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Fleeting Memories

Flüchtige Erinnerungen
von

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Kapitel 4

Jaja, die bösen Cliffhänger *g* Weiter gehts, ich wünsche viel Vergnügen.

Danke an alle Kommentarschreiber/innen :D
 

~~~
 

In wenigen Sekunden würde Farin die rauen, aber doch sanft wirkenden Lippen auf seinen spüren, gefangen in einem atemlosen Kuss. Die Vorstellung raste durch seine Gedanken, lähmte den Blonden wie ein schleichendes Gift. Sein Verstand wurde von der Lust langsam aber sicher verschleiert, er würde gleich den letzten Schritt gehen.

Irgendwo in diesem undurchdringlichen Vorhang war aber doch das rettende Loch, Farins Gedanken wurden berechnend und präzise. Doch sein Herz schrie, brüllte den Verstand regelrecht in den Boden und setzte sich mit aller Macht in dem Kampf durch.

Es waren nur wenige Millimeter, doch seine Lippen näherten sich unaufhaltsam wie in Zeitlupe.

Bela schluckte, ihm war egal, was jetzt passierte. Sein Verstand war ein verkümmertes mickriges Wesen, das mit einem kurzen Schrei in die Flucht getrieben worden war. Die leicht rissigen, rauen Lippen seines Gegenüber lauerten weiterhin, tasteten sich noch ein wenig näher an ihn heran.

Wahrscheinlich vergingen doch nur Sekunden, aber in den Gedanken stand die Zeit still.

Er würde jetzt den entscheidenden Impuls geben, es war nur eine winzige Bewegung. Doch ging es dem Schlagzeuger im Endeffekt nicht anders als dem Gitarristen, gelähmt und geblendet durch den Moment.

Er würde handeln, diesen Augenblick ausnutzen und alles andere außer dem Blonden ausblenden. Sein Verstand war endgültig kläglich gestorben, mit einer einzigen fließenden Bewegung bewegte Bela sich nach vorne um endlich die ersehnten Lippen zu spüren.

Doch das Wörtchen „würde“ stand immer noch im Raum und holte Beide in die kalte Realität zurück. Während Belas impulsiver Initiative hatte Farin seinen Kopf ruckartig gewendet und starrte nun auf die leicht schäbige Wand.

Vorbei war der Augenblick, der wie die Ewigkeit wirkte, der Kampf zwischen Herz und Verstand.

In dem Kopf des Blonden lebte dieser weiterhin, immer wieder sah er die gleiche Szene, wie in einer Endlosschleife, über die er keine Kontrolle hatte.

Er schloss kurz die Augen, hörte seinen eigenen fast keuchenden Atem. Plötzlich spürte Farin erneut eine sanfte, zaghafte Berührung auf seiner mittlerweile schon leicht schwitzenden Haut.

Er musste eingreifen, da er gerade die Kontrolle über sich selber und die Situation verlor.

Der Reiz, etwas dummes zu tun, war kaum mehr zu unterbinden, es gab nur diese Momentaufnahme, die alles einnehmende Gegenwart.

Konsequenzen existierten nicht in ihrem Denken, doch Farin kämpfte gegen sich selber, spürte wie die Hand sich fest um seine schloss und mit dieser Geste jeden klaren Gedanken zu erwürgen schien.

Eine einzige, bestimmte Handbewegung ließ die Momentaufnahme zerbrechen: Der Blonde schob Belas Hand von seiner und sah ihn durchdringend an.

Der Ältere hatte nicht mehr nachgedacht, die verstrichene Zeit war wie in einer Trance an ihm vorübergehuscht. Als er nicht mehr die warme Haut unter sich spürte, erwachte er und fiel hart auf den Boden der Wirklichkeit.

„Scheiße, Bela hör auf!“

„Verdammt, ich habe nichts gemacht.“

Der fast abfällige Blick auf seine Hand entging ihm nicht und er verstummte sofort. An ihm vorbei bohrten sich jetzt die Blicke des Gitarristen in die Wand, während er leise sagte:

„Wir hätten uns fast geküsst.“

Farin Urlaub war ein Freund der klaren Worte, zum Leidwesen von Bela beschönigte er nichts. Genau wie jetzt. Sein kühles, rationales Denken verlor er eigentlich nie, handelte immer mit Berechnung und wählte stets die vernünftigste Möglichkeit.

Bela bewunderte ihn so sehr dafür, er selber war das komplette Gegenteil dieser Person, voreilig und immer mehr von seinem Bauchgefühl eingenommen.

Manchmal hatte er sich gefragt ob sie den jeweils anderen nicht widerspiegeln – spiegelverkehrt.

Auf die Aussage seines Gegenüber ging er einfach nicht ein, was hätte er auch antworten sollen.

„Warum?“, bohrte Farin rücksichtslos nach.

