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Romeo und Julius

von

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Wenn man sich fallen lassen kann

Romeo und Julius
 

Kapitel 18 – Wenn man sich fallen lassen kann
 

„Reno, du hast heute mal wieder kaum geschlafen...“

Sina hatte es jedes Mal gemerkt, wenn er die ganze Nacht über wach war und immer machte sie sich dann die gleichen Sorgen um ihn. Es war nicht unbedingt eine Lappalie, wenn er nicht schlafen konnte. Irgendetwas hatte ihn dann bedrückt, sogar sehr bedrückt.
 

„Kann schon sein“, grummelte Reno als Erwiderung. Gerade wollte er einfach nicht reden. Nur die nächsten paar Stunden in der Schule überstehen und dann gleich wieder nach Hause, am besten dann auch gleich direkt ins Bett.
 

„Jetzt komm schon, Reno! Was ist los?“

Doch er antwortete nicht mehr und so wurde die Fahrt zur Schule regelrecht erdrückend. Erdrückend vor schweigen.
 

Auch auf dem Weg zwischen Parkplatz und Schulgebäude brachte Reno keinen Ton heraus. So würde es den ganzen Tag gehen, wenn nichts passierte.
 

„Hui, da ist ja Juan...!“ - Es dauerte nur einen Moment, bis der Blonde reagierte. - „Hey Juan!“

Renos Blick klebte gerade zu an dem anderen, als der sich – auf Grund von Sinas Rufen – herum drehte. Es war schon erstaunlich, dass davon Sina von Renos Reaktion so gar nichts mitbekam.
 

„Komm schon Reno!“

Er hatte nicht bemerkt, dass sie ihn aufgefordert hatte mitzukommen, und jetzt schleifte sie ihn einfach hinter sich her. Doch je näher sie Juan kamen, desto mehr stemmte er sich gegen sie.
 

„Himmel, Reno, was ist denn los?“, maulte Sina, als sie gar nicht mehr vorwärts kam.

„Ich... ich geh' schon mal rein.“

Es dauerte nur einen Moment, bis sie ihn losgelassen hatte und er endlich weg kam. So recht wusste Reno nicht, was los war, doch er wollte jetzt nicht unbedingt bei Juan sein.
 

„Was ist denn mit ihm los?“, wollte kurz darauf Juan von Sina wissen. Die zuckte jedoch nur unwissend mit den Schultern.

„Vielleicht hat er seine Tage...“
 

Etwas verlassen saß Reno im Biologie-Raum. Es war noch kaum jemand da, lag wohl auch daran, dass es noch über eine Viertelstunde bis zum Stundenbeginn hin war. Mit Bio konnte er sich nicht wirklich anfreunden, vor allem nicht seit er in der siebten Klasse, während sie Frösche seziert hatte, kotzen musste. So eine schmackhafte Angelegenheit war das damals aber auch nicht. Nur gerade für ihn etwas peinlich, da er der einzige Junge war, der sich übergab – sonst konnten sich so nur ein Großteil der Mädchen vom Unterricht befreien lassen.
 

Reno ließ den Kopf in den Nacken fallen und starrte an die Decke, das schnöde Weiß von diesen hatte er vom ersten Tag an nicht gemocht. Für ihn brauchte alles etwas Farbe und Weiß war einfach keine richtige.
 

„Hey, Reno...!“

Sein Blick wanderte zur Tür, wo ihn Uma zu sich winkte.
 

„Na, was ist?“, wollte er wissen, als er nun bei ihr war.

„Red' nicht so laut! Muss ja nicht jeder mithören“, zischte sie und er sah sich kurz um. Es war nicht unbedingt so, als ob sie von jemand beachtet werden würden.
 

„Okay... Aber was ist?“, meinte er jetzt etwas leiser. Es dauerte einen Moment bis sie antwortete.

„Was... was hältst du von meinen Brüsten?“

Kurz schweifte sein Blick über besagte Körperteile.

„Äh... du bist dir darüber im Klaren, dass ich schwul bin und mich dafür wirklich einen feuchten Scheißdreck interessiere?“, wollte er wissen. Sie dagegen verzog den Mund zu einer Schnute.

„Du kannst mir aber trotzdem deine Meinung dazu sagen!“
 

Reno zuckte nur leicht mit den Schultern. Eigentlich konnte er doch ohnehin nur eine falsche Antwort geben, wenn ihn schon ein Mädchen so etwas fragte.
 

„Frag doch irgendeine von diesen Heten... oder deine Freundin...“, grummelte er und wollte schon wieder zurück ins Klassenzimmer gehen, als ihn Uma festhielt.

