Zum Inhalt der Seite

Schreibübungen

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

#2 – Tagebuch: Ein Tag wie jeder Andere

-Wurde noch einmal überarbeitet, einige Worte gelöscht, bzw. verbessert. Danke an sunshishi für ihre hilfreiche Kritik.-
 

Der Tag begann wie jeder andere.

Eine Frau kam und rüttelte mich unsanft aus dem Schlaf, schüttelte mich geradezu durch, ohne ein Wort des Grußes, als wäre ich nicht einmal eines Lächelns wert. Sie knüpfte mein Kleid auf und zog mich aus. Nackt lag ich vor ihr, ungeschützt, wehrlos, bevor sie mich unsanft in ein neues Gewand zwängte.

Warum nur nahm sie nie Rücksicht auf mich? Was war es, dass sie glauben ließ, ich hätte keine Gefühle? Oder waren sie ihr bloß gleichgültig? Oh, was würde ich geben, das zu wissen.

Obwohl... manchmal würde es mir schon reichen, ihr diese Demütigung zurückzuzahlen.

Es gibt Tage, da kann ich nach dieser unangenehmen Prozedur, die eigentlich nie besonders lange dauert, vor mich hin dösen, ohne, dass meine Ruhe gestört wird. Der heutige war keiner davon...

Wie jedes Mal drückte sie mich an meinen Platz auf dem Bett zurück und ging, ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen. Doch schon kurz darauf wurde eine junge Frau hereingeführt, ziemlich aufgelöst, von Zeit zu Zeit schniefend. Sie bettete ihren Kopf in meinen Schoß und wurde nach wenigen Worten in meiner Umarmung zurückgelassen. Salzige Tränen durchweichten schon bald mein Kleid und gegen meinen Willen empfand ich Mitleid mit diesem verzweifelten Wesen. Gerne hätte ich ihr Trost geschenkt... doch wie, wenn nie jemand auf mich hört? Ah, niemand nimmt mich je wirklich zur Kenntnis oder spricht gar mit mir – und dennoch hält man mein Dasein für selbstverständlich! Nicht zum ersten Mal frage ich mich, wie ich dieses Leben überhaupt aushalte.

Wie sehr wünschte ich, ich könnte diesen Ort verlassen! Doch bin ich bis zu meinem Ableben dazu verdammt, mein einsames Schicksal an diesem Ort zu verbringen. Stumm und allein mit meinen Gedanken... nein, das ist nicht ganz richtig. Schon viele Menschen habe ich gekannt, ihre Leiden und ihre Träume habe ich geteilt... und dennoch, dennoch... allein. Verlassen. Einsam.

Was dem Mädchen gefehlt hat, weiß ich nicht, doch sein Kummer war groß, so viel stand fest. Und Schmerzen hatte es, denn es warf sich die ganze Zeit unruhig hin und her und presste den Schädel in meinen Bauch, sodass ich mehrmals zusammengezuckt sein musste. Ich glaube nicht, dass die junge Frau das merkte, doch wenn, so ließ sie sich nichts anmerken. Ob sie wohl ahnte, dass ich sie in diesen Moment zur Hölle wünschte?

Nach Stunden, die mir wie Tage schienen, kam einer der Ärzte und half ihr aus dem Zimmer, während ich einmal mehr alleine zurück blieb, ohne ein Wort des Dankes dafür, dass ich das Mädchen wie so viele andere Patienten vor ihr so selbstlos in meiner Umarmung willkommen hieß. Wie immer begrüßte ich die Stille, die mich so plötzlich umfing. Eine erneute Chance, mich meinen Träumen hinzugeben. Träume von fremden Orten, Abenteuern und all den Dingen, die ich doch erst von den Menschen erfahren habe, mit denen ich stets gegen meinen Willen Kontakt hatte. Eine seltsame Ironie, nicht? Die, die Schuld an dieser ungeliebten Existenz haben, sind doch gleichsam die Urheber all der Ideen und Wünsche, die mein Leben versüßen. Soll ich ihnen dafür dankbar sein, oder sie verfluchen? Jeder neue Patient lässt letzteres zu meinem einzigen Gedanken werden... oh, wann wird diese Qual ein Ende haben? Die Menschen nehmen einfach keine Rücksicht auf ein Kissen wie mich.

Dennoch war es erstaunlich beruhigend, als das Mädchen wohlbehalten zurückgebracht wurde, geheilt, wie ich annahm. In meiner zärtlichen Umarmung fiel es in einen tiefen, erholsamen Schlaf und auf seinem friedlichen Gesicht sah ich das, was meine Gedanken so sehr zu beflügeln vermag. Einmal mehr konnte ich die unschuldigen Träume eines Menschen teilen...