Weiterhin blieb der Schlagzeuger stumm, biss sich auf seine Unterlippe und starrte auf seine Hände.

„Antworte.“

„Vielleicht ist da was anderes als Freundschaft.“, kam danach unvermittelt die Antwort des Älteren.

Damit hatte der Blonde nicht gerechnet und musste hörbar einatmen:

„Du liebst mich.“

Es war keine Frage, sondern eine Erkenntnis.

„Nein... Ich weiß es doch selber nicht mehr!“, sagte er leise, aber bestimmt.

Bela griff nach der Hand des Gitarristen, ließ keinen Widerstand zu und näherte sich erneut seinem Gesicht bis auf wenige Zentimeter.

Er war darauf aus, Farin zu quälen, ihm seiner Selbstbeherrschung zu entziehen und seine Fassade kippen zu lassen. Langsam baute sich ein Machtkampf auf, das alte Konkurrenzgehabe.

„Fass mich nicht an“

Kühl und immer noch gefasst kam die Antwort auf sein Spiel.

Er überging den drohenden Unterton und antwortet eben so kühl:

„Wie siehts bei dir aus?“

„Womit?“

Kurz lachte Bela auf : „Hör auf, vom Thema abzulenken.“

„Ich bin nicht schwul.“

Er betonte das letzte Wort übertrieben.

Der Schlagzeuger krallte sich fester in das Handgelenk seines Opfers und näherte sich ihm erneut. Er fragte sich, warum er gerade so berechnend und präzise war.

„Hör jetzt auf mit dem triebgesteuerten Scheiß!“, zischte Farin.

„Nö.“

„Was denkst du dir dabei? Mich für einige Monate vergessen und dann über mich herfallen.“, damit hatte er den entscheidenden Schlag unter die Gürtellinie gesetzt. Ein Volltreffer ins Schwarze.

„Wärst du nur nie vor meiner Tür aufgetaucht...“

Unbemerkt ballte der Ältere die Hand zur Faust, die Wut staute sich bedrohlich in ihm auf. Die Worte des Blonden hatten gesessen und getroffen, ihn verletzt.

„Weißt du, wie viel Überwindung mich das alles gekostet hat?“, sagte er leise und noch völlig gelassen.

„Ich scheiß auf deine Überwindung.“, kam prompt der Gegenschlag des Gitarristen. Farin hatte die Kontrolle verloren, die Argumente waren ihm ausgegangen und jetzt wurde er persönlich. Mit Erfolg. Ein wahrlich schäbiger Erfolg, wie er sehr gut wusste.

Doch sein Schweinehund genoss den Machtkampf, das Gefühl des überlegen sein. Die schwitzigen Hände seines Gegenüber sowie seinen heißen Atem spürte er immer noch.

Bela lächelte nur kalt zur Antwort und machte ihn damit rasend.

Warum funktionierte er nicht wie immer? Warum verlor er jetzt nicht die Kontrolle?

Warum zur Hölle rastete er nicht aus? So viel konnte sich in elf Monaten nicht verändert haben.

Ein Blick auf seine andere Hand zeigte ihm, dass diese zur Faust geballt war.

„Schlag mich ruhig.“

„Jan, was du hier abziehst ist so armselig. Zu feige um mit Gefühlen umgehen zu können.“

Mit diesen Worten löste er den festen Griff um die Hand des Gitarristen und stand auf. Überrascht blinzelte Farin kurz, aufgrund der fehlenden Präsenz vor ihm.

Bela war gerade eben durch den Spiegel getreten und hatte die Seiten gewechselt, der Sieger stand fest. Ohne ein weiteres Wort zu verschwenden stand er auf und verschwand mit zügigen Schritten aus dem Raum. Scheppernd fiel die Tür wieder ins Schloss und der Blonde zuckte merklich zusammen.

Der Stolz und sein Hochmut waren verschwunden und hinterließen gähnende Leere. Es war doch so klar gewesen, dass er sich jetzt regelrecht schämte. Seinen Freund verärgert und verletzt zu haben war nichts, worauf man stolz sein konnte.

Der Gitarrist musste sich schmerzlich eingestehen, dass die Chemie zwischen ihnen nicht mehr stimme. Sie schlitterten von einem Extrem ins Nächste, vom Regen in die Traufe, landeten in den absurdesten Situationen.

Farin hatte zu einfach gedacht, hatte sich bei diesem knappen Jahr rein gar nichts gedacht. Dabei war alles anders. Und die Vergangenheit holte sie gerade mit großen Schritten ein, warf lange Schatten auf ihren Weg.

Seufzend lehnte er sich zurück und betrachtete die Betondecke.