„Genau wegen der frag ich doch!“, meinte sie und senkte den Blick, als er sich wieder zu ihr umwandte. Ganz verstand er noch nicht, aber zumindest konnte er es sich jetzt im Ansatz vorstellen. Er legte den Kopf schief und betrachtete sie noch einmal etwas genauer.
 

„Na ja... hm... Sie sind etwas klein... aber die von Zoe sind doch auch kaum größer“, meinte er schließlich. Entweder bekam er jetzt eine Tracht Prügel oder sie würde ihm zustimmen, zumindest meinte er das. Letzteres trat ein, auch wenn es anderes war, als er vermutet hatte.
 

„Dann hab' ich also recht...“, seufzte sie.
 

Leicht zuckte er mit den Schultern, nachdem sie sich bedankt und verabschiedet hatte. Er wusste nicht, wieso sich Mädchen dauernd über ihr Aussehen Gedanken machte, doch es interessierte ihn auch nicht wirklich. Eine Freundin würde er so oder so nie haben – wollen. Auch wenn er nicht wusste, was sein Vater mit ihm anstellen würde, wenn er wirklich irgendwann mit einem Jungen richtig zusammen kommen würde. Wahrscheinlich würde er auf alle Fälle achtkant rausgeworfen. Aber das würde er in Kauf nehmen.
 

Auch in der Mittagspause wollte er lieber seine Ruhe, als mit Sina und den anderen rumzuhängen. Lieber verzog er sich in den Raum, den sie zum Proben für die TheaterAG zugewiesen bekommen hatten. Hier würde ihn sicherlich niemand suchen.
 

Er saß auf dem Pult mit angezogenen Beinen und den Kopf leicht in den Nacken gelegt. Eigentlich könnte man meinen, dass er nachdachte, doch in Wirklichkeit döste er etwas vor sich hin. Aber irgendwann musste er doch auch das Schlafen nachholen, das er in der Nacht nicht bekommen hatte.
 

„Hey...“

Sein Kopf sank abrupt wieder in normale Position, nur das Augen offenhalten fiel ihm noch etwas schwer. Leise seufzte er schließlich, als er Juan erkannte.
 

„Hab' mich schon gewundert, weswegen die Tür nicht abgeschlossen ist...“, meinte dieser und schloss besagte hinter sich. Draußen auf dem Gang war noch ein riesen Radau, somit war wohl die Pause auch noch nicht um.
 

Leise seufzte Reno ein weiteres Mal.

„Stör' ich dich irgendwie?“, wollte Juan wissen und legte den Kopf leicht schief.

„Nö... ist schon okay...“

Reno wandte den Blick ab. Eigentlich wollte er doch wirklich seine Ruhe haben und dabei würde ihn Juan sicherlich stören. Doch er wollte ihm das nicht so eiskalt ins Gesicht sagen. Vielleicht würde er es ja selber merken.
 

Juan setzte sich auf einen der Tische in der ersten Reihe und streckte sich leicht. Es schien nicht so, als ob er zum Reden gekommen wäre. Vielleicht wollte er ja sogar auch etwas allein sein, dann würden sie sich zumindest nicht gegenseitig stören.
 

Nur riss sie das Klingeln der Schulglocke beide aus ihren Gedanken, es hatte nur keiner von ihnen im ersten Moment große Lust jetzt Unterricht zu haben.
 

„Was hast du jetzt?“, wollte Reno wissen.

Es dauerte einen Augenblick bis Juan antwortete.

„Bio...“

Er seufzte leise. Schien nicht so als ob ihm das Fach gefallen würde.

„Immer noch besser, als Physik...“, murmelte Reno und fuhr sich durch das blonde Haar.

„Wenn keiner von uns beiden Bock hat, können wir ja zusammen schwänzen“, schlug da auf einmal Juan vor. Es war wohl im ersten Moment nur als Witz gedacht, doch jetzt schien ihm seine Idee selbst zu gefallen.
 

„Eigentlich kann ich es mir kaum leisten zu schwänzen“, murmelte Reno, „aber was soll's, einmal wird schon gehen!“

Es war beschlossene Sache.
 

Es dauerte nicht lange, da saßen sie zusammen – Rücken an Rücken – auf dem Flachdach der Schule. In dem Klassenzimmer, in dem sie noch vor einigen Minuten zusammen saßen, hätten sie jederzeit von einem Lehrer erwischt werden können. Hier nach oben kam im Normalfall niemand. Sie könnten sich somit in Ruhe eine kleine Auszeit gönnen.
 

