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American Vampire

von

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Entwischt

Egal was wir taten, Victoria war uns immer einen Schritt voraus. Sie spielte mit uns und es sah so aus, als würden wir dieses Spiel nicht gewinnen könnten. Wir machten einen Schritt nach links und sie war längst schon rechts an uns vorbeigezogen. Es war frustrierend und beängstigend. Den einzigen Erfolg den wir verzeichnen konnten war, dass wir sie an die Grenze nach Kanada trieben, jeden Tag. Jede Nacht kam sie zurück.

Während die Wölfe Nachtschichten schoben und das Reservat, sowie Forks zu schützen versuchten, hielt ich Wache über Bellas unruhige Träume. Es war eine Tortur sie jeden Abend einzuschläfern. Zu groß war ihre Angst, Victoria könnte es schaffen, die Barriere der Wölfe zu durchdringen. Jeden Nacht schlief sie irgendwann aus Erschöpfung ein und ich musste sie früh morgens wecken, um sie nach La Push zu bringen, damit ich mit den Wölfen gemeinsam Victoria jagen konnte. Jeden Morgen sagte ich Billy, Bella müsse noch etwas schlafen, aber natürlich hörte ich jeden Abend, wenn ich zurück kam, dass sie jegliche Ruhe verweigert hätte.
 

Ich war gerade auf den Weg in den Wald um mich mit Sam und Jared zu treffen, als Jacob auf mich zu rannte.

„Sie ist wieder da“, sagte er und ich seufzte.

„Ist das was Neues? Das hör ich doch jeden Morgen.“

„Diesmal ist sie näher. Am Wentworth Lake. Nur wenige Meilen von hier“, erklärte er und deutete in nordöstliche Richtung.

„Verdammt und jetzt? Sind deine Rudelfreunde schon unterwegs?“, fragte ich.

„Ja, Jared und Paul versuchen zunächst sie auf die andere Seite des Sees zu treiben, dort warten Sam und Embry auf sie und dann geht’s Richtung Kanada.“

„Mal wieder“, ergänzte ich.

„Ja, wie jeden Tag“, seufzte er und strich sich durchs Haar. Er sah müde aus.

„Jacob, wann hast du zum letzten Mal geschlafen? Oder was Richtiges gegessen?“, fragte ich.

Er zuckte die Schultern. „Hab vor ‚ner Stunde etwa, ‚nen Fuchs verputzt.“

„Wirklich? Ich bin beeindruckt von deiner ausgewogenen Ernährung“, meinte ich kopfschüttelnd. „Du solltest dich wirklich mal hinlegen und was Anständiges essen.“

„Entwickelst du jetzt mütterlich Gefühle, Blutsauger?“, fragte er sarkastisch und ich lachte schwach.

„Nein, ich hab nur keine Lust, dass du mir mitten aufm Weg umklappst und ich dich stinkenden Klops nach Hause tragen muss“, gab ich bissig zurück.

„Geh rein und leg dich hin oder ich hol Bella, die bringt dich schon zur Vernunft“, meinte ich und er seufzte. Sah so aus, als wolle er wirklich meinem Ratschlag nachgeben.

„Okay, aber nur ein Stündchen oder so. Sobald ich wieder fit bin, folge ich euch“, sagte er.

„Von mir aus, aber schlaf dich erst mal aus und eine Dusche würde dir auch nicht schaden.“

Er knurrte, aber es klang ziemlich erbärmlich. „Ja, ja, bedanken kannst du dich später. Man sieht sich Hundchen“, verabschiedete ich mich und rannte in nordöstliche Richtung.

Ich blieb nach kurzer Zeit wieder stehen und lauschte, aber anscheinend folgte er mir nicht. Das war gut, er musste sich wirklich mal ausruhen. Auf jeden Fall sollte ich mit Sam sprechen, denn ich wettete, dass keiner der Jungs besser aussah als Jacob. Sie alle jagten Victoria fast Tag und Nacht. Wir brauchten eine Lösung!

Ich brauchte keinen Schlaf und viel seltener mal eine Mahlzeit, folglich war es für mich kein Problem, aber die Wölfe waren weitaus menschlicher beziehungsweise lebendiger mit ihren Bedürfnissen.
 

Jacob hatte Recht, der See lag nah, zu nah für meinen Geschmack. Victoria war gefährlich weit vorgedrungen.

