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Akuma?!

von

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Das Abenteuer beginnt

So, dann fangen wir mal an...^^

Dieses Kapitel handelt noch in der One Piece Welt, aber danach gehts ab zu D.Gray-man!
 

Das Ganze ist wieder durchgänging in der Ich-Perspektive geschrieben, aber wie ihr bald merken werdet, wechsle ich später des öfteren den Erzähler.

Aber keine Sorge, ich bin mir ziemlich sicher, dass dabei der jeweilige Charkter sehr gut erkennbar sein wird!
 

Viel Spaß beim Lesen!
 

_ _ _
 

Das Abenteuer beginnt
 


 

Ich ließ meinen Blick über das silbrig glitzernde Meer gleiten.

Es war ruhig, bis auf das sanfte Rauschen der Wellen und dem Flüstern des Windes. Ich hatte gerade Wachdienst auf unserem Schiff und genoss die ruhigen Minuten an Bord.
 

Doch ich blieb nicht lange allein. Mit einem etwas groß geratenen Mitternachtssnack erschien Falco an Bord. Er war sehr hochgewachsen, hatte dunkelblondes Haar und seine hellblauen Augen sprühten im Halbdunkel förmlich Funken. Der Bursche war eine reine Frohnatur, immer gut drauf. Deshalb lächelte ich ihn einladend an, freute mich schon auf gute Gesellschaft.

Er setzte sich mit einem „A´bnd“ zu mir auf die Reling und leerte seinen Teller in einer beängstigenden Geschwindigkeit. Dass er dabei sein Essen nicht in alle Richtungen schleuderte, sollte mir nur recht sein.

Als der Teller blitzblank war stellte er ihn hinter sich an Deck, wippte etwas akrobatisch auf der Reling herum und grinste mich schlussendlich an.
 

„Langweilig?“, fragte er mich.

„Nein, nicht wirklich“, meinte ich nur.

Ich liebte das Meer. Wie sollte einem da langweilig werden?
 

„Nami meint, wir würden morgen schon eine Insel erreichen“, fuhr er das Gespräch fort. Bevor ich antwortete, hörte ich Schritte und drehte mich suchend um.

Auch Falco schien sie zu bemerkt haben und tat das Gleiche.
 

Es war als würde ich vor einer Wand stehen, ein dunkler Schemen mit riesigem Hut, das einzige was herausstach waren seine runden Brillengläser, in denen sich der Mond silbrig wiederspiegelte.

Ich spürte eine kräftig Hand die mich nach vorn, gen Meer schubste, ich fiel wie in Zeitlupe, ich war nicht allein, konnte die entsetzt blickenden Eiskristalle von Falco erkennen, der doch nicht schwimmen konnte und gerade Todesangst haben musste.
 

Doch wir fielen nicht ins Meer.

Es verschwand vor unseren Augen und wir tauchten in eine dunkle, wabernde schwarze Substanz ein, viel zu dunkel, als würde jeder Lichtstrahl absorbiert werden.
 

Im nächsten Augenblick kamen wir hart auf einem Waldboden auf. Bäume und Büsche überall, eine starke Neigung, wir kamen ins Rollen, wirbelten Laub und Nadeln auf, kleine Äste knackten unter unserem Gewicht. Plötzlich war Falco nicht mehr da, die Welt rotierte, aber ich wusste, dass er schon irgendwo Halt gefunden hatte. Weiter konnte ich nicht mehr denken. Auch mein Weg hatte ein Ende gefunden und es wurde Schwarz um mich herum.

Die Begegnung

So, und weiter gehts!
 

Ab hier übernimmt einmal Rabi das Erzählen...
 

_ _ _
 

Die Begegnung
 


 

Mein Name ist Rabi, von Beruf angehender Bookman, wenn euch das etwas sagt.
 

Nicht?
 

Ich bin so etwas wie ein Fachmann für die Geschichte.

Langweilig?

Kann man nicht sagen, wenn man immer mit dabei ist. Momentan bin ich bei den Exorzisten, das ist eine Gesellschaft, die gegen Akumas kämpft.
 

N´ Akuma ist ein ziemlich fieses Ding, eigentlich eine Maschine, aber mit einer menschlichen Seele.

Mein Kumpel Allen kann die sehen, das ist ganz schön gruselig muss ich euch sagen.
 

Aber na ja. Die Exorzisten jagen also die Akumas und ich bin einer von ihnen. Wir haben grade eine Mission, es sollen einige Akumas einen Bauernhof überfallen haben, ob es Überlebende gibt, ist ungewiss.

Jetzt stapfen wir im Dunkeln durch den Wald und versuchen diesen Bauernhof zu finden…Komui hätte uns echt ne bessere Wegbeschreibung geben sollen…
 

„Allen! Jetzt warte doch!“, der Bursche ist doch glatt ohne mich weiter gegangen. Sollen wir uns jetzt etwa auch noch verlieren? Der hat bloß wieder die Akumas im Kopf… aber mit seinen strahlend weißen Haaren sah man in wohl noch einige hundert Meter weit.

Da uns Komui, der Abteilungsleiter, mitten in der Nacht aus den Betten geworfen hat, waren seine Haare noch wahnsinnig durcheinander. Meine rote Mähne sah garantiert nicht anders aus, auch wenn ich versucht hatte sie mit meinem Stirnband zu bändigen.

Mann, jetzt ist er noch weiter weg, ich sollte nicht so viel nachdenken.
 

Im Trabschritt holte ich Allen ein. „Weißt du schon, wo der Bauernhof ist?“, mittlerweile hatten wir sogar den Weg verloren, also wäre es schon besser zu wissen, dass Allen mit seinem Kampfschritt nicht irgendwo ins Blaue rannte.
 

„Er ist über der Kuppe dort“, er deutete auf einen recht steilen Anstieg. „Es sind mindestens drei Akumas“

Kaum als er das gesagt hatte, stiefelte er auch schon weiter. Er hoffte anscheinend noch Überlebende zu finden.

Ergeben folgte ich ihm.

Doch plötzlich sah ich etwas Weißes an einem Baum liegen. Es war eine Frau.
 

„Allen! Komm mal schnell her!“ Ich eilte zu ihr hin. Es hingen einige dünnere Zweige an ihr und sie hatte überall kleine Schürfwunden. Es schien, als wäre sie den Hang hinunter gerollt. Doch das Markanteste war mir zu aller erst aufgefallen.

„Allen, sie hat so weiße Haare wie du!“ Allen stand neben mir und sagte erst mal kein Wort. Seine Haare waren schon von klein auf ein Problem gewesen. Mit diesen Haaren war er immer einzigartig gewesen und mit seinen knapp 15 Jahren sah er auf den ersten Blick aus wie ein alter Opa.

Weiße Haare gab es eigentlich gar nicht. Warum hatte dieses Mädchen welche?
 

Sie kam langsam zu sich, murmelte irgendwas und schlug langsam, immer wieder etwas zwinkernd, die Augen auf. „Wie geht es dir?“, fragte Allen, kniete sich zu ihr und strich ihr die Haare aus dem Gesicht.
 

Noch bevor sie antworten konnte hallten Schüsse, gefolgt von einem markerschütternden Schrei durch den Wald. Es kam von diesem Bauernhof.

„Warte hier!“, quetschte Allen hervor und schoss den Hang hinauf. Ich war mir nicht sicher, ob ich oder das Mädchen gemeint war, schloss aber auf das letztere und eilte ihm nach.
 

Der Hof stand auf einer Lichtung, es dominierte hohes Gras und es war sehr eben. Schlecht zum Kämpfen. Über dem Hof schwebte wie auf einem Präsentierteller ein Akuma.

Sie sahen sehr unterschiedlich aus, aber alle waren ungefähr gleich hässlich.

Unförmige Maschinenkörper mit Masken und Kanonen. Gruselig. Gefährlich.

Allen hatte seinen Arm kampfbereit gemacht, riesig und grün leuchtete er in der Dunkelheit, damit war er in der Lage, diese Kreaturen zu zerstören.

Ich selbst besaß dafür einen Hammer. Mal groß, mal klein, so wie ich ihn gerade brauchte.

Der Akuma, den mein Partner anvisiert hatte, war schon Geschichte.

„SCHEuNE!“, etwas undeutlich hörte ich ihn schreien. Dort schienen also weitere zu sein. Ich hastete durch das hohe Gras und schwang meinen Hammer.
 

„Wachse!“ Er tat dasselbige. „Feuersiegel!“

Mit lautem Getöse ließ ich ihn auf das Gebäude niedersausen.

Eine Feuerschlage leckte durch das zersplitterte Gebälk, suchte nach den Akumas und fand ihr Ziel.

Wie eine riesige orangerote Fackel leuchtete die Scheune, eine enorme Hitze breitete sich aus, die gleich wieder abfiel. Das Feuer erlosch.
 

Ich nahm eine Bewegung am anderen Ende des Hofes war. Ein kleiner Junge hatte sich hinter einem Wasserfass versteckt. Ich lächelte. Doch ein Überlebender.

Allen, der gerade wieder bei mir stand hatte ihn auch bemerkt.

Wir mussten vorhin an ihm vorbei gerannt sein.

Eine weitere Gestalt erschien. Das Mädchen von vorhin.
 

Fragend blickte es uns an. Eine abgebrannte Scheune und jede Menge Verwüstung. Was sie wohl gerade von uns dachte?

„AKUMA“, schrie Allen und schoss los.

Da sah ich es auch.

Das Ding schoss genau auf den kleinen Jungen zu. Die Zeit zog und dehnte sich, wie sie wollte. Wir waren zu weit weg. Konnten nicht helfen.
 

Das Akuma begann zu schießen. Sollte auch nur eines der Geschosse sein Ziel finden, würden die beiden sterben.

Das Mädchen duckte sich instinktiv vor den Jungen. Ganz genau konnte ich die Angst der beiden sehen.

Allen war schon einige Meter weiter, aber auch noch zu weit weg. Ich wollte schreien, aber es schnürte mir die Kehle zu. Das Mädchen wurde an der rechten Schulter getroffen, das Geschoss flog weiter und traf den Jungen geradewegs in die Brust.

Allen erreichte das Akuma und zerstörte es. Alles umsonst. Ich flog auf die Knie und starrte auf den Boden. Ich wollte nicht mit ansehen, wie die Zwei sich in Luft auflösten. Es gab ein schreckliches Geräusch, ich hatte es schon zu oft in meinem Leben gehört.

Ich blickte zu Allen und konnte die selben Gefühle erkennen. Doch plötzlich rannte er los.
 

„Allen!“ was war nur los? Ich sah ihm nach.

Das Mädchen!

Meine Beine begannen sich wie von selbst zu bewegen.

Die Akumas schossen mit einem Gift. Sobald ein Mensch davon getroffen wurde, verpufften sie innerhalb von wenigen Sekunden. Den Jungen hatte es erwischt, es lagen nur noch seine Kleider da.

Aber das Mädchen…über und über mit den Pentakeln lag sie keuchend am Boden. Eigentlich müsste sie doch schon längst…ihre rechte Schulter hatte es ganz schön erwischt. „Sie braucht dringend Hilfe!“, Allen sah mich aufgeregt an. „Bringen wir sie zum Hauptquartier“, entgegnete ich.

Ein Mädchen ohne Namen

Ein Mädchen ohne Namen
 


 

Ich war in dunkles, lähmendes Schwarz gehüllt.

Schmerzen.

Sie bekamen immer mehr die Oberhand.

Stimmen.

Fern.

Unklar.

Fremd.

Was war nur los?

Stille.

Eine ewig lange Zeit.

Die Schmerzen nahmen ab.

Verschwanden.

Nein, verkrochen sich.

Ein Schrecken sitzt tief.

Wo bin ich?

Immer und immer wieder durchbrechen weiße Lichter die Finsternis.

Die Stille wird klarer.

Ich spüre Raum.

Ein Bett.
 

Endlich schlug ich die Augen auf.
 

„Du bist also endlich aufgewacht!“

Etwas irritiert richtete ich mich mühsam auf und blickte mich suchend um.

Ein Mann kam auf mich zu.

Er war um die dreißig und hatte lange, schwarze Haare und eine Brille. Freundlich lächelte er mich an.
 

„Ich bin Komui, Abteilungsleiter der Wissenschaftsabteilung“

„Wissenschaftsabteilung?“, mein Kopf drehte sich noch etwas.

„Du bist hier im Hauptquartier der Exorzisten, meine Liebe“, meinte der Mann und setzte sich auf mein Bett. „Und mit wem habe ich die Ehre?“
 

Mit wem?
 

Ich öffnete den Mund, wollte meinen Namen sagen, doch er weigerte sich über meine Lippen zu gehen, er lag mir auf der Zunge und doch konnte ich ihn nicht aussprechen. Verärgert versuchte ich ihn in Gedanken zu formen, doch die Buchstaben blieben namenlos und zerfielen in alle Himmelrichtungen.
 

Wie lautete mein Name?!
 

„Ich…ich weiß es nicht…“, nur sehr langsam kamen mir diese Worte über die Lippen.

Komui zog eine Schnute.
 

„Du scheinst also dein Gedächtnis verloren zu haben. Erinnerst du dich noch an irgendetwas…oder…was ist das letzte woran du dich erinnerst?“

„Ich denke, das müsste dieses Monstrum gewesen sein…“, nur sehr langsam und lückenhaft kam mir der schreckliche Anblick wieder ins Gedächtnis. „Wie lange war ich…?“

„Drei Tage“, der Schwarzhaarige seufzte, „wir dachten schon, wir kriegen dich gar nicht mehr hin…es ist sehr selten, dass Menschen ein Akuma-Geschoss überleben. Du scheinst eine Kompatible zu sein…“
 

„Eine WAS?“
 

„Eine Kompatible…du scheinst Innocence in dir zu tragen, welche das Akuma-Gift neutralisiert hat…oder zumindest fast…“, er griff an mein Nachthemd und zog den langen Ärmel bis zur Schulter hoch.

Dort, wo mich das Akuma getroffen hatte, war eine riesige Narbe entstanden, die aber merkwürdigerweise schon restlos verheilt war. Ein fünfstrahliger Stern prangte in der Mitte, aus seinen Spitzen zogen sich schwarze Fäden, die sich weiter über meinen Arm spannen. Es sah aus wie ein riesiges, unliebsames Tatoo.
 

„Was ist das?“

„Es ist so etwas wie ein Überbleibsel des Akuma-Giftes…wir können es auch noch nicht genau sagen…deshalb ist es notwendig, dass du erst mal im Hauptquartier bleibst. Ich werde dich heute Nachmittag Hebraska vorstellen. Ruh dich derweil etwas aus…“, mit einem etwas besorgten und nachdenklichen Gesicht verabschiedete er sich von mir und verlies den Raum.
 

Es war so etwas wie ein Krankenzimmer, so viel stand fest. Es waren unzählige Geräte darin, bei denen ich mir beim besten Willen nicht vorstellen konnte, wofür sie gut waren. Viele Lichter blinkten und etwas im Raum summte ruhig vor sich hin. Alles im allem kam ich mir wahnsinnig fremd vor. Etwas Ruhiges rief nach mir, ein sanftes Rauschen, ganz anders als dieses Summen. Ich sehnte mich nach einer Heimat, die mir einfach nicht mehr einfiel.
 

Ein leises Klopfen riss mich aus meiner melancholischen Stimmung. Noch bevor ich „Herein“ sagen konnte, wurde die Tür auch schon aufgemacht und der Rotschopf trat ein.

Seine Frisur wirkte irgendwie geordneter als das letzte Mal, auch wenn sie immer noch wie eine etwas sehr wild geratene Sturmfrisur aussah. Er trug auch wieder dieses Stirnband und den ledernen Aufzug. Sehr hervorstechend war diese Rosette, die wohl jeder in diesem Laden trug. Er hatte eine schwarze Augenklappe über dem rechten Auge, die mir erst jetzt auffiel. Mit dem anderen Auge blickte er mich freundlich an. „Mein Name ist Rabi“, meinte er und lächelte.

Ich lächelte zurück. Alle waren hier so nett zu mir.
 

„Darf ich?“, fragte er und deutete auf das Bett. Ohne auch nur eine Antwort abzuwarten hopste er auch schon aufs Bettende und setzte sich im Schneidersitz hin.
 

„Komui sagt, du hättest dein Gedächtnis verloren“

„Ja…scheint so…aber an Allen und so kann ich mich schon erinnern…“
 

„Allen? Woher weißt du seinen Namen?!“, aufgeregt sah er mich an.

„Na du hast ihn doch oft genug gesagt…“, noch genau konnte ich mich an sämtliche Stimmen erinnern, so als würde mein Gedächtnis diese wenigen Informationen wie einen Schatz hüten.
 

„Ach so…“, anscheinend hätte er mit etwas viel spannenderem gerechnet.

„Schon blöd, wegen deines Namens und so…“

„Wie?…Ach so…das meinst du…“, irgendwie hatte ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht.
 

„Aber das können wir ja gleich ändern…darf ich dir einen Namen geben?“

In dem Moment hätte ich losprusten können.

Ein etwa gleichaltriger Junge, irgendwie schätzte ich ihn so ein, saß auf meinem Bett, blickte mich wie ein eben gefundenes Tier an und fragte doch glatt, ob er mir einen Namen geben könnte…!!!

Ich konnte nicht anders, ich musste ihn einfach angrinsen…

„Was ist?“

„Ach nichts…“, ich sollte wohl endlich aufhören ihn anzugrinsen…

„Pft“, mit gespielt beleidigtem Ton drehte er sich weg, „ich hätte nämlich einen ganz passenden gefunden…“

„Wirklich?“, irgendwie begann es mich zu interessieren, „Wie lautet er denn?“

Etwas blitzte in seinen Augen auf, mir kam es ziemlich schelmisch vor.

„Myo!“

„Myo? Was bedeutet das?“

„Kennst du die Geschichte vom Vergissmeinnicht?“ Er zog sein Knie an und sah plötzlich wahnsinnig nachdenklich aus dem Fenster.
 

„Der Legende nach soll der liebe Gott, als er allen Pflanzen einen Namen gab, eben dieses kleine Pflänzchen vergessen haben…Als es sich daraufhin beschwerte, bekam es diesen Namen“, er wartete kurz ab, bevor er fortfuhr, „Lateinisch bedeutet Vergissmeinnicht Myosotis. Deshalb Myo. Ich finde, dieser Name passt zu dir, du sahst im Wald so vergessen aus…“
 

Es herrschte Schweigen. Er schien sich wirklich Gedanken über meinen Namen gemacht zu haben. Es irritierte mich und doch fühlte ich mich geschmeichelt.

„Myo klingt gut…“, antwortete ich zögerend, „danke“

Ein breites Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit.

