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Totentanz

Winterwichteln 08/09 für die verehrte Huehnchen
von

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Interessiert beobachteten zwei Augen Tod. Genau genommen war es nur ein Auge, dessen Iris und Pupille wie ein winziger Punkt auf einem weißen Ball wirkten. Die leere Höhle des zweiten Auges, war unter einigen verfilzten Haarsträhnen versteckt. Vor einiger Zeit befand sich dort noch ein gräuliches Glasauge, das fast schon sympathisch wirkte – vermutlich das einzig angenehme an dem jungen Mann. Die Existenz nach dem Tod hatte Kaffeetrinken alles andere als gut getan. Sein ohnehin schon verdrehter Verstand wirkte mittlerweile wie ein Knäuel aus dutzenden Geistern, zu deren Hobbies das Malen mit Blut (vorzugsweise mit dem anderer Menschen) und ähnliche Zeitvertreibe gehörten. Es brauchte wohl genau so einen Verstand, um aus dem Reich der Toten zurückzukehren und Tod in seine derzeitige Lage zu bringen.

„Ich denke Schach ist das übliche Mittel in so einer Situation“, unterbrach Kaffeetrinken die Stille und fixierte Tods Gesicht.

Das blaue Leuchten in dessen Augenhöhlen flammte einen Moment lang auf. Schach – jeder wollte Schach spielen. Als ob ein Sieg darin bindend war. Wer tot war, würde es auch bis ans Ende aller Zeiten bleiben und daran würden ein paar herum geschobene Figuren nichts ändern. Dennoch, wenn er schon spielen musste, dann nicht immer wieder Schach. Was war so verkehrt an Backgammon? Oder einem Kartenspiel?

INTERESSANT, erklang Tods Stimme in Kaffeetrinkens Kopf. DU GLAUBST WIRKLICH DAMIT DURCHZUKOMMEN.

„Warum sollte ich auch nicht?“, war die naive Reaktion.

MAN ERHÄLT, WAS MAN SÄT.

Kaffeetrinkens Hände verkrampften sich zu Fäusten.

„Man ERNTET, was man sät“, korrigierte er mit zusammengebissenen Kiefern.

Dummheit war etwas, was er bei niemandem tolerieren konnte, schon gar nicht bei jemandem, dem soviel Respekt entgegengebracht wurde. Man sollte meinen ein Men… Lebe… eine Person wie Tod war klug genug um sich wenigsten mit etwas so einfachen wie Sprichwörter auszukennen. Das war ja zum aus der Haut fahren.

VIEL ERNTEN WIRST DU NICHT. Tods Stimme klang nahezu amüsiert, so fern jemand wie er einen Sinn für Humor aufbringen konnte.

Ungerührt erhob sich Kaffeetrinken von seinem Platz - ein Schemel dessen Design aus Schenkelknochen eines Pferdes von besonderer Geschmacklosigkeit zeugte – und begann durch den langen Korridor aus Regalen zu wandern. Jeder seiner Schritte war untermalt von dem leisen Geräusch unzähliger Sandkörnchen die in Sanduhren hinab rieselten und egal wieweit Kaffeetrinken bereits gegangen war, der Raum schien kein Ende zu nehmen. Immer weiter zogen sich Regale, Sanduhren und leises Rieseln dahin – ein unendlicher Raum gefüllt mit Schicksalen.

Der verstorbene Assassine blieb stehen und ergriff eine der schwarzen Uhren mit den goldenen Namensschildern. Forschend stellte er diese auf den Kopf und beobachtete, wie der Sand der Schwerkraft trotzte und aufwärts floss. Plötzlich klirrte es laut und Kaffeetrinken schob nachdenklich das Namensschild mit der Fußspitze durch den Scherbenhaufen.

„Er ist doch nicht wirklich tot?“ fragte er wie ein Kind, welches einer Fliege die Flügel herausgerissen hatte und nun nicht begreifen wollte, dass es grausam und tödlich war.

