Zum Inhalt der Seite

In den Fängen eines Vampirs

Gefangene der Emotionen
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

André

Hallo liebe Leser und Leserinnen,

Ich möchte euch ganz Herzlich Danken für eure so tollen Kommis,

ich freu mich immer sehr, wenn ihr mir schreibt, was ihr so darüber denkt.

Ich wünsche euch viel spass beim lesen.
 

Liebe Grüße

Saeverinam
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*
 

„Salvador Dalí ist der Hauptvertreter des Surrealismus, er ist einer der bekanntesten Künstler des zwanzigsten Jahrhunderts. Du hast bestimmt schon einige seiner Arbeiten gesehen. Die „Zerrinnende Zeit“ oder auch „Die weichen Uhren“ sind wahrscheinlich die bekanntesten Bilder von ihm.“

Schon seit Stunden erzählte Alain aus dem Leben der Künstler der Bilder, die sie in der städtischen Kunstgalerie betrachteten. Allmählich schwirrte Liliane der Kopf.

Pause! , dachte sie, Ich brauche dringend eine Pause. Und während Ihr ‚Adonis’ weiter über Dinge berichtete die er wahrscheinlich selbst erlebt hatte, von Bürgerkriegen und Besuchen von Sigmund Freud, die der berühmte Künstler erlebt hatte und von denen er wohl auch inspiriert wurde, plätscherte das Gehörte nur noch an ihr vorbei, ohne dass sie auch nur noch eine Information aufnehmen konnte.

In den Räumen der Galerie hingen sowohl Originale Werke aktueller, als auch Kunstdrucke verschiedenster bereits verstorbener Künstler. Die Bandbreite reichte von Landschaftsbildern in Öl, Kreide oder Kohle, über Aktzeichnungen bis hin zu modernen Klecksen und Strichen.

Einige der aussagekräftigsten Originale hatte Alain bereits für sich sichern lassen. Dass Alain ein Kunstsammler war, hatte sich die Braunhaarige bereits denken können; seine Villa war vollgestopft mit antiken Vasen und Bildern aus den verschiedensten Epochen seiner durchlebten Jahre. Auch moderne Malerei zierte seine Wände. Aber der grauäugige Vampir sammelte nicht nur, er handelte auch mit dieser Kunst. Das Geheimnis seines Reichtums waren schlicht seine Langlebigkeit und der Umstand, dass er sehr gut vorausplante. Auch hatte er bereits ein kleines Vermögen geerbt, als seine Eltern gestorben waren. Zwar wurde es zum Grossteil unter seinen jüngeren Geschwistern aufgeteilt, doch da Alain sich zu dem Zeitpunkt bereits eine nicht unbeträchtliche finanzielle Unabhängigkeit erwirtschaftet hatte, hatte er die Bevorzugung seiner Geschwister verschmerzen können. Überhaupt war er ein nicht sehr abhängiges Wesen, das sich selbst mühelos durchschlagen konnte. Auch als die Weltkriege die wirtschaftliche Lage in den Keller gerissen hatten, hatte er sich zu helfen gewusst. Zu jener Zeit hatte er auch leicht Nahrung finden können. Da Alain nie ins Detail ging, vermutete Liliane, dass er sie nicht verängstigen wollte.
 

Völlig in Gedanken und Welt vergessen, stiess Liliane plötzlich gegen einen Körper. Sie wollte sich gerade entschuldigen, als sie dasselbe Knurren vernahm, das sie in Alains Haus schon einem gehört hatte – vor einer Ewigkeit, wie ihr schien.

So plötzlich in die Wirklichkeit zurückgeholt, schrak sie auf und sah zu ihrem Entführer, der den Mann, den sie soeben gerammt hatte, bedrohte.

„Verschwinde André“, stiess Alain heraus, packte Liliane fest am Arm und wollte sie in Richtung Ausgang ziehen. Wehrlos liess sie sich das gefallen, blickte aber zu dem Fremden zurück, der den sonst so ruhigen Alain, von jetzt auf eben auf die Palme treiben konnte. Sie sah einen … Mann? Doch viel eher war es noch ein Junge, fast noch ein Teenager, der ebenso aggressiv wie auch leicht ängstlich zu dem so ungleichen Paar schaute.

