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Fleeting Memories

Flüchtige Erinnerungen
von

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Kapitel 1

188 Wörter sind doch ein bisschen wenig, daher hier das erste Kapitel zum Eindrücke sammeln :D Danke an meine Betaqueen, die mit ihrer unendlichen Geduld das Kapitel bereichert hat. Viel Spaß!
 

~~~
 

11 Monate später
 

Zaghaft klopfte Bela an die Haustür und starrte angespannt auf den Boden. Er war sich bewusst, dass sein zaghaftes, fast geräuschloses Klopfen niemals die Ohren des Hausbesitzers erreichen würde, doch er traute sich nicht einmal die Klingel zu betätigen. Irgendwann ließ er seine Hand sinken und bewegte sie langsam Richtung Türklingel.

Der Schlagzeuger streckte seinen Zeigefinger aus und drückte für wenige Sekunden auf die Klingel. Er zuckte wie elektrisiert zurück und hörte das laute Schellen der Türglocke in seinen Ohren nachhallen. In Gedanken klammerte er sich daran, dass ihm die Tür eh nicht geöffnet wurde oder niemand zu Hause war. Nach einigen Minuten, die Bela wie Stunden vorkamen, wollte er sich gerade erleichtert umdrehen und schleunigst zu seinem Auto laufen, als die Tür auf schwang.

Völlig perplex starrte Bela auf seinen Gegenüber und erstarrte in seiner Bewegung.

Langsam blickte er auf und musterte Farin eingehend. Er hatte sich innerhalb der elf Monate verändert, aber auf positive Art und Weise. In seiner äußeren Erscheinung wirkte er ganz anders als bei ihrem letzten Zusammentreffen, obwohl sich eigentlich nichts verändert hatte: Ein typisch schwarzes T-Shirt, eine ausgebleichte Jeans und hochgegelte, frischblondierte Haare. Trotzdem schien er wie ausgewechselt: Die grün-braunen Augen strahlten, die muskulösen Oberarme zeigten einen Anflug von Sonnenbräune und er war völlig gelassen. Erst jetzt bemerkte der Schlagzeuger das Wesentliche an seiner Erscheinung: Über seiner Schulter hing eine Gitarre. Ein Sonnenstrahl traf sie und ließ den blank polierten, silbernen Totenkopf kurz aufblitzen. Es war seine Cyan, mit der er unzählige Konzerte gespielt hatte.

Zum ersten Mal sah er jetzt direkt in Farins Augen. Sein Blick war undefinierbar, schien zwischen überrascht und wütend zu schwanken. Es dauerte nicht lange, bis Bela den Blick senkte.

„Habe dich gerade nicht gehört, entschuldige.“

Die ersten Worte wirkten mehr als fremd auf den Schlagzeuger. Diese vertraute Stimme nach langer Zeit wieder zu hören war merkwürdig. Bela blinzelte kurz, weil ihn die Sonne blendete. Er wollte die undurchdringliche Stille durchbrechen, irgendetwas belangloses sagen. Doch ihm kam kein Wort über die Lippen, zu groß war die Angst etwas falsches auszusprechen.

Er war mehr als froh, als der Blonde die Initiative ergriff: Er trat ein Stück zur Seite und machte eine einladende Handbewegung. Erneut zaghaft trat Bela ein und sah sich um: Es hatte sich auch hier nichts verändert, deshalb lief er durch den Flur, hing seine Jacke an die Garderobe und ging zielstrebig ins Wohnzimmer.

Unschlüssig stand er in der Mitte des Raumes und verschränkte die Finger. Der Schlagzeuger zuckte zusammen, da Farin plötzlich hinter ihn getreten war.

„Was willst du?“

Was wollte er hier? Das wusste Bela selber nicht. Er wusste nicht, warum er Elf Monate lang kein einziges Lebenszeichen von sich gegeben hatte und jetzt einfach wieder vor der Tür stand. Warum hatte er nicht einfach weiterhin seinen ehemals besten Freund ignoriert und sein Leben einfach weitergelebt, ohne dass sich ihre Wege je wieder kreuzten?

Verunsichert sah der Kleinere auf und wollte weiter über seine Antwort nachdenken, als der Blonde ihn abrupt aus seinen Gedanken riss:

„Meinst du, alles ist jetzt wieder wie früher, nur ohne die Band? Meinst du ehrlich, dass du nach fast einem Jahr ohne irgendwelchen Kontakt einfach so locker flockig vor meiner Tür stehen kannst?“ In seiner Stimme schwang beißende Ironie mit.