Das Leuchten in Tods Schädel intensivierte sich. Einem so verdrehten Geist das Wesen von Leben und Sterben zu erklären war schwierig und würde wohl möglich nur den sadistischen Reiz seines Gegenübers anstacheln. Ab einer gewissen Bewusstseinsebene in der man selber lebte, war die Wahrheit etwas anderes, Märchen waren weniger romantisch, Legenden weniger mystisch und Götter verkamen zu verkrachten Existenzen mit Familienhintergründen, bei denen Therapeuten vor Freude geheult hätten. Ein Leben als Wesen, das den oberflächlichen Blick der meisten Menschen hinter sich gelassen hatte und hinter die Kulisse der sogenannten realen Welt blickte, führte unweigerlich dazu, dass man wusste, was Schicksal ausmachte. Man wurde geboren und man starb zu einem festgelegten Zeitpunkt in einer längst geregelten Art – kein goldener Faden, den man durchschneiden musste und auch das Umdrehen der Sanduhr änderte nichts daran. Schicksal bedeutete, dass ein Rübenbauer aus Sto Helit vor nicht weniger als einer Minute einfach tot umkippte, weil seine Zeit abgelaufen war und eine zerstörte Lebensuhr einen wundervoll kreativen Abgang darstellte.

Kaffeetrinken trat mit einem großen Schritt über den Scherbenhaufen. Sein Auge fixierte seinen knöchernen Gastgeber und sein Kopf neigte sich zur Seite. Er wirkte wie etwas gruseliges, das um jeden Preis niedlich erscheinen wollte.

„Kann im Moment überhaupt jemand sterben?“

Tod bewegte sich ein Stück, was ein lautes, metallenes Klimpern zur Folge hatte. Langsam ließ er seine Hand wieder auf die Lehne eines Sessels sinken, auf den Oberpriester der dunklen Zunft mehr als neidisch gewesen wären - ein Prachtstück aus schwarzem Samt, Knochen und diversen Tierschädelapplikationen; die schweren Ketten, die sich um seine Hand- und Fußgelenke schlangen, waren jedoch eine Sonderausstattung seines Gastes.
 

Wie ein schwarzer Tintenfleck auf dem sonst unbeschriebenen Blatt Papier des Universums, erschien die Residenz des Todes. Es wirkte wie das Kunstwerk von jemandem der eine genaue Vorstellung von Strukturen und Formen, aber nicht von Farben hatte. Ein Schwarz-Weiß-Bild einer Villa mit Garten, und Pferdestall in dem das Weiß vergessen wurde. Normale Lebewesen würden es deprimierend oder gar gruselig finden, für Albert war es einfach sein Zuhause. Ein Zuhause, das momentan von einem Irren heimgesucht wurde. Nachdenklich starrte er zur Tür des Arbeitszimmers, Archives oder wie auch immer man einen Aufbewahrungsort für Lebensuhren bezeichnen wollte.

QUIEK!

Kurz zuckte Tods Angestellter zusammen und blickte dann neben sich auf eine kleine Gestalt mit einer Miniatursense und schwarzer Kutte.

„Schleich dich nicht so an!“

QUIEK, entschuldigte sich das Rattenskelett und erhielt eine abwinkende Handbewegung als Reaktion. Tods Diener war zu sehr in Gedanken gewesen, um die Ankunft Rattentods überhaupt zu hören. Er wusste, was er in solchen Situationen machen sollte: in erster Linie warten, in zweiter eine bestimmte Uhr so gut wie möglich verstecken, aber Trockenübungen waren etwas gänzlich anderes, als ein wirklicher Notfall. Warten zerrte einfach nur an den Nerven und hastig wischte er seine schwitzigen Hände an seiner Hose ab.

„Schon gut. Hast du sie gefunden?“, fragte er, nachdem er die Augenhöhlen Rattentods noch immer in seine Richtungen zeigen sah.

QUIEK.

Albert ließ die negative Antwort sacken und ließ seinen Blick wieder zur verschlossenen Tür wandern. Zu gern hätte er gewusst was dahinter vor sich ging und so wie die Dinge lagen, würde er es schon sehr bald wissen.

„Dann weißt du, was zu tun ist.“
 

Kaffeetrinken kicherte laut, während er goldenen Sand durch seine Finger auf die Tischplatte zwischen sich und seinen Gastgeber rieseln ließ.

„Ich habe nicht vor dich zu töten“, erklärte er fröhlich.

ICH BIN TOD, erläuterte Tod ruhig und es schien als würde er breit grinsen.

Sein Gast blinzelte einen Moment verwirrt, bevor er verstand, dass es gewagt wurde sich über ihn zu amüsieren. Ärgerlich legte er seine Stirn in Falten, schob seine Hand durch den Sandhaufen vorwärts und packte schließlich die Knochenhand des Gegenübers. Es knackte laut als er das Gelenk verdrehte und schließlich die Hand abzog. Einer der Vorteile bereits ein Teil des Jenseits zu sein war, dass bestimmte Fakten über den Tod, Berührungen und tot umfallen, zu bedeutungslosen Ammenmärchen verkamen.