„Bitte warte … Vater.“

… Schock. Wie war das, hat er Alain gerade Vater genannt?

Sie wollte es kaum glauben, aber dann fiel ihr die Ähnlichkeit zwischen den beiden auf: Dieselbe Nase, die Augen grau, jedoch mit einem schwarzen Rand. Andrés Blick wirkte kühler als Alains, doch seine noch sehr jugendlichen Züge verliehen seinem Äusseren einen frechen Touch.

Liliane fragte sich, ob der Junge vor ihr auch schon um die zwei Jahrhunderte alt war, doch ehe sie weiter darüber nachgrübeln konnte, fiel ihr das erste Gespräch über Vampire wieder ein, welches sie mit Alain geführt hatte, und sie überlegte, ob es nicht vielleicht auch ein Klischee war, dass Vampire einmal normale Menschen waren. Sie setzte diese Frage auf ihre Liste der Dinge, die sie gerne von ihm beantwortet haben wollte.

„Was willst du?“, maulte Alain.

Liliane war erschrocken über seine plötzliche, schlechte Stimmung. So kannte sie den Vampir, der sie meistens sehr höflich und liebevoll behandelte, nicht; selbst als sie ihn hatte schlagen wollen, war er ruhiger geblieben als jetzt mit seinem Sohn.

„Ähm … ich wollte mich mal bei dir bedanken …“

„Wofür …?“, fiel ihm der Ältere ins Wort. Verärgert blitzte Alain den Jungen an, und sein Griff um Lilianes Arm wurde fester. Besitz ergreifend schlang er auch noch seinen anderen Arm um ihre Taille und starrte André direkt in die Augen. Eine Vibration in seiner Brust zeugte von seinem nur schwer unterdrückten Knurren.

Liliane ahnte allmählich das seine Aggression etwas mit ihr zu tun haben musste.

„Für da… das Haus und dass du mich … in der Stadt duldest“, kam es immer leiser werdend aus dem Jungen heraus.

„Bedank dich nicht bei mir; geh lieber zu deiner Mutter, die der Meinung ist, dich im Auge behalten zu müssen.“

Liliane die allmählich das Gefühl bekam, in dem Griff ersticken zu müssen, versuchte sich aus dem Klammergriff zu befreien und zog an der Hand, der ihren Oberarm zu zerquetschen drohte.

Alain lockerte seinen Griff, ohne sie anzusehen, liess sie aber nicht los.

„Lass uns woanders reden, André. Wir versperren den Ausgang. Kennst du das Café Art of live?

„Was sollen wir denn da? Aber ja, ich weiss, wo das ist“, entgegnete der Junge arrogant.

„Wir treffen uns in – sagen wir … zehn Minuten? Ich muss noch kurz was mit Lily besprechen, dann können wir uns unterhalten.“

Nun war das Mädchen überrascht – was wollte der Vampir mit ihr besprechen? Sie hatte keine Idee.

André war bereits verschwunden als der Vater des Jungen ihr tief ihn die Augen sah.

„Pass bitte auf, dass er dir nicht zu nahe kommt, Lily. Ich kann nicht dafür garantieren, dass er dir nichts tut. Er ist noch jung und unerfahren.“

Liliane erwiderte bloss seinen Blick und nickte zustimmend. Sie sah nicht wirklich eine Gefahr in dem Jungen, aber soviel konnte sie sich denken, dass sie zu tun hatte, was Alain ihr sagte. Auch wenn ihre Freiheit gewachsen war, so war ihr dennoch bewusst, dass sie immer noch eine Gefangene war.

Sie glaubte nicht daran, hier in der Stadt auf jemanden zu treffen der sie wiedererkennen würde. Darauf hat Alain schon geachtet, nur zu einem Zeitpunkt hier heraus zu kommen, zu dem ihre Freundin und auch die Familie sie nicht antreffen würden.

