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Jenseits aller Vernunft

Wenn Treue zweitrangig wird
von

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Calamitous Triptych - Part I

Kapitel sechszehn: Calamitous Triptych - Part I
 

Kleine Dampfwolken stiegen in die trockene Luft empor, die Tasse stand wartend auf einem massiven Holzschreibtisch.
 

Ordentlich waren alle Unterlagen zur Seite sortiert, nur ein kleines, ovales Handy lag neben der Tasse, als ob es nur darauf wartete endlich klingeln zu dürfen.
 

Barfuss tapste sie durch das Haus und ließ überall das Licht erlischen.
 

Das Haus war leer und verlassen, kein Ton drang an ihre Ohren.
 

Es war Neujahrsabend.
 

Mit einer dicken Decke umschlungen wanderte die unruhige Seele von Zimmer zu Zimmer und kam schließlich in ihrem Arbeitszimmer an. Sich setzend und die Beine an den Körper ziehend, nahm sie den heißen Kakao und nippte vorsichtig daran.
 

Kurz verzog sie ihr Gesicht, als die heiße Brühe ihre empfindliche Zunge traf und stellte die Tasse wieder ab.
 

Der Schreibtisch stand genau vor dem Fenster und als sie jetzt hinaus blickte, sah sie wenig mehr als dicken Schnee, der gegen das Fenster gelehnt schlief.
 

Ihre Augen huschten zur Wanduhr. Noch drei Stunden und ein neues Jahr würde beginnen. Sie war allein.
 

Plötzlich klingelte das Telefon und erschrocken hob sie es vom Tisch. Ihre Gesichtszüge entspannten sich sofort, als sie die Nummer erkannte und sie klappte ihr Handy mit dem Daumen auf.
 

“Salut”, sagte sie leise.

“Hallo, Hermine”, sagte Ginny.

“Wie geht es den Kleinen?”, fragte Hermine sofort und schloss lächelnd, sehnsüchtig und erinnernd ihre Augen. Rose's neues blaues Kleid und Hugo in Hemd und Fliege.

“Gut. Harry spielt mit ihnen. Du kennst ihn, er ist ein kleines Kind”, seufzte Ginny. Ihre Stimme klang sehr fern.

Hermine zitterte.

“Hugo hat heute Nachmittag geschlafen, es sollte ihm kein Problem sein so lange wach zu bleiben”, erklärte Hermine.

“Ich weiß, er hat schon gemeint, er würde als Letztes schlafen gehen. Sag mal...willst du nicht doch noch rüber kommen?”, Hermine wusste, dass Ginny darauf hinauswollte.

“Hör mal, es geht mir wirklich nicht gut. Ich bleibe lieber zu Hause, sonst würde ich euch die Laune verderben. Außerdem ist Ron ja auch nicht da”, murmelte Hermine.

“Euer Streit war wohl dieses Mal sehr heftig, oder?”, hakte Ginny nocheinmal nach und bevor Hermine antworten konnte, meldete sich Harry am Telefon:” Hey du.”

“Wo ist Ginny?” “Ich will nicht, dass du zu irgendetwas durch Ginny's Frauenpower gezwungen wirst. Im Ernst, sie kriegt alles aus dir heraus, wenn sie nur will.” Im Hintergrund hörte sie eine fluchende Stimme und eine junge Stimme, die fragte:”Warum nennst du Daddy einen sturen, alten Hippogreif?”

“Harry, das war nicht nötig. Ihr wisst doch längst, dass...”, Tränen ließen Hermines Körper erbeben und schnürten ihre Kehle zu.

“Ich fühle mich dafür verantwortlich”, platzte es aus Harry und Hermine merkte, dass er in einen anderen Raum gegangen war. Keine Hintergrundgeräusche mehr.

“Wie kommst du darauf?”, fragte Hermine.

“Ich hab dir geraten mit ihm zu reden”

“Das war längst überfällig, Harry. Du hast damit nichts zu tun. Unsere Ehe war eh nur noch eine Farce”, flüsterte Hermine, als ob sie jemand belauschen könnte.

“Trotzdem. Ron ist im Laden?”

Hermine nickte:” Er sortiert irgendetwas, meinte er. In Wahrheit kann er mir nicht mehr ins Gesicht sehen.”

