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Sed de Sangre

Blutdurst
von

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Die Reise nach Europa an sich war weder sonderlich ereignisreich gewesen, noch hatte sie Unmenge an Zeit beansprucht – zumindest gab es keine Zwischenfälle, welche die Reise unnötig in die Länge gezogen hätten. Allerdings war Europa allein noch lange nicht der Ort, zu dem der Piratencaptain wirklich gewollt hatte. Denn eben jener Ort befand sich so gesehen am anderen Ende des Kontinents.

Der Pirat wollte nach Rumänien.

Es gab nicht viele Geschichten, die von diesem Land bis in die weit entfernte Karibik drangen, aber es gab die eine oder andere, die es geschafft hatte den Ozean zu überqueren. Und eine der wenigen Geschichten lockte mit so viel Reichtum, dass man nicht lange überlegen musste, ob man sich auf die Suche nach besagtem Schatz machte, oder nicht.

Einziges Kriterium war gewesen, dass die Azteken mit diesem Gold – oder was auch immer es sein würde – nichts damit zu tun hatten. Und da sich seine Vermutung nicht bestätigt hatte, wurde alles bereit gemacht, um eine Überseereise anzutreten…
 

Vorbei an der Straße von Gibraltar, über das Mittelmeer, zwischen den vielen griechischen Inseln hindurch bis zum Bosporus. Eine interessante Reise, denn Europa hatte sowohl kulinarisch als auch kulturell anregende Dinge zu bieten. Vor allem für jene, die noch nie in Europa gewesen waren.

Das Klima war ebenfalls anders als in der Karibik, doch darum scherte Jack sich wenig. Ebenfalls anders als in der Karibik war das anlegen an fremden Häfen, in denen sie nicht sofort als Piraten enttarnt wurden, sowie Sparrow selbst nicht von jeder Dirne eine Ohrfeige bekam. Das war in der Tat etwas, an das er sich wohl sehr leicht gewöhnen könnte.
 

Doch damit war ihre Reise nicht getan, denn nach der Enge zwischen Europa und Asien mussten sie noch etwas an der Küste des schwarzen Meeres entlang segeln, bis sie endlich ihr Ziel erreichen würden. Eigentlich war es mehr Jacks Ziel, aber durch die ständige Erwähnung des Schatzes war es auch seiner Crew ins Blut übergegangen, diesen Schatz zu finden.
 

Während Jack die letzten Reste des eingelegten Schafkäses zusammenputzte, hörte er schon das aufgeregte Schnarren seiner Männer – und seiner einen Frau. Politische Korrektheit hatte in gewissem Maße ihren Weg auf sein Schiff gefunden und er tat einiges, um sich den bösen Blicken der jungen Frau zu entwinden. Nicht, dass sie ihm wirklich etwas tun konnte oder gar würde. Allerdings bekam für ihn der Satz ‚Wenn Blicke töten könnten’ eine völlig neue Bedeutung.

Sie legten in Constanta an, eine doch recht belebte Stadt mit einem ebenfalls belebten Hafen. Durchaus größer und belebter als Port Royal und für einen kurzen Moment dachte der Pirat an die Menschen in jener Stadt zurück, die er durchaus als Freunde bezeichnen konnte.

Wenn ein Pirat überhaupt jemanden als Freund nennen könnte.
 

Der Rest des Tages verging wie im Flug und Jack verbrachte durchaus viele Minuten damit, einen geeigneten Botenjungen zu finden, der ihm zu dem bringen könnte, weswegen er diese Reise überhaupt angetreten war.

Er war zwar ein Pirat und Seemann durch und durch, liebte es, das Schaukeln seines Schiffes unter seinen Füßen zu spüren, dennoch wollte er eine solch lange Reise nicht umsonst gemacht haben. Selbstverständlich gab es auch in der Karibik einiges zu holen, von all den Handelsschiffen ganz zu schweigen, aber dieser Schatz hier schien mehr zu beinhalten und Jack – der von Natur aus mit einer großen Portion Neugier ausgestattet war – wollte dem auf dem Grund gehen.
 

Die Sache mit der Unsterblichkeit des Aztekengoldes hatte seinen Nachteil gehabt. Einen Nachteil, den ihm Barbossa mit seiner verlogenen Meute vorgelebt hatte und als Jack hinter das Geheimnis dieses speziellen Schatzes gekommen war, hatte er es im Nachhinein nicht mehr ganz so schlimm gefunden, ausgesetzt worden zu sein. Was das Meutern und stehlen seines Schiffes nicht unbedingt besser gemacht hatte.
 

Jetzt hatte er die Chance auf etwas Neues. Auf etwas, nach dem er sich besser erkundigen würde, bevor er sich einfach hinleiten ließ.

Zumindest hoffte er das.

Die Suche nach einem Boten war erfolgreich und der Junge versprach, sofort das Schreiben des Mannes mit dem interessanten Bart aufzugeben und seinem Adressat zu bringen. Der Anschrift zufolge ein wohlgeborener Mann, der sich im Moment nicht allzu entfernt von Constanta aufhalten sollte.
 

Jack war mehr als erfreut gewesen zu erfahren, dass besagter Mann im Augenblick weniger in seiner Burg oder seinem Schloss residierte, sondern sich hier aufhielt, denn eine Reise in das Herz Rumäniens und noch dazu der Karpaten hätte Jack nur schwer hinter sich bringen können.

Auch wenn er niemanden seiner Männer derart misstraute, wollte er dennoch bei seiner geliebten Lady bleiben, die er jahrelang vermisst hatte.
 

~*~*~
 

„Die Freude liegt ganz auf meiner Seite…“, bestätigte der dunkelhaarige Mann, dessen Akzent stark hervorstach, als er Jacks Hand schüttelte. Er trug einen Schnauzbart und seine Haare waren ebenfalls länger, allerdings anders als Jacks ungezähmte Mähne wirkten seine Haare gekämmt und ordentlich geschnitten.

Nur wenige Tage nachdem er den Botenjungen auf den Weg geschickt hatte, erreichte den Piraten die Nachricht, dass sich der gewünschte Verhandlungspartner nun in Constanta befand, sich allerdings erst nach Sonnenuntergang mit ihm treffen wollte.

Er wirkte bleich und Jack dachte einen Moment daran, dass es vielleicht doch besser gewesen wäre, wenn sie sich bei Sonnenlicht getroffen hätten.

Begleitet wurde der Mann von einigen Schönheiten, die Jack immer wieder mit ihren dunklen Augen ansahen, was bei dem Piraten das Gefühl verursachte, nichts anderes zu sein, wie vorgeführtes Vieh.

Seine Vorfreude auf das, was ihn aber erwartete, trübte dies kein bisschen.
 

So saßen sie nun sechst an einem hölzernen Tisch in einer dunklen Ecke einer unbekannten Taverne am Rande von Constanta. Der andere Mann, er hatte sich ihnen als Vlad vorgestellt, saß mit seinen drei weiblichen Begleitungen an einer Seite des Tisches und blickte nun wartend zu Jack und Mr. Gibbs, während die beiden Piraten an einem heimischen und durchaus alkoholischem Getränk nippten.

Jack fand es immer noch schade, dass sie hier keinen Rum ausschenkten, aber immerhin hieß es nicht umsonst ‚andere Länder, andere Sitten’.

Alina, Sorina und Tatiana sagten die gesamte Zeit über kein Wort, sondern beobachteten lediglich den jungen Piratencaptain weiterhin aus nun schwarz wirkenden Augen. Sie tranken und aßen nichts, genauso wie auch Vlad. Statt dessen ging eine Anziehung von ihnen aus, die Jack nur selten zuvor wahrgenommen hatte und innerlich hoffte, zumindest eine der Damen ein wenig näher kennen zu lernen.
 

Sie kamen schlussendlich zu der Übereinkunft, dass Vlad ihnen helfen würde, den Schatz zu bergen und auf das Schiff zu laden. Doch je mehr der Rumäne darüber sprach, um was es sich handelte und wie sie denn das Gold zusammenhäufen würden, umso mehr machte sich bei Gibbs Skepsis breit. Leider schien dies bei seinem Captain nicht so zu sein, denn dieser starrte unentwegt auf die weiblichen Schönheiten, die ihnen gegenüber saßen.

Gibbs wusste um den Effekt, den Jack auf Frauen und auch auf so manchen Mann hatte, sowie er auch nur allzu gut wusste, dass sich Jack die Chance auf nächtlich Gesellschaft nur selten entgehen ließ, wenn er sie bekam, aber dieses Verhalten war mehr als ungewöhnlich, selbst wenn man die Dauer ihrer Reise bedachte…
 

Jack seinerseits nickte immer wieder etwas halbherzig, doch hörte er seinem ‚Geschäftspartner’ nicht einmal mehr mit einem halben Ohr zu. Statt dessen wartete er ungeduldig auf den Moment, an dem dieses Gespräch endlich sein Ende finden würde und er womöglich in die Position kam, mehr von den drei Damen zu erfahren, als lediglich ihre Vornamen.

Irgendwann jedoch nickten alle zustimmend und mit etwas wackligen Beinen stand der junge Pirat auf. Zusammen mit Gibbs machte er sich auf dem Weg zum Ausgang, fühlte sich aber mit einem Mal zurückgerufen.

Fragend warf er einen Blick zurück zum Tisch und kam sich so vor, als würde er ausgerechnet dann noch mehr Rum trinken, wenn er auf dem Weg der Ernüchterung war.

„Cap’n?“ Gibbs fragende Stimme drang wie durch Watte zu ihm durch und er weigerte sich, darauf zu reagieren. Statt dessen murmelte er einige Worte zu dem älteren Mann und wies ihn darauf hin, dass er den anderen von Vlad erzählen sollte. Er selbst würde später zurück zur Pearl kommen.

Ohne auf eine Antwort seines inzwischen langjährigen Bekannten zu warten, machte Jack vollends kehrt und ging zu dem Tisch zurück.
 

Ob Gibbs wirklich so schnell gegangen war, konnte er nicht sagen. Genauso wenig, wo Vlad abgeblieben war, als Jack zurück zu den drei Frauen gegangen war, die seinen Namen scheinbar immer und immer wieder wiederholten ohne dabei wirklich zu sprechen.

Jack wusste auch nicht, wie sie zu viert so schnell und leise in das Zimmer über der Taverne gekommen waren. noch, was das Gefühl in ihm verursachte, wie auf Wolken zu schweben.
 

Alles, was ihm am nächsten Morgen blieb, war das Gefühl der Ausgelaugtheit – und ein seltsam metallischer Geschmack im Mund, den er sich nicht erklären konnte.

Es war ein prüfender Blick, den Commodore James Norrington über den Hafen von Port Royal gleiten ließ. Auch wenn es nichts gab, das ungewöhnlich oder verdächtig erschien, wollte er für sich sicher sein, dass alles so war, wie es gehörte.

Seitdem dieser Jack Sparrow in der Karibik nicht länger sein Unwesen trieb – und nur Gott alleine vermochte zu wissen, wie lange diese Ruhe und diese Abwesenheit noch andauern würde – war nichts Aufregendes mehr passiert.

Zumindest nichts, was in den Rahmen bezüglich dessen passen würde, was das letzte Mal passiert war, als der Pirat seine Stiefel auf britischen Grund gesetzt hatte.
 

Er war seit einigen Monaten verschwunden. Nicht, dass Norrington eine bestimmte Zahl einfach so aus dem Stegreif sagen konnte, aber es war ihm aufgefallen, dass es seit einem gewissen Zeitraum keine Meldungen mehr bezüglich dieser schwarzen Bestie von Schiff bei ihm im Büro gelandet waren – was auch gleich Tonnen weniger Schreibarbeit bedeutete.

Natürlich jagte er immer noch Piraten nach. Doch diese waren bei Weitem leichter zu fangen, hinter Gitter zu bringen und an den Schafott zu führen. Es waren immer wieder Männer dabei, die versuchten, zu entkommen oder sich rauszureden. Doch keiner von ihnen kam auch nur annähernd an das heran, was Sparrow das letzte Mal abgezogen hatte.
 

Natürlich war seine spektakuläre Flucht nur gelungen, weil ein gewisser Schmied dachte, Partei für einen vermeintlichen Freund zu ergreifen und sich auch die damalige Ms. Swann verpflichtet fühlte, dem jungen Master Turner beizustehen und Sparrow vor der Wiederverhaftung zu bewahren.

Im Nachhinein betrachtet eine eher lachhafte Szene, für Norrington war es damals allerdings sehr nahe an so etwas wie seiner persönliche Hölle gewesen. Er hatte binnen eines Wimpernschlags seine Verlobte verloren, seinen Gefangenen und wohl auch so etwas, wie der Respekt der Umstehenden, auch wenn diese es niemals so formulieren würden.
 

Es wäre eine Lüge gewesen, hätte er gesagt, er war so blind und hätte nicht bemerkt, was zwischen dem Schmied Turner und der Tochter des Gouverneurs lief. Oder zumindest hätte er es verleugnen müssen, ein bisschen menschliches Taktgefühl zu besitzen. Vielleicht war es auch gut, dass Elizabeth seinen Antrag im letzten Moment nicht angenommen hatte, denn in dieser Ehe wären sie beide nur unglücklich geworden.

Elizabeth, weil sie ihn nicht liebte und sich Turner vielleicht als heimlichen Geliebten zugelegt hätte und Norrington wäre seines Lebens nicht froh gewesen, weil er wusste, dass er die junge Frau in einen goldenen Käfig gesperrt hätte.
 

Dennoch hatte er gehofft, beim erneuten Nachfragen bezüglich Elizabeths Antwort auf seinen Antrag, ein wenig mehr Ehrlichkeit zu bekommen. Es wäre wohl für alle Beteiligten weniger schlimm gewesen, wenn die damalige Miss Swann schon zu diesem Zeitpunkt ihre Worte zurückgenommen hätte, anstatt in aller Öffentlichkeit dem Weg ihres Herzens zu folgen…
 

Salzige Meeresluft wehte ihm entgegen. Das Bürofenster hatte er geöffnet, sodass er sich mit den Händen an der Brüstung abstützen und einen ungehinderten Blick auf das offene Meer haben konnte.

Selbst wenn sich nichts veränderte, wenn das Meer jeden Tag aufs Neue gleich aussah, war es niemals langweilig für ihn. Aus einem unbestimmten Grund konnte er sogar recht gut nachdenken, wenn er auf die beinahe endlosen Wellen starrte.
 

Eigentlich hatte er den einsamen Pfad freiwillig gewählt. Immerhin gab es in Port Royal mehr als nur eine junge Frau, die sich nur zu gerne an seiner Seite sehen würde. Und nicht nur die jungen Frauen, sondern auch deren Mütter, die es bestimmt gut heißen würden, vor ihren Freundinnen ihren neuen Schwiegersohn vorzustellen – den Commodore persönlich.

Frisch herausgeputzt in marineblauer Uniform und gepuderter Perücke, Abzeichen und Medaille am rechten Platz. Es wäre wohl ein einfaches Leben – zumindest in privater Hinsicht. Er würde hier zu einer Teeparty gehen und dort bei einem Ball oder ähnlichem eingeladen sein, mit seiner Frau tanzen und sie beide wären das Vorzeigepaar schlechthin.
 

Nur zu gerne hätte er Elizabeth in dieser Position gewusst, immerhin war sie nicht nur zu einer wunderschönen Frau herangewachsen, sondern besaß auch eine große Portion Humor, sowie eine andere menschliche Seite, die man einer Frau ihres Standes womöglich nicht zutrauen würde.

Sie war keiner jener Damen, die sich nur für’s Sticken oder Oberflächlichkeiten interessierten, sondern auch für das, was hinter der Fassade eines Menschen steckte.

Doch vermutlich hatte sie sich aus diesem Grund für den jungen Schmied entschieden. Aus diesem Grund sah sie in Jack Sparrow ebenfalls einen guten Mann, der es nicht verdient hatte, einfach so am Ende eines Stricks zu sterben.
 

Und was war mit James selbst?

Der junge Brite hatte die Augenbrauen brütend zusammengezogen, während er die Arme hinter seinem Rücken verschränkt hielt. Eine Pose, die er nur allzu oft unbeabsichtigt einnahm.

Hielt er Jack Sparrow für einen guten Mann?

Zumindest hielt er ihn – und dabei blieb er seiner Meinung treu – für den schlechtesten Piraten, der sich in diesen Gewässern herumtrieb. Vermutlich war er der schlechteste Pirat der sieben Weltmeere, doch auf der anderen Seite musste er Mann zugestehen, anders als seine ‚Berufsvetter’ ein gewisses Gespür für Fairness zu haben. Wenn man bei einem Piraten denn von solcher sprechen kann.

Im Gegensatz zu jedem Piraten, den er bisher gehängt hatte, stand auf Sparrows Liste von Verbrechen weder Vergewaltigung noch Mord.
 

Mindestens eines der beiden Dinge war auf jedem sonstigen Piratensteckbrief vermerkt, doch bei Sparrow fehlten sie. Das bedeutete allerdings nicht, dass es seine sonstigen Taten in irgendeiner Weise rechtfertigte, noch erklärte und Norrington war sich sicher, dass es einen triftigen Grund gegeben haben musste, weswegen Sparrow als Pirat gebrandmarkt wurde.

Doch sich nun darüber den Kopf zu zerbrechen war vergebliche Mühe. Außerdem interessierte es ihn nicht sonderlich und sollte er sich wirklich einmal den Kopf darüber zerbrechen, so würde er bestimmt irgendwo irgendeine Akte finden, in der stand, weswegen dieser Mann nun sein leben als Seeräuber fristete.
 

Im Moment war dies allerdings eine andere See und nicht die Karibische, weswegen er nicht in Norringtons Zuständigkeit fiel. Sollte dieser Mann doch tun und lassen, was er wollte, wo immer er sich gerade auch aufhielt. Außerdem brauchte er auch nicht zurückkommen, obwohl Norrington daran dachte, dass dies Wunschdenken wäre, sollte Sparrow nicht gestorben sein.

Das brachte seine Gedanken zurück an jenen Tag, an dem er eigentlich hätte sterben sollen. Was wiederum von einem Schmied und seiner jetzigen Ex-Verlobten vereitelt wurde. So betrachtet hätte dies eigentlich gar keine sonderlich verheerenden Auswirkungen haben können, immerhin waren genug Soldaten anwesend, um Sparrow erneut gefangen zu nehmen und kurzerhand zurück zum Schafott zu führen.

Selbst wenn er, so wie damals am Fort, alle mit seiner Rede ablenkte, nur um dann schlussendlich ins Meer zu fallen, hätten sie ihn wieder zurückbringen können.

Wieso sie es nicht getan hatten?

Weil Norrington selbst seine gütigen fünf Minuten hatte, überwältigt von den Ereignissen, die sich binnen weniger Minuten vor seinen Augen abgespielt hatten.
 

Verlorener Gefangener, verlorene verlobte…da konnte man dem verlorenen und entlaufenen Gefangenen doch einen Tag Vorsprung einräumen, oder etwa nicht?