„Bitte verzeih mir, wenn ich dir eben weh getan habe, das war nicht meine Absicht“, entschuldigte sich der Ältere.

„Schon gut...“, flüsterte sie. „Sag mal, ist er wirklich dein Sohn? Ich meine dein leiblicher Sohn?“ Unsicher schaute sie zu Boden und hätte am liebsten ein Loch in die Pflasterfläche gescharrt, aus Angst, etwas Falsches von sich zu geben. Beruhigend strich ihr Alain über die Schultern und hauchte ihr einen Kuss auf das Haar.

„Ja, André ist mein leiblicher Sohn. Du musst wissen, dass wir Unseresgleichen nicht allzu lange in unserer Nähe dulden. Geselligkeit liegt nicht in unserer Natur.“

„Aber du lebst doch mit Niclas und mir zusammen? Wir sind doch auch Gesellschaft.“

Fragend blickte sie nun auf und sah ihm direkt ins Gesicht.

Alain lächelte leicht und nahm Lilianes Gesicht in seine grosse Hand. Er kam mit seinem Gesicht immer näher an ihres und wollte eben seine Lippen auf ihre drücken, als sie von ihm wegrückte.

Nicht sonderlich enttäuscht richtete sich der ‚Adonis’ wieder auf.

„Du bist ein Mensch. Die Gesellschaft von Menschen löst keine Revierstreitigkeiten hervor, weil wir euch in unserem Revier wollen. Verstehst du, Lily?“ Vorsichtig sah er sie an und streichelte wieder ihre Wange.

„Unsere Reviere umfassen gewöhnlich eine Ortschaft wie eine mittelgrosse Stadt. Hier befinden wir uns in einer Millionenstadt. Sie kann zwei oder drei von uns beherbergen, ohne dass wir uns in die Quere kommen würden. Aber wenn wir uns über den Weg laufen, dann vertragen wir uns üblicherweise nicht.“

„Aber wenn André dein eigenes Kind ist, wieso bist du dann so … so böse zu ihm?“ Liliane sah ihn verständnislos an.

„Er ist in erster Linie Konkurrenz; unsere väterlichen Gefühle sind nicht vergleichbar mit denen der Menschen. Ich hab ihm finanzielle Unterstützung angedeihen lassen, das ist für unser Verständnis schon sehr liebenswert. Weisst du, die meisten Väter überlassen ihre Kinder ihren Müttern. Selten haben sie auch Kontakt zu einander. Sie wollen ihn gar nicht. Wir sind eben keine Menschen, vergleich uns nicht miteinander, okay?“

Ehe Liliane auch nur reagieren konnte, holte Alain tief Luft und sprach weiter: „Lass uns gehen, du hast bestimmt Appetit, nachdem ich dich den ganzen Tag durch die Stadt geschleift habe. Und denk nicht, dass mir nicht aufgefallen ist“, lächelt er sie an, „dass du schon lange nichts mehr verstanden hast, was ich dir erzählt habe.“ Das gutmütige Lächeln blieb auf seinen Lippen. „Entschuldige, es war etwas viel auf einmal, nicht wahr? Ich war wohl etwas euphorisch, da hab ich offenbar übertrieben.“
 

Jetzt sassen sie bereits seit einer halben Stunde in dem Café. Vor jedem stand eine Tasse Kaffee oder ein Glas Apfelsaft. Alain hatte für seine Gefangene einen üppigen Eisbecher bestellt.

Genüsslich schleckte Liliane etwas Sahne von der Melonenscheibe, die unter anderem das Glas dekorierte. Sie fühlte sich von dem vielen Obst bereits so voll, dass sie ernsthaft überlegte, das restliche Eis einfach zu ignorieren. Letztlich siegte aber ihre Gier nach dem leckeren Süsszeug. In ihrer Völlerei beobachtete sie die zwei Vampire, wie sie sich angespannt gegenübersassen und sich eher anknurrten, als miteinander zu sprechen. Doch dann ergriff Alain die Initiative und begann, mit dem Jungen zu reden.