„Da bin ich ja froh…“, meinte er nur und sein Grinsen wurde noch breiter, „Komui wollte dich schon Innozenzia nennen…“

„Innowas?“, ein kalter Schauder lief mir über den Rücken.

Jetzt grinste auch ich. Na zum Glück hatte ich Myo gewählt…
 

Ein Klopfen ließ uns beide aufschrecken.

Ein etwas hektischer Komui trat ein.

„Hättet ihr beide kurz Zeit? Dann würden wir schnell zu Hebraska gehen…“

„Na klar“, meinte Rabi nur und sprang vom Bett, „darf ich vorstellen: Myo!“

Verwirrt blickte mich der Schwarzhaarige an, bis dass er merkte, dass ich eigentlich damit gemeint war. Man konnte für einen Augenblick eine beleidigte Mine erkennen, doch dann schien er sich für den Namen zu erwärmen.
 

„Myo also…ich habe dir Sachen mitgebracht, zieh sie dir bitte an. Was denkst du, kannst du schon gehen?“

„Ja, glaube schon“, eigentlich fühlte ich mich schon einigermaßen fit, doch bis jetzt hatte ich ja das Bett noch gar nicht verlassen.

„Wir warten schon auf dich, keine Sorge“, Rabi verließ mit Komui das Zimmer.
 

Hebraska.
 

Wer das wohl war? Bis jetzt waren alle so freundlich zu mir. Dabei schienen sie mich gar nicht zu kennen. Was sie wohl von mir wollten?

Schnell schlüpfte ich in die Sachen.

Alles war aus dem selben schwarzen Leder wie Rabis Kleidung. Ein Rock und eine Jacke. Auch sie hatte diese Rosette. Silbrig schimmerte sie an meiner Brust. Was sie wohl zu bedeuten hatte?

In der Hoffnung, endlich Antworten auf all die Fragen zu bekommen, trat ich aus dem Zimmer.
 

Beide drehten ihre Köpfe zu mir.

„Geht’s?“, Komui kam mir gleich entgegen.

„Ja ja…alles okay…“, ich wankte zwar etwas, aber es ging voran. Dafür, dass ich drei Tage außer Gefecht war, ging es mir sowieso schon extrem gut.

Rabi lehnte etwas weiter abseits an einem anderen Türrahmen.

Er blickte irgendwie ernst, das musste wohl das erste Mal sein, dass ich ihn mit so einem Gesichtsausdruck sah. Als er zu mir blickte, verschwand dieser Ausdruck, so als hätte man mit einem feuchtem Lappen über eine milchige Scheibe gefahren, die plötzlich wieder klar war und der Himmel nicht mehr grau sondern blau strahlte. Ich hatte also wieder meinen lustigen Rabi.

Bei diesem Gedanken schoss mir plötzlich die Hitze ins Gesicht. Was zum Teufel dachte ich denn da? So als wäre ich ein Kind, das beim Naschen erwischt wurde, schlug ich mir gedanklich auf die Finger und versuchte mich mehr auf die unbekannte Umgebung zu konzentrieren.
 

Die Räume waren allgemein sehr hoch und es wirkte immer irgendwie etwas karg. Es war wie auf einer Ritterburg. Unsere Schritte hallten an den Steinwänden wieder und schon nach wenigen Metern war ich richtig eingeschüchtert. Alles war hier so riesig!
 

Wir erreichten einen gigantisch hohen Raum, es war wie ein Treppenhaus, nur ohne Treppe drin. Man konnte unzählige Stockwerke erkennen, aber nicht einmal bis zur Spitze, geschweige denn bis zum Grund blicken.

Wir traten auf eine kleine Plattform, die mitten in der Luft schwebte.

Mit etwas zittrigen Beinen entschloss ich mich, das Wagnis einzugehen.

Während Rabi entspannt am Geländer lehnte und Komui am Schaltpult arbeitete, hielt ich mich krampfhaft an den Stangen des Geländers fest. Diese Höhe jagte mir unbeschreibliche Angst ein. Irgendetwas fehlte mir, irgendetwas was mich beruhigen konnte und ich mich endlich entspannen könnte. Doch ich kam nicht darauf.

Als sich dann schließlich die Plattform auch noch mit angemessener Geschwindigkeit nach unten bewegte, war es um mich geschehen.

Meine Knöchel traten weiß hervor, so fest krallte ich mich ein. Ein ungutes Gefühl regte sich in meinem Magen. Ich will hier unbedingt weg, schoss es mir durch den Kopf.

Ich konnte Komuis und Rabis besorgte Blicke spüren.

Eine Hand legte sich auf meine Schulter.

„Alles okay?“

Ich starrte unverändert in diese unendlich schwarze Tiefe, die mir immer näher kam und mir den Zugwind ins Gesicht blies.
 

„Du darfst da nicht runtersehen“
 

Rabi lehnte sich mit beiden Ellbogen neben mich ans Geländer und sah mir ins Gesicht. „Versuchs mal!“

Zögern hob ich meinen Kopf und sah ihn an. Das ungute Gefühl blieb, aber mir war schon wesentlich besser in der Magengegend.

„Du scheinst ein bisschen Höhenangst zu haben“, schloss Komui, während die Plattform langsam zum Stillstand kam.
 

Es war als wären wir in den Eingeweiden des Turms angekommen, düster und schwarz und modrig. Trotzdem konnte ich noch alles wahrnehmen, ich erkannte sämtliche Details genauso gut, wie oben am Tageslicht. Suchend blickten die Zwei ins Dunkle.

Noch bevor ich erkennen konnte, nach was sie Ausschau hielten, schoss etwas weißes, strahlendes an mir vorbei. Es war, als würden unzählige Hände nach mir greifen, fest hielten sie mich und hoben mich in die Höhe. Als ich erkannte, dass meine Füße die Plattform verließen, kam die Angst wieder hoch und breitete sich wie eine Sintflut in meinem Körper aus. Mit einem schrillen Schrei ließ ich ihr Luft. Daraufhin lockerte sich der Griff der Kreatur, was mir nur noch mehr Angst bereitete. Hilflos versuchte ich nach ihr zu greifen während mein Herz wie verrückt hämmerte. Die Arme packten wieder fester zu, ich war mir nicht sicher, ob mir das lieber sein sollte, der Anblick der Tiefe ließ mich nicht mehr klar denken. Wie wild begann ich zu zappeln.
 

„Beruhige dich doch…“, eine fremde Stimme sprach sanft zu mir.

„Hab keine Angst, das ist Hebraska!“, schrie Rabi mir zu.

Erst jetzt erkannte ich die Herkunft der Stimme. Dieses Wesen hatte einen Art weiblichen Kopf, der näher kam. Ich besann mich auf Rabis Worte vorhin auf der Plattform und sah ihr ins Gesicht, um einen Blick in die Tiefe zu vermeiden.

Jetzt, wo ich nicht mehr wie wild um mich schlug, konnte mich Hebraska genauer ansehen. Mir kam es vor, als würde ein Bauer, der immer nur Kühe hatte, ein Lama ansehen. Ich war mir nicht sicher, wie ich auf diesen Gedanken kam, aber das müsste ihren Ausdruck ziemlich treffend beschreiben.
 

„Und?“, rief Komui voller Erwartung zu dem Wesen hinauf.
 

Dieses zögerte einen Augenblick.

„Keine Kompatible“
 

„Was?“, Der Schwarzhaarige beugte sich weiter über die Reling und traute anscheinend seinen Ohren nicht.

„Ich sagte, sie ist keine Kompatible. Sie trägt weder Innocence in sich, noch wäre sie in der Lage dieses zu tun. Eine klassische Inkompatible“

Selbst von meiner Position aus konnte ich sehen, wie Komuis Stirn Falten warf.

„Ihr Körper hat aber das Gift der Akumas unschädlich gemacht! Sie MUSS etwas mit dem Innocence zu tun haben!“

Ich verstand zwar nicht genau, was er da sagte, doch er schien sich in dem Gebiet sehr gut auszukennen. In mir wuchs eine Unruhe, von der ich nicht wusste, was ich davon halten sollte.

„Es tut mir leid…“, Hebraska setzte mich wieder auf der Plattform ab, „aber ich kann nichts davon erkennen“

Komui schloss verärgert die Augen. Er verstand anscheinend die Welt nicht mehr.

Mit wackeligen Beinen versuchte ich mich zum rettenden Geländer zu bringen.

Mein Herz pochte, als wäre ich gerade mehrere Kilometer mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit gelaufen. Ich begann mich über meine Höhenangst zu ärgern. Mein gesamter Körper zitterte wie Espenlaub. Und jetzt begann mir auch noch mein rechter Arm zu schmerzen! Genervt schloss ich die Augen.
 

„Vorsicht, wir fahren wieder nach oben…“, die Stimme des Schwarzhaarigen klang ungewöhnlich matt und enttäuscht. Er hatte anscheinend fest damit gerechnet, dass ich so eine „Kompatible“ wäre.

„Was ist eine Kompatible?“, endlich raffte ich mich auf und stellte ihm diese Frage.
 

„Kompatible sind in der Lage, sich mit dem Innocence, einer göttlichen Macht, zu verbinden“
 

Selbst Rabi lugte etwas verdutzt zu Komui hinüber, wo mich dieser doch gerade mit so einer mageren Antwort abgespeist hatte. Er war mir irgendwie etwas redseliger vorgekommen, doch momentan sprach seine verzwickte Mine Bände.

Ich kam daraufhin zu dem Entschluss, dass es wohl in diesem Moment besser wäre, einfach nichts mehr zu sagen.
 

Langsam erreichten wir wieder eine ansehnliche Höhe und es wurde wieder hell. Schweigend verließen wir die Plattform und ich wurde alleine in mein Zimmer zurückgeschickt.

Dort hatte ich genügend Zeit, mir die Geschehnisse selbst zusammenzureimen.

Diese Kräfte, die Allen und Rabi auf dem Bauernhof benutzt hatten, das musste das Innocence sein. Sie waren also folglich Kompatible.

Ob hier alle in diesem Gemäuer Kompatible waren?

Plötzlich durchfuhr mich ein Schreck.

Wenn ich jetzt wirklich nicht so eine von ihnen bin, werden sie mich dann rauswerfen?!

Es war, als würde mir der Boden unter den Füßen weggezogen werden.

Allen, Rabi und Komui waren die einzigen Menschen, die ich momentan kannte. Ich hatte keine Ahnung, wo ich mich gerade aufhielt, geschweige denn, ob ich irgendwo eine Familie hatte. Diese Leute waren für mich der einzige Aufhängepunkt.

Ich wollte – nein – ich musste einfach bei ihnen bleiben!

Ein neuer Anfang?

Ein neuer Anfang?
 


 

Es klopfte – und ein weißer Schopf betrat das Zimmer.

„Allen“, der Name hatte sich bei mir regelrecht eingebrannt.
 

Etwas verdutzt sah er mich an, balancierte dann aber doch seinen vollen Teller bis zum Bett, auf dass er sich vorsichtig setzte.
 

„Ich bin Myo“, sagte ich langsam und lies den Namen langsam über die Zunge gleiten. Er kam mir noch etwas fremd vor, aber ich hoffte, dass er mir bei öfterem Sagen vertraut wurde.

Allen erwiderte mein Lächeln. Er hatte noch ein sehr kindliches Gesicht, silberne Augen und strahlendweißes, längeres Haar, genau wie meins. Am linken Auge hatte er interessanter Weise auch einen fünfstrahligen Stern, der an einer Spitze ebenfalls einen Faden zog, der sich über sein linkes Auge spannte und an der Backe endete.
 

Das Ding an meinen Arm scheint also nichts besonderes zu sein, beruhigte ich mich innerlich.
 

„Möchtest du auch etwas?“, fragte er mich daraufhin freundlich, irgendwie schienen ihn meine neugierigen Blicke langsam zu stören.

Ich betrachtete den übervollen Teller. Einige Sachen sahen wirklich sehr lecker aus. Schüchtern deutete ich auf zwei Dinge, die mich besonders anlachten.

„Die sind wirklich sehr gut“, meinte er und zog einen zweiten Teller unter dem Vollen hervor. Den hatte ich vorhin gar nicht bemerkt. „Rabi sagte, du wärst heute so wackelig auf den Beinen, da hab ich mir gedacht, ich nehm was aus der Kantine mit…“, mit diesen Worten zog er Besteck aus einer seiner Taschen hervor und reichte mir Messer und Gabel. „Schieb dir einfach runter, was du willst“

Etwas wackelig hielten wir unsere Teller aneinander und ich kratzte etwas davon auf meinen Teller.
 

Unerwartet und ruckartig ging die Tür auf und ein etwas finster blickender Typ mit sehr langen dunkelblauen Haaren trat ein. Als er Allen sah, wurde sein Blick noch etwas feindseliger.
 

„Bohnenstange, was zum Teufel machst du da?“
 

Ich musste zugeben, unsere Methode wirkte etwas ungewöhnlich, aber schlussendlich hatte er mir doch etwas zu essen gebracht, also kein Grund, den armen Kerl einfach so anzuschnauzen.

Als ich schon etwas erwidern wollte, sah ich den dampfenden Teller in seiner Hand.
 

„Ich hab Myo doch nur etwas zu essen gebracht, was willst du eigentlich hier, Kanda?!“, verteidigte sich Allen.

Der besagte Kanda bekam einen noch gereizteren Gesichtsausdruck.

„Und warum schickt mich dann der gute Komui wie ein Dienstmädchen essen holen, wenn den Part dann sowieso die Bohnenstange übernimmt?!“

Er sah aus, als würde er den Teller gleich in irgendeine Ecke pfeffern. Seine tiefschwarzen Augen sprühten förmlich Funken.
 

Bevor in diesem Zimmer noch ein Gemetzel entstehen würde nahm ich dem dunkelhaarigen Streithahn den Teller aus der Hand und bedankte mich höflich.

Missbilligend blickte der Kerl auf mich herab und verschwand ohne ein weiteres Wort.
 

„So einen unfreundlichen Typen habe ich ja schon lange nicht mehr kennen gelernt…“, entfuhr es mir, als ich wieder auf dem Bett saß.

Dass ich mich dabei auf einen Zeitraum von ungefähr vier Tagen bezog fiel mir erst hinterher auf.
 

Allen lächelte in sich hinein und murmelte: „Ja, so ungefähr das Gleiche hatte ich mir auch gedacht…“
 

Zögernd begann ich zu essen. Erst jetzt bemerkte ich, wie hungrig ich eigentlich war. Gabel um Gabel voll schlang ich hinunter. Es wäre mir schon etwas peinlich gewesen, einfach so ohne Manieren zu essen, aber als ich einen Seitenblick auf Allen warf, der nicht besonders anmutiger aß, verflog das Gefühl einfach.

Der Junge hatte seinen Teller in einer Rekordzeit geleert.

Bei meinen letzten Bissen beobachtete er mich.
 

„Du hattest wohl schon großen Hunger“, bemerkte er.

Mit noch vollem Mund nickte ich zustimmend.

„Ich würde dann mal gehen…es könnte ja sein, dass ich morgen früh raus muss…“, mit diesen Worten erhob er sich.
 

„Akumas jagen?“, fragte ich neugierig.

„Ja…vielleicht“

Nur zögernd kam die Antwort.
 

„Darf ich mit?“
 

Nun war es ausgesprochen. Die Frage stand im Raum und konnte nicht mehr zurückgenommen werden. Wie eine unliebsame Motte schwebte sie im Raum.
 

„Ich weiß nicht…“

Etwas überrumpelt sah er schon aus, der gute Allen.

„…aber ich werde Komui fragen“

„Du musst ihn überzeugen!“, flehte ich, „ich will mich doch auch nützlich machen! Das verstehst du doch, oder?“

Stille machte sich breit.

Dann lächelte er und sagte kein Wort mehr, als er den Raum verließ.
 


 

Ich wartete ziemlich lange auf seine Rückkehr, aber er kam diesen Abend nicht. Irgendwann schlief ich dann vor Erschöpfung ein.
 


 

Am nächsten Morgen wurde ich durch ein Pochen an meiner Tür geweckt.

Verschlafen öffnete ich meine Augen und blickte in Allens Gesicht.
 

„Aufstehen! Ich habe zwar die halbe Nacht mit Komui diskutiert, aber du darfst jetzt mitkommen!“

Bei diesen Worten wurde ich munter.

Ich wollte Allen gerade rausschicken, damit ich mich umziehen konnte, als mir bewusst wurde, dass ich sowieso schon in den Sachen, die mir Komui gegeben hatte geschlafen hatte.
 

„Wann geht es denn los?“, fragte ich dennoch noch etwas schlaftrunken.

„Eigentlich jetzt…“, meinte Allen mit einem solch frischen Ton, dass ich plötzlich sehr daran zweifelte, dass er sich die halbe Nacht um die Ohren geschlagen hatte.

Er warf mir ein Gebäck zu.

„Das kannst du während des Wegs essen!“, lächelnd ging er aus dem Zimmer.
 

Der war ja wirklich putzmunter!
 

Etwas arg langsam kroch ich nun endgültig aus dem Bett.

Na ja, Morgenstund, hat ja bekanntlich Gold im Mund, munterte ich mich auf und folgte ihm.

Draußen wartete schon Rabi auf uns.

„Na, wach?“, fragte er in einem scherzhaften Ton.

„Wie mans nimmt…“, entgegnete ich und kaute auf meinem Gebäck herum.
 

Endlich konnte ich das Gebäude einmal von außen betrachten. Es war ein wahnsinnig hoher Turm. Er stand auf einer nicht allzu weitläufigen Plattform, es sah aus wie eine Art Berg und ich hütete mich davor, erneut in die Tiefe zu blicken.

Kein Weg schien hinunter zu gehen.

Wie sollten wir nun weiter kommen?
 

„Kommt, steigt auf!“, Rabi setzte seinen Hammer am Boden auf.

Was hatte der jetzt vor?

Schelmisch grinste er mich an, als er mich an der Hand näher zog und meine Hand an den Schaft des Hammers legte.

„Halt dich gut fest!“, warnte er mich noch.

Mit diesen Worten schossen wir los.

Der Stil des Hammers verlängerte sich unaufhörlich und nahm uns mit in den Himmel.

Wir flogen dem Morgengrauen entgegen.
 


 

Es war ein kleines Dorf, bei dem wir schließlich ankamen. Die Häuser waren sehr klein und wirkten gedrungen, kaum eines kam über ein zweites Stockwerk. Es war sehr leer auf den Straßen, kein einziger Mensch ließ sich blicken. Nicht einmal das goldene Morgenlicht konnte diesen Ort besonders einladend erscheinen lassen.

Schweigend marschierten wir durch die Ortschaft.
 