“Was hast du denn so Schlimmes gesagt?”

“Hat er dir das nicht erzählt?”

“Ron hat mir nur gesagt, dass ihr Streit hattet. Er schien ziemlich wütend und deprimiert. Wir hatten allerdings nicht viel Zeit, ich war nur kurz im Laden, weil in der Nähe häusliche, magische Gewalt verübt wurde”

“Hmhm”, machte Hermine verständnissvoll:”Ich weiß gar nicht, wie das Alles angefangen hat. Hugo und Rose waren bei meinen Eltern und während des Abendessens...Ich musste einfach sagen, dass ich nicht mehr glücklich bin”

“Oh”, machte Harry. “Was?”, fragte Hermine. “So etwas zu hören ist nicht einfach”

“Ich weiß. Ich hätte meine Worte vorsichtiger wählen sollen”, stimmte Hermine zu und hässliche Bilder kamen in ihr hoch.

“Harry, ich hab Alles kaputt gemacht”

“Es war schon so Vieles kaputt, Hermine. Ihr habt euch beide nur noch verletzt. Es tut zwar jetzt noch weh, aber auch Ron wird einsehen, dass es das Beste sein wird”

“ich hoffe. Ich hoffe so sehr.”, Hermine spürte, dass sie bald in vielen Tränen ausbrechen würde und wollte nicht, dass Harry sie so hörte.
 

Sie räusperte sich. “Küsst du Hugo und Rose für mich, wenn's zwölf schlägt?”, meinte sie abschließend und Harry bemerkte das.

“Natürlich. Denk nicht zuviel darüber nach, okay?” “Okay.” “Hermine?” “Hm?” “Happy New Year” “Dir auch, Harry. Happy New Year”
 

Und sie legte auf.
 

Ron...
 

Es war ein kalter Abend, als die Beiden zu einem gemeinsamen Abendessen an den Tisch kamen. Rose und Hugo waren bei den Grangers, da Hermines Eltern schon gemeckert hatten, dass sie ihre Enkel zu wenig sehen würden.
 

Zwischen Ron und Hermine war die Atmosphäre seit des Dinners mit den Malfoys unterkühlt und Ron mied es Hermine anzusehen.
 

Gerade als er ein Stück saftigen Steaks in seinen Mund schob und Hermine grüne Bohnen auf ihre Gabel häufte, legte sie ihr Besteck beiseite und sagte, Blick auf den vollen Teller:”Ich bin nicht mehr glücklich”
 

Ron verschluckte sich, hustete und lief rot an. Hermine zauberte ihm ein Glas Wasser an den Tisch, das er ablehnte.
 

“Wie bitte?”, krächzte er.

“Ron, ich weiß, dass ich dich überrumple. Aber irgendwann müssen wir darüber sprechen. Du merkst es doch selbst. Etwas zwischen uns stimmt nicht”, erklärte Hermine ruhig.

Ron sah sie wütend an. “Nicht 'Etwas'. DU stimmst nicht!”, spie er daraufhin.

Hermine wusste, dass sie soetwas zu erwarten hatte und war innerlich gewappnet.

“Ich muss zugeben, dass ich mich distanziert habe. Aber nur, weil wir unsere Probleme nie ansprechen”

“Probleme? Was ist denn dein Problem?”, fragte Ron und nahm einen großen Schluck des kalten Bieres. Seine Augen wurden klein und er ballte seine Hände zu Fäusten.

Hermine holte tief Luft. Sie wollte Ron nicht beleidigen oder ihm wehtun. Aber sie konnte sich selbst auch nicht mehr weiterhin quälen.
 

“Du bist immer länger im Laden und schweigst mich an. Ich glaube, dass du sehr, sehr wütend auf mich bist. Aber du erlaubst dir nicht, diese Wut herauszulassen, weil wir verheiratet sind und Kinder haben. So hast du dir dein Leben einfach nicht vorgestellt. Wir sind nicht mehr das perfekte Pärchen, nicht mehr frisch verliebt. Der Alltag hat Besitz von uns ergriffen. Du sprichst nicht und erst recht nicht über deine Gefühle. Wie sollen wir dann eine gute Ehe führen?”, sagte Hermine traurig.
 