Doch anscheinend hatte die Wölfe sie bereits weiter getrieben, rund um den See waren sie nicht aufzufinden. Ich konnte ihre Spur Richtung Norden ausmachen, noch ziemlich frisch. Beruhigend war auch, dass ich nirgends Blut entdeckte. Es musste den Jungs also noch gut gehen.

Von weitem hörte ich ein erschreckendes Knurren und sofort lief ich in diese Richtung.

Jared kniete neben einem riesigen Wolfskörper, ich vermutete Paul, der jedoch keine äußerlichen Verletzungen zu haben schien.

„Was ist passiert?“, fragte ich und kniete mich neben ihn. Dann roch ich es, kurz bevor ich es sah. Blut sickerte schwach aus einer unschuldig aussehen Wunde am rechten Vorderbein, welches jedoch seltsam verdreht war.

„Er hatte Victoria fast, dann hat sie ausgeschlagen und ihn mit einem kräftigen Tritt gegen einen Felsbrocken befördert. Paul meinte, das wäre schon okay, aber dann ist er eingeknickt und so liegen geblieben. Wo ist Jake?“

Ich hätte seiner Erzählung beinahe besorgt gelauscht, hätte es sich nicht um Paul gehandelt und würde Wunden der Wölfe nicht verdammt schnell heilen.

„Jake ist zu Hause und schläft. Der Junge ist vor Erschöpfung fast umgekippt, ganz ehrlich. Ihr seht alle nicht aus wie das blühende Leben. Ihr solltet euch was überlegen, damit ihr mehr Schlaf und Nährstoffe bekommt“, meinte ich und konnte einen tadelnden Ton nicht unterbinden.

„Okay, und was ist mit dir?“, fragte Jared.

„Ich brauche keinen Schlaf, Erschöpfung ist mit fremd und das mit der Ernährung, tja, ich brauch weniger als ihr“, erklärte ich.

„Kapiert. Ich bring Paul nach La Push. Sam und Embry sind Victoria Richtung Nordost gefolgt. Sie scheint heute mal eine andere Route einzuschlagen.“

Ich nickte und machte mich sofort auf den Weg. Wer weiß in was für einem Zustand ich sonst die anderen zwei vorfinden würde.

Die Bäume flogen an mir vorbei, während all meine Sinne geschärft auf meine Umgebung und die Ferne waren. Kein Rascheln, keine noch so kleine Bewegung sollte mir entgehen.

Dann sah ich die zwei großem Gestalten, die knurrend vor etwas auf und ab liefen.

Victoria hockte auf einem Ast, der über einen Fluss hing. Sie schien auf etwas zu warten.

„Endlich“, sagte sie, als unsere Blicke sich trafen.

„Komm her, Mädchen“, befahl sie.

„Warum glaubst du, sollte ich dir gehorchen?“, fragte ich und positionierte mich zwischen den Wölfen.

Sie lächelte dieses gefährliche Lächeln und irgendwas an ihr erinnerte mich an Casimir. Vielleicht war es dieses arrogante Machtgehabe, vielleicht auch das boshafte Glitzern in den roten Augen.

„Weißt du, ich habe diese Cullens nie verstanden oder dich. Was findet ihr nur an den Menschen? Ihr verratet eure Natur, nur um ein menschliches Leben zu heucheln. Wozu soll das gut sein?“, fragte sie und schien wirklich nachdenklich.

„Es ist nicht unsere Natur, Victoria. Wir wurden als Menschen geboren und in die Ewigkeit verbannt, das ist alles. Irgendwie sind wir noch immer menschlich. Fühlst du das nicht? Den Schmerz den Verlustes über James, diese Wut, der Sinn nach Rache?

Das sind menschliche Gefühle und egal wie abscheulich du dich verhältst, egal hinter welcher Fassade eines Monsters du dich zu verstecken versuchst, du kannst nicht darüber hinweg täuschen, dass selbst du noch einen Funken Menschlichkeit besitzt.“

Sie lachte kalt und sichtlich amüsiert.

„Du bist so naiv. Und was bildest du dir eigentlich ein, James‘ Namen in den Mund zu nehmen?“, sie sah mich kalt an.

„Oh, hast du Patentrecht darauf?“, fragte ich.