#8 – Atemlos: Dein Leben liegt in meiner Hand

-Ich bin nicht sooo zufrieden damit... vor allem das letzte Drittel bereitet mir noch Kopfzerbrechen. Deswegen wüsste ich gerne eure Meinung dazu - auch zum letzten Satz. Ob der passt oder wie er vielleicht anders lauten könnte. ;)-
 

---
 


 

„Keine Sorge, ich werde dich nicht töten.“

Beinahe sanft lag seine Hand an meiner Kehle. Die schmalen Lippen hatte er zu einem raubtierhaften Grinsen verzogen, während sein von pechschwarzen Haarsträhnen überschatteter Blick spöttisch, herablassend auf mir ruhte. Angst lähmte meine Gedanken und ließ eine Bewegung zu mehr werden, als mein Wille zu vollbringen im Stande war. Aber was hätte ich auch tun sollen? Meine Arme hingen schlaff und nutzlos an meiner Seite herunter, und selbst, wenn mir meine Füße nicht den Dienst versagt hätten, hätte ich doch nicht fliehen können, denn hinter mir war nichts als eine massive, unüberwindliche und empfindlich kalte Steinmauer, und vor mir die Kreatur, die ich nicht als Mensch zu bezeichnen wagte.

Obwohl ich wusste, was mich erwartete, war ich keinesfalls vorbereitet. Plötzlich drückte seine Hand mit unerbitterlicher Kraft zu, sodass ich spürte, wie mir die Luft abgedrückt wurde, ohne dass ich in irgendeiner Weise Schmerz empfand. Ich zuckte zusammen, versuchte zu schreien, doch ich konnte kaum mehr als ein heiseres Krächzen hervorbringen. Meine Atemzüge waren mühsam. Es schien kaum genug Luft vorhanden zu sein, um meine Lungen zu füllen.

Irgendwie brachte ich es fertig, mich zu wehren, versuchte erst, seine Hand wegzudrücken, und als das nicht gelang, auf ihn einzuschlagen. Er störte sich nicht daran, im Gegenteil, sein Grinsen wurde breiter, als wäre all das nur ein Spiel, an dem er Gefallen fand.

Er zögerte nur einen kurzen Augenblick, bevor er noch erbarmungsloser zupackte. Ich riss die Augen auf und bog meinen Hals nach hinten, doch es nützte nichts – sein Griff war eisern. Nichts, was ich tat, schien ihn zu beeindrucken, nicht einmal die blutigen Striemen, die meine Fingernägel auf seinen Armen hinterließen.

In dem gleichen Maße, wie ich mir bewusst wurde, dass ein Atemzug dringlichst notwendig war, keimte Panik in mir auf. Er sagte, er wolle mich nicht umbringen... aber würde er aufhören, bevor es zu spät war? Würde er wissen, wann er die Grenze überschritt? Mein Mund öffnete sich in dem vergeblichen Versuch, Luft zu holen. Es ging nicht, es ging einfach nicht... beinahe glaubte ich, meine Lunge würde zerrissen werden. Es schmerzte, ein dumpfer Hinweis auf das, was ich so dringend brauchte, was sonst als so selbstverständlich schien, das man es nicht bewusst wahrnahm... Luft, ich brauchte Luft! Nichts anderes zählte. Doch meine Bewegungen wurden fahrig, als ich glaubte, ich müsse im nächsten Moment den Verstand verlieren. Ich zerrte an der Hand, mit der er mich umklammert hielt, doch meine Kräfte schienen zu schwinden, während ich gleichzeitig das Gefühl hatte, mich mehr und mehr aus meinem Körper zu entfernen. Ich war nur noch ein Zuschauer, ein Unbeteiligter, der doch längst nichts mehr an dem ändern konnte, was ihm bevorstand. Ich versuchte zu schlucken, doch selbst das wollte mir nicht mehr gelingen. Mein Leben lag, wortwörtlich, in der Hand meines Peinigers. Einzig sein Wille war es, der bestimmte, was mit mir geschah. Alles in mir schrie nach Luft, doch meine Stimme hatte mir ebenso den Dienst versagt. Meine Gedanken waren das letzte, das sich trübte, als fiele ein sanfter Schleier über mein Bewusstsein... mir wurde schwarz vor Augen, doch einen Moment glaubte ich ein leises, befriedigtes Lachen zu hören – dann versank die Welt....
 

Als ich erwachte, konnte ich kaum glauben, dass ich noch am Leben war. Meine Kehle schmerzte, doch die Luft, die mir zuvor verweigert worden war, strömte nun ungehindert in meine Lungen hinein und schmeckte beinahe süß auf meiner Zunge.

Ich öffnete die Augen und sah ihn, wie er vor mir saß und mich ungerührt beobachtete, als ich mehrere tiefe Atemzüge nahm, eine fein geschwungene Augenbraue erhoben, sein Lächeln noch immer erfüllt von Spott und Hohn.