„Ich will wissen wo sie ist“, presste der junge Mann ungehalten hervor. „Wo ist ihre Uhr?“

Tods blaues Leuchten legte sich zuerst auf sein abgetrenntes Glied, bevor er schleppend von dort über den Tisch in Kaffeetrinkens Auge wandern ließ. Er lauschte dem leisen Rieseln und beobachtete wie der tote Assassine reflexartig seine Brust hob und senkte. Eigentlich war jenem bewusst, dass es für ihn keinen Weg zurück gab und Tod verstand nun, warum er sich über diesen Besuch freuen durfte.

Kaffeetrinkens Auge zog sich zusammen. Einzelne imaginäre Muskeln in seinem Gesicht begannen zu zucken, bis es zum Ausbruch kam. Wütend sprang er auf und wischte den Sand vom Tisch.

„Gib sie mir!“, forderte er lautstark. „Ich habe es verdient es zu erfahren.“

Tod hätte gern eine Braue gehoben, wenn es anatomisch möglich gewesen wäre. Der Mensch vor ihm war faszinierend. Bereits den ganzen Tag behauptete er steif und fest stets gute Arbeit geleistet zu haben. Er bildete sich tatsächlich ein, früher ein Handlanger des Todes gewesen zu sein. In gewisser Weise stimmte dies auch, er war ein hervorragender, überaus kreativer Meuchelmörder gewesen, aufgezogen und ausgebildet von der Gilde der Assassinen – ein Fehler, wie diese später zugeben musste. Er hatte sogar zu der Sorte Mensch gehört, die in ihrem Beruf völlig aufgingen, bis Susannes tödlicher Angriff mit einem Schürhaken seiner lebenden Existenz ein Ende bereitet hatte. Der Eindruck auf ihn musste prägend genug gewesen, um Rachegelüste an ihr hervorzurufen oder er war dazu überredet, vielleicht sogar bezahlt worden; immerhin war und blieb er ein Assassine.

„Willst du das Sterben noch länger verhindern?“ Herausfordernd blickte er das gefesselte Skelett an. „Das wäre unnatürlich und schädlich – nicht wahr?“

Tod wirkte ungerührt. Kaffeetrinkens großer Vergeltungsplan hatte einen entscheidenden Fehler den nur Menschen machen konnten. Sterben entstand nicht durch den Willen des Sensenmannes und selbst wenn dieser nicht mehr existieren würde, würde oberflächlich betrachtet alles beim Alten bleiben. Ein anderer Fehler war es anzunehmen, dass dieses Haus nur einen Bewohner hatte.
 

Albert drückte seine Zigarre (das einzige Laster das man sich als Person jenseits der Zeit noch erlauben konnte) auf dem Fliesenboden aus. Er bestand auf diesen Boden, nicht nur, dass er sich einfach reinigen ließ, es war auf ihm auch schwer sich mit Knochenfüßen anzuschleichen. Rattentod bewies es wieder einmal, als er auf die verschlossene Tür zu lief und seine kleinen Pfötchen schabende und trippelnde Geräusche verursachten, bis er sich durch den Türspalt gezwängt hatte.

Ächzend erhob sich Albert indem er sich auf seinen eigenen Knien abdrückte und an einer der vielen, kleinen, geschnitzten Kommoden im Hausflur, die Tod so wichtig für ein richtiges Haus fand und bei jeder Gelegenheit erschaffen musste, hochzog. Das Warten würde bald ein Ende haben und dann würden seine außergewöhnlichen Fähigkeiten gebraucht werden.
 

QUIEK!

Kaffeetrinkens Kopf drehte sich in alle Richtungen auf der Suche nach der Geräuschquelle. Hastig wanderte sein Blick die Regale entlang, an Tod vorbei bis zur Tür in dessen Rücken. Eine winzige Gestalt hockte davor und zerrte an schwarzem Stoff, der sich in einer der Ritzen im Holz verfangen hatte. Neugierig trat der Meuchelmörder darauf zu und tippte das kleine Wesen mit der Fußspitze an. Es erklang ein hohles, klapperndes Geräusch.

QUIEK, empörte sich Rattentod, umklammerte seine Miniatursense und schnaubte den Menschen drohend an.