Ron schnaubte. “Du willst wissen, was mich bedrückt?”, fragte er aggressiv und provozierend.

Hermine nickte, ihre Kehle war schlagartig trocken und sie fürchtete seinen zu erwartenden Ausbruch.
 

“Meine Ehefrau behandelt mich wie den letzten Dreck, wie einen dummen Hund, der keine Ahnung hat, was so im Leben abgeht! Das bedrückt mich!”, bellte er, nahm seine Serviette und schmiss sie auf den Tisch:”Ich habe keinen Appetit mehr”, knirschte er und stand auf.

“Ron, lauf jetzt nicht weg”, sagte Hermine bittend und stand ebenfalls auf. Mit einem Schwenker ihres Zauberstabs waren die Essensreste und Teller verschwunden.
 

Ron stand hilfos im Wohnzimmer und versuchte sich zu beruhigen.

“Du bist also nicht mehr glücklich?”, äffte er sie nach und Hermine blieb vor ihm stehen. “Bist du es denn?”, fragte sie.
 

Ron lachte. “Glücklich? Ich? Nein, ich bin nicht glücklich. Aber das war ich seit einigen Jahren nicht mehr!”

Mit weit aufgerissenen Augen blickte Hermine auf ihren Ehemann. “Bitte?”

“Oh, scheiße, ne? Nicht nur du leidest! Überraschung!”, Ron nahm verrückte Züge an.

“Ron, ich habe nie behauptet, dass du nicht auch leiden würdest. Im Gegenteil, ich habe doch gespürt, dass du mir nicht mehr in die Augen sehen kannst. Es ist für uns beide zu schwer zu akzeptieren, dass es nicht so funktioniert wie wir wollten!”, meinte Hermine.
 

Ron biss sich auf die Lippen. “Nein, das hast du nie. Du hast mir nur immer das Gefühl gegeben dir nicht zu reichen. Dich nicht befriedigen zu können, dich nicht emotional ausfüllen zu können. Ich genüge dir einfach nicht, sei doch mal ehrlich. Du siehst keinen intelektuellen Partner in mir, mit dem du über alles reden kannst. Frage ich dich um deine Arbeit, blockst du ab und ich merke, dass du mich für zu dumm hältst, mithalten zukönnen, wenn du von Paragraphen und Absätzen erzählst! Ich bin es satt! Ich bin es SO satt!”, brüllte Ron und Hermine zuckte zusammen. Es schmerzte, aber sie wusste, dass es nicht einfach werden würde.
 

“Das stimmt nicht, Ron. Ich wollte dich nur nie langweilen!”

“Weil ich zu dumm bin?”

“Nein!”, fuhr es laut aus Hermine:”Weil du kein wahres Interesse gezeigt hast! Weil du immer andere Dinge in deinem Kopf hattest!”

“Und dein Interesse? Wo ist dein Interesse geblieben?”, zischte Ron.

“Ich arbeite im Ministerium! Da hab ich andere Dinge im Kopf!”

“Ach, du auch?”, fragte Ron triumphierend. Hermine fühlte sich halb geschlagen.

“Du hast doch Recht. Wir beide haben Fehler gemacht. Aber das Fundament, auf dem unsere Beziehung fusst, ist brüchig!”, sagte Hermine und fuhr sich durch die Haarmähne, die sie beinahe gezähmt hatte.
 

“Welches Fundament?”, fragte Ron plötzlich. “Wie bitte?”, fragte Hermine zurück.
 

Ron lachte kurz auf:”Welches – verdammte – Fundament? Auf was beruht denn unsere Ehe?”
 

Hermine schüttelte den Kopf. “Das verstehe ich nicht”, gab sie zu.
 

“Achso, das verstehst du nicht”, sagte Ron pseudo-verständnissvoll und nickte wissend. Es machte ihm wohl Spaß etwas zu wissen, das Hermine nicht aufschlüsseln konnte.
 

Hermine wurde ungeduldig und verschränkte die Arme vor ihrer Brust:”Du darfst sprechen”, schlüpfte es aus ihr heraus.
 

Rons Gesicht war purpurrot, als er voller Wut brüllte:”Zu der Zeit, als ich dich gefragt habe, ob du mich heiratest, hattest du mich ja netterweise betrogen!”
 