Sie knurrte. „Dir hat nie jemand Manieren beigebracht, wie es aussieht.“

„Und dir hat nie jemand sowas wie Stil vermittelt“, gab ich zurück und sprang auf sie zu. Wir hatten genug Kaffeeplausch gehalten!

Mit einem Satz war sie über den Fluss und rannte fort.

„Du bist ein Feigling“, rief ich ihr zu, während ich die schweren Schritte der Wölfe hörte, die über den Boden krachten.

Blitzschnell drehte sich Victoria um und packte mich, schleuderte mich gegen einen Baum, der krachend zu Boden ging.

„Ich bin was?“, bedrohlich richtete sie sich vor mir auf und wurde im nächsten Moment vom Embry zur Seite gestoßen. Knurrend warf sie ihn von sich und er landete unsanft auf dem Boden.

„Du hast mich schon gehört“, sagte ich lächelnd und wich ihren Angriffen aus.

„Du läufst nur weg. Warum? Weil du Angst hast“, erklärte ich.

Sie schien fast die Beherrschung zu verlieren und dennoch waren ihre Schritte präzise und schnell. Wenn ich nicht aufpasste, würden sie tödlich enden können.

Sam griff sie von hinten an, aber sie wehrte ihn ab, mit einem gezielten Griff packte sie und warf ihn gegen einen Baum.

Mir bleib keine Zeit um zu kontern, ich musste in der Defensive bleiben, während die Wölfe abwechselnd versuchten, sie zu attackieren. Aber sie wich jedem Angriff aus oder wehrte ihn ab.

Wieder spielte sie mit uns. Sie griff mich nicht an, um mich wirklich zu treffen, sondern hauptsächlich um mich zu beschäftigen und ihr fiel es leicht, weil die Defensive ihr Fachgebiet war. Die Erkenntnis war entscheidend, denn so gut sie in der Verteidigung war, mit mehreren Angriffen zeitgleich, würde selbst sie vermutlich Probleme haben.

Ich musste sie aus ihrer Reserve locken, auch wenn das für mich hieß, dass ich meine Abwehr aufgeben musste.

Also duckte ich mich und wirbelte um sie herum, schlug ihr meinen Ellenbogen in die Seite und ergriff die Flucht. Wir mussten die Rollen tauschen. Sie wurde zur Jägerin, darin war sie schlecht.

Aber nicht schlecht genug, wie ich schnell feststellen musste. Nach kurzer Zeit hatte sie mich gepackt und zu Boden geschleudert. Ich sprang auf um meine Flucht fortzusetzen, aber sie hatte bereits meinen Arm gepackt und ich spürte ein heftiges Ziehen. Sie würde mir den Arm abreißen.

Ich langte mit meinem Bein nach hinten und zog ihre weg, so dass sie zu Boden stürzte, was mir Möglichkeit gab mich zu befreien. Doch das war nicht von langer Dauer, denn sie hatte sich abgefangen und mich wieder in ihren eisernen Griff gebracht.

Ich spürte wie ihre Zähne sich in das Fleisch meines Oberarmes bohrten und sicher hätte sie mir meinen Arm herausgerissen, hätte Sam sie nicht gepackt und zu Boden gedrückt.

Aber davon bekam ich kaum etwas mit. Mein Arm brannte, während ihr Gift in der Wunde zu brodeln schien. Ein schmerzerfülltes Zischen entwich zwischen meinen Zähnen und ich war fast soweit, mir meinen Arm selbst abzureißen.

Ein Jaulen riss mich aus meiner schmerzhaften Gedankenwelt. Das nächste was ich vernahm war das Krachen, als Sams Körper in meiner Nähe aufschlug.

Embry rannte Victoria nach, aber sie war weg, schon wieder. Ich sah nur noch ihren Schatten in den Baumkronen verschwinden. Das war‘s dann.

„Scheiße, wir waren so nah dran!“, schimpfte ich und schlug gegen einen Baum, der unter dieser Wucht umbrach.

Embry kam wieder zwischen den Bäumen hervor, in menschlicher Gestalt.

„Tut mir Leid, sie hat mich abgehängt, ist eine Felswand hoch und dann verschwunden“, erzählte er.

„Kein Problem, Embry. Mittlerweile sind wir es doch gewohnt“, meinte ich schwach, konnte den Zorn in meiner Stimme nicht unterdrücken.