„Das gestern Abend war schön...“, meinte da auf einmal Reno. Juan wandte den Kopf leicht um und zog eine Augenbraue etwas hoch.

„Was meinst du?“, wollte er wissen. Es dauerte lang bis er eine Antwort erhielt.

„Ich meine, na ja, als du mich so im Arm hattest.“

„Ist doch nichts Weltbewegendes....“, kam die prompte Erwiderung, doch so etwas wollte Reno gar nicht hören. Für ihn war es etwas Wichtiges, nur viel zu selten wurde er einfach von jemand in den Arm genommen. Dabei würde er sich so gern einmal wieder bei jemand einfach fallen lassen.
 

„Ist irgendwas?“, fragte Juan, als sie sich eine ganze Weile über angeschwiegen hatten. Er wandte sich komplett um. Reno sank mit geschlossenen Augen zurück und hoffte wohl innerlich, dass er aufgefangen wurde. Leider sah ihn der andere nur etwas verwirrt an.
 

„Ist schon alles okay...“, murmelte der Blonde, als er die Lider wieder leicht hob. Das Juan ihm nicht ganz glaubte, deuteten wohl schon seine zusammengezogenen Augenbrauen an.
 

Reno setzte sich wieder auf und senkte den Blick zu Boden. Eigentlich hätte er jetzt wohl jede Reaktion von dem anderen erwartet, nur nicht diese.
 

„Mann, was schaust du denn so betrübt.“ - Auf einmal schlang Juan die Arme von hinten um ihn. - „Sei mal lieber wieder ein bisschen zickig oder so...“

„Na dann lass mich doch einfach zu frieden!“, grummelte Reno und drückte den anderen weg, bevor er aufstand und an den Rand des Daches ging. Die Aussicht war nicht unbedingt atemberaubend und wohl erst recht nicht schön, aber um einmal etwas auszuspannen reichte sie aus.
 

„Weißt du, dass sich von hier oben schon mal einer runtergestürzt hatte?“

Das war ja nicht unbedingt eine Information, die so wichtig war, dass man sie kennen musste. Auch Juan war darüber nicht im Bilde und schüttelte schließlich langsam den Kopf, als ich Reno wieder zu ihm umdrehte.
 

„Der Kerl hatte so einen Vollschaden... Dachte doch wirklich, dass er fliegen könnte...“

Erneut wandte sich Reno ab und lehnte sich etwas über das niedrige Mäucherchen, dass wohl davor schützen sollte, dass man unabsichtlich hinunter fiel. Doch eigentlich war es nicht einmal so hoch, dass es einen Grundschüler daran hindern könnte, darüber zu klettern.
 

„Vögel haben es doch richtig gut... Wenn sie hoch genug sind, können sie sich regelrecht fallen und vom Wind tragen lassen...“

Juan wollte gar nicht wissen, wie gerne Reno jetzt springen und sich einfach fallen lassen wollte. Aber sollte er ihn – im Fall der Fälle – aufhalten? War es denn seine Entscheidung, ob der andere springen durfte oder nicht?
 

Kurz senkte er den Kopf, riss ihn dann aber abrupt wieder hoch.

„Spinnst du?“

Es waren nur wenige Schritte bis zu Reno, der jetzt auf dem niedrigen Mäuerchen stand und die Arme ausgebreitet hatte.
 

„Du dachtest doch wirklich ich würde springen, hm?“

Juan hielt Reno, der ihn verstohlen angrinste, am Shirt fest, ließ aber nur einen Moment später wieder los, als der wieder mit ihm auf gleicher Höhe war.
 

„Pff, also so wahnsinnig bin ich nun auch wieder nicht...“

Immer noch raste das Herz des Schwarzhaarigen, auch nach dieser Aussage. Sein Mund war trocken und trotzdem hatte er diesen nervigen Schluckreflex. Jedes Glied schien zu zittern.
 

„Ich geh' wieder nach unten. Gleich fängt die nächste Stunde an... Du solltest dich auch lieber beeilen...“

Reno war zurück zu der Tür gegangen, die ins Treppenhaus führte und redete, als ob gerade gar nichts gewesen wäre. Aber aus Juans Knochen wich nur ganz langsam der Schrecken.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2010-09-19T09:56:46+00:00 19.09.2010 11:56
nawww >////<
man mach mir keine Angst xD
den blonden darf man nich umbringen ! XD
*lach*
schönes Kapitel >///<
Von:  Xai
2010-09-17T12:21:34+00:00 17.09.2010 14:21
böse, böse. so einem schrecken jagdt man keinem ein! das gehört sich nicht.


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