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Blutlied

Eine Kurzgeschichten- und Gedankensammlung aus dem Rollenspiel um und in WoW
von

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Der Ruf des Blutes

Sie war zur Kämpferin geworden, wider all dem, wofür sie sich gehalten hatte.

Was war aus ihrem Leben geworden? All das Wissen blieb vorhanden, all die Erfahrung ungetrübt, und doch... sie konnte heilen, ja, sie würde, wenn es nötig war... aber sie war zu einer Kämpferin geworden.

Endgültig?

„Oh, bei Elune...“, murrte sie, einen Fluch auf den Lippen, den sie doch nicht aussprach. Ziellos irrte ihr Blick über die Weite des Ozeans. Ja, sie fühlte es noch... tief in ihr brodelnd, eine Gefahr, ein Drang, doch wieder jene geschmeidige Säblergestalt anzunehmen, sich der Jagd zu ergeben. Noch immer fürchtete sie es. Doch auch das Leben fühlte sie noch, ein warmer Hauch in den sie umgebenden Pflanzen, der sie tröstend umspielte wie der Wind, der ihr Haar aufbauschte. Wie könnte es auch anders sein? Sie hatte die Richtung gewechselt, nicht ihre Haut, nicht ihre Erinnerungen.

Ihre Rechte wanderte hinab zu dem schlanken Dolch, der auf ihren Knien lag. Eine Kämpferin...

„Oh, Kyrill... wie konnte es so weit kommen?“ Ihr Blick statt dessen wanderte hinauf, wo das Sternenmeer gleich funkelnden Perlen mit seiner Pracht glänzte, jener, den sie einst Geliebter genannt hatte, vielleicht nun einer davon. Was würde er sagen? Es hatte eine Erinnerung sein sollen, eine Erinnerung an den lebhaften, verspielten Druiden, der ihr Leben geteilt hatte... doch war sie nicht geboren dafür, das Leben einer Druidin zu führen, im Gegensatz zu ihm. Vieles hatte sie gelernt, mehr noch hart erarbeitet. Aber es war nicht genug, reichte ihre Kraft doch nicht einmal, jenen Instinkten zu widerstehen. Welcher Genuss war es gewesen, den sehnigen Körper vor Kraft vibrieren zu spüren, das Blut der Beute auf der Zunge zu schmecken...

Mit einem Seufzen schüttelte sie den Kopf, als könnte das die Empfindungen vertreiben. Es rief, es lockte... Ihr Griff um den Dolch wurde fester, so fest, dass ihre Gelenke knackten. Nein, nicht noch einmal. Sie wusste, sie würde nicht mehr widerstehen.

Einst war sie eine Heilkundige gewesen, doch nach all dem, was sie seit dem erlebt hatte, war ihr die Berufung, die sie dafür gefühlt hatte, abhanden gekommen... Aber es gab andere Wege.

Leise Schritte hinter ihr brachten das Gras zum Flüstern. Ihre Ohren zuckten leicht in Richtung des Geräusches, doch sie wandte sich nicht um.

„Bist du bereit für das Training?“, fragte die samtene, wohlbekannte Stimme Tuvecs. Sie glaubte leichte Besorgnis darin zu hören, ebenso eine seltene Sanftheit. Als sie sich Zeit ließ mit ihrer Antwort, legte sich eine warme Hand auf ihre Schulter. Wusste er? Verstand er? Sie schloss für einen kurzen Augenblick die Augen, die Rechte noch immer den Dolch umfassend. Die Klinge würde scharf und tödlich sein.

„Ja... ich bin bereit.“



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