Hermines Mund klappte uncharmant auf. Das hatte er nicht gerade gesagt?!
 

“Das...das...”, stammelte sie, das erste Mal seit langem sprachlos.

“ ' Das stimmt nicht ' ? Wolltest du das sagen?”, hakte Ron nach. Hermine konnte nicht umhin zu nicken.

“Sprachlos? Weil du weißt, dass ich Recht habe!”, spie Ron:”Das alles hier, das, was wir zusammen aufgebaut haben, dient nur als 'Tarnzauber' für diese verkorkste Beziehung. Ich habe gekämpft und gekämpft. Ich habe mich bemüht, dich zu lieben ohne an diesen anderen zu denken. Aber alles was du dazu beiträgst ist zu sagen, dass du unglücklich bist! Achja? Willkommen in meinem Leben!”
 

“Du hast gekämpft? Ausgerechnet Du hast gekämpft?”, fauchte Hermine plötzlich. Er konnte nicht schon wieder versuchen ihr alle Schuld in die Schuhe zu schieben.
 

“Natürlich! Oder wie nennst du es, dich zu lieben und zu ehren auch wenn du jemand anderen hattest?”

“Du hast mich niemals noch nur einmal darauf angesprochen! Ich dachte, es wäre okay!”, stieß Hermine hervor.
 

Ron sah sie ungläubig an. Dachte sie das wirklich?!
 

“Wie könnte es jemals okay sein? Wie könnte es okay sein, dass du mich betrogen hast? Wie hättest du denn reagiert? Du wärest wütend geworden und hättest mich verlassen! Ich hingegen, ich wollte uns nicht so einfach aufgeben! Wir haben so viel durchgestanden, nur weil ich meinen Mund gehalten habe! Oder denkst du nicht? Ich habe sofort gearbeitet, damit ich dir diesen Ring schenken konnte, ich habe dich während des Studiums unterstützt und sogar auf unsere Kinder habe ich aufgepasst, wenn du häusliche Depressionen hattest!”
 

Hermine schluckte schwer. Ja, sie war nicht immer einfach. Aber das konnte er ihr doch nicht vorhalten!
 

“Sagst du, ich hätte uns aufgegeben?”, fragte Hermine dann.

“Ich sage, dass du nichts unternommen hast, um diese Ehe aufrecht zu erhalten”, nickte Ron.
 

Hermine schnappte nach Luft:”Bitte? Das ist echt unverschämt! Ich kümmere mich um Hugo, Ich bin Roseys Bezugsperson, Ich halte das Haus sauber, Ich gehe arbeiten, Ich bin dir eine gute Liebhaberin, Ich versuche eine gute Ehefrau zu sein. Und ich tue nichts für diese Ehe? Ich tue Alles was ich kann, aber manchmal ist Alles nicht Genug!”
 

Ron schwieg eine Zeit lang und Hermine befürchtete, dass er die Unterhaltung beenden und alles unausgesprochen lassen wollte.
 

Hermine befeuchtete ihre Lippen. Noch nie war Ron so ehrlich zu ihr gewesen. Und niemals war ihr so bewusst, wie lange ihre Ehe schon in Stücke zerbrochen war.

Sie hatten sich ein Leben um eine Lüge aufgebaut, hatten sich eine Nische gebaut, in denen sie sich um nichts wirklich konkurrieren mussten. Sie lebten nicht miteinander, sie lebten aneinander vorbei.
 

“Weißt du”, fing Ron an:”wie das ist, jeden Morgen aufzustehen und jeden Abend ins Bett zu gehen mit dem Bewusstsein, dass die Frau, die du heiß und innig geliebt hast, dass sie jemanden Anderen liebt? Abgesehen von allen deinen Vermutungen, wie dumm ich bin oder wie empathisch-untalentiert. Ich merke Dinge. Ich merke, dass du 19 Jahre lang in Gedanken nie voll bei mir warst. Aber ich war zufrieden. Immerhin hatte ich dich, unsere Kinder haben mein Leben perfektioniert. Aber dieses Wissen nagte an mir. Zerstörte mich und ich begann, mir Dinge auszudenken: Während ich auf der Arbeit war, warst du hier mit deinem Geliebten. In unserem Bett. Oder du und er in der Küche. Immer dieser Unbekannte. Was meinst du, warum ich vom Außendienst, in dem ich durchaus auch in andere Länder hätte reisen müssen, in den Bürodienst wechselte? Oder dann George im Laden geholfen habe? Ich wollte so schnell wie möglich nach Hause kommen. Und um ehrlich zu sein: Ich war so häufig hier, während der Arbeitszeit, und fand ein leeres Haus vor. Aber die Vorstellungen wollten nie gehen”
 

Hermine schüttelte den Kopf. “Das hast du mir zugetraut? Dich in unserem Haus zu betrügen?”