„Also, warum musst du dich ausgerechnet hier niederlassen?! Rosamunde ist schwanger und wird bald deine Schwester ernähren müssen. In dieser Stadt ist nicht genug Platz für so viele von uns.“ Bemüht, seine Stimme nicht zu laut zu erheben, flüsterte Alain ärgerlich.

„Mutter hat es erlaubt; sie sagte, bis ich allein zurechtkomme, darf ich bleiben.“

Die Antwort überraschte nicht sonderlich, denn der ältere Vampir hatte dies bereits erwähnt. Dennoch spiegelte sich Trotz in der Stimme Andrés wider: „Und ausserdem hat sie gesagt, dass du selbst Schuld bist, wenn jetzt etwas Platzmangel herrscht. Du hättest sie nicht schon wieder schwängern brauchen. Es wäre keiner dagewesen, der Interesse an ihr gehabt haben könnte.“

Jetzt horchte Liliane auf: Er ‚hat sie geschwängert’? Und was soll das heissen, niemand anderes hätte Interesse an ihr gehabt?! Das hört sich beinahe so an wie ein karitativer Dienst, den er geleistet hat.

Still folgte sie der Debatte zwischen den beiden.

„Junge, du bist 20 Jahre alt, klingst aber genau wie einer dieser vorlauten Bengel, die gerade in die Pubertät gekommen sind! Mit deiner Mutter rede ich noch, aber ich will wissen, warum du unfähig bist, selbst … Nahrung zu finden.“ Mit einem kurzen Blick auf Liliane versicherte er sich, dass sie nicht verängstigt wurde.

Sie allerdings wurde immer neugieriger und vergass auf halbem Weg zu ihrem Mund den mit Vanilleeis und Sahne beladenen Löffel, der nun in der Luft stehen blieb und drohte auf den Tisch zu tropfen.

„Rosamunde hatte noch nie Probleme mit ihrem Nachwuchs – du bist definitiv ein Kind dieser Zeit. Völlig hilflos und verwöhnt.“ Das klang ziemlich verächtlich.

„Ich bin nicht hilflos, ich habe nur nicht soviel Glück wie du.“ Mit diesen Worten sah André Liliane aus den Augenwinkeln an und nickte kaum merklich in ihre Richtung. Dann wandte er sich dem Mädchen zu: „Wo habt ihr euch eigentlich kennen gelernt … äh … Lily? Richtig?“

Von oben herab sah er sie nun direkt an und lächelte süsslich.

Doch bevor sie antworten konnte, mischte sich Alain ein. „Das geht dich nichts an. … Komm Lily, lass uns gehen!“

Das war keine Bitte, das hörte Liliane sofort. Ihr Eisbecher war schon fast aufgegessen, und sie war der Meinung, sich nun durch die Gegend kugeln zu können, statt laufen zu müssen. Doch wenn sie an die Rückfahrt in ihr Gefängnis dachte, überwältigte sie das brennende Verlangen, noch ein Weilchen spazieren zu gehen. Doch der resolute Klang Alains sonst so angenehmen Stimme veranlasste sie, besser keine Wünsche zu äussern. Doch fiel ihr sehnsüchtiger Blick auf den mit Laub bestreuten Park, der sich gleich neben dem Platz mit dem Café, der Galerie und dem angrenzendem Theater befand. Zu ihrem Glück war Alain ein aufmerksamer Beobachter und lenkte seufzend seinen Schritt in die Richtung.

Die Bäume waren inzwischen kahl geworden, und das Blattwerk wurde von gelangweilten Helfern zusammen gefegt. Kinder waren kaum zu sehen, obwohl das Wetter sonnig und mild war. Die wenigen, die man sehen konnte, traten Kastanien wie Fussbälle vor sich her – anders als in Lilianes Kindheit, als die wertvollen Früchte für den Zoo gesammelt oder lustige Tierchen daraus gebastelt wurden.

Die milde Luft geniessend und immer wieder ihr Gesicht in die warme Sonne haltend, dachte sie über die vergangene Zeit nach.