„Was sollen wir eigentlich hier?“, fragte ich nach einiger Zeit zögernd.

„Es soll an diesem Platz angeblich Innocence geortet worden sein. Wir sollen es finden und sicherstellen“

„Innocence“, wiederholte ich nachdenklich, „und wie sieht es aus?“

„Das ist sehr unterschiedlich…meist ist es in irgendeinem Gegenstand versteckt…“, flüsterte Allen, „pass auf, es könnten sich Akumas hier aufhalten, die ebenfalls vom Innocence angezogen werden“
 

Ich hielt das Auftauchen von Akumas bei Tageslicht sehr unwahrscheinlich. So ein Monstrum würde doch hier sofort auffallen! Trotzdem blickte ich etwas genauer um mich.
 

Die Gassen waren immer noch so ruhig wie vorher. Obwohl jetzt ein strahlend schöner Tag angebrochen war, blieben die Türen geschlossen und die Gardinen zugezogen.
 

Seltsam…
 

Auch Rabi und Allen wirkten angespannt.

Als wir um die Ecke bogen, sah ich einen kleinen Jungen an einer Hausmauer lehnen. Seine Kleidung war größtenteils zerfetzt, anscheinend war er ein Straßenkind.

Misstrauisch sah er uns an, senkte den Kopf sofort wieder als wir in ansahen und begann ohne Vorwarnung davonzulaufen.

Irgendetwas sagte mir, dass er für unsere Mission wichtig war.

„Warte!“, rief ich ihm hinterher, „wir tun dir doch nichts!“
 

Doch es war zwecklos.

Längst schon war er in den Gassen verschwunden.

Rabi begann sich am Kopf zu kratzten.

„Der Kerl war richtig seltsam. Hat nichts und schleppt trotzdem eine Tontaube mit sich rum…“
 

„Wir sollten ihn suchen“, schlug Allen vor.

Bis jetzt hatten wir ja keinen anderen Anhaltspunkt.

Also teilten wir uns auf und begannen mit der Suche.

Immer in Rufweite grasten wir alles ab.

Die Gassen, in die ich kam, wurden immer dunkler. Irgendwo musste er doch sein! Dieser Ort konnte ihn doch nicht einfach verschluckt haben!

Da endete mein Weg abrupt in einer Sackgasse. Na toll. Schweigend drehte ich mich um – und bekam beinahe einen Herzinfarkt…

Vertraute Gesichter

Vertraute Gesichter
 


 

Seelenruhig stand er da.
 

Der Mann mit dem langen Mantel, dem schwarzen Hut und der runden Brille. Irgendwoher kannte ich ihn, auch wenn ich nicht genau wusste woher.

Allein die Tatsache, dass da plötzlich so unerwartet einer hinter mir stand, hatte mich erschreckt – doch dieser Typ machte mit seinem Erscheinungsbild das Ganze noch schlimmer.
 

Ein Mensch war er anscheinend nicht – riesige lange Ohren ragten unter dem großen Zylinder hervor und ein überdimensionales Grinsen prangte in seinem Gesicht.
 

Ich war wie erstarrt, konnte kein Wort sagen.

Was wollte er von mir?!
 

„Guten Tag“, begann er in einem so redselig freundlichen Ton, dass man die Spur Sarkasmus beinahe überhören könnte, „ich bin der Millenium-Graf“
 

Er machte eine kurze Pause.
 

„Und du bist also mein Akumalein…“
 

Mir gefror das Blut in den Adern bei diesen Worten. Was redete er da?!

„Ich bin ein Mensch!“, schrie ich ihm entgegen.

Er grinste mich weiter unverhohlen an.
 

„Du wirst für mich töten…“
 

Das war mir zuviel.

Ohne ein Wort rannte ich an ihm vorbei.

Die Gasse war sehr schmal, ich konnte grade an ihm vorbeilaufen, ohne ihn zu berühren.

Er hielt mich nicht auf.

Doch als ich auf Schulterhöhe war konnte ich ihn noch mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck flüstern hören.
 

„Wirst du…“
 

Wie ein gehetztes Tier rannte ich weiter.

Wer war das?!

Welche Rolle spielte er?

Und vor allem: was für eine Rolle spielte er für mich?

Es machte mir Angst, dass dieser unheimliche Typ bisher die einzige Person war, die mir irgendwie vertraut vorkam.
 

„Akuma“ hatte er mich genannt.

Instinktiv griff ich an die rechte Schulter.

Ich war ein Mensch!

Wie sollte ich plötzlich zu einer Maschine werden?!

Endlich blieb ich stehen.

Der Kerl schien mir nicht gefolgt zu sein.

Ich sollte weitersuchen und den Jungen finden, beschloss ich.
 


 

„ALLEN! MYO!“, hallte es durch die ganze Stadt. Rabi hatte ihn anscheinend entdeckt.

Schnell lief ich in die Richtung, aus der der Ruf gekommen war.

Da kam der Rotschopf auch schon mit seiner Beute aus der Gasse heraus.

Wie eine Katze, die eine Maus gefangen hatte, hielt er den Jungen am Schlafittchen. Der tobte und zeterte, als wäre er der Teufel persönlich.

„Jetzt beruhig dich doch!“, redete Allen beschwichtigend auf ihn ein.

Doch die Worte zeigten keine Wirkung.
 

„Verschwindet!“, schrie er und wand sich wie ein Aal in Rabis Griff, hielt aber die Tontaube fest umkrallt.
 

Sie war auf den ersten Blick sehr schlicht. Unbemalt, aus rotem Ton gebrannt. Doch bei genauerem Hinblicken konnte man erkennen, mit wie viel Liebe zum Detail gearbeitet wurde. Es war, als würde man jede Feder einzeln sehen.
 

„Das ist aber eine sehr schöne Tontaube“, begann ich mit freundlicher Stimme.

Der Junge hielt kurz inne und ließ auch Allen und Rabi, die mittlerweile ziemlich zerzaust und gestresst aussahen, etwas Luft zum atmen.

„Das stimmt! Aber ihr kriegt sie nicht!“, meinte er in einem trotzigen Ton.
 

„Darf ich sie mir trotzdem mal ansehen?“
 

Er schien über meine Worte nachzudenken.

„Okay…aber nur, wenn ihr mich loslasst!“
 

Ohne zu Zögern gab Rabi ihn frei. Er schien auch eingesehen zu haben, dass es auf diesen Weg wohl besser ging.
 

Vorsichtig nahm ich die Taube entgegen. Sie war wirklich wunderschön, viel zu schade, um zerschossen zu werden.

Ein warmes Gefühl machte sich in mir breit, das immer heißer wurde.
 

„Das war ein Geschenk meiner Mama…“, begann der Knabe langsam.

„und jetzt wollen es mir alle wegnehmen…“
 

Allen blickte auf.

„Alle? Wer denn?“

Auch Rabi war stutzig geworden. Wer sollte es schon auf eine, zumal schöne, aber trotzdem noch einfache Tontaube abgesehen haben?
 

„Menschen…oder solche unheimlichen Maschinen…manche verwandeln sich…ach, ihr glaubt mir sowieso nicht…“, der Junge griff wieder nach seinem Schatz.

Als ich das Ding aus der Hand gab, erlosch dieses komische Gefühl sofort. Ob in der Taube…?
 

„Das Innocence ist in der Taube“, schloss auch Rabi.

Allen nickte stumm.

„Gibst du sie mir noch mal?“, fragte er freundlich.

Der Junge wich zurück.
 

„Nein! Die anderen haben auch immer etwas von Innoirgendwas gemurmelt!“

Blitzartig schoss er los und rannte davon.

Etwas goldenes sirrte an ihm vorbei und kam direkt auf Allen zu.
 

„Timpampy!“
 

Das Ding blieb in der Luft stehen. Es sah ungefähr wie ein Ball mit Fledermausflügeln aus. Solche ähnlichen Geräte waren mir schon im Orden aufgefallen. Sie waren eine Art Kommunikationsmittel. Aber einen solch großen „Golem“, wie sie diese Dinger nannten, hatte ich noch nie gesehen.

„Ich dachte, Komui würde sich noch etwas über die letzte Mission ansehen…“

„Na kommt, sonst entkommt uns der Bursche noch!“, drängte Rabi.

Eilig hetzten wir hinterher gefolgt von dem Golem.

Der Junge war noch nicht außer Sichtweite, wir konnten gerade noch sehen, wie er durch ein zerbrochenes Fenster in ein Haus schlüpfte.
 

„Jetzt haben wir ihn!“, meinte Rabi zuversichtlich und schob sich hinter den etwas verkniffen dreinblickenden Allen ins Haus. Dieser schien anscheinend irgendetwas zu ahnen.
 

Das Haus sah sehr verlassen aus, total unaufgeräumt, so als hätten die Bewohner fluchtartig das Weite gesucht. Das schien schon vor längerer Zeit passiert zu sein, eine dicke Staubschicht sprach Bände. Deutlich konnte man erkennen, wo der Junge diese Decke aus Schmutz aufgewirbelt hatte.
 

Die Spur führte in den ersten Stock.

Wachsam stiegen wir die knarrende Treppe hinauf.

Auffälliger gings ja wohl nicht.

Der Obere Stock wurde anscheinend als Stauraum genutzt, überall stand Gerümpel herum.

Von dem ganzen Staub musste ich niesen.
 

Ein Lachen ging durch den Raum.

Es klang irgendwie übertrieben freundlich, fast wie geschauspielert und geplant. Wir blickten uns um.

Eisblaue Augen empfingen uns.

„Einen schönen guten Tag wünsche ich!“, meinte der Fremde und deutete einen Knicks an. Die Begrüßung war voller Spott.

Wortlos starrten wir ihn an.

Er war nicht allein.
 

Ein kleines Mädchen mit zerzausten schwarzen Haar war an seiner Seite. Keck lächelte sie uns an und hielt dabei den Straßenjungen scheinbar mühelos fest.
 

„Lass ihn los!“, rief Allen ärgerlich und sein linker Arm wurde wie auf Knopfdruck riesig und leuchtete in grünem Licht. Auch Rabi zog seine Waffe.

„Na, na, wir haben doch nicht vor zu kämpfen“, meinte der hochgewachsene Fremde und hob beschwichtigend seine Hände. „Na los, Rhode, lass den Jungen frei“

Sie lächelte ihn an und schubste den Burschen von sich.
 

„Das da behalten wir aber“, meinte sie in einem zuckersüßen Ton und ließ mit einer lockeren Handbewegung die Taube auf die Dielen fallen. Diese zerbrach mit lautem Getöse und die Tonscherben rutschten über den gesamten Holzboden.
 

„Hoppla…“
 

Ein faustgroßes weißleuchtendes Etwas lag am Boden.

Das musste das Innocence sein!

Rhode hob es auf und ließ es in ihrer Rocktasche verschwinden.

„Da wird sich das Millenium-Gräflein aber freuen…“

Schelmisch blickte sie ihren Partner an.

„Haben wir jetzt alles?“

„Noch nicht ganz…“, meinte dieser, zog ein breites Grinsen und hob seine Hand.

Ein weißer, dünner Faden schoss daraus hervor und kam direkt auf uns zu.

Wir machten uns auf einen Kampf gefasst und gingen in Stellung.
 

Doch das weiße Etwas schoss über unsere Köpfe hinweg und umwickelte Timcampy. Ein ärgerliches Sirren konnte man noch hören, dann wurde er mit einem heftigen Ruck zu dem Fremden hingezogen.

Das alles passierte so schnell, dass keiner von uns reagieren konnte.

Selbst der Straßenjunge hatte sich vor Schreck noch nicht von der Stelle bewegt, starrte nur hilflos seinen zerbrochenen Schatz an und dann die beiden Gestalten, die jetzt in einer merkwürdig aussehenden Tür verschwanden.
 

„Stopp!“, schrie Allen und raste auf die Tür zu. Wie als wäre ein Bann von uns gefallen begannen auch Rabi und ich zu rennen.
 

Doch dieses Herzförmige Tor verschwand vor unseren Augen.
 

...

Heimweg

Sooo... hier kommt das nächste Kapitel! Sorry, dass es nur so kurz ist!!! Dafür lad ich heute gleich noch eins hoch (was aber auch nicht allzu lang ist).
 

Viel viel Spaß beim Lesen! ^^
 

_ _ _
 


 

Heimweg
 


 

Der Junge neben uns in der Kutsche sagte kein Wort.
 

Wir sollten ihn auf unserem Weg zum Hauptquartier in einem Waisenhaus abgeben. Komui war sehr aufgebracht, als wir ihm den Ausgang unserer Mission berichteten und meinte, wir sollten uns beeilen. So saßen wir nun in der Kutsche und schwiegen uns gegenseitig an.
 

Mir tat der Junge so leid, es hatte sich herausgestellt, dass das gesamte Dorf nach und nach von Akumas und den Noah, so hießen diese komischen Leute, die uns Timcampy und das Innocence gestohlen hatten, ausgelöscht worden war.

Sie waren schon früher auf das Phänomen aufmerksam geworden, das sich immer wieder an mondlosen Nächten wiederholte: unzählige weiße Tauben wurden gesichtet, die in der Dunkelheit glühten.

Angeführt von einer riesigen Taube mit einem kleinen, schlafenden Jungen auf dem Rücken sorgten sie für Staunen und große Aufregung im Dorf.

Dann kamen die Akumas.

Der Junge war der einzige Überlebende.

Und nun hatte man ihm nicht mal seine Taube gelassen.
 

Die Scherben klimperten leise in dem weißen Leinenbeutel. Ich hatte es mir nicht nehmen lassen, dem Jungen beim Aufsammeln der Scherben zu helfen. Auch Allen und Rabi hatten mitangepackt. Mit etwas Glück und gutem Kleber konnte man die Taube sogar noch retten.
 

Trotzdem war die Stimmung auf einem Tiefpunkt. Alle waren matt und aufgrund der Geschehnisse wie gelähmt. Anscheinend hatte Allen sehr an dem Golem gehangen. Er schien auch irgendwie wichtig zu sein, sonst hätte Komui nicht so entsetzt reagiert.
 

Mir kamen die eisblauen Augen des Fremden wieder in den Sinn. Auch diese waren mir irgendwie bekannt vorgekommen. Dieser Tag war so verwirrend. Und dieser Millenium-Graf…
 

Siedend heiß viel mir ein, was diese Rhode gesagt hatte. Sie sprach doch von einem „Millenium-Gräflein“…ob er damit gemeint war? Und woher kannte ich diese Leute?
 

„Wer ist dieser Millenium-Graf eigentlich?“, fragte ich Allen plötzlich und durchbrach so die Stille.
 

Er schreckte auf.
 

„Der Millenium-Graf?“, fragte er zögernd zurück und sein Blick verfinsterte sich.

„Er plant ein Szenario, bei dem die Menschheit untergehen wird…er ist so etwas wie ein Anführer des Bösen und leitet sowohl die Akumas, als auch die Noah…“

Seine Worte klangen bitter.
 

„Was sind die Noah?“
 

„Das weiß ich selbst noch nicht genau. Sie sind so etwas wie eine Familie…jeder hat bestimmte Fähigkeiten…“

„Und was sind Akumas?“ Ich musste einfach mehr über sie erfahren. Ich wollte wissen, warum mich der Graf so genannt hat.
 

„Akumas sehen meist aus wie Menschen, doch besitzen eigentlich einen Maschinenkörper“, er wartete kurz, suchte anscheinend nach den richtigen Worten, „ Also so wie ein Wolf im Schafspelz. Sie verwandeln sich in ihre wahre Gestalt zurück um zu kämpfen und Menschen zu töten. Das ist ihr einziger Trieb. Je mehr Menschen sie töten, desto stärker werden sie. Sie leben, weil sie eine menschliche Seele beherbergen, die aber gegen ihren Willen in diese Lage gebracht wurde. Mit Hilfe des Innocence kann man den Akuma vernichten und die Seele befreien“
 

Das waren also Akumas.
 

Ich konnte keine Ähnlichkeit mit mir entdecken. Was wollte mir der Graf dann damit sagen?!
 

„Alles okay?“

Rabi sah mich fragend an.

„Du siehst so blass aus…“
 

„Nein, alles in Ordnung“, versicherte ich.

Der goldene Golem

Der goldene Golem
 


 


 

„Hi Ticky Mick!“, Rhode lächelte mich mit ihrem zuckersüßen Lächeln an, das man eigentlich nie einschätzen konnte.

Deshalb zog ich einfach auch einmal eine lächelnde Schnute und grüßte zurück.
 

Man konnte Rhode einfach nicht hassen, aber man konnte sie auch nicht wirklich lieb haben.

Nur der Millenium-Graf konnte das.

Aber wir waren eine Familie. Wir sollten zusammenhalten. Deshalb fügte ich mich wiederwillig, als mir Rhode ihre Hausaufgaben rüberschob und ein herzerweichendes „ich kapier das nicht richtig“ von sich gab.
 

Die Aufgaben waren wirklich schwer. Nachdenklich kaute ich auf dem Bleistift herum.
 

Dieser Falco war auch wieder da. Das Gräflein hatte ihn vor wenigen Tagen aufgegabelt und es hatte sich herausgestellt, dass auch er zu der Familie Noah gehörte.
 

Man hatte ihn des Nachts immer wieder laut schreien und stöhnen gehört, der Geist Noahs musste erst mit einem verschmelzen und das war sehr schmerzhaft.
 

Beneidet hatte ich ihn nicht darum.
 

Aber es wurmte mich, dass das Gräflein so viel Interesse an ihm zeigte. Es war, als würde ich in der Versenkung verschwinden.
 

Falco hier, Falco dort.

Nicht einmal Arbeit hatte er mehr für mich. Ich sollte wohl einfach meine Freizeit genießen.

Aber mein schwarzes Ich wollte doch auch mal wieder seinen Spaß haben…
 

Ein goldener Golem zischte an mir vorbei.

„Was zum…?!“
 

Das Gräflein fing das Ding mit einer lässigen Bewegung, fast wie einstudiert sah das Ganze aus.

Der Golem zappelte noch ein bisschen, konnte sich aber nicht befreien.

„Sehr gute Arbeit, ihr beiden“, lobte der Millenium-Graf.

„Ohne diesen Golem können sie diesen verfluchten Marschall Cross unmöglich finden und wir können uns gleich mal den Schwarzen Orden genauer ansehen…“, er grinste und mir lief ein kalter Schauer über den Rücken.
 

„Wenn dieses Ding so wichtig ist, werden sie bestimmt kommen und es holen“, wandte ich ein.
 

„Dazu werden sie nicht kommen“

Mit diesen Worten drehte er sich um und verschwand.

„Das Gräflein weiß schon was es tut“, meinte Rhode grinsend und strubbelte Falco durchs Haar.
 