“Du hast es auch in Hogwarts geschafft. Dort, wo wir uns lieben gelernt haben”, warf er ihr vor und rieb sich die geröteten Augen. Er war müde und wütend. Kontrolle war nun ein Fremdwort. Alles schien an die Oberfläche kommen zu wollen.
 

Hermine spürte seine Trauer, seine Wut und Verzweiflung.
 

Dann:
 

“Moment mal...”die du heiß und innig geliebt hast”?”, kam es ihr in den Sinn und sie gab ihren Gedanken eine Stimme. “Deine Liebe ist ...weg?”
 

Ron blickte sie vielsagend durch halbe Augen an.

“Sag mir, liebst du mich noch, Ron?”, fragte Hermine deutlicher und ging auf ihn zu. Nur um erleben zu müssen, dass Ron sich von ihr entfernte.

“Ron!”, wiederholte Hermine gekränkt.
 

Ron schien zu überlegen und sah durch Hermine hindurch. Hermine konnte nur erahnen, dass er die letzten Monate, vielleicht Jahre noch mal durchspielte um zu wissen, wann er seine Liebe verloren hatte.
 

Als er sich wieder auf das Hier und Jetzt besinnte, holte er Luft.
 

“Liebst du mich denn noch?”, fragte er.

“Natür-”, doch Hermine brach ab.

“Siehst du?”
 

“Es tut mir Leid”, sagte Hermine, ihre Schultern erbebten und sie schlug eine Hand vor den Mund. “Ich...du hast Recht. Ich bin immer noch verliebt. Ich bin eine fürchterliche Ehefrau”, die Realität traf sie hart. Sie schlug zu und Hermine wehrte sich nicht.
 

“Ja, das bist du”, erwiederte Ron trocken. Hermine nickte stumm, was hätte sie noch sagen sollen?
 

“Ich werde dich immer lieben, Hermine. Aber die eine Art der Liebe, die, die uns zum Küssen veranlasst hat, die dir gesagt hat, ich bin derjenige, der deine Kinder hüten soll. Ich habe sie wahrhaftig auf dem Weg verloren, dich für immer zu lieben. Paradox, oder? Ich habe mir ständig eingeredet, dass Alles in Ordnung ist. Aber im Grunde war es das nie. Wir waren immer zu verschieden, wir waren immer zwei Gegensätze, die kein Kleber der Welt halten kann. Offensichtlich auch kein Kleber, der Rose und Hugo heißt”, endete Ron und gab sich geschlagen. Er konnte sich nichts mehr vormachen, es war unmöglich.
 

Vielleicht waren sie mehr von ihrer Umwelt in diese Liebe gedrängt worden, als je angenommen. Hatte nicht jeder heimlich nur darauf gewartet, dass die Beiden zueinander finden würden?
 

“Heißt es...es ist aus?”, fragte Hermine. Das war nicht ihre Intention. Sie wollte mit Ron reden, ja. Aber diesen Ausgang, diesen Verlauf hatte sie nie erwartet.
 

“Es heißt, dass ich eine Pause brauche. Ich kann dich nicht jeden Tag ansehen und einen Fremden neben dir erblicken. Ich bin nicht stark genug gegen ein Schattenmonster zu kämpfen. Es tut weh, Hermine. Ich hab dich doch tatsächlich verloren.”, sagte Ron.
 

“Du hast mich nicht verloren. Genausowenig wie unsere Liebe. Wir haben sie nur verlegt”, versuchte Hermine.

“Nein, nichts da.”, schüttelte Ron den Kopf und hob abwehrend seine Hände:”Es ist schon schwer genug für mich. Gib mir keine falsche Hoffnung. Ich bin ja schon so paranoid zu glauben, dass Malfoy dein...Anderer war! Ich hab mir beim Dinner Blicke eingeredet, die ihr euch zugeworfen habt...es ist unglaublich!”
 