„Und, sag mir...wie fühlt es sich an, dem Tod zu begegnen?“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Caellon
2009-02-13T14:59:24+00:00 13.02.2009 15:59
*schnurrt leise, Llynia im Arm* Verzeih, das ich nicht fähig bin, Schreibstil, Ausdruck und derartiges zu korigieren. Seih dir jedoch sicher, das es mir... ausgesprochen gut gefällt*
Von:  Caellon
2009-02-13T14:57:21+00:00 13.02.2009 15:57
Leben eines Kissens... einmal etwas anderes, gefällt mir. Auszusetzten daran habe ich nichts, bin mir zumindest keiner Fehler bewusst.
Von:  Fujouri
2009-02-12T21:51:17+00:00 12.02.2009 22:51
Hey!

Ich bin der Meinung, dass du die Schreibübung sehr gut gemeistert hast!
Eigentlich bin ich kein Fan von der Ich-Perspektive, aber deine war eine von wenigen Geschichten, bei der es mir sogar gefallen hat!
Da du sehr kompetent in Sachen Beschreiben bist, konnte ich mich sehr gut in den Protagonisten hineinversetzen. Bis auf wenige Stellen war der Text auch äußerst flüssig und angenehm zu lesen!
Fehler... sind mir nun direkt keine untergekommen, aber dennoch drei Dinge, die ich bemerken wollte:

"[...] sein von pechschwarzen Haarsträhnen überschatteter Blick spöttisch, herablassend auf mir ruhte." - Mir hätte an dieser Stelle ein "und" um einiges besser gefallen! Mit Komma hätte es für mich so besser gewirkt: "sein von pechschwarzen Haarsträhnen überschatteter Blick spöttisch, gar schon herablassend auf mir ruhte." - oder so. Jedenfalls fehlt mir da irgendwie was.

"Ich war nur noch ein Zuschauer, ein Unbeteiligter, der doch längst nichts mehr an dem ändern konnte, was mir bevorstand." - Das "bevorstand" bezieht sich doch auf "ein Unbeteiligter", oder? Wäre dann nicht "was IHM bevorstand" richtig?

"Ich öffnete die Augen und sah ihn, wie er vor mir saß und mich beobachtete ungerührt, als ich mehrere tiefe Atemzüge nahm [...]" - Ähm... entweder vor das "ungerührt" kommt ein Komma oder das Wort gehört da einfach nicht hin... ODER es gehört vor "beobachtete". Jedenfalls ist da irgendwas nicht ganz richtig.^^" Sieht aber mehr nach 'nem Flüchtigkeitsfehler aus.

Nun gut.
Was ich noch loswerden wollte:
gerade das Ende hat mir wirklich sehr gut gefallen! Vor allem der letzte Satz der Person, die den Protagonisten fast erwürgt hat. War äußerst prägnant und hat mich nur staunen lassen!

Mach weiter so!

LG, Tina.

Von:  sunshishi
2009-02-06T22:40:48+00:00 06.02.2009 23:40
Hallo Cayce,

deine Geschichte hat mir gut gefallen. Die Wahl deines Gegenstandes fand ich gelungen - und auch, dass du ihn nirgends namentlich erwähnst^^
Die Personalpronomen für das Mädchen kamen ein paar Mal durcheinander - mal ahst du "es" geschrieben, dann wieder "sie". Aber ich habe damit auch große Probleme, denn mir wurden dahingehend schon unterschiedliche Ratschläge gegeben... v.v
Desweiteren würde ich empfehlen, den Text auf Füllwörter zu prüfen. Einige "schon"s, "nur"s, "wirklich"s usw. kannst du bestimmt weglassen, ohne den Inhalt des Textes zu verändern.

Ansonsten gefiel mir deine Geschichte sehr gut - hat zum Nachdenken angeregt und hat Spaß beim Lesen gemacht^^ Weiter so.

Liebe Grüße
SuShi
Von:  ChasingCars
2009-02-04T17:17:40+00:00 04.02.2009 18:17
Wie ergreifend! *_*
Das nächste Mal, wenn ich auf meinem Kissen schlafe, werde ich es vor dem Einschlafen sanft umarmen und beim Aufstehen werde ich mich bedanken... (:
Ich finde es auch sehr gut, dass du sozusagen noch ein "Schicksal" mit reingebracht hast, ich meine dieses Mädchen (es war ein Mädchen, stimmt's? o.o Peinlich... xD). So hat das Kissen nicht die ganze Zeit nur vor sich hingemeckert, sondern es kam ein wenig Abwechslung rein. (;

Ich hätte vielleicht die Tagebuch-Form mehr beachtet, denn ich finde, der Anfangssatz ist nicht so gut gewählt - Aber vielleicht ist das ja Ansichtssache. (:


Zurück