Der hatte sich wirklich gut eingelebt.
 

Mal sehen, ob er dieses Szenario überleben sollte…

Ohne Ruhe

Ohne Ruhe
 


 

Es war fast Mitternacht und ziemlich dunkel, als wir den schwarzen Orden erreichten. Wir hatten wieder den Luftweg gewählt, Rabi meinte, das ginge schneller.

Silbern glänzte das Blätterdach der Bäume, die sich auf den Plateau befanden. Der Wind fuhr wispernd hinein und lies es wie eine große unruhige Wasseroberfläche erscheinen. Wie als wolle er ungebetene Gäste herausfordern erhob sich mächtig der Schwarze Turm des Ordens in den Himmel.

Das in so einem unfreundlichen Gebäude so nette Menschen lebten?! Das Ganze kam mir ziemlich paradox vor.

Und doch war es so.

Ich sah das Ding an und dachte mir: „Das ist ab jetzt dein zu Hause. Du bist daheim“

Ich musste bei dem Gedanken lächeln.
 

Ein Seitenblick zu Allen jedoch zeigte mir, dass dieser wohl immer noch mit dem Gedanken, seinen Golem verloren zu haben, beschäftigt war. Nachdenklich ging er wie in Trance neben mir her. Auch Rabi schwieg, er schien aber bessere Laune zu haben.
 

„Halt – wer da?“
 

Eine riesige Fratze aus Stein schob sich uns entgegen.

Ich wich vor Schreck einen Schritt zurück.
 

„Das ist der Torwächter“, erklärte Allen matt.

Dieses Ding schien direkt aus dem Turm herzukommen.

Knapp über dem Tor war es herausgewachsen und starrte uns nun mit einem scheinbar alles Durchdringenden Blick an.
 

Unsicher blickte ich nach unten.
 

„Allen Walker, Rabi und die Neue…tretet ein“, gab er plötzlich von sich und das Tor öffnete sich wie von Geisterhand.

Er schien uns also erkannt zu haben.
 

„Allen!“, ein Mädchen mit langen dunkelgrünen Haaren kam uns entgegen, „Komui möchte, dass ihr gleich zu ihm kommt“

Direkt vor Allen blieb sie stehen und lächelte uns an.

„Willkommen daheim“

Allen war wie ausgetauscht. Auch er sah nun nicht mehr so finster drein.
 

Hurtig drehte sie sich um und eilte voraus. Ihre glatten Haare wippten dabei im Takt. Sie trug auch die Kleidung eines Exorzisten, eine schwarze Jacke, einen kurzen Rock. Ich hatte das selbe bekommen.
 

„Das ist übrigens Linali“, flüsterte mir Rabi zu, der wohl mein nachdenkliches Gesicht bemerkt hatte. Dankbar nickte ich ihm zu. Linali also.

Wir erreichten Komuis Büro. Es roch ein bisschen muffig, nach Schweiß und Kaffee, ein etwas überarbeiteter Komui saß am Schreibtisch, doch er war nicht allein. Ein alter Mann stand direkt neben ihm, er trug auch die Exorzistenkleidung.

Seine Augenhöhlen waren in dunkles Schwarz gehüllt, es war Schminke. Er besaß nur einen schmalen Zopf, der sich nach oben kringelte. Ernst sah er uns an. Auch Komui blickte auf.
 

„Hallo. Willkommen! Bin ich froh, dass ich komplett seid!“, er lächelte. „Es tut mir leid, aber ich muss euch gleich noch mal auf eine Mission schicken…“, aufmunternd blickte er durch die Runde, vergaß auch den Alten nicht und blickte schlussendlich auf die Couch.

Fragend drehte ich mich um, ich hatte dort noch keinen bemerkt, Allen und Rabi ging es wohl genauso.
 

Mit etwas finsterem Blick starrte uns dieser Kanda an. „Hallo Bohnenstange…“, drückte er ärgerlich hervor.
 

„Mein Name ist Allen, wie oft muss ich das denn noch sagen!“, regte sich der Kleine auf. „Hey, ihr zwei!“, Linali fuhr dazwischen, „wir gehen alle gemeinsam auf eine Mission, da sollte man sich doch nicht vorher die Köpfe einschlagen!“, schimpfte sie.

Kanda blickte beleidigt zur Seite, ließ ein kleines aber wirkungsvolles „pah!“ fallen. Allen zuckte zusammen, als es fiel, blieb aber demonstrativ umgedreht, wohl vor allem um Linalis Willen.

Nun hatte Komui wieder unsere volle Aufmerksamkeit.
 

„Es geht darum, dass wir in Irland Innocence vermutet hatten. Unsere Sucher sollten daraufhin die genaue Stelle ausfindig machen. Wir hatten fünf Sucher losgeschickt, kein einziger kam zurück, noch wurde uns Bericht erstattet. Wir wissen nicht genau, was mit ihnen passiert ist. Deshalb möchte ich einen möglichst großen Trupp losschicken, euch, um herauszufinden, was da vorgefallen ist. Bitte, seid vorsichtig, es könnte sehr gefährlich werden!“, eindringlich schaute er uns an.

Es schien ihm wirklich sehr wichtig zu sein, dass uns nichts zustieß.

„Genauere Informationen sind dann in eueren Mappen“

Mit diesen Worten entließ er uns.
 


 

Erst jetzt wurde mir bewusst, wie stressig hier das Leben im Orden sein musste.
 

Halb verschlafen hingen wir alle in unserem Zugabteil und blickten mit schweren Augen durch die Gegend. Es war ungefähr drei Uhr in der Früh, wir waren gleich aufgebrochen. Komui hatte die ganze Zeit über gehetzt gewirkt, es schien anscheinend alles Schlag auf Schlag zu kommen, erst das verlorene Innocence, dann der Golem und nun die Sucher.

Klar, dass er uns keine Zeit ließ.

Nachdenklich blickte ich durch das Fenster. Es würde noch eine Weile dauern, bis wir den Hafen erreichen würden. Es wäre wirklich besser, wenn wir erst einmal schlafen würden. Linali war schon eingenickt, ihr Kopf rutschte mir plötzlich auf die Schulter. Sie schien auch ganz schön viel Stress gehabt zu haben.

Sie war noch sehr jung, wahrscheinlich in Allens Alter, wenn ich es richtig einschätzte. Bis jetzt kam sie mir recht nett vor, auch wenn ich sie noch nicht wirklich kannte.

Ich kam zu dem Entschluss sie auf meiner Schulter gewähren und somit schlafen zu lassen.
 

Ein Blick auf Allen zeigte mir, dass auch er schon weggedämmert war. Selbst das Rattern der Räder auf den Schienen und das Schnaufen der Lok schien ihn nicht zu stören. Er hing an der Seitenlehne der Sitzbank und schien einen unruhigen Traum zu haben.
 

Mit einem Lächeln auf den Lippen wandte ich mich Rabi zu. Der Rotschopf saß zwischen Kanda und Allen, mir gegenüber und hatte sich locker zurückgelehnt. Seine entspannte Mine zeigte, dass auch er träumte. Er sah so anders aus, ohne dieses ständige Lächeln auf den Lippen, welches einen nur zum Grinsen animieren musste. Unauffällig schielte ich zu Kanda rüber, ich wollte Linali nicht durch meine Bewegung aufwecken.
 

Zwei schwarze Perlen blitzten mich an.

Er schien anscheinend hellwach zu sein.

„Wir sollten wohl auch besser schlafen…“, flüstere ich.
 

Mit einem „Pf“ drehte er sich weg.

Ich war mir nicht sicher ob ich nun einfach beleidigt sein sollte, oder noch etwas erwidern sollte.

So etwas Ungehobeltes!
 

Ich entschied mich für Nichtbeachtung.

Ich würde doch nicht um drei Uhr in der Früh mit diesem Idioten einen Streit anfangen!

Missmutig schloss ich die Augen und versuchte zu schlafen.
 

So viel war schon in den wenigen Tagen passiert.

Die Bilder zogen durch meinen Kopf, wie als würde ich mich an einen Film erinnern.

Auf einmal kam mir alles so unwirklich vor.

Linali bewegte sich, schnaufte erleichtert aus und kuschelte sich weiter an meine Schulter.

Ich sollte wirklich schlafen.
 

Und dann kam auch schon die Dunkelheit.
 


 

Irgendjemand schrie.

Es war so düster.

Alles schwarz. Wo war ich nur?

Treppen. Unzählige Treppen.

Und Türen.

Ich stürzte durch eine, stolperte, fiel.

Rabi!

Ich schrie. Warum?

Eine seelenlose Maske tauchte vor mir auf.

Ihr Blick war leer.

Sie wurde größer und größer. Sie begann zu grinsen.

Ein riesiges, unnatürliches Grinsen baute sich vor mir auf.

Ein schwarzer Hut. Brillengläser. Milleniums-Gräflein.

Akuma!

Was rief er da?

Akuma!

Ein kleines Mädchen mit schwarzen Haar. Ein zuckersüßes Lächeln.

Eisblaue Augen. Eine Stimme, die ich kannte.

Ein Vogel?

Das Rauschen des Meeres.

Silbrig glitzert es ihm Mondschein.

Schwarze, kalte Perlen.

Kanda.

Pf.

Myo!

Wer ist das?

Myo!


 


 

„Myo!“, Allen begann mich zu schütteln.

„Wach auf! Wir sind am Hafen!“
 

Nur mühsam wurde ich wach. Mein Schädel brummte, mir war, als würde er gleich platzten. Verdammter Alptraum. So viel sinnloses. Das dumpfe, gelbe Licht der Lampe in unserem Abteil ließ das Ganze so unwirklich anmuten.

War ich wirklich wach, oder träumte ich immer noch?
 

Schläfrig rieb ich mir die Augen.

„Na komm, sonst verpassen wir noch das Schiff“, drängte Rabi gutmütig.

Kanda war schon längst außer Sichtweite.

Etwas widerwillig folgte ich den anderen hinaus.

Es war, als würde mir die Schwere abfallen, die mich lähmte.
 


 

Der Wind wehte sanft und trug eine angenehme Meeresbriese mit sich.

Als ich die Wellen sah und ihr leises Gluckern und Rauschen hörte, war ich überglücklich. Ich wusste nicht genau warum, aber es war so.
 

Es war ein kleines Frachtschiff, auf den wir nach Irland kommen wollten. Die Besatzung schien uns kaum zu beachten, als wir an Bord gingen, es war anscheinend schon alles ausgemacht. Und unsere Kleidung gab uns als Exorzisten zu erkennen. Allein der Kapitän nickte uns zu und deutete auf ein paar Säcke, die am oberen Deck an der Seitenwand lagen.
 

Kaum dass wir an Bord waren, legten wir auch schon ab. Der Zug schien also Verspätung gehabt zu haben.
 

Schweigend ließen wir uns auf unsere notdürftigen Sitzgelegenheiten nieder und betrachteten den Anfang des Sonnenaufgangs, dem wir gerade davonfuhren, gen Irland.
 

...

Blutrot wie ein Sonnenuntergang

Ich möchte mich für die ganzen lieben Kommis bedanken ^^.

Danke fürs Lesen und natürlich auch fürs Schreiben!!!
 

Dieses Kapitel wird jetzt etwas düsterer...ich hoffe, ihr mögt es trotzdem! ^^
 

_ _ _
 


 

Blutrot wie ein Sonnenuntergang
 

...
 

Ich schien irgendwann wieder eingenickt zu sein, auf jeden Fall rüttelte mich Linali sanft aus dem Schlaf.
 

„Wir sind gleich da!“
 

Diesmal fühlte ich mich schon um einiges ausgeruhter.

Neugierig blickte ich mich um.
 

Grüne Wiesen.

Das war das Erste, was mir ins Auge stach.
 

Wo war das Meer?
 

Ungläubig starrte ich die Weiden an, die mich umgaben. Den Feldweg auf dem wir fuhren. Die offene, etwas schäbig aussehende Kutsche.
 

„Wo sind wir?“

„In Irland natürlich“, meinte Allen und lächelte.

„Und wo ist das Meer? Ich meine das Schiff? Äh…“, fragend sah ich mich um.

Linali konnte sich auch kein Lachen mehr verkneifen.

„Du hast so tief geschlafen, wir wollten dich nicht wecken“

„Allen und ich haben dich zur Kutsche getragen“, fuhr Rabi fort und grinste schelmisch. Mein verwirrtes Gesicht schien nur allzu göttlich zu sein.
 

„Ach so…“
 

Meine Backen brannten. Jetzt hatte ich ihnen schon wieder Umstände gemacht!
 

„Danke…“
 

„Schon okay, wir danken. Stimmts Allen? Wir kriegen sicher bald voll die Muckis vom ganzen „Myo-Schleppen“, nicht wahr? Am Anstrengensten wars immer noch durch diesen verflixten Wald, die ganze Zeit warst du bewusstlos…“

Nun lief ich endgültig rot an.

„Rabi…“, Linali setzte einen Schlusspunkt.
 

„Frühstück?“, fragte Allen.

„Ja, gerne!“, mein Magen grummelte schon etwas.

Jerry hatte uns einen riesigen Korb mit Essen mitgegeben.

Es schien für alle etwas dabei zu sein.

Nur Kanda hockte missmutig auf dem Kutschbock und starrte in die scheinbar endlose Ferne.
 

Rabi neben ihn knuffte ihn spielerisch in die Seite. „Jetzt guck nicht so Yu! Sonst fängt es noch zu regnen an!“ Amüsiert biss er in ein Trockengebäck und lies die Zügel etwas lockerer.
 

„Nenn mich nie wieder beim Vornamen!“, zischte dieser wie eine eingerollte Schlange am Wegrand und seine Augen blitzten auf.

Ein Knurren ertönte.

„Oh, du scheinst ja auch Hunger zu haben, Yu…“, ungeachtet dessen, was Kanda gerade gesagt hatte, fuhr Rabi fort.
 

„Das ist es ja!“, fauchte Kanda, schlug die Hände ineinander und starrte demonstrativ zur Seite.
 

„Es sind keine Soba-Nudeln dabei“, bemerkte Allen leise und reichte mir ein eben beschmiertes Marmeladenbrot rüber.

„Kanda isst nur Soba-Nudeln“, flüsterte Linali mir ins Ohr.
 

Ein weiteres Grummeln ertönte.
 

Der arme Kanda.

„Willst du wirklich kein Brot oder so was?“, fragte ich zögerlich.

Er drehte sich nicht mal um.
 

„Kanda?“, Rabi grinste.

„Kannst du eigentlich auch Soba-Nudeln wittern?“

„Was willst du damit sagen?!“

„Na, wenn sie jetzt in der Nähe wären oder so“

Kanda starrte ihn fassungslos an.

Rabi hatte eine Hand hinter dem Rücken versteckt, dadurch dass er sich stark zu dem Blauhaarigen hin gedreht hatte, konnte selbst ich nichts sehen.
 

„Gib her, du Kerl!“, schimpfte Kanda und stürzte sich förmlich auf den zukünftigen Bookman. Dieser hielt prustend den Soba-Nudel-Becher in die Höhe und streckte die Hand mit den Zügeln weit von sich.

Schnell entriss ihm der Schwarzhaarige das Essen.
 

„Jerry vergisst doch niemanden…“, spöttelte Rabi und zog damit weitere feindselige Blicke von Kanda auf sich. Dagegen schien er anscheinend total immun zu sein, sonst hätte er nie Hand an das Leibgericht gelegt. Ich musste unwillkürlich grinsen als sich Kanda hungrig auf sein Frühstück stürzte.
 


 

Der Weg schien kein Ende zu nehmen. Bis zum Horizont und immer weiter hinaus. Nichts außer grüne Wiesen. Waren wir wirklich noch in Irland?
 

Nachdenklich schluckte ich das letzte Stückchen Brot hinunter.
 

„Unser Ziel ist eine Burg“, erklärte Linali und breitete die Landkarte aus. „Wir müssten sie eigentlich gleich sehen können…“

Das Mädchen strich mit dem Zeigefinger die Strecke ab.

„Sie müsste bei einem kleinen Wäldchen liegen“

„Hm.“, Rabi drehte sich zu uns um, „da vorne kann man schon Wald erkennen“
 

Und tatsächlich.

Am Horizont konnte man auf dem ewigen Wiesenmeer einen tiefgrünen Belag ausmachen, so als würde Moos auf einem Stein wachsen.
 


 

Es dämmerte schon, als wir die Burg erreichten. Sie stand auf einer kleinen, steinigen Anhöhe, wahrscheinlich die einzige weit und breit und es war, als würden sich die groben Steinwände hinter den dichten Tannen verstecken.

Geduckt wie ein Raubtier saß das Gemäuer dort und starrte uns aus den dunklen Schießscharten an. Das Tor schien auf der anderen Seite zu sein.
 

Ein bisschen gruselig wirkte das Ganze schon, die Sonne tauchte den Himmel blutrot, die Wolken hoben sich tiefblau davon ab. Am Fuße der Anhöhe wirkte die Burg schwarz und bedrohlich und der Wind trug ein klagendes Heulen mit sich.
 

„Richtig einladend“, witzelte Rabi, doch niemand schien auf seinen Witz einzugehen. Wir allen waren angespannt, die Luft knisterte förmlich, irgendetwas lag in der Luft.
 

Geistesabwesend spannte Allen das Pferd ab und band es an einem der Bäume fest.

Linali hatte inzwischen schon einen Pfad in den Wald gefunden, stumm nickte sie in seine Richtung. Fast so, als wäre es eine Sünde zu sprechen, schwiegen wir uns an.

Vor Angst, vor Aufregung, vor Anspannung, wir wussten es nicht. Das Laub knisterte unter unseren Füßen.
 

Der Trampelpfad war sehr eng, und doch nicht zugewachsen, so als hätte ihn jemand vor kurzen freigeräumt. Wahrscheinlich die Sucher. Immer dunkler wurde es um uns herum. Die Abendsonne fand keinen Weg mehr durch das dichte Laubwerk. Dann begann der Pfad sich zu winden, es stieg an.

Immer steiler ging es.

Bis wir die Anhöhe erreichten und noch einen Blick auf den brennenden Himmel erhaschen konnten. Die Sonne tauchte alles in blutrotes Licht, selbst die Wände der Burg sahen aus, als wären sie aus Lava gegossen worden, und würden auf wundersame Weise nicht verglühen.
 

Doch noch etwas anderes hatte die Wände verfärbt, schwarze Fäden zogen sich bis hinab zum Tor, so als hätte man Farbe hinablaufen lassen. Unser Blick wanderte die Wände hinauf.