„Du bist verletzt“, stellte er fest, klang fast schon entsetzt.

„Ja, und ich hatte Glück, hätte Sam sie nicht angegriffen, hätte sie mir den Arm abgerissen“, erklärte ich.

Auch Sam hatte sich wieder aufgerappelt und zurück verwandelt.

„Ziehen wir uns für heute zurück, ich glaube nicht, dass sie es heute nochmal versucht“, sagte er. „Die anderen wissen schon Bescheid, wir treffen uns bei den Blacks.“

Wir nickten.

„Die Wunde sieht übel aus, die sollte versorgt werden“, meinte er und deutete auf meinen Arm. „Nur ein kleiner Biss, muss gereinigt werden, denke ich. Vielleicht wäre es aber besser, wenn ich ihn verbinde. Bella würde sich Sorgen machen und Charlie unnötige Fragen stellen“, erwiderte ich schulterzuckend, was jedoch mehr schmerzte als ich geahnt hatte.

„Lass uns zu Emily gehen“, sagte Sam, „Embry du läufst schon vor zu den anderen und sagst, wir kommen nach.“

Wir rannten los, zurück Richtung La Push und auch wenn ich es nicht gern zugab, mein Arm schmerzte ziemlich. Ich dachte an den Biss, den Kenneth mir zugefügt hatte. Der hatte nicht so wehgetan, zumindest soweit ich mich erinnerte und mein Gedächtnis war gut. Vielleicht lag es daran, dass Rachel die Wunde augenblickblich versorgt hatte oder dass der Biss nur kurz war?

Verdammt, warum machte ich mir überhaupt darüber Gedanken? Viel wichtiger war jetzt, dass wir uns was einfallen lassen mussten, sonst würden wir Victoria nie kriegen!

Wir erreichten La Push eine halbe Stunde später und teilten uns auf.

Als Sam und ich bei Emily ankamen, hörte sie sich besorgt an, was geschehen war, während sie die Bisswunde säuberte und verband.

„Geht das so? Ich hab vorher noch nie einen Vampir verarztet“, meinte sie entschuldigend.

Ich lächelte sie an. „Ist schon gut so. Ich werde demnächst nur mal wieder jagen müssen, um mich etwas zu stärken.“

„Okay, lasst uns zu den Blacks gehen, die anderen warten schon auf uns“, sagte Sam.

„Ich hab Kuchen gebacken. Die Jungs haben sicher Hunger“, sprach Emily und deutete auf zwei große Bleche. Sam lachte und nahm die Kuchen, dann verließen wir das Haus und liefen zu den anderen.
 

Sie saßen alle auf der Veranda oder davor. Die kleine Niederlage des heutigen Tages schien ihre Stimmung kaum zu trüben. Nur Jacob schien ziemlich enttäuscht.

„Sam, hey, tut mir leid, ich hab verpennt, ich wollte echt nachkommen“, meinte er gleicht, kaum dass wir in Hörweite waren, aber Sam wollte davon nichts wissen.

„Kein Problem, wir sind alle übermüdet. Wir müssen uns wirklich eine Lösung einfallen lassen.“

Bella saß neben Embry auf der Treppe und als sie mich sah stand sie auf und eilte auf mich zu.

„Grace, wie geht es dir? Embry hat gesagt du seist verletzt!“, sagte sie besorgt.

Ich strafte Embry mit einem bösen Blick und er murmelte eine Entschuldigung.

„Halb so wild Bella, mich kriegt man nicht so schnell klein“, redete ich mich heraus und wollte das Thema wechseln, „Wie war dein Tag?“

„Ganz okay, war recht langweilig“, meinte sie. Konnte ich verstehen. Den ganzen Tag allein hier herum zu hocken, machte sicher keinen Spaß.

„Also wie geht das weiter. Sollen wir Tag für Tag die gleiche Nummer durchziehen und diese blöde Blutsaugerin an die kanadische Grenze jagen, ehe sie und mal wieder entwischt?“, hörte ich Paul wütend sagen. Ihm schien es ja wieder gut zu gehen, so wie er sich jetzt lautstark beschwerte.

„Ich würde vorschlagen, wir locken sie aus ihrem Schlupfloch. Sie ist gut in der Defensive, aber nicht gut genug im Angriff“, schaltete ich mich ein und lehnte mich an das Verandagelände.