Leider war aus einem Tag eine Woche geworden, aus der Woche war ein Monat geworden und da die Interceptor auf dem Grund der See ruhte und sich nicht mehr aktiv in seinem Besitz befand, hatten sie kein Schiff, dass es mit der Black Pearl aufnehmen konnte, was die Geschwindigkeit anbelangte.

Nicht, dass er das nicht schon vorher gewusst hatte. Immerhin war dieses schwarze Schiff zuvor im Besitz eines anderen, wesentlich brutaleren Captain gewesen.
 

Jetzt allerdings in Richtung Horizont zu starren und sich über die Vergangenheit den Kopf zu zerbrechen, war aus beruflicher Hinsicht gesehen nicht gerade konstruktiv, weswegen der junge Offizier den Blick schwer abwandte und zurück zu seinem Schreibtisch ging.

Es war ein großer Schreibtisch, die Platte war am Rand mit einigen schnörkeligen Linien verziert worden und glänzte im einfallenden Licht der Nachmittagssonne. Sein Büro war so ausgelegt, dass die Sonne zu beinahe jeder Stunde reinscheinen konnte.

Auf der einen Seite war es recht praktisch, da er so nur selten eine andere Beleuchtung brauchte. Auf der anderen Seite konnte dies dazu führen, dass es in seinem Büro selbst für karibische Verhältnisse sehr warm wurde. Auch das Zuziehen der Vorhänge half dann nur wenig und es gab mehr Momente, als er zählen konnte, in denen er sich die Perücke am liebsten abgenommen und seine Krawatte etwas gelockert hätte.
 

Wer auch immer diese Uniform entworfen hatte, hatte dabei nicht bedacht, dass so viel Brokat in der Karibik mehr als unangenehm zu tragen war.
 

~*~*~
 

Weitere Wochen zogen ins Land und noch immer gab es weder eine Spur von dem schwarzen Piratenschiff, noch von ihrem Captain. Die See rund um Port Royal war ruhig, so wie auch der Rest der karibischen See. Immer wieder gab es einige kleine Meldungen über Überfälle und jedes Mal ging es Norrington gegen den Strich, die Dauntless deswegen auslaufen zu lassen.

Sie war ein großes Schiff und für jeden Krieg mehr als gut geeignet. Er wusste auch, dass die Piraten, die sich in diesen Gewässern herumtrieben, mehr als nur Respekt vor dem Schiff hatten, dass der Royal Navy unterstand.

Auf der anderen Seite: wenn sie die Interceptor noch hätten, wäre es wesentlich praktischer mit ihr auf Piratenjagd zu gehen. Immerhin war dieses Schiff kleiner, wendiger und vor allen Dingen schneller gewesen.
 

Das Schreiben, das der Commodore nach England geschickt hatte, war in der Zwischenzeit schon angekommen und war auch schon die Rede davon, dass sie ein Schiff geschickt bekommen würden, dass der Interceptor vom Bau her sehr ähnlich war.

Nicht, dass sie genauso gut sein würde, aber es war besser als nichts. Das Sparrow sich damals dieses Schiff unter den Nagel gerissen hatte, war für Norrington schon ein schwerer Schlag gewesen, aber als es dann auch noch in die Luft gejagt wurde und nun am Grund des Meeres ruhte, ging ihm noch mehr gegen den Strich.
 

Er selbst hatte damals von seinen Männern verlangt gehabt, die Interceptor mit den Kanonen der Dauntless abzuschießen und sie zu versenken. Das war ein Gedanke gewesen, mit dem er sich hätte anfreunden können.

Eventuell.

Aber das Schiff war von Piraten benutzt und versenkt worden.
 

Um sich auf andere Gedanken zu bringen langte Norrington nach einem weiteren Stück Papier, tunkte den Federkiel erneut in das kleine Tintenfass und begann damit, einen weiteren Bericht zu schreiben.

Er verbrachte viel Zeit in seinem Büro und viel zu wenig Zeit auf dem Meer, leider. Aber dessen war er sich bewusst und je höher er im Rang aufsteigen würde, desto weniger Zeit hätte er wohl, auch nur einen Blick auf die See zu werfen.

Ein Gedanke, der ihm wenig bis gar nicht gefiel.

Er war schon recht früh zum Commodore befördert worden. Ein Posten, auf den nicht nur er sehr stolz war und dennoch gab es einiges, worum er andere beneidete…
 

Nein, Berichte schreiben brachte ihn nicht wirklich auf andere Gedanken. Vielleicht sollte er dem Rat einiger seiner Bekannte – er konnte sie nicht wirklich als Freunde bezeichnen, oder? – folgen und früher Feierabend machen. Anstatt Berichte zu schreiben und zu viel über Vergangenes zu brüten einfach einen Spaziergang machen.

Jamaika bot mehr als nur diese Hafenstadt. Und je mehr er an diese Idee dachte, desto einladender schien sie ihm.
 

So kam es, dass er diesen Abend nicht hinter dicken Mauern verbrachte und seit Tagen – vielleicht waren es auch schon Wochen – die rote Sonne sehen konnte und wie sie sich ständig dem Horizont näherte.

Anders als sonst hatte er Perücke und Uniform in seinem Haus gelassen. Die Bezeichnung ‚zu Hause’ verdiente das Gebäude nicht wirklich. Immerhin beinhaltete dies, dass man sich geborgen, sicher und wohl fühlte. Er fühlte sich dort zwar sicher, aber wirklich heimelig war es nicht.

Er wohnte dort, lebte dort aber nicht. Viel zu viel Zeit verbrachte er in seinem Büro, bei gesellschaftlichen Einsätzen oder aber auf der Dauntless. Was schon selten genug vorkam.
 

Gedankenverloren blieb er unweit des Hafens am Strand stehen, beobachtete die Gischt und das Wogen der Wellen, bevor ihm etwas aus den Augenwinkeln auffiel.

Es war nur ein kleiner, dunkler Fleck am Horizont, doch Norrington war sich sicher, dass dieser dunkle Fleck ein Schiff war. Was sonst sollte mit einem Mal dort aufgetaucht sein?
 

Ein deprimiertes Seufzen entkam seinen Lippen und doch rauschte mit einem Mal Adrenalin durch seine Adern. Auch wenn die Lichtverhältnisse ihm womöglich einen Streit spielten, es bestand die Chance, dass dieses Schiff so dunkel bleiben würde.

Mit schnellen Schritten machte sich Norrington auf den Weg zum Fort. Dass er keine Uniform trug sollte im Moment egal sein, die könnte er sich zur Not noch holen. Zuerst musste er seinen Männern seine Befehle zukommen lassen. Auch wenn er sich bewusst war, dass sowohl Captain Gillette als auch Leutnant Groves gute Arbeit leisteten und er ihnen diesbezüglich freie Hand lassen konnte – wenn man wollte, dass etwas gut erledigt wird, sollte man es selbst machen.

Es war keinesfalls ein Schiff gewesen, dass ihnen feindlich gesinnt war. Ganz im Gegenteil!

Es war jenes Schiff gewesen, das Norrington für den Verlust der Interceptor angefordert hatte, allerdings hatte er nicht so bald damit gerechnet.

So kam es, dass er sich für seinen beinahe panischen Ausbruch grämte, ihn sich allerdings nicht anmerken ließ. Der Kapitän, der die Acasta von Britannien in die Karibik gesteuert hatte, gab an, selbst überrascht gewesen zu sein. Der Wind unterwegs war so gut gewesen, dass sie schneller in Karibik angekommen, als sie anfangs angenommen hatten.
 

Mit einem verbissenem Grinsen, das mehr einer Grimasse glich, erinnerte sich Norrington an den Moment zurück, als es mehr als deutlich war, dass es die Acasta war, die Port Royal ansteuerte, und keinesfalls ein dunkles Piratenschiff.

Die Jagd nach Sparrow hatte offenbar mehr auf ihn abgefärbt, als er es sich eingestehen wollte. Auch, dass von dem Piraten schon so lange nichts mehr gehört worden war, spannte seine Nerven an. Selbst wenn es sich der Mann überlegt hatte und im Moment in anderen Gewässern Beute machte, er konnte sich nicht vorstellen, dass Sparrow einen allzu langen Zeitraum der Karibik fern bleiben würde. Dafür war er in diesen Gewässern zu bekannt, wenn auch nicht unbedingt gefürchtet.
 

Vielleicht täte ihm wirklich gut daran, ein wenig Abstand zu gewinnen, öfter früher Feierabend zu machen, einfach mehr Freizeit zu genießen, ohne dabei ständig an seine Pflichten als Commodore zu denken.

Aber konnte er das?

Er hatte seit Jahren nichts anderes gemacht, als seine Verpflichtung erfüllt. Den Menschen, die ihm als Schutzbefohlene anvertraut worden waren, sowie, diese Stadt vor piratischen Angriffen zu schützen.

Jetzt allerdings gab es eine Art Lücke und selbst wenn ihn andere, kleinere Dinge auf Trab hielten, es war aber bei weitem nicht der selbe Reiz, der ihm die Jagd nach Sparrow versüßt hatte.

Auch wenn er es sich nur ungern eingestand – es war durchaus eine Herausforderung gewesen.
 

Jetzt stand er an Deck der wendigen Acasta, den Blick zum Horizont gerichtet und wartend auf das Unvermeidbare. Nun war nicht der passende Zeitpunkt, sich über seine eventuelle Zukunft Gedanken zu machen, denn sein Verstand wurde im Hier und Jetzt gebraucht.

Dunkle Wolken hatten sich vor ihnen aufgetürmt. Wolken, die weitaus mehr bringen würden, als nur einen leichten Regenschauer, gemixt mit ein wenig Wind.

Norrington wusste um die Jahreszeit und auch, das Stürme im Moment nicht gerade selten war. Doch es hieß nicht umsonst, dass das Böse nicht schlief und so sah er es als seine Pflicht an, nicht untätig in Port Royal zu sitzen.
 

Das ein Sturm aufziehen könnte, damit hatte er gerechnet. Oder zumindest war es in die Kategorie jener Dinge gefallen, an die er gedacht hatte, als die Acasta ausgelaufen war. Und es war nichts, vor dem er sich fürchtete. Vielleicht würde es ein wenig ungemütlich und nass werden, aber es war nichts, mit dem er nicht fertig wurde. Zumal er einen Sturm besser voraussagen konnte als das, was des öfteren beim Hinterherjagen von Jack Sparrow geschehen war.
 

Um sich selbst auf andere Gedanken zu bringen, drehte er sich um und besah sich das Treiben auf dem Schiffsdeck. Während seine Soldaten versuchten, den Matrosen nicht zu sehr im Weg zu stehen, machten sich diese daran, alles zu sichern und zu vertäuen. Herumrutschende Kanonen und Fässer konnten ein schnellerer Tod sein, als das Meer und der Wind selbst. Aber auch die Soldaten waren das Leben auf hoher See gewohnt und wussten, was sie zu tun und wie sie sich zu Verhalten hatten.
 

Der Sturm selbst traf das wendige Schiff allerdings härter und vor allen Dingen schneller, als es sich die gesamte Crew gedacht hatte.

Norrington konnte nicht sagen, was lauter war: das wirre Geschrei seiner Männer oder das Heulen des Windes. Es waren schon vor geraumer Zeit die Segel zusammengezurrt worden, damit der Wind keine Angriffsfläche hatte und die Masten nicht brechen konnte, auch wenn Norrington sicher war, dass das Schiff den Sturm ohne große Schäden überstehen würde, so sicher war er sich auch, dass es einiges zum Reparieren geben würde.

Wenn es schlimmer käme, würden sie auch den Tod des einen oder anderen Besatzungsmitglieds betrauern müssen.
 

In Momenten wie diesen sah er sich oft einer Gewalt entgegen, der man trotzen aber niemals ebenbürtig entgegentreten konnte. Man konnte tun, was in seiner Macht stand, um am Leben zu bleiben, aber man konnte nie damit rechnen, Güte zu erfahren.

Wasser umspülte seine Beine. Die Strümpfe und die helle Hose waren schon lange durchtränkt und es fühlte sich teilweise so an, als ob er auf Schwämmen gehen würde. Seinen blauen Mantel hatte er nicht ausgezogen und auch dieser war nun schwerer durch all das Wasser, das er aufgesogen hatte.

Der Hut bewahrte ihn davor, zu viel Regenwasser in die Augen zu bekommen, aber nicht, sich durch und durch durchnässt zu fühlen.
 

Eine weitere Welle schlug gegen den Rumpf des Schiffes und riss den Commodore – trotz seiner Seemannsbeine – fast von den Beinen. Aus einem Reflex heraus hielt er sich an einem Teil der Reling fest, der sich gerade in seiner Nähe befand. Sein Captain war damit beschäftigt, mit beiden Füßen hinter dem Steuerrad stehen zu bleiben und die Acasta dabei so sicher er konnte durch den Sturm zu bringen.

Die rutschigen Planken erleichterten ihm diesen Job nicht gerade, aber er hatte etwas, an dem er sich beständig festhalten konnte. Norrington seinerseits versuchte, seinen Männern weitere Befehle zuzurufen, was bei all dem Getöse dazu führte, dass er sich bald heiser fühlte. Er hustete immer wieder, um Wasser, das er aus versehen beim Einatmen in die Lunge bekommen hatte, wieder herauszubekommen.
 

Als er sich das letzte Mal das Wasser aus den Augen wischen wollte – auch wenn er das Wasser von oben nicht in die Augen bekam, sein Hut schützte ihn nicht vor Wasser aus dem Meer – spülte eine weitere Welle über das Deck hinweg. Durch den rutschigen Untergrund und die Wucht des Wassers wurde dem jungen Mann im wahrsten Sinne des Wortes der Boden unter den Füßen weggezogen, auch wenn er nicht so hart aufschlug wie er es sich gedacht hatte.
 

Kaltes Nass umspülte nun nicht nur seine Beine, sondern auch seine Arme. Der Hut wurde vom Sturm von seinem Kopf gefegt und sein Mantel wurde durch das aufgesogene Wasser noch schwerer.

Keuchend versuchte der Offizier wieder auf die Beine zu kommen.

Was er nicht bedachte war die kleine Lücke in der Reling, mit der man normalerweise per Strickleiter das Schiff betreten konnte. Denn genau diese Lücke befand sich nun hinter seinem Rücken und durch eine weitere Welle verlor der Brite das Gleichgewicht. Er versuchte noch, sich festzuhalten, doch die Reling war ähnlich glitschig wie der Rest des Holzes und er selbst.
 

Klamme Kälte empfing ihn, als er vollends unter Wasser tauchte und den Wind selbst durch die Wassermassen hören konnte. Prustend tauchte er wieder an die Oberfläche, aber es dauerte keinen ganzen Atemzug, bis eine weitere Welle über ihm zusammenbrach und ihn untertauchte.

Auch wenn er nie lange unter Wasser war, wurde es immer anstrengender, aufzutauchen. Der vollgesogene Brokatmantel musste nun doppelt so viel wiegen, wie der junge Mann selbst und zog ihn immer wieder unter die Wasseroberfläche.
 

Sich des Mantels zu entledigen, war bei weitem schwerer, als er es sich gedacht hatte. Strampelnd kämpfte er sich wieder an die Oberfläche, was bei all der Dunkelheit um ihn herum nicht einfach war.

Wie aus kilometerweiten Entfernung hörte er den Schrei „Mann über Bord!“, und er wusste auch, dass damit wohl er gemeint war. Aber bei solchem Wetter jemanden wieder aus dem Wasser zu fischen war ein Ding der Unmöglichkeit und Norrington dachte daran, dass er selbst lieber ertrinken würde, als das sich ein anderer für ihn in die Fluten warf.
 

Nachdem er es geschafft hatte, den dunkelblauen Mantel so weit abzustreifen, dass er sich von selbst löste und dem schwarzen Grund entgegentauchte, strampelte er sich erneut an die Oberfläche. Nach seinem Gefühl waren wohl auch seine Schuhe nicht mehr an seinen Füßen, aber darüber dachte er nicht lange nach.

Statt dessen versuchte er mit all seiner übrig gebliebenen Kraft an der Oberfläche zu bleiben. Der Sturm und die hohen Wellen halfen ihm dabei nicht sonderlich und in diesem Moment bereute er es, schwimmen zu können. Wie viel schöner wäre es, einfach wie sein Mantel abzusinken?
 

Keuchend schüttelte er den Kopf und versuchte, etwas zu erkennen. Er konnte immer noch die entfernten Schreie der Männer hören und hoffte, dass sie alle den Sturm überstehen würden.

Mit was er nicht rechnete war das Fass, das sich offenbar doch gelöst hatte und in den wogenden Wellen nun zu ihm getrieben worden war.

Es war nur ein sehr kleiner Halm, aber er würde sich vermutlich selbst verdammen, wenn er diese Möglichkeit ausschlug, oben zu bleiben und dabei weniger Wasser zu schlucken.
 

Immer deutlicher bekam Norrington zu spüren, wie sehr ihn die Kraft verließ und wie sehr er sich wünschte, nicht auf diese erbärmliche Weise zu sterben.

Er hatte durchaus damit gerechnet, auf See zu sterben. Allerdings wollte er nicht absaufen wie eine Ratte, sondern durch eine feindliche Kugel oder ein Schwert, das nicht aus den eigenen Reihen war, zu Tode gebracht werden. Es erschien ihm ein ehrwürdigerer Tod…
 

Der junge Mann konnte nicht sagen, wie lange er sich auf dem Fass würde halten können. Immerzu machte sich die Erschöpfung in ihm breit, war drauf und dran, ihn gänzlich in wohltuende Schwärze zu hüllen, ihn dort zu empfangen und nicht mehr gehen zu lassen.
 

~*~*~
 

„Capt’n!“

Die Stimme der jungen Frau bellte übers Deck, noch bevor sie hämmernd an die Kajütentüre klopfte. Sie erinnerte sich nur zu gut an den Sturm letzte Nacht und hatte damit gerechnet, dass sie irgendwo nützliche Dinge treiben sehen würden.

Natürlich auch Menschen, die den Sturm weniger gut oder gar nicht überstanden hatten.
 

Aber selbst wenn sie Piraten waren, hielten sie sich an den Kodex und fischten die von ihrem Schiff gespülten aus dem Meer. Sollte dieser dann Ärger nach seiner Rettung machen, konnten sie ihn immer noch umbringen und wenn er schon tot war – nun, vielleicht hatte er Wertgegenstände bei sich…
 

„Eigentlich dacht’ch, klar gemacht zu hab’n, dass ich erst nach Sonnenuntergang rauskommen will…“, auch wenn es als Captain ungewöhnlich war, so ganz hatte Jack sich noch nicht an seine brennenden Augen gewöhnt, wenn die Sonne noch schien.

Und in der Karibik schien sie durchaus hell und heiß und ordentlich.

Vielleicht hätten sie in Europa bleiben sollen…“
 

„Hab’n nen Fang gemacht, der Euch interessier’n könnt…“

Obwohl Anamaria ein neues Schiff versprochen worden war, saß sie nicht wartend und untätig in Port Royal, sondern blieb auf der Black Pearl – vermutlich nur um sicher zu gehen, dass Jack sich an sein Versprechen erinnerte.

