen den Drang an, Jake anzurufen. Bestimmt war er noch in der Versammlung oder schlief schon, immerhin war es halb zwölf. Ich rief mir die Bilder vom Nachmittag in den Kopf und schlief darüber ein, diesmal ohne einen schlechten Traum.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  -Haru-
2009-07-17T11:34:11+00:00 17.07.2009 13:34
ich sag,ja ich lese mal ein bisschen <3

Also ich find die FF bis jetzt schon ziemlich gut X3
ich find es ist schön zu lesen,aber du bist ja eine besser wisserin was sollte also anderes raus kommen? XDDD

So zurück zu FF~

ich finde,die Charas bekommst du richtig gut hin X3
Und Ben is ja toll *.* Gut fand ich die stelle mit dem jagen XDDD
typisch für die würde ich sagen XD

ich geh mal weitelesen,bs zum nächsten kapitel =)
Von:  Jarmina
2009-06-04T15:25:59+00:00 04.06.2009 17:25
Hi.^^ Sorry, dass ich erst so spät zum Weiterlesen komme. Also ich fand dieses Kappi auch wieder toll und werd die restlichen auf jeden Fall auch noch lesen. Du schreibst echt super und mir gefällt sehr, wie du Nessies Charakter darstellst.^^
Nur ein Satz kam mir komisch vor:
"Ich verräumte das Werkzeug[...]" Ich glaube, das Wort "verräumte" gibt es gar nicht,ich würd da entweder "verstaute" oder "räumte weg" draus machen. Aber sonst ist alles super, auch von der Rechtschreibung her.^^
Von:  LucyCameronWeasley
2009-04-15T12:26:52+00:00 15.04.2009 14:26
oh ja, da wird noch ne menge kommen *nick* *einiges geplant hat*
Von: abgemeldet
2009-04-14T16:31:21+00:00 14.04.2009 18:31
Uhh.. Benjamin ist da^^ das wird ja noch spannend xD
Emmett ist ja frech wie immer, als er „Lass das Mädchen doch, als Tochter von Bella ist es sowieso verwunderlich, dass sie so normal ist.“ gesagt hat, hab ich so große Augen gemacht und so gelacht^^ ganz Emmett-like.
Nessies Traum war ja echt schlimm, Teenager Horrorträume, könnte man da sagen^^
WOW, Benjamin hat ja kräftig geübt, ich konnte mir das richtig vorstellen, der wunderschöne Schmetterling.
Und die "Freundschaft" zwischen ihnen wird ja auch immer interessanter^^
lg
Von:  LucyCameronWeasley
2009-04-09T16:00:47+00:00 09.04.2009 18:00
*schnüff* danke, tonia-chan x3
Von:  Veilchen
2009-04-09T15:45:44+00:00 09.04.2009 17:45
hii ^^
super kapitel =)
vor allem das jagen find ich tolll xD
Von:  LucyCameronWeasley
2009-04-07T15:22:29+00:00 07.04.2009 17:22
dankeschön x333 *knuddel*
Von: abgemeldet
2009-04-07T12:09:26+00:00 07.04.2009 14:09
wow echt toll geschrieben. ich freue mich eucht auf mehr.

das wird ja richtig spannend..und welche rolle benjamin dabei spielt?? ich bin gespannt.


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