Girl Problems
Ich komme mir so blöd vor diesen Mist zu verfassen xD. Wenn ihr mal eine richtig schöne, durchdachte Murdocx2D Fanfiction lesen wollt, dann würde ich euch raten mal bei meiner Lieblingsautorin vorbeizuschauen! Es lohnt sich! http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/229804/
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“Mudsiiilein!”
2D widerstand nur mit Mühe dem Drang, seinen Koffer fallen zu lassen, und sich mit beiden Händen die Ohren zuzuhalten. Er fragte sich unwillkürlich ob es jemals eine Frau geschafft hatte, höher zu quietschen als Sopran. Falls nicht: Wow, er stand der ersten gegenüber.
“Lang ist’s her! Ach, Mudsi ich hab’ dich so vermisst!”
Hätte jetzt ein Glas in der Nähe gestanden wäre es mit Sicherheit zersprungen.
Und wäre es das nicht, hätte 2D es ihr spätestens dann an den Kopf geworfen, als sie Murdoc ungestüm in die Arme fiel. Er ballte die Fäuste als er sah, dass der Bassist die Knuddelei wortlos über sich ergehen ließ.
Dabei passte sie doch so gar nicht in sein Beuteschema! Das Mädchen hatte wasserstoffblondes Haar, an dessen Ansatz man die einstige, eher schlammige Farbe ausmachen konnte. Sie war klein und zierlich, hatte jedoch etwa so viele frauliche Rundungen wie ein Holzbrett und war ebenso flach. 2D konnte nicht sagen ob sie ein hübsches Gesicht hatte, dazu hätte er vorher vielleicht einen Spatel gebraucht, um sie von den Unmengen an Make-up zu befreien. Ihre Kleider waren ein farbenfrohes Durcheinander bestehend aus einem geblümten T-Shirt mit Puffärmeln, einem gelben Rüschenrock und Absatzschuhen, die perfekt zu 2D’s Haaren passten.
Zudem erinnerte ihn ihr Verhalten ein wenig an ein nervöses Nagetier. Die Art wie ihre kleinen geschminkten Augen von Murdoc zu ihnen huschten, und die ruckartige Bewegung, als sie 2D die manikürte Hand entgegenstreckte.
“Halli Hallo! Ich heiße Vanessa, aber nennt mich ruhig Nessy, wie das Seemonster Nessy!” Was folgte war ein hysterisches Kichern. “Hihi Hihi! Ich habe ja schon so viel von euch gehört! Was ja eigentlich nicht schwer ist, ihr seid ja voll berühmt! Das wundert mich eigentlich nicht, ich habe schon immer gewusst, dass Mudsi es irgendwann zu was bringt! Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie toll es ist euch hier zu haben, hihi!”, giggelte sie.
2D konnte nicht anders als sie mit offenem Mund anzustarren.
Sie… kannte ihn schon bevor er Gorillaz gegründet hatte? Sie kannte Murdoc schon länger als er? 2D spürte das diese Tatsache aus irgendeinem Grund, ganz schön an ihm nagte.
Vanessa setzte ein widerlich süßes Grinsen auf und warf Murdoc einen Luftkuss zu. Dieser lächelte darauf nur gequält. 2D konnte hören wie Russel neben ihm erstickt in seinen Schal prustete, Tränen standen ihm in den Augen.
Noodle schien die einzige zu sein, die es schaffte, sich absolut nichts anmerken zu lassen.
“Domo arigato gozaimasu“, sagte sie mit einer höflichen Verbeugung, „vielen Dank, dass Sie uns noch so kurzfristig aufgenommen haben.“
„Oh, aber das ist doch gar kein Problem! Du bist ja vielleicht auch ein niedliches Ding, hihi!“, kicherte das Seeungeheuer und kniff ihr beherzt in die Wange, wie eine Großmutter ihr Enkelkind. Dies war der Augenblick in dem selbst Noodles Lächeln gefror.