„Interessant“, meinte Kaffeetrinken mit einer Stimme die wie süßes Gift wirkte. „Ein kleiner … Tod.“

Langsam beugte er sich hinab und versuchte ein Lächeln, das gestandene Männer in wimmernde Säuglinge verwandeln konnte.

„Bist du gekommen um mein Freund zu sein?“

Rattentod holte aus, beschrieb mit seiner Sense einen Bogen und schnitt geradewegs durch das Fußgelenk des Menschen ohne auch nur einen Kratzer zu hinterlassen. Dieser verzog das Gesicht zu einer bedauernden Maske.

„Wie schade. Ich wäre gern dein Freund gewesen.“

Die Kutte gab nach und blieb an der Tür hängen, als Rattentod sich losriss, um dem niedersausenden Fuß auszuweichen. Die Knochenpfötchen fanden kaum Halt auf dem spiegelglatten Boden und das nackte Skelett wurde bei jedem beschriebenen Haken aus der Bahn geworfen. Schließlich holte sein Verfolger auf, hob erneut seinen Fuß und trat zu. Ein lautes Knacken und Knochenstummel die noch einen Moment unter der Stiefelsohle hervor zuckten, waren der Beweis, dass Geister in dieser Welt durchaus real und materiell sein konnten.

Kaffeetrinken klopfte seine Stiefelspitze gegen den Boden und schüttelte den Rest von Rattentod ab. Er hatte noch immer ein Bedauern im Gesicht, das sogar ehrlich erschien. Ja, er war ein mitfühlender Mann und der Verrat von Freunden traf ihn tief. Schon in frühester Kindheit hatte er sich nichts anderes gewünscht als Gesellschaft und die letzten Jahre, gefangen in der Einsamkeit eines nicht näher benannten Ortes, hatten diesen Wunsch nur noch vertieft. Allerdings war er auch ein Mensch mit wenig Geduld, was alle seine Freundschaften zu einem jähen und unwiderruflichen Ende brachte.

Tod hatte dem Schauspiel schweigend beigewohnt und kommentierte es abschließend mit: DAS WAR ÜBERFLÜSSIG.

Kaffeetrinken wirbelte herum und blickte seinen Gastgeber nachdenklich an. Letztendlich verzogen sich seine Mundwinkel zu einem unwirklichen Lächeln.

„Oh. Habe ich übertrieben?“

ES LIEGT NICHT IN MEINER AUFGABE DAS ZU BEURTEILEN. ES WAR NUR EIN ÜBERFLÜSSIGER AKT, erklärte Tod ruhig.

Und das war es auch wirklich. Die Auslöschung eines Todes bedeutete nichts für den Fortbestand des Universums im Groben. Es würden auch weiterhin Ratten sterben, nur würden sie vorher nicht mehr daran glauben von der Knochenratte ins Totenreich gebracht zu werden. Sie würden sterben, die elektrischen Impulse in ihrem Hirn, die ihr ICH ausmachten würden einfach erlöschen und der Körper verrotten.

„Er war so zerbrechlich“, versuchte der Assassine seine Tat zu rechtfertigen, „er hätte einfach besser aufpassen sollen.“

DU BEWEGST DICH AUF GLATTEM EIS.

Kaffeetrinkens Gesicht verzerrte sich zu einer Fratze. Er war nun nicht mehr bereit höflich zu sein und griff zu Tods abgetrennter Hand, die auf dem kleinen Tisch lag. Seine Finger verkrampften sich darum.

„Es heißt auf dünnem Eis. Man bewegt sich auf dünnem Eis“, zischte er ungehalten.

Tod blieb unbeeindruckt. Das Leuchten in seinen Augenhöhlen kreuzte den Blick seines Gegenübers. Ein angespannter Geist wie dieser reagierte auf jede Kleinigkeit. Er war ein Vulkan randvoll mit negativer, mörderischer Energie der bei der kleinsten Erschütterung hochgehen würde und die letzten Stunden waren voller Erschütterungen gewesen, da war ein falsches Sprichwort nur der sprichwörtliche Tropfen auf den Tod gewartet hatte.

Kaffeetrinken holte mit seiner knöchernen Beute aus und warf die abgetrennte Hand in eines der Regale. Klirrend, krachend und scheppernd fielen Sanduhren herab und blieben zu seiner Überraschung unversehrt. Kein goldener Sand der austrat oder zersplittertes Glas.

