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The golden Eyes

Das Phantom der Oper
von

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Gracé Helene

Kapitel 4: Gracé Helene
 


 

Erik:
 


 

Am nächsten Tag, es war Nachmittag, zeichnete ich vor dem Kamin ein paar Bauentwürfe, die mir der Professor heute als Hausarbeit, aufgetragen hatte. Nach einiger Zeit, ich weiß nicht mehr wie lange ich an meinen Zeichnungen gesessen hatte, läutete es an der Tür. Meine Mama ging hin. Ich allerdings blickte erstaunt auf und fragte mich, wer dort sei. Schon von klein auf hatte man mir verboten die Tür zu öffnen. Meine Verwunderung wuchs, als eine wohlbekannte Stimme sich mit meiner Mutter unterhielt...
 

„Hallo, Mademoiselle Madeleine! Ist Erik da?“

Kurz war es still, als meine Mama ihr antwortete...:

„Was willst du von IHM?“

„Ich möchte gerne mit Erik spielen... Darf ich?“

Wieder herrschte unheimliches Schweigen, bevor meine Mutter reagierte:

„Woher kennst du kleine Hexe seinen Namen! Was willst du von IHM! Was willst du von MIR! Verschwinde sofort und komm nie wieder!!!“
 

Nun war ich es, der schnell handelte. Ich konnte es nicht glauben... Sie hielt wirklich ihr Versprechen, dass sie mir letzte Nacht gegeben hatte. Mein ganzes Wesen begehrte auf, meine Mutter aufzuhalten Gracé wieder fortzuschicken. Ich lief aus der Lounge und blieb am Treppengeländer stehen.

Gracé schaute an meiner Mutter vorbei und erkannte mich. Sie schenkte mir ein engelsgleiches Lächeln.
 

„Hallo, Erik! Komm, Gracé möchte mit dir spielen.“

Ich wollte gerade auf sie zu gehen, doch meine Mama hielt mich zurück.

„Ich sagte NEIN! Geh zu deinem verschrobenen Vater und wage es nie wieder nur einen Fuß auf meinem Grund und Boden zu setzen.“

Bevor Mama ihr die Tür vor der Nase zuschlagen konnte, stand plötzlich neben Gracé eine großgewachsene Gestalt.

Es war Pater Mansart, der sich nach unserem Befinden erkundigen wollte.

„Guten Tag, Madeleine! Ich bin gekommen um zu sehen wie es Ihnen und Ihrem Soh...“

Der Pater beendete seinen Satz nicht und starrte das kleine Mädchen neben sich entgeistert an, bevor er weiter sprach:

„Na, wenn das nicht die kleine Gracé Helene ist? Sag, was möchtest du hier?“

„Guten Tag, Pater! Gracé ist hier um mit Erik zu spielen.“

„Oh! Hast du gehört Madeleine? Das ist doch wundervoll. Endlich hat auch Erik einen Freund gefunden.“

Meine Mutter schwieg.

„Komm, Kind.“, bat der Geistliche das Mädchen in unser Haus.

Ihr ganzer Körper bäumte sich auf, dieses kleine Kind, in Ihrem Heim zu wissen. Widerwillig musste meine Mutter die Entscheidung akzeptieren und Gracé einlassen. Ich wusste, dass Sie es nie wagte, dem Pater zu widersprechen.

Dies war mein Glück!
 

Mit einer einzigen Handbewegung deutete er, dass wir uns zurückziehen sollten. Er wollte mit meiner Mutter alleine sein. Also gingen Gracé und ich in die Lounge und ließen uns auf der Klavierbank nieder. Das Kind schaute sich entzückt um. Mit einem leisen Räuspern holte ich sie aus ihrer Faszination zurück. Das kleine Mädchen beteuerte mir, mehr als recht, dass unsere Räumlichkeiten sehr schön eingerichtet wären und schwärmte mir vor, als ob sie gerade ein kleines Schloß betreten hätte. Ihre Augen funkelten dabei, doch ihr Geständnis brachte mich nur zum Seufzen. Als ich Gracé den Grund erklärte, verschwamm die Freude in ihren Augen ins Ausdruckslose.