“Hey Schätzchen, wie wär’s wenn du mal die Schlüssel rüber wachsen lässt?”, raunte Murdoc hastig.
Schätzchen.
“Sofort!”, tschilpte Vanessa und harkte sich bei Murdoc ein, um ihn zum Empfangsbereich zu zerren. Die Gruppe stellte erleichtert fest, dass das Innere des Hotels weit weniger kitschig war, als sein Äußeres Erscheinungsbild, oder das Gelände auf dem es stand. Eigentlich fand 2D, war es hier sogar recht behaglich. Die Einrichtung der Lobby war modern und gemütlich… auch wenn man an einigen Stellen ruhig an Pastelltönen und Plastikpflanzen hätte sparen können.
“Also, hier sind die Schlüssel!” Das Seeungeheuer legte vier Zimmerschlüssel auf den marmornen Tresen. “Ihr seid ja ziemlich spät dran, deshalb sind einige Zimmer echt weit auseinander, sorry.”
2D griff nach dem Schlüssel, der ihm am nächsten lag, die anderen taten es ihm gleich. Gespannt drehte er die Plakette um, auf der seine Zimmernummer eingraviert worden war. Zimmer 23.
Verstohlen riskierte er einen Blick auf Murdocs Bund. Zimmer… 39.
Verdammt.
“Lasst noch mal sehen!”, verlangte Vanessa. “Ah... Okay, also Russel und Noodle... Hihi… Tut mir leid, aber dein Name ist echt süß Noodle, hihi…” Die Gitarristin knirschte hörbar mit den Zähnen. Ihr Kiefer war angespannt und das Lächeln hatte sich mittlerweile in eine verärgerte Grimasse verwandelt.
“Also Russel und Noodle Etage 1, Mudsi Etage 3 und du Etage 2!”
Und du? Kam es ihm nur so vor, oder beruhte dieser kleine, unerwartete Funke Feindlichkeit, den er ihr gegenüber empfand, auf Gegenseitigkeit?
“Ich würde euch ja hoch begleiten, aber ich hab’ keine Zeit! Falls ihr noch Fragen habt, in jedem Zimmer ist ein Telefon mit dem ihr zu jeder Tageszeit die Rezeption erreichen könnt. Frühstück gibt es von 6 bis 10 Uhr, Mittagessen von 11 bis 2 Uhr und Abends bekommt ihr ein kaltes Buffet wieder von 6 bis 10 Uhr. Links den Gang hinunter befindet sich der Aufenthaltsraum, daneben der Speisesaal, und die letzte Tür führt zur Außenanlage, die sich besonders für romantische Spaziergänge eignet. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Aufenthalt”, plapperte sie wie jemand, der diese Ansprache in seinem Leben schon einmal zu viel gehalten hatte. Als sie fortfuhr kehrte der unbeschwerte, aufgedrehte Ton zurück: “Hihi, na dann, man sieht sich!”
2D packte den Griff seines Koffers und beobachtete mit Bauchschmerzen wie Vanessa Murdoc einen Kuss auf die Wange drückte. Abrupt machte er auf dem Absatz kehrt.
Murdoc hatte schon Unmengen an Frauen mit nach Hause gebracht. Frauen die er am selben Abend noch kennengelernt hatte, Frauen die am nächsten Morgen wieder verschwanden. Bedeutungslose Frauen. Warum war sie etwas besonderes? Ja, warum gerade sie? 2D verzog das Gesicht. Dank dem schrillen Organ des Seeungeheuers sauste es noch immer in seinen Ohren.
Der Sänger wartete bis sie um die Ecke gebogen waren, bevor er seine Schritte kaum merklich verlangsamte, um auf einer Höhe mit Murdoc zu laufen.
2D schluckte und versuchte seine nächsten Worte mit Bedacht zu wählen.
“D- Du… kennst sie schon länger?”, fragte er so beiläufig wie möglich.