Umso lieber hörte sie auch das Grummeln, das ihrem Captain entkam, als er sich seinen Dreispitz so tief er konnte ins Gesicht zog, um seine Augen zu schützen. Er musste sich in Rumänien wohl etwas eingefangen haben und da der besagte Schatz nicht so groß ausgefallen war, wie er sich zuerst gedacht hatte, war Jack Sparrows Laune erst recht auf einem gewissen Tiefpunkt.
 

„Dann lass mich mal seh’n…“

Mit schnellen Schritten ging er auf den Auflauf von Piraten zu, die sich offenbar um jemanden versammelt hatte, der zu seinem eigenen Glück schon tot war oder aber sich hoffentlich benehmen würde.

„Aus dem Weg!“, rief Sparrow dann in die Menge und wartete, bis sich ihm ein Weg zu dem Unglücklichen auftat. Besagter ‚Unglücklicher’ war offenbar nicht bei Bewusstsein, was zu seinem Glück vielleicht sogar recht gut war.
 

Er trug helle, fast beigefarbene Kleidung. Durch das Wasser waren die Ärmel seines Hemds beinahe durchsichtig und zeigte helle Haut. Die Verschönerungen an dem, was er so alles trug, schien es ein reicher Pinkel zu sein.

Seine Haare waren ebenfalls nass und beinahe schwarz, aber Jack nahm an, dass sie braun werden würden, sollten sie trocken sein. Sie waren sogar etwas länger, als es der hiesigen High Society gefallen würde, aber vielleicht war er ja so reich, dass es niemanden kümmerte.
 

„Kommt er dir nicht auch irgendwie bekannt vor?“, murmelte Gibbs von der Seite und warf einen skeptischen Blick auf den bewusstlosen Mann. Nachdenklich legte Jack den Kopf zur Seite.

Die Gesichtszüge und auch das, was er noch trug, waren Jack nicht allzu fremd, aber er war lange Zeit fort gewesen und wenn er diesen Mann nur kurz kennen gelernt hatte.

„Wir auch immer…sperrt ihn vorsichtshalber runter in die Brig…wenn er denn noch lebt…“, mit zusammen gezogenen Augenbrauen begutachtete er den Ohnmächtigen noch etwas und bemerkte das stetige aber seichte Heben und Senken des Brustkorbs.

„Und gebt ihm ne Decke mit…werd’ heut Abend noch mal nach ihm seh’n…außer er wacht früher auf…“

Vielleicht könnte der Unbekannte seinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen.

„Ah … und Finger weg von ihm. Wenn er was bei sich hat, werd ich’s mir schon hol’n…und wenn ich draufkomme, dass einer von euch räudig’n Hunden hinter meinem Rücken was von ihm gestohl’n habt, lass ich denjenig’n Kielhol’n….“
 

Damit drehte Jack sich um und stapfte zurück in seine Kajüte, in der es wesentlich dünkler war. Was wiederum wesentlich angenehmer für seine Augen war. Wie der Rausgefischte unter Deck gebracht worden war, verfolgte er nicht mehr. Statt dessen nahm er einen Schluck Rum, der seit Rumänien irgendwie anders schmeckte und nicht mehr die gewünschte Wirkung auf seinen Geist hatte…

An diesem Tag dauerte es irgendwie länger, bis die Sonne tatsächlich untergegangen war. Zumindest kam es Jack so vor. Während des restlichen Tagesverlaufs war niemand aus seiner Mannschaft zu ihm gekommen, um ihm zu sagen, dass der Gefangene zu sich gekommen war. Vielleicht war er wirklich nicht aufgewacht.

Vielleicht war er aufgewacht, hatte sich aber so unkooperativ verhalten, dass ihn niemand holen wollte. Was auch immer der Grund gewesen sein mochte, sobald die Sonne gänzlich hinter dem Horizont verschwunden wäre, würde sich der Piratenkapitän auf den Weg unter Deck machen und dem anderen Mann einen Besuch abstatten.
 

In der Zwischenzeit hatte er sich etwaige Karten zurecht gelegt, hier und da einige Dinge ausgebessert und sich zu guter letzt sein neuestes Buch von Shakespeare zu Gemüte gezogen. Es war immer wieder überraschend für ihn, was sich für Bücher sich manchmal in den Kajüten verschiedener Kapitäne befanden. Vermutlich war es auch für die ‚Opfer’ eines Piratenangriffs überraschend, dass sich ein Pirat sich mehr für die Bücher an Bord interessierte, als für das, was sich unter Deck befand. Oft musste Jack sich aber auch eingestehen, dass es nichts gab, was es sich zu stehlen lohnte. Seine Mannschaft fand es allerdings recht abenteuerlich, andere Schiffe zu überfallen und sich daran zu erfreuen, was es denn zu stehlen gab. Sie waren manchmal mit kleinen Kindern zu vergleichen, kam Jack es dabei in den Sinn.
 

Mit einem leichten Grinsen auf den Lippen machte er es sich am Tisch bequem, an dem er ein Jahr zuvor mit Barbossa verhandelt hatte. Zwar hatte es nicht allzu sehr gefruchtet, aber immerhin konnte Jack sein Gewissen damit beruhigen, dass er etwas getan hatte.

Der Raum wurde inzwischen von Öllampen beleuchtet, die teilweise im Takt der Pearl schaukelten. Sie machte gute Fahrt, allerlei Löcher und andere Schäden waren nach Barbossas Zeit als Captain repariert worden und auch während und nach seiner Reise nach Rumänien hatte Jack stets darauf geachtet, dass nicht allzu viel Meerwasser in den Rumpf lief.
 

„Captain?“

Es war erneut die Stimme von Anamaria, die an sein Ohr drang bevor es an der Türe klopfte.

„Sag mir bitte nicht, das wir noch einen aus’m Wasser gefischt haben...“

Auch wenn solche Menschen in manchen Fällen einiges an Wertgegenständen mit sich führten, sie auf dem Schiff zu haben brachte fast jedes Mal Schwierigkeiten mit sich.

„Nein, aber unser Mann ist wach...“, ein durchaus freches Grinsen schlich sich auf ihre Lippen, das Jack nicht gefiel. Es beinhaltete eine Gemeinheit. „Und ich glaube sehr, dass es Euch weniger gefallen wird.“

Sie trat einen Schritt zur Seite und da es bei Weitem nicht mehr so hell war wie zu dem Zeitpunkt, als sie den Fremden aus dem Wasser gefischt hatten, verließ Jack den schützenden Raum und machte sich auf den Weg zur Luke, durch die er unter Deck kommen würde. Bevor er auch nur einen Fuß auf die Treppe setzte, warf er Anamaria noch einen letzten Blick zu, die nur die Arme vor der Brust verschränkt hatte und ihn noch immer angrinste.
 

„Frauen...“ kopfschüttelnd verschwand der junge Mann unter Deck, ging an den Hängematten vorbei, die als Quartier für seine Crew diente und daraufhin noch ein Stockwerk tiefer, wo die Zellen für die Gefangenen waren. Selbst im schalen Licht der Lampen konnte Jack die aufrecht sitzende Gestalt erkennen, die Stunden zuvor bewusstlos aus dem Wasser gefischt worden war.

Jetzt lehnte er mit dem Rücken an der Wand und da er nicht gefesselt worden war, lagen seine Hände auf seinen Oberschenkeln. Die zuvor noch nassen und dunklen Haare waren in der Zwischenzeit getrocknet und Jack hatte insofern Recht gehabt, da die Haare inzwischen dunkelbraun waren. Das Salzwasser hatte allerdings seinen Tribut gefordert, denn die Haare wirkten matt und waren gekräuselt.

Zudem hatte der Fremde noch immer die nasse Kleidung an, die zwar inzwischen schon eher feucht wirkte aber bestimmt nicht angenehm zu tragen war. Jack überlegte, ob er dem anderen womöglich frische Kleidung bringen sollte. Oder zumindest trockene...
 

Als der Pirat vor den Gitterstäben stand, beäugte er den Mann in der Zelle, der ihm seinerseits einen durchaus trotzigen Blick zuwarf.

„Das muss also wirklich ein Albtraum sein...“, murmelte er mit dunkler Stimme. Jack stand noch immer ahnungslos vor der Zelle und besah sich den anderen genauer. Seine Gesichtszüge kamen ihm durchaus bekannt vor, aber ihm wollte einfach nicht einfallen, woher.

„Tut mir leid mein Junge, aber ich komm einfach nicht drauf, wer du bist....“

Kopfkratzend verlagerte Jack sein Gewicht auf ein Bein und lehnte sich etwas gegen das Gitter. Nachdem der andere bei seinem Anblick so reagiert hatte, war Jack sich sicher, dass der noch Unbekannte ihn kannte. Nun, wer kannte Captain Jack Sparrow nicht? Aber das bedeutete nicht, das Jack seinerseits jedermann kannte.
 

„Macht Euch keine Gedanken. Ich wünschte, ich könnte das Gleiche von Euch behaupten. Aber es wäre zu viel verlangt gewesen, wenn Ihr wirklich aus der Karibik verschwunden wärt...“

„Daher weht also der Wind. Allerdings seht Ihr nicht wie ein Pirat aus...“

Jack beugte sich weiter vor und legte seine Finger um die Gitterstäbe.

„Das ist wohl das Letzte, was ich wäre, noch, was ich gerne sein würde.“ Schnaubend schüttelte der Fremde den Kopf und Jack glaubte für einen kurzen Moment, dass er den Herzschlag des anderen Mannes hören konnte. War er etwa nervös? Zumindest dachte Jack daran, dass ein Herz normalerweise nicht so schnell schlug. Für gewöhnlich hörte er die Herztöne eines anderen Menschen aber auch nicht, außer er hatte sein Ohr auf dessen Brust gelegt.
 

Die grünen Augen, die ihn nun verhasst anstarrten, verursachte in Jacks Kopf eine Kettenreaktion und er hob überrascht die Augenbrauen an, sodass sie beinahe hinter seinem Bandana verschwanden.

„Ah. Also diesen arroganten Blick... wie könnte ich den nur vergessen.“ Grinsend lehnte sich der Pirat etwas auf seinen Fersen zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Er war sowohl überrascht, als auch irritiert. Vor allem, wenn er daran dachte, wer genau hier vor ihm saß und unter welchen Umständen er hier her gekommen war.

Jack hatte in der Tat den Commodore der britischen Royal Navy in seiner Schiffszelle sitzen. Bei genauerer Betrachtung eigentlich nicht sonderlich aufbauend, denn Sparrow war sich sicher, dass Norrington selbst aus dieser Zelle heraus Ärger machen würde. Und er konnte den anderen nicht einfach wie ein Tier abschlachten uns ins Meer werfen, also müsste er an Bord bleiben. Das wiederum würde die Crew mit der Zeit bestimmt missgünstig stimmen, denn ein Mitglied der Marine mitzunehmen bedeutete zwangsläufig nichts Gutes.
 

Jack wusste um den Sturm, der in der vergangenen Nacht gewütet hatte und hatte durchaus auch gesehen, auf was der Commodore angespült worden war. Zwar hatten sie keine anderen Schiffstrümmer gefunden, aber das musste zwangsläufig nicht unbedingt etwas aussagen.

Es konnte durchaus sein, dass das Schiff, auf dem der Brite unterwegs gewesen war, gänzlich in den Armen von Davy Jones gelandet war. Es konnte natürlich auch sein, dass Norrington eine der wenigen armen Seelen gewesen war, der das Unglück hatte, von Bord geschwemmt zu werden.

Sollte Zweiteres der Fall sein, könnte es durchaus passieren, dass Port Royal auf der Suche nach seinem Commodore war und es mehr Marineschiffe in diesen Gewässern gab, als es ursprünglich gedacht war. Aber vielleicht konnte man einen solchen Umstand für sich beanspruchen, immerhin schien der Offizier für die Stadt wichtig zu sein.

Falls sie denn auf irgendeine Suchtruppe treffen sollten.

Und falls dies der Fall sein sollte, nun, vielleicht hatten sie weiterhin Glück und konnten mithilfe des Commodores einen kleinen Betrag für sich herausschlagen. Je nachdem wie wichtig und wertvoll ihnen der junge Mann sein würde.
 

Aber so weit wollte Jack noch gar nicht denken. Im Moment war es wichtiger, den anderen Mann soweit im Zaum zu halten, als dass er keinerlei Probleme machte. In der Zelle würde er zumindest daran gehindert werden, herumzugehen oder irgendwelche Dummheiten zu begehen von denen Jack sich sicher war, dass sie auf dem Fuß folgen würden, sollte er Brite frei herumgehen können.

Nein, das würde sich der Pirat nicht leisen können, dennoch würde er ihm etwas Wasser bringen lassen und vielleicht ein wenig trockenen Schiffszwieback. Andere Kleidung wäre eventuell auch einen Gedanken wert, denn auch wenn die des Engländers nicht mehr triefend nass war, die Gefahr, dass er sich eine Verkühlung oder Schlimmeres holte war gegeben. Ein kranker Commodore war vermutlich nicht ganz so erpresslich verhandelbar, wie ein gesunder.
 

In Gedanken versunken starrte der Pirat den Engländer an, der schon wieder zu einer Tirade angesetzt hatte, den Blick dann allerdings bedenklich fand, der auf ihn geworfen wurde.

„Hört Ihr mir denn überhaupt zu, Sparrow?“

Irritiert und verwirrt schüttelte der Pirat unmerklich seinen dunklen Schopf, bevor sich sein Blick wieder auf den Mann vor ihm konzentrierte, der ihn noch immer missbilligend ansah.

„Nein, tut mir leid. Hab gerade nich’ aufgepasst. Aber ich nehm’ mal an, es wird nichts Weltbewegendes gewesen sein, sondern nur die übliche Hasstirade gegen meine Person…“

Noch immer konnte er die taktvollen Schläge des fremden Herzens hören, doch mehr und mehr verstärkte sich das Gefühl, dass er es nicht mit seinen Ohren hörte, sondern dass das dieses Geräusch einfach in seinem Kopf war.

Und je länger er darüber nachdachte, umso deutlicher wurde das dumpfe Schlagen.
 

Norrington sprach weiter, Sparrows Blick glitt erneut an einen undefinierbaren Punkt. Er konnte nur Fetzen des Gesagten verstehen und filterte gerade so raus, dass man nach James als Commodore suchen würde und es in Zuge dessen nicht lange dauern würde, bis man Jack fassen würde.

„Ja…mag sein. Aber nich’, wenn ich Euch zuerst zurückbringe und dabei die weiße Flagge hisse. Sollten mich Eure Soldaten angreifen, wäre es mehr als unfair…“

„Was versteht Ihr schon von Fairness?“, konterte Norrington mit zischender Stimme und Jack wusste, dass dies nicht der geeignete Zeitpunkt war, um zu diskutieren.

„Ich lasse Euch trockene Sachen und ein wenig Verpflegung bringen. Und regt Euch nicht so auf, Euer Herz rast…“
 

Ohne ein weiteres Wort zuzulassen, drehte sich der dunkelhaarige Mann auf der Stelle um und verließ den Bauch des Schiffes auf dem selben Weg, auf den er ihn betreten hatte. Die feuchte Abendluft schlug ihm entgegen, aber auch das half ihm nicht, seine Gedanken zu sortieren oder sich wieder auf die Gegenwart zu konzentrieren.

Der Herzschlag des anderen war mit jedem Schritt leiser geworden, den er von Norrington weg gegangen war und doch konnte er nicht vergessen, was dort unten geschehen war.
 

Wie kam es, dass dies bisher noch nicht geschehen war und ihm die Herzschläge seiner Crew nicht so aufgedrängt wurden?

Mit zusammen gezogenen Augenbrauen stellte er sich an die Reling und atmete tief durch, auch wenn ihn das befriedigende Gefühl anschließend nicht aufsuchen wollte.
 

Es wurde später und so ungern Norrington es sich auch eingestand, er fror. Auch wenn sie in der Karibik waren, im Bauch dieser schwarzen Bestie war es dunkel und dadurch, dass es kein Licht gab, war es ziemlich kühl. Seine klamme Kleidung trug nicht gerade positiv dazu bei, dass ihm wärmer wurde.

Mit angezogenen Beinen und verschränkten Armen saß er in einer Ecke der Zelle und wartete. Auf was konnte er nicht sagen, denn so sehr er Sparrows Worten auch Glauben schenken wollte, warum sollte einem Piraten daran gelegen sein, einem Mitglied der Royal Navy entgegenzukommen?
 

Er wusste nicht, ob er wirklich darauf warten sollte, dass ihm etwas gebracht werden würde. Egal ob nun Kleidung oder etwas anderes. Besser wäre es für die Anwesenden dieses Schiffes doch, wenn er hier sterben würde. Still und ohne viel Blut zu vergießen.

Zwar erklärte ihm das nicht, warum man ihn nicht schon längst umgebracht hatte, aber vielleicht gehörte das auch zur Art des Jack Sparrow ... zwar keine Gewalt aber dennoch an sein Ziel kommen...?
 

Schrittgeräusche holten den Engländer schlussendlich aus seinen Gedanken. Durch den Schein der wenigen Öllampen konnte er zwar einen Schatten ausmachen, ihn aber noch nicht genau erkennen. Erst, als die Figur näher trat, erkannte er, dass es sich bei dem jungen Mann definitiv nicht um Sparrow handelte, sondern um eines seiner Crewmitglieder, die er nicht kannte.

Der Pirat hatte dunkle Haut und alles in allem eine relativ zierliche Statur. Ein Wunder, dass dieser als Pirat offenbar schon eine Weile überlebt hatte.

Erst als der vermeintliche Pirat direkt vor der Zelle stehen blieb und ihm durch die Gitter schmutzige, aber trockene Kleidung zuwarf, erkannte James, dass es sich dabei nicht um einen jungen Mann, sondern in der Tat um eine junge Frau handelte.
 

Mit vor Überraschung angehobenen Augenbrauen stand er auf, griff nach der trockenen Kleidung und beobachtete noch, wie sie – ähnlich wie die Kleidung zuvor – Wasser in einem Becker und einige Stücke Schiffszwieback durch die Gitter auf den Boden legte.

Sie würdigte ihn nicht wirklich eines Blickes und wenn, dann war darin nur Verachtung zu erkennen.

Der Wind ließ nach und es dauerte nicht lange, bis es zu einer Flaute kam.

Hin und wieder kam ein laues Lüftchen auf, doch es war bei Weitem zu wenig, als das es die Pearl auch nur irgendwie vorwärts bewegen konnte.

Die schwarzen Segel waren zusammengerafft worden und so dümpelten sie nun vor einem kleinen Eiland, zu dem Sparrow sie dirigiert hatte. Es war zu klein, als das man darauf wirklich leben oder es besiedeln konnte, aber groß genug, um einen kleinen See zu beherbergen, mit Hilfe dessen man ohne weiteres die schiffseigenen Wasservorräte aufstocken konnte. Dass das umliegende Wäldchen auch mit frischen Früchten lockte war natürlich eine Art angenehmer Nebenverdienst.
 