...

Mein Zuhause war ein Gefängnis für die Ewigkeit... So empfand ICH es zumindest...
 

Nie durfte ich weiter gehen bis zu unserem Gartentor, nie mit anderen Kindern aus dem Dorf spielen, nie meine Mutter auf der Messe begleiten... Die Kirche erblicken oder dem Chor lauschen, von dem mir Pater Mansart mit großer Begeisterung verkündete...

Dieses Versteckspiel... Wie sollte man es am besten erklären...

Die Tatsache war, dass ich der Welt vorenthalten wurde und die Welt mir...

Seit dem gestrigen Tage, verstand ich auch warum...

„Ich bin ein Monster!“

Nennen wir es doch einfach beim Namen, dachte ich mir. Doch Gracé versuchte mich eines Besseren zu belehren.

Als ich mit meinen Vorwürfen, die mich aufs weitere peinigen sollten, endete, spürte ich wie kleine Finger sich unter meine Maske schoben und dieses Bekleidungsstück mir abstreiften. Erschrocken versuchte ich mein Gesicht zur Seite zu drehen, aber das Mädchen hielt mich in meiner Bewegung inne. Sie zwang mich förmlich sie anzusehen. Ihre Hand legte sie auf meine rechte Wange und begann jene behutsam zu streicheln.

Das Zimmer, welches in einem warmen Rot-Ton gehalten wurde, erschien, mit dem gedämpften Licht der Gaslampe, in eine angenehme Atmosphäre getaucht zu sein.

Die Berührungen des Mädchen machten mir keine Angst, zeugten eher vom Gegenteil. In diesem Moment fühlte ich mich geborgen und nicht verschmäht, wie es meine Mutter immer tat. Nein, zum ersten Mal fühlte ich mich geliebt.

Ich schloß die Augen und vernahm ihre Stimme...

„Warum trägst du diese Maske vor mir...?“

Ich ließ meine Augen weiter geschlossen, bevor ich ihre Frage beantwortete.

„Weil ich ES verstecken muss...“

„Warum?“

„Meine Mama will es so... Sie hat angst vor mir und Sie hasst mich...“

Schweigen. Doch dann sagte Gracé etwas zu mir, was mich zwang sie wieder anzusehen.

„Das ist dumm... Erik ist Erik... und das ist auch gut so!“

Plötzlich spürte ich Tränen auf meinem Gesicht. So sehr haben mich ihre Worte berührt. Sie gaben mir Kraft. Und ich wusste, dass sich diesen Satz, die Bedeutung dieser Worte, sich für immer in mein Gedächtnis eingebrannt hatten und sie niemals mehr vergessen würde.

Plötzlich quietschte das Mädchen und hörte mit ihren zärtlichen Streicheleinheiten auf, was ich sehr bedauerte...

Sie stand auf, schien irgendwas in ihrem hellblauen Kleid zu suchen.

Letztendlich fand Gracé doch das Ersuchte und drehte sich mit einem breiten Grinsen zu mir um. Die Kleine streckte mir etwas entgegen.

„Fast hätte ich es vergessen. Hier! Alles Gute nachträglich zum Geburtstag, Erik!“

Fassungslos starrte ich das Mädchen an. Doch dann siegte die Neugier in mir und ich betrachtete mir den Gegenstand in ihrer Hand an.

Mit zittrigen Händen entnahm ich ihn ihr. Vorsichtig, als ob ich mich daran verbrennen könnte, untersuchte ich das kleine Objekt.

Es war eine Kette, an der noch etwas gold-rundes hing.

Das Ding war am Rand schön verziert mit Rosenmustern und auf der Rückseite wurde noch etwas eingraviert, was ich nicht imstande war zu entziffern. Man konnte es auch öffnen, doch befand sich nichts darin.