Der Schlagzeuger seufzte:

„So naiv bin ich nun auch nicht. Es gibt Tage, da steht man auf und weiß, dass man etwas bestimmtes einfach tun muss. Ich kann es nicht erklären. Heute war so ein Tag. Weißt du eigentlich, dass mir viel an dir liegt?“

Zufrieden stellte er fest, dass seine Worte Farin zum Nachdenken anregten. Sie standen sich einfach nur lauernd Gegenüber, verfolgten jede Bewegung des Anderen und warteten auf eine Reaktion.

„Ich habe nichts davon gemerkt, wie viel dir an mir liegt. Wahre Freunde erkennt man in der Not.“, durchbrach nach einer Weile Farin die unsichtbare Mauer.

Damit hatte er Belas wunden Punkt erfolgreich getroffen: Als der Blonde völlig ausgebrannt und am Ende war, hatte er ihn einfach verlassen und alleine stehen lassen. Der Schlagzeuger war sich dessen bewusst und konterte daher lieber mit einem direkten persönlichen Angriff. Falls einem die Argumente ausgingen, war das immer noch der beste Weg.

„Fand ich auch wirklich reizend, dass du mit Tellern um dich geschmissen hast. Hätte ich die ganze Zeit händchenhaltend bei dir sein sollen? Das konntest nur du alleine für dich schaffen, ich habe dich ganz bewusst im Stich gelassen. Hast du es überhaupt geschafft?“, zischte Bela bissig mit stetig steigernder Lautstärke.

Als er heute morgen aufgewacht war, hatte er sich eine Aussprache erhofft. Doch das Ganze glich mehr einem Wortgefecht, in dem es nur darum ging den Gegenüber mundtot zu machen.

Gerade als der Blonde irgendetwas erwidern wollte, sprach der Ältere seine Gedanken einfach aus:

„Weißt du, ich habe mir eine Aussprache erhofft. Keinen sinnlosen Streit“

Sollte es einen Gewinner in diesem Duell gegeben haben, dann war es Bela. Die ersten wirklich ehrlichen Worte trafen ganz genau ins Schwarze.

Langsam sank Farin auf das kleine Sofa und bedeutet dem Kleineren sich auch endlich zu setzen.

„Es ist viel passiert...“, Farins Stimme klang so anders, rau und müde.

„An dem Tag... Da wurde mir einiges klar. Ich habe gemerkt, dass vieles einfach komplett schief gelaufen ist. Ich war sogar beim Seelenklempner.“, leise lachte er auf.

Überrascht hob der Schlagzeuger eine Augenbraue: Farin nahm so gut wie nie fremde Hilfe an. In seinem Kopf war die Vorstellung von dem Gitarristen beim Psychologen sehr grotesk.

„Hat aber eh nichts gebracht, am Ende hat mir nur eins geholfen “, er sah mit zärtlichem Gesichtsausdruck zur Wand. Bela drehte sich um und folgte dem Blick des Blonden:

An der Wand lehnte die Cyan.

„Musik...“, murmelte der Kleinere leise.

„Was sonst? In zwei Wochen erscheint das neue Album mit dem Racing Team, bald geht es endlich wieder auf Tour.“, seufzte Farin verträumt.

Das hatte Bela schon immer fasziniert: Jans bedingungslose Leidenschaft zur Musik. Ohne Musik würde der Blonde sterben seiner Meinung nach. So absurd es klang.

„Und du?“

Der Schlagzeuger seufzte erneut: Und er? Er hatte nichts getan, hatte sich die meiste Zeit doch nur faul in seiner Wohnung verkrochen. Er war einfach kein Arbeitstier wie Farin.

„Nichts besonderes.“, sagte er daher nur knapp.

Dieses Mal zog der Blonde eine Augenbraue nach oben, sagte aber nichts.

Farin betrachtete eine Weile eingehend seine Finger und sagte leise:

„Wie soll es jetzt weitergehen?“

Dem Älteren verschlug es wie so oft heute die Sprache. Konnte etwas weitergehen, das nie begonnen hatte? Wenn es noch so etwas wie Vertrauen gab, dann war dies dünner als ein fein geflochtenes Drahtseil. Belas Ansicht nach war das Seil aber schon lange in der Mitte zerrissen.

Und auf Vertrauen basierte schließlich eine Freundschaft. Vielleicht war der Schlagzeuger doch naiv gewesen: Einfach wieder in Farins Leben aufzutauchen und somit beide wieder vor neue Probleme zu stellen, war keine brillante Idee gewesen. Wie ein lästiger Parasit kam er sich jetzt vor.