In der Dämmerung beobachtete Jack die Beiboote, die fast schon im Takt zu der Insel ruderten und mit vollen Wasserfässern wieder zurückkehrten. Diejenigen, die den Abend lieber auf festem Untergrund verbringen wollten, konnten dies ungehindert tun. Hier gab es im Moment nichts zu tun, wofür es sich zu bleiben lohnte. Im schwächer werdenden Licht der Sonne fiel es dem Piraten auch leichter, seiner Crew dabei zuzusehen, da seine Augen nicht so schmerzten.

Die Marine kam nur selten an diesen Orten vorbei, wenn es nichts gab, was ihre Aufmerksamkeit auf sich zog und auch wenn es hier und da noch Piraten-Berichte gab – diese Insel war nicht berühmt dafür, ein großartiger Umschlagplatz zu sein. Und solange die Windstille anhielt wäre es ohnehin unsinnig, weiter zu segeln. Warum also nicht eine kurze Pause einlegen? Mehr oder weniger gewollt…
 

„Sicher, dass Ihr hier bleib’n wollt?“

Etwas überrascht blickte Jack zur Seite und sah sich so direkt mit Anamarias dunklen Augen konfrontiert. Sie hatte sich neben ihren Captain an die Reling gestellt und eine Weile ebenfalls zur Insel gesehen. Dass sie neben ihn gestanden hatte, war Jack erst in diesem Moment aufgefallen...

Der Pirat überlegte etwas, bevor er zu einer genuschelten Antwort ansetzte. Er war einfach zu sehr in Gedanken gewesen.

„Warum denn nich’? Bin ja nich’ der Einzige...“, er deutete mit einem Nicken zu einem anderen Piraten, der gerade dabei war, eines der Taue ordentlich zusammen zu rollen. „Bleib’n ja noch ein paar andere hier.

„Und der Gefangene?“, hakte die Karibin kurz nach, bevor sie sich mit ihrem Rücken gegen das dunkle Holz lehnte.

„Bleibt natürlich in seiner Zelle...“
 

Der Rest des Abends verlief ohne großartige Vorkommnisse. Nicht nur die von Sparrow aufgestellten Wachen blieben auf dem Schiff, sondern auch noch drei weitere Crewmitglieder. Der Rest hatte sich auf der Insel abgesetzt, inklusive Anamaria.

Er konnte es seinen Männern nicht verübeln, dass sie wieder einmal ein paar Nächte auf festem Grund und Boden verbringen wollten. Doch auch wenn Jack sonst gerne mit seiner Mannschaft auf die Insel gegangen wäre, heute Nacht hielt er dies für keine sonderlich gute Idee.

Außerdem wurmte ihn die Sache mit Norringtons Herzschlag noch immer, denn so sehr er sich auch konzentriert hatte, er hatte weder seinen eigenen, noch den eines Crewmitgliedes hören können.

Nur einmal in Anamarias Gegenwart hatte er das leise Schlagen eines Herzens vernommen, doch Jack hatte genau hinhören müssen, um es überhaupt wahrnehmen zu können.
 

Was auch immer es war, das ihn seit Rumänien veränderte, es gefiel ihm nicht. Das Essen auf dem Schiff wurde mit jeder verstreichenden Woche geschmackloser und auch wenn Jack wusste, dass es schon davor nicht wie aus einem Restaurant war, es war zu genießen gewesen.

Jetzt könnte er ein Stück Kartoffel nicht von einer Ratte unterscheiden – wenn er diese unliebsamen Biester denn kosten würde.

So sehr er sich auch bemühte, diese Tierchen fanden leider immer wieder einen Weg auf sein Schiff. Eine Katze an Bord wäre bestimmt eine Lösung, aber das wäre dann nur ein weiteres Tier an Bord, dessen Anwesenheit er vielleicht nicht unbedingt zu schätzen wüsste.
 

Nachdenklich hatte er sich zu jenen großen runden Tisch gesetzt, der nun unter einigen Karten verschwunden war und dennoch konnte sich der Pirat nicht auf die nautischen Aufzeichnungen konzentrieren.

Immer wieder huschte sein Blick zu den nun dunklen Fenstern, auf denen er sein eigenes Spiegelbild erkennen konnte. So betrachtet konnte er eigentlich keinen Unterschied feststellen zwischen jenem Captain Jack Sparrow, der vor einigen Wochen die Reise nach Europa angetreten hatte und jenem Captain Jack Sparrow, der ihm nun entgegen blickte.

Zumal es ihn auch nicht sonderlich weiter brachte, wenn er nun hier stand und sein Spiegelbild betrachtete, während er davon wusste, dass er die Herzschläge anderer Leute hören konnte. Zumindest von zwei anderen Leuten, aber alleine das war schon komisch genug.
 

Kopfkratzend erkundigte er sich nur wenige Augenblicke später bei Nelson, den er zur Wache hier behalten hatte, ob es denn etwas gäbe, dass ihm vielleicht ungewöhnlich vorgekommen wäre, doch der hellhaarige Mann verneinte die Frage seines Captains mit einem Kopfschütteln, bevor er zur Luke deutete, die unter Deck führte.

„Nur der Gefang’ne führt sich nich’ ganz so auf, wie man’s von ihm erwartet hätt’...“, kommentierte er und konnte sich dabei ein kurzes Lachen nicht verkneifen. Solange der Gefangene hinter der Zellenwand war, konnte es ihm auch egal sein, wie er sich benahm.

„Wie ich es erwartet habe...“

Jack wusste, dass sie von Norrington wohl viel zu erwarten hatten aber keineswegs etwas, das ihn wie einen normalen Gefangenen agieren ließ. Vermutlich würde sich Sparrow in der Zelle eines britischen Marineschiffes auch nicht wie jeder andere benehmen, sondern auf seine Art weiter die Soldaten zum Narren halten – soweit er es von dieser Lage denn überhaupt schaffen würde.
 

Damit waren seine Gedanken wieder bei dem starrköpfigen Briten angelangt, der sich – leider – noch immer unten in seiner Zelle aufhielt und dort auch noch eine Weile bleiben würde. Port Royal war einige Tage von hier entfernt und durch die Windstille könnten sie im Moment ohnehin nicht lossegeln. Bis dahin könnte Sparrow sich allerdings Gedanken darüber machen, was genau er denn eigentlich mit dem Commodore machen wollte.

Auf dem Schiff bleiben konnte er nicht, doch einfach in den Hafen von Port Royal einsegeln und den Offizier abliefern schien ihm auch kein guter Plan, denn vermutlich wäre er – trotz seiner heroischen und selbstlosen Tat – schneller wieder in Eisen gelegt, als er ‚Parley’ sagen könnte.
 

Langsam balancierte er das kleine Brett, das ihm als Tablett diente, auf seinen beiden Händen die Treppen hinunter unter Deck. Weniger aufgrund seiner Unfähigkeit im Dunklen nicht sehen zu können – seltsamerweise konnte er Details besser erkennen als im Schein der Sonne, trotz der Tatsache, dass das Licht im Moment von Öllampen kam – sondern weil er immer noch Probleme damit hatte, Dinge in Ruhe zu tragen, vor allem dann, wenn sie Flüssigkeiten enthielten, wie die Karaffe mit Wasser, die auf dem provisorischem Tablett stand.
 

Die Holzstufen knarrten hin und wieder unter seinem Gewicht, ehe Jack das nächste Deck erreichte und von dort aus weiter zu den Schiffszellen ging. Selbst vom Ansatz der Treppen konnte er die Gestalt erkennen, die in der Zelle ansatzweise wie ein Tiger auf und ab ging. Lange in einem so kleinen Raum eingepfercht zu sein war bei Weitem nicht angenehm, Sparrow konnte da aus Erfahrung sprechen.

Die Schritte des Gefangenen waren neben Jacks eigenen die einzigen Geräusche, die der Pirat hier unten hören konnte. Hin und wieder knarrte das Schiff, aber Sparrow neigte dazu, diese Geräusche manchmal auszublenden.
 

„Hungrig?“

Mit einem leichten Grinsen hielt Jack das Tablett etwas höher, erntete dafür allerdings nur ein leises Schnauben. Dennoch hatte sein Gegenüber inne gehalten und blickte den Piraten nur missbilligend an. Da er es allerdings vorzog, nichts darauf zu antworten, spitzte Sparrow die Lippen und besah sich noch einmal das Tablett.

„Hungerstreik? Nicht, dass ich Euch zum Ess’n zwingen könnte, wie? Allerdings würde ich es Euch raten, immerhin solltet Ihr bei Kräften bleib’n...“

„Wozu? Damit ich länger in diesem Rattenloch im Kreis laufen kann?“, war James’s bissig Antwort. Zwar stand er nahe an den Gitterstäben, allerdings immer noch entfernt genug, sodass es fast ein wenig mehr als eine Armlänge zwischen ihm und dem Piraten gab.

„Glaubt Ihr denn, dass ich Euch bis ans Ende Eurer Tage hier drinnen behalt’n will?“

Dies war wieder einer jener Momente, in denen sich Sparrow fragte, was genau die Marine während ihrer Ausbildung denn so alles lernte. Dass ein Pirat, der sich in Gefangenschaft der Navy befand, mit Sicherheit am Galgen wiederfand war eigentlich so gut wie sicher.

Außer vielleicht besagter Pirat konnte einen Schmied und seine adelige Freundin als seine ‚näheren Bekannten’ nennen.
 

Zwar lag es auch auf der Hand, was wohl mit einem Briten passierte, der als Marinemitglied an Bord eines Piratenschiffes gelandet war, dennoch war Sparrow immer bemüht gewesen, nicht als irgendein blutrünstiger Pirat bekannt zu werden. Auch wenn ihm dies wohl den Ruf des ‚schlechtesten Piraten’ eingebracht hatte, wollte er nur sehr ungern unnötig Blut vergießen.

So war er für die Marine also ein genauso ‚böser’ Pirat, wie alle anderen und noch dazu unfähig, andere Menschen einfach umzubringen.
 

„Eigentlich hatt’ ich ha gehofft, Euch gesund schneller wieder los zu werden...“, entgegnete der Pirat mit einem Schulterzucken, wobei das Grinsen nicht aus seinem Gesicht wich. Allerdings weniger aus dem Grund, dass er diese Situation unterhaltsam fand, sondern mehr darüber, dass ihm im Moment kein Herzgeräusch im Ohr lag.

Dass es Einbildung war, glaubte Sparrow weniger, allerdings wollte er auch nicht weiter hinterfragen, was genau es war, dass ihm das Geräusch nun nicht ans Ohr trug.
 

"Wieso? Macht es Euch mehr Spaß, einen gesunden Mann über Bord zu werfen und zuzusehen, wie lange es dauert, bis er ertrinkt?", der Brite hatte die Arme vor der Brust verschränkt und noch immer sah er den Piraten hasserfüllt an.

"Normalerweise nicht, nein..."

Eigentlich war Sparrow dieses Gesprächs überdrüssig, weswegen er das Tablett auf den Boden vor der Zelle. Immerhin waren die Stäbe weit genug außeinander, sodass der Commodore sich den Becher und das, was auf dem Teller lag, zu sich holen konnte und Jack würde sich nicht weiter mit dem anderen herumstreiten müssen.
 

Nebst Problemen mit britischen Gefangenen, die einen alleine durch ihre Anwesenheit zur Weißglut bringen konnten und das, obwohl man ihnen gar nichts Böses tun wollte sondern - allerdings musste man dem Commodore auch zugestehen, dass wohl kein Pirat so 'dumm' wäre, einen seiner Feinde wohlbehalten zurück zu bringen - sie einfach zurück nach Port Royal zurückbringen und so vielleicht auch ein wenig dem Galgen zu entgehen mochte, hatte Sparrow andere Probleme, die im Moment vor allem seine Sicht der Dinge beinhaltete.

Weniger seine Einstellung zu Gott und die Welt, sondern die Wahrnehmung im wahrsten Sinne des Wortes.
 

Seine Kajüte wurde lediglich durch den Schein von Öllampen erhellt und doch konnte er die Konturen wesentlich schärfer sehen, als sie eigentlich noch am Vorabend zu sehen gewesen waren.

Genauso wie die Farben, die ihm nun viel kräftiger vorkamen, je weniger das Licht wurde. Zumindest hatte es der Piratencaptain auf einen Versuch ankommen lassen.

Je näher er dem Schein des Feuers gekommen war, umso normaler wurde seine Umgebung. Zumindest für ihn. Doch wenn er sich von der Lichtquelle entfernte und sich in eine dünklere Ecke des Raumes zurückzog erschienen ihm Konturen schärfer, Farben kräftiger als sie es bei den Lichtverhältnissen hätten sein sollen und er konnte Details erkennen, die ihm vorher noch nie aufgefallen waren - wohl weil es in speziellen Ecken der Kajüte immer dunkel war. Oder zumindest kam nur sehr schlecht Licht dorthin.
 

Langsam schlich der Pirat aus der Kajüte. Obwohl er wusste, dass der Großteil seiner Mannschaft im Moment nicht an Bord war, versuchte er keinerlei Aufmerksamkeit zu erregen. In der Stille der Nacht konnte man nur das Rauschen der Wellen hören und wie diese am Rumpf der Pearl anschlugen.

Das, was Jack zusätzlich auffiel war das fast gänzliche Fehlen von Schrittgeräuschen und zwar seinen eigenen! Probeweise blickte er auf die mondbeschienenen Planken unter seinen Sohlen, doch jedes Mal, wenn er seinen Stiefel erneut auf das Holz aufsetzte, erklang das Trittgeräusch wesentlich leiser als es eigentlich hätte sein sollen.
 

Es war ein komisches Gefühl und Sparrow wusste es immer noch nicht gänzlich einzuordnen. Viel lieber hätte er gewusst, was in den Stunden passiert war, an die er sich nicht erinnern konnte.

Jene Stunden, die er in der Absteige in Rumänien verbracht hatte und vor denen er sich sicher gewesen war, dass junge Damen ihn begleitet hatten.
 

Der mehr oder weniger gewollte Zwischenstop an der Insel dauerte nur halb so lange, wie Jack sich gedacht hatte und doch doppelt so lange, wie er es gehofft hatte. Mit einer speziellen Fracht an Bord wollte er nicht allzu viel Zeit vergeuden, denn auch wenn es offensichtlich war, dass das Schiff des Offiziers gesunken war, man konnte als Pirat definitiv nie wissen, wann die hoch geschätzte Marine sich auf die Suche nach einem ihrer Männer machte.
 

So dauerte es nicht mehr allzu lange, bis die Black Pearl den Kurs Richtung Port Royal hielt. Nichts deutete mehr auf die Flaute, die noch wenige Tage zuvor geherrscht hatte und das schwarze Schiff setzte seinen Weg zügig fort.

Immer noch war es Anamaria, die am Steuer stand und das Piratenschiff lenkte. Sie hatte nicht nachgefragt, warum sich ihr Captain immer wieder tagsüber in seine Kajüte zurückzog und erst gen Abend aktiver wurde.

Jegliche Verdachte hatte sie für sich behalten, um sich den Unmut des älteren Mannes nicht zuzuziehen. doch sie ahnte, dass das, was ihm widerfahren war, weitere Folgen haben würde.

Ob diese allerdings positiv oder negativ waren, vermochte die Karibin nicht zu sagen.
 

Viel wichtiger war ihr im Moment diesen Briten loszuwerden, denn dieser würde eindeutig nur Negatives bringen, egal, ob man noch nach ihm suchte oder nicht. Warum Sparrow überhaupt einen Anflug von Nächstenliebe zeigte und diesen Kerl wohlbehalten zurückbringen wollte, war ihr bisher auch nicht eingegangen, aber sie schätzte, dass sie als Frau zwar genug Ambitionen hatte, dieses Schiff zu steuern und dem Captain auch sonst mit Ratschlägen zur Seite zu stehen, doch diesbezüglich gab Jack nicht viel auf ihre Meinung und wollte statt dessen seine eigene durchsetzen.
 

Nach und nach hatte auch die Crew davon Wind bekommen, wer sich unten in den Zellen aufhielt und dementsprechend war auch der Protest ausgefallen. Bisher war das Wort 'Meuterei' allerdings noch nicht gefallen und zumindest das beruhigte die junge Frau.

Vielleicht war den Männern auch aufgefallen, dass mit ihrem Captain allgemein etwas nicht stimmte und in diesem Punkt waren sie womöglich interessierter, als in der Tatsache, dass sie einen ranghohen Offizier mit sich herumführten.

Rückführend konnte er sich immer noch nicht erklären, wie er zurück nach Port Royal gekommen war.

Natürlich, er war auf der Black Pearl zurückgebracht worden. Und es war deren Captain gewesen, der es für sinnvoll erachtet hatte, ihn auch noch bei Kräften zu halten.

Was dem Briten aber nicht eingehen wollte war die Tatsache, dass Sparrow das getan hatte, was er nun einmal getan hatte.

Welchen Sinn und Zweck verfolgte der Pirat, dass er einen Marineoffizier gesund zurück brachte?
 

Immer noch in seinen Gedanken versunken setzte Norrington sich auf. Seine Füße ließ er nur langsam auf den kühlen Boden sinken. Sonnenschein fiel durch die nicht gänzlich zusammen gezogenen Vorhänge in das nur spärlich eingeräumte Schlafzimmer.

Es war eher praktisch eingerichtet und enthielt keinen unnötigen Schnickschnack, den man wohl oft in den Schlafräumen von Frauen fand - oder aber bei Männern, die exzessiv einem Hobby nachgingen.
 

Nebst Bett, Kasten und einem kleinen, schreibtischartigem Möbel hing ein Bild über dem Bett, das ein Schiff auf stürmischer See zeigte. Ansonsten war der Raum nicht beschmückt.

Er verbrachte ohnehin kaum Zeit zu Hause, warum sollte er Zeit und Geld damit verschwenden, sein Haus irgendwie auszuschmücken, wenn er ohnehin nichts davon hatte? Außerdem wohnte er alleine, also gab es auch niemanden, auf den er eventuell Rücksicht nehmen müsste.
 

Seufzend stand er auf, strich seinen Nachtrock glatt und ging langsam auf das Fenster zu. Ein kurzer Blick hinaus genügte und er erkannte jene Vorteile, die man der Karibik zuschrieb: strahlend blauer Himmel, Sonnenschein und von seinem Schlafzimmer aus konnte er auch das Meer sehen.
 

Ein Anblick zu träumen, wie mancher vielleicht meinen sollte, aber da er schon so lange hier lebte - er wollte nicht behaupten 'wohnte' - war er blind gegenüber diesen Sinneseindrücken geworden.

Sein Leben bestand aus seiner Arbeit.

Und seine Arbeit bestand daraus, Piraten zu fangen und zu hängen. In erster Linie war sein Ziel Jack Sparrow zum Schafott zu führen.
 