Der Schlagzeuger hatte nicht wirklich mitbekommen, wie er in sein Auto gestiegen war und sich auf den Heimweg gemacht hatte. Erst jetzt, als er den Schlüssel ins Schloss steckte, kehrte er wieder gedanklich zurück.

Er fragte sich, ob er richtig gehandelt hatte.

Er fragte sich, ob ihre Freundschaft eine Chance hatte.

Er fragte sich, ob da mehr als Freundschaft war.

Er fragte sich zu viel.

Jan war es einfach nicht mehr wert, so weh diese Erkenntnis tat. Ihr tollkühner Plan, die Vergangenheit ruhen zu lassen, war völlig daneben gegangen.

Ziellos streifte Bela durch seine Wohnung, zog nicht mal seine Jacke aus. Er wusste nichts sinnvolles mit sich anzufangen und irgendwann hielt er unbewusst ein gerahmtes Foto in der Hand. Man musste nicht lange überlegen, was dieses Foto zeigte.

Farin und ihn, auf einem Konzert, was lange zurückliegen musste, da sie beide erstaunlich jung wirkten.

Er hielt seine Sticks triumphierend in die Höhe, während der Gitarrist grinsend einen Arm um ihn gelegt hatte.

Da war sie wieder, die Vergangenheit. Eine flüchtige Erinnerung in seinen Gedanken, mehr nicht.

Unbändige Wut stieg ihn dem Älteren auf, er wusste nicht wieso. Sie richtete sich nicht gegen Jan oder ihn selber, sondern gegen das Vergangene, was ihn so verfolgte.

Ein leises Klirren, ein Faustschlag und der Rahmen zersprang in seine Einzelteile. Einer der vielen Splitter bohrte sich in seine Hand und ein kleiner Bluttropfen fiel auf den Rest des Glases.

Genau wie damals. Er erinnerte sich daran, als wäre es gestern gewesen, wusste noch von dem hilflosen Ausdruck in Farins Gesicht und dem scharfen Schmerz, der ihn durchzog. Nicht körperlich, sondern seelisch.

Da waren sie schon wieder, die gewesenen Tage, die Bela auf Schritt und Tritt verfolgten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  LorenorMidori
2009-06-02T07:21:07+00:00 02.06.2009 09:21
Haaach, ist das ein schönes Kapitel... mich hat´s vor Spannung schier zerrissen. Böser Farin, macht alles kaputt *ihn bewerf* Aber so ist er nunmal... ^^

Ansonsten siehe GB-Eintrag. Uuuund: weiter so!!
Von: abgemeldet
2009-04-05T18:51:02+00:00 05.04.2009 20:51
Eigentlich sollte ich mich Franz anschließen...aber i-wie find ich es zu gut um dich als gemein zu beschimpfen ^^''

Du bringst die Emotionen der beiden sowas von auf den Punkt, da wird mir ganz anders! Ich kann total verstehen und nachvollziehen was in den beiden vorgeht und warum sie so handeln wie sie handeln...auch wenn ich ihre gegenseitigen Verletzungen krass finde!
Unglaublich gut geschrieben und der Dialog - eben diese Verletzungen - passt haarscharf und ist eifnach nur genial! *meinen Hut vor dir zieh*

Mach weiter so und gib uns das nächste Kapi! Ich will wissen wies weitergeht, klar =)

lg
Vanitas
Von: abgemeldet
2009-04-05T17:30:53+00:00 05.04.2009 19:30
Kommentarschreiber/innen...du glaubst doch nicht wirklich, dass es unter Dä-Slashern auch nur ein einziges männliches Wesen gibt? :
*hört aus den hinteren Reihen ein beleidigtes Murren*
Ruhe auf den billigen Plätzen!
Äh, wo waren wir...ach ja. Dein neues Kapitel. Die sadistische Ader der Mefa W. Dass sich diese blöden unverbesserlichen Nulpen auch immer wieder bekriegen müssen...
*koppschüttel*
ICH persönlich bin ja eher Pazifistin. Auch als Autorin. Oder so.
Warum ich dir das schreibe? Mein Mitteilungsbedürfnis hat Hochkonjunktur. Eine Tüte unnütze Informationen für lau, willst du?
Um aber mal auf das Kapitel zurückzugreifen...ich finds gut, dass die Kapitellänge jetzt länger ist als früher (hab ich das schonmal gesagt? Mein Gedächtnis...). So hat man einfach mehr Zeit zum mitfiebern, sich an deinem Schreibstil zu erfreuen, etc. pp.
Mal gucken, was dein krankes Hirn sich als Nächstes ausdenkt.
Hasta la vista, Baby.
Die, mit der du verheiratet bist
Von:  Slythericious
2009-04-05T17:15:21+00:00 05.04.2009 19:15
du. bist. so. gemein...

-.-

und mal wieder muss ich aber neidlos anerkennen, dass es einfach toll geschrieben ist... *motz*


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