Alle Augen sahen mich überrascht an. „Naja, ist mir heute aufgefallen. Eigentlich hat sie mich zunächst überhaupt nicht angegriffen, sondern nur versucht mich in Schach zu halten.“

Die Wölfe sahen mich interessiert an. „Okay, du schlägst also vor, wir sollen sie angreifen“, fasste Sam zusammen.

Ich nickte. „Zumindest wenn sie uns lässt. Ich denke nach dem heutigen Tag, wird sie vorsichtiger sein, aber wenn wir sie wieder in eine solche Situation bringen können, müsste es funktionieren.“

„Na endlich kommt Schwung in die Sache“, freute sich Paul.

„Mag sein“, redete ich seinem Eifer dazwischen, „Aber wir erreichen überhaupt nichts, wenn ihr vor Erschöpfung umfallt. Ihr braucht mehr Schlaf und solltet öfter mal was zu euch nehmen. Gesund ist eure momentane Situation jedenfalls nicht.“

„Ach und was ist mit dir?“, fragte Jared.

Ich lächelte ihn mild an. „Ich brauche keinen Schlaf. Ich habe seit fast 50 Jahren nicht mehr geschlafen. Mein Körper kennt keine Erschöpfung solcher Art.“

Bis auf Bella sahen mich alle verblüfft an.

„Das ist verrückt“, meinte Paul.

„Ich find‘s genial. Stellt euch doch mal vor, wie es wäre nicht mehr schlafen zu müssen“, kommentierte Embry.

„Das kann ich dir sagen“, wand ich ein, „Mit der Zeit wird es ziemlich langweilig.“

Ich seufzte und strich mir durchs Haar. „Aber wir kommen vom Thema ab. Fakt ist, dass ihr all diese menschlichen Bedürfnisse, wie Schlaf und Hunger befriedigen müsst.

Es wäre am besten und vor allem am effizientesten, wenn ihr im Wechsel Wache haltet.“

„Du musst auch jagen“, stellte Sam fest.

„Ja, aber es reicht, wenn ich alle zwei Wochen auf die Jagd gehe und genug zu mir nehme.“

„Dennoch gehst du als erstes. Vorhin hast du selbst gesagt, dass du bald wieder jagen musst, weil du durch die Verletzung geschwächt bist“, erklärte Sam.

Dagegen konnte ich mich natürlich nicht widersetzen. Er hatte ja Recht.

„Okay, stimmt. Also werde ich gehen. Ich denke ich brauche zwei bis drei Tage, schließlich muss ich außerhalb dieses Gebietes sein und eine verlassene Gegend suchen. Paul sollte auch morgen ausruhen, schließlich hat es ihn auch ziemlich erwischt.“

Wie erwartet stellte sie Paul quer, aber Sam stimmte mir zu und zwang ihm einen freien Tag auf.

Die Wölfe einigten sich auf einen drei Schichten Rhythmus pro Tag. Ich persönlich war für zwei, aber das war ja nicht meine Sache.

Kaum hatten sie sich geeinigt kam Charlie angefahren und hielt vor dem Haus, sichtlich verwundert über das Aufgebot von „Männlichkeit“.

„Hey Jungs, habt ihr gut auf meine Mädchen aufgepasst?“, fragte er lächelnd als er zu uns kam.

„Natürlich Charlie, soweit es uns möglich war“, versicherte Sam und schielte kurz zu meinem Arm, aber den Verband sah man kaum. Zum Glück, ich wollte nicht ins Verhör genommen werden.

Der restliche Abend verlief sehr gemütlich. Wir saßen mit Charlie und Billy zusammen. Emily brachte Essen und für einen Moment vergaßen wir, welche Gefahr dort draußen lauerte.

Ich betrachtete die Wölfe. Sie alle waren jung, Teenager. Es war traurig zu wissen, welche Last sie auf ihren Schultern trugen, aber ebenso war es wunderbar mit anzusehen, wie sie lachten und einfach nur jung waren.

Ich sah nur aus wie sechszehn und manchmal in letzter Zeit fühlte ich mich so. Aber irgendwie hatte ich mich verändert, auf eine seltsame Art und Weise war ich erwachsen geworden, obwohl ich mich nicht wirklich so fühlte. Immer wieder stellte ich fest, dass ich mich oftmals noch wie eine Jungendliche verhielt. So wie früher.