„Es ist ein Medaillon! Darin kannst du Bilder tun.“

„Bilder?“, fragte ich sie.

„Genau.“

„Woher hast du es?“

„Gracé hat sie von Mama bekommen.“

„Aber dann kann ich es doch nicht annehmen...“, gab ich entgeistert zurück.

Ein Kopfschütteln zeugte von ihrem Widerspruch.

„Nein, dass ist schon in Ordnung. Gracé möchte, dass Erik dieses Medaillon hat.“

Röte stieg mir ins Gesicht und die Kleine kicherte darauf fröhlich los.

Plötzlich hörte ich Schritte. Ich wußte, dass es nur meine Mutter sein konnte. Schnell versteckte ich das Geschenk meiner Freundin in die Hosentasche und setzte meine Maske auf, die mir Gracé ohne ein Widerwort gab.

Nun stand meine Mutter in der Lounge und erblickte uns ausdruckslos an. Das Mädchen machte aus Höflichkeit einen Knicks, aber meine Mama übersah es bewusst. Ohne uns weitere Beachtung zu schenken, ging sie an uns vorbei, um am Schrank, links neben dem Kamin, eine Bibel herauszuholen. Ich verstand, dass Pater Mansart mit ihr die Messe abhalten wollte. Seit mehreren Wochen ging sie nicht mehr in die Kirche.

Bevor sie den Raum verließ, drehte sie sich noch einmal zu uns um und fiel in böses Gelächter:

„Pft... Ein Günstling des Leibhaftigen und eine schäbige kleine Hexe. ...Was für ein schönes Paar. Ich verstehe es allerdings nicht, wie der Herr es erlauben konnte, solche Wesen ein Leben zu schenken? Oder war es eine pure Laune der Natur? Oder sogar die des Teufels?“

Ihre Mine verfinsterte sich bei der Aussprache der letzten Worte und ich konnte die Verachtung in ihren Augen lesen, welche sie meiner Freundin und mir entgegenwarf.

Meine Mutter ging ohne noch ein weiteres Wort. Als sie den Raum verlassen hatte, war es dann Gracé, deren Gesichtszüge sich verdunkelten.

„Deine Mama ist blöd... Ich kann ja verstehen, wenn sie mich so behandelt, aber dich...?“

...

„Das ist einfach nur fies und gemein...“

Ich wollte das Mädchen darauf ansprechen, doch ihre Aufmerksamkeit fiel schnell auf meine Zeichnungen, welche auf den Boden lagen. Sie fragte mich, ob es die meinen wären, die ich mit einem Nicken bestätigte. Beeindruckung spiegelte sich in ihren unterschiedlichfarbigen Augen über mein Können und fragte mich nach weiteren. Nun erzählte ich ihr von meinem Interesse an der Musik. Auf ihren Wunsch hin, spielte ich ihr selbstkomponierte Melodien vor. Später, als Sally aus ihrem Nickerchen erwachte und sich zu uns gesellte, spielten wir mit ihr. Zwei Stunden vergingen, indem wir zusammen Spaß hatten, als uns ein plötzliches Geschrei an der Tür aufschrecken ließ.

„Verdammte Höllenbrut! Lasst mich rein! Ich weiß, dass meine Tochter bei euch im Hause ist!“

Die verärgerte Männerstimme läutete wie ein Besessener und schlug auf die Tür ein, sodass wir Angst hatten, er würde sie tatsächlich eintreten.

Als ich dann zu Gracé schaute, sah ich mit erschrecken, wie sie auf ein Mal ihre ganze Gesichtsfarbe verlor. Sofort fragte ich das Mädchen, ob alles in Ordnung sei, doch als Antwort, vernahm ich nur ein leises Flüstern...