Und blieb an etwas grauenvollem hängen. Wie stumme Puppen hingen die fünf Sucher an dem Stein, festgenagelt in luftiger Höhe. In ihren Augen konnte man trotzdem einen grotesken Ausdruck erkennen, den Ausdruck des Todes. Ihr Blut hatte die Wände schwarz gefärbt.
 

Schnell wandte ich mich ab und kämpfte mit der aufkommenden Übelkeit. Der Anblick schien mir nicht aus dem Kopf zu gehen, immer noch konnte ich die Leiber über mir sehen, ihre Gesichter erahnen.

Fest kniff ich die Augen zusammen.

Linali schrie kurz auf und fiel dann auf die Knie. Sie schien zu weinen, still, ohne jeden Laut.

Rabi schien auch sehr unwohl zu sein. Ein leichter Grünschimmer war auf seinem Gesicht.

Kanda wandte sich ab, sagte kein Wort aber sein Gesicht sprach Bände. Was auch immer er sagen würde, der Tod der Fünf schien ihn schon mitzunehmen.

Allen versuchte Linali zu trösten, beugte sich über sie und nahm sie in den Arm. Sie schluchzte.
 

„Wir müssen weiter“, Kanda brach den Schrecken.

„Wir müssen denjenigen finden, der das getan hat“, entschlossen griff er nach Mugen und drückte gegen das Seitentor. Es lies sich problemlos öffnen.

„ER jedenfalls scheint uns schon zu erwarten“
 

...

Blauauge

Blauauge
 


 

Der Innenhof war sehr klein und stark mit Gras überwuchert.

Es war schon sehr duster, nur durch das Seitentor fiel noch Licht. Eine Treppe auf der linken Seite führte in den Haupttrakt, darunter befanden sich Tore, die wahrscheinlich zu den Ställen führten.

Die zwei Nebenhäuser hatten fast keine Fenster, die Türen waren halbhoch und schon ziemlich eingefallen. Einzelne Leitern führten auf die Wälle, viele von ihnen waren schon vermodert oder gar nicht mehr vorhanden.

Das Gras war knochentrocken, es musste schon ziemlich dürr sein. Unter unseren Schritten schien es zu zerbröseln.

In der Mitte des Hofes war das Gras gänzlich verschwunden, niedergedrückt oder zu Staub zerfallen. Einige Stellen hatten sich komplett schwarz gefärbt. Es roch nach Tod.
 

Hier schienen die Sucher gestorben zu sein.
 

Es rührte sich nichts und niemand und so traten wir weiter ein.

An allen Seitenwänden lehnten grobe Jutesäcke, sie waren noch nicht alt, wirkten wie Fremdkörper in einer unwirklichen Welt.

Derjenige schien also noch dazusein, und die Säcke gehörten höchstwahrscheinlich ihm. Was mochte nur darin sein?
 

Schritt für Schritt näherten wir uns der Treppe zum Haupttrakt.
 

Plötzlich knarrte die Tür eines Nebengebäudes und wurde dann mit einem lauten Krachen aufgeschlagen.
 

„Da seid ihr ja…“, die Stimme kam mir bekannt vor.
 

„Meine Gäste…“, der Hohn war kaum zu überhören.

Aus dem Dunkeln trat ein Schemen hervor, lang gewachsen wie er war, schlüpfte er geduckt durch die Tür.

Im Freien angelangt richtete er sich auf.
 

Eiskristalle sahen in die Runde.
 

Das war dieser Noah!

Allen wich einen Schritt zurück, hatte ihn erkannt, genau wie Rabi.

Grinsend kommentierte der Lange die Reaktion.

„Na, ihr scheint mich ja nicht vergessen zu haben“
 

„Was…willst du hier?“, keuchte Allen.

„Hmm…“, der Noah sagte erst mal nichts, kramte dann nachdenklich in seiner Hosentasche und zog dann etwas heraus. „Ich nehme mal an, ich sucht das hier…“ Schelmisch ließ er das Innocence hin und her baumeln. Es schien das selbe zu sein, wie das in der Tontaube. Das hieße ja…
 

„Das ist eine Falle…“, Kanda schien es auch so zu merken.

Man hatte uns mit dem Innocence nur angelockt. Das die Sucher zuerst da waren, war anscheinend nicht geplant gewesen, aber wahrscheinlich auch nicht sehr hinderlich.
 

„Nicht doch…nicht doch…ich will doch nur etwas spielen…“, das Grinsen verzog sich zu einer hässlich aussehenden Fratze.

In dem Moment packte Rabi geistesabwesend Linali am Arm und riss sie Richtung Tor.
 

„Wir müssen verschwinden!“, presste er hervor und stürzte dem fahlen Licht entgegen.
 

„Seid doch keine Spielverderber“, säuselte der Noah, langsam, mit aller Ruhe, so als könne ihn nichts an seinem Plan hindern.
 

Eine weiße Wand schoss vor dem Rotschopf empor, er rannte einfach dagegen und fiel wie ein Vogel, der an eine Glasscheibe geflogen ist, zu Boden. Linali stolperte und konnte sich gerade noch fangen.
 

So schnell die Wand aufgetaucht war, so schnell verschwand sie auch wieder, zerfiel in ein formloses Etwas und zerfloss in alle Richtungen.

„Was war..?“, noch bevor wir uns richtig über dieses Ereignis wundern konnten, bemerkten wir noch etwas viel wichtigeres: das Tor war verschlossen. Allen hastete hin und rüttelte daran. Nichts zu machen.

Er aktivierte sein Innocence, um den Ausgang Freizuschlagen.
 

„DAS lässt du lieber“, meinte der Lange. Sein Tonfall war der einer Mutter, die ihrem Kind gerade etwas verbietet, doch es schwang ein scharfer Unterton mit, wie bei einer Schlage, die zischelnd Abstand forderte.

Eine weiße Faust formte sich und schlug Allen mitten ins Gesicht.

Dieser war ganz perplex und reagierte nicht, wurde von ihr getroffen und in die Mitte des Hofes geschleudert. Keuchend blieb er liegen, ganz rot im Gesicht.
 

„Allen!“, ich erwachte wie aus einer Starre.

Wir waren gefangen. Aber wir durften nicht aufgeben. Wir mussten kämpfen!

Wütend wollte ich mich auf den Noah stürzen.
 

Doch ich konnte mich nicht bewegen, beinahe wäre ich gestürzt und taumelte verwirrt auf der Stelle. Meine Füße waren von einer weißen Substanz umgeben, diese hielt mich unbarmherzig fest.

Erst jetzt merkte ich das der ganze Boden damit voll war. Woher kam das?

Salz. Überall Salz.

Ungläubig starrte ich durch den Hof. Die Säcke hingen schlaff am Boden, manche teilweise halb, andere völlig mit Salz bedeckt. Natürlich! Daraus war es entwichen!
 

Kanda hatte genug gesehen. Flink wie eine Katze rannte er auf den Blauäugigen zu.

„Mugen!“, Kanda schrie mit Leibeskräften seine Attacke, wohl um den Gegner einzuschüchtern und sich selber Mut zu machen. Das Schwert sauste direkt auf den Noah nieder.

Mitten durch ihn hindurch. Es machte keinen Laut, nichts.
 

Blauauge schrie nicht.

Stöhnte nicht.

Er lachte.
 

Es war kein normales Lachen mehr, es klang hysterisch und überzogen. Dort, wo Mugen sich den Weg gebahnt hatte, begann eine weiße Substanz die Lücken aufzufüllen. Das Salz stieg vom Boden auf und setzte seinen Herrn wieder zusammen.
 

Das konnte doch nicht möglich sein!
 

Kandas Augen weiteten sich. Was war denn das für ein Gegner?!

„Das Innocence müsste dich doch…“

Weiter kam er nicht.
 

Das Salz formierte sich und eine Welle riss Kanda die Füße vom Boden. Unsanft landete er direkt neben Allen, der sich gerade wieder aufgerappelt hatte.
 

Rot vor Wut versuchte Kanda sich von der weiße Masse zu befreien, die seinen Körper fast völlig verdeckt hatte.

„Mach doch was, Bohnenstange und steh nicht blöd rum“, schimpfte er hilflos, weil er seine Wut irgendwie loswerden musste.
 

Allens Gesichtsausdruck wurde finsterer.

„Ich kann nicht“, meinte er trocken.

Der Noah kicherte.

„Da kommst du ins Schwitzen, nicht?“, spöttelte er.
 

„Blöd das Schweiß auch Salz enthält, nicht wahr?“, nach einer kurzen Pause fuhr er fort.
 

„Und das ich das Salz kontrolliere, ist euch sicher schon aufgefallen“
 

Der blöde Kerl konnte also anscheinend Allens Bewegungen kontrollieren!

Kerzengerade stand der Arme da, wie ein etwas groß geratener Zinnsoldat.
 

„Idiot! Warum musst du ausgerechnet jetzt Schwitzen!“, fuhr Kanda ihn an.

Doch ihm schien es auch nicht besser zu ergehen. Ungelenk erhob er sich und stellte sich genau wie Allen hin.
 

Ängstlich warf ich einen Blick zu Rabi und Linali, in der Hoffnung, sie würden etwas unternehmen, während ich hier festgenagelt war. Aber die Beiden waren in einer ähnlichen Lage, lange, fingerdicke Stränge umgaben sie, wie ein Spinnennetz. Die Zwei hingen in ihm wie Falter, das Mittagessen für die Spinne.
 

Aussichtslos.
 

Der Noah hatte uns voll im Griff.

Wütend biss ich mir auf die Unterlippe. Irgendetwas musste ich doch tun können!

Langsam schritt Blauauge auf den zeternden Kanda und den wütenden Allen zu und blickte ihnen in die Augen. Der Schwertkämpfer verstummte und starrte ihn hasserfüllt an.
 

Dem schien es nichts auszumachen und er fixierte Allen.

Dann grinste er.

„Das wird ein Spaß!“
 

Entschlossen setzte er eine Hand auf Allens Brustkorb. Dann legte er die zweite auf Kandas.

Grinsend warf er noch mal einen Blick auf die Beiden.
 

„Bereit?“, fragte er höhnisch.
 

Ein Ruck fuhr durch die Zwei, Konzentriert drückte der Noah seine Handflächen weiterhin auf sie.

Diese gerieten ins Taumeln, konnten sich anscheinend wieder frei bewegen, fielen aber im nächsten Augenblick bewusstlos zu Boden.

Reglos blieben sie im Salz liegen.
 

„Was hast du mit ihnen gemacht?!“, schrie Rabi verzweifelt und zappelte in seinem Netz. Es war sinnlos. Er verstrickte sich noch weiter.
 

„Nichts Schlimmes…“, meinte Blauauge. Langsam näherte er sich den beiden.

„Ihr werdet es gleich sehen…“
 

„Rabi! Linali!“, schrie ich hinüber und verfluchte meine Bewegungsunfähigkeit.

Die Zwei rissen die Augen auf vor Schrecken, doch der Noah führte die Prozedur ungerührt durch. Das Netz löste sich auf und die Exorzisten fielen wie schlaffe Mehlsäcke zu Boden.
 

„Du Monster!“, keifte ich, wohl, um wenigstens irgendetwas zu tun.
 

„Na, na…“

Selbstsicher wandte er sich mir zu.

Mir stockte der Atem.

Langsam zog er ein Fläschchen aus seiner Hosentasche, es schien mit einer schwarzen, wabernden Substanz gefüllt zu sein.

Schelmisch schwenkte er es vor meiner Nase hin und her.
 

„Na, was ist es…?“, kommentierte er sarkastisch.

Blitzschnell griff ich danach und wollte es ihm entreißen.

Ein Ruck durchfuhr mich und ich hielt mitten in der Bewegung inne. Kalter Schweiß hatte mich übermannt und machte so auch mich für ihn lenkbar.

Ich senkte meine Arme.
 

„Brav“
 

Am liebsten hätte ich ihn richtig dafür vermöbelt.
 

Hatte ich gerade „vermöbeln“ gedacht? Irgendwie kam mir das Wort so komisch für, angesichts dessen, dass gerade ein absoluter Feind vor mir stand. So vertraut er mir auch vorkam.

Und doch konnte ich ihn nicht hassen.

Konzentriert umschloss er das Gefäß komplett mit einer Hand und legte dann die andere auf meine Brust.
 

Ein unvorstellbar starkes Ziehen füllte meinen Brustkorb aus. So als wolle er mir das Herz herausreisen. Aber ich kam nicht einmal dazu zu schreien.
 

Finsternis umfing mich und ich konnte noch erahnen, wie ich zu Boden fiel.
 

...

Bühne frei!

Okay...jetzt bin ich mal auf eure Reaktion gespannt! XD
 

eure DJ-chan
 

_ _ _
 


 

Bühne frei!
 


 

Etwas brannte in meiner Brust, als ich langsam wach wurde.

Mein Herz hämmerte wie verrückt.
 

Wo war der Noah?
 

Ungelenk rappelte ich mich auf.

Da saß er.

Mit dem Rücken zum Wall hatte er es sich auf einem kleinen Stuhl bequem gemacht. Anscheinend hatte er geduldig darauf gewartet, dass wir endlich wach werden.

Was zum Teufel hatte er vor?
 

Ich konnte nichts ungewöhnliches erkennen, alles schienen unverändert zu sein und tot waren sie wahrscheinlich auch nicht, sonst würde der Noah hier nicht mehr sitzen.
 

Ich entschied mich erst mal dafür, ihn links liegen zu lassen und rannte auf Rabi zu. Ungehindert kam ich bei ihm an, Blauauge schien mich aber zu beobachten.
 

„Rabi! Rabi!“, flüsterte ich eindringlich, „wach auf!“

Der Rotschopf öffnete die Augen.
 

„Ouh…meine Brust…“, langsam erhob er sich und tastete mit der Hand über die Weste.

„Was?“

Verwundert riss er die Augen auf und fuhr sich mit einer hastigen Bewegung an den Kopf.

„Das kann doch nicht…“
 

„Rabi?“, fragte ich ihn zweifelnd.

Linali neben mir begann sich zu rühren.

„Au…mein Schädel“

Rabi starrte sie an, als wäre sie der Teufel persönlich.

„Aber…aber…“, mehr brachte er nicht heraus.

Linali fuhr sich auch an die Brust, anscheinend schienen alle dort Schmerzen zu haben.
 

Da begann Rabi zu keifen: „FASS MICH NICHT AN!“
 

„Linali?!“, völlig durcheinander blickte ich zwischen den beiden hin und her.
 

„Na hoppla“, die vermeintliche Linali war anscheinend mit ihrem Decollte sehr zufrieden.
 

So langsam wurde mir die Sache klar: Die beiden schienen die Körper getauscht zu haben.

„Na, überrascht?“, fragte der Noah schelmisch und ließ ein Lachen von sich.

„Ich bin doch richtig gut, oder?“
 

„W…WAS?“
 

Kanda und Allen schienen auch aufgewacht zu sein. Entgeistert starrten sie sich an.

„Du Bohnenstange du! Was hast du gemacht?“

„ICH?! Ich hab doch nichts gemacht!“

„Das ist es ja!“

„Was willst du denn damit sagen?!“

„Ich reiß dir alle Haare einzeln aus!“

„Mir oder dir?! Ich für meinen Teil werden mir MEINE langen Haare abrasieren! DAS würde dir doch stehen!“

„Halts Maul!“
 

„Jungs…!“, beruhigte Linali die beiden, die aber immer noch in Rabis Körper feststeckte.

„Ruhe, du…Kerl!“, fuhr Kanda sie bzw. ihn an.
 

„Sprich nicht so mit Linali!“, schimpfte nun Rabi los.

Allen bemerkte das Ganze.

„Ihr beide habt also auch getauscht“

Die beiden nickten.

Dann sah mich Linali an.
 

„Und du Myo? Alles in Ordnung?“

Ich schwieg. Diese dunkle Flüssigkeit kam mir ins Gedächtnis. Was hatte dieser Typ nur mit mir gemacht? Ich konnte mir einfach keinen Reim drauf machen.
 

„Alles okay“, log ich, wollte ich sie doch nicht beunruhigen.

Sie hatten schon genug um die Ohren.

„Und? Amüsiert ihr euch?“, schaltete sich Blauauge erneut ein.

„Ist doch lustig, wenn man die Seelen tauscht…“

„Mal sehen, wie ihr mit euren neuen Körpern zurechtkommt…und mit eurem Innocence…“, das letzte flüsterte er nur noch.
 

Lässig schnippte der Lange mit den Fingern.

„Ich werde euch nun ein wenig Gesellschaft rufen“
 

Fünf Akumas kamen aus dem Haupttrakt heraus, erst noch in Menschengestalt, dann aber verwandelten sie sich.

„Sch…“, Rabi sprang auf und wollte schon zu seinem Hammer greifen, als ihm bewusst wurde, dass er als Linali ja gar keinen hatte.

Zu allem Übel kam er auch noch aus dem Gleichgewicht, denn mit hochhackigen Schuhen konnte nun mal nicht jeder gehen. So flog er mit einem lauten Aufschrei zu Boden.
 

Dem Noah schien es zu gefallen. Er applaudierte.

„Weiter so!“, stichelte er.
 

Linali biss die Zähne zusammen und erhob sich.

„Na warte“

Sie kramte nach dem Hammer und zog ihn schließlich hervor.

„Das kann doch nicht so schwer sein…Wachse!“, befahl sie.

Der Hammer begann zu pulsieren.

„Sei vorsichtig!“, warnte Rabi sie während er versuchte, sich aufzurichten. Schwankend beobachtete er sie.

Der Hammer begann zu glühen und schrumpfte plötzlich in rasantem Tempo.
 

„Stop! Halt!“

„Oh nein!“
 

Der Hammer stoppte, rechtzeitig noch, mittlerweile hatte er die Größe eines Stecknadelkopfes erreicht.
 

„Lasst das…ich probier es mal!“, meinte Allen und zog das Schwert.

„MUGEN! INNOCENCE AKTVIERUNG!“, schrie er, wohl um seinen Worten mehr Nachdruck zu geben.

Dann fuhr er mit dem Finger über die Klinge, so wie es Kanda immer tat. Doch nichts rührte sich.

„Verdammt!“, wieder und wieder versuchte er es.
 

Der Noah begann zu kichern. Umgeben von seinen Akumas, schien er das Ganze äußerst amüsiert zu beobachten.

Komischerweise rührten sich die Akumas nicht vom Fleck, so als warteten sie erst auf einen weiteren Befehl. Vielleicht hatte er gar nicht vor, sie angreifen zu lassen.

Wahrscheinlich wollte er sich nur über uns lustig machen.

Verzweifelt wiederholte Allen immer und immer wieder den Vorgang. Nichts. Rein gar nichts passierte.
 

„Lass mal, du Idiot!“, Kanda entriss ihm Mugen.