Erst als Alain sie gefangen genommen hatte, war ihr richtig bewusst geworden, was für ein elendes Leben sie bisher geführt hatte. Während sie über ihrer Vergangenheit brütete, führte Alain sie durch den Park. Sie schwiegen, doch es war nicht unangenehm. Er hielt sie galant am Arm und stützte sie, wenn sie stolperte, weil sie in ihrer Unaufmerksamkeit eine Wurzel übersah.

Allmählich wurde sie müde. Die ganzen Informationen, die sie über den Tag aufgenommen hatte, schwirrten ihr nun immer mal wieder durch den Kopf; besonders die Ereignisse mit André liessen ihre Gedanken immer wieder kreisen.
 

Aus heiterem Himmel tauchte ebendieser auf ihrer freien Seite auf. Er musste ihnen gefolgt sein, denn zufällig konnte er die beiden unmöglich gefunden haben, dafür war der Park einfach zu gross.

Alain regte sich auf ihrer anderen Seite, und wieder vernahm sie ein leises Knurren.

„Vater? Ich habe hier ein Telefongespräch für dich.“ Er reichte Alain an Lilianes Nase vorbei ein Handy. Dieser griff misstrauisch danach.

„Ja bitte?“ Während er dem Teilnehmer am anderen Ende lauschte, löste sich sein Arm von ihrem, und er verlangsamte seinen Schritt.

Etwas verwundert bemerkte Liliane wie sich nun Andrés Arm um ihre Taille schlang und er den Schritt etwas beschleunigte.

Sich an Alains Warnung erinnernd, zögerte sie, sich einfach mit ziehen zu lassen, doch der Druck um ihre Hüfte nahm kaum merklich zu und zog sie auf einen schmalen Pfad zwischen einem Wäldchen, der von dem grossen Hauptweg abführte. Dann begann der junge Vampir zu sprechen.

„Und … Lily? Wie lange lebst du nun schon mit Alain? Wie ist es so für dich seinen ‚Appetit’ zu befriedigen? Befriedigst du ihn auch noch auf andere Weise?“ Er lächelte sie nun anzüglich an.

Liliane fühlte sich immer unwohler in ihrer Haut; die Anwesenheit des jungen Mannes wurde ihr immer unangenehmer. Sie sah sich nach Alain um, konnte ihn aber nicht entdecken. Sie hoffte dass er das Gespräch bald beenden würde und sie aus den Klauen seines Sohnes befreien würde.

Sie ging nicht auf seine Fragen ein und ignorierte ihn so gut wie möglich.

Erst als er stehen blieb und sie mit seinen kalten Augen musterte, nahm sie wieder richtig Notiz von dem Vampir. Mit seiner freien Hand strich er nun über ihre Haare, und er drückte sich gegen ihre Hüfte. Lasziv liess er seine an ihrer kreisen. Das Mädchen versuchte sich aus seinem Griff zu winden und seiner eindeutigen Forderung zu entkommen. Leider quittierte André ihre Bemühungen damit, dass er ihr grob ins Haar griff und so schmerzhaft ihre Flucht verhinderte.

Jetzt bekam das Mädchen angst … in keinem Moment ihrer Gefangenschaft bei Alain hatte sie echte Gewalt befürchten müssen, auch wenn sie oft Gegenteiliges erwartet hatte. Doch nun im harten Griff des Jungen, fürchtete sie, dass er ihr Schlimmeres antun wollte, als sie nur ein wenig zu ärgern.

„Hast du etwa angst vor mir?“, grinste André sie an. „Du brauchst nicht mehr Angst zu haben, als vor ihm“, endete er und nickte hinter sich in die Richtung, aus der sie gekommen waren. „Weisst du, du hättest es einfach haben können, aber du wolltest ja unbedingt zu deinem heiss geliebten Alain zurück. Glaubst du, er wird dich beschützen? Du solltest ihm nicht mehr trauen als einem hungrigen Tiger, ebenso, wie du mir nicht traust.“ Mit diesen Worten zerrte er das Mädchen hinter einen Baum und presste seine Lippen schmerzhaft auf ihren Mund. Jetzt begann sie, sich zu wehren und versuchte, ihn von sich zu stossen, doch der junge Vampir rückte nicht einen Millimeter von ihr ab.