„Va-Vater...“

Meine Mutter war diejenige, die diesem Mann aufmachte und fragte, was dieser Radau bedeuten sollte. Sie bekam keine Antwort von ihm. Der Fremde drängelte sich durch zu uns in die Lounge. Sein Blick fiel sofort auf Gracé, dann auf mich. Er hatte dunkelblonde Haare, die ihm bis zu den Schultern gingen. Sein Gesicht war ungepflegt und unrasiert, sowie auch seine Kleidung, die an manchen Stellen mit andersfarbigen Stofffetzen zusammengenäht wurden. Das Schlimmste an allem war, dass er fürchterlich nach Alkohol stank...

Sofort packte der Mann seiner Tochter unsanft an der Schulter und zerrte sie aus dem Raum. Das Mädchen schrie vor schmerzen. Ich persönlich versuchte sie aus seinem Handgriff zu befreien, doch hatte er keine Probleme mich gegen die Wand zu schleudern. Jetzt erst kam meine Mutter und stellte den Mann zur Rede...

„Monsieur Domenique! Was fällt Ihnen ein einfach in mein Haus einzudringen!“

„Ganz einfach! Ich hol meine mißratene Tochter aus diesem Rattenloch heraus!“

„Was!!!“

„Sie haben richtig verstanden, Madame. Und sehen Sie zu, dass Sie ihr Teufelsbalg zähmen. Das dumme Vieh wollte mich angreifen!“

„Das ist nicht wahr, Papa!, meldete sich Gracé.

Doch sie bekam als Antwort für ihren Ungehorsam eine saftige Ohrfeige ihres Vaters.

„Sei still! Das klären wir, wenn wir wieder Daheim sind. Und dann hast du nichts zu lachen, junge Dame!“

„Ja! Sehen Sie zu, dass Sie und diese kleine Hexe aus meinen Haus verschwinden. Und bilden Sie sich nicht ein, ein weiteres Mal sich hierher zu trauen! Weder Sie, noch ihre Tochter!“

„Keine Sorge, Madame! Sie haben uns ein letztes Mal gesehen. Des bezüglich verbiete ich es Ihnen und dem Monster, sich in der Nähe meiner Tochter aufzuhalten. Guten Abend!“

Er packte Gracé unter dem Arm und verließ mit ihr unser Haus. Ich vernahm nur noch ihre Schreie und wie sie immer wieder meinen Namen rief. Aus dem Instinkt heraus, wollte ich ihnen folgen, aber meine Mama hielt mich am Arm fest und schlug mir mit der flachen Hand ins Gesicht.

„Hör zu, Erik! Das war das Erste und das letzte Mal, dass du dieses Mädchen gesehen hast.

Du wirst sie nie wieder sehen. HÖRST DU! NIE wieder!“

In diesem Augenblick wurde mir bewusst, dass Pater Mansart bis eben, das ganze Schauspiel mitangesehen hatte, als ich ihn im Rahmen der Küchentür stehen sah. Unwillkürlich hielt er sich an seinem Kruzifix fest.

Meine Mutter ließ mich los... Ich fiel auf die Knie...

Mein Blick verfing sich auf den Boden, als mir Tränen aufkamen und ich zu weinen begann.

„Mama, sag mir, warum?“

Ich schaute zu ihr auf und alles was ich in ihren Augen lesen konnte... war Hass. Nichts als Hass.

Mir wurde wieder schmerzlich klar, dass ich auf dieser Welt alleine war...

Meine einzige menschliche Freundin, die ich hatte, wurde mir entrissen.

...

Ja, ich war wieder alleine... und einsam...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Mad-Dental-Nurse
2009-03-09T20:02:20+00:00 09.03.2009 21:02
Also...so langsam kriege ich einen reisen Hass auf diese dumme Tusse, die sich Erics Mutter nennt. Da hat er endlich mal eine Freundin gefunden, die ihn versteht udn booommm... passiert sowas...
Und diesem Alkoholsaufenden Vater könnte ich auch am liebsten...
Naja, lassen wir das...
Sehr Schön geschrieben, Mach weiter so!


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