„MUGEN!“, doch das Schwert hörte auch nicht auf seinen ehemaligen Meister. „Das gibt’s doch nicht!“, ärgerte sich der Schwertkämpfer.

„Dann eben anders!“, er starrte auf den Arm. „Innocence Aktivierung!“

Nichts rührte sich.

„Aktivierung!“, wiederholte er, schon zorniger.

Wieder nichts.

„AKTIVIERUNG!“, schrie er.

Der Arm glühte auf. Riesig und grün. Er wurde immer größer.
 

„Allen!“, schrie Linali, unklar wen von den Zweien sie nun wirklich meinte.

Die Akumas begannen sich zu bewegen.

Blauauge machte eine legere Handbewegung.
 

Angriff.
 

Kanda hatte den Arm nicht unter Kontrolle. Der Arm hatte IHN unter Kontrolle.

Schwankend torkelte er in die eine, dann in die andere Richtung. Wie eine riesige Keule schlug der Arm um sich, streifte die Akumas und befreite sie. Schnaufend hielt er inne.
 

„Sehr interessant“, kommentierte der Noah und kam auf uns zu. „Das hat wirklich Spaß gemacht mit euch, ehrlich. Aber leider muss ich jetzt gehen, es gibt bald essen…“, mit einer Unschuldsmine blickte er in die Runde.

Dann verschwand er in dem Nebengebäude.
 

„Lässt uns der Kerl etwa einfach stehen?!“, zeterte Kanda. Der Arm war immer noch riesig und der Schwertkämpfer hing an ihm wie an einer Eisenkugel.

„Kanda, versuch erst mal die Klaue wieder klein zu kriegen!“, meinte Allen.

„Dieses blöde Ding! Das hat sich doch total verselbständigt! Du hast doch ein bescheuertes Innocence!“

„Meins hat wenigstens funktioniert!“, schimpfte Allen.
 

„Jetzt beruhigt euch doch! Wir sollten lieber versuchen, wieder zum Orden zurückzukehren! Vielleicht kann Komui irgendetwas machen!“, Rabi hielt sich wackelig auf den Beinen.
 

Ich bezweifelte, dass Komui so etwas rückgängig machen konnte. Eilig hastete ich dem Noah nach. Doch das Nebengebäude war düster und leer. Nirgends schien es einen zweiten Ausgang zu geben.

Blauauge war verschwunden.
 

„Er ist nicht mehr da“, sagte ich zu den anderen.

Rabi hatte sich mittlerweile an Linali gestützt, da er sonst bei jedem dritten Schritt umknicken würde und Kanda schrie „seinen“ Arm immer noch an. Der schien sich ihm endlich zu erbarmen und schrumpfte auf Normalgröße zusammen.

„Na endlich“, zischte dieser erleichtert.
 

Verärgert machten wir uns auf den Rückweg.

Finstere Pläne

Hi! ^^
 

Als erstes möchte ich mich bedanken, dass ihr meine Geschichte lest. Ich hoffe, ihr habt viel Spaß dabei!

Da ich aber in der nächsten Zeit keinen Internetzugang haben werde, wird es etwas dauern, bis weitere Kapitel hochgeladen werden!

Bitte entschuldigt das!

Und noch etwas: Die Geschichte entstand noch bevor Band 14 und 15 von D.Gray-man herausgekamen und deshalb war es für mich ziemlich überraschend, dass der Manga eine ähnliche Wendung nahm, wie eben diese Geschichte... (Zufälle gibts...°^^)
 

Na dann, viel Spaß! ^^
 

eure DJ-chan
 

_ _ _
 


 


 

Finstere Pläne
 


 

„Willkommen zurück!“, grinsend begrüßte mich das Gräflein.

Mit dieser Küchenschürze, die er trug, sah er wirklich lustig aus. Überall diese Spitze! Und dazu der Zylinder!
 

Nur mühsam konnte ich mein Lachen in ein Kichern übergehen lassen.
 

„Anscheinend warst du erfolgreich, Falco“, bemerkte Ticky Mick trocken.

Er schien mein Lachen anders gedeutet zu haben.

Ich nickte.
 

„Das Innocence war ein tolles Lockmittel. Ich habe die Seelen von diesem Allen Walker, so nem blauhaarigen Schwertkämpfer, nem Mädchen und so nem Rotschopf getauscht.

War total lustig!

Die hättet ihr sehen müssen!
 

Ticky guckte nur skepisch.
 

Na ja, dem war eh nicht zu helfen.
 

Ich drehte mich wieder zum Gräflein.

„Und ich habe auch die Seele in das weißhaarige Mädchen eingesetzt, so wie du wolltest“
 

„Gut“, das Grinsen des Schöpfers wurde größer und verzog sich zu einer hässlich aussehenden Fratze, „mein Akumalein wird bald aufwachen!“
 

„Wie gehen wir weiter vor?“, mischte sich Ticky ein.

„Erst mal warten wir ab“

„Auf was?“

„Das wirst du schon sehen…“
 

Ticky rollte mit den Augen. Warum musste sich das Gräflein auch immer so mit ihm spielen?

„Und dann?“, fragte ich, in der Hoffnung mehr zu erfahren.

„Dann greifen wir an“

Noch bevor Ticky irgendetwas sagen konnte fuhr er fort.
 

„Den schwarzen Orden“
 

...

Willkommen daheim!

Na dann, jetzt meld ich mich mal nach so langer Zeit zurück...

Sorry wegen der Unterbrechung, ich hoffe, ihr lest trotdem fleißig weiter! ^^

Hier mal ein kurzes Kapitel zum Aufwärmen...XD
 

Viel Spaß!
 

_ _ _
 

Willkommen daheim!
 


 

„Die Exorzisten sind da!“
 

„Sie sind zurück!“
 

Man konnte die Erleichterung richtig in Rivers Stimme hören.
 

„Dann lass sie schnell rein!“, sagte ich zu ihm und schlürfte an meinem Kaffee. Denen würde ich die Meinung sagen! Nicht einmal gemeldet hatten sie sich!

Und nun kamen sie einfach daher, ohne auch nur ein Wort zu sagen! Wie die Mission ausgegangen ist – oder es ihnen geht.

Nichts!
 

Und wie es meiner Linali ging!
 

Besorgt blickte ich in den Bildschirm.

Es waren noch alle da, und sie schienen auch nicht allzu sehr verletzt zu sein. Aber warum zum Teufel stützte sich Linali auf diesen Rabi?! Wütend fetzte ich in die Eingangshalle, völlig außer Acht lassend, dass ich ja eigentlich total übermüdet war, was meine Augenringe bezeugen konnten.

So etwas nennt man wahrscheinlich „Adrenalin-Kick“…
 

„Linali!“, hastig ging ich ihr entgegen und nahm sie in den Arm.

„Alles okay?“

„Komui, Bruder…“, Rabi legte mir die Hand auf die Schulter. Was war denn plötzlich in diesen Burschen gefahren? Und warum nannte er mich „Bruder“?!
 

Mein Blick schien offensichtlich zu sein.
 

„Ich muss dir unbedingt etwas sagen“, fuhr der Rotschopf fort.

„Ich…Ich bin Linali…“
 

„Waaaas?!“

Wollte der mich etwa verkohlen?!
 

„Lass die dummen Scherze!!!“
 

„Rabi!“, mittlerweile war der Bookman da.

„Na los, komm, du musst noch Abschriften machen!“, hurtig packte er ihn am Ohr, um ihn mitzuschleifen.

„Stop!“, schritt Kanda ein. „Es ist etwas wichtiges passiert!“

„Ja“, sagte Myo kleinlaut, „Allen, Kanda, Rabi und Linali haben ihre Seelen getauscht…“
 

„Sie haben WAS?!“, jetzt fing die Kleine auch noch mit so was an!

„Wir konnten uns nicht melden, weil unsere Golems von einem Noah zerstört wurden“, Linali wand sich in meinem Arm und drückte mich weg. Sie hatte ein knallrotes Gesicht.

„Aber das mit dem Tausch ist wahr. Dieser Noah hat das irgendwie hingekriegt. Ich bin Rabi und Linali ist jetzt in meinem Körper und Allen hat mit Kanda getauscht und Myo, na ja, sie sagte sie sei okay…“
 

Verwirrt blickte ich meine kleine Linali an. War das wirklich Rabi? Es war nicht leicht so etwas zu glauben. Aber es musste so sein.

Wenn das wirklich wahr war, dann stellte dieser Noah eine echte Bedrohung da.
 

„Seid ihr sonst okay?“, fragte ich, um die Stille zu unterbrechen, die sich zwischen uns ausgebreitet hatte.

Alle nickten.
 

„Aber wir haben ein Riesenproblem…“, meinte Kanda, oder wohl eher gesagt Allen.

„Wir können unser Innocence nicht richtig einsetzen“
 

Nachdenklich schob ich meine Brille hoch. Das hörte sich nicht gut an.

Ich sollte mir also etwas einfallen lassen…
 

Nur was?
 

...

Alltagsprobleme...

So, jetzt kommt dann mal endlich wieder ein längeres Kapitel, auch wenn es nicht die Welt ist... XD
 

Ich wünsch euch viel Spaß beim Lesen! ^^
 

_ _ _
 


 

Alltagsprobleme...
 


 


 

Das so etwas immer mir passieren musste!

Ausgerechnet in den Körper dieser Bohnenstange musste ich reinrutschen!
 

Verärgert blickte ich in den Spiegel.

Zwei große graue Glupschaugen starrten mich an, mit einem so ungewohnt finsteren Ausdruck, der sogar mich erschreckte.

Schaute ich immer so ernst?

Auf so etwas hatte ich eigentlich noch nie geachtet...
 

Achtlos wandte ich mich von meinem neuen Spiegelbild ab und ging in die Kantine. Hoffentlich war dieser Zustand nicht für immer.

Sicher, diese Situation hatte sicherlich Vorteile, aber ich wollte eigentlich nur noch in meinen Körper zurück. Was auch immer mich erwarten würde.
 

„AH! Allen!“, Jerry begrüßte mich herzlich und schob mir einige Klöschen zu.

Überhaupt schienen mich alle freundlich anzuschauen.

So was von peinlich!
 

„Nimm das Zeug da weg!“, fuhr ich den Küchenchef an.

Diese Aufmerksamkeit gefiel mir irgendwie nicht. Für mich fühlte sie sich nicht echt an, auch wenn sie es vielleicht war.

Aber ich war einfach nicht Allen!
 

„Aber was…?“, irritiert zog der Inder den Teller weg.

„Mach mir Soba-Nudeln, … bitte“
 

Keine Ahnung, warum ich das „bitte“ noch drangesetzt hatte.

Wahrscheinlich wollte ich einfach nicht auffallen. Ich könnte ja Bohnenstanges Ruf ruiniern…
 

Moment mal!

Warum machte ich mir über den überhaupt Gedanken?!

Hat der Kerl etwa so was wie „Gutmütigkeits-Bazillen“, die mich nach und nach infizieren?!
 

So´n Blödsinn!
 

Missmutig schüttelte ich den Kopf.
 

„Alles okay?“, völlig perplex schob mir Jerry die Soba-Nudeln zu.

„Du wirkst so … anders“

Die Bemerkung außer Acht lassend setze ich mich mürrisch zu Tisch und aß.

Ausgerechnet jetzt musste auch noch Bohnenstange kommen...
 

Es war irgendwie befremdlich, seinen eigenen Körper von außen zu sehen.

Freudestrahlend begrüßte er alle recht herzlich.

Was sollte das?

Seine Augen sprühten förmlich über vor Freundlichkeit.

Zögerlich antworteten die anderen, zuerst etwas scheu, dann aber herzlich.

Auch Jerry freute sich.

„Soba-Nudeln?“, fragte er routinemäßig.

„Nein. Bitte mach mir ein paar von diesen leckeren Klößen…sagen wir fünfzig?“
 

Da fiel dem armen Kerl die Kinnlade runter. So hatte er Kanda noch nie erlebt.
 

„Idiot!“, schrie ich ihm zu.
 

Ich spürte Jerrys fragende Blicke auf mir ruhen.

Lächelnd kam Allen mit seinen Klöschen auf mich zu und setzte sich zu mir.
 

„Was sollte das?!“, fuhr ich ihn an.

„Wieso? Du isst doch auch deine Soba-Nudeln! Und Freundlichkeit hat noch keinen geschadet!“

Der Kerl brachte mich echt auf die Palme!
 

Ein Klöschen nach dem anderen verschwand auf Nimmerwiedersehen.

„Achte auf meine Figur!“, zischte ich.

„Wieso? Ich brauch doch viel Kraft!“

„Dummkopf! Du hast kein Parasiten-Innocence mehr! Trainier lieber! Ich sehs schon – mein ganzes Training war für die Katz!“

„Dann tu mir einen Gefallen und guck nicht mehr so böse…ich erschrecke ja richtig vor mir selbst!“, mit einem Haps schluckte er das letzte Klöschen hinunter.
 

„Oh…hallo“, Allen drehte sich zu Rabi, der gerade kam. Langsam schien er sich an die Schuhe gewöhnt zu haben, er schwankte nicht mehr.

„Hi“, völlig fertig setze er sich dazu.

Er trug immer noch die selben Sachen wie auf der Mission und es schien, als hätte er sich noch nicht gewaschen.

Das konnte man schon von weitem riechen.

Ich rümpfte die Nase.

„Dusch dich endlich!“, motzte ich. Da schmeckten einem ja die Nudeln nicht mehr!

„Das geht nicht!“, jammerte er leise.

„Linali wird mich umbringen, wenn sie erfährt, dass ich unter der Dusche war!“
 

Ich rollte mit den Augen.

DAFÜR war ja jetzt wirklich keine Zeit!
 

„Schau lieber, dass du mit dem Innocence umgehen lernst!“, schimpfte ich mit gesenkter Stimme.

„Du hast ja keine Ahnung!“ ,meckerte er zurück.

Dieser Kerl konnte mich echt schaffen!

Wenn er nicht in Linalis Körper wäre, hätte ich ihm schon längst eine verpasst.
 

„Streitet euch nicht!“, fuhr Linali dazwischen und setzte sich dazu.

Sie hatte das Stirnband abgelegt und sich die Haare ordentlich frisiert. Sie duftete richtig gut, nach Mädchenshampoo.
 

„Du…Du…“, Rabi gingen die Worte aus.

„Was ist denn?“, fragend blickte sie von ihrem Teller auf. „Gefällt dir das nicht, was ich angezogen habe? Sieht doch ganz gut aus, außerdem war es in deinem Schrank…“
 

„Du hast geduscht…?“, brachte Rabi mühsam hervor und ignorierte den Blümchenduft der von seinem Körper ausging.

Irritiert blickte ihn Linali an.

„Natürlich! Wir waren doch alle total verschwitzt und so…“, jetzt erst viel ihr einiges an „Rabi“ auf.
 

„Wie siehst du denn aus?! Und du müffelst auch total!“

„Ja aber…“, wollte er sich verteidigen.

„Nichts „aber“!“, energisch sprang Linali auf und packte Rabi am Arm.

„So kannst du doch nicht rumlaufen! Was denken sich denn die Leute von mir!“, zischte sie und schleppte ihn aus der Kantine.
 

„Die haben Probleme…“, kommentierte ich trocken.

„Lass sie“, meinte Allen und stand auf.

„Ich werde dann mal trainieren gehen!“, meinte er und zwinkerte mir zu.
 

Der Kerl war echt eine erstklassige Nervensäge!
 

...

Mit verbundenen Augen

Okay, und weiter gehts! ^^

Fragt mich bloß nicht, wie es zu diesem Kapitel kam, es ist einfach so über mich gekommen...XD
 

Hoffe, euch gefällts! ^^
 

_ _ _
 


 

Mit verbundenen Augen
 


 

„Linali…ich wollte…ich meine…“, irgendwie viel mir nicht ein, wie ich es ausdrücken sollte. Sie hatte mich glatt mit ins Bad geschleift und hielt mir ein Tuch vor die Nase.
 

„Lass mal“, meinte sie nur, „bind dir damit die Augen zu“
 

Wollte sie jetzt wirklich?

Energisch blickte sie mich an.
 

Ergeben seufzte ich und band mir das Tuch um.

Das konnte ja was werden!
 

Ich spürte, wie sie mir die Kleider abstreifte, eines nach dem anderen.

Ein warmes Gefühl machte sich in mir breit und meine Backen müssten zu diesem Zeitpunkt knallrot gewesen sein.

Aber warum denn?

Das, was Linali jetzt gerade berührte, war doch ihr eigener Körper!
 

Langsam führte sie mich unter die Dusche und drehte das Wasser auf.

„Linali?“, mir wurde das Ganze ziemlich unangenehm.
 

Doch sie antwortete nicht und begann mich mit Duschgel und Shampoo einzureiben.

Ich begann die Berührungen zu genießen.
 

Oh Gott!

Was taten wir da nur?!
 

Das Wasser wurde abgedreht und Linali begann mich abzutrocknen. Das Handtuch war ganz flauschig, anscheinend ihr eigenes.

Erst als ich wieder komplett angezogen war, nahm sie mir die Binde ab.

Völlig durcheinander und überrumpelt schaute ich ihr in die Augen.

Erst jetzt viel ihr auf, dass ich total rot im Gesicht war.
 

Erschrocken wich sie zurück.

Dann drehte sie sich um und ging zur Tür.
 

„Rabi?“

„Ja?“

„Denk dir bloß nichts dabei. Ich wollte nur, dass ich nicht so muffelig durch die Gegend renne…“, schnell huschte sie hinaus.

Den Rotschimmer auf ihren Wangen hatte ich trotzdem bemerkt.
 

Unsicher schaute ich in den Spiegel.

Zwei große, unschuldige Augen sahen mich daraus an.

Ich war Linali.

Das eben hatte nichts zu bedeuten gehabt.

Nachdenklich blickte ich auf meine Haare. Die sollte ich wohl besser fönen.
 


 

Es hatte nichts bedeutet.
 

Eigentlich schade, oder?
 

...

Die, die nichts tun können

Die, die nichts tun können
 


 

„Komui? Kriegst du sie wirklich nicht wieder hin?“, fragte ich wohl zum etwa dreihundertsten Mal und wippte unruhig auf der Couch hin und her.
 

Der Abteilungsleiter hatte seit unserer Ankunft sein ganzes Zimmer auf den Kopf gestellt, überall lagen Blätter und Bücher, darunter dicke Wälzer mit mehreren tausend Seiten, aber auch schlanke, kleine Büchlein, Aufzeichnungen und Notizen.

Es sah aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen.

Irgendwo dazwischen rannte Komui hin und her, wie ein aufgesprengtes Tier. Er schien sich auch Sorgen zu machen.
 