Seine Lippen wanderten nun über ihr Gesicht. Verängstigt und ahnend, dass er sich nehmen würde, was er ihr kurz zuvor schon angeboten hatte, wollte sie schreien und um Hilfe rufen. Ihr Kopf wurde nun grob zur Seite gedreht, und feuchte Lippen strichen über ihren Hals.

Schlagartig wurde ihr bewusst, dass André nichts Sexuelles im Sinne hatte. Den Schmerz des Bisses erwartend, wimmerte das Mädchen auf…

…als der Körper des Jungen von ihr gezogen wurde.

Heulend rutschte sie am Baum herunter und hörte eine wilde Prügelei mit Lauten, die sie nur von kämpfenden Hunden her kannte. Bis ihr bewusst wurde, dass dies die Gelegenheit war, um sich von ihrem Entführer zu befreien, war es schon beinahe zu spät. Sie richtete sich auf und betrachtete kurz das wilde Knäuel aus Armen und Beinen, die sich in einander verhakt zu haben schienen und stolperte zurück auf den Pfad.

Gerade als sie anfangen wollte zu rennen, wie noch nie zuvor in ihrem Leben, wurde sie auch schon von hinten ergriffen und an eine ihr inzwischen sehr bekannte Brust gedrückt.

„Tut mir Leid, Lily, auch wenn André gerade sehr unhöflich zu dir war, kann ich dir das nicht erlauben.“ Mit einem Arm um ihre Schultern geschlungen gingen sie nun geradewegs zum Ausgang des Parks.

„Wir fahren jetzt nach Hause, das war genug Aufregung für einen Tag …“

Leicht zitternd von dem Schrecken, den sie eben erlebt hatte, gehorchte sie ihm ohne zu zögern, nur froh darüber, dass sie von dem wilden Jungen weg gekommen war.

„André ist sehr hungrig, ich hätte seinen Versuch, dich von mir zu trennen, erkennen müssen. Ich werde ihn in nächster Zeit etwas unterrichten, seine Mutter war offenbar nicht dazu in der Lage, ihn anständig zu erziehen“ Alain erzählte seine Pläne in einem nüchternem Ton, der ihr einen Schauer über den Rücken jagte.

„Heisst das, du bringst ihm bei, wie er sich an andere Menschen heran machen kann um an deren Blut zu kommen?“ Der Gedanke entsetzte sie. Was würde wohl mit denen passieren, die seinen Hunger befriedigen müssen, würden sie getötet werden, oder würde er sie dann genauso gefangen halten wie Alain mich …?

Alain betrachtete kurz ihr Gesicht, bevor er vor dem metallic-blauen Sportwagen anhielt, mit dem sie heute Vormittag in die Stadt gefahren waren.

„Ja, genau das heisst es.“ Seine Stimme hatte noch immer einen neutralen Klang, doch sein Blick war vorsichtig auf sie gerichtet.

Sie hatte jedoch kaum eine andere Wahl, als das Gehörte einfach hinzunehmen. Doch eine brennende Frage musste sie loswerden. „Was genau wirst du ihm beibringen?“ Liliane musste schlucken. „Wie er jemanden gefangen nehmen kann, so wie du mich gefangen hältst?“

Lange schwieg der Grauäugige, und Liliane erwartete schon keine Antwort mehr. Er schob sie auf den Beifahrersitz seines teuren Wagens und verriegelte die Tür von aussen. Liliane ahnte, dass die Kindersicherung eingeschaltet war, um ihr ein Weglaufen zu erschweren. Doch dann endlich fing er zu sprechen an.