Die Tatsache, dass der Pirat ihn aus dem Meer gefischt und zurück nach Port Royal gebracht hatte, hatte Norrington zwar zum Nachdenken gebracht, dennoch ließ das die Verbrechen, die der Mann bisher verübt hatte, nicht einfach ungeschehen machen. Und vermutlich würde es auch nicht dazu führen, dass Sparrow sein Piratenhandwerk an den Nagel hängen und von nun an ein ehrliches Leben führen würde.
 

Es war der erste Tag nach seiner 'Ankunft', die Norrington wieder im Dienst verbrachte. Sein Arzt hatte gemeint, es wäre recht ratsam, wenn er sich noch ein paar Tage frei nehmen würde, auch wenn James anfangs abgelehnt hatte.

Immerhin war im auf dem Piratenschiff in der Tat nichts Schlimmes widerfahren und er hatte auch an seiner Kraft nicht viel einzubüßen gehabt. Außerdem konnte er sich am Besten ablenken, wenn er arbeitete.

Doch der Arzt hatte nicht mit sich verhandeln lassen, weswegen es nun schon einige Tage zurücklag, dass die Black Pearl mit weiß gehisster Flagge auf ein Marineschiff zugesegelt war und man ihn an Deck gebracht hätte.
 

Norrington war sich durchaus wie zur Schau gestelltes Vieh vorgekommen, aber es nützte den Piraten nicht angegriffen zu werden, wenn sich ein Offizier offenkundig noch an Bord eben jenen Schiffes befand.

Als Austausch für Norrington wollte Sparrow fortsegeln, ohne verfolgt zu werden und einmal offiziell nach Port Royal um dort vor Anker zu gehen - natürlich auch wieder an die Voraussetzung gebunden, dass man ihn nicht in Eisen legen sollte.
 

Natürlich waren Norrington diese Bedingungen mehr als gegen den Strich gegangen, aber zu dem Zeitpunkt war er nicht in der Position gewesen, irgendwas zu verhandeln und so musste er sich den Auflagen mehr oder weniger kampflos ergeben.
 

Nun war der Brite also wieder zu Hause, sie hatten Sparrow seines Weges ziehen lassen. Leider war es ihm nicht erspart geblieben, dass auch der Gouverneur erfahren hatte, was der Preis für Norringtons Freiheit war und was Sparrow verlangt hatte. Im Gegensatz zu seiner Tochter war er nicht gerade erfreut über den Einfallsreichtum des Piraten.

Auf der anderen Seite hatten sie Norrington alle für tot gehalten, nachdem man nur mehr spärlich irgendwelche Überreste des Schiffes gefunden, von Überlebenden jedoch jede Spur gefehlt hatte.

Den Commodore jetzt wieder lebendig und bei durchaus guter Gesundheit vorzufinden, war mehr gewesen, als sie alle gehofft hatten.
 

"Commodore!"

Überrascht blieb James stehen und blickte in die Richtung, aus der er seinen Titel gehört hatte. Irgendwie war es schon seltsam, dass es für ihn wesentlich vertrauter war, wenn man ihn 'Commodore' nannte, anstatt seinen gegebenen Namen zu benutzen.

War vermutlich auch berufsbedingt.

"Leutnant Groves...", er nickte seinem Gegenüber kurz zur Begrüßung zu. Groves war mit an Bord jenes Marineschiffes gewesen, das ihn von der Pearl geholt hatte. Mehr oder weniger beabsichtigt, könnte man wohl sagen, denn es hatte nicht im Interesse der Besatzung gelegen, ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt auf die Black Pearl zu treffen.

Dementsprechend groß war die Überraschung gewesen, ihren lebenden Offizier vorzufinden und diesen auch noch einfach ausgehändigt bekommen zu haben...
 

Zusammen gingen sie den letzten Rest des Weges zum Fort. Norrington war sich ziemlich sicher, dass es eine Menge Papierarbeit zu erledigen gab und insgeheim freute er sich schon darauf, an nichts anderes mehr zu denken, als an das Papier vor seiner Nase, den Federkiel zwischen seinen Fingern und ständig irgendwo seine Unterschrift drunter zu setzen.

Nun, man wusste erst, was man hatte, wenn man es nicht mehr hatte...
 

So vergingen die Tage und aus Tagen wurden Wochen. Es kam keine Nachricht von Sparrow, wie sie es sich anfangs erwartet hatten. Anschließend wurden sogar schon insgeheim Wetten abgeschlossen, wann der verrückte Pirat denn einfach unangekündigt in Port Royal auftauchen würde, um so seinen Forderungen einfach nachzukommen, ohne an die Konsequenzen zu denken.

Ein solches Verhalten würde Norrington dem Piraten durchaus zutrauen, denn dann würde hier vermutlich der Teufel los sein, wenn alle damit beschäftigt waren, ein Piratenschiff einfach so in den Hafen einlaufen lassen zu müssen.
 

Nun fand sich der Commodore an dem reich gedeckten Tisch des Gouverneurs wieder, der ihn zum Abendessen eingeladen hatte. Norrington war sich sicher, dass dieses Treffen nicht nur darauf beruhte, dass zwei erwachsene Menschen einen ruhigen Abend gemeinsam verbringen wollten, sondern es hatte bestimmt auch politische Gründe.

Oder zumindest Organisatorische, denn dass sich Sparrow nicht gemeldet hatte, ließ offenbar nicht nur den Briten innerlich durchaus nervös werden.
 

Auch Elizabeth nahm an dem Abendessen teil, zusammen mit dem Turnerjungen, der durchaus bessere Tischmanieren hatte, als James es ihm zugetraut hatte. Zwar war er sich nicht ganz sicher, was er schon wusste und was er von Elizabeth beigebracht bekommen hatte, aber das Ergebnis konnte sich sehen lassen.

So verging die Zeit und sie führten Small Talk - etwas, von dem James noch nie wirklich begeistert gewesen war, aber im Moment war es Mittel zum Zweck. Nach dem Essen bot sich bestimmt noch genug Zeit, in der der Gouverneur ihm sagen könnte, weswegen er ihn herbestellt hatte.
 

"Eine schöne Nacht, nicht wahr?"

Inzwischen kannte James den älteren Mann, der beinahe sein Schwiegervater geworden wäre, recht gut, um zu wissen, dass diese Floskel die Einleitung zu einem eher ernsteren Gespräch sein würde.

Aber war er nicht genau mit diesem Hintergedanken hier her gekommen? Es gab Wichtigeres als den wolkenlosen Himmel über Jamaika und aus diesem Grund war er hier.

"Habt Ihr Nachricht von Sparrow erhalten?"

Norrington hatte die Arme hinter seinem Rücken verschränkt und hatte den Blick vom dunklen Himmel abgewandt.
 

Sie hatten das Essen schon vor geraumer Zeit beendet und Swann hatte vorgeschlagen, einige Minuten mit dem Commodore auf der Terrasse zu verbringen. Ein Vorschlag, dem James sogleich zugestimmt hatte.

Im Moment war ihm alles lieber, als mit Elizabeth und Will Zeit zusammen zu verbringen. Er hegte keine Abneigung gegenüber den jungen Leuten, doch er mochte es nicht sonderlich, mit glücklichen Pärchen zusammen zu sein.
 

An die eigene Einsamkeit erinnert zu werden, war nicht unbedingt angenehm, doch der Brite wusste, solche Situationen zu vermeiden, zu umgehen oder aber sie auf ein erträgliches Maß zu kürzen.
 

"Nein...nein, das habe ich nicht, auch wenn ich bereits welche erwartet hätte. Ich kann mir nicht vorstellen, was dieser Mann hier noch wollen könnte...", natürlich konnte er das, aber Swann war nicht gewillt, sich vorzustellen, wie Sparrow diesen Boden betrat, um dann womöglich mit Will zu reden oder aber Elizabeth weitere Flausen in den Kopf zu setzen.

Vielleicht auch in einer anderen Reihenfolge, doch alles in allem war es dem älteren Mann alles andere als Recht, diesen Piraten erneut in der Nähe seiner Tochter zu wissen.

"Was könnte er nur wollen?"

Ob diese Frage an Norrington gerichtet war, oder mehr eine selbstgestellte Frage war, vermochte der Commodore nicht sofort zu beantworten. Zudem sollte die Antwort gut überlegt sein. Er wusste um die verworrenen Gedankengänge des Piraten, die sich allzu deutlich zeigten, als er James wohl behütet - mehr oder weniger - seinen Leuten übergeben hatte.
 

"Bestimmt nichts, was mit Gewalt in Verbindung zu bringen ist...", murmelte der Brite zur Antwort und ließ seinen Blick nun doch wieder gen Himmel gleiten. Er war sich wirklich sicher, dass das, was Sparrow im Sinn hatte, Ärger machen würde.

Und doch würde niemand dabei körperlich zu Schaden kommen. Vielleicht wirtschaftlich, aber kein Blut würde fließen.

Das machte die Sache allerdings nicht einfacher.
 

Ungeachtet der Tatsache, dass sich einige Kilometer entfernt zwei Männer den Kopf darüber zerbrachen, was ein notorischer Piratencaptain denn für Forderungen stellen könnte, die er sich aufgrund der Freilassung eines gewissen Commodores erschlichen hatte, machte sich eben jener Piratencaptain Gedanken darüber, weswegen er schon den ganzen Abend Durst verspürte.

Inzwischen war er von Rum auf Tee und sogar auf Wasser umgestiegen, was ihm lediglich verwirrte Blicke der Umstehenden einbrachte, nicht allerdings seinen Durst zu löschen vermochte.
 

Ihm war fast so, als habe er den Mund voller Sand, ohne jedoch je in Berührung mit ihm gekommen zu sein. Seine Kehle schmerzte und er musste immer wieder schlucken, auch wenn es ihm nicht viel brachte.

Viel eher hatte er das Gefühl, dass sein Durst nur stärker wurde.
 

"Jetzt werd'ch wirklich noch verrückt...", Sparrow schüttelte ein wenig seinen Kopf und sah sich in seiner dunklen Kabine um. Er hatte nun alle Öllampen bis auf eine gelöscht. Auch wenn er das Licht sonst schätzte, im Moment reizte es ihn mehr als das es ihm Wohlbehagen bereitete.
 

Sein Genick knackte, als er seinen Kopf einmal nach links und einmal nach rechts drehte, doch auch das änderte nichts an seinem Zustand - wie sollte es auch?

Leise hustend ging er weiter durch das Zimmer, warf einen kurzen Blick aus dem Fenster und konnte teils sein Spiegelbild erkennen, teils aber auch das Meer und Teile vom Firmament.

Dieses Mal konnte er diesem Anblick allerdings nichts Beruhigendes abgewinnen, statt dessen nahm die Unruhe in seinem Inneren zu.
 

Irgendwann überkam den Piraten das Gefühl, dass er es in der Enge dieses Raumes nicht mehr länger aushalten konnte, weswegen er überstürzt aus der Kajüte lief und tief die schwüle Nachtluft einatmete.

Er wusste, dass er zu schnell und auch zu flach atmete. Ihm wurde schwindelig, doch auch das konnte ihn nicht davon abhalten, die Nachtluft gierig in seine Lungen zu saugen.
 

Auf wackeligen Beinen wankte er zur Reling und hielt sich an dem dunklen Holz fest. Ihm wurde schwindelig, was wohl alleine darauf zurückzuführen war, dass er einfach zu viel Sauerstoff aufgenommen hatte.

Seine Finger krallten sich in das Holz und Sparrow schloss seine Augen, in der Hoffnung, wenn er sie wieder öffnen würde, wäre der Albtraum zumindest ansatzweise vorbei, doch als erwachsener Mann wusste er es besser, als dass das Ausschließen seiner Umwelt eine Änderung bewirken würde.
 

Nur selten hatte er eine solch rasend anwachsende Panik in sich gespürt. Der Schwindel hatte nicht aufgehört noch dazu hallten die Wellengeräusche fast schon wie Trommelschläge in seinen Ohren. Auch die Gespräche und Gesänge in Tortuga konnte er beinahe so gut hören, als würden sie direkt neben ihm statt finden.

Und doch wusste er nicht, was diese Veränderungen verursachte.

War er etwa krank?

Eine Krankheit, deren Krankheitsbild er nicht kannte? Die seine Sinne schärfte, ihn dursten ließ und das unsägliche Verlangen nach Luft verursachte?
 

Nein, das wollte er nicht glauben.

Krankheiten schwächten seinen Körper, ließen ihn zusammensacken oder unbeweglich an sein Bett fesseln, aber sie förderten seinen Körper nicht...

Das würde er auch nicht glauben!
 

Ähnlich den Strapazen nach einem langen Lauf, wandte sich Jack keuchend von der Reling ab und tappte etwas ungeschickt über die schwarzen Planken; wollte entkommen, welche Möglichkeit sich ihm auch immer bieten würde.

Nur weg...
 

Wie von selbst fand er seinen Weg unter Deck. Hier unten war zumindest das Stimmengewirr aus Tortuga nicht mehr ganz so penetrant in seinem Gehörgang wahrzunehmen und auch die modrige Luft hielt ihn davon ab, zu hyper-ventilieren.

Normalerweise würde er denken, dass er nach dem, was ihm an Deck passiert war, schwitzen würde, als wäre er die Takelage im Eiltempo nach oben geklettert, doch kein einziger Schweißtropfen hatte sich auf seiner Haut gebildet. Er fühlte sich erschöpft, aber nicht erhitzt, welch seltsame Kombination.
 

Hier unten war er alleine. Bis auf eine Handvoll Männer hatte er allen Landgang gegeben, damit sie sich in der Piratenstadt ein wenig austoben konnten. Männer, die nach einiger Zeit wieder genug Sex gehabt hatten, waren auf hoher See definitiv einfacher zu handhaben als jene, die schon seit Monaten kein weibliches Fleisch mehr vor sich gehabt hatten - und sich auch nicht anders orientieren wollten.
 

Keuchend ließ Jack sich mit dem Rücken an der Bugwand der Pearl auf den Boden sinken. Die Beine hatte er einem 'V' ähnlich von seinem Körper gestreckt.

Sich nicht zu bewegen war offenbar die Devise. Auch sein Puls beruhigte sich und für einen kurzen Moment hatte der Pirat den Verdacht gehabt, gar keinen Herzschlag mehr wahrgenommen zu haben. Kopfschüttelnd verzerrte ein groteskes Grinsen sein Gesicht.

"Was auch imm'r du da von Rumänien heim gebracht hast, es bringt dich noch ins Grab, Sparrow...", murmelte er zu sich selbst, ehe leises Getrappel seine Aufmerksamkeit erregte.
 

Nicht weit entfernt von ihm tapste eine Ratte über den Boden.

Diese unliebsamen blinden Passagiere waren auf einem Schiff nichts Ungewöhnliches und auch mit einer Katze an Bord kam es immer wieder vor, dass sich diese pelzigen Gesellen auf einem Schiff wohler fühlten, als an Land.
 

Neugierig beobachtete Sparrow das Tier, dass sich bis auf wenige Schritte genähert hatte und die Luft nun neugierig beschnupperte.

Für einen kurzen Moment fragte sich der Pirat, ob der Nager ihn genauso riechen konnte, wie umgekehrt und wunderte sich einen Augenblick später über diesen Gedanken. Langsam ließ er seinen Kopf gegen das Holz sinken und beobachtete das Tier weiterhin.

Sein Durst hielt immer noch an und schien seit wenigen Sekunden schlimmer denn je zu sein und doch überkam ihn eine willkommene Müdigkeit.

Es war schon viel zu lange her, dass er während der Nacht geschlafen hatte, weswegen er sich nur allzu gerne in Morpheus' Arme wiegen ließ.
 

Das leise Quieken der Ratte nahm er fast gar nicht mehr wahr, genauso wenig wie den schwindenden Durst - statt dessen gab er sich amorösen Träumen hin, in denen er Frauen begegnete, die denen aus Rumänien verdächtig ähnlich sahen...

Mit überraschend guter Laune präsentierte sich Jack am nächsten Tag seiner durchaus leicht verwunderten Crew. Offenbar war mit ihrem Captain wieder alles in Ordnung, auch wenn sie es sich nicht ganz erklären konnten. Vielleicht hatte er sich in der Nacht doch auch nach Tortuga geschlichen und dort das ein oder andere Mädchen besucht.

Allerdings wussten sie nichts von dem Rattenkadaver, neben dem Sparrow aufgewacht war und den er erst angeekelt angesehen und dann kurzerhand ins Meer geworfen hatte.

„Cap'n...?“, mit einem verwirrten Gesichtsausdruck kam Gibbs auf den jüngeren Mann zu, musterte ihn erstmal, wobei Sparrow ihn angrinste, als hätte er ihm eben das charmanteste Kompliment gemacht, das er je gehört hätte.

„Wunderbarer Tag, eh Mr. Gibbs...“, erwiderte der Pirat, gestikulierte in seiner typischen Manier und lehnte sich dann ein wenig an die Reling.
 

Die Sonne brachte ihn nicht mehr zum Zwinkern als vorher schon, er fühlte sich nicht mehr so schlapp und hatte durchaus das Gefühl, alleine heute das ein oder andere Handelsschiff zu kapern – wenn ihnen ein solches denn vor den Bug schwimmen würde.

Nun, vielleicht könnten sie auch selbst dafür sorgen, dass sie ein solches Schiff erwischten, wer konnte das schon sagen? Jedenfalls fühlte Jack sich voller Tatendrang und wollte diesen auch nutzen.

Seine immer noch leicht verwirrte Crew ließ er kurzerhand hinter sich und ging pfeifend Richtung Achterdeck, wo er darauf wartete, dass sich der Rest seiner Leute einfand, sodass sie auslaufen konnten.
 

Was genau am Vorabend passiert war hatte Jack sich nicht erklären können – nicht, dass er es gewollt hatte, nachdem er die tote Ratte neben sich gefunden hatte. Zwar war er ein von Natur aus neugieriger Mensch, aber er hatte selbst auch schon gemerkt, dass es nicht gut war, immer allem auf den Grund zu gehen.

Manchmal war es einfach gesünder, gewisse Dinge einfach hinzunehmen, sie nicht zu hinterfragen und am besten so tun, als wäre es niemals geschehen.

Besser für so manche Gesundheit...
 

Natürlich kam ihnen in den nächsten Stunden kein Handelsschiff in die Quere und wie sollte es anders sein konnten sie ein Marineschiff rechtzeitig erspähen und scheinbar ungesehen davon segeln. Nicht gerade ein glorreicher Tag, wenn man ihn aus Sicht eines Piraten betrachtete, allerdings hätte es durchaus schlimmer kommen können, darin hatte Jack inzwischen reichlich Erfahrung sammeln können.
 

„Was spukt dir im Kopf rum, Jack?“

Fragend wandte sich Gibbs erneut an seinen Captain, der selbst hinter dem Steuer stand und den älteren Seebären erstmal nur aus den Augenwinkeln bedachte.

„Sollte mir da was rumspuken?“, entgegnete er dann mit einem Rollen der Schultern und wollte darauf eigentlich nicht weiter eingehen. Da gab es durchaus einige Dinge, über die er nachdachte, aber die er nicht so einfach ansprechen könnte.

Das würde womöglich nur zu einer weiteren Meuterei führen und das wollte Sparrow so gut es ging verhindern.