„Frag mich nicht tausendmal die gleiche Frage, Myo! Lass mich doch arbeiten! Geh essen! Oder schlafen! Dusch dich! Mach einfach irgendwas und lass mich endlich einmal in Ruhe suchen!“, schimpfte er aufgelöst.

Angesichts dieser deutlichen Antwort machte ich mich davon.
 

Blöder Komui!
 

Ich wollte doch auch irgendetwas tun!

Nicht nur abwarten!

Vielleicht sollte ich auch recherchieren…
 

Ich zweifelte daran, ob das sehr sinnvoll war.

Am Besten ging ich wirklich erst einmal duschen.
 

Im Bad traf ich auf Rabi, der verzweifelt die langen dunkelgrünen Haare zu bändigen versuchte.

Der Kamm hatte sich mittlerweile hoffnungslos in ihnen verfangen.
 

„Äh…hi Myo…ich hätte da ein Problem“, stammelte er.

Ich lächelte.

„Schon gut“, vorsichtig zupfte ich ihm den Kamm heraus und frisierte weiter.

„So passt es schon“, meinte er schnell, machte einen Zopf im Nacken und verließ das Bad ziemlich fluchtartig.
 

Na ja, eigentlich war er ja ein Junge, wahrscheinlich war es ihm peinlich, im Mädchenabteil zu sein, konnte ich nur vermuten.

Aber irgendwie hatte es mich doch etwas getroffen, dass Rabi so vor mir davonlief.

Enttäuscht stellte ich mich unter die Dusche und drehte sie auf.
 

Es war so ein herrliches Gefühl, das Wasser auf einem herabrinnen zu spüren und langsam vergas ich meinen Frust über den heutigen Tag, so als würde er einfach hinabgeschwemmt werden.
 


 

Die Sonne tauchte den Turm des schwarzen Ordens in goldenes Licht. Es war noch recht frisch im Freien, doch irgendwie hatte ich Lust bekommen, nach draußen zu gehen.

Leichter Nebel hatte sich zwischen den Bäumen gebildet und hing wie kleine Wölkchen zwischen ihnen.
 

Letzte Nacht hatte ich recht unruhig geschlafen, kein Wunder bei unserer letzten Mission. Doch jetzt, wo ich darüber geschlafen hatte, kam es mir unwirklich vor, wie als hätte ich alles nur geträumt.
 

Langsam wanderte ich durch den Wald.

Irgendwo dort drüben knackte das Holz. Man konnte jemanden hören.
 

„Aktivierung!“
 

„Aktivierung!…Mist!“
 

„Aktivierung!“
 

Ich ging auf den Schemen zu.

Es war Allen, der sich mit Mugen plagte.

Immer wieder fuhr der Blauhaarige die Klinge ab, mit extrem minderen Erfolg.
 

„Guten Morgen“, begrüßte ich ihn.

Er lächelte.

Erst jetzt bemerkte ich, dass ich Kanda noch nie Lachen gesehen hatte. Es würde ihm verdammt gut stehen.
 

„Morgen“

„Wie lange übst du denn schon?“

„Na ja…die ganze Nacht über…“, meinte er ohne mit der Wimper zu zucken.
 

„Guck mal!“, forderte er mich auf und fuhr noch mal über den blanken Stahl.

Schwach glühte die Klinge auf.

Das Glühen hielt sich nicht und es war auch noch wirklich mickrig, aber immerhin war es ein Fortschritt.
 

„Glaubst du, du kannst das Innocence bald beherrschen?“, fragte ich hoffnungsvoll.

„Ich weiß es nicht. Es fühlt sich so anders an. Irgendwie…falsch…verstehst du?“, zögernd blickte er mir ins Gesicht.

„So als wäre es nicht deins“, bemerkte ich.

Eifrig nickte er.

„Vielleicht sollte man erst gar nicht versuchen es zu kontrollieren“, fuhr er wieder nachdenklich fort.

„Aber dieser Noah könnte noch einmal kommen und Akumas müssen wir ja auch vernichten…wir können uns einfach keine Pause leisten…“

Nur zu gut konnte ich ihn verstehen.
 

Das Innocence wählt Leute aus, die Kompatiblen. Nur sie können es richtig und sicher beherrschen. Körper und Geist arbeiten dabei im Einklang miteinander, das hatte mir Komui mal erklärt.

Doch was würde jetzt passieren, wenn der Geist wechselt? Waren Allen, Rabi, Kanda und Linali in Gefahr?!
 

Allen schien mein nachdenkliches Gesicht zu bemerken.

„Mach dir keine Sorgen Myo“, meinte er, „wir finden schon eine Lösung, ganz sicher“

Seine Stimme klang nicht sehr überzeugend.
 

Na hoffentlich behielt er Recht…
 

...

Der Vierzehnte

Ich glaube ich könnte einen Rekord für die kürzesten Kapis aufstellen...°^^

Na ja, dafür lad ich heute gleich ein zweites hoch!
 

Ich wünsch euch viel Spaß! ^^
 

_ _ _
 


 

Der Vierzehnte
 


 

Lustlos stocherte ich in meinem Essen herum.

Es war, wie könnte es auch anders sein, ein Haufen Frikadellen.

Diese Dinger hingen mir echt schon zum Hals heraus.
 

Und dann war es auch noch so stinklangweilig!
 

Mein schwarzes Ich schrie nach Blut und mein weißes Ich wollte einfach nur mal aus dem Haus.
 

Und was war?
 

Kein neuer Auftrag – keiner durfte gehen!

Dem Gräflein schien es sehr wichtig zu sein, dass alle da waren, er hatte sämtliche Noahs zusammengetrommelt.

Anscheinend hatte er wirklich vor, den schwarzen Orden anzugreifen.
 

Gelangweilt legte ich meinen Kopf auf das schwere Eichenholz des Tisches.

Das konnte ja noch lange dauern!

Wie gern hätte ich noch mal meine Freunde getroffen.
 

Wenn das Hauptquartier erst mal fiel, würde ihre ganze Organisation zusammenbrechen, das stand fest. Ohne richtige Führung waren diese Exorzisten wie eine Horde verirrter Schafe, die wir einfach nur noch Stück für Stück finden und eliminieren müssten.

Das letzte Szenario würde dann nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen.
 

Der Golem war schon eine große Hilfe gewesen, das Gräflein hat glatt alles gekriegt, was er wissen wollte.

Und wem hat er das zu verdanken?

Diesem komischen Falco!

Der hatte sich doch mittlerweile schon in der ganzen Noah-Sippe eingeschleimt und ich werde ständig nur angemotzt.
 

Derweil hatte ich doch die Idee, unsere Kampfkraft zu verstärken!

Ich hatte den Geist des toten Noahs ins Spiel gebracht.
 

Des Verräters.
 

Sein Geist wurde in eine andere Welt verbannt, an einen Ort, den nur das Gräflein kannte. Nun hat er ihn wieder zurückgeholt, neugeboren und ohne Erinnerung.

Es war meine Idee gewesen.
 

Jetzt könnte ich mich dafür ohrfeigen.
 

...

Dunkelheit

Dunkelheit
 


 

Finsternis umhüllt mich.

Stille.

Totenstille.

Lautlos flattert mein weißes Kleid im Wind.

Unsicher wandere ich auf den sanften Wellen einer endlosen Wasserfläche.

Der Mond schimmert silbrig und durchdringt mein Haar mit seinem Glanz.

Wie ein Geist wirke ich.

Aus dem Wasser erhebt sich etwas.

Schwarz.

Dunkel.

So ohne Form.

Es lächelt mich an.

Bin das…ich?

Rote Augen starren zu mir.

Ein Lachen.

Das Wesen nimmt meine Hand und zieht mich zu sich.

Die Umarmung ist sonderbar warm.

Dann kommt die Kälte.

Das Wesen verschwindet.

Verschwindet.

In mir.

Meine Füße verlieren den Halt.

Ich sinke.

Versinke in den Fluten, die mich vorher trugen.

Das Schwarz ruft mich zu sich.

Pentakel.

Überall.

An mir.

Im Wasser.

Auf der Haut.

Ein Mensch!

Er versinkt. Nur undeutlich kann ich ihn sehen.

Rot.

Rote Strähnen.

Pentakel.

Auch auf ihm.

Rabi?!
 

Ein heftiger Stich durchfuhr mich.

Es war, als wäre mein Herz durchbohrt worden.
 

„Myo? Was ist mit dir? Myo! Du siehst so bleich aus!“, besorgt packte mich Allen an den Schultern.
 

Wie konnte so etwas sein?
 

Gerade hatte ich noch mit ihm gesprochen und dann hatte ich plötzlich so einen Alptraum.

Und das mitten am Tag!
 

„Sag doch was!“, Allen ließ nicht locker.

Die Roten Augen kamen mir ins Gedächtnis.
 

Dann starrte ich auf Allen und er kam mir plötzlich wie ein Fremder vor.

Für einen Augenblick vergaß ich sogar seinen Namen.

„Äh…“, irritiert rieb ich mir die Augen, „ich glaube, ich bin noch etwas müde…“, wich ich aus.

Ich wusste nicht warum, aber ich hatte das Gefühl, dass ich unbedingt weg von ihm musste.
 

„Okay“, meinte er hilflos und ließ los.

„Dann versprich mir aber, dass du dich sofort hinlegst und wenn irgendetwas ist zu uns kommst!“
 

„Das mach ich schon“, brummelte ich ihm zu und hastete davon.

Nur weg von ihm.
 

Ich hatte Angst.

Ich war so wütend.

Und ich war unendlich traurig.
 

Was war nur los mit mir?!
 

...

Was tun?

Was tun?
 


 

Was war nur los mit mir?!
 

Immer und immer wieder stellte ich mir diese Frage.

Warum wollte mir keine Lösung einfallen?

Wozu habe ich mich denn so in die Wissenschaft vertieft?

Um jetzt nur hilflos alles zu beobachten?!
 

Es musste doch eine Lösung geben!

Ein Weg, um Allen und Kanda, Rabi und Linali wieder hinzubringen.

Meine geliebte Linali!

Meine kleine Schwester!
 

Verzweifelt riss ich mir an den Haaren.
 

VERDAMMT!
 

Ich konnte nicht mal einschätzten, ob sie nun in Gefahr schwebten, oder nicht.

Warum um alles in der Welt hatte sie dieser Noah vertauscht?!

Was bezweckte er damit?
 

Mit seinen Mächten hätte er sie sofort töten können.

Und doch spielt er sich mit ihnen.

Was sollte das?
 

War der Millenium-Graf schon so siegessicher, dass er seinen Noahs erlaubte Spielchen zu spielen?
 

Und dann war auch noch Timcampy fort.

In den Händen des Grafen!

Das hatte uns ja auch noch gefehlt!
 

Vor lauter Aufregung hatte ich es völlig verdrängt.

Ich sollte alle Exorzisten herbeirufen.

Und auch die Marschälle.

Der Graf plante irgendetwas.

Irgendetwas, was mir schon jetzt Magenschmerzen bereitete.

Wir würden nicht unvorbereitet sein.
 

Entschlossen nippte ich an meinem Kaffee.

River soll alle herbeordern.

Jetzt musste ich nur noch eine Lösung für unsere Sorgenkinder finden.
 

Moment!
 

Sollte es etwa so…
 

...

Schneeweißer Bote

Es tut mir sehr leid, euch nochmal ankündigen zu müssen, dass in den nächsten Tagen kein neues Kap. hochgeladen wird, weil ich (wieder mal...T.T) keinen Internetanschluss haben werde...

Deshalb habe ich beschlossen, neben dem vorherigen noch dieses Kapitel hochzuladen.

Ich hoffe, es gefällt euch! ^^
 

Na dann, enjoy it! ^^
 

_ _ _
 


 

Schneeweißer Bote
 


 

Eilig hastete ich durch die Flure des Hauptquartiers und hoffte, dass mir keiner begegnen würde.

Mein Kopf tat mir unendlich weh und ich wollte einfach nur noch in mein Zimmer zurück.

Die Bilder des Alptraums kamen mir immer wieder ins Gedächtnis, so als würde ich ein Video zurückspulen, um es dauernd erneut anzusehen.
 

Endlich erreichte ich mein Ziel und schloss erleichtert die Tür mit dem Rücken zu, indem ich mich dagegen lehnte.

Ich würde mich einfach noch einmal ein Stündchen hinlegen, dann würde es schon wieder gehen, beschloss ich.
 

Gurr.
 

Was war das?

Irritiert blickte ich durch den Raum.
 

Gurr.
 

Da! Auf dem Fenster!

Schwarze Knopfaugen guckten mich an.
 

Ich hatte das Fenster offen gelassen, um ein bisschen zu lüften und jetzt hockte da keck auf dem Fensterbrett eine weiße Taube und blickte mich ganz unschuldig an.
 

„Husch!“

Ich ging auf sie zu.

Doch sie bewegte sich nicht von der Stelle.
 

Die war anscheinend gar nicht scheu.

Jetzt stand ich direkt vor ihr.
 

Ganz geduldig blickte sie auf mich, hob dabei leicht den Kopf an, wie als hätte sie auf mich gewartet.

„Was bist denn du für eine?“, flüsterte ich, so als könnte ich sie mit einer zu lauten Stimme vertreiben.
 

Ich ging in Hocke, um sie genauer zu betrachten.

Sie saß da wie ausgestopft, allein die Kopfbewegung ließen sie lebendig wirken.

Vorsichtig streckte ich die Hand nach ihr aus, um sie zu berühren.
 

Kein Zurückweichen. Kein Aufflattern.
 

Gurr.
 

Erst jetzt bemerkte ich, dass ein Zettel an ihrem Bein festgebunden war.
 

War der etwa für mich?
 

Behutsam hob ich die Taube an und befreite sie von ihrer Last.

Kaum, dass ich das Papier entgegengenommen hatte, begann die Taube aufgeregt zu Flattern und entwand sich meinem Griff.

Mit ein, zwei Flügelschlägen war sie auch schon außer Reichweite und flog am Morgenhimmel davon.
 

Kurz noch blickte ich ihr hinterher, dann äugte ich auf die Nachricht, die sie mir hinterlassen hatte.

Es war ein sehr dünnes und kleines Papier, ungefähr so groß wie ein Handteller. Die Schrift darauf war sehr ordentlich und schön, der Schreiber hatte sich anscheinend Mühe gegeben, obwohl man auch eine Spur an Hektik erkennen konnte.
 

War der wirklich für mich?
 

Geh sofort in die Empfangshalle. Zwei Gäste erwarten dich. Hab keine Angst, sie werden dich beschützen.
 

Was sollte denn das bedeuten? Wer hatte das geschrieben?

Ärgerlich knüllte ich das Papier zusammen.

Langsam wusste ich gar nicht mehr, was das alles zu bedeuten hatte!

In meinem Kopf pochte es.
 

Geh sofort in die Empfangshalle.
 

Sollte ich das wirklich tun?

Natürlich.

Was blieb mir denn anderes übrig? Nur so würde ich vielleicht erfahren können, was hier überhaupt gespielt wurde.
 

Entschlossen schob ich den Zettel in meine Rocktasche.
 

Mal sehen, wer da unten auf mich wartete...
 

...

Zwei Weggefährten

Da bin ich wieder! ^^

Sorry, dass es etwas länger gedauert hat, aber wie gesagt ohne Internetzugang ist es eben nicht möglich, was hochzuladen... T.T
 

Na dann, viel Spaß beim Weiterlesen! ^^
 

_ _ _
 

Zwei Weggefährten
 


 


 


 

„Was sollte das eben mit der Taube, Falco?“, fuhr Ticky Mick mich an.
 

Schnaufend strich er eine seiner langen, schwarzen Strähnen aus dem Gesicht.

Der Schweiß perlte ihm von der Stirn, als er mühevoll am nächsten Stein Halt suchte.
 

Wir waren gerade dabei den Berg zum schwarzen Orden zu erklimmen.
 

„Ach, das war nur eine Einladung für unser Akumalein, keine Sorge“, flötete ich.

„Du könntest mir ruhig helfen!“, meckerte Ticky weiter.

Er schien von meiner Gesellschaft nicht wirklich angetan zu sein.

Aber das beruhte ja sowieso auf Gegenseitigkeit.
 

Allein das Funkeln in seinen Augen, als das Gräflein uns sagte, dass wir zusammen aufbrechen, uns in den Orden schmuggeln und das erwachte Akuma beschützen sollten, hatte mir das klargemacht.

Zum Glück hatten wir die Arche benutzen dürfen, sonst hätten wir uns irgendwann auf der langen Reise die Haare gegenseitig ausgerupft.
 

Warum der Graf wohl ausgerechnet uns zwei geschickt hatte?

Er schien wohl auf unsere Stärke zu hoffen.
 

Das Akumalein war unsere Ablenkung.

Die Exorzisten würden ganz und gar beschäftigt mit ihr sein.
 

Unsere Aufgabe war es, sie zu schützen, mehr Zeit zu verschaffen. So viel Zeit, dass die anderen Noahs kommen konnten.

Sie würden kommen und die geschwächten Exorzisten zerfetzen.

Die konnten einem schon richtig leid tun!
 

Ich spürte die wütenden Blicke von Tickilein.

Ihn konnte man auch bemitleiden.
 

Ganz durchgeschwitzt war er schon, anscheinend war es sehr anstrengend den Berg hochzuklettern.

Da hatte ich es schon leichter: mit Hilfe meines Salzes ließ ich mich sanft nach oben tragen.
 

Schnippisch lächelte ich ihn an.
 

„Du bist so ein Idiot! Wir sollen doch nicht auffallen! Klettre gefälligst!“

„Noch haben sie keinen Golem geschickt, sie haben uns doch noch gar nicht bemerkt!“

„Du gefährdest die Mission!“, vor Anstrengung begann seine Brille anzulaufen. Auf einmal griff er ins Leere und rutschte ab.
 

„Ticky!“
 

Hastig fing ich ihn mit Hilfe meines Salzes auf.

Ganz verdattert blickte er zu mir hoch.
 

Dann schob er seine Brille wieder zurecht und räusperte sich.

„Danke…“
 

Es schien ihm schwer über die Lippen zu kommen.
 

„Warum trägst du eigentlich dieses komische Ding?“, fragte ich ihn, „Dein Gesicht kennen sie doch noch gar nicht, warum verkleidest du dich dann?“
 

„Ich mag diese Brille einfach“
 

Er strich sich die Haare aus dem Gesicht und begann mir nachzuklettern.
 

Mittlerweile war ich auch darauf umgestiegen.

Nicht dass sie mich wirklich noch enttarnten.

Wo ich mich doch so schön verkleidet hatte.
 

Na ja, verkleidet konnte man doch irgendwie nicht sagen.