VERSTEHST DU NUN?, fragte Tod, während er sich erhob und die Ketten wie lästige Insekten abschüttelte.

Kaffeetrinken hatte nicht einmal Zeit all die Informationen die gerade versuchten durch seine mentale Spirale zu dringen zu verarbeiten, als Tod seine unversehrte Hand nach ihm ausstreckte und ihn in der Zeit erstarren ließ.

ALBERT?

Auf sein Stichwort hörend, öffnete der Angesprochene die Tür und blickte sich erstaunt im Raum um. Es wirkte chaotisch und natürlich würde er das meiste davon aufräumen müssen. Ergeben seufzte er und deutete auf den erstarrten Kaffeetrinken.

„Ihn wieder zurückbringen?“, fragte er knapp und malte sich innerlich bereits die Rückenschmerzen aus.

In der Zeit Eingefrorene waren zumeist unhandlich und extrem schwer. Murrend hievte er den Assassinen auf seinen Rücken und schleppte ihn zur Tür.

„Das war es dann gewesen? Mehr nicht? Nicht einmal Action?“, fragte der alte Diener nahezu enttäuscht.

Der ganze Vorfall hatte nicht einmal einen Vormittag gedauert und Kaffeetrinken war von Anfang an unterlegen gewesen. Er hatte nicht den Hauch einer Chance gehabt und war zu einem menschlichen Studienobjekt verkommen.

ES GAB TOTE, erklärte Tod beschwichtigend.

„Oh bitte. Wir sind im Totenreich und das da“ – seine Nasenspitze deutete zu einem winzigen Rattenschädel der zu kichern schien – „kann nicht mal sterben.“

Albert schlurfte davon und erst als sein Fluchen über den vermaledeiten Eindringling nicht mehr zu hören war, wandte Tod den Blick ab und ließ ihn durch den Raum schweifen. Mit einer knappen Handbewegung beförderte er alles wieder an den richtigen Platz und begann die Regale abzuwandern. Er konnte es spüren. Der heutige Vorfall war kein Zufall gewesen. Keine Seele war in der Lage von allein aus dem Jenseits zu gelangen, auch niemand wie Kaffeetrinken, der fast den Schneevater getötet hätte. Er musste befreit worden sein und allein der Gedanke daran bewirkte in Tod etwas, was er nicht näher benennen konnte. Er konnte nicht mehr genau sagen, wer sich eher auf dünnem Eis bewegte: der Meuchelmörder, der es gewagt hatte den Tod zu fesseln oder der Tod selber, der sich immer mehr zu den Lebenden hingezogen fühlte? Vielleicht gab die Eisdecke unter dem Druck der eigenen Verrücktheit nach, vielleicht schaffte er es aber auch bis ans andere Ufer.

Seine Hand wanderte hinab zu seinem Gurt und zog, versteckt in einer Falte der Kutte, eine Sanduhr hervor. Nachdenklich blickte er auf die abnehmende Fülle an Sandkörnchen in der oberen Hälfte, bevor er die Uhr ins Regal zurückstellte. Sein Zeigefinger tippte einige Male gegen das goldene Schild mit der Aufschrift „Susanne Sto Helit“, bevor er es zum Regalrücken herumdrehte. Bisher gab es noch keinen Grund seine Enkelin wieder einmal aus ihrem normalen Leben zu reißen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Kim_Seokjin
2009-02-11T21:32:12+00:00 11.02.2009 22:32
Hehe, dass ist schön, das sich dir Löcher in den Bauch fragen darf. XD
Zum einen was hat es mit den Revisoren auf sich?
Aber erstmal zurück zu meinem richtigen Kommentar. Als Finlass mich angeschrieben hatte, dass mein Wichtelelter abgesprungen ist, war ich schon etwas traurig, aber als ichhörte, dass es eine Scheibenwelt-FF war, habe ich mich doch gefreut. Wie ich schon erwähnt habe, ist die Scheibenwelt noch Neuland für mich und zwar genau seit es di eVerfilmung Hoghfather gibt. *grins*
Umso glücklicher war ich, als sich die Geschichte genau um diese Charaktere daraus dreht. Ich liebe Tod, er ist einfach göttlich, und auch Kaffetrinken, er ist so schön grausam. Rattentod ist natürlich auch toll und er muss hier so leiden. *seufzt* ;)
Deine Geschichte hat sich verdammt gut gelesen und ich habe viel geschmunzelt.


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