„Nich' wirklich...aber der Crew und mir ist aufgefallen, dass...“, begann Gibbs, brach aber ab und räusperte sich etwas.

„Ja...?“, Jack gestikulierte ein wenig, um Gibbs dazu zu bringen, weiter zu sprechen, was dieser nach einer einigen Sekunden dann auch tat.

„Nimm es nicht böse, Jack, aber du hast dich fast schon komischer Verhalten, als sonst...vor allem, seitdem wir aus Rumänien zurück sind...“, murmelte der ältere Mann dann und musterte seinen Captain mit einer Mischung aus Interesse und Neugierde.

„Hm...kann mich nich' erinnern...“

Er hätte lügen müssen, wenn er der Meinung gewesen wäre, dass alles seinen gewohnten Gang gegangen wäre, aber was sollte Sparrow schon sagen? Dass er sich ein wenig komisch gefühlt hatte? Wohl eher kaum...

„Wie auch immer...Master Gibbs, lasst Segel nach Port Royal setzen...ich glaube, ich muss einige Dinge erledigen. Außerdem freuen sich die Welpen bestimmt über meinen Besuch...“, grinste der Captain dann und Gibbs fand durchaus, dass dieses Grinsen einem Hai besser gestanden hätte, als seinem 'Chef', aber es stand ihm wohl nicht zu, etwas zu sagen.

Daher nickte er nur und gab den Befehl weiter.
 

Natürlich waren nicht alle begeistert, dass sie jetzt schon wieder ablegen mussten, aber was blieb ihnen auch schon anderes übrig? Niemand wollte irgendwelche Strafen riskieren, die es auch an Bord der Black Pearl gab. Zwar nicht in dem Ausmaß von Peitschenhieben oder wochenlang in einer Zelle vermodern, aber ihr Captain wusste, wie er ihnen beibringen konnte, zu gehorchen und seinen Befehlen Folge zu leisten und nicht zu widersprechen.
 

Die Fahrt nach nach Port Royal dauerte zwei Tage und erst in der Dämmerung konnte Jack die Umrisse der Insel ausmachen.

„Wir warten, bis es dunkel ist, dann nähern wir uns, aye? Gibt in der Nähe eine Höhle...sind nur drei Stunden Fußmarsch bis in die Stadt, aber besser als das Empfangskomitee, dass uns sonst erwarten würde...“, meinte Jack leicht grinsend und übergab Anamaria das Steuer, stellte sich an die Reling und blickte noch einmal durch das Fernrohr, auch wenn er schon fast das Gefühl hatte, dass er es nicht wirklich brauchen würde.
 

Inzwischen hatte er begonnen, sich mit diesem Gedanken abzufinden und nicht mehr daran zu denken, ganz zu schweigen davon, dass er manchmal das Gefühl hatte, dass sein Herzschlag mitten in der Nacht aussetzte – und er in diesen Stunden oft wacher und voller Energie war, als zur Mittagsstunde.

Vielleicht war es dann auch besser, wenn er gegen Abend oder aber in der Nacht nach Port Royal schlich und dort...nun ja, dem nachkam, was er vorhatte.
 

Zwar hatte er durchaus auch vor, die Turners zu besuchen, allerdings stünde auch ein Besuch der anderen Art auf dem Programm, dazu musste er allerdings zuvor zu der ehemaligen Miss Swann.

Inzwischen bewohnten sie und ihr frisch angetrauter Ehegatte ein kleines Häuschen, wobei Will sich im unteren Stockwerk eine kleine, aber doch feine Schmiede errichtet hatte. Dass es der Junge in diesem Gewerbe weit bringen würde hatte er mehr als einmal deutlich bewiesen, zumal die Bewohner der Stadt schon zuvor gemutmaßt hatten, dass es der junge Mann statt des alten Mister Brown gewesen war, der sämtliche Klingen, Messer und Beile hergestellt hatte.
 

Bis er die Ausläufer der Stadt erreicht hatte, war es um ihn herum bereits dunkel, dennoch hatte der Pirat das Gefühl, als würde er besser sehen als noch wenig Stunden zuvor. Die Umrisse der Häuser und Zäune erschienen ihm schärfer und es schien ihm nicht sonderlich viel abzuverlangen, sich leise durch die Dunkelheit zu schleichen, als sei er ein Teil von ihr.
 

Und doch achtete er darauf, nicht die Hauptwege und Straßen zu beschreiten, sondern sich hinterrücks, vorbei an Gärten und Hauswänden dem Inneren der Stadt zu nähern, bis seine Augen jenes Haus erblickten, das Ziel seiner Wanderung war.

Einen letzten Blick über seine Schulter werfend betrat Jack das Grundstück und sah im Vorbeigehen auf das Schild mit der Aufschrift 'Schmied', wobei sich ein schmales Lächeln auf seinen Lippen abzeichnete.

Das Rapier, das er einst für den Commodore hatte schmieden sollen, war wohl Werbung genug für den jungen Master Turner und Jack hoffte, dass er es in diesem Beruf weiter bringen würde, als sein ehemaliger Lehrmeister...
 

„Jack!?“

Überrascht blickte Elizabeth zu der Gestalt, die sich eben durch das Küchenfenster ins Haus geschlichen hatte und hielt ihrerseits die Kerze ein wenig höher, um den Piraten genauer sehen zu können. Nicht, dass sie von jemand anderem erwartet hätte, ihr Haus in der Nacht durch das Küchenfenster zu betreten.

„Was tust du denn hier?“, sprach sie anschließend mit normaler Stimme wieder, als Jack sich gesammelt und die junge Frau zur Begrüßung einfach einmal umarmt hatte.

„War in der Gegend, Liebes, da dacht' ich, ich schau mal vorbei und sag Hallo...“, grinste der Pirat breit und brauchte nicht lange warten, bis sich auch Will zu den beiden gesellte, da er es verdächtig gefunden hatte, was seine Frau denn so lange davon abhielt, wieder ins Schlafzimmer zu kommen.
 

Es dauerte nicht lange, bis sie es sich zu dritt im Wohnzimmer gemütlich gemacht hatten und Jack ihnen etwas von seiner Reise erzählte – wobei er das ein oder andere Detail doch auch ausließ und auf der anderen Seite hin und wieder etwas dazu erfand. Er nahm nicht an, das die beiden ihm wirklich alles glaubten, aber es tat gut, Geschichten zu erzählen. Auf der anderen Seite erzählte er diese Geschichten auch nicht immer, damit man ihm glaubte, aber es beinhaltete zumindest jenen Teil der Wahrheit bezüglich seines Aufenthaltes in Europa.
 

„Ich nehme nicht an, dass du den ganzen Weg her gekommen bist, nur um ein wenig mit deinen Geschichten zu erheitern, Jack...“, merkte der junge Schmied dann an und der Anflug eines Grinsens zierte sein Gesicht. In solchen Momenten war er seinem Vater wirklich ähnlicher, als es ihm wohl bewusst war, aber das würde der Pirat ihm auch nicht unbedingt erzählen.

„Hmm...nein. Bin ich nich'. Eigentlich bin ich ja hier, weil ich mit deinem Herr'n Vater ein Wörtchen reden woll'n würde...“, wandte sich der Pirat dann wieder an die junge Frau, die Augenbrauen angehoben, wobei diese Geste die schwarze Ummalung seiner Augen noch dunkler erscheinen ließ und das Weiß seiner Augen umso heller. Ein Gesichtsausdruck, der Sparrow durchaus ein wenig irrer aussehen ließ, als er tatsächlich war, aber vielleicht war auch das einer der vielen Stücke, die ihn als Menschen ausmachten und zu seinem Ruf beigetragen hatten.
 

„Mit meinem Vater?“, wiederholte Elizabeth ungläubig und sah kurz zu Will, der erst mit den Schultern zuckte, ehe er seinen Freund direkt ansah und die Frage ungefragt im Raum stehen ließ, darauf wartend, dass der Pirat ihnen eine Antwort geben würde, noch bevor sie ihn löchern mussten.

„Hm, dachte über eine Art Begnadigung nach...ihr wisst schon, jeder Galgen is' mir recht, solang's kein Britischer ist...“, Goldzähne wurden sichtbar, als Jack versuchte, grinsend seinen Charme spielen zu lassen. Doch die beiden Menschen kannten ihren Gegenüber inzwischen schon gut genug um zu wissen, dass dieses Grinsen alles andere als beruhigend war oder bedeutete, dass sie sich keine weiteren Sorgen machen sollten.
 

„Woher dein Sinneswandel, Jack? Du bist mir bislang immer wie jemand vorgekommen, der seine Freiheit schätzt. Ein Kaperbrief...würde dich das nicht zu sehr ans Gesetz binden?“, bohrte der junge Schmied dann doch nach. Er war immer noch skeptisch, konnte und wollte nicht einfach glauben, welchen Sinneswandel Jack scheinbar durchgemacht hatte.

Woher sollte dieser auch kommen?

Vielleicht kannte er Sparrow nicht so gut, wie sein Vater ihn gekannt hatte, aber die wenigen Tage, die er mit Jack auf der Intereptor verbracht hatte, hatten mehr als deutlich gezeigt, wie sehr der Pirat seine Freiheit liebte, die er sich offenbar mehr als einmal hart hatte erkämpfen müssen.

Und all das wollte er nun einfach aufgeben? Denn auch wenn er in gewisser Weise seiner Tätigkeit noch nachgehen konnte, er war an das britische Gesetz gebunden; er durfte keine britischen Schiffe mehr überfallen und musste auch einen Teil der Beute, die er anderen Schiffen abluchste, zahlen, als eine Art Steuer.

Das klang für Will alles andere als nach dem, was Jack offenbar als Freiheit definierte, um dorthin zu segeln, wohin er wollte.
 

„Zerbrich dir um meine Entscheidung'n nich' dein hübsches Köpflein, Will, und lass es getrost meine Sorgen sein, aye? Dort draußen herrscht teilweise ein vollkommen anderer Krieg als nur jener zwischen Marine und Pirat'n. Ich hab schon meine Gründe, savvy? Sonst wär ich ja wohl nich' hier. Also, wie sieht's aus? Denkst du, du könntest bei deinem Gouverneursvater ein gutes Wort für mich einleg'n? Ich würd ja nur zu gerne selbst vorsprechen, aber ich hab die Befürchtung, dass sein Wachhund Norrington schneller zubeiß'n wird, als ich meine Bitte vortragen kann...“, Jack gestikulierte ein wenig in seiner eigenen Manier. Die Füße hatte er von sich gestreckt, während er es sich auf seinem Stuhl so gemütlich wie nur möglich gemacht hatte, was Will durchaus auch an eine Art von Katze erinnerte. Scheinbar konnte Jack es sich so gut wie überall irgendwie gemütlich machen, auch wenn es oft wohl nur danach aussah und einfach zu seinem Spiel dazu gehörte.
 

„Ich kann es erwähnen, ja Jack...“

Immer noch ein wenig unsicher, ob sich der Pirat seiner Tat und seinen Worten bewusst war, stimmte Elizabeth seiner Bitte zu, mit ihrem Vater zu reden. Vielleicht hatte er recht und sie wussten wirklich nicht, was sich sonst noch dort draußen abspielte und sie dachte nicht, dass Jack aus Jux und Tollerei danach fragen würde, wenn es um sein Leben und seine Freiheit ging.

Sie wusste nicht viel von Politik, aber in einem hatte Sparrow recht gehabt: die Pearl war das letzte wirklich letzte gefährliche Schiff in diesen Gewässern, was nicht nur an ihrer Schnelligkeit, sondern auch an ihrem Captain lag. Schiff und Captain auf der Seite der Briten war bestimmt ein Grund, den ihr Vater nicht einfach so unter den Teppich kehren konnte, genauso wenig wie Norrington. Allerdings glaubte sie nicht, dass beide Männer in irgendeiner Weise davon erfreut sein würden, wenn sie von Sparrows Ansuchen wussten.
 

„Danke, Liebes...“, das Grinsen war aus Jacks Gesicht verschwunden, nun blickte er mit einem Ernst, den beide nicht gewohnt waren, zu ihnen und nickte ein wenig, um seine Worte zu unterstreichen.

„Willst du heute Nacht hier bleiben? Wir haben noch ein freies Zimmer und sollte es sich ergeben, kannst du schon morgen zu meinem Vater, wenn alles gut läuft und du dann immer noch deine Begnadigung willst...“

„Meine Mannschaft wird zwei Tage auf mich warten, sollte ich bis dahin nich' zurück sein, segeln sie ohne mich nach Tortuga...“

„Keine Helden unter Piraten, was?“, konnte Will sich dann doch nicht verkneifen, sowie das leichte Lächeln, als er sich an jenen Moment zurück erinnerte, an dem Jack ihn über einen sogenannten Piratenkodex aufgeklärt hatte. In solchen Sachen standen Piraten sich wohl selbst am nächsten, auf der anderen Seite hatte Jack seine Männer – und eine Frau – nicht grundlos ausgesucht.
 

So kam es, dass der Piratencaptain diese Nacht in einem kleinen, aber gemütlich eingerichtetem Zimmer im neuen Hause der Turners verbrachte und einen durchaus unruhigen Schlaf genoss. Ständig fühlte er sich von katzengleichen Augen verfolgt; es erklangen Schreie, als ob eine Frau erstochen werden würde, ehe in der Dunkelheit ein Fuchs seinen Weg kreuzte, dessen gelbe Augen in interessiert musterten, ehe der Körperbau des Tieres massiger wurde und mit einem Mal fand er sich einem wilden Wolf gegenüber, der die Zähne gebleckt hatte, bedrohlich und bereit zum Sprung...!

„Sparrow?“

Governeur Swanns Stimme war einwenig schriller und klang aufgeregter, als Elizabeth ihren Vater je gehört hatte. Allerdings konnte sie ihm auch keinen Vorwurf machen bei der Bitte, die sie ihm eben vorgetragen hatte. Sie hatte noch ein Wort mit Jack selbst gewechselt, ehe sie sich auf den Weg in die Villa gemacht hatte, die jahrelang ihr zu Hause gewesen war.

„Ja, Vater. Captain Jack Sparrow würde sich über eine Begnadigung und einem Kaperbrief freuen, falls du es ihm ermöglichst, selbst vorzusprechen...“, wiederholte die junge Frau ihre Worte und rührte noch einmal in ihrer Tasse herum, ehe sie sie an ihre Lippen hob und an dem Tee nippte.

„Wieso sollte er das wollen?“

Die Stimme des älteren Mannes klang nun wieder gewohnt, nachdem er sich beruhigt hatte, wobei ihm der Gedanke, dass Jack Sparrow einen Kaperbrief wollte, immer noch befremdlich

„Das wirst du ihn schon selbst fragen müssen...“

Elizabeth vermied es, ihren Vater direkt in die Augen zu sehen. Es war wohl vom ersten Augenblick an klar gewesen, dass Jack an sie herangetreten war, damit sie diese Bitte an ihren Vater richten konnte, aber der Gouverneur konnte eher schlecht seiner eigenen Tochter die Marine ins Haus schicken, um den notorischen Piraten gefangen nehmen zu lassen, zumal der Mann sich nach Norringtons Rettung ohnehin einen Tag in Port Royal gewünscht hatte, an dem er nicht ins Fort gesperrt werden würde.

Sollte er diesen einen Tag etwa für diese Bitte benützen?
 

Die junge Frau spitzte ihre Lippen. Vielleicht hätte sie diese Situation doch auch in ihren Gedanken ein wenig durchgehen sollen, denn auch wenn sie es schaffte, ihren Vater um den Finger zu wickeln, wenn es um Sparrow ging, war sie sich dieser Sache nicht ganz so gewiss.

Dieser Mann schaffte es einfach, alles aus den Fugen zu bringen, auch wenn er nicht einmal anwesend ist.
 

„Es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn dieser Mensch die Chance, einen Tag auf Begnadigung hier in die Stadt zu kommen, es nicht sofort für irgendwelche gewissenlose Zwecke nutzen würde...“, entrüstete sich der ältere Mann erneut und schnaubte kurz, um seiner Wut Luft zu machen.

„Sollte Jack wirklich einen Kaperbrief wollen, Vater, was hätten wir dann zu verlieren? Er ist dann an unser Gesetz gebunden und darf nicht länger britische Schiffe überfallen. Und der Commodore hätte auch etwas weniger Arbeit, wenn er ihn nicht mehr fangen muss, sondern sich auf andere Dinge konzentrieren kann.“

Für eine kurze Zeit herrschte Stille zwischen den Beiden, lediglich das Klappern ihres Geschirrs war zu hören und Elizabeth konnte die Falten auf der Stirn ihres Vaters erkennen, die ein deutliches Zeichen dafür waren, dass er nachdachte und womöglich Vorteile und Nachteile abwog.

„Ja, aber das bedeutet auch, dass er sofort Zugang zu allen britischen Städten hat und wer weiß, zu was er sich dann verleiten lässt?“

„Ich denke nicht, dass er etwas Dummes anstellen wird. Wozu sollte er sich sonst die Mühe machen, einen Kaperbrief anzunehmen und sich damit unseren Gesetzen zu unterwerfen?“

„Hm...“, war alles, was der Gouverneur von sich gab und trank seinen Tee aus. Er müsste lügen, wenn einige Argumente nicht für den Piraten sprechen würden. Und auch wenn besagter Pirat wohl daran beteiligt gewesen war, dass seine Tochter gerettet und diese verdammte Piratencrew gefangen werden konnte, er war und blieb nun einmal ein Pirat.

Man hatte ihn wohl nicht umsonst als solchen gebrandmarkt...
 


 

„Hätte mich ja auch wirklich überrascht, wenn er mir Blumen gestreut hätte...“, konnte Jack sich dann nicht verkneifen, als Elizabeth ihm Auskunft darüber gab, wie das Treffen mit ihrem Vater verlaufen war. Natürlich konnte niemand erwarten, dass man den Piraten mit offenen Armen empfangen würde, aber es wäre ein Deal, von dem beide Seiten etwas hätten.

Jack, weil er dann zumindest vor der britischen Marine keine Furcht mehr haben bräuchte und ihre Leute, weil Jack keine britischen Schiffe mehr überfallen durfte und sich auch in den Städten, die der englischen Krone unterstanden, kein Leid zufügen durfte, wenn man es so ausdrücken wollte.

„Vielleicht nicht unbedingt Blumen, aber er hat zugesagt, dich heute Nachmittag zu empfangen und mit dir darüber zu reden, ich finde, das ist durchaus ein Anfang...“

„Abgesehen von schwierigen Anfäng'n, Liebes...ich hatte noch nie einen solchen Freifahrtsschein...kann'ch mir den gleich heute abholen?“

„Das kommt wohl ganz drauf an, wie schnell die bist, meinen Vater und den Commodore selbst zu überzeugen, dass es keine schlechte Idee sein würde, dir einen Kaperbrief auszuhändigen...“, entgegnete die junge Frau mit einem kecken Unterton und hob ihr Kinn durchaus etwas herausfordernd an.
 