Russel und Noodle waren ihnen keine zwei Schritte voraus, doch 2D war sich sicher, dass sie ihn nicht gehört hatten. Russel prustete unentwegt leise vor sich hin und die harten Plastikrollen der Koffer klapperten laut über die Steinstufen der Wendeltreppe die sie bestiegen.
“Ja”, antwortete der Bassist knapp.
“Ihr seid… Freunde, ja?” 2D’s Blick fixierte den Boden, er wartete gespannt.
Doch Murdoc schwieg. Die restlichen Stufen zur ersten Etage erklommen sie stumm. 2D versuchte sich damit abzufinden auf seine Frage keine Antwort zu bekommen. Um die Enttäuschung über Murdocs Verschwiegenheit zu überspielen, gab er sich sehr beschäftigt, während er seinen Koffer die kalten Marmorstufen hoch schleifte.
“Muds, Muds, Muds…” Russel schüttelte grinsend den Kopf.
Sie erreichten die erste Etage und der Drummer hielt auf dem Weg zu seiner Zimmertür inne, um sich zu Murdoc umzudrehen.
“Egal welche Strafe ich mir jemals für dich gewünscht habe, weil du dich wieder einmal wie ein kompletter Arsch verhalten hast, egal was, das hier ist tausend Mal schlimmer. Ich freue mich schon darauf, dich die nächsten Wochen mit dieser Pfeife an den Hacken klebend zu sehen, ich-”
“Russel-chan, sei einfach leise”, unterbrach ihn Noodle.
Die Japanerin drückte dem Drummer die Hand auf den Rücken und drängte ihn kopfschüttelnd weiter zu gehen.
“In mancher Hinsicht bist du kein bisschen besser als Murdoc-sama”, tadelte sie ihn.
Russel lachte nur schadenfroh.
Murdoc blieb zornig starrend stehen, bis sie beide auf ihren jeweiligen Zimmern verschwunden waren. 2D war ein wenig irritiert.
“Muds, sollen wir nicht auch rau-”
“Sie war meine verdammte feste Freundin”, spuckte Murdoc plötzlich aus und setzte sich endlich wieder in Bewegung.
Für einen Augenblick konnte 2D nicht anders, als den Bassisten verdattert anzustarren, er gewann jedoch schnell die Fassung wieder. Hastig humpelte er hinter ihm her.
“Wie Freundin? Also- Also, du meinst so richtig?”
Er hatte Murdoc bisher noch niemals von einer Freundin reden hören. Und schon gar nicht von einer festen Freundin.
“Ja, verdammt noch mal.”
“Aber, aber…”
“Aber, aber, aber, aber”, griff Murdoc sein Gestotter auf. “Sie war der größte Fehler überhaupt! Und wenn ich der größte Fehler sage, dann meine ich das auch so! Zwei Jahre mexikanisches Gefängnis sind nichts dagegen.”
2D blinzelte Murdoc erstaunt an.
“Und warum sind wir dann hier?”, fragte er vorsichtig.
“Weil Noodle unbedingt einen verschissenen Urlaub machen wollte!”
Er hatte womöglich seine wertvolle Privatsphäre aufgeopfert, sich wieder mit Personen in Kontakt gesetzt, mit denen er nie wieder etwas zu tun haben wollte, und spielte den netten, alten Freund, damit Noodle einen schönen Urlaub hatte? 2D konnte nicht anders, als über seinen Bandkollegen zu lächeln. Murdoc war manchmal wirklich alles andere, als ein übler Kerl.
Dieser kurze Moment 2Ds Wohlseins, wurde jedoch mit den nächsten Worten des Bassisten brutal niedergetrampelt.
“Dieses Miststück ist der Grund dafür, dass ich mich niemals wieder auf eine verdammte Beziehung einlassen werde! Kannst du dir vorstellen dieses Gekicher wochenlang zu ertragen? One-Night-Stands, bitte! Aber eine”, er setzte mit der freien Hand Anführungszeichen in Luft, “ feste Bindung werde ich niemals wieder eingehen, mein Freund. Murdoc Niccals lernt aus seinen Fehlern! … wenn es mal vorkommen sollte, dass ich welche mache”, fügte er schnell hinzu.