Hermines Herz blieb kurz stehen, als sie Rons Worte hörte. Was wäre, wenn er wüsste, dass es Draco war? Würde er toben oder sofort abhauen und Draco umbringen?
 

“Ehetherapien!”, warf Hermine in den Raum und Ron lachte halbherzig:”Mach dir doch nichts vor! Es hat nicht funktioniert! Es war doch nur eine Frage der Zeit, bis einer von uns an das größere Glück denkt. Heute warst du es. Obwohl ich es immer noch nicht wahrhaben will.”, gab Ron zu und sah sich im Haus um.
 

Hermine konnte seine Gedanken lesen und es überraschte sie nicht, als er sagte:
 

“Ich werde in die Wohnung über dem Laden ziehen.”
 

“Nein! Das will ich nicht. Ron, wir sind zwei erwachsene Menschen. Ich will nicht, dass es so endet.”
 

Ron sah sie an. Er wirkte müde und geschlagen. Er hatte seinen Kampfgeist verloren und plötzlich realisierte Hermine was es heißen musste, gute 20 Jahre zu wissen, dass die eigene Frau jemanden liebte, gegen den er nicht kämpfen konnte.
 

Langsam fuhr er sich durch die roten Haare, in denen schon einige silberne Strähnen zu sehen waren.
 

“Was schlägst du vor?”

“Bleib hier, bis wir das Alles geregelt haben. Bitte. Auch wegen Rose und Hugo. Wir müssen ihn erklären, dass wir...”

“uns trennen wollen?”, beendete Ron ihren Satz.
 

“Von 'wollen' kann keine Rede sein. Ich bin sicher, wenn wir beide so weiter machten wie bisher, könnten wir noch 20 Jahre zusammenleben. Aber dann wäre niemand glücklich. Vorallem nicht die Kinder.”
 

“Ich will sie nicht verlieren”, bemerkte Ron und Hermine schüttelte heftig den Kopf. “Nein, das wirst du nicht. Das lasse ich nicht zu.”
 

“ha. Wie ich dich kenne, schwirrt es in deinem Kopf gerade vor lauter tollen Ideen”, sagte Ron, der das Ausmaß dieser Unterhaltung erst viel später spüren würde. Schluss machen schien so einfach, wenn es seit Monaten schon auf dem Radar stand. Und dass es beidseitig war...Nunja, das macht es einfacher, dachte Ron.
 

Er war endlich zu dem Schluss gekommen, dass er mehr verdient hatte als Ungewissheit. Wie lange hätte es noch so weiter gehen sollen? Wie lange hätte er morgens aufstehen sollen um Hermine beim Schlafen zu beobachten und daran zu denken, wann genau Alles schief gelaufen war. Wann hatte er sie nur verloren. Und noch schlimmer: Wann genau hatte er sie aufgegeben?!

Er konnte es an keinem Datum festmachen. Aber je mehr er versuchte sie zu lieben, desto schwächer und ferner wurde das Gefühl. Er konnte es nicht mehr greifen, nicht an sich binden und für immer mit sich tragen.
 

Für immer.
 

Er blickte auf seinen Ehering. Sollte es wirklich das Ende sein? Er hatte so hart für all das gearbeitet. Er konnte sich daran erinnern, wie sehr es ihn zerrissen hatte, dass Hermine einen Anderen liebte. Und er spürte das Gefühl immernoch. Nur nicht ganz so stark. Es war mittlerweile nur sein verletzter Stolz, der ihm zu schaffen machte.
 

“Hast du mich denn je geliebt?”, die Worte kamen schneller als er es beabsichtigt hatte.

Hermines Blick verriet ihm die Antwort bevor er sie hörte:”Natürlich. Ich habe dich sehr, sehr geliebt. Jede Minute und jede Sekunde. Du warst so gut zu mir, auch wenn wir unsere Differenzen hatten. Ich habe dich einfach nicht verdient. Ich hätte uns all das Elend ersparen sollen.”
 

Ron wurde hellhörig und Hermine merkte, sie war wieder zu weit gegangen.
 