 

Ein pochender Kopfschmerz begleitete ihn nun schon seit einigen Stunden. Um genauer darauf einzugehen: seitdem der Gouverneur ihn in seinen Gedankengang eingeweiht hatte, dass es eventuell vernünftig wäre, dem Piraten einen Kaperbrief auszuschreiben und ihn somit an ihre Gesetze zu binden.

Damit könnte er zwar ansonsten seinen freibeuterischen Neigungen weiterhin nachgehen, unterstand aber der britischen Krone und musste ihnen auch einen gewissen Sold von der Beute zahlen, die er in seinen Besitz bringen würde.
 

An und für sich wäre das kein allzu schlechter Gedanke. Es würde bestimmt auch wesentlich weniger Arbeit mit sich bringen, sollte Sparrow für die Krone und nicht gegen sie arbeiten und dennoch sträubte sich etwas in dem jungen Briten gewaltig.

Wer wusste schon, was Sparrow tun würde, wenn er dieses Dokument einmal sein Eigen nennen konnte? Und konnten sie ihm wirklich soweit glauben und auch vertrauen, sich an ihre Regeln zu halten?

Nein, bestimmt nicht!
 

Und doch musste er sich dem Wunsch des Gouverneurs beugen, auch wenn er seine Bedenken offen geäußert hatte. Swann hatte sie eingesehen und auch gemeint, dass er selbst erst diese Gedanken gehabt hätte, hätte dann aber doch die Richtung gewechselt und durchaus auch Punkte aufgezählt, die dafür sprachen, den Piraten zu einem offiziellen Freibeuter zu machen.

Norrington hatte keine Zweifel daran, woher der Wind kam und weswegen der ältere Mann nun seine Meinung geändert hatte - nicht, dass an diesen Argumenten nichts dran gewesen wäre und doch nagte die Skepsis an ihm.
 

Einem Mann wie Sparrow sollte man besser nicht einfach so über den Weg trauen, egal was für Anliegen er hatte oder welcher Berufung er nun auf einmal nachging.
 

So bereitete er sein Büro im Fort vor, hier waren mehr Soldaten und es war James bei weitem lieber, als wenn sie in das Haus des Gouverneurs gehen mussten. Bisher hatte er noch nicht bei einem solchen Ereignis beigewohnt, auch wenn er sich nicht vorstellen konnte, dass es sonderlich aufregend war.

Als Gouverneur brauchte Swann eigentlich nicht mehr machen, als einfach seine Unterschrift unter dein Dokument zu setzen, dass vom König bereits unterzeichnet worden war. Dann wurde noch Sparrows Name eingetragen und damit wäre die Sache erledigt. Mehr oder weniger...
 

Nur wenige Stunden später wurde der vermeintliche noch-Pirat von zwei Soldaten in das Büro des Commodores gebracht, wo er vor dem Schreibtisch stehen blieb. Norrington selbst stand hinter dem Tisch, die Arme hinter seinem Rücken verschränkt, um sich selbst so doch ein wenig von seinem Gegenüber zu distanzieren.

Neben ihm stand der Gouverneur und James hatte durchaus das Gefühl, auch wenn der ältere Mann sich dafür ausgesprochen hatte, dem Piraten einen Kaperbrief zu geben, ihm nicht ganz wohl bei der Sache war. Es fühlte sich widernatürlich an, einem solchen Mann derartige Vorteile einzuräumen oder sogar noch auf eine gewisse Art und Weise entgegen zu kommen.

Für was denn?

Er hatte weder etwas Großartiges für diese Stadt geleistet, noch schien er Intentionen zu besitzen, einer solchen Tat nachzukommen.
 

Sparrow seinerseits schien mit sich und der Welt im Einklang zu sein. Grinsend wie eh und je blieb er vor dem Tisch stehen, besah sich die anwesenden Männer in gewohnter Manier und faltete seine Hände vor seinem Körper, während er ein wenig vor und zurück wippte und offensichtlich auf etwas wartete.

Der Pirat wusste, dass man ihn jetzt nicht einfach so wieder in eine Zelle sperren konnte und so wartete er mit gespielter Geduld, bis das Trara beginnen würde...und er die Urkunde endlich in seinen Händen würde halten können.

Ein wahrlich glorreicher Augenblick, wenn man es so sehen wollte. Zwar war Sparrow sich gewiss, dass er den Kaperbrief nicht unbedingt brauchte, aber irgendwas in ihm sagte ihm, dass es womöglich ein kluger Schachzug wäre.

Es konnte bestimmt nicht schaden und schon alleine der Gesichtsausdruck des Commodores war es wert, hier zu stehen und zu warten...
 


 

„Und jetzt? Was hat deine Crew hierzu gesagt?“, es war ehrliche Neugierde, die der junge Schmied seinem vormals piratischem Freund entgegenbrachte. Doch anstatt zu antworten, grinste Jack ihn erstmal an, bevor er das Dokument wegpackte und an seiner Rumflasche nippte.

„Geteilte Meinung, aber ich denke, sie sind wirklich davon überzeugt, dass es durchaus Vorteile haben kann, für die Krone zu arbeiten. Ich mein', wir müss'n diesem König ja dennoch nich' den Hinter küssen und ich wünschte ihr hättet Norringtons Gesicht heute sehen können...unbezahlbar, wirklich...“, in seiner typischen Manier gestikulierend, nahm Sparrow noch einen Schluck von dem Rum, stellte die Flasche dann aber doch zur Seite. Irgendwie hatte dieses Getränk für ihn nicht sonderlich mehr Geschmack bekommen, so ungern er es sich auch eingestehen wollte.

„Captain Jack Sparrow...Freibeuter unter britischer Krone – klingt doch warhaftig nicht so schlecht, aye?“, zwar musste er sich an diese Titulierung noch etwas gewöhnen, aber es war nichts, was er nicht doch auch irgendwie freiwillig eingegangen war.

„Leider sind sonderlich viele Gäste bei solchen Vertragsbindungen nicht erwünscht, aber ich kann mir schon vorstellen, dass der Commodore nicht gerade begeistert von dieser Entscheidung war...“, gestand Will dann zu, doch es kümmerte ihn recht wenig, was genau Norrington davon hielt.
 

Das Gesuch, Sparrow einen Kaperbrief zu geben, hatte Gehör gefunden und auch wenn es damals Barbossa gewesen war, der mit der Black Pearl die Hafenstadt angegriffen hatte, viele Menschen wären vielleicht doch auch froh nun zu wissen, dass dieses Piratenschiff ihnen keinen Schaden mehr zufügen würde.

„Ich bin mir sicher, dass sich James auch noch daran gewöhnen wird, solange du dich angemessen verhalten wirst, Jack...“, die Gouverneurstochter streichelte kurz über den Unterarm ihres Mannes und schenkte dem ehemaligen Piraten ein ehrliches Lächeln. „Er ist wirklich kein schlechter Kerl und ich kann mir auch vorstellen, dass nach zwei erfolglosen Versuchen, dich gefangen zu halten und an den Galgen zu bringen, er nicht gerade Freudensprünge machen würde. Allerdings kennt er dich auch nicht ganz so gut, wie wir beide die Chance dazu hätten...“

Jack tat das Gerede mit einem knappen Schulterzucken ab. Eigentlich war es ihm egal, was genau die Menschen von ihm hielten oder über ihn dachten. Diese Gedanken hatte er schon vor Jahren aufgegeben und er würde jetzt nicht wieder damit anfangen.
 

„Nun gut, meine beiden Täubchen...ich werd' mich dann dennoch noch auf den Weg mach'n. Muss meine Mannschaft vielleicht doch noch ein wenig überzeug'n, dass wir hier einen Grund zum Feiern haben...mehr oder weniger. Nun, jedenfalls...feiern...“

Breit grinsend stand er auf und verabschiedete sich knapp von dem Paar, bevor er das Haus durch die Türe verließ. Mit seiner Mannschaft zu feiern war allerdings ein vorgeschobener Grund, denn wie schon einmal zuvor wurde er auf das Trinken des Rums nur noch durstiger und auch wenn er nicht wusste, was das letzte Mal geschehen war, so hatte er im Moment eher das Bedürfnis, sich wie ein verletztes Tier zurück zu ziehen und in Ruhe vor sich hin zu leiden.

Kein angenehmer Gedanke, aber er konnte wohl auch schlecht davon berichten, was ihm widerfuhr, zumal er sich selbst keinerlei Reim darauf machen konnte.
 

Die Zeit wollte nicht vergehen und Sparrow wusste auch gar nicht mehr, welche Wege durch die Stadt er genommen hatte. Steinstraßen waren sandigen Wegen gewichen und auch Häuser fand man hier nur mehr selten und wenn, dann waren es eine Art von Bauernhöfe. Es roch nach Tieren und Dreck und nur mehr im Entferntesten nach Meer. Vielleicht hätte er doch Richtung Strand gehen sollen, doch im Moment spielte das keinerlei Rolle für ihn. Der Durst war wesentlich schneller gekommen als beim letzten Mal und erschien ihm auch wesentlich penetranter als davor.

Doch war er damals nicht einfach eingeschlafen und war munter und undurstig aufgewacht? Vielleicht hatte er das Glück dieses Mal auch und mit einem Keuchen ließ er sich zu Boden gleiten.

Im Moment fühlte er sich dem Wahnsinn näher als sonst, denn auch wenn er unterwegs Brunnen gefunden hatte, das Wasser hatte seinen Durst keineswegs gelöscht, sondern hatte nur dazu geführt, dass sich sein Magen schmerzlich verkrampft hatte.
 

Leise stöhnend rollte er sich auf den Rücken und ignorierte dabei die Tatsache, dass er mitten auf dem Weg lag. Die Chance, dass ihn jemand finden würde war mehr als nur gering.

Langsam aber sicher rutschten alle anderen Gedanken zu einem Gefühl des egal-seins. Es war ihm egal, dass er nun Freibeuter war; es war ihm egal, dass Elizabeth es geschafft hatte, den Mann, den sie liebte, zu heiraten; es war ihm egal, dass er sein Schiff wieder hatte...

Auch Rum und der Gedanke an irgendwelche Schätze war ihm egal; zu wissen, dass er nun jederzeit dem Horizont entgegen segeln konnte...
 

Das tapsende Geräusch eines Hundes wurde dem Freibeuter erst bewusst, als das Tier nur mehr wenige Meter neben ihm stand, während er selbst mit geschlossenen Augen auf dem sandigen Weg lag und versuchte, seine Gedanken zu ordnen.

Die Augenbrauen etwas angehoben wandte er sein Gesicht dem Geräusch zu und öffnete seine Augen einen Spalt breit. Das Tier, das vor ihm stand, war dunkel, hatte zotteliges Fell und die umgeknickten Ohren soweit aufgerichtet, als das es einen neugierigen Eindruck machte.
 

Wer dann die Kontrolle über seinen Körper ergriff, vermochte Jack im Nachhinein nicht mehr zu sagen. Er wusste nur noch, dass sein Blick ein wenig verschwommen wurde, fast so, als ob der Rest ausgeblendet werden würde. Sein Blick fokussierte sich auf den Hund und mit einer Schnelligkeit, die er sich in diesem Zustand nicht zugetraut hätte, sprang er auf und sprintete auf das Tier zu.

Alles ging so schnell, dass der Hund kaum mehr die Möglichkeit zur Flucht gehabt hatte, weswegen er nun seinen Schwanz zwischen die Hinterläufe klemmte, sich offensichtlich bewusst, welcher Gefahr er sich ausgeliefert hatte – wenn auch viel zu spät!

Mit aufgerissenen Augen und einem angsterfüllten Winseln versuchte der Hund sich erst aus Jacks Griff zu befreien, doch der hielt ihn am Nacken fest und begann, ihn auf den Boden zu drücken. Auch der Versuch, den Mann mit den Zähnen zu verletzen war vergeudete Mühe und so wurde sowohl das Zappeln, wie auch das Winseln weniger, nachdem Jack seine Zähne in die Kehle des Tieres vergraben hatte und mit einem befriedigenden Gefühl begann, das Blut, das aus den Adern strömte, heraus zu saugen und zu trinken.
 

Mit jedem Schluck, den er tat, bemerkte Jack am Rande seines Verstandes, wie der Durst weniger wurde, je mehr der warmen Flüssigkeit seine Kehle hinab rann, bis er schließlich ganz verebbte.
 

Erst, als der Kadaver des Hundes begann, auszukühlen und es nichts mehr gab, dass er aus seinen Adern hätte trinken können, verschwand der Tunnelblick, sowie er auch wieder Herr seiner Sinne wurde.

Erschrocken und geschockt von sich selbst und dem, was er getan hatte, ließ er angewidert von dem Toten ab, rappelte sich schwankend auf und hielt sich nun aus einem anderen Grund stöhnend seinen Bauch.
 

Was hatte er getan?!
 

Der Geschmack des Blutes befand sich immer noch in seinem Mund und angeekelt spuckte er ins nahe Gebüsch, doch auch das konnte es nicht ungeschehen machen.

Mit geweiteten Augen blickte er sich um, fand sich aber noch immer in der Dunkelheit der Nacht, in der kein Mensch seines Weges kam und so auch nicht sehen konnte, was passiert war.

Ohne lange nachzudenken griff er die Beine des toten Tieres, schleppte es vom Weg und warf es in einen nahen Graben. Wenn er Glück hatte, würden sich andere Tiere darum kümmern, doch im Moment wollte er nur noch weg von dort!
 

Taumelnd wie ein Betrunkener ging er den Weg entlang, den er zuvor entlang gekommen war. Wohin er schlussendlich kam, war genauso unwichtig wie noch einige Minuten zuvor, doch diesmal aus einem anderen Grund. In Gedanken versunken fuhr er sich mit dem Ärmel seines Hemds über die Lippen und konnte auch dort noch Spuren von Blut erkennen. Für einen kurzen Augenblick wurden seine Schritte langsamer, als er seine Hand anhob und zu seinem Mund führte. Er wusste, dass etwas nicht stimme und konnte es auch förmlich spüren, doch noch war es etwas, was er für ein Hirngespinst hielt.
 

Das Ertasten von etwas, das eigentlich nicht möglich sein sollte, ließ ihn seine Schritte wieder beschleunigen. Es war mehr als offensichtlich nicht normal, dass Zähne, die sonst eigentlich eine Einheitsgröße hatten, mit einem Mal sowohl größer als auch spitzer waren, als die umliegenden. Dies war vielleicht bei Raubtieren normal, die ihre Zähne auch als Waffen benutzten, aber Jack war sich sicher, dass es unter Menschen nicht normal war, auf einmal Fangzähne aufzuweisen...
 


 

Er hatte bestimmt schon rote Druckstellen auf seinem Nasenrücken, dennoch konnte er sich selbst nicht davon abhalten, sich aus Gründen der Angespanntheit und der durchaus auch unterdrückten Wut, mit Daumen und Zeigefinger besagten Nasenrücken zu massieren.

Entspannung folgte allerdings nicht...

Das konnte doch wohl nicht wahr sein!

Diese Schlange hatte es doch tatsächlich geschafft, sich einen Kaperbrief zu erschleichen! Zwar konnte Norrington nicht nachvollziehen, wie der Gouverneur sich dazu hatte überreden lassen können, aber vermutlich hatte auch Elizabeth ihre Finger im Spiel. So gerne er die Frau auch hatte – sonst hätte er nicht um ihre Hand angehalten – er wusste auch, wie sehr sie ihren Vater um den eigenen Finger wickeln konnte. Und sie hatte durchaus Ambitionen, dass Jack nicht gehängt werden würde...
 

Ähnlich einem Tiger in einem Käfig ging der Brite ruhelos in seinem Wohnzimmer auf und ab. Es war ruhig in dem Haus bis auf das Ticken der großen Standuhr, die in der Ecke des Raumes stand.

Seufzend blieb er an der Türe zu seinem Garten stehen und blickte durch das Glas in die Nacht hinaus. Ein Anblick, der ihn im Moment allerdings nicht sonderlich beruhigte.
 

Er wusste, dass er dem Piraten – und jetzigen Privatmann – eigentlich zu Dank verpflichtet war, immerhin hatte er ihn nicht einfach im Meer treiben lassen. Dennoch, eine gute Tat machte all die Gesetzesbrüche dieses Mannes nicht einfach wett, egal, was andere denken mochten.
 

Auch vermochte er nicht zu sagen, ob es wirklich die Person Jack Sparrow war, gegen die er im Moment einen solchen Groll hegte, oder aber es die Tatsache war, dass es in Zukunft nur mehr Hinrichtungen geben würde, anstatt der Aufregung einer Jagd. Stetig hinter einem Ziel her zu sein und auch wenn er es nicht direkt erwischen konnte, er wusste, dass es ein Morgen geben würde; dass er auch am kommenden Tag immer noch dieses Ziel vor Augen haben würde.
 

Vielleicht sollte er noch an den Strand spazieren gehen, das Alleinsein genießen und versuchen, sich abzulenken und den Kopf frei zu bekommen. Jack Sparrow hatte durch dieses Dokument Rechte erlangt, wie sie auf jeden Bürger dieser Stadt zutrafen – hinzu kam, dass er so gesehen nun auch unter Norringtons Schutz stand. Oder eher stehen sollte...

Auch dieser Gedanke behagte ihm so gar nicht und so entschloss sich der Brite dann doch statt zu einem Nachtspaziergang zu einem Glas Brandy, bevor er zu Bett ging und sich dort noch einige Male unruhig hin und her wälzte, ehe er in einen traumlosen Schlaf fiel, der ihm nicht viel Erholung bringen sollte.

Das entfernte Aufjaulen eines Hundes hörte er nicht mehr …

Wochen vergingen und wie es schien, hatte sich beinahe jeder an das immer wieder kehrende schwarze Schiff gewöhnt – jeder, bis auf den Commodore, der es nicht verhindern konnte, jedes Mal aufs Neue auf das dunkle Schiff zu starren, als würde das alleine genügen, um es zu versenken!

Doch dem war leider nicht so und zu allem Überfluss schienen sich die Bewohner der Stadt nicht nur an die Pearl gewöhnt zu haben, sondern auch an deren Crew. Dass sie alle vor wenigen Wochen noch Piraten waren und man sich vor ihnen in Acht genommen hätte, wurden sie heute in den Läden und Geschäften als normale Kunden behandelt, die für ihre Ware zahlten.

Dass das an sich klappte, hatte den Briten schon überrascht, aber dachte denn niemand daran, dass dieses Pack vor nicht allzu langer Zeit noch Gesetzlose waren, die man an den Galgen hätte bringen sollen?

Und ein einfacher Zettel machte sie scheinbar zu ehrbaren Bürgern und verschwieg, was sie eigentlich alles verbrochen hatten!
 

Natürlich gab es einige Freibeuter, die auch in Port Royal an Land gingen und bei denen auch nur ein Kaperbrief die Grenze zur Piraterie zog, aber das war einfach nicht das Gleiche. Gegen diese Piraten war er nicht vorgegangen, diese Piraten wollte er nicht hängen. Diese Captains waren es nicht gewesen, die ihn halb bewusstlos aus dem Wasser gefischt und somit das Leben gerettet hatten.
 