Anstelle dieser Rede, hätte er 2D genauso gut ohrfeigen können. Er starrte Murdoc an, dessen Augen verärgert einen Punkt auf den Stufen fixierten.
Er wusste nicht, was er darauf antworten sollte.
Eine feste Bindung werde ich niemals wieder eingehen.
Die Worte wiederholten sich in 2D‘s Kopf, wie eine defekte Schallplatte, die immer und immer wieder die selbe Liedzeile abspielte.
Ein One-Night-Stand machte eine Nacht lang Spaß, am nächsten Morgen fiel jede Art von Verpflichtung von einem ab. Eine feste Bindung dagegen, beinhaltete sich fast jeden Tag zu sehen und viel Zeit miteinander zu verbringen.
2D mochte vielleicht nicht die hellste Kerze am Leuchter sein, doch das etwas anderes, als eine “verdammte feste Beziehung” zwischen ihnen gar nicht möglich war, wusste selbst er. Wie sollte man sich danach auch aus dem Weg gehen? Sollte etwa einer der beiden die Band verlassen? Die Situation war aussichtslos.
“Hey, Zombie”, sagte Murdoc. Er sah 2D nicht direkt an, doch sein Tonfall war harsch. “Das hier ist deine Etage.”
2D hob den Kopf und betrachtete die goldene 2, die über ihm an die Wand genagelt worden war. Ohne ein Wort machte der Sänger kehrt. Humpelnd entfernte er sich von Murdoc. Er konnte den Bassisten etwas von wegen “geistig nicht ganz da” und “würde seinen Kopf vergessen” fluchen hören, doch er machte sich nicht die Mühe seine Worte zu verstehen. Genauso wenig wie er sich die Mühe machte sein Zimmer näher zu betrachten, oder seinen Koffer auszupacken. 2D knallte lediglich die Tür hinter sich zu, schleuderte sein Gepäck in eine Ecke und ließ sich in voller Montur auf das weiche Doppelbett fallen. Nun lag er da, mit dem Gesicht im Laken. Es war ziemlich schwer durch den eigenartigen Seidenstoff Luft zu bekommen. Doch aus irgendeiner dummen Trotzreaktion heraus, weigerte er sich den Kopf zu drehen, um frei atmen zu können. Er wollte, dass einmal etwas ganz genauso lief, wie es ihm passte. Und im Moment passte es ihm eben einfach, mit dem Gesicht im Laken vergraben, da zu liegen. Und am besten nie mehr aufzustehen.
2D versuchte an nichts zu denken. Oft genug war ihm das auch gelungen. Warum dann jetzt nicht?
Okay, langsam wurde es unangenehm. Der seidige Stoff wurde mit jedem Atemzug an seine Nase gesogen und schnitt ihm die Sauerstoffzufuhr ab. Nein, er konnte noch durchhalten. Wenn er es nur wollte, konnte er es au-
2D hob ruckartig den Kopf, und mit einem gewaltigen Zischlaut, sog er frische Atemluft durch seine fehlenden Schneidezähne. Frustriert keuchend ließ er den Kopf wieder auf die Decke plumpsen, diesmal jedoch seitlich.
“Scheiße”, fluchte er leise. “Scheiße, scheiße, scheiße!”, fluchte er etwas lauter.
Seine Hände krallten sich in das Kopfkissen, das über ihm lag. Mit einem Ruck zog er es sich an den Mund und schrie so laut hinein, wie er lange nicht geschrien hatte. Bis ihm ein zweites Mal die Luft wegblieb und er ein zweites Mal aufkeuchte.
“Scheiße”, fluchte er ebenfalls ein weiteres Mal.