Mir war es möglich jede Art von Salz zu beherrschen.

Ich konnte dem Salz Form verleihen und ich konnte selbst meinen Körper in Salz verwandeln.

So hatte ich einfach mein Aussehen verändert.
 

Wie eine zweite Haut hatte sich das Salz um mich gelegt.

Keinem würde das auffallen.

Ich sah aus, wie ein ganz normaler Bursche.
 

Nur die eisblauen Augen hatte ich nicht verändert.
 

Akumalein sollte mich doch erkennen können…
 


 

...

Unerwarteter Besuch

Unerwarteter Besuch
 


 

„Da sind zwei Fremde aufgetaucht!“, nachdenklich blickte ich auf den Übertragungsbildschirm der Außengolems.
 

„Komui, da sind…“, wiederholte ich.

„Schon gut. Ich habs gehört, River“, meinte unser Abteilungsleiter und blickte mir über die Schulter.
 

„Hm. Die kenn ich auch nicht“, murmelte er und schob sich die Brille zurecht.
 

„Was sollen wir tun?“
 

„Hörn wir uns erst mal an, was sie zu sagen haben“, meinte er und nippte an seinem Kaffee.
 

„Gut“
 

Die Männer hatten inzwischen das Tor erreicht.

„Hallo?“, rief einer von ihnen.

„Hallo? Kann uns einer hören? Wir wurden von Cross geschickt! Wir haben den goldenen Golem dabei! Wir haben Timcampy!“
 

„Timcampy?!“, rief ich erstaunt.
 

„Timcampy?!!!“, kreischte Komui hinter mir und schüttete mich mit lauwarmen Kaffee ab.
 

Doch vor Aufregung nahm ich das nur am Rande war.

„Ihr wurdet von Cross geschickt?“, sprach ich ruhig ins Mikrofon, obwohl ich innerlich sehr aufgeregt war.

Irgendetwas gefiel mir nicht.
 

„Ja. Es müsste heute morgen ein Brief angekommen sein“
 

Irgendwoher kannte ich das. Mein Blick viel gleich auf unseren Abteilungsleiter.
 

„Brief?“, ganz verdattert schaute er mich an.

Ein Seitenblick auf seinen Schreibtisch verriet mir, dass er die Post von heute noch nicht einmal angeguckt hatte.
 

Kein Wunder, er war ja ganz und gar damit beschäftigt die Seelensache zu lösen.

Tausendmal hatte er mitten in der Nacht aufgejubelt, gemeint er hätte die Lösung, nur um dann zu bemerken, dass ein mehr oder weniger großer Harken dabei war.

Ich hatte derweil alle Hand voll zu tun, Kontakt mit sämtlichen Mitgliedern aufzunehmen und sie zurückzubeordern, wie Komui mir aufgetragen hatte.

Und keiner hatte die Post geprüft.
 

„Such schnell den Brief!“, meinte Komui und setzte sich in Bewegung, „ich hol mir derweil nen neuen Kaffee…“
 

„ABTEILUNGSLEITER!“, schimpfte ich und er drehte sich mit einer Unschuldsmine um.
 

„Okay, ich suche mit…“
 

Nach kurzer Zeit hielten wir den besagten Brief in den Händen.

Darin stand wirklich, dass zwei junge Männer kommen und Timcampy mitbringen würden. Sie wollten Finder werden.
 

Misstrauisch verglich ich die Handschrift mit der, die in Allens Brief verwendet wurde.

Es war dieselbe.
 

Anscheinend kamen sie wirklich von Cross.

Der Torwächter hatte auch nichts Nachteiliges über sie zu sagen.
 

„Gut, lass sie rein…“, stimmte ich wiederwillig zu.
 

...

Ein rätselhafter Rotschopf

Ein rätselhafter Rotschopf
 


 


 

„Ah…Myo, du auch hier?“
 

Fragend drehte ich mich um.

Ein aufgeregter Komui stand hinter mir.

„Wir erwarten Gäste!“, meinte er und fingerte an seiner Kappe herum.
 

Anscheinend hatte er kaum geschlafen und zudem noch eine Überdosis Kaffee erwischt.
 


 

Ein lautes Knarren erschall und zog unsere Aufmerksamkeit auf sich.

Langsam öffnete sich das Tor und zwei junge Männer traten ein.
 

Der erste hatte rabenschwarzes, wildes Haar und trug eine ziemlich dicke Brille. Seine Klamotten sahen eher schlampig aus.

Der zweite hatte feuerrotes Haar und wirkte eigentlich ganz ordentlich. Freudestrahlend kam er uns entgegen.
 

„Hallo, mein Name ist Lukas!“, energisch ergriff er Komuis Hand und schüttelte den etwas verdattert aussehenden Abteilungsleiter kräftig durch.

„Und das ist mein stummer Partner … Thies….“

Der Gemeinte nickte uns nur kurz zu.
 

„Und wer bist du?“, der Rotschopf wandte sich mir zu.

Meinte er etwa mich?

Unschuldig lächelte er und sah mich mit seinen eisblauen Augen an.
 

Konnte das sein?

War ER es?
 

„Mein Name ist Myo…“, entgegnete ich und schielte zu seinem Partner.

War er auch ein…?

Selbst die dicken Gläser konnten seinen finsteren Blick aus seinen goldenen Augen nicht vertuschen.

Genervt fuhr er sich ins Haar, kam näher und schüttelte Komuis Hand.

Dieser stellte sich erst mal vor, nahm voller Freude Timcampy entgegen und meinte dann, dass ich ja bestens dazu geeignet wäre, die beiden rumzuführen.
 


 

Sucher wollten sie also werden.

Das war so ungefähr alles brauchbare, was ich aus dem Rotschopf herausgebracht hatte.
 

Schweigend gingen wir nebeneinander her.

Mittlerweile hatte ich sie durch den kompletten Orden geführt. Dabei hatte ich nichts Auffälliges bei ihnen bemerken können.

Hatte ich mich etwa geirrt? Waren sie doch keine Noahs? Ich musste es einfach herausfinden!
 

„Und das ist euer Zimmer…“, knarrend öffnete ich die Tür. Der Raum war relativ groß und zweckmäßig eingerichtet. Betten, Schränke, Waschbecken und ein Tisch. Durch das kleine Fenster fiel fahles Licht.

Am Besten würde ich sie hier drauf ansprechen, auch wenn es nicht sonderlich klug war.

Meine Neugier verlangte danach, aufgeklärt zu werden.
 

Sie spielten ein Spiel.

Das war klar.
 

„Lukas, ich muss euch zwei etwas fragen…“, setzte ich vorsichtig an.
 

Thies begann herzhaft zu gähnen.
 

„Was denn?“, Lukas war inzwischen zusammen mit dem Schwarzhaarigen eingetreten.

Thies gähnte noch auffälliger.
 

Genervt blickte ihn Lukas an.
 

„Mein Partner ist anscheinend schon müde, wir hatten eine anstrengende Reise…“

„Aber…“
 

Und schon fiel die Tür vor meiner Nase ins Schloss.

Na toll.
 

Ob das wirklich die waren, die im Brief beschrieben waren? Komisch waren die beiden auf jeden Fall. Vielleicht sollte ich einfach mit den anderen darüber reden…
 

Nachdenklich wickelte ich eine Strähne um meinen Finger.

Nein…eher doch nicht, die hatten sowieso schon genug um die Ohren.
 

Gedankenversunken wanderte ich zu meinem Zimmer zurück.
 

„Hey Myo!“, Linali kam mir entgegen. „Was guckst du denn so ernst?“

„Ach…ich bin nur etwas müde…“, entgegnete ich.
 

Eisblaue Augen waren kein Beweismittel.

Aber ich würde die zwei schon noch enttarnen.
 

„Ich bin gerade dabei Essen zu gehen, kommst du mit?“, freundlich lächelte sie mich an und strich sich eine ihrer roten Strähnen aus dem Gesicht.

Es war schon komisch, „Rabi“ mit so glatten Haaren und vor allem so ordentlich vor sich zu sehen.

Linali begann zu kichern.
 

„Hat ne ganz schöne Weile gedauert…“, meinte sie verschmitzt.

Was meinte sie? Verwirrt blickte ich sie an.
 

„Na ja, Rabis Haare zu bändigen…“
 

„Das kann ich mir vorstellen…“, bemerkte ich und folgte ihr Richtung Kantine. Beinahe wäre mir ein „ich fand sie auch vorher ganz okay“ rausgerutscht, aber das musste ich ja Linali nicht wirklich auf die Nase binden.
 

Als wir in der Kantine ankamen traf mich beinahe der Schlag.

Da saßen doch glatt diese zwei Neuen und schaufelten mächtig viel in sich rein.

Von wegen „müde“!
 

Ein lautes Lachen erschall von der Menschenmenge, die sie regelrecht umzingelten.

Anscheinend hatte sich der halbe Orden hier versammelt.
 

„Hey, Linali! Du musst dir mal eine von deren Geschichten anhören!“, aufgeregt packte sie der Blauhaarige an der Hand.

„Allen! Was ist denn los?“, hastig drängelte ich mich durch die Menge, den beiden nach.
 

„Ihr hättet mich sehen müssen – haha!“, ein breites Grinsen zierte das Gesicht des Rotschopfs.

Voller Vergnügen ließ er seine blauen Augen aufblitzen und fuhr fort: „ein dunkle Gasse – der Mond schien nur ganz fahl durch die dichte Wolkenmasse, die wie ein Schleier über der Stadt hing – kein menschlicher Laut weit und breit, nur ich und Thies halt, nur wir beide ganz allein und in der Ferne das Grollen des heraufziehenden Gewitters…“
 

Er ließ eine bedrohlich anmutende Pause, um die Dramatik zu erhöhen, genoss einen Augenblick die auf ihn gerichteten Blicke, um dann endlich mit leiser Stimme fortzufahren: „die Luft war so feucht, dass uns das Wasser den Nacken hinunterlief, natürlich kein Angstschweiß, wir doch nicht, nur Nebel und so…Aber unsere Herzen, ja, die gingen und wie!“
 

Thies verzog genervt das Gesicht, ihm schien das Ganze eher peinlich zu sein.

„Dann kamen sie…leise, schleichend, wie Wildkatzen auf leisen Pfoten…leise…und tödlich…“
 

Rothaar erhob sich und ließ sich auf der Tischkante nieder, um seine Zuhörer besser überblicken zu können.

„Der erste kam von vorn, plötzlich war er einfach da, ein Akuma, rund wie ein Ball, mit Maske, Kanonen und allem drum und dran. Dem guten Thies ging da ganz schön die Pumpe, ja klar, so was sieht man wirklich nicht gern!

Aber ich blieb die Ruhe selbst, Feind gesichtet, alles klar!

Wir werden mit allem fertig, wir zwei, ihr werdet´s schon sehen! Ob Mann, Monster oder gar Akuma, pah!“
 

Thies hatte mittlerweile beschlossen konzentriert sein Essen zu genießen und den farbenfrohen Geschichtenerzähler komplett zu ignorieren.

Ernst und nach vorn gebeugt betrachtete er den Teller, während Lukas richtiggehend aufblühte.

Ich konnte mir das Grinsen kaum noch verkneifen.

Die zwei waren einfach ein zu komisches Gespann…
 

Ein lautes Lachen ertönte, Lukas war vor lauter Übermut auf den Tisch gesprungen und hatte dabei Thies den Teller ins Gesicht gepfeffert. Über und über mit Nudeln bedeckt starrte der Gute seinen Peiniger an.
 

„Hoppla…das wollte ich nicht…“, ein überdimensionales Grinsen zierte das Gesicht des Übeltäters.

Damit endete die Erzählstunde abrupt, Thies stampfte davon wie ein begossener Pudel und Lukas dackelte ihm nach.
 

Nur zu gern wäre ich den Beiden gefolgt, hätte mich Komui nicht urplötzlich abgefangen.
 

„Weißt du wo Linali hin ist?“, fragte er mich ohne lange Vorrede.

Tja…wo war sie? Eben noch stand sie neben mir, aber jetzt war sie urplötzlich verschwunden. Auch Allen war nirgendwo mehr zu sehen.

„Gerade war sie noch da“
 

„Würdest du sie bitte suchen gehen? Ich muss was sehr wichtiges mit ihr besprechen, aber ich hab jetzt noch was zu tun…hab mir nur eben nen Kaffee geholt…“
 

„Ja…klar“
 

Noch bevor ich richtig antworten konnte, marschierte er schon auf und davon und nippte im Gehen an seinem heißen Gebräu.

Ich hatte ja sonst nichts zu tun.
 

Also irrte ich planlos im Orden umher. Die beiden waren wie vom Erdboden verschluckt. In keinem der Räume hatten man sie gesehen, deshalb setzte ich meine Suche draußen fort. Es war schon wieder duster geworden, der Mond blitzte dann und wann neugierig aus der Wolkendecke heraus und tauchte das Blattwerk in silbriges Licht.
 

„Du trainierst zu viel, Allen“
 

War das nicht eben Linali? Die Stimme von Rabi konnte man nicht überhören, auch wenn sie so sanft wie nur eben möglich von Linali benutzt wurde.
 

Leise schlich ich mich näher.

Die beiden saßen nebeneinander im Gras und starrten in die Ferne.
 

„Ist das etwa schlecht?“, murmelte Allen und stich sich eine der langen, glatten Strähnen aus dem Gesicht. Er hatte die Haare offen gelassen und so fielen immer wieder seidige blaue Strähnen vor seine Augen.
 

„Es ist GEFÄHRLICH“, raunte sie, voller Vorwurf in der Stimme.

„Es ist nicht dein Innocence“
 

„Das weiß ich doch auch. Aber ich bin immer noch ein Exorzist“, verteidigte er sich.
 

„Ich habe Angst“

„Angst, dass ich dich…dass ich euch alle verlieren könnte…“

Sie senkte ihren Blick.
 

„Linali…“
 

Traurig blickte sie auf ihre Hände, die nicht ihre eigenen waren.

„Und dass ich nicht mehr ich selbst werde…“
 

Beherzt nahm Allen ihre Hand und zog sie näher an sich heran.
 

Woher nahm er plötzlich diesen Mut?
 

Eine Ewigkeit blickten sie sich an. Yu und Rabi, so dicht beieinander, war schon ein komischer Anblick. Aber Allen und Linali…tja…sie schienen sich zu lieben und Liebe kennt eben keine Grenzen.
 

Ich wollte schon verschwinden, weil ich mir langsam schäbig vorkam, sie weiterhin zu beobachten, doch da raschelte etwas hinter mir im Gebüsch. Nicht besonders leise, aber schnell zischte ein Schemen an mir vorbei, direkt auf die beiden Turteltäubchen zu.

Diese bekamen nicht mal die Zeit, sich umzudrehen, sondern wurden förmlich über den Haufen gerannt.

Der Schatten beugte sich über die zu Boden gegangenen, die anscheinend KO gegangen waren und drückte seine Handflächen auf ihre Oberkörper.
 

Das kannte ich doch!
 

„Lass die beiden in Frieden!“, schrie ich und stürzte aus dem Gestrüpp.

Das Mondlicht schien auf die Gestalt, und tauchte ein Grinsen in Silberschein.
 

Lukas!
 

„Du!“, schrie ich und deutete auf den Betreffenden. „Du bist der Noah, der uns das alles angetan hat! Was hast du jetzt schon wieder angestellt?!“
 

„Nichts“
 

Nichts?! Wollte der mich etwa für dumm verkaufen? Immer noch grinste er mich an.
 

„Du hast´s doch auch mitgekriegt.“
 

„Was?“
 

„Das die zwei verliebt waren“
 

Was sollte denn das jetzt werden?!
 

„Wer möchte schon zwei Männern beim Knutschen zugucken?!“, antwortete er mit einem Ton in der Stimme, der mich an etwas erinnerte.
 

Beinahe hätte ich über seine Reaktion gelacht.

„Was hast du getan?“
 

„Ich hab sie wieder zurückverwandelt…“
 

„Das geht?“, mir fiel ein Stein vom Herzen, als ich das hörte. Wenn Linali wieder sie selbst war, war dann etwa auch Rabi…?
 

„Ja, um das Ganze rückgängig zu machen, muss ich nur noch einen der Vertauschten berühren…der andere kann so weit weg sein, wie er will…“
 

„Warum hast du das…?“, wollte ich schon fragen, doch ich wurde von einer schnellen Handbewegung seinerseits unterbrochen.

„Ich sagte ja, ich hatte keinen Bock, den beiden beim Knutschen zuzusehen…außerdem macht das langsam keinen Spaß mehr…so ist’s sowieso viel interessanter…und…ach übrigens…du solltest die beiden in ihre Zimmer tragen. Nicht dass sie sich sonst was denken, wenn sie wieder aufwachen…“

Mit den Händen in den Taschen tappte er davon, so als wäre gerade eben gar nichts passiert.

Warum hatte er uns geholfen? Warum hatte er uns verwandelt? Auf wessen Seite stand dieser Typ überhaupt?!
 


 

Keuchend schleppte ich Rabi die Treppenstufen hinauf. Der Kerl war ganz schön schwer!

Kanda hingegen lag schon längst in seinem Bett, mehr schlecht als recht, weil auch er sein Gewicht hatte, aber besser als draußen auf der Wiese.

Ich hatte mich dazu entschlossen, ihn als erstes hoch zu befördern, da ich mir nur allzu gut ausmalen konnte, was passieren würde, wenn er aufwachen würde während ich ihn nach oben trug. Also hatte ich ihn lieber so schnell wie möglich ins Bett gebracht.

Rabi nach oben zu bringen zog und zog sich. Er hatte noch weiter oben sein Zimmer mit dem alten Bookman, und dem musste ich auch noch eine Geschichte auftischen. Wobei ich aber bezweifelte, ob er mir diese dann überhaupt abkaufen würde.

Von Noahs wollte ich noch nichts erzählen, erst wollte ich herausfinden, was die zwei im Schilde führten.
 

Müde und erschöpft stand ich vor der Zimmertür und mir war noch immer nichts Brauchbares eingefallen.

Wären meine Arme nicht schon so schwer gewesen, hätte ich einfach vor der Tür abgewartet, bis mich ein Geistesblitz treffen würde, wenn überhaupt.

Und in Rabis schlafendes Gesicht zu sehen und seinen roten Schopf über meine Schultern hängen zu haben war auch nicht so übel.
 

Doch da ging plötzlich knarrend die Holztür auf und überflutete uns mit goldenem Licht.
 

„Was stehst du da so vor der Türe rum?“

Bookman sah mich fragend an und als er Rabi in meinen Armen sah, wurde sein Blick ganz anders.

„Und was soll das werden?“
 

Ich schluckte. „Äh…