Bellas Gähnen lenkte meine Aufmerksamkeit auf sie. Ich lächelte sie an.

„Wir sollten nach Hause fahren, Bella. Es ist schon spät. Charlie? Können wir zurück nach Forks?“, fragte ich und er löste sich von seinem Gespräch mit Sam.

Er sah zuerst mich und dann Bella an. Er nickte. „Ja, schien ein langer Tag hier in La Push gewesen zu sein“, meinte er.

Wir verabschiedeten uns und machten uns auf den Weg zu den Autos.

„Was willst du Charlie erzählen?“, fragte Bella, als wir unterwegs waren.

„Wegen meiner Jagd? Ich denke es wird mal Zeit, dass ich ein paar alte Freunde besuche oder so etwas in der Art, nicht wahr?“, erzählte ich, „Meinst du, das glaubt er mir?“

„Ich denke schon. Also fahr ich morgen allein nach La Push und…“

„Oh nein“, unterbrach ich sie, „Ich bin für deine Sicherheit verantwortlich, solange du dich nicht im Reservat aufhältst. Ich werde dich hinbringen und abends wird dir einer der Wölfe folgen und Wache halten.“

„Das musst du nicht“, murmelte sie.

Ich lachte leise. „Bella, bitte. Es ist besser so, du brauchst maximale Sicherheit.“

Sie seufzte und war sichtlich abgeneigt, in einem solchen Fokus zu stehen.

Dennoch sagte sie zu, ihr blieb auch keine andere Wahl.
 

Der nächste Morgen begann früher als sonst. Ich hatte Charlie gesagt, ich würde Richtung Bend in Oregon fahren, jedoch würde mein Weg daran vorbei laufen und in den nahegelegenen Deschutes National Forest führen.

Er hatte gemeint, ich solle früh losfahren, da es in letzter Zeit öfters Probleme auf der Strecke gäbe. Mit einem Lächeln hatte ich ihm versichert, ich würde das machen. Also hatte ich Bella heute um sechs Uhr morgens aus dem Bett geholt.

Die Straße nach La Push war einsamer als sonst und ich kam nach zehn Minuten beim Haus der Blacks an. Jacob tauchte zwischen den Bäumen auf, fast als hätte er nur gewartet, dass wir kommen.

„Hey, Bella“, begrüßte er sie stürmisch und lächelte fröhlich. Ich würde glatt denken, er freue sich, mich mal loszuwerden.

„Du kannst dann gehen Blutsauger, wir haben das hier im Griff“, meinte er in meine Richtung, freundlich wie immer.

„Oh na klar, darf ich mich vielleicht vorher verabschieden?“, fragte ich und ging auf Bella zu, die mich umarmte.

„Ich wünsch dir viel Spaß, hier in diesem Hundekäfig“, meinte ich grinsend.

Sie lachte, unterbrach aber, als ich sie ernst ansah.

„Bella, bitte versprich mir, dass du nichts Dummes machst, wenn ich weg bin.“

„Als würde ich je…“

„Bella, bitte, versprich es!“

„Ja, okay. Ich verspreche ich werde nichts anstellen“, gab sie nach.

„Super. Pass auf dich auf.“

Dann wandte ich mich an Jacob. „Und du, sollte Bella irgendwas passieren, während ich nicht da bin, mach ich dich dafür verantwortlich und dann kannst du was erleben.“

Er schnaubte abfällig und verschränkte ablehnend die Arme. „Ihr Leben wäre viel sicherer ohne dich und deine Monsterfreunde.“

„Wer von uns ist denn hier das Monster?“, fragte ich leise. Diese Diskussion würde zu nichts führen, außer vielleicht einer lautstarken Auseinandersetzung, auf die ich ganz gut verzichten konnte. Ich hatte weitaus besseres vor.

„Okay, ich verschwinde jetzt. Bald bin ich wieder da. Bis dann, mach’s gut Bella.“

„Auf Wiedersehen“, verabschiedete sie mich.

Sie winkte, während ich mich ins Auto setzte und losfuhr, nichtsahnend wie lang drei Tage dauern würden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2010-07-13T14:53:17+00:00 13.07.2010 16:53
Was soll man da sagen,ein sehr sehr gutes Kapitel ^^

Liebe Grüße


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