Wieso musste nur immer ihm so etwas passieren? Was hatte er im Leben angestellt, dass er so bestraft wurde? Zuerst wurde er von einem selbstsüchtigen Satanisten überfahren, fiel ins Koma, wachte mit zwei schwarzen Augenhöhlen und ohne Schneidezähne wieder auf, verlor dann seine damalige Freundin an genannten Satanisten, wurde von besagtem Satanisten über Jahre hinweg verspottet und verprügelt, verliebte sich absurder weise nach all diesen Jahren auch noch in berüchtigten Satanisten, und musste dann am Ende auch noch feststellen, dass dies sowohl sinn-, als auch aussichtslos war?
2D setzte sich auf und legte das Gesicht in Hände. Was tat Murdoc noch gleich immer, wenn er sich abreagieren musste? Er suchte sich ein Ventil.
Der Sänger sah auf und blickte sich im Raum um, ohne wirklich ernsthaft nach etwas zu suchen, bis sein Blick unwillkürlich auf die Bibel und den Kugelschreiber fiel, die neben dem Bett, auf einer kleinen Kommode lagen.
Er packte sich das Büchlein und riss eine der leeren Vorderseiten heraus. Nun wurde er dank Murdoc auch noch zum Blasphemisten. Nun ja, der Satanist würde es ihm danken. Er schüttelte den Kopf und setzte ohne zu zögern den Stift an.
Every time I come here
I'm not sure what to say
I know it should be easy
But it never seems that way
You, you make me feel
Like no one ever will
So why, why do you bore me
Until my heart is still-
2D hielt inne. Noch während er geschrieben hatte, hatte er bemerkt, dass, sich das Leid innerlich von der Seele zu singen, weitaus unbefriedigender war, als er sich erhofft hatte. Was er jetzt brauchte war ein offenes Ohr. Jemand der ihm zur Abwechslung einmal zuhörte. Und jemand der ihn verstand.
“Noodle? Noodle, bist du da?”, fragte 2D schüchtern, durch die geschlossene Tür hindurch.
Murdoc hatte oft gesagt, dass der Sänger sich verhielt wie ein weinerliches Mädchen. Vielleicht war ein Mädchen ja dann im Moment die beste Person, an die er sich wenden konnte. Wenn 2D sich schon wie ein Mädchen verhielt, wieso sollte ein echtes Mädchen ihn dann nicht verstehen können?
“2D-chan? Natürlich, komm ruhig rein!”
Er öffnete die Tür und schlüpfte in das Zimmer der Gitarristin. Noodle war gerade dabei, alle ihre Kleidungsstücke auf dem Bett neu zusammenzulegen. 2D dachte kurz an sein unachtsam in die Ecke geschossenes Gepäckstück.
“Was gibt’s?”, fragte sie, ohne aufzusehen.
Och nichts besonderes, ich glaube nur, ich hab’ mich in unser Band-Arschloch verliebt und wollte mal mit einem Mädchen darüber reden.
“Ach, äh, nichts… bestimmtes”, nuschelte 2D und hätte sich für seine Feigheit am liebsten selber in den Arsch getreten.
“Okay”, sagte Noodle und fuhr unbeirrt fort. Er fragte sich ob dies eine dieser filmtypischen “auf-desinteressiert-tun-und-so-den-eigentlichen-Grund-herauskitzeln-Strategien”, war, oder ob die Gitarristin sich wirklich nicht für das Seelenheil ihres Bandmitglieds interessierte.
2D nahm stumm auf einem der weißen Sessel des Hotelzimmers Platz. Sich innerlich immer noch für seine Mutlosigkeit rügend, packte er das kleine Zierkissen und umarmte es so fest wie er konnte.
Nach einigen Minuten stillen Beobachtens von Noodles Falttechnik, fasste 2D sich ein Herz und presste die ersten Worte heraus. Er hielt diese Stille einfach nicht länger aus.
“Ich- Ich muss dir was erzählen.”
