Zum Inhalt der Seite

Desperation

But I love you so much... Reita x Uruha 6. Kapitel on!
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Prolog - Desperation

Hallo. Das hier ist meine allererste GazettE-Fanfiction und ich hoffe, dass ihr nicht zu streng mit mir seid^^. Na dann, viel Spaß mit dem Prolog und ich würde mich über Kommis freuen^^.
 

~**~**~**~**~**~**~**~**~**~**~
 

Dunkelheit.

Nichts als Finsternis umgab seinen zitternden, zierlichen Körper.

Dicht in eine Ecke gedrängt saß er da und starrte mit ausdruckslosen Augen ins Leere.

Sein gesamter Körper zitterte und sein Atem ging nur flach und abgehackt.

Die Beine hatte er dicht an den Oberkörper gezogen und sie mit seinen schlanken Armen umschlossen, während sein Kopf auf den Knien ruhte.

Er gab keinen Laut von sich, sondern zitterte nur stumm weiter und konnte seinen Körper nicht unter Kontrolle bringen.

Er war alleine.

Er war nicht da, um sich um ihn zu kümmern.

Er interessierte sich nicht für ihn.

Eine einsame Träne glitt an seiner bleichen Wange herab und tropfte auf den Fußboden.

Weitere salzige Tränen folgten ihrem Beispiel, doch ihn störte es nicht.

Immer noch starrte er ausdruckslos in die vollkommene Dunkelheit des Raumes.

Ein leises Schluchzen entwich seiner Kehle und brach somit die Stille des Raumes.

Doch der junge Mann rührte sich immer noch nicht.

Alleine…

Er war so alleine…

Ohne ihn

Erinnerungen

„Kouyou! Nun hör endlich mal auf zu träumen und konzentrier dich auf deine Gitarre. Wir haben nicht ewig Zeit. Jetzt ist es eh schon zu spät für die Proben. Leute, ihr könnt einpacken.“, herrschte ihn die genervte Stimme ihres Leaders Kai an, der an seinem Schlagzeug saß und seine Sticks zwischen den Fingern routieren ließ.

Angesprochener hob verwirrt den Kopf und blinzelte dreimal. Seine Bandmitglieder standen an ihren Instrumenten und sahen vorwurfsvoll zu ihm. Ruki war gerade dabei, sein Mikro an den Ständer zu stecken, Reita zupfte gelangweilt an seinem Bass und Aoi verstaute vorsichtig seine Gitarre.

„Uhm… Tut mir leid, Leute. Ich bin heute etwas neben der Spur.“, murmelte Uruha leise und schulterte seinen Gitarrenkoffer, in dem bereits seine Gitarre verwahrt worden war.

„Heute? Kou, mach dich nicht lächerlich. Du bist schon seit Wochen unkonzentriert und in Gedanken versunken. Was ist denn mit dir los?“, fragte ihn Kai mit ruhiger Stimme.

„Nichts, wirklich. Es ist alles in bester Ordnung.“, versuchte Uruha sich mit einem falschen Grinsen herauszureden.

In Wahrheit war nicht alles in Ordnung. Ganz im Gegenteil. Uruhas Welt stand buchstäblich gesehen Kopf. Und der Grund für seine verdrehte Welt war hier in diesem Raum und nahm keinerlei Notiz von ihm. Reita. Der Traum Uruhas schlafloser Nächte ignorierte ihn vollkommen. Uruha seufzte schwer. Er war schon seit geraumer Zeit in den blonden Bassisten verliebt. Genauer gesagt seit seinem 26. Geburtstag.
 

**+**Flashback**+**
 

Es war der 9. Juni. Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten und die Sonne lachte. Genauso wie Uruhas Herz. Heute war sein 26. Geburtstag und er hatte vor, diesen ganz groß mit seinen Freunden zu feiern. Nachmittags um vier Uhr sollte es losgehen und für zwölf Uhr hatte sich Reita freiwillig angemeldet, um ihm bei den Vorbereitungen zu helfen. Uruha war richtig hibbelig. Für ihn waren Geburtstage immer etwas besonders Aufregendes. Es gab Geschenke, alle seine Freunde waren da, sie lachten zusammen, tranken Alkohol, feierten ausgelassen und hatten einfach Spaß zusammen. Uruha liebte es, bei seinen Freunden zu sein und mit ihnen zusammensitzen zu können.

Er stand gerade in der Küche und suchte alle Zutaten zusammen, die er und Reita für den Nuss-Schokoladen-Kuchen brauchen würden, den sie zubereiten wollten. Gerade, als er das Mehl auf den Tisch gestellt hatte, klingelte es an der Haustür und Uruha eilte mit einem Grinsen im Gesicht zur Tür und öffnete sie. Vor ihm stand… Ein Strauß Blumen?

„Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Kou!“, sprach der riesige Blumenstrauß und Uruha erkannte Reitas Stimme.

Mit einem noch breiteren Grinsen auf den Lippen nahm er seinem Freund den Strauß ab und umarmte ihn herzhaft.

„Danke, Aki. Der Strauß ist wirklich schön. Das wäre doch nicht nötig gewesen.“

„Und wie das nötig gewesen war. Aber der Strauß ist noch nicht alles. Da hängt noch was dran.“

Verwundert sah Uruha auf den Blumenstrauß, an dem tatsächlich noch ein Kärtchen festgebunden war. Bevor er sich jedoch das Kärtchen ansah, ließ er Reita in sein Haus und ging mit ihm zusammen in die Küche, wo er den Blumenstrauß in eine Vase stellte. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit der kleinen Karte in seiner Hand zu. Er klappte sie auf und einige Sekunden später hang er vor Freude jauchzend am Hals des blonden Bassisten.

„Akira! Ein Gutschein für eine Massage! Danke!“

Er gab ihm ein kleines Küsschen auf die Wange, woraufhin Reita ihn leise lachend von sich schob und meinte:

„Hey, schwul mich hier nicht an.“

Uruhas Wangen zierte ein leichtes Rosa und er maulte:

„Bist doch selbst schwul…“

„Schon, aber doch nicht mit meinem besten Freund. Und nun los. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit und wenn wir den Kuchen heute Nachmittag nicht fertig haben, erwürgt uns Takanori eigenhändig. Der freut sich schon die ganze Woche auf seinen Schokokuchen.“

Uruha seufzte leise und machte sich mit Reita an die Arbeit. Doch so wirklich konzentrieren konnten sich die beiden nicht. Immer wieder fanden sie einen Grund zum Herumblödeln. Das artete dann nach einiger Zeit in einer wahren Mehlschlacht aus. Schon nach kurzer Zeit waren Uruha und Reita kaum mehr von Schneemännern zu unterscheiden – und das im Sommer! Wie sie es dann schließlich schafften, den Kuchen doch noch rechtzeitig fertig zu bekommen, wusste keiner von beiden so genau. Jedoch waren beide außerordentlich froh, die Schlacht in der Küche hinter sich gelassen zu haben und machten sich nun daran, das Wohnzimmer zu dekorieren. Nach gut drei Stunden waren sie fertig. Gerade noch rechtzeitig, denn keine fünf Minuten später klingelte es und Uruha eilte zur Haustür. Er machte auf und fand sich sofort in einer engen Umklammerung Rukis wieder, der seine Arme um Uruhas zierlichen Körper geschlungen hatte und ihn fast zu Tode knuddelte.

„Wow, Nori-Chan. Mach Kou-Chan nicht kaputt. Den brauchen wir doch heute noch.“, grinste Aoi und trat zusammen mit Kai ein.

„Jaja, schon gut.“, maulte Ruki und ließ Uruha wieder Platz zum Atmen.

Dieser grinste seine Bandmember an und umarmte jeden einzelnen herzlich.

„Schön, dass ihr gekommen seid. Kommt mit ins Wohnzimmer.“

Er führte seine Gäste dorthin und alle setzten sich auf die große, gemütliche Couch.

„Kou, Aki? Wie seht ihr beiden eigentlich aus? Ihr seid richtig weiß.“, machte Kai die beiden auf das Resultat ihrer kleinen Mehlschlacht aufmerksam.

Reita und das Geburtstagskind grinsten sich an und standen auf, um sich auf dem Balkon vom Mehl zu befreien. Dann kehrten sie wieder zurück und setzten sich. Ruki wuselte auch sofort wieder zu Uruha und drückte ihm ein Päckchen in die Hand.

„Das ist von uns allen. Wir wussten nicht, was jeder einzelne dir schenken sollte und deswegen haben wir zusammengelegt. Hoffentlich gefällt es dir. Mach auf!“, ließ Ruki verlauten und rückte Uruha nahe auf die Pelle und sah ihn erwartungsvoll an.

Uruha lächelte ihn an und machte sich dann daran, die Verpackung des Geschenkes aufzureißen. Zum Vorschein kam eine violette Tasche, die mit zahlreichen Strasssteinen verziert worden war und Uruha konnte außerdem die Unterschriften von allen Bandmembern erkennen. Selbst Reita, der ihm ja schon etwas geschenkt hatte, hatte unterschrieben. Uruha musste unweigerlich schmunzeln. Die Farbe der Tasche und dass jeder einzelne unterschrieben hatte, war ja eine wirklich tolle Idee… Aber die Strasssteine fand er nun wirklich ziemlich kitschig. Aber das konnte er natürlich nicht sagen. Also knuddelte er Ruki ebenfalls durch, da er ihm am nächsten war und lächelte den anderen zu.

„Das ist wirklich total lieb von euch, Leute. Ihr seid die besten!“

„Die Strasssteine waren meine Idee!“, posaunte Ruki.

Das hätte Uruha sich ja eigentlich denken können. Obwohl Ruki in der Öffentlichkeit normalerweise keinerlei Gefühlsregungen zeigte und immer die Ruhe selbst blieb, war er, wenn er mit seinen Freunden alleine war, kaum zu bändigen. Er hüpfte dann meistens gut gelaunt durch die Gegend und nervte jeden mit seinem Gesang. Dieser an sich war ja eigentlich nicht nervig, doch wenn man immer und immer wieder dasselbe Lied vorgesungen bekam, nervte es einen schon irgendwann. Aber Ruki konnte man nie wirklich böse sein. Der Kleinere hatte eine so liebenswürdige Art, dass man ihm schon nach ein paar Minuten ohne zu zögern vergeben hatte.

„Das habt ihr wirklich klasse gemacht. Danke, Leute. Und nun setzt euch mal alle an den Tisch, es gibt Kuchen.“, grinste Uruha.

„Kuchen!“, rief Ruki laut und saß als Erster am Küchentisch.

Uruha sah, wie Reita leicht genervt die Augen verdrehte und alle Gazettos setzten sich an den langen Tisch. Uruha schnitt den Kuchen an und reichte jedem ein Stück.

„Lasst es euch schmecken. Guten Appetit!“

Man hörte nur noch leises Schmatzen und ab und zu ein paar Lacher, wenn Ruki mal wieder gekleckert hatte. Nachdem alle aufgegessen hatten, wollte Uruha aufstehen, um das Geschirr abzuräumen und abzuspülen, doch Kai hob die Hand und stand auf.

„Nichts da, Kouyou. Ich und Nori machen das schon.“

„Was? Wieso ich denn?“, pikierte sich Ruki und verschränkte stur die Arme vor der Brust.

„Weil du derjenige bist, der den meisten Kuchen verdrückt hat. Und du willst Kouyou doch bestimmt eine Freude bereiten oder? Nun steh schon auf, du faule Socke.“

„Ich mach ja schon, du Sklaventreiber.“

Uruha konnte Ruki die ganze Zeit in der Küche maulen hören, doch ihm machte das nichts aus. Er wusste, dass Ruki es nicht böse meinte und Kai würde ihn schon zur Ordnung rufen. Kai war sozusagen die Band-Mami. Er kümmerte sich um jeden und alles und war immer der Ruhepol und der Sonnenschein der Gruppe. Man musste ihn einfach gernhaben. Uruha kannte niemanden, der Kai nicht mochte. Zusammen mit Reita und Aoi machte er es sich auf der Couch gemütlich. Aoi zündete sich sofort eine Zigarette an und Reita legte die Füße auf den Tisch. Uruha schüttelte den Kopf. Typisch. Die beiden benahmen sich immer, als wären sie hier zuhause, was Uruha eigentlich schmeichelte, da sie ihm damit bewiesen, wie wohl sie sich bei ihm fühlten. Etwa eine halbe Stunde später kam Kai mit einem nicht mehr schmollenden Ruki wieder und sie setzten sich alle in einer gemütlichen Runde zusammen. Reita hatte einige Flaschen Bier, Schnaps und eine große Flasche Moet&Chandon aus dem Keller geholt und zusammen tranken sie, bis nichts mehr übrig war. Das dauerte allerdings mehrere Stunden, da sie natürlich nicht alles auf Ex tranken und immer wieder über Witze lachten, die Ruki oder Kai gemacht hatten. Und bei Aoi konnte es immer sehr lange dauern, bis der sich wieder beruhigt hatte, da Aoi wirklich einen regelrechten Lachanfall bekam und lange brauchte, um sich wieder unter Kontrolle zu bekommen. Als es kurz nach elf Uhr nachts war, kam Aoi dann auf die glorreiche Idee, doch Flaschendrehen zu spielen – genug leere Flaschen waren ja bereits vorhanden. Die anderen waren begeistert von seiner Idee und selbst Reita, der sonst nichts für solche Spiele übrig hatte, ließ sich in angeheitertem Zustand darauf ein. Die GazettE-Members setzten sich in einem Kreis auf den Boden und begannen mit ihrem mehr als kindischen Spiel. Nachdem Ruki schon „Alle meine Entchen“ gesungen hatte (wobei er allerdings den Text nicht mehr zusammenbekommen hatte), Kai auf einem Bein hüpfen und laut einen Elefanten nachahmen musste (wobei er natürlich auf den Allerwertesten fiel, da er doch ziemlich betrunken war und ihn sein Gleichgewichtssinn im Stich ließ) und Aoi einen mehr oder minder erotischen Striptease hingelegt hatte (wenn man mal davon absah, dass er es alleine nicht mehr bewerkstelligen konnte, sein Shirt auszuziehen und Uruha ihm unter lautem Lachen das Oberteil über den Kopf ziehen musste), war Aoi dran mit drehen. Das tat er natürlich auch sofort mit Schwung und die Flasche zeigte auf Reita.

„Hm… Aki-Chan… Aki-Chan muss Kou-Chan küssen! Auf den Mund!”, hickste Aoi und lachte leise vor sich hin.

Sofort versteifte sich Uruha und sah Aoi perplex an.

„Was? Och, Yuu!“, maulte er und zog einen Schmollmund.

„Nix da >Och, Yuu!<. Sei kein Spielverderber, Kou-Chan.“

Reita verdrehte genervt die Augen.

„Wenn ihr das lustig findet, bitteschön…“, murrte er leise und beugte sich zu Uruha rüber.

Dessen Augen weiteten sich erschrocken, als er Reitas weiche Lippen auf seinen eigenen spürte. Seine Augenlider klappten automatisch zu und er erwiderte schüchtern den Kuss. Neben sich konnte er Aoi und Ruki johlen hören. Er allerdings verlor sich in diesem wunderbaren Gefühl und eine angenehme Wärme breitete sich in seinem Körper aus. Reita schmeckte nach Alkohol. Warum fühlte sich das bloß so gut an? Der, der ihn da gerade küsste, war schließlich Reita, sein bester Freund! Da konnte er so einen Kuss doch nicht genießen… Oder doch? Er hatte jedoch keine Zeit, sich noch länger mit seinen Gewissensbissen auseinanderzusetzen, denn Reita löste sich bereits wieder von ihm und wischte sich über den Mund. Diese Geste versetzte Uruha einen Stich ins Herz und er sah auf den Boden.

„So, zufrieden? Da hattet ihr euren Kuss. Ich bin dran.“, hörte er Reitas gelangweilte Stimme und weiter ging das Spiel.

Kais verletzter Blick entging dem Geburtstagskind.

Ab hier verblasste Uruhas Erinnerungsvermögen. Anscheinend hatte er sich danach so volllaufen lassen, dass er einen regelrechten Blackout hatte. Denn Reitas Verhalten hatte ihn, ohne dass er es jemals zugeben würde, tief verletzt. An diesem Tag verlor Uruha sein Herz an Reita, seinen besten Freund…
 

**+**Flashback Ende**+**
 

„Kou? Hey, Kouyou! Erde an Kouyou, noch jemand zuhause? … Hier spricht Käpt’n Kork. Kouyou, bitte melden! … Mensch, Kouyou! Ich rede mit dir!“

Uruha schreckte aus seinen Überlegungen auf und sah direkt in Kais Gesicht. Der fuchtelte mit seiner Hand vor seinen Augen herum und versuchte wohl schon etwas länger, ihn anzusprechen. Seiner vorwurfsvollen Miene nach zu urteilen wohl mehr als ein bisschen länger. Uruha seufzte.

„Tut mir leid, Yutaka. Ich war gerade mit den Gedanken ganz woanders. Was wolltest du sagen?“

„Das hab ich gemerkt. Ich mache mir langsam Sorgen um dich, Kouyou. Du bist so anders als sonst. Nun… Ich wollte dich eigentlich fragen, ob ich dich nach Hause fahren soll.“

„Nein, nicht nötig. Ich fahre doch immer mit Aki nach Hause.“

„Akira ist aber schon weg.“

„Weg?“, wiederholte Uruha mit verblüffter Stimme.

„Ja. Der wurde vor einer Viertelstunde von einem großen Kerl abgeholt. Keine Ahnung, wer das war. Auf jeden Fall nicht der Kerl von letzter Woche, der war viel kleiner.“

„Oh…“, brachte Uruha nur hervor und es versetzte seinem Herzen einen kleinen Stich.

Seit geraumer Zeit schleppte Reita jede Woche einen neuen Typen an und vergnügte sich mit ihm, ehe er ihn wieder fallen ließ wie eine heiße Kartoffel. Uruha wünschte sich, wenigstens einmal eine von diesen Kartoffeln zu sein. Auch wenn es nur für eine Nacht wäre… Er wollte Reita wenigstens einmal in seinem Leben so nahe sein und ihm seine Liebe gestehen. Aber das würde wohl auf ewig ein Traum bleiben.

„Kouyou? Au weiha, geht’s dir gut? Du bist auf einmal so blass um die Nasenspitze. Komm, ich fahr dich jetzt nach Hause und da legst du dich hin. Wer weiß, vielleicht brütest du ja auch eine Krankheit aus.“

Uruha spürte, wie Kai ihn am Arm packte und mit sich zum Auto zog. Dort wurde er auf den Beifahrersitz gedrückt und Kai fuhr los. Eine Viertelstunde später waren sie vor Uruhas Wohnung angelangt. Uruha stieg aus und vernahm noch einmal Kais besorgte Stimme.

„Kou? Soll ich noch mit reinkommen?“

„Nein… Schon okay. Bis morgen dann.“, murmelte Uruha und verschwand in seiner Wohnung.

Dort legte er seinen Gitarrenkoffer zur Seite, zog sich bis auf die Boxershorts aus und warf sich aufs Bett. Eine Weile lag er so da und spürte plötzlich, wie ihm heiße Tränen die Wangen hinunterliefen und in seinem Kissen versanken. Er schluchzte unterdrückt auf und verbarg sein Gesicht im Kissen. An diesem Abend weinte sich Uruha in den Schlaf…

Verzweiflung und wahre Freunde

Als Uruha am nächsten Morgen die Augen aufschlug, fühlte er sich wie gerädert. Sein Kopf fühlte sich an, als hätte er ihn in Watte gepackt und in seinen Augenwinkeln klebten kleine Körnchen, da er sich gestern Abend nicht mehr gewaschen und sich zudem in den Schlaf geweint hatte. Mühevoll setzte er sich auf und schwang die Beine aus dem Bett. Mit einer Hand wuschelte er sich durch die Haare, während die andere Hand sein rechtes Auge rieb. Er gähnte einmal herzhaft und streckte sich. Seine Glieder knackten leicht und ein einziger Gedanke schoss ihm durch den Kopf: „Ich werde alt!“ Dann stand er vorsichtig auf, da ihm leicht schwindelig war und tapste in sein angrenzendes Badezimmer. Dort angekommen entledigte er sich seines Pyjamas und stieg lustlos in die Duschkabine. Er stellte das Wasser an und zuckte erschrocken zurück, als das Wasser auf seine Haut prallte. Verdammt, war das kalt! Durch einen kleinen Dreh am Temperaturregler erwärmte sich das Wasser und Uruha seufzte erleichtert auf. Er war nun einmal Warmduscher und er hasste kaltes Wasser wie die Pest. Genießend schloss er die Augen und hielt das Gesicht unter den sanften Wasserstrahl. Das tat so unheimlich gut… Ihm entfuhr ein kleiner Seufzer über die leicht geöffneten, vollen Lippen. Wunderbares Gefühl… Er griff zu seiner Shampooflasche und gab etwas davon auf seine Hand. Er begann, seine Haare zu waschen und atmete einmal tief durch die Nase. Pfirsichduft. Lecker. Dann stellte er das Wasser wieder an und spülte seine Haare aus. Danach machte er sich daran, seinen Körper gründlich zu reinigen. Zuerst benutzte er Duschgel und wusch seinen Körper, um danach seinen Rasierer zur Hand zu nehmen und sich von jeglichen unnützen Haaren an Schambereich und Achseln zu befreien. Ebenso mussten die Haare an seinen Beinen weichen, denn wenn er seine Strapsen trug, war es mehr als unansehnlich, wenn ihm Haare aus den Beinen sprossen. Und Uruha wollte schließlich gut aussehen. Nicht nur für die Fans… Auch für Reita. Reita… Schon wieder war er bei diesem Thema angelangt. Wieso konnte der Kerl nicht einmal aus seinen Gedanken verschwinden und ihn alleine lassen? Wieso spukte er immer und immer wieder durch seinen Kopf? Es war zum Schreien. Der Braunhaarige hatte keine Lust, immer wieder daran erinnert zu werden, wie sinnlos seine Liebe zu Reita doch war und dass er ihn niemals haben konnte. Er wollte einfach nicht mehr darüber nachdenken!

Leise vor sich hinmurrend ging er aus der Duschkabine und trocknete sich ab. Danach cremte er seinen Körper gründlich ein und zog sich an. Ein enganliegendes, weißes Shirt und eine schwarze, enge Hose zierten seinen Körper. Während er seine Zähne putzte, sah er sein Spiegelbild an. Er war doch eigentlich hübsch oder? Wieso hatte dann Reita keinerlei Interesse an ihm? Er vergnügte sich doch mit sonst jedem Kerl, der ihm unter die Krallen kam und annähernd hübsch und feminin wirkte. Reita hatte ihm nämlich einmal erzählt, dass er auf etwas weiblichere Typen stand, die er beschützen konnte. Das passte zu dem manchmal ziemlich machohaften Reita, wie Uruha schmunzelnd feststellte.

Gerade war er dabei, sich zu schminken und seine Haare zu stylen, als es wie verrückt an der Haustür zu schellen begann. Der zierliche Gitarrist zuckte erschrocken zusammen und zog dabei seinen Lidstrich quer über sein Gesicht. Fluchend stampfte er zur Tür und zog sie auf.

„Kann man nicht mal am frühen Morgen seine Ruhe haben?“, pflaumte er los, ohne zu registrieren, wer vor ihm stand.

Denn vor ihm stand… Niemand? Uruha runzelte verwirrt die Stirn.

„Hier bin ich, du Riese. Sperr mal deine Glubscher weiter auf.“, hörte Uruha eine keifende Stimme etwas weiter unterhalb.

Dorthin richtete sich nun sein Blick und er sah einem mehr als mürrischen Ruki entgegen, der die Arme schmollend vor der Brust verschränkt hatte und ihn ziemlich wütend ansah.

„Oh… Tut mir leid, Taka. Kann ich ja nichts dafür, dass du so klein bist.“, stichelte Uruha den kleinen Vocal und trat zur Seite, damit Ruki eintreten konnte.

„Sei du mal froh, dass ich eigentlich gute Laune habe. Sonst hätte ich dir längst dahin geboxt, wo es wirklich wehtut.“, knurrte Ruki.

„Bitte nicht.“, lachte Uruha.

„Machst du dich über mich lustig?“

„Ich? Iwo, das könnte ich doch niemals tun!“, sagte Uruha, konnte sich aber ein Grinsen nicht verkneifen.

„Ich reg mich einfach nicht auf… Das tut Yutaka schon genug.“

„Yutaka? Wieso, was hat er denn?“

„Er ist stinksauer auf dich.“

„Auf mich?“, fragte Uruha verdattert.

„Ja. Wir haben seit einer halben Stunde Probe!“

Uruha starrte Ruki an, als käme er vom Mars.

„Was? Oh mein Gott, ich hab die Probe verpennt! Scheiße, Yutaka bringt mich um! Taka, warum sagst du das denn nicht gleich? Wie kannst du hier so seelenruhig stehen und so tun, als wolltest du mich nur mal kurz besuchen? Oh mann! Ich muss mich fertigmachen!“

„Wieso ich nichts gesagt habe? Weil ich Yutakas Strafe für dich mal sehen will.“, grinste Ruki sadistisch.

„Was…? Was will er denn mit mir machen?“

„Er meinte, ich zitiere, wenn ich dich nicht innerhalb einer halben Stunde in die PSC bringe, dann rammt er dir seine Sticks eigenhändig in deinen faulen Arsch und lauscht genüsslich deinen Schreien.“

Uruha entgleisten augenblicklich alle Gesichtszüge und er wurde mehr als blass. Ohne auf Rukis verdutzten Gesichtsausdruck zu achten, rannte er ins Bad zurück, schminkte sich zu Ende, eilte ins Schlafzimmer, holte seinen Gitarrenkoffer und stand zehn Minuten später schnaufend neben Ruki.

„Da bin ich… Wie viel Zeit bleibt mir noch, in die PSC zu kommen, bevor ich mich vor Schmerzen auf dem Boden krümmen muss?“

Ruki schaute auf die Uhr.

„Exakt neun Minuten.“

„Oh mein Gott… Ich bin so gut wie tot…“
 

Als Ruki etwa eine Viertelstunde später mit einem kalkweißen und zitternden Uruha in die PSC stürmte und die Tür zum Proberaum aufriss, warteten die anderen Bandmember schon sehnsüchtig. Schnaufend kam Uruha vor Kai zum Stillstand und stemmte die Hände in die Hüften. Nachdem er seinen Atem beruhigt hatte, sah er in Kais wütendes Gesicht und setzte ein zaghaftes Lächeln auf.

„Uhm… Eine Entschuldigung und eine liebe Umarmung bringen nichts oder?“

„Oh nein, mein Lieber… Ganz und gar nicht…“, knurrte Kai mit übertriebener Ruhe in der Stimme.

„Okay… Tu dir keine falsche Scheu an.“, seufzte Uruha ergeben und drehte sich um, bot Kai so seinen Hintern an. „Ramm sie rein, ich nehm es wie ein Mann.“

Er schloss die Augen und erwartete den kommenden Schmerz… Aber es kam keiner. Verdutzt öffnete er die Augen wieder und drehte sich zu Kai um, der eine mehr als gesunde Gesichtsfarbe bekommen hatte und Uruhas Hinterpartie anstarrte. Perplex zog Uruha eine feingeschwungene Augenbraue in die Höhe und sah seinen Bandleader an.

„Was ist denn nun los? Du bist ja feuerrot im Gesicht. Kriegst du Fieber?“, fragte er besorgt und legte die Hand auf Kais Stirn.

„Was…? Uhm, nein… Nein, mir geht’s gut.“, murmelte der Drummer und sah zu Boden, um nicht weiter auf Uruhas wohlgeformten Po zu starren.

„Und warum wirst du dann rot wie eine Tomate und stotterst? Ich denke, du wolltest mich bestrafen.“

„Ist doch jetzt vollkommen egal oder? Lasst uns proben!“, versuchte Ruki die Situation zu retten und zog Kai bestimmt an der Hand mit sich, um den immer noch roten Drummer auf den kleinen Hocker an seinem Schlagzeug zu drücken, während er danach selbst das Mikro zur Hand nahm.

Uruha seufzte ergeben, wunderte sich jedoch immer noch über Kai und er und die restlichen Gazettos griffen zu ihren Instrumenten.

„Eins, zwo, drei, vier!“, rief Kai laut und schlug den Takt an.
 

Etwa drei Stunden des ununterbrochenen Probens, saßen die Bandmember geschafft auf der gemütlichen Couch des Proberaums, wobei Ruki allerdings auf Aois Schoß platzgenommen hatte. Jeder der fünf jungen Männer hielt eine kühle Flasche Cola in der Hand und Uruha legte erschöpft den Kopf in den Nacken und seufzte leise.

„Ich kann nicht mehr… Meine Finger fühlen sich an wie durch den Fleischwolf gezogen!“, maulte er.

„Da bist du aber nicht der einzige.“, ließ der andere Gitarrist Aoi verlauten, da seine Finger ebenso qualmten wie die des Leadgitarristen.

„Ihr seid solche verweichlichten Weiber.“, murrte Reita, dessen Finger zwar ebenfalls wehtaten, sich aber deswegen nicht beschwerte.

„Selbst Weib!“, protestierte Uruha und sah seinen besten Freund strafend an.

„Ich rasier mich aber nicht überall, so wie du, Kou.“, erwiderte der Blonde ungerührt.

„Das… Das mache ich nur wegen den Fans!“, konterte Uruha.

Er konnte Reita ja wohl kaum sagen, dass er wegen ihm die Ganzkörperrasur vollzog, um ihm zu gefallen, da Reita mehr auf feminine Typen stand. Der junge Gitarrist seufzte leise und stand auf, während er seinen Gitarrenkoffer zur Hand nahm. Er ging direkt auf den Bassisten zu und lächelte ihn lieb an.

„Kommst du, Aki? Ich würde jetzt gerne nach Hause, ich muss dann nachher noch einkaufen gehen und das will ich nicht erst machen, wenn es schon dunkel ist.“

„Uhm… Kouyou, also…“, fing Reita an, wurde jedoch sofort von Uruha unterbrochen.

„Lass mich raten… Du wirst abgeholt.“, murmelte er leise.

„Ja, das werde ich. Tut mir ehrlich leid, Kou. Das nächste Mal fahren wir wieder zusammen nach Hause, okay?“, sagte er, während er aufstand und die Tür des Proberaums aufmachte. „Bis nächste Woche dann. Wünsche euch noch einen schönen Tag.“, lächelte er und ging hinaus.

Uruha ließ die Schultern hängen und trat ans Fenster. Dort unten stand ein roter Sportwagen, an dem lässig ein hübscher Schwarzhaariger stand, der mit großer Sicherheit nicht älter als 25 sein konnte. Einige Augenblicke später kam Reita aus der PSC auf den jungen Mann zu, sie küssten sich kurz und stiegen in den Wagen ein, fuhren davon. Uruha lehnte sich mit der Stirn gegen die kühle Fensterscheibe und schloss für einen Moment die Augen. War ja klar gewesen… Wieder eine von Reitas in letzter Zeit so häufigen Affären. Seine schlanken Finger krallten sich haltsuchend in die Fensterbank und er öffnete die Augen schnell wieder, da ihm kurzzeitig wirklich schwindelig geworden war. Was war das denn? Wurde er womöglich doch noch krank? Er legte sich selbst prüfend die Hand auf die Stirn. Nein. Seine Stirn war nicht heiß. Also kein Fieber. Er ließ die Hand wieder sinken und in seinen Augenwinkeln blitzten kleine Tränen auf, die er allerdings schnell wieder wegblinzelte. Er durfte jetzt nicht weinen, die anderen waren schließlich noch da. Das wäre zu peinlich.

„Kou-Chan? Was ist denn los? Du weinst ja…“, hörte er eine leise, traurige Stimme neben sich und spürte eine kleine, zierliche Hand auf seiner Wange.

Verwirrt fasste er sich selbst an die Wange. Sie war nass. Verdammt, er wollte doch nicht vor den anderen weinen. Ein heiseres Schluchzen entfuhr seiner Kehle und er schlug sich schnell die Hand vor den Mund, um weitere Schluchzer abzudämpfen.

„Kou-Chan… Hör auf… Wenn du traurig bist, kannst du uns das doch sagen.“, hörte er erneut die leise Stimme neben sich und diesmal erkannte er Ruki, der neben ihm stand und ihm sanft die Tränen von den Wangen wischte. „Komm… Erzähl uns, was dich bedrückt.“

„Nori…“, sagte er leise und erschrak, als er merkte, wie dünn seine Stimme doch war und wie sehr sie zitterte.

Nie hätte er gedacht, dass ihn das alles wirklich so mitnehmen würde. Er ließ sich sanft von Ruki auf die Couch zurückdrücken und spürte, wie der kleine Sänger auf seinem Schoß platznahm und die Arme um ihn legte.

„Kouyou, bitte. Was ist los mit dir? So kann das nicht mehr weitergehen.“, nun meldete sich Aoi zu Wort.

„Genau. Das geht so nicht. Sag uns endlich bitte, warum du so traurig bist. Wir möchten dir helfen.“, sagte Kai und Ruki nickte bekräftigend.

„Ich… Also, wisst ihr…“, begann Uruha, fand aber keine Worte.

„Ist es… Wegen Akira?“, fragte der Drummer leise und seine Miene blickte mehr als besorgt auf den schönen Gitarristen neben sich, dem jetzt unaufhaltsam die Tränen über die blassen Wangen glitten.

Uruha starrte ihn einen Moment erschrocken an, ehe er den Kopf senkte und schwach nickte. Ruki sah ihn bestürzt an und knurrte:

„Was hat dir der Nasenbär angetan?“

„Er hat mir nichts angetan, Taka… Es ist nur so… Ach, ich weiß einfach nicht, wie ich euch das erklären soll!“, sagte der Brünette verzweifelt.

„Mal ganz ruhig, Kou-Chan. Atme einmal tief durch und lass dir Zeit. Wir drängen dich ja zu nichts.“, sagte Aoi.

Uruha tat wie ihm geheißen, ehe er den Kopf hob und an die Wand gegenüber sah. Er konnte den anderen jetzt nicht in die Augen blicken. Was ist, wenn sie ihn verachten würden, wenn er ihnen alles erzählte? Das würde er nicht überstehen. Aber er raffte seinen gesamten Mut zusammen, ehe er leise begann.

„Ich… Akira hat mir nichts getan. Es ist nur so… Ich bin in ihn verliebt.“

Nun war es raus. Die anderen würden ihn verachten. Gleich war sein Leben nichts mehr wert.

„Seit wann?“, fragte Ruki ungläubig.

„Seit meinem Geburtstag vor einigen Monaten… Als wir Flaschendrehen spielten hat er mich doch geküsst und seitdem bin ich in ihn verliebt. Jetzt haltet ihr mich bestimmt für pervers, weil ich in meinen besten Freund verliebt bin oder?“, sagte Uruha leise, während erneut Tränen seine Augen fluteten.

„Spinnst du? Beruhige dich bitte erst mal wieder. Wir halten dich doch nicht für pervers, nur weil du in den Nasenbär verliebt bist. Ich freue mich für dich, Liebe ist doch was Wunderschönes! Aber warum weinst du dann?“, fragte Ruki und starrte Uruha aus großen Augen an.

„Nori, streng dein Erbsenhirn doch mal an! Akira vögelt sich durch die halbe Weltgeschichte und Kouyou ist deswegen traurig.“, fuhr ihn Aoi schroff an.

„Oh…“, machte Ruki nur und starrte Uruha an, ehe er ihn fest umarmte und ihm einen kleinen Kuss auf die Wange gab. „Ach, Kou. Das wird alles wieder. Irgendwann kapiert der Idiot, was er an dir hat und dann seid ihr das Traumpärchen schlechthin! Nicht wahr, Leute?“

Aoi nickte bekräftigend, nur Kai saß reglos daneben und sprach kein Wort.

„Hey, Yutaka? Was ist denn jetzt mit dir los?“, fragte Aoi sachte, als er bemerkte, wie still der Drummer war.

„Nichts, ist schon alles in Ordnung. Ich bin nur etwas müde und fahre jetzt nach Hause. Taka, Yuu? Bringt ihr bitte Kouyou nach Hause?“, fragte Kai leise, woraufhin der Sänger und der zweite Gitarrist nickten. „Okay, danke. Ach und Kou. Mach dir keine Sorgen. Das wird wieder. Vergiss nicht, wir haben dich alle furchtbar lieb und würden alles tun, damit du glücklich bist. Bis nächste Woche dann.“

Mit diesen Worten ging der Drummer und ließ seine restlichen drei Bandmember im Raum zurück. Uruha perlte noch eine einzelne Träne die Wange hinunter und er hauchte gerührt:

„Yutaka…“
 

Nachdem Ruki und Aoi es geschafft hatten, Uruha so gut es ging zu beruhigen, packten sie ihre Sachen zusammen und gingen hinaus auf den Parkplatz zu Aois schwarzem Volvo. Dort angekommen setzte sich Aoi ans Steuer und Uruha wollte sich gerade auf den Beifahrersitz setzen, als er von Ruki an der Hand gepackt wurde.

„Nix da. Du sitzt schön brav mit mir hinten. Du zitterst immer noch ein bisschen und ich will hinten im Auto etwas kuscheln. Das beruhigt, weißt du?“, lächelte der kleine Sänger und setzte sich mit Uruha nach hinten in den Wagen.

Er drängte sich dicht an Uruha und legte die Arme um die zierliche Taille des Gitarristen. Uruha spürte Rukis Wärme und strich dem anderen sanft über den Kopf.

„Ach, Taka. Ich wüsste wirklich nicht, was ich ohne euch machen würde.“

„Ohne uns würdest du gar nicht leben können, ebenso wenig, wie wir ohne dich leben können. Wir sind eine Familie und halten zusammen.“

„Eine Familie von unbelehrbaren Chaoten!“, lachte Aoi, startete den Wagen und fuhr los.

Auf Uruhas Gesicht bildete sich ein kleines Grinsen und er stimmte zusammen mit Ruki in das befreiende Lachen mit ein. Er vergaß seine Sorgen und genoss es einfach nur, bei seinen Freunden zu sein, die, wie er wusste, immer an seiner Seite sein würden, um ihn zu unterstützen und ihm zu helfen. Nichts und niemand würde sie jemals auseinanderbringen. Kein noch so starker Streit. Uruha strich sanft durch Rukis weiches Haar.

„Ich hab euch alle so lieb, dass ich es gar nicht in Worte fassen kann.“, gestand er und erneut rannen Tränen von seinen Wangen, die aber sofort von Ruki weggewischt worden.

„Jetzt wein doch nicht schon wieder. Du kleines Sensibelchen. Hey, ich hab eine Idee! Was hältst du davon, wenn Yuu und ich heute bei dir schlafen? Wir könnten einen Männerabend machen, so richtig mit Alkohol und Pornos!“, grinste Ruki.

„Der Alkohol ist okay, aber bitte keine Pornos! Die Nachbarn haben sich letztens bei mir schon beschwert, weil wir den Ton so laut aufgedreht hatten.“, lachte Uruha.

„Keine Pornos? Och…“, schmollte Ruki.

„Das klingt alles wirklich sehr verlockend, Leute. Aber ich kann leider nicht. Ich hab morgen früh einen Termin bei meinen Eltern. Und wenn ich da nicht pünktlich bin, krieg ich wieder was zu hören. Also für mich dann keinen Alkohol und keine Übernachtungsparty.“, seufzte Aoi leise und man konnte ihm anmerken, dass er keine Lust auf das Treffen mit seinen Eltern hatte.

„Och, schade. Das wäre so lustig geworden. Darf ich trotzdem bei dir übernachten, Kou?“, fragte Ruki hoffnungsvoll.

„Klar. Dann bin ich nicht alleine und werde nicht depressiv.“

Ruki nickte zustimmend und Aoi hielt kurze Zeit später bei Uruhas Haus an. Uruha und der kleine Vocal gingen hinein und Ruki ließ sich sofort auf Uruhas violetter Couch nieder. Er schnappte sich die Fernbedienung und zappte durch die Fernsehkanäle.

„Blöd… Langweilig… Uh, Kochsendungen… Bah, ne. Mag ich doch nicht. Die machen was mit Erdbeeren… Richtersendungen, vollkommener Schwachsinn… Nein… Nein…“, kommentierte er jeden Kanal und schaltete schließlich den Fernseher ganz aus. „Kou-Chan, das ist total langweilig ohne Pornos. Können wir nicht wenigstens einen schauen?“

Kouyou hatte gerade ein paar Flaschen Bier geholt und setzte sich neben seinen Freund. Er seufzte ergeben.

„Na gut… Aber nur einen und auch leise, ja? Die Nachbarn killen mich sonst.“

Ruki jauchzte und schob sofort einen Schwulen-Porno in den DVD-Rekorder. Sofort fing der Film an und man sah zwei schöne, junge Männer, die viele Zärtlichkeiten miteinander tauschten. Unweigerlich strömten Bilder in Uruhas Kopf, die ihn und Reita zeigten, wie sie so zärtlich miteinander umgingen und Reita Uruhas Körper sanft mit Streicheleinheiten verwöhnte. Uruha wurde merklich blass und sein Körper zitterte leicht. Leise schniefend wandte er den Kopf ab. Sofort schaltete Ruki den Fernseher aus und eilte auf Uruha zu, um ihn sanft in den Arm zu nehmen. Er strich ihm beruhigend über die Haare und murmelte:

„Oh nein, Kou! Entschuldige. Ist es wegen Akira? Tut mir leid, wir hätten sowas nicht sehen dürfen. Ist ja klar, dass du dann daran erinnert wirst. Es tut mir leid, das ist alles meine Schuld!“

„Nein… Ist schon okay… Taka? Kannst du mir einen Gefallen tun?“

„Ja, na klar. Alles, Kou-Chan! Es ist ja meine Schuld, dass du wieder weinst!“

„Halt mich bitte einfach nur fest, ja…?“, sagte Uruha leise und schmiegte sich vertrauensvoll an den jungen Mann, den er liebte wie einen kleinen Bruder.

„Natürlich, Kou-Chan. Alles, was du willst…“
 

---

Puh, das längste Kapitel bisher^^.

Wie hat es euch gefallen?

Ich hoffe doch gut.

Und ich hab eine kleine Frage an euch: Soll ich Ruki eine etwas größere Rolle geben?

Eigentlich war er ja nur als Nebenrolle wie Aoi gedacht, aber ich hab gemerkt, dass es richtigen Spaß macht, ihn zu schreiben.

Schreibt mir eure Meinungen einfach mit in den Kommi X3.

Und nein, Ruki ist nicht in Uruha verliebt XD"!

Auch, wenn das so rüberkommt.
 

PS: Ihr seid wirklich klasse Kommischreiber ^.~! *Knuddel*
 

LG, Uruha_loves_Reita

Unfall und seine Folgen

„Kou? Hey, Kou. Wach auf.“, flüsterte dem Schlafenden eine leise Stimme ins Ohr.

Uruha grummelte leise und drehte sich auf den Rücken, während er langsam erwachte. Wer störte ihn denn jetzt? Er hatte so schön geträumt… Leise gähnend öffnete er ein Auge, um es sofort wieder zu schließen, da ihn die Sonne grell anstrahlte und er sich erst einmal an das Sonnenlicht gewöhnen musste. Er wappnete sich gegen das helle Licht und öffnete zaghaft ein Auge. Diesmal klappte es und er öffnete auch das andere Auge, um sogleich in Rukis grinsendes Gesicht zu sehen. Der kleine Sänger saß frech auf Uruhas Hüfte und hatte sich über ihn gebeugt. Eine Hand tänzelte auf Uruhas nacktem Bauch herum und versuchte, ihn durch Kitzeln wachzubekommen. Ärgerlich nur für Ruki, dass der Gitarrist ganz und gar nicht kitzlig war.

„Takanori…“, maulte der hübsche Brünette und drehte den Kopf weg. „Geh von mir runter. Ich bin todmüde und ich will weiterschlafen.“

„Du und müde? Du bist doch derjenige, der gestern schon so früh eingeschlafen ist, nachdem er sich bei mir ausgeheult hat. Du bist auf mir eingeschlafen im Wohnzimmer.“

„Oh… Wirklich? Im Wohnzimmer? Und wie komme ich dann in mein Bett?“, fragte Uruha verdattert.

„Ich bin nicht so schwach, dass ich dich nicht tragen könnte. Kouyou, du bist nicht gerade der Schwerste.“, grinste der Kleinere und kniff ihm in die Wange. „Du kleines Prinzesschen, du.“

„Pah…“, machte Uruha beleidigt und verschränkte die Arme vor der Brust. „Könntest du jetzt wohl mal bitte die Güte haben, von mir runterzusteigen, Giftzwerg? Ich hab Hunger.“

„Ach? Jetzt hat Madame auf einmal Hunger? Eben warst du noch todmüde. Bist du schwanger, Kouyou?“, grinste Ruki.

„Argh! Runter von mir!“

Mit einem gezielten Schubser hatte Uruha Ruki von sich heruntergeworfen und stand auf. Der kleine Vocal landete auf seinen vier Buchstaben und fing sofort an zu plärren, aber Uruha ließ sich nicht daran stören und zog sich ein gemütliches Schlabbershirt über. Dann wandte er sich zu dem noch immer meckernden Ruki um und fragte:

„Hast du auch Hunger? Oder willst du weiter da unten sitzen und schimpfen?“

„Ist ja schon gut. Ich hab verdammten Hunger.“, sagte Ruki, stand auf und wuselte in die Küche.

Uruha verdrehte die Augen und folgte seinem kleinen Freund in die Küche. Doch kaum hatte er eben jene betreten, fing das Geplärre schon wieder von vorne an. Ruki stand schmollend vor dem Kühlschrank und sah Uruha vorwurfsvoll an.

„Kouyou! Du hast überhaupt nichts zum Essen da! Wir müssen verhungern!“

Uruha schlug sich mit der Hand auf die Stirn und seufzte schwer.

„Tut mir leid, Nori-Chan. Ich hab total vergessen, dass ich gestern ja eigentlich noch einkaufen gehen wollte. Was hältst du davon, wenn wir beide jetzt zusammen einkaufen gehen? Ich lad dich auch ein zum Frühstück. Wollen wir es zusammen zubereiten und es uns dann so richtig gemütlich machen?“

„Hm… Naja, okay. Von mir aus. Aber du trägst die Tüten.“

„Jaja, mach ich schon.“, grinste Uruha und verdrehte die Augen wegen Rukis Faulheit.

Die beiden machten sich nacheinander im Bad zurecht, zogen sich dann richtig an und gingen dann aus dem Haus. Es wehte ein leicht kühler Wind und Uruha fröstelte. Er schlang seine Jacke fester um seinen schlanken Körper und strich sich die Haare aus dem Gesicht. Zusammen mit dem Kleineren ging er die, obwohl es erst früher Morgen war, belebten Straßen entlang und sie redeten kein Wort miteinander. Ruki ließ seinen Blick überall umherschweifen und achtete gar nicht auf den Größeren, während Uruha in Gedanken die Einkaufsliste durchging. Was brauchten sie denn alles? Milch, Reis, Nori, Nattō, Misosuppe, Fisch, Brot, Käse und ein wenig Fleisch und Gemüse. Das dürfte vorerst reichen. Mit den Nori (A/N: getrocknete und später geröstete, dunkelgrüne, quadratische, papierartige Blätter, also Meeresalgen) würde er Temaki machen (A/N: Nori-Blätter zu kegelförmigen Tüten gerollt und mit Reis, Gemüse und Fisch gefüllt). Das würde sicherlich Spaß machen, da Ruki es immer wieder lustig fand, dass eine Alge seinen Spitznamen trug. Als er seine Liste in Gedanken fertiggestellt hatte, sah er zu Ruki rüber, der seine Nase gegen die Fensterscheibe eines Supermarktes drückte und gierig auf die ausgelegten Waren stierte. Mit einem Schmunzeln im Gesicht stellte er sich neben den Kleineren und sah ihn fragend an.

„Willst du davon was haben?“

Ruki antwortete erst gar nicht, sondern packte Uruha an der Hand und zerrte ihn mit sich ins Geschäft, wo er sofort zwischen den zahlreichen Regalen verschwunden war. Uruha indessen schlenderte gelassen zwischen den Regalen umher und suchte sich alles heraus, was er zum Essen brauchte. Er verstaute die Sachen in der Einkaufstüte und suchte Ruki. Er fand ihn schließlich fast sabbernd vor einem großen Regal mit allerlei Keksen, wo er zwei verschiedene Packungen in den Händen hielt und miteinander verglich. Als er Uruha bemerkte, strahlte er ihn an und fragte:

„Sag mal, Kou. Welche soll ich nehmen? Die mit der Schokolade oder die mit den Nüssen?“

„Nimm die mit der Schoko, die mag ich wenigstens auch.“

„Okay!“, sagte Ruki und verstaute sogleich fünf ganze Packungen in der Einkaufstüte auf Uruhas Armen.

„Fünf? Nori, wer soll das denn bitteschön alles essen? Das ist viel zu viel.“

„Na, wir beide! Du hast doch gesagt, dass du mich einlädst. Also darf ich mir auch was aussuchen.“

„Schon, aber zum Frühstück. Du kannst mir jetzt nicht allen Ernstes sagen, dass du Cookies zum Frühstück verdrückst.“, protestierte der Größere.

„Na, warum denn nicht? In Kakao eingestippt schmecken die fantastisch. Hast du eigentlich alles?“

„Ja, hab ich. Na komm. Ich bezahle jetzt und dann gehen wir nach Hause, okay? Uhm… Takanori? Wo steckst du denn jetzt schon wieder?“, fragte Uruha verwundert, da Ruki nicht mehr neben ihm stand.

Ruki tauchte hinter einem Regal auf und sah Uruha aus großen Augen an. In der Hand hielt er eine große Packung Momiji manjuu.

„Jaja… Die kannst du auch noch mitnehmen, aber dann ist Schluss.“, musste Uruha nicht mal Rukis Frage hören und schon strahlte der kleine Vocal noch mehr und die beiden Freunde gingen zusammen zur Kasse, an der Uruha die Sachen bezahlte und Ruki dann vor dem Supermarkt die Tüte in die Hand drückte.

„So. Die trägst du jetzt, weil du so viel Zeug kaufen musstest. Selbst schuld.“, grinste der Größere und ging weiter.

Hinter sich konnte er Ruki die ganze Zeit meckern hören. „Sklaventreiber!“, „Immer auf die Kleinen!“, „So viel war das doch gar nicht!“ und weitere Schimpftiraden verließen den Mund des Kleineren. Doch Uruha ging nicht auf Rukis Proteste ein und schlenderte gemütlich vor dem keifenden Blonden her. Er vergrub die Hände in den Hosentaschen, da ihm wieder kalt wurde und zog die Jacke erneut fester um seinen Körper. Er hätte sich wohl doch eine dickere Jacken anziehen sollen, wie er nun ärgerlich feststellte.

Gerade ging er eine menschenleere Straße entlang, als er aus einer Seitengasse eine vertraute Stimme hörte. Verwundert blieb er stehen und einige Sekunden später knallte Ruki schon in seinen Rücken.

„Hey! Was soll das denn? Warum bleibst du stehen?“, empörte sich der Sänger.

„Pscht! Sei mal kurz leise…“, murmelte Uruha und spähte vorsichtig in die Seitengasse.

Reita stand mit dem Rücken an die Wand gelehnt und zog gerade den Reißverschluss seiner Hose hoch. Ein junger Mann, der anscheinend gerade noch vor ihm gekniet hatte, richtete sich wieder auf und strich dem Bassisten liebevoll über die Wange. Er beugte sich vor und gab Reita einen langen und zärtlichen Kuss auf den Mund. Uruha wurde augenblicklich schlecht. War das das, was er vermutete? Hatte der Kerl seinem Reita hier einen geblasen? Wie eklig war das denn? Wie konnte der Kerl es wagen und Reita anfassen? In Uruha stieg Wut auf, doch er sagte nichts und beobachtete die beiden weiter. Reita verzog keine Miene und erwiderte den Kuss auch nicht, was in Uruha eine gewisse Genugtuung hervorbrachte. Der Kerl war anscheinend so schlecht gewesen, dass es Reita keinen Spaß gemacht hatte. >Bei mir wäre das sicherlich nicht passiert.<, dachte Uruha sich und ein Grinsen schlich sich auf seine Lippen. Er hätte den blonden Bassisten sicherlich zum Schreien gebracht, da war er sich sicher. Dann sah er, wie Reita in seiner Hosentasche herumkramte und dem femininen Mann vor ihm ein Bündel Geldscheine in die Hand drückte und wie der kurz durchzählte und das Bündel in seiner eigenen Hosentasche verschwinden ließ. Uruha entgleisten die Gesichtszüge. Das konnte doch nicht wahr sein… Reita ging zu Strichern und zahlte Geld für sexuelle Dienste? Waren alle anderen Kerle etwa auch Stricher, die Geld dafür bekamen, dass sie mit Reita schliefen? Uruha traten Tränen in die Augen und er unterdrückte nur schwer ein Schluchzen. Ruki neben ihm hatte die Augen weit aufgerissen und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn aber sofort wieder, da ihm anscheinend die Worte fehlten. Das konnte doch jetzt nicht wirklich wahr sein! Uruha schloss die Augen und kniff sich hart in den Arm. Er träumte ganz sicher! Nein… Das Kneifen hatte ziemlich wehgetan. Also war das alles doch kein Traum. Der hübsche Mann grinste Reita noch einmal an, ehe er im Dunkeln der Seitengasse verschwand und Reita schlenderte direkt auf Uruha und Ruki zu, ohne sie jedoch bemerkt zu haben. Ruki knurrte leise und sprang hinter der Ecke hervor, direkt auf Reita zu.

„Akira! Was machst du denn da? Spinnst du?“, fuhr er ihn an und Reita schrak zurück.

„Takanori! Kouyou! Was macht ihr denn hier? Habt ihr mir hinterherspioniert?“, zischte der Nasenbandträger und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Nein, haben wir nicht. Wir waren einkaufen. Und was machst du hier?“

„Das geht euch nichts an.“, knurrte der Blonde und sah die beiden grimmig an.

„Aki… Was soll das? Warum gibst du diesem Kerl Geld?“, fragte Uruha leise und hoffte, dass er mit seiner Vermutung falsch lag.

„Ich hab dir keine Rechenschaft abzulegen, Kouyou. Auch, wenn du mein bester Freund bist. Es geht dich einen Scheißdreck an, wem ich Geld gebe oder nicht. Und jetzt lasst mich bitte durch. Ich muss noch was erledigen.“

„Sei nicht so unfreundlich, Nasenbär.“, grummelte Ruki und versperrte Reita weiterhin den Weg. „War das ein Stricher? Komm schon, es bringt nichts, wenn du dich rausredest. Wir haben gesehen, wie der Kerl vor dir gekniet hat und du ihm dann Geld gegeben hast. Der hat’s dir doch besorgt, hab ich recht?“

„Halt die Schnauze, Takanori! Das geht euch überhaupt nichts an! Und wenn schon? Dann gehe ich eben zu Strichern. Lass mir meinen Spaß doch.“

„Ich lass ihn dir aber nicht! Denk doch mal nach! Es gibt jemanden, der dich ebenso befriedigen könnte, aber aus Liebe!“

Uruha wurde augenblicklich kalkweiß im Gesicht und starrte Ruki an. Nein… Das würde er jetzt nicht wagen! Ruki würde Reita nicht sagen, dass der Gitarrist in ihn verliebt war! Uruha schüttelte leicht den Kopf und trat einen Schritt zurück. Mit geweiteten Augen sah er Ruki an und hoffte, ihm durch Blicke klarzumachen, dass er Reita nichts verraten durfte. Doch Ruki sah ihn gar nicht an und setzte erneut zum Sprechen an, doch Reita unterbrach ihn schroff.

„Achja? Jemand liebt mich? Ist ja mal was ganz Neues. Wer denn, Takanori?“, knurrte er.

„Du bist so blind, Akira! Es ist… Hä? Kouyou! Komm zurück!“, schrie Ruki auf einmal, da Uruha kehrt gemacht hatte und Hals über Kopf davongerannt war.

Uruha rannte einfach nur. Rannte, so schnell er konnte. Er wollte einfach nur weg. Wenn Reita erfuhr, dass er ihn liebte, würde er ihn hassen. Und das würde der Brünette nicht ertragen können. Er wollte seinen besten Freund einfach nicht verlieren! Er kannte Reita schon seit zwanzig Jahren, also seit ihrer Grundschulzeit und er war der wichtigste Mensch in seinem Leben. Uruhas Eltern wollten nämlich nichts mehr mit ihm zu tun haben, seit sie wussten, dass ihr Sohn schwul war. Nur Reita war für seinen Freund in dieser schweren Zeit da gewesen und hatte sich um ihn gekümmert. Als sie the GazettE gründeten, waren die anderen Member natürlich auch für Uruha da und halfen ihm, wo sie konnten, jedoch hatte der hübsche Gitarrist zu niemandem so ein enges Verhältnis wie zu Reita. Und das wollte er nicht aufgeben!

Verzweifelt wischte sich Uruha die Tränen aus den Augen, die ihm die Wangen hinunterglitten und wartete ungeduldig, dass die Ampel auf Grün umschalten würde. Hinter sich konnte er Reitas und Rukis Rufe hören, er solle doch gefälligst einmal auf sie warten. Uruhas Körper versteifte sich. Hatte Ruki Reita schon alles erzählt? Die Ampel war immer noch rot und seine beiden Freunde waren schon viel zu nahe. Er konnte nicht mehr warten. Er lief einfach los und über die Straße, wollte weg von den beiden. Er war fast auf der anderen Straßenseite, als er einen Schrei hinter sich hörte.

„Kouyou! Stop! Pass auf!“

Er blieb stehen und starrte erschrocken auf das Auto, das in rasender Geschwindigkeit auf ihn zukam. Eigentlich wollte er wegrennen, doch seine Glieder waren vor Schreck wie gelähmt. Zitternd sah er das Auto auf sich zukommen und schloss die Augen, bereitete sich auf den Aufprall und höllische Schmerzen vor. Der Aufprall kam… Aber die höllischen Schmerzen blieben aus. Etwas Schweres prallte gegen Uruhas Körper und schleuderte ihn zur Seite. Er gab einen leisen Schrei von sich und landete auf dem Asphalt. Er öffnete die Augen. Was war passiert? Mit zitternden Händen tastete er seinen Körper ab. Außer ein paar Schürfwunden war ihm nichts geschehen. Wieso hatte das Auto ihn nicht getroffen? Verwirrt starrte er vor sich. Und dachte im nächsten Augenblick, sein Herz würde stehenbleiben. Reita lag vor ihm auf der Straße. Sein ganzer Körper war blutüberströmt. Die rechte Hand war merkwürdig abgewinkelt und eine lange, blutende Wunde zierte seine Schläfe. Die Augen hatte er geschlossen und er rührte sich nicht. Uruha krabbelte vorsichtig und langsam zu ihm und strich ihm eine blutige Strähne aus dem Gesicht.

„Aki… Hey, Aki-Chan… Mach die Augen auf... Komm schon… Mach doch nicht solche Scherze… Aki-Chan, das ist gar nicht witzig… Mach doch bitte die Augen auf…“

Mit zitternden Fingern streichelte er Reitas blasse Wange, doch der andere rührte sich nicht. Auf Uruhas Lippen bildete sich ein zögerliches Lächeln.

„Aki-Chan, du Witzbold… Hör endlich auf, mich zu veralbern… Ich weiß doch, dass du nicht tot bist… Du brauchst gar nicht versuchen, mich reinzulegen… Aki-Chan, jetzt mach endlich die Augen auf, verdammt nochmal!“

Den letzten Satz hatte er geschrien und hob Reitas Kopf auf seinen Schoß. Er zitterte wie Espenlaub und konnte sich nicht mehr beruhigen. Wie durch einen Nebelschleier konnte er Rukis Stimme ausmachen, der hysterisch zu weinen angefangen hatte und die umstehenden Leute anschrie, sie sollten gefälligst einen Notarzt rufen und nicht nur herumstehen und gaffen. Dann spürte er Rukis warme Hand, die sich auf seine Wange legte und ihn zwang, ihn anzusehen. Er sah Rukis verweinte Augen.

„Taka, Akira veralbert mich! Sag ihm, dass er endlich die Augen aufmachen soll! Er soll mich nicht verarschen, das ist gemein! Schau, er reagiert nicht! Sag ihm, dass man mit sowas keine Scherze macht! Taka, bitte! Weck Akira auf!“, weinte Uruha verzweifelt und würgte leicht.

Ihm war unglaublich schlecht. Rukis Blick war mehr als erschrocken und er schüttelte nur stumm den Kopf.

„Kou… Beruhige dich! Der Arzt kommt gleich, sie werden Akira helfen! Ja? Beruhige dich bitte!“

Doch Uruha reagierte nicht und starrte nur wie gebannt auf Reitas lebloses Gesicht. Er konnte nicht tot sein… Das war unmöglich… Das durfte nicht sein! Tränen flossen wie Bäche aus Uruhas Augen und er schluchzte erstickt auf. Plötzlich hörte er Sirenen und einige Augenblicke später waren einige Sanitäter bei ihnen, die Uruha etwas grob von Reita wegschubsten, um den Schwerverletzten sofort noch vor Ort behandeln zu können. Uruha sah mit angstgeweiteten Augen, wie Reitas Wunden so gut es ging verarztet wurden und er vorsichtig auf eine Trage gelegt wurde. Neben ihm stand ein junger Sanitäter und sprach ruhig auf Uruha ein.

„Wie geht es Ihnen? Tut es ihnen irgendwo weh? Ich werde ihnen eine Beruhigungsspritze geben und Sie mit ins Krankenhaus nehmen. Wir werden Sie einmal richtig untersuchen und Sie haben einen Schock.“

„Akira…“, brachte Uruha bloß hervor.

„Er ist in guten Händen. Machen Sie sich keine Sorgen. Wir werden unser Bestes geben, damit er schnell wieder gesund wird.“, sagte der junge Mann und lächelte Uruha leicht an.

„Nein… Nein! Ich will zu Akira! Sofort! Er stirbt, wenn ich nicht bei ihm bin!“, kreischte Uruha und wollte zu Reita laufen, doch er wurde aufgehalten.

„Regen Sie sich bitte nicht so auf!“

„Nein! Ich will zu Akira! AKIRA!“

Er spürte, wie der Mann ihn festhielt und Ruki auf ihn einredete, er solle sich doch endlich beruhigen. Doch Uruha interessierte es nicht. Er wollte einfach nur zu Reita und sehen, wie es ihm ging. Seine Sicht wurde immer verschwommener und einige Augenblicke später versank seine Welt in Dunkelheit.
 

„… Nicht aufregen. Er sollte sich erst einmal richtig ausruhen und ich bitte Sie alle inständig, ihn in Ruhe zu lassen.“, hörte Uruha eine leise Stimme, die einen scharfen Ton eingelegt hatte.

Schwerfällig öffnete er die Augen und blickte an eine weiße Zimmerdecke. Er lag auf einem weichen Bett und es roch extrem nach Desinfektionsmittel. Sein Blick fiel auf die Menschen neben seinem Bett. Es waren seine Bandmitglieder und ein Arzt. Der Arzt trug einen weißen Kittel und sprach rasch und leise auf die anderen Gazettos ein. Ruki lehnte an Aoi und weinte leise, Aoi streichelte beruhigend über Rukis Kopf und Kai sah den Arzt an und nickte immer wieder, da der Arzt ihm anscheinend gerade Ratschläge gab. Kais Gesichtsausdruck war ernst und das erschreckte Uruha leicht. Er kannte Kai normalerweise nur mit seinem Sonnenscheinlächeln auf den Lippen und nicht mit so starrer Miene. Uruha gab ein leises Geräusch von sich und sofort wandten sich alle Blicke zu ihm. Ruki stieß einen kleinen Schrei aus und sofort fand sich Uruha in seiner Umarmung wieder, auf Aois Lippen schlich sich ein breites Grinsen und Uruha konnte Kai erleichtert aufatmen hören und sah, wie sich der Drummer zu ihm ans Bett setzte und sanft seine Hand nahm.

„Hey, Kou.“, sagte er leise und lächelte.

„Hey…“, erwiderte Uruha.

„Wie fühlst du dich? Hast du irgendwo Schmerzen?“

„Um ehrlich zu sein, geht’s mir ziemlich dürftig. Aber Schmerzen hab ich keine…“, flüsterte Uruha. „Was ist denn eigentlich passiert?“

„Naja… Nachdem der Unfall passiert ist, haben Takanori und ein Sanitäter versucht, dich zu beruhigen. Aber du hast dich zu sehr aufgeregt und dann hat dein Kreislauf einfach nicht mehr mitgespielt und du bist zusammengebrochen. Und dann wurden wir benachrichtigt, dass zwei unserer Bandmember einen Unfall hatten und im Krankenhaus sind und natürlich sind wir dann sofort hergedüst. Du ahnst gar nicht, was Yuu und ich uns für Sorgen gemacht haben, als wir erfuhren, dass Akira und du im Krankenhaus seid. Als wir hier ankamen, ist uns Takanori weinend in die Arme gerannt und hat uns erzählt, was passiert ist.“

Kais Stimme zitterte und Uruha konnte sehen, wie sich kleine Tränen in seinen Augen bildeten. Kai weinen zu sehen versetzte Uruha einen Stich ins Herz. Er wollte nicht, dass seine Freunde traurig waren. Vorsichtig legte er eine Hand auf Kais Wange und streichelte sie zärtlich.

„Ach, Yutaka. Mach dir um mich bitte keine Sorgen. Mir fehlt doch nichts… Aber…“, auf seinem Gesicht spiegelte sich das blanke Entsetzen wider. „Wo ist Akira? Wie geht es ihm? Ich will zu ihm!“

„Sie dürfen sich nicht aufregen, Takashima-San. Suzuki-San geht es den Umständen entsprechend.“, schaltete sich nun der Arzt ein.

„Den Umständen entsprechend? Was soll das denn heißen? Wo ist er? Ich will zu ihm!“

„Nun ja. Suzuki-San erlitt durch den Aufprall eine Gehirnerschütterung, sein rechtes Handgelenk ist gebrochen und einige Rippen sind ebenfalls angebrochen. Er ist bis jetzt noch nicht aufgewacht, aber wir hegen die Hoffnung, dass dies bald der Fall sein wird.“

„N-Noch nicht aufgewacht? Liegt er etwa im Koma?“, Uruhas Stimme klang gehetzt.

„Nein, das nun wieder nicht. Wir wissen selbst nicht, warum er noch nicht aufgewacht ist. Aber wir vermuten, dass durch die Gehirnerschütterung…“, begann der Arzt, doch Uruha unterbrach ihn.

„Wo ist er?“

„Suzuki-San liegt auf Zimmer 203, das ist das Zimmer nebenan. Aber… Takashima-San, bleiben Sie liegen!“

Doch Uruha hörte nicht auf den Arzt. Er sprang aus dem Bett und ignorierte das aufkommende Schwindelgefühl. Zuerst schwankte er leicht, doch dann fasste er sich und stürmte aus dem Zimmer. Die anderen folgten ihm. Uruha zog die Zimmertür 203 auf und erstarrte. Seine Augen füllten sich mit Tränen bei dem Anblick, der sich ihm bot. In einem Krankenhausbett lag, über und über in Verbände gepackt und in einem weißen Krankenhaushemd, sein geliebter Reita und schlief augenscheinlich. An seiner linken Hand befand sich eine Kanüle mit einem Schlauch, der zu einem Tropf mit durchsichtiger Flüssigkeit führte und neben dem Bett stand ein seltsames Gerät, auf dem Wellenlinien zu sehen waren und das monotone Piepsgeräusche von sich gab. Uruha trat langsam zu Reita und ließ sich auf dem Bettrand nieder. Mit zitternden Fingern strich er Reita über die blasse Wange. Er sah trotz der vielen Verbände immer noch so schön aus… Uruha entwich ein Schluchzen und hinter sich konnte er Ruki geräuschvoll weinen hören, doch er hatte nur Augen für Reita. Er beugte sich leicht vor und küsste ihn sanft auf die Stirn.

„Hey… Aki-Chan… Komm, wach bitte auf, ja? Jetzt wird alles gut. Ich bin doch bei dir. Du kannst ruhig aufwachen und dann bring ich dich nach Hause, ja? Ich kümmer mich um dich, aber wach bitte auf…“, murmelte er immer wieder leise vor sich hin.

„Das wird nichts bringen, Takashima-San. Suzuki-San kann Sie nicht hören.“, sagte er Arzt hinter ihm und Uruhas Finger krallten sich ins weiße Bettlaken.

„Wie können Sie es wagen? Er kann mich hören, das weiß ich genau! Ich bin sein bester Freund und ich gebe ihn nicht auf! Hören Sie? Er wird aufwachen und dann ist wieder alles in Ordnung!“, schrie Uruha den Arzt unter Tränen an.

„Legen Sie sich bitte wieder hin, Takashima-San. Ich bringe Ihnen eine Beruhigungsspritze.“, sagte der Arzt und wollte nach Uruhas Arm greifen, doch Uruha schrie ihn weiter an.

„Fassen Sie mich nicht an! Ich gehe hier nicht eher weg, bis Akira aufgewacht ist!“

Er wandte sich mit tränenüberströmtem Gesicht wieder dem Schlafenden im Bett zu und beugte sich über ihn, gab ihm immer wieder kleine Küsschen auf Stirn und Wange.

„Ich weiß, dass du mich hören kannst, Aki-Chan. Der blöde Arzt weiß doch gar nicht, wovon er redet, dieser Stümper. Du wirst wieder aufwachen und dann bring ich dich nach Hause. Na los, beweisen wir diesem Lackaffen, dass er Unrecht hat. Wach auf!“

Unzählige Tränen tropften von Uruhas Wange auf Reitas Gesicht und plötzlich geschah etwas, was man nur als Wunder bezeichnen konnte. Erst war alles wie gehabt, Reita rührte sich nicht und Uruha weinte. Doch dann zuckten Reitas Augenlider leicht und ein paar Sekunden später öffnete er zaghaft die Augen. Uruha glaubte, ihm bleibe das Herz stehen. Er sah, wie Reitas Augen unfokussiert durch den Raum glitten und scheinbar nichts wirklich auffassen konnten. Dann fokussierte sich sein Blick etwas und er blickte starr auf Uruha, kein Muskel seines Gesichtes verzog sich. Nicht mal ein kleines Lächeln schenkte er seinem besten Freund. Er starrte ihn einfach nur an. Uruha dachte, dass Reita sich wohl erst einmal sammeln müsse und lächelte ihn an.

„Hey, willkommen zurück. Ich hatte solche Angst um dich, Aki-Chan. Mach solch einen Blödsinn nie wieder, ja? Das war es doch nicht wert.“, murmelte Uruha und gab ihm wieder einen Kuss auf die Stirn. „Ich hatte solch eine verdammte Angst um dich, Aki-Chan. Ich dachte, ich hätte dich für immer verloren. Aber du bist ja jetzt wach und alles ist in Ordnung. Ich hab dich so lieb!“

Reita starrte ihn immer noch ausdruckslos an und auf einmal begann er, die Stirn zu runzeln und legte den Kopf leicht schief, als müsse er überlegen. Uruha sah ihn ebenfalls nicht minder verwirrt an.

„Hm? Was hast du denn, Aki-Chan? Ist dir nicht gut? Fehlt dir was? Tut dir irgendetwas weh?“, fragte er perplex und strich dem blonden Bassisten durchs wuschelige Haar.

Dessen Gesichtsausdruck blieb weiterhin verwirrt und Uruha wurde langsam mulmig zumute. Was sollte das? Warum sagte Reita nichts? Er wollte gerade den Arzt fragen, was denn los sei mit Reita. Doch dann öffnete Reita den Mund und sagte etwas, was Uruhas Herz brach und ihm noch mehr Tränen in die Augen trieb.

„Wer bist du?“
 

---

Aaaah XD!

Längstes Kapitel ever!

*Dance*

Hats euch gefallen?

„Damit du endlich still bist…“

Uruha starrte seinen besten Freund an, als käme er von einem anderen Stern. Mit schreckgeweiteten und verständnislosen Augen sah er auf den blonden Mann im Krankenhausbett, der ihn mit unverhohlener Neugierde anblickte. Er trat einen Schritt zurück und spürte hinter sich die warme Brust Kais, der ihm die Hände auf die Schultern legte und sanft massierte. Anscheinend sollte dies zur Beruhigung dienen. Doch Uruhas Schultern zitterten, als wäre ihm kalt und seine Unterlippe bebte. Mühsam wandte er seinen Blick von Reita ab und sah den Arzt an.

„Doktor… Was ist mit Akira? Warum erkennt er mich nicht?“

„Anscheinend hat Ihr Freund durch den Unfall sein Gedächtnis verloren. Aber machen Sie sich keine Sorgen. So eine Amnesie ist meistens nur von kurzer Dauer. Aber das muss ich erst untersuchen. Wenn ich Sie alle bitten dürfte, den Raum zu verlassen?“

Uruha spürte, wie Kai ihn mit sanftem Druck zur Tür geleitete und aus dem Raum schob. Die anderen folgten ihnen. Rukis Körper wurde immer noch von kleineren Schluchzern geschüttelt und er ließ sich auf einem der Stühle vor dem Zimmer nieder. Uruha tat es ihm gleich und lehnte sich haltsuchend an Kai, der sich neben ihn gesetzt hatte und ihn nun in den Arm nahm. Er konnte es nicht fassen. Amnesie?! Reita erkannte ihn, seinen besten Freund seit zwanzig Jahren, nicht wieder? Das konnte doch nicht wahr sein…

„Kou? Hey… Soll ich dir was zu trinken bringen?“, hörte er leise Kais Stimme an seinem Ohr.

„Nein…“, murmelte er nur und beugte seinen Oberkörper nach vorne.

Die Ellenbogen stützte er auf den Knien ab und vergrub das Gesicht in den Händen. Seine Schultern bebten. Warum? Warum passierte dies alles? Gab es denn keine Gerechtigkeit? Uruha wollte das nicht! Er wollte seinen alten Reita wiederhaben. Mit ihm Witze reißen, lachen oder einfach nur still neben ihm sitzen und seine Nähe genießen. Und das sollte nun alles vorbei sein? All die schönen Erinnerungen, die sie beide zusammen hatten, sollten aus Reitas Gedächtnis gelöscht sein? Einfach so? Das ging doch nicht… Das durfte doch nicht wahr sein…

„Kou… Komm schon, mach den Kopf hoch und lass die Schultern nicht so hängen. Das gibt einen krummen Rücken. Der Arzt meinte doch, dass die Amnesie sicherlich nicht für immer ist. Du wirst sehen, schon bald kann sich Akira wieder an uns alle erinnern und alles wird gut. Ihr beide sprecht euch aus und du wirst endlich deinen Schatz bekommen. Da bin ich mir sicher!“, sagte Ruki und küsste Uruha sanft auf die Stirn. „Komm schon. Vertrau mir. Das wird alles wieder!“

„Ach, Takanori…“, seufzte Uruha. „Ich wünschte, ich könnte dir glauben…“

„Du kannst mir auch glauben! In spätestens zwei Wochen, wenn nicht sogar schon eher, wird unser alter Aki bei uns sitzen und mit uns lachen!“

Uruha zwang sich, Ruki ein kleines Lächeln zu schenken. Er wusste, dass Ruki ihn bloß aufmuntern wollte und selbst nicht ganz seinen eigenen Worten glaubte. So einfach, wie der Kleine sich das vorstellte, würde es ganz bestimmt nicht werden. Da war sich Uruha sicher.
 

Seit einer geschlagenen Stunde saßen die vier Freunde bereits vor Reitas Krankenzimmer und bangten um ihren Freund. Der Arzt hatte sich bis jetzt noch nicht wieder blicken lassen und Uruha hoffte stark, dass seine Untersuchungen ergaben, dass Reitas Gedächtnisverlust nur von kurzer Dauer war und sie ihren alten Reita bald wieder bei sich haben konnten. Doch bis jetzt wurden diese Hoffnungen noch nicht bestätigt und Uruha wurde langsam aber sicher wahnsinnig vor Sorge um seinen heimlichen Schwarm. Wieso in Kami-Samas Namen kam denn keiner dieser Quacksalber, die sich Ärzte schimpften und sagte ihm endlich, was mit Reita war? Warum ließen sie ihn wie auf heißen Kohlen sitzen, mit dem Wissen, dass Reita sich vielleicht nie wieder an ihn würde erinnern können? Er konnte es einfach nicht begreifen.

Ruki war vom vielen Weinen auf Aois Schoß eingeschlafen und Kai hatte den Arm um Uruha gelegt, der sich an dessen Brust geschmiegt hatte und stumm vor sich herstarrte. Sie alle waren mehr als fertig mit den Nerven. Plötzlich ging die Türe auf und der dickliche Arzt mit dem Dreitagebart kam aus dem Zimmer. Sofort standen alle senkrecht und belagerten den Arzt mit Fragen.

„Wie geht es ihm?“

„Was ist mit der Amnesie?“

„Ist sie nur von kurzer Dauer?“

„Kann er sich wieder erinnern?“

„Können wir zu ihm ins Zimmer?“

„Können wir ihn mit nach Hause nehmen?“

Der Arzt hob beschwichtigend die Hände und sah die vier jungen Männer beschwichtigend an.

„Nun mal langsam mit den jungen Pferden. Alle nach der Reihe.“, seufzte er schwer und fuhr sich durch den Bart. „Ihm geht es soweit gut und ich habe auch herausgefunden, was es mit der Amnesie auf sich hat. Ich kann Sie alle beruhigen. Der Gedächtnisverlust wird nur von kurzer Dauer sein. Allerdings kann ich Ihnen nicht sagen, wie lange genau Ihr Freund sich nicht an Sie erinnern können wird. Das hängt ganz alleine von ihm ab. Und Sie dürfen ihn jetzt noch nicht besuchen. Er ist noch sehr müde und er muss mindestens eine Woche hier bleiben.“

„Eine ganze Woche?“, fragte Uruha erschrocken.

„Ja, anders geht es nicht. Wir müssen ihn unbedingt noch zur Vorsicht hierlassen, damit wir ihn im Notfall behandeln können.“

„Aber… Okay…“

Mehr konnte Uruha nicht sagen. Niedergeschlagen ließ er den Kopf und die Schultern hängen. Wieso? Er wollte doch nur sehen, wie es Reita ging. Er wollte bei ihm sein und sich um ihn kümmern. Aber das durfte er ja nicht. Er musste tatenlos mit ansehen, wie sein langjähriger Freund sich nicht an ihn erinnern konnte.

Kais Stimme riss ihn aus seinen düsteren Gedanken und er blickte auf. Kai hatte sein Strahlemannlächeln aufgesetzt und nahm Uruhas Hand in seine.

„Na komm, Kouyou. Du bleibst erstmal für eine Weile bei mir, ja? Ich lasse dich jetzt nicht alleine, sonst wirst du mir noch depressiv.“

„Aber ich kann dir doch nicht die ganze Zeit den Platz wegnehmen. Deine Wohnung ist doch schon so klein.“

„Nichts >aber<. Du kommst mit mir mit. Und ist doch egal. Dann rücken wir eben schön dicht zusammen.“, grinste Kai und zog Uruha sogleich mit sich, ohne dass der andere überhaupt eine Gelegenheit hatte, zu protestieren.
 

Kurze Zeit später waren sie bei Kai zuhause angekommen und Uruha ließ sich müde auf dessen Couch nieder. Seine Glieder fühlten sich kraftlos und schlaff an und er hatte Mühe, nicht einfach auf der Stelle einzuschlafen. Niemals hätte er es für möglich gehalten, dass er einmal in so eine Situation kommen würde. Niemals. Und er verstand immer noch nicht, warum dies alles passiert war… Er fühlte sich schuldig. Wenn er nicht Hals über Kopf davongerannt wäre, wäre Reita ihm nicht hinterhergerannt. Wenn er nicht einfach so über die Straße gerannt wäre, ohne nach rechts und links zu sehen, hätte Reita ihn niemals vor dem Auto beschützen können. Das alles wäre gar nicht erst passiert, wenn er selbst nicht so überreagiert hätte.

Er zog die Beine an den Oberkörper und schlang die Arme darum. Den Kopf legte er auf seine Knie und schloss die Augen. Eine einzelne Träne lief sein Gesicht hinab und versank in dem Stoff seiner Jeans. Es war alles seine Schuld…

„Kou? Hey… Wieso weinst du denn jetzt schon wieder? Akira ist doch außer Lebensgefahr und die Amnesie wird auch bald vorbei sein. Du hast keinen Grund zum Weinen. Du solltest eher froh sein, dass ihm nichts Ernsthafteres passiert ist.“, hörte er Kais Stimme neben sich und fühlte, wie ihm ein warmer, starker Arm um die Schultern gelegt wurde.

„Yutaka… Ich bin doch schuld daran…“, sagte er leise.

„Du? Wieso solltest du schuld sein? Du kannst doch nichts dafür, wenn so ein Vollidiot so schnell fährt und nicht aufpasst.“

„Yutaka, du warst nicht dabei, als es passiert ist. Ich bin schuld!“, schluchzte Uruha und vergrub das Gesicht in den Händen.“

„Dann sag mir endlich den Grund, Kouyou! Warum fühlst du dich schuldig? Was ist passiert?“

„Ich… Wir haben Reita in einer Seitengasse getroffen und gesehen, wie er… Wie er mit einem… Stricher… rumgemacht hat.“

„Ja, das hat mir Takanori auch schon so erzählt. Und weiter?“

„Naja… Und dann ist Takanori ausgetickt, weil Akira meinte, uns ginge es doch gar nichts an, was er mache. Und Nori meinte, dass es jemanden gibt, der… Der Akira liebt… Und Akira wollte wissen, wer denn derjenige sei…“, Uruha hickste einmal auf. „Und gerade, als Taka ihm das sagen wollte, bin ich abgehauen. Ich wollte einfach nicht dabei sein, wenn er es Aki erzählt. Ich wollte Akiras Gesicht nicht sehen, wenn er erfährt, dass sein bester Freund in ihn verliebt ist… Ich… Ich bin dann einfach über die Straße gerannt und habe das Auto nicht gesehen, dass auf mich zugerast kam… Und als ich dachte, dass jetzt alles aus ist, kam auch schon Akira auf mich zu und schubste mich aus der Schussbahn… Dafür wurde er getroffen…“

Uruha konnte einfach nicht mehr. Alle Schuldgefühle stürmten auf ihn ein und übermannten ihn, drohten ihn zu überrollen. Er schluchzte erstickt auf und wurde sogleich an Kais starke Brust gedrückt, der ihn beruhigend in den Armen hielt und ihm über den bebenden Rücken strich.

„Shhh… Ist gut, Kou… Beruhige dich…“, murmelte Kais Stimme leise an seinem Ohr.

„Ich… Ich kann nicht… Ich liebe ihn doch und…“

„Doch, du kannst. Kouyou, mach dir keine Vorwürfe. Du konntest nicht wissen, dass er dir nachrennt und dass dann so etwas passiert. Du bist nicht schuld.“

„Doch, Yutaka! Ich bin schuld! Ich sollte anstatt Akira dort liegen und alles vergessen haben! Ich liebe ihn und wollte nicht, dass er verletzt wird!“

„Hör auf, so einen Scheiß zu reden! Wenn ich dir sage, du bist nicht schuld, dann bist du auch nicht schuld!“, Kais Stimme wurde langsam etwas lauter.

„Doch! Ich liebe…“, begann Uruha, wurde jedoch sofort unterbrochen.

Etwas Warmes und Weiches legte sich auf seine bebenden Lippen. Uruha riss erschrocken die Augen auf und starrte in Kais Gesicht, das dem seinen so unglaublich nahe war. Und das Weiche, was auf seinen Lippen lag, war nichts anderes als Kais Lippen. Uruha wimmerte leise auf. Was sollte das? Wieso küsste ihn Kai? Wieso gerade jetzt?

Uruha legte seine Hände auf Kais Brustkorb und drückte ihn von sich. Beide lösten sich schweratmend voneinander und Uruha starrte Kai fassungslos an.

„Yutaka… Was…? Wieso…?“, stammelte er verstört.

„Damit du endlich still bist…“

Die Worte drangen emotionslos aus Kais Mund. Seine Augen sahen Uruha an, doch nichts regte sich in ihnen. Uruha fröstelte es, als er in diese kalten Augen blickte.

„Yutaka…“, wisperte Uruha und schüttelte verwirrt den Kopf.

„Geh schlafen, Kou…“, murmelte sein Freund bloß und drückte ihn aufs Sofa. „Schlaf dich aus. Du hast es dir verdient.“

Kai blickte Uruha noch einmal an, dann drehte er sich ohne ein weiteres Wort um und verließ das Wohnzimmer. Uruha blieb alleine in der Dunkelheit zurück und zog die dünne Decke, die neben ihm lag, fest um seinen zierlichen Körper. Ihm war kalt, obwohl alle Fenster geschlossen waren. Wieso verhielt sich Kai so? Wieso hatte er ihn geküsst? Fragen über Fragen, die sich Uruha nicht erklären konnte. Was war mit dem Sonnenscheinchen Kai los, der so gut wie nie sein Lachen verlor? Wieso besaß dieser freundliche Mann so einen eiskalten, emotionslosen Blick? Was hatte er falsch gemacht, dass Kai ihn so ansah? Und was hatte Kais Satz zu bedeuten? Warum? Was hatte er denn so Schlimmes gesagt, dass er den Mund halten sollte?

Fröstelnd legte er sich fest in die Decke gewickelt auf das Sofa und schloss die Augen. Er zitterte etwas und wünschte sich, jetzt einen wärmenden Körper neben sich zu haben, der ihn hielt. Doch auf Kai konnte er wohl erstmal nicht zählen. Dieser kalte Blick hatte alles ausgesagt. Langsam wurde er schläfrig. Seine Glieder wurden taub und nach einiger Zeit spürte er, wie er in der absoluten Schwärze versank. Nach einiger Zeit befand er sich in Morpheus‘ Armen und schlummerte augenscheinlich friedlich vor sich hin. Doch in seinem Innersten sah es anders aus. Selbst im Schlaf kreisten seine Gedanken immer wieder um Kais Satz.

Damit du endlich still bist…“
 

---

Ich wollte mich nochmal herzlich für die vielen, schönen Kommentare bedanken^^.

Ihr seid klasse.

*Momiji manjuu an alle verteilt*

Hab euch lieb!
 

LG Uruha_loves_Reita

Nichts als Sorgen

Lange jedoch wurde ihm sein Schlaf nicht gegönnt. Mitten in der Nacht wachte er auf und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Was war das denn gewesen? Er hatte doch ganz deutlich ein Geräusch gehört. Es klang irgendwie… Nach Weinen? Uruha musste einen harten Kloß, der sich in seinem Hals gebildet hatte, hinunterschlucken und strich sich die Decke vom Körper, ehe er sich aufsetzte. Woher kam nur dieses Geräusch? Konnte es etwa sein, dass… Uruha wollte es sich eigentlich gar nicht ausmalen… Konnte es sein, dass Kai weinte? Wirklich weinte? Oder hatte ihm sein Gehör nur wieder einen dummen Streich gespielt?

Vorsichtig und leise richtete er sich auf und strich sich mit einer Hand seine Haare aus den Augen, die ihm frech ins Gesicht hingen. Lautlos tapste er durch den Flur und stand schlussendlich vor Kais Zimmertür. Sachte legte er das Ohr an die Tür und lauschte. Tatsächlich. Von drinnen her kam ein leises Schluchzen und Uruha war sich sicher, einige Wortfetzen wie „… Liebt mich doch eh nicht…“, „… Keine Hoffnungen machen…“, „… Eh alles sinnlos…“ zu verstehen und schluckte hart. Wovon redete Kai denn da? Was war bloß mit dem süßen Sonnenscheinchen los, das alles und jeden gerne zum Lachen brachte? Wo war der alte Kai geblieben, der nie weinte, jedenfalls nicht in der Öffentlichkeit? Leise drückte er die Klinke hinunter und spähte vorsichtig in das finstere Zimmer. Er konnte nichts erkennen, außer den Umrissen des Bettes und dem Deckenberg, der auf diesem lag und sich unruhig bewegte. Schlief Kai etwa noch?

Leise tapste er in den Raum hinein und trat an das Bett seines Leaders. Nur Kais verstrubbelter, schwarzer Haarschopf war zu sehen, der Rest seines Körpers war unter dem Deckenberg versteckt. Vorsichtig setzte sich Uruha an den Bettrand und zog die Bettdecke von Kais Gesicht – und er erschrak. Kais Augen waren geschlossen, doch durch die zusammengepressten Lider traten stetig Tränen hervor, die an beiden Schläfen Kais hinunterrannen und heimlich, still und leise in dem Bettlaken versanken. Uruha biss sich nervös auf die pralle Unterlippe. Kai schlief tatsächlich noch und allem Anschein nach hatte er einen Alptraum. Uruha haderte mit sich. Sollte er Kai wecken und ihm somit die Blöße geben, vor jemand anderem geweint zu haben oder sollte er ihn schlafen und seinen Ängsten überlassen? Uruha entschied sich für Ersteres, denn er wollte Kai um nichts in der Welt so leiden sehen. Also atmete er noch einmal tief durch, ehe er Kai an die Schulter fasste und vorsichtig an ihm rüttelte.

„Hey… Yutaka-Chan? Yutaka-Chan, wach auf.“

Doch Kai schlief weiter und drehte sich unruhig hin und her, während er murmelte:

„Nein… Nein… Bitte nicht… Bleib bei mir…“

„Hey, Yutaka! Komm schon, wach endlich auf. Du träumst bloß!“, versuchte es Uruha nun ein wenig lauter und schüttelte Kai fester.

Nach einigen Sekunden schlug dieser auch total verwirrt die Augen auf und Uruha seufzte erleichtert. Er legte sanft die Arme um den überraschten Kai und zog ihn an seine Brust. Er konnte Kais Tränen fühlen, die sein Hemd durchnässten, doch es störte ihn nicht, keinesfalls. Er wollte nur, dass es Kai gut ging und er nicht mehr weinte. Das war das einzig Wichtige, das für ihn jetzt zählte. Sanft fuhr er dem Drummer durch die schwarzen weichen Haare und fragte:

„Yutaka-Chan. Was ist los? Wieso weinst du im Schlaf? Hast du schlecht geträumt?“

Anstatt einer Antwort schubste ihn Kai grob von sich und zog die Bettdecke dichter an seinen zitternden Körper. Anklagend blickten seine schokobraunen Augen auf den verdutzten Uruha. Was war denn nun los? Wieso schaute ihn Kai denn so an? Hatte er etwas Falsches gesagt? Aber er wollte seinem Freund doch nur helfen, was war falsch daran?

„Yutaka, ich…“, fing er an, doch er wurde schroff unterbrochen.

„Verschwinde bitte einfach, Kouyou. Ich will dich jetzt nicht sehen, verstanden?“, spie der sonst so sanfte Drummer aus.

„Was soll das? Ich wollte dir doch nur helfen! Hätte ich dich in deinem Alptraum lassen sollen?“

„Wäre vielleicht besser gewesen…“, war die leise Antwort Kais.

„Wieso das denn? Yutaka, ich verstehe gar nichts mehr. Du bist in letzter Zeit mir gegenüber so verschlossen. Und du weinst! Yutaka, du bist doch unser Sonnenschein, der nie weint. Was ist los mit dir? Ich mache mir Sorgen um dich und die anderen sicherlich auch. Wir alle haben dich lieb und wir wollen nicht, dass es dir schlecht geht und dass du weinst. Sag mir doch endlich bitte, was du hast.“

„Gerade du bist derjenige, dem ich es nicht sagen werde, Kouyou. Dir sag ich es nicht!“

„Aber, Yutaka… Bitte…“

„Nein, Kouyou! Und nun schlaf weiter!“

Kai war aufgestanden und schob den verzweifelten Uruha aus der Tür hinaus und schlug ihm die Tür vor der Nase zu. Der Brünette starrte einige Minuten verdattert auf die Tür, ehe er den Kopf sinken ließ und leise „Wie du meinst… Yutaka…“ murmelte, ehe er zurück ins Wohnzimmer tapste und sich erschöpft schlafen legte. Bevor er wieder einschlief, schwor er sich, herauszufinden, was seinen Bandleader so fertig machte.
 

Diesmal wurde er erst am späten Morgen wach, genauer gesagt um halb zwölf. Noch ziemlich müde öffnete er seine Augen, gähnte demonstrativ und wuschelte sich durch das sowieso schon ziemlich zerzauste Haar. Verdammt, er hatte wirklich nicht gut geschlafen. Und wessen Schuld war das? Ganz genau. Das war Kais Schuld, denn nur wegen ihm lag er die halbe Nacht wach und grübelte darüber nach, warum Kai so abweisend ihm gegenüber war. Irgendeinen Grund musste es schließlich geben. Und er würde Kai schon noch früh genug dazu bringen, ihm diesen Grund zu verraten.

Seufzend stand er auf und streckte sich. Er rieb sich den Schlaf aus den Augen und tapste genau wie in der Nacht zuvor durch den Flur, um zu Kais Zimmer zu gelangen. Mal schauen, wie es Kai heute ginge und ob er ihm denn heute nun endlich verraten würde, was ihn so sehr beschäftigte. Uruha hoffte stark, dass Kai sich endlich wieder beruhigt hatte, denn wenn nicht, würde er sich wirklich ernsthafte Sorgen um seinen sonst so fröhlichen Bandleader machen. Und darauf hatte er nun wirklich keine Lust. Er machte sich schließlich schon genug Sorgen um Reita, da brauchte er einen verzweifelten Kai erst recht nicht.

Als er schließlich vor Kais Zimmertür stand, klopfte er an eben jene und wartete ab. Doch er erhielt keine Antwort. Verwirrt hob Uruha eine Augenbraue. Schlief Kai etwa immer noch? Das konnte er sich nicht vorstellen, schließlich war Kai immer derjenige, der morgens seine Rundgänge machte und alle weckte, wenn sie auf Tour waren. Kai war nun wirklich kein Morgenmuffel, ganz im Gegenteil, er war überzeugter Frühaufsteher. Also war es eigentlich schon fast ein Ding der Unmöglichkeit, dass Kai noch schlief. Oder? Langsam aber sicher machte sich Uruha Sorgen um Kai und machte leise die Tür auf. Es war noch dunkel im Zimmer. Schlief Kai also tatsächlich immer noch? Leise schlich er an Kais Bett und bekam schon zum zweiten Mal in innerhalb von wenigen Stunden einen Schrecken. Kais Bett war leer! Uruha blinzelte ein paarmal überrascht. Das Bett war leer und sauber und ordentlich gemacht worden. War Kai etwa schon ausgegangen? Einkaufen oder so? Hätte er dann nicht einen Zettel hinterlegt? Ja, das hätte er sicherlich. Vielleicht hatte Uruha ja auch bloß einen Zettel übersehen. War ja möglich. Also begann er, die Wohnung auf den Kopf zu stellen und fand den gesuchten Zettel schließlich an seine Jacke gepinnt. Er hob eine Augenbraue, nahm den Zettel in die Hand und begann zu lesen.
 

Hey, Kou!
 

Tut mir wirklich leid, dass ich gestern Abend so gemein zu dir gewesen bin. Das hast du nicht verdient. Schließlich kannst du nichts dafür. Aber helfen kannst du mir auch nicht wirklich, das musst du mir glauben. Ich muss erstmal meine Gedanken ordnen und selbst eine Lösung für mein Problem finden. Da kannst du mir wirklich nicht helfen, Kouyou.

Aber mach dir auch bitte keine Sorgen um mich, weil ich nicht zuhause bin. Ich bin in meinem Ferienhaus. Wo das steht, sag ich dir lieber nicht. Du würdest mir nur nachkommen und das will ich nicht. Du sollst dir keine Sorgen um mich machen, ja? Wenn ich alles geklärt habe, komme ich zurück. Versprochen. Und sag bitte den anderen auch nicht, wo ich bin, okay? Ich brauche im Moment meine Ruhe. Und nun: Kopf hoch, Kou. Schau jetzt nicht so traurig. Ich komme ja bald wieder und wenn ich dann wieder da bin, geht es mir besser. Heiliges Visu-Ehrenwort ;)!
 

Bis bald,
 

dein Yutaka
 

PS: Und kümmer dich bitte gut um deinen Schatz, ja? (Du weißt ja, wen ich meine.) Ich hoffe, dass er sich bald wieder an uns alle und vor allem an dich wieder erinnern kann. Ich will dich wieder lachen sehen.
 

Uruha ließ den Zettel sinken und schniefte leise.

„Oh, Yutaka… Ich will dich doch auch wieder lachen sehen…“

Er steckte den Zettel in seine Jackentasche, zog sich selbige an und verließ Kais Haus. Er wusste, wo er nun hinwollte. Nach Reita. Er wollte sich um ihn kümmern, so, wie Kai es gewollt hatte. Und er würde Kais Wunsch nicht außer Acht lassen, denn es war ebenso sein Wunsch, dass Reita sich wieder an alles erinnern konnte. Und er würde schon dafür sorgen, dass es Reita bald wieder gut gehen würde. Das schwor er sich bei allem, was ihm heilig war.
 

Kurze Zeit später war er auch schon im Krankenhaus angekommen. Er meldete sich als Suzuki Akiras Besucher an, eilte dann durch die langen Gänge und fand sich schließlich vor Reitas Zimmertür wieder. Sachte klopfte er an und erhielt kurz darauf ein „Herein!“. Er betrat das weiße Krankenhauszimmer und sah sich um. Im Bett saß aufrecht gegen ein dickes Kissen gelehnt und eine Zeitschrift lesend Reita und sah ihn verwirrt an.

„Oh… Ohayou. Sie sind doch der junge Mann, der letztens schon hier war, nicht wahr?“, fragte Reita und lächelte ihn an. „Was verschafft mir denn die Ehre, dass Sie mich wieder besuchen kommen?“

Uruha schluckte den dicken Kloß in seinem Hals hinunter und setzte sich auf einen Stuhl neben Reitas Bett. Er sah ihn an und begann dann leise:

„Ich bin Takashima Kouyou. Aber… Bitte, nenn mich Kouyou, ja? Wir können uns doch duzen… Die Ärzte haben dir doch sicherlich schon gesagt, was passiert ist und dass du dein Gedächtnis vorrübergehend verloren hast oder?“

„Kouyou… Der Name kommt mir bekannt vor…“, murmelte Reita und sah Uruha durchdringend an. „Ja, die Ärzte haben mir bereits alles erzählt. Sie sagten, ich hieße Suzuki Akira und würde in einer Band namens >the GazettE< spielen. Und… Sie haben erwähnt, dass ich einen Bandmember hätte, der Takashima Kouyou heißt. Bist du das?“

„Ja, der bin ich, Akira. Heißt das, du kannst dich wieder an mich erinnern?“, Uruhas Augen weiteten sich hoffnungsvoll.

„Nein… Mir wurde nur dein Name genannt. Aber ich verbinde nichts mit diesem Namen, tut mir leid. Ich würde mich wirklich gerne wieder an dich erinnern, aber es ist, als wäre eine Mauer in meine Gedanken gemauert worden. Ich versuche schon immer, mich zu erinnern, aber es klappt einfach nicht. Schau bitte nicht so traurig.“

Uruha wandte schnell den Blick ab, damit Reita seine Tränen nicht sehen konnte. Er erkannte seinen besten Freund also immer noch nicht. Er wusste nur seinen Namen, da ihm die Ärzte diesen verraten hatten. Hart schluckend sah er Reita wieder an, der ihn besorgt musterte und unterdrückte die aufkommenden Tränen.

„Ich hoffe, dass du dich bald wieder an mich erinnern kannst, Aki. Und an die anderen. Wir machen uns alle große Sorgen um dich, weißt du?“

Plötzlich ging die Tür auf und ein etwas außer Atem geratener Ruki stand im Zimmer. Er hielt sich die Hand gegen die Brust und schnaufte.

„Ach, da bist du! Mann, ey. Ich hab mir voll die Sorgen gemacht, weil du und Yutaka nicht da ward. Ihr hättet ruhig mal Bescheid sagen können, dass ihr Akira besuchen geht, ihr Hohlköpfe. Ich wäre gerne gleich mitgekommen. Aber nein, mir sagt ja eh niemand was. Sag mal… Wo ist Yutaka denn?“, fragte Ruki, stemmte die Hände in die Hüften und zog eine Augenbraue in die Luft. „Ich dachte, du hättest bei ihm übernachtet. Wo ist er denn dann?“

„Uhm… Weggefahren.“

„Wie weggefahren?“

„Na, weggefahren eben.“

„Und wohin?“

„Das kann ich dir nicht sagen…“

„Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen, Kouyou!“

„Ich lasse mir doch gar nichts aus der Nase ziehen! Ich weiß es doch wirklich nicht!“

„Jaja… Mann, ey. Dann lass es eben.“

„Tut mir ja leid, Nori, aber ich weiß es echt nicht.“

„Uhm… Hallo? Ich bin auch noch da.“, ließ Reita nun verlauten und sah die beiden Streithähne verunsichert an, dann wandte sich sein Blick auf Ruki. „Und wer bist du jetzt?“

„Na, ich bin es doch, Matsumoto Takanori.“, lächelte Ruki und zeigte auf sich. „Sag bloß, du erinnerst dich immer noch nicht?“

„Nein… Tut mir leid…“

„Schon gut, Akira. Du wirst sehen, bald wird alles wieder gut sein. Nicht wahr, Kou? … Kouyou?“

Ruki wandte sich stirnrunzelnd an Uruha, da dieser ihm nicht geantwortet hatte. Uruhas Blick lag auf Reita und Ruki konnte deutlich die kleinen Tränen sehen, die sich in seinen schönen Rehaugen gesammelt hatten. Seufzend legte er den Arm um den zierlichen Gitarristen und flüsterte ihm ins Ohr:

„Ich glaube, ich lasse euch mal alleine, ja? Kopf hoch, Kou-Chan. Kümmer dich gut um unseren Dickschädel, dann wird er sich bald wieder an alles erinnern. Du wirst schon sehen.“

Grinsend tätschelte er ihm die Seite und Uruha bemerkte nicht, wie der Kleinere vorsichtig den Zettel aus seiner Jackentasche zog, der etwas herausgelugt hatte. Dann verabschiedete sich Ruki und ließ die beiden Fast-Turteltäubchen alleine. Feixend stand er nun vor der Tür und las den Zettel. Ein noch breiteres Grinsen legte sich auf seine feinen Gesichtszüge und er lachte leise.

„Ferienhaus also, ja? Ach, Yutaka, du bist manchmal wirklich vergesslich.“

Er stopfte den Zettel in seine eigene Jackentasche und verließ das Krankenhaus.

„Ich weiß, wo ich dich finden kann, mein lieber Yutaka.“

Kais Not und Rukis Hilfe

Seufzend starrte Ruki auf das große, weiße Haus, vor welchem er im Moment stand. Sein Blick wanderte auf das Namensschild über der Klingel und er seufzte tief. Uke. Hier wohnte Kais Familie. Und Ruki war sich so ziemlich sicher, dass Kai hier untergekommen war. Von wegen Ferienhaus… Obwohl es ja auch so etwas in der Art war. Kai kam oft hierher, wenn er Ruhe und Entspannung wollte. Seine Mutter war eine richtige Glucke und kümmerte sich um ihren erwachsenen Sohn, als wäre dieser gerade mal im Kindergarten.

Er trat einen Schritt auf die Haustür zu und drückte die Klingeln zweimal hintereinander. Dann trat er wieder einen Schritt zurück und wartete, bis ihm jemand die Tür öffnete. Hoffentlich war auch jemand zuhause. Ruki wurde nicht enttäuscht. Kurz darauf wurde die Tür geöffnet und eine hübsche Frau mittleren Alters sah ihn an. Sie trug ein blütenweißes Kleid und darüber eine Schürze. In der Hand hielt sie einen Kochlöffel. Als sie Ruki erblickte, lächelte sie ihn freudig an und sagte:

„Na, das ist ja mal eine Überraschung. Willkommen, Matsumoto-Kun. Was führt dich denn hierher? Bist du wegen Yutaka-Chan hier?“

„Konnichi wa, Uke-San. Ja, ich wollte Yutaka besuchen. Er ist doch hier oder liege ich da falsch?“

„Nein, da liegst du nicht falsch. Er kam gestern Abend hier an und hat sich sofort in sein Zimmer verkrümelt. Ich hab ihn den ganzen Tag noch nicht gesehen.“, sie seufzte leise und bat Ruki hinein, welcher sofort Folge leistete und ins Haus trat. „Weißt du, ob etwas vorgefallen ist? Ich mache mir Sorgen.“

„Nein, tut mir leid, Uke-San. Ich weiß selbst nicht, was mit Yutaka los ist. Deswegen bin ich ja hier. Ich wollte mit ihm reden.“

„Oh, achso. Na, dann geh einfach hoch in sein Zimmer. Er hat mir eigentlich gesagt, dass er nicht gestört werden will, aber mir ist es im Moment wichtig, dass jemand mal mit ihm spricht. Mit mir redet er ja nicht. Vielleicht bringst du ihn ja zum Reden, Matsumoto-Kun. Du bist ja schon so lange mit ihm befreundet.“, Kais Mutter lächelte Ruki sanft an. „Ach und wenn ihr alles geklärt habt, kommt bitte in die Küche, ja? Ich hab Momiji manjuu gemacht.“

„Danke, Uke-San. Ich werde es Yutaka dann sagen.“

Er schenkte ihr ebenfalls ein liebes Lächeln, ehe er sich umdrehte und die Treppe zu Kais Zimmer hinauflief. Dort angekommen klopfte er vorsichtig an, erhielt jedoch keine Antwort. Er runzelte die Stirn. Kais Mutter hatte doch gesagt, dass ihr Sohn in seinem Zimmer wäre. Wieso bat ihn denn dann niemand herein? Schlief Kai vielleicht? Seufzend zuckte er mit den Schultern. Das würde er wohl herausfinden müssen. Vorsichtig drückte er die Klinke hinunter und trat leise ins Zimmer. Es war stockdunkel. Das Rollo des Fensters war hinuntergezogen und kein einziger Sonnenstrahl drang hindurch. Nur durch das Öffnen der Tür drang ein kleiner Lichtstrahl ins Zimmer. Vorsichtig schloss er die Tür hinter sich und stand nun wieder in vollkommener Dunkelheit. Es war kein Laut zu hören. Oder doch? Wenn er genau hinhörte, konnte er ein leises Schluchzen ausmachen. Es klang ziemlich erstickt und kam aus dem Deckenberg, der auf Kais Bett lag. Ruki biss sich auf die Lippen. Lag Kai darunter und weinte still und leise vor sich hin, ohne sich jemandem anvertrauen zu können? Wieso tat er das? Er wusste doch, dass die anderen ihm immer zuhören würden, wenn er Probleme hatte. Und es war ja nicht so, als wüssten die anderen nicht, wieso es Kai so dreckig ging. Es war wegen Uruha. Das war Ruki mehr als nur klar. Kai war bis über beide Ohren in ihren hübschen Gitarristen verliebt und er musste ihn jetzt irgendwie davon überzeugen, dass ihn diese Liebe bloß kaputtmachte. Kai würde niemals glücklich werden, solange er Uruha lieben würde, da Uruha immer nur bloß Reita lieben würde. Da war sich Ruki ebenfalls sicher.

Leise und vorsichtig ließ er sich auf dem Bettrand nieder und strich über den bebenden Deckenberg. Er hörte immer noch die gedämpften Schluchzer und seufzte resigniert. Es tat ihm in der Seele weh, Kai so weinen zu hören. Er war es gewohnt, einen immer lachenden Kai vor sich zu haben, dem nichts das Sonnenscheinimage vermiesen konnte. Vorsichtig hob er die Decke an und lugte darunter. Dort lag zusammengekauert eine zierliche Gestalt und zitterte unter markerschütternden Schluchzern haltlos. Ruki zerriss es fast das Herz bei diesem Anblick und er strich ihm sanft über den Kopf.

„Hey, Yutaka… Alles okay?“, fragte er sanft und hob die Bettdecke nun vollständig von dem zitternden Körper, um ihn sanft in seine Arme zu ziehen. „Was machst du bloß für Sachen, hm? Wieso haust du einfach so ab und sagst keinem was davon?“

„Ta-Taka…“, murmelte der Drummer erschrocken und sah seinen kleinen Vocal aus geröteten Augen an. „Ich… Ich hab Kouyou doch im Brief geschrieben, dass ich im Ferienhaus bin und er sollte es niemandem sagen… Wie…?“

„Wie ich dann hier hergekommen bin? Ganz einfach, mein lieber Yutaka. Ich hab Kou den Zettel geklaut und wusste sofort, dass du bei deinen Eltern sein musst. Da gehst du doch immer hin, wenn es dir schlecht geht. Hotel Mama, nicht wahr?“, er grinste leicht und strich ihm die Tränen von den Wangen. „Mann, wir machen uns alle tierische Sorgen, Yutaka. Du kannst nicht einfach so sang und klanglos verschwinden. Das ist ziemlich gemein von dir. Außerdem bringt es doch sowieso nichts, dass du keinem ein Sterbenswörtchen gesagt hast, wieso du weg bist. Wir wissen es doch eh alle, außer Kouyou.“

„Aber… Ich dachte, hier findet mich keiner…“

„Falsch gedacht, Schätzchen. Und nun komm endlich mal aus deinem Mäuseloch hervor, das ist ja nicht mehr zum Aushalten. Zieh dir mal was Vernünftiges an, kämm dir die Haare und dann gehen wir runter in die Küche. Deine Mum hat Momiji manjuu für uns gemacht. Oder eher für dich, ich war ja nicht eingeplant.“

Kai nickte langsam und stand auf, um ins Badezimmer zu taumeln und sich fertig zu machen. Einige Minuten später kam er fertig angezogen aus dem Bad und stellte sich vor Ruki.

„Zufrieden?“

„Ja, schon mal nicht schlecht. Kleidung sitzt nicht schief, Haare sind nicht verwuschelt, aber du siehst immer noch aus wie eine Wasserleiche.“, grinste Ruki.

„Vielen herzlichen Dank auch…“

„Jetzt sei nicht beleidigt, sondern komm. Ich will endlich Momiji manjuu essen.“, er schnappte sich demonstrativ Kais Hand und zog ihn mit sich hinunter in die Küche.

Dort duftete es schon herrlich und er nahm sofort mit Kai an dem großen Esstisch Platz und grinste Kais Mutter an.

„Sie sind ein wahrer Engel, Uke-San!“

„Ach, du machst mich ja ganz verlegen, Matsumoto-Kun.“, murmelte die Frau, wurde leicht rot und gab jedem einen Teller. „Lasst es euch schmecken.“

„Itadakimasu!“, trällerte Ruki fröhlich und begann auch sofort zu essen.

Kais Mutter verschwand derweil, weil sie noch einkaufen gehen wollte und ließ die beiden jungen Männer alleine zurück. Ruki beobachtete Kai aus den Augenwinkeln. Der hübsche Drummer rührte seinen Teller nicht an, starrte bloß apathisch auf den Tisch und biss sich die Unterlippe blutig.

„Wenn du Vampir werden willst, musst du echt noch viel lernen, Yutaka. Vampire saugen das Blut anderer Menschen aus, nicht ihr eigenes. Hör auf, deine Lippe zu zerfleischen!“

Sofort ließ es Kai bleiben und sah Ruki entschuldigend an.

„Gomen nasai, Takanori. Aber ich bin viel zu aufgewühlt heute. Es tut mir wirklich wahnsinnig leid… Aber ich kann einfach nicht anders. Ich hab einen Fehler gemacht, den mir Kou bestimmt nicht verzeihen wird….“, der Schwarzhaarige schluchzte leise.

„Was hast du denn gemacht?“, fragte Ruki verständnislos.

„Ich… Ich… Ich hab ihn geküsst!“

„Ano… Was?“, fragte Ruki und bohrte sich im Ohr. „Ich glaub, ich hab mich gerade verhört. Ich hab doch tatsächlich verstanden, dass du Kouyou geküsst hast.“

„Hör auf, dich über mich lustig zu machen, Taka! Du hast dich nicht verhört…“

„Ach, Yutaka…“, seufzte Ruki und fuhr sich gestresst durch seine Haare. „Du machst dir dein Leben nur unnötig schwer. Wieso um Himmels Willen küsst du Kou, wenn du doch genau weißt, wie sehr er Akira liebt? Das bereitet dir und ihm doch nur Schmerzen. Dir, weil du jetzt von seinen Lippen gekostet hast und ihn jetzt bestimmt am liebsten immer wieder küssen würdest, aber weißt, dass das nicht geht und ihm, weil er jetzt sicherlich total verwirrt ist und nicht weiß, wie er dich jetzt als Freund behandeln soll. Er ist doch schon so fertig, weil er in seinen besten Freund verliebt ist, da braucht er sich nicht auch noch Gedanken darüber zu machen, dass ein anderer sehr guter Freund in ihn verliebt ist.“

„Das weiß ich doch, Taka… Das weiß ich doch…“

„Und wieso machst du dann so einen unüberlegten Quatsch?“

„Weiß nicht… Kurzschlussreaktion oder so…“, murmelte Kai peinlich berührt und sah zu Boden.

Er wusste ja, dass Ruki recht hatte. Wie hatte er nur so dermaßen dämlich sein können? Jetzt hatte er nicht nur sich selbst in eine Bredouille gemacht, was ja an sich schon schlimm genug war, nein, er hatte auch noch Uruha das Leben schwer gemacht. Er seufzte tief und stand auf. Dann nahm er die Hand des Kleineren und lächelte ihn an.

„Dank dir, Takanori. Ich hab begriffen, dass ich einen Fehler gemacht habe. Ich sollte Kouyou nicht hinterhertrauern, das bringt mir und ihm nur Kummer und euch anderen Sorgen. Das will ich natürlich nicht. Ich werde ihn zwar nicht sofort aus meinem Herzen verdrängen können, jedoch will ich es wenigstens versuchen. Ich werde mein Leben nicht einzig und allein auf Kou ausrichten und auch an mich selbst denken.“

„Das ist die richtige Einstellung, Yutaka.“, lobte ihn der Blonde und grinste breit. „Und jetzt fehlt nur noch eines: Zeig mir dein Sonnenstrahlenlächeln!“

Wie auf Kommando zogen sich Kais Mundwinkel nach oben und er legte ein so perfektes Lächeln an den Tag, dass es Ruki beinahe die Sprache verschlug.

„Okay, okay. Ich habs ja begriffen. Pack dein Atomgrinsen wieder ein, ich werde sonst verstrahlt!“, lachte er und umarmte seinen Kumpel fest.

Er war froh, dass er Kai davon überzeugen konnte, nicht immer nur Uruha hinterherzusteigen und dennoch zu wissen, dass es nichts brachte. Kai würde von nun an seinen eigenen Weg gehen und vielleicht sogar eine neue Liebe finden. Das hoffte zumindest Ruki, denn Kai hatte wirklich ein glückliches Leben an der Seite eines fürsorglichen und lieben jungen Mannes verdient. Und nichts anderes. Die Liebe zu Uruha, die immer einseitig bleiben würde, war einfach nicht gut für ihren zartbesaiteten Drummer.

Grinsend nahm er Kais Hand fest in seine. Nach diesem Gespräch hatte er einen gewaltigen Appetit bekommen und da kamen ihm die selbstgebackenen Momiji manjuu von Kais Mutter gerade genau recht. Sofort machten sich beide gierig darüber her und Ruki war sichtlich erleichtert, zu sehen, dass Kai wieder vernünftig aß und anscheinend wieder etwas glücklicher war.

Als sie fertig aufgegessen hatten, standen beide auf und halfen Kais Mutter beim Abspülen und Wegräumen. Sie alberten dabei etwas herum und spritzten sich mit Wasser nass, wobei Kai immer wieder lauthals auflachte und seine Mutter grinsend danebenstand. Danach hieß es für Ruki, wieder nach Hause zu gehen. Sein Hund Sabuchan brauchte dringend sein Futter und er musste auch noch aufräumen. Also verabschiedete er sich von Kais Mutter und trat zusammen mit Kai aus dem Haus, der ihn noch richtig verabschieden wollte.

„Ich hoffe doch sehr, dass du morgen wieder bei den Proben erscheinst.“

„Sicher doch. Ich lasse euch jetzt nicht mehr im Stich. Ich verspreche es hoch und heilig.“

„Sehr gut, sehr gut. Dann schlaf dich heute nochmal schön aus, damit ich dich morgen pünktlich und fröhlich in der PSC vorfinde. Ich hab dich lieb, Yutaka und Kopf hoch.“

„Ich hab dich auch lieb, Takanori.“, lächelte Kai und bückte sich, um dem kleinen Vocal einen Kuss auf die Wange zu drücken. „Wir sehen uns morgen.“, mit diesen Worten betrat er die Wohnung wieder und ließ Ruki mit einem seltsam warmen Gefühl im Magen alleine draußen stehen.

Ruki wurde leicht rot und machte sich auf den Weg zurück zu sich nach Hause. Er würde jetzt seinen Hund versorgen, dann aufräumen und sich dann mit einem guten Gefühl ins Bett legen. Eine gute Tat am Tag zu tun befreite wirklich die Seele.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (93)
[1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10]
/ 10

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2010-06-29T17:34:12+00:00 29.06.2010 19:34
hai
also ich finde es toll
schön geschrieben
freu mich wenns weiter geht
LG
Von:  Shin-
2010-04-13T17:13:21+00:00 13.04.2010 19:13
*-*
ich liebe deine ff :P
bitte schreib so schnell wies geht weiter!!
du hast mich süchtig gemacht *__*
lg
Von: abgemeldet
2010-03-13T03:16:56+00:00 13.03.2010 04:16
*an UruhaXKai klammer*
hm~
*zu RukiXKai schiel*
hm~ auch nicht schlecht...
njaa~ schreib schnell weiter...
ich bin schon gespannt, ob du es kompliziert lässt
oder die einfache Lösung nehmen wirst XD
aber ich glaub, ich würde beides mögen...
also schreib einfach weiter *Q*
Von: abgemeldet
2010-01-09T20:44:27+00:00 09.01.2010 21:44
Oh mann....ich kann mir das iwie richtig vorstellen, wie ruki den zettel klaut und sich dabeie ins abgrinst..........XDDD

tolles kapi und schreib schnell weiter, ja?

mann, jetzt hab ich hunger auf momiji manjuu.....O.o
Von: abgemeldet
2010-01-09T19:57:32+00:00 09.01.2010 20:57
Mensch, wie süß ist das denn :D
mir tut Kai so leid >__< ich glaub irgendwie nicht, dass er sich so schnell beruhigt. Aber so als Leader muss man ja einiges aushalten, und ich denke Ruki aht schon irgendwie geholfen.
Und achja, ich habs auf meiner Persönlichen Startseite so eingestellt, dass ich es sehe, wenn neue Kapitel kommen, also ist das mit der ENS nicht nötig ^__^
bis zum nächsten Chap :D
Grüße vom Pappteller~
Von:  Taeminnie
2010-01-09T12:55:29+00:00 09.01.2010 13:55
Aaaaawwww...
*roll roll*
Wie süüüüß xDDD
*___________________*
*mit Armen wedel*
Ruki ist niedlich x33333
Er kümmert sich lieb um seinen Freund x3~
Hihi~.. und da es jetzt wieder gut ist..
*Arm in die Höhe streck*
Kann sich Kai auch gut in jemand neuen verlieben.. hehe.. xD
Das wird gut x3~..
aaaw~..

Und der Schluss ist auch ganz waii *-*
Ein kleines Küsschen auf seine Wange und Ruki wird rot.. ö///ö
Aaaw~..
Okay~.. x3.. Das war's dann von mir..

*noch mit Blümchen werf*
Ich bin durch xDDDD.. für's erste..
hdgdl Liebes Twin x3~
Von deinem Natsu ^o^
Von:  Taeminnie
2010-01-09T11:56:33+00:00 09.01.2010 12:56
So xDDD
Hyahahahaa xD
schönes Kappi xD..
sehr schönes Kapitel x3.. ^^
*mal schnell schreiben tu*
*will noch kappi 6 lesen xDDDD*
huahaha~..
Ich bin schon gespannt wie Kai darauf reagiert wenn Ruki bei ihm an der Tür klingelt XD oder klopft..
*rum wusel*
Dann bis zum nächsten Kapitel xD
Von:  Taeminnie
2010-01-09T10:57:04+00:00 09.01.2010 11:57
Puh xD..
zu de, Kapi schreib ich mal ein wenig weniger xDDD
*noch zu den anderen Kappis kommen will*

Hya~.. xD
Also.. ö.ö.. hosa!!
So eine Amnesie ist schon blöd..
Ah.. u.u.. und nu macht sich Ruha solche vorwürfe..
Es ist nicht seine Schuld.. Q.Q

Reita wollte es doch so.. *schnüff*
Sonst wär von Kou nichts mehr übrig gewesen.. Q.Q
Aaaah..
*sfz*

Und und und Kai.. ö.ö...
Ui... ein Kuss nur damit Ruha still ist?
Hossa... dabei macht er sich doch so oder so schon solche Gedanken um den Gitarristen.. ~.~
Aaargh..
Aber ein sehr schönes Kapitel.. ö.ö.. auch wenn es kürzer war als das letzte xD

hdgdl Natsu x3
Von:  Taeminnie
2010-01-09T10:33:20+00:00 09.01.2010 11:33
*reinwusel*
*umschau* *Arme ausstreck*
Banzaaaaaiiii.. Banzaaaaaiii.. Dein Twin hat es bis zum dritten Kapi geschafft..
Ohohohoooo~.. x3~

*glubsch*
WTF?!! xDDDD
Kou und schwanger ???!!
xDDDD Kyaaaaaa~..
Da kann ich nur gratulieren und fragen...
Wer ist der Vater? *.*
Also wirklich.. Ruki und seine lebhafte Fantasie..
*Kopf schüttel*
Uuuuuglaublich xD

Wie faul kann ein Mensch nur sein?
... ah okay xD.. ich bin auch faul..
*Ruki anglubsch*
Okay xD.. auch genauso faul wie Ruki.. ich bekenne mich schuldig..
*drops*

Hyaaa.. xDDDD.. 5 Packungen Kekse?!
Zie-.. ziemlich viel...
*drops*
Obwohl.. xD.. sooo gefrässig der Kleine xD

.. Q___Q
Aaaah.. kackeee.. jetzt sind die Kerle auch noch Stricher?
*schnüff*
Armer Ruha.. den blöden Strichern verkauft Ruki aber nicht die Strichpullover aus seinem Teleshop.. ûu
*ernst nick*
*sonst ein ernstes Wörtchen mit Ruki reden muss*
Und dann ist der Kleine auch noch so schwer von Begriff!! Argh.. plapper doch nicht alles aus.. T.T
*sfz*
Aber er meinte es ja auch nur gut... aaaw~.. Q____Q

Hyaa!!! Q.Q
Gott.. Schoooock.. ein Unfall und dann.. Aaah..
*Tränchen kullern*
Ah nein.. der arme Aki.. und.. und Kou.. und.. T___T
Wääähh..
Und.. "Wer bist du?" Nein!!!!!!!!

*Auf Autos und die Straße deut*
Alles eure Schuld.. >.<
Und.. Wäähh.. Q____________Q.. Dabei wollte Rei nur Ruha reeeetteeeen.. waaaahhh.. so traurig...

*schnüff*
Aber wieder toll geschrieben... T__T
Aaawww... ich wusel mal zum vierten..
*knuffel*
hdgdl Natsu *schnüff*
Von:  Taeminnie
2010-01-08T19:27:06+00:00 08.01.2010 20:27
*rein wusel*
Muhahahahahaha~
Und nun reißen wir uns die Weltherrschaft unter den Nage-....
... *drops*
*umschau*
oh.. uh.. ôo.. falscher Text xP'

So~.. kommen wir mal zum eigentlichen Text xD.. und Kommentar~..
Haha~

*.*
Eine super tolle Duschszene~.. hehe~..
Muss ich schon sagen.. *kopf nick*
Aber schon wirklcih traurig das Ruha immer wieder an Rei denken muss..
Ach~.. Das ist wahre Liebe.. Q/////Q
*Ruha pat*

Ah je~.. ö.ö...
Armer Ruha.. macht sich sooo viele Gedanken um Rei und so..
*schnüff*
...

*prust*
Kyaaaahhh xDDDDD.. Sein Lidschatten über das halbe Gesicht?
*rofl*
DAS hätte ich nur zuuuuuu gern gesehen.. *lol*
Und der süße Ruki.. xD.. zu klein und zu süß für diese Welt..
*schmacht* Aaaaw~.. *ihn an sich krall* nya~

.... ui~..
*hinleg*
*schmacht*
Ich liebe Ruki~.. und auch wenn er sadistisch sein mag.. aaaaaaahh xD..
Noch besser.. haha~
*quietsch*
*Daumen hoch zu Kai*
Nice idea with the sticks xDDDDDDDDDD!!!!

Hach~.. einfach göttlich xD.. ein hochroter Kopf seitens Kai..
Weil er den heißen Hintern von Ruha vor sich hat..
Hya~! Zu geil xDD

...
*schnief*
Aaaw~.. so ein lieber Ruki.. ;_____;
Ich.. ich bin zu tränen gerührt.. das er Ruha so lieb trösten will..
*schnüff*
Das hat Kou aber auch nötig.. blöder Aki..
Argh.. jetzt reg ich mich schon wieder auf.. u.u..
Dabei wollte ich das nicht! Q___Q

Hosa.. ein sehr erwachsener Ruki.. ö.ö..
xD.. hm~.. ach~.. so unerwartete Seiten...
Aber toll so viele neue Seiten an meinem Liebling zu sehen.. hehe~.. äh.. zu lesen.. meine ich xD
Aber so eine lange Leitung hat er. *sfz*
Tz tz tz..

Aawww~ Ruki und Ruha am kuscheln hinten im Auto..
Süüüüß.. xDDD.. so waii~

*rofl*
XDDDDDDDD Perveeeeersooooos!!!!!
*auf Gaze deut*
Lauthals Pornos zu schauen, das sich die Nachbarn schon beschweren!!

Und.. ja.. u.u...
Ist schon kacke wenn alles was man tut an den Mann den man liebt erinnert wird..
Q____Q
Aaach... Armer kle-... großer Ruha.. u.u..
*kleiner desu*

Nya~.. x3~...
Sooo.. Kapitel 2 durch xD.. folgen noch ein paar xD..
Die krieg ich auch noch durch.. hehe~..
hdgdl Natsu <3


Zurück