„Jan, ich habe es dir gerade doch gesagt,verdammt: Ich kann dich nicht einfach wortlos aus meinem Leben streichen. Du gehörst halt dazu. Aktuell kann ich nicht mir dir, aber auch nicht ohne dich Leben.“, wenige Sekunden später runzelte Bela die Stirn, weil seine Aussage ein einziger Widerspruch in sich war.

„Ich würde dich niemals wortlos aus meinem Leben streichen“

Der Schlagzeuger biss sich auf die Unterlippe: Der Blonde war ein Meister der Rhetorik. Auch in dieser kurzen Aussage war mehr enthalten, als man auf Anhieb bemerkte. Er wollte ihn nicht wortlos aus seinem Leben streichen, aber er hatte mit keinem Wort erwähnt, dass er den Schlagzeuger nie aus seinem Leben streichen würde.

Vielleicht setzte er Bela nach dieser Aussprache einfach vor die Tür und sagte Lebewohl.

Der Magen des Kleineren verkrampfte sich, als er darüber nachdachte. Er bemerkte, dass ihm mehr an seinem Freund lag, als er gedacht hatte. Entweder griff er jetzt ein,oder es war für immer zu spät.

„Jan, verdammt. Ich will eine zweite Chance, wahrscheinlich hatte ich zwar schon zu viele, aber ich will dich nicht für immer verlieren. Keine Ahnung, ob du mir je wieder vertrauen kannst. Vielleicht bin ich nur noch ein beschissener Fleck in deinem Gedächtnis.“

Belas Worte waren klar und ehrlich.

„Du hattest genug.“

Diese drei Wörter zerfetzten innerhalb von einem Bruchteil einer Sekunde die Illusion von einem Neuanfang. Unfähig irgendetwas zu sagen oder zu tun saß der Schlagzeuger nur da und zählte in Gedanken die Sekunden, die verstrichen.

„Trotzdem bekommst du sie. Wahrscheinlich bin ich auch zu großherzig und naiv für diese Welt.“

Der Blonde stand auf und setzte sich neben den Älteren. Tief sah er in die grünen Augen, als suchte er etwas ganz bestimmtes. Stumm hielt er dem musternden Blick stand, bis ihn Farin plötzlich umarmte.

Er verharrte einige Sekunden und flüsterte einen einzigen Satz: „Wir beginnen wieder bei Null.“

Bela hätte gerne ein gutes Gefühl gehabt, doch er war nicht mal wirklich glücklich. Die Umarmung fühlte sich kalt und fremd an, ohne Vertrauen oder ehrliche Zuneigung.

Für den Moment sperrte er die düsteren Gedanken in die hinteren Ecken seines Bewusstseins und nickte nur. Vorsichtig löste er die Umarmung und sah aus dem Fenster.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Toozmar
2009-03-04T18:27:17+00:00 04.03.2009 19:27
sehr schön.. so ein schöner Stil und die Gedanken hast du echt super beschrieben... freu mich schon auf die anderen Kapitel ^^
Von:  Slythericious
2009-03-03T19:08:01+00:00 03.03.2009 20:08
*schnief*
ok... der "herzlose" (ok, in diesem fall ja berechtigt emotionslos, aber trotzdem!^^) ist ja sehr beliebt^^
armer bela (in diesem falle^^ omg.. das ICH das schreibe! xD)
mehr mehr mehr!
Von:  cooking_butty
2009-03-03T15:29:28+00:00 03.03.2009 16:29
huch, gut, dass es FU wieder besser geht...
aber ehrlich gesagt...irgendwie verwirrt mich das ganze...weiß auch nicht...aber so richtig mitgekommen bin ich bei dem Kapitel nicht...

aber schön geschrieben, man kann sichs richtig vorstellen!
Von: abgemeldet
2009-03-03T13:56:22+00:00 03.03.2009 14:56
O.o
Also...erstmal bin ich froh dass es Fu besser geht^^
Scheint sich ja gut erholt zu haben - ohne Bela *bela bewerfen tu*
Die beiden hast du ja in ne echte Krise manövriert...
Kommen die da wieder raus oder bleiben die so...kalt und so?
*zitter*
Bin mal gespannt wies weitergeht!
Du beschreibst das übrigens toll, ich kann i-wie nachvollziehen WARUM die beiden sich so verhalten und so...äh, ja ^^''
Keine besonders konstruktive Kritik, sry^^*
Lg an meinen Rockschtar^^


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