“So?”, entgegnete Noodle.
“Es ist wichtig. Schwörst du mir… Schwörst du mir, dass du niemandem was davon erzählst?”, fragte er zaghaft. Beschämt senkte den Kopf. Er führte sich auf wie ein kleines Kind.
Endlich unterbrach das Mädchen ihr Tun und sah ihn an.
“Worum geht es denn eigentlich, 2D-chan?”
2D drückte das Kissen noch ein wenig fester und Noodle schien zu verstehen. Sie fegte einige ihrer liebevoll zusammengefalteten Kleider von der Bettkante und setzte sich ihm direkt gegenüber.
“Ich schwöre, dass ich niemandem davon erzählen werde”, flüsterte sie und kreuzte dabei beide Zeige- und Mittelfinger. Nun fühlte 2D sich endgültig in die Grundschulzeit zurück versetzt. Er kam sich vor wie ein Schüler, der gerade dabei war seiner Lehrerin zu beichten, dass ihm ein kleines Malheur passiert war. Höchstwahrscheinlich sah er auch ebenso verlegen aus. 2D holte einmal tief Luft und während er ausatmete hauchte er: “Ich glaube ich mag Murdoc.”
Während der unangenehmen Stille die daraufhin eintrat, schloss 2D die Augen, in der Hoffnung nichts zu sehen, würde sie zu ertragen, ein wenig einfacher machen. Dem war leider nicht so.
“Aber 2D-chan”, kam endlich Noodles Antwort. Sie klang jedoch alles andere als entsetzt oder angewidert, so wie er es eigentlich erwartet hatte. Sie klang viel eher belustigt und erleichtert.
“Das wusste ich schon.”
2Ds Augen weiteten sich vor Überraschung. “Du- du hast das gewusst? Aber wie…”
“2D-chan, ich mag vielleicht noch jung sein, aber ich bin doch nicht blind. Du würdest sonst auch wohl kaum seine ständigen Pöbeleien und Beleidigungen über dich ergehen lassen. Obwohl ich ja finde, dass du dich dagegen wehren solltest, egal wie sehr du zu ihm aufsiehst.”
Das konnte nicht sein, so offensichtlich konnte er doch gar nicht gehandelt haben. Sie musste da was falsch verstehen.
Hastig versuchte er sich zu erklären.
“Noodle, ich glaube du weißt nicht was ich meine. Ich- Ich meine das ich Murdoc mag. Wirklich mag.” Er brachte es einfach nicht über sich das Wort “verliebt” laut auszusprechen. Vielleicht war es dafür doch noch ein wenig zu früh.
Noodle lächelte ihn nur an. Er konnte keine Art von Scham oder Sarkasmus in dem jungen Gesicht lesen.
“Vielleicht mag es keinem der anderen beiden aufgefallen sein, aber mir ist es nicht entgangen. Ich bin immerhin ein Mädchen, wir haben da den sogenannten Sechsten Sinn, weißt du.” Sie legte den Kopf schief und zwinkerte ihm hintergründig zu. Sie hatte es also tatsächlich gewusst. War es fair, dass ein 13-jähriges Mädchen früher über seine Gefühle bescheid wusste, als er selber?
Da 2Ds Antwort lediglich aus einem ungläubigen Starren bestand, fuhr Noodle fort.
“Am Anfang ist es mir nie wirklich aufgefallen, obwohl du schon immer eine Art Sympathie für Murdoc-sama zu hegen schienst, was glaube ich, mit der ganzen Heldengeschichte zusammenhängen könnte. Ich kann nicht prüfen wie es wirklich abgelaufen ist, von dir höre ich ja immer nur, dass er dein Leben gerettet hat, obwohl ich das stark zu bezweifeln wage.”
“Aber er hat-!”
“Jedenfalls”, unterbrach sie 2Ds kläglichen Versuch sie von der Geschichte zu überzeugen, “denke ich das dies die Grundstein für die ganze Sache gewesen sein könnte. Russel-chan hat mir später noch von Paula erzählt.”
2D zuckte bei dem Klang des Namens zusammen.
“Die Tatsache das sie dich betrogen hat, könnte dein Vertrauen in Frauen beschädigt haben. Als ich später erfahren habe, dass du nach Paula keine ernsthafte Interaktion mehr mit einer Frau hattest, hat das meinen Verdacht noch bestärkt… Dir ist aber schon klar, dass Murdoc auch derjenige war, der mit der sie dich betrogen hat, oder?”, fragte sie, eine Braue hebend.
Na und, Murdoc war ein notgeiler Bock, der beinahe jedem Rock hinterher jagte. Paula hätte es besser wissen müssen. Miststück.
“In den letzten paar Monaten ist es zunehmend deutlicher geworden.” In den letzten paar Monaten? Dabei hatte er es erst in den letzten Tagen wirklich gespürt. “Wie du dich in seiner Gegenwart verhältst. Egal was du sagst oder tust, dein erster Blick gilt immer Murdoc. Wenn Murdoc seine Sitzposition verändert, bewegst du dich auf deinem Stuhl. Wenn Murdoc schlecht gelaunt ist, bist du meist der erste, der es bemerkt, und versuchst ihn zu beruhigen… was ja leider nicht immer klappt”, fügte sie hinzu und ließ einen besorgten Blick über sein verletztes Gesicht schweifen.
“Du versuchst Murdoc vor Russel-chan zu beschützen, auch wenn er eine Abreibung verdient hätte.” Das Flugzeug. Sie war also doch nicht ganz so abwesend gewesen, wie er gedacht hatte.
“Und in letzter Zeit dann noch dieser ungeheure Ausstoß an Pheromonen-”
“Phero-was?”, fragte 2D entsetzt. Was sollte das sein? Eine Krankheit?
“Sexualhormone”, erklärte Noodle nüchtern.
“Oh”, entgegnete 2D und bemerkte, wie er erneut rot anlief. Wieso konnte sie darüber sprechen, als wäre es das natürlichste auf der Welt? Wieso wusste sie überhaupt so viel über ihn? War er so ein offenes Buch?
“Na ja, sobald er sich in deiner Nähe aufhält verströmst du sie, wie eine Pusteblume ihren Samen im Wind… Es wundert mich eigentlich, dass Murdoc in deiner unmittelbaren Nähe nie wirklich darauf reagiert hat. Kein Zucken, keine unvorhergesehene Verhaltensänderung, kein gar nichts.”
“Und wie hast du das bemerkt?”
“Sechs Sinne”, sagte sie schlechthin und tippte sich amüsiert an die Nasenspitze.
Ein weiteres Mal an diesem Tag stand 2D der Mund offen. Noodle könnte über ihn wahrscheinlich eine Doktorarbeit verfassen und er selbst erkannte nach fünf Jahren gerade mal so viel, dass er für Murdoc mehr empfand als für einen Bruder?
2D hoffte inständig, dass der Grund nicht seine eigene, dumme Ignoranz, sondern Noodles kluger Scharfsinn war.
“Und das… hast du alles so nebenbei bemerkt?”, fragte er ungläubig, nur noch zu einem Flüstern fähig.
“Och nun ja”, entgegnete sie und kratzte sich leicht verlegen am Kopf. “Eigentlich fand ich es ganz interessant euch zu beobachten. Wenn wir gerade an keinem Album arbeiten, kann es in den Kong Studios ganz schön langweilig werden.”
“Ich war ein Langeweileprojekt?”
“Ich bin so froh, dass du dich mir endlich anvertraut hast, 2D-chan”, ignorierte sie seine Frage und umarmte ihn herzlich.
2D konnte in diesem Augenblick nicht anders, als sie -um einen großen Stein erleichtert- an sich zu drücken.
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Oh mein Gott, das Ende xD
Nennt mich Kitschgöttin XD