“So. Du bereust also unsere Ehe?”, und die Wut war wieder da. Wie eine Flamme kam sie zurück. Hermines Worte dienten als Spiritus.
 

“Nein! Ich...so war das nicht gemeint”, hastete Hermine, doch Beide wussten, dass Hermine es genauso gedacht hatte.
 

“Stimmt!”, brüllte Ron so plötzlich, dass Hermine aufhüpfte:”Du hättest deinen Liebhaber behalten sollen und ihr hättet kleine Bastard-kinder gezeugt anstatt der zwei Engel, die Merlin uns geschenkt hat! Du hättest mein Herz schon damals zerstampfen sollen! Nein, noch besser: Ich hätte dir erst gar nicht verzeihen dürfen, du elende Betrügerin! Ich habe dich so geliebt, ich wäre für dich gestorben! Aber du hurst ja lieber in der Weltgeschichte herum!”, sein Brüllen war lauter als die Ohrfeige, die er von Hermine abbekam.
 

“Das wagst du dich? Du sagst der Mutter deiner Kinder solche Dinge?”, zischte Hermine.
 

Der rote Handabdruck Hermines harmonierte mit der Röte seines zornigen Gesichts und Ron verengte seine Augen zu Schlitzen.
 

“Die Mutter meiner Kinder wagt es ja auch den Vater ihrer Kinder zu betrügen”, spie er und drehte sich um.
 

“Oh nein, Ronald Bilius Weasley! So verlässt du nicht unser Haus! Ich warne dich!”, mit erhobenem Zeigefinger meckerte sie ihn an.
 

Ron ließ sich davon nicht beeindrucken:”Wer glaubst du bist du? Meine Mum? Du. Hast. Mir. Nichts. zu. Sagen! Das hat mit der Sekunde aufgehört, als du beschlossen hast unsere Beziehung zum Scheitern zu bringen! Und das vor über 20 Jahren!”, schrie er und die Wände ließen seine Worte nachhallen.
 

Hermine fühlte sich unglaublich stark verletzt. Dabei hatte sie gedacht, dass die Unterhaltung ein gutes Ende nehmen könnte. Dass sie in beidseitigem Verständniss auseinander gehen könnten. Als Freunde! Aber es schien unmöglich, Rons verletzter Stolz wog zu sehr als Hermine einzugestehen, dass auch er Fehler gemacht hatte.
 

“Dann geh doch!”, schrie Hermine dann mit einer hohen, hysterischen Stimme:”Geh! Aber ich sag dir Eins: Ich werde das nicht alleine unseren Kindern erklären! Ich werde ihnen nicht erklären, warum ihr Daddy ihre Mummy verlässt! Den Schuh zieh ich mir nicht nochmal an! Geh doch! Darin bist du doch geübt! Wenn es brenzlig wird verschwindet der feine Herr! Erst die Horcruxe und nun unsere Ehe! Du bist immer noch der kleine Teenager von damals! Nur, dass dir jetzt der Deluminator fehlen wird! Geh!”
 

“Das war ein Schlag unter die Gürtellinie, Miss Granger!”, knurrte Ron und mit einem Dreh war er verschwunden.
 

Hermine schrie verzweifelt und laut, einfach ein lautes “Argh” und schmiss ein Kissen zu dem Platz, an dem Ron bis vor wenigen Sekunden noch stand. Dann brach sie in bitterlichen Tränen zusammen. So hatte das Alles nicht laufen dürfen. Ihre Schluchzer waren laut und unaufhörlich.
 

Nur ungern erinnerte sich Hermine an den Streit und als sie in ihrem Arbeitszimmer saß, der Kakao nun leer auf dem Tisch, fühlte sie sich wieder schuldig und schlecht.
 

Seit diesem Abend war Ron nur noch zu den Mahlzeiten erschienen, damit die Kinder nicht allzu viel mitbekamen. Kaum waren sie im Bett disapparierte auch Ron. Hermine wollte noch einmal mit ihm reden, aber ihr schwirrten noch so viele Dinge in ihrem Kopf.
 

Astoria war die Wurzel aller Übel, entschied sie dann. Hätte sie ihr nicht gesagt, dass Draco Hermine liebte, wäre diese fixe Idee vom Glücklichsein nie in sie gefahren.
 