Nicht einmal zu Hause konnte er sich richtig entspannen, denn immer wieder klopfte es irgendwie an seinen Hinterkopf, dass Jack Sparrow mal wieder ungehindert durch die Stadt lief.

So ganz konnte James sich nicht erklären, warum er den – nun ehemaligen – Piraten so hasste. Es war nicht so, als ob Sparrow irgendwie der Schlimmste oder Blutdürstigste gewesen war. Allerdings hatte er es nie unterlassen können, ihn bloßzustellen und das vor möglichst viel Publikum. Natürlich wusste er, dass sein Ansehen nur begrenzt darunter gelitten hatte, aber es ging ihm einfach ums Prinzip; erst hatte er Mrs. Turner vor dem Ertrinken gerettet und war ihm dann vor einer versammelten Mannschaft entkommen. Er hatte ihm die Interceptor vor der Nase gestohlen und hatte sie versenkt und zu guter Letzt war er auch noch am Tag seiner Hinrichtung entkommen.

Nun, er wusste, dass er ihn hatte gehen lassen, in der Hoffnung lebend, dass er ihn binnen der kommenden Wochen wieder eingefangen hätte, aber Sparrow hatte mehr Grips bewiesen, als er ihm erst zutrauen wollte.

Und jetzt?

Nun, jetzt war er im Besitz eines Kaperbriefes und konnte in Port Royal tun und lassen, was er wollte.
 

Die Sonne war bereits untergegangen sowohl seine Haushälterin wie auch seine Köchin waren bereits nach Hause gegangen. Vor ihm stand ein Teller voll mit frischem Essen und doch konnte er sich zum Essen noch nicht durchringen. Seufzend legte er die Gabel wieder zur Seite und lehnte sich zurück, als ein Klopfen an seiner Tür ihn aus den Gedanken holte.

Fragend hatte Norrington die Augenbrauen angehoben, legte die Stoffserviette zur Seite und stand auf, um die Türe nun selbst aufmachen zu gehen.
 

Dabei staunte er nicht schlecht, als er sah, wer genau um diese Uhrzeit vor seiner Haustüre stand: Captain Jack Sprarow!

Ein Grinsen auf seinen Lippen, wie man es sich wohl erwarten konnte, gekleidet in seiner üblichen Montur – Kaperbrief hin oder hier, bisher fand er es offenbar noch nicht sonderlich wichtig, sich neu einzukleiden – und die dunklen Augen auf seinen Gegenüber gerichtet, die er sich immer noch wie eine Frau schminkte.
 

„Wollt Ihr mich denn nicht hereinbitten, Commodore?“, provokativ wackelte der Pirat mit den Augenbrauen und deutete auf die Türschwelle vor sich. Er wankte ein wenig vor und zurück, wartete dabei mehr als offensichtlich auf eine Antwort.

Erst wusste James nicht, was genau er eigentlich davon halten sollte – oder gar sagen sollte! Da stand dieser Pirat doch tatsächlich vor seiner Türe – unangemeldet! - und stellte auch noch eine derart absurde Bitte, dass der Brite erst nur dazu kam, hart zu schlucken.

„Was hat Euch bisher davon abgehalten, einfach in fremde Häuser einzusteigen?“, mit einem ungeduldigen Seufzen tat James einen weiteren Schritt zur Seite und machte eine eher unfreundliche Geste in Richtung des Flurs, wobei Jack dankend nickte und das Haus betrat.
 

Selbst, wenn er die Türe lieber einfach zugeworfen hätte, nun, es würde sich für einen Gentleman, für den er sich immer noch hielt, nicht unbedingt gebühren. Und der Abend an sich war schon ruiniert genug, vielleicht würde ihm Sparrow nur einige Gründe mehr liefern, ihn nicht zu mögen und hingebungsvoll zu verachten.
 

„Was sollte mich denn davon abhalten? Ich wollte Euch nur mal zeig’n, dass auch ein Pirat so was wie Manier’n besitzt, das ist alles…“, entgegnete Jack gespielt entrüstet, bevor der Commodore hinter ihm die Türe schloss und sich der Pirat in dem eher dunkel gehaltenen Flur umsah.

„Ich dachte, Ihr seid nun sowas wie ein ehrenhafter Privatmann, mit einem Kaperbrief und all das...“, ohne den anderen zu beachten, schloss James die Türe und seufzte innerlich. Mit einem Mal erschien es ihm doch besser, wenn er die Türe einfach zugeschlagen hätte.

Das Kommentar geflissentlich ignorierend, ließ Sparrow den Blick durch den wenig beleuchteten Vorraum gleiten.

„Und Ihr wohnt hier, Commodore? Wirkt alles ein wenig unpersönlich…“

Der Brite stand neben der Garderobe und wartete, bis Jack seinen Mantel ausgezogen und ihn aufgehängt hatte.

„Wenn es Euch nicht gefällt, könnt Ihr ja auch wieder gehen. Ich kann mich nicht daran erinnern, Euch eingeladen zu haben…“, die Stimme des Commodores zeugte durchaus von seinem Missfallen, das er Gegenüber dem ‚Besucher’ empfand. Er hatte an diesem Abend allgemein mit keinem Besuch gerechnet und wenn, dann wohl am Wenigsten mit diesem.
 

Niemals hätte es sich Norrington denken können, dass Sparrow in erster Linie einen Kaperbrief der vollkommenen Freiheit vorzog, noch hatte er erwartet, dass ausgerechnet Swann ihm einen solchen ausstellen würde.

Und auch wenn er wusste, dass dieser Gedanke mehr als abwegig war und sich nicht für einen erwachsenen Mann gehörte, so war er sich irgendwie doch auch sicher, dass Sparrow es auch nur deswegen getan hatte, um ihn erst recht zu ärgern und auf der Nase herum zu tanzen.
 

„Und was genau verschafft mir die fragwürdige Ehre Eures Besuchs, Captain?“, den Zynismus in seiner Stimme öffentlich zur Schau tragend, ließ Norrington Jack ein humorloses Lächeln zukommen. Eigentlich wollte er es gar nicht wissen und er würde sich wesentlich besser fühlen, wenn dieser Pirat – er würde bestimmt nicht glauben, dass er sich von diesem Lebensweg allzu weit entfernen würde – nicht alle Anzeichen machte, hier zu bleiben. Und das nicht für ein kurzes Gespräch oder einfach, um ‚Hallo’ zu sagen und gleich wieder zu verschwinden.

Oh nein, er hatte wohl vor, noch ein wenig länger zu bleiben. Und da der Brite noch nicht gegessen hatte, würde er seinen Gegenüber wohl oder übel einladen müssen.
 

Die Lippen spitzend, hing Sparrow sowohl Hut wie auch Mantel auf, ehe er hingebungsvoll mit den Schultern zuckte.

„Habt Ihr schon mal daran gedacht, dass Euch jemand Euretwillen besucht? Was für'n Grund brauch ich? Immerhin darf ich mich nun offiziell in dieser Stadt aufhalten und es steht nirgends geschrieb'n, dass man nich' an das Haus des Commodores nach Sonnenuntergang anklopf'n darf.“

„Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass ich jemals damit gerechnet habe, dass ausgerechnet Ihr einen Kaperbrief annehmen würdet, noch die Dreistigkeit besitzt, ungefragt vor meiner Türe zu stehen.“, abweisend verschränkte Norrington die Arme vor der Brust und machte dem anderen so hoffentlich eher deutlich, wie unerwünscht er hier war. Das Problem an der Sache stellte Jack Sparrow allerdings selbst dar, denn der Mann ließ sich keineswegs beeindrucken. So schlenderte er statt dessen in gewohntem Gang den Flur entlang, warf einen kurzen Blick in das Esszimmer und verschwand kurzerhand darin.

„Wie ich sehe, wolltet Ihr gerade essen…“
 

Es lag schon lange Zeit zurück, dass Norrington sich so beobachtet vorgekommen war. Es war fast schlimmer, als irgendeinem prüfendem Blick stand zu halten. Wenn einem jemand auf die Finger sah, während man arbeitete, dann nur deswegen, weil kontrolliert wurde, ob die Möglichkeit bestand, dass man etwas falsch machte.

Aber eigentlich hatte er nur vor, zu Abend zu essen. Eine Aufgabe, die er schon hunderte Male gemeistert hatte, auch in Gesellschaft, allerdings ohne dabei so beobachtet zu werden.
 

„Ist mit dem Essen etwas nicht in Ordnung, Sparrow?“, fragte er dann entnervt und sah zu seinem Gegenüber auf, allerdings ohne seinen Kopf sonderlich zu bewegen. Es musste doch eine Möglichkeit geben, diesem unangenehmen Blick auszuweichen. Oder ihn besser zu ignorieren.

Doch es war ihm schon den gesamten Abend aufgefallen, dass Jack Sparrow irgendwie anders war, als er ihn das letzte Mal gesehen hatte. Mehr oder weniger gesehen hatte.
 

„Nein, ist alles Bestens. Falls es Euch beruhigen sollte, Commodore.“

„Dann könnt Ihr ja aufhören, herumzustochern und wie ein normaler Mensch zu essen. Oder ist der Gebrauch von Besteck nicht mehr so sehr geübt?“

Eine Spitzfindigkeit, die er einfach nicht unterdrücken konnte. Wenn Sparrow ihn schon so anstarren musste, dann würde sich James kurzfristig doch wohl hoffentlich verbal etwas zur Wehr setzen dürfen.

„Keine Sorge, ist mir durchaus noch bekannt. Immerhin bin ich nicht von Tier'n großgezogen worden…“

Ein Schnauben entkam dem Briten, der sich angesichts diverser Schlagfertigkeiten einfach wehrlos zur Schau gestellt vorkam.

„Wenn es Euch nicht schmecken sollte, so lasst es einfach stehen. Immerhin habe ich Euch nicht eingeladen…“

„Das habt Ihr schon erwähnt...“

„Gut, dann bringt mich nicht dazu, es noch einmal zu sagen...“, schnaubte der Commodore, richtete seinen Blick dann wieder auf den Teller vor sich und versuchte seinen Gegenüber so gut er konnte zu ignorieren.
 

Er war und blieb ein Pirat, egal welches Schriftstück er nun scheinbar mit sich herumführte und wer wusste schon, was Sparrow damit ansonsten alles anstellen würde..nein, darüber wollte er nicht nachdenken, also schüttelte er kaum merklich den Kopf, griff nach seinem Weinglas und trank es in einem Sitz aus.

„So durstig?“, hörte er dann Jacks leise Stimme ihm gegenüber. Mürrisch sah er über den Glasrand zu dem anderen Mann. Auch Sparrow hatte nach seinem Glas gegriffen, den Wein offensichtlich aber nur seine Lippen berühren lassen, ehe er das Glas langsam wieder absetzte und ein dunkelrot glänzender Film auf eben diesen Lippen lag, ehe dieser von ihm abgeleckt wurde.
 

James wusste nicht, woher das Gefühl kam, das er sich mit einem Mal nicht mehr in der stärkeren Rolle hier fand, obwohl es sein Haus war und somit sein...Revier, wenn man es denn so nennen konnte. Dennoch fühlte er sich auf einmal selbst so, als ob er sich auf falschem Terrain befinden würde und das einem Feind gegenüber, dem er eigentlich hilflos ausgeliefert war.

Hart schluckend zwang er sich dazu, den Piraten nicht länger anzusehen und konzentrierte sich doch besser auf das Gemüse auf seinem Teller. Kaum hatte er den Blick abgewandt, verschwand dieses klamme Gefühl und er konnte wieder durchatmen.
 

„Ich wollte Euch bestimmt kein Unbehagen mit mein'm unangemeldetem Besuch bereit'n, Commodore...“, begann Jack dann so etwas wie ein Gespräch und besann sich darauf, doch etwas zu essen. Zwar hatte er keinen Hunger, aber es erschien ihm einfach höflicher, wenn er schon unangemeldet hier aufgetaucht war.

„Wie kommt Ihr darauf? Bzw. hätte Euch dieser Einfall durchaus auch vorher kommen können...“

Leicht grinsend beobachtete der ehemalige Pirat den britischen Offizier, der so ganz ohne seine Uniform um Jahre jünger wirkte.

Die Haare, die damals auf der Pearl stumpf und lockig gewirkt hatten, waren nun ordentlich gebürstet und glatt nach hinten gestrichen und mit einem dunklen Band zusammen gehalten worden. Statt der dunkelblauen Uniform trug er ein beigefarbenes Hemd und eine dunkelgrüne Hose.

Doch es war nicht die Gestik oder Mimik des anderen, die Jack zu diesem Gedanken brachte. Es war erneut das schlagende Herz des Briten, dass ihn auf diesen Gedanken gebracht hatte – die Schläge hallten in seinem Kopf wider, wenn auch nur leise und nicht so, als ob er sich auf nichts anderes konzentrieren würde können.

Und doch deutlich genug, um sie nicht ignorieren zu können.
 

Sein Herzschlag war beschleunigt – zu schnell, um wirklich entspannt zu klingen, aber noch zu langsam, um auf wirkliche Aufgeregtheit hinzudeuten.

Etwas, das Jack bisher nur bei dem Briten erlebt hatte.
 

„Hätte, wäre ich, täte ich...alles unnötige Fragen, wenn Ihr mich fragt...“

„Wie Ihr sehen könnt, tue ich das nicht...“

Ohne sich lange mit Blickkontakt aufzuhalten – der Letzte war unangenehm genug gewesen – stach er seinen letzten Bissen Fleisch auf und schob ihn sich zwischen die Lippen. Die Unverfrorenheit des Anderen war jenseits von Gut und Böse und auch wenn der Grund allen Übels gegenüber von ihm saß, so war es dennoch anders, als sich den ganzen Abend Gedanken über ihn zu machen.
 

„Tja, dann lasst uns das Essen genießen und nich' mehr darüber reden...“

Es dauerte nicht lange, bis auch Jack seinen Teller leer gegessen war. Nicht, dass es viel gewesen war, aber da er ohnehin nicht mit sonderlich großem Hunger gekommen war...
 

Er schob es auf der Ereignis mit dem Hund. Wie es dazu gekommen war, konnte er sich nicht erklären und schon alleine bei der Erinnerung an das, was wohl geschehen war, wurde ihm Übel.

Alle Gedanken, die mit dieser Nacht zu tun hatten, waren verschwommen und er war froh darüber. Umso glücklicher war er auch, dass er seitdem nicht mehr diesen Durst verspürt hatte, denn langsam aber sicher quälte ihn jener Gedanke, der ansonsten wohl offensichtlich gewesen war, gegen den er sich aber bisher noch vehement gewehrt hatte
 

Es war nicht der Durst nach Wasser oder der Hunger nach dem, was er bisher als Nahrung deklariert hatte. Das, was sein Körper verlangte, war der Tod anderer Lebewesen, um sich von deren Lebenssaft zu ernähren.

Und so sehr es ihn auch angeekelt hatte, alleine der Gedanke an Blut brachte seinen Mund dazu, mehr Speichel zu entwickeln. Als ob er eine Fliege verscheuchen wollen würde, schüttelte Sparrow den Kopf und griff nun seinerseits nach dem Weinglas, um es zu leeren.
 

„Durstig?“, kam sogleich das Kommentar vom anderen Ende des Tischen und Jack kam um ein leichtes Grinsen nicht umhin.

„Ihr habt ja keine Ahnung...“



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Kommentare zu dieser Fanfic (4)

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Von:  HadesEye
2014-09-19T19:57:49+00:00 19.09.2014 21:57
Spannend, es hört sich an, als wenn Jack das mit der Verführung schon ganz gut hinbekommt - unterbewusst? - und dabei bei James definitiv nicht auf Granit stößt. Bin gespannt, was jetzt passiert!

Ich kann mich Sengo-sun nur anschließen, was für das erste Kapitel gilt, gilt auch für die folgenden acht, die Charaktere sind sehr gut beschrieben, die Idee ausführlich, neu und ausgesprochen interessant.

Jack's Verwandlung wird immer deutlicher (ich kann ihn mir sehr gut mit kleinen Fängen vorstellen, frag mich nicht warum^^) und nach der Ratte erinnert er sich jetzt auch an die Tat - der arme Hund! Ich konnte mir vorstellen, was passieren würde, aber es war schon schade, weil du das bedauernswerte Tier so niedlich beschrieben hast.
Jack ist sich jetzt also viel mehr bewusst, was mit ihm passiert, warum sucht er jetzt aber den Commodore auf? Nur Neugierde wegen des Herzschlags wird es ja wohl nicht sein...

Über ein neues Kapitel würde ich mich sehr freuen, du schaffst es wirklich, den Schnitt genau da zu machen, wo es spannend wird und man unbedingt weiterlesen möchte!
Grüße,
Luzifer

(PS: Ich hatte schon vergessen, dass ich diese Story mal kommentiert hatte - aber das ist ja auch schon weit über 4 Jahre her... Super finde ich sie trotzdem immer noch und freue mich, dass seitdem neue Kapitel dazugekommen sind. Weiter so! Diesmal werd ich sie allerdings auch abonnieren, damit ich gleich Bescheid weiß. ;D)
Von:  mausilausi
2011-05-25T08:18:19+00:00 25.05.2011 10:18
so langsam aber sicher wird es spannend mal sehen wie Jack mit seinen neuen Erkenntnissen umgehen wird und in wie weit Norrington davon betroffen wird

Von:  HadesEye
2010-03-09T09:35:03+00:00 09.03.2010 10:35
Hey, wieso schreibt denn keiner nen Kommi zu dieser super story???
ich finde, das ist eine tolle idee!!!
schreib bitte schnell weiter!!!
ist echt klasse schreibstil!!! :)
wärst du so lieb mir ne ENS zu schreiben, wenn es weitergeht?
LG Luzi
Von:  Sengo-sun
2009-08-10T19:53:33+00:00 10.08.2009 21:53
Es ist eine Schande dass niemand ein Kommentar hinterlässt! Vor allem wenn die Idee neu und spannend ist und noch dazu wunderbar umgesetzt wird.

Der Prolog (darf ich das zu dem Kappi sagen?) ist perfekt zum Einsteigen der Story noch dazu wirft er einem viele Fragen auf! Wird die Stroy blutig enden? Wann erkennt Jack was er ist (geworden ist)? Und wie gehts mit ihm und James weiter?

Du beschreibst gut - richtig gut! - und bringst die Charaktere gut rüber!

Was ich auch mag ist, dass du einen Teil der alten Vampiersage mit einbringst mit Rumäniern und so. Auch, dass du in langsamen Schritten zeigst, wie sich Jack verändert. Hoffentlich bleibt er noch braungebräunt ich kann mir so einen bleichen Jack nicht vor stellen *drop* °___°"

Schreib schnell weiter!
Und falls ich mich noch nicht für dein aufmunterndes Kommi bedankt habe mach ich es hier und jetzt: herzlichen Dank!
und falls du es noch wissen willst oder nicht schon weißt Frozen Codex wurde weiter geschrieben... Sorry falls ich dass nicht sagen durfte *DROP*

es sengo


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