„Du weisst, es ist für uns unerlässlich, Geheimhaltung zu wahren. Ich bringe ihm die sicherste Methode bei, wie er sich ernähren kann, ohne grosses Aufsehen zu erregen. Die Aktion vorhin war unüberlegt von ihm. Selbst wenn ich nicht dazwischen gegangen wäre, es hätte jederzeit jemand vorbei kommen können, der uns Ärger gemacht hätte. … Also ja, Lily, ich bringe ihm bei, wie er jemanden zu sich … nach Hause lo… holen kann.“

In diesem Moment fühlte Liliane sich sehr dumm; ihr war der Ausrutscher nicht entgangen, und sie wusste genau, was er gemeint hatte. Sie war in Alains Netz gegangen, wie eine Fliege sich in den Fäden einer Spinne verfing.

Sich allmählich von dem Schock des Angriffs erholend, starrte sie blicklos aus dem Fenster und unterdrückte ihre Tränen. Die an ihr vorbeiziehende Landschaft, die zwischen der Stadt und dem Wohnsitz ihres Vampirs lag, schläferte sie ein. Ihre letzten Gedanken, bevor sie in Morpheus Welt glitt, galten dem Mann neben ihr, der sie vor seinem Sohn beschützt hatte und von dem sie wusste, dass sie sich auch vor ihm in Acht nehmen musste.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (6)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Enyxis
2013-07-17T13:37:13+00:00 17.07.2013 15:37
Meine Güte, was hat Alain denn für ne Brut? XD André ist wie ein Teenager und nicht wie ein 20-Jähriger.... Macht einen auf gefährlich und unwiderstehlich, kann sich dann aber nich selbst versorgen und bleibt bei Mami xD Okay, ich komm grad i-wie fies rüber o_o Tolles Kapi, das mit André ist wirklich mal interessant... Und Alain hat Lily ne Menge zu erklären.. Rosamunde... das kleine Mädchen, was noch auf die Welt kommt... meine Güte
Von:  kleinYugi5000
2009-03-25T11:12:44+00:00 25.03.2009 12:12
oh---also deine Vampire sind ja nicht wirklich nett...aber schönes kapitel
mach schenll weida

deine soph-chan
Von:  Crimson_Butterfly
2009-03-20T22:26:12+00:00 20.03.2009 23:26
Wieder ein Interessantes Kapitel und jetzt bin ich mit Kapitel 8 durch. Allerdings muss ich sagen. Ich kann mich damit nicht anfreunden, dass Vampire Kinder zeugen können, obwohl ich das in meiner zweiten Vampir geschichte auch mit reingenommen habe.

Na ja, was solls.

Wollte nur sagen: Schreib schnell weiter;-)
Von:  Animegirl_07
2009-03-15T17:54:39+00:00 15.03.2009 18:54
Geil! *-*
André war ja mal interessant XD
bin gespannt, was da noch kommen mag,
schließlich ist es vorprogrammiert ihn wieder zu treffen
die arme
sie kommt in das Netz der Vampire und wird nie wieder zurück können
bin aber mal auf die Mum des kleinen gespannt^^
wieder einmal toll geschrieben (wer auch immer von euch beidenXD)
bin glücklich dieses kapi hab lesen dürfen^^ und freu mich jetzt schon auf das nächste
eure Ani^^
Von: abgemeldet
2009-03-15T09:08:14+00:00 15.03.2009 10:08
Ohhh mein gott!
was für ein tolles Kapi^^
alain hat lily beschützt... das is ja soooo süß^^, auch wenn nur aus purenm eigennutz^^
echt ein wirklich tolles kapi.. wieder sejr realistsich.. und ich hoffe andre kommt noch öfter vor hehe^^ der scheint ja ganz schön viel bewegen zu wollen^^ *gg*
Großes Lob an euch!
Das Fan Dreamer
PS: Schreibt schnell weiter
Von: abgemeldet
2009-03-14T21:27:22+00:00 14.03.2009 22:27
Ah endlich ist es da ^^
er hat also einen sohn und man erfährt nun etwas mehr über die... sitten der vampire. ein wenig seltsam finde ich die szene mit dem sohn schon, aber andererseits zeigt es lily auch, mit was für grausamen wesen sie da zu tun hat. das beingt spannung in die story und lässt madamme mal wieder auf den bodne der tatsache zurückkehren =)
schön brav weiter schreiben, ich hänge an der story ^^



Zurück