Die Bedeutung Astorias Worte hatte sie schon in der Nacht des Dinners verstanden. Draco hatte immer Recht gehabt: Er wollte Astoria nie heiraten. Es war alles nur eine Lüge, auf der sie 19 Jahre lang dahin verrottet war.
 

Ihr taten Ron und Astoria Leid. Sie hatte dem Menschen, der sie so sehr liebte, so sehr wehgetan. Ron hatte Hermine nie an seiner Treue zweifeln lassen und jetzt waren sie am Rande einer Trennung. Würde es schließlich die Scheidung sein? Wie wollte Hermine den Weasleys je wieder unter die Augen treten? Müsste sie das überhaupt, wenn Draco und sie wieder zusammen wären? Würden die Malfoys sie – ein Schlammblut – überhaupt akzeptieren?
 

Hermine konnte sich nicht helfen soweit zu denken.
 

Würde Ron wieder jemanden finden? Wie ging es Astoria? Und die Kinder?
 

“Hugo. Rose”, dachte Hermine und ihr Blick fiel wieder auf die Uhr. Noch eine Stunde. Eine Stunde und ein neues Jahr würde beginnen. Ohne ihre Kinder, ohne Ehemann. Ohne irgendjemanden.
 

Sie fühlte sich allein. Einsam.
 

War Ron auch so einsam?
 

Ohne nachzudenken packte Hermine ihr Telefon und wählte Rons Nummer.
 

Sie wartete ab, doch als das Freizeichen erlosch und sie Rons Stimme hörte:” Ich bin gerade nich' da. Nachricht nach dem komischen Piepton. Ey, Hermine. Welchen Knopf muss ich jetzt drück-Piep”, legte sie schnell wieder auf. Erinnerungen kamen in ihr herauf, wie sie Ron dieses Handy geschenkt hatte und er so erstaunt war, dass sie ihm Alles dreifach erklären musste.
 

Traurig und frustriert legte sie ihre Arme um die angewinkelten Knie und legte ihren Kopf darauf. Mittlerweile schnee-regnete es und Hermine war glücklich, dass sie im Warmen war. Naja, wenigstens in dieser Hinsicht konnte sie von sich behaupten, dass sie glücklich war.
 

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Danke, meine lieben Reviewer für eure Treue! Ich hab es euch sicherlich nicht leicht gemacht, aber ab heute geht es berg auf zum (Happy?) End. Tatsächlich besteht ein Triptych aus drei Teilen, und der dritte Part dieses Triptychs wird auch der letzte Part für "Jenseits aller Vernunft" sein! :D

O Gott, ich bin nervös!^^

Das ist mit über 4000 Worten übrigens das bisher längste Kapi, ich hoffe ihr hattet Spaß soweit, obwohl es recht dramatisch ist! Weitere Erklärungen hinter jedem Part,

Große Abschlussworte nach Part 3!!!

Liebe!

Lelli



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Nubes
2009-06-25T13:26:13+00:00 25.06.2009 15:26
ui ui ui o.O ein ganz schön heftiger Sreit.. die typischen Reaktionen wie ich sie glaube ich auch bei mir in so einer Situation erwarten würde ^^°
Arme Hermine... und das auch noch an Silvester.. Aber Ron geht es bestimmt auch nicht gut.. ach herje so eine geladene Stimmung ist nie gut.
Wo ist mein strahlender Held Draco auf einem weißen Ross der Hermine errettet ^^? Ich darf doch auf ein Happy Ending hoffen *lieb schau*?
Hach ich bin ganz gespannt, lass uns nicht zu lange warten :)
lg Hanny
Von: abgemeldet
2009-06-24T19:28:06+00:00 24.06.2009 21:28
Ui,ui, ui....
Das sieht böse aus.....*luft scharf einziehen*
Armer Ron!
Arme Hermine!
Du hast es mal wieder toll beschreiben, alles die Emotionen, die Situation, die Gedanken und schließlich die Dialoge.
Ich bin gespannt ob es dieses Mal in einem Happy End endet, und zwar für alle beteiligten!
Wird sich wohl schwer einrichten lassen... oder?
Ich freu mich schon auf die folgenden Kapis.
Bitte schreib schnell weiter, ich kann es kaum erwarten!
HDL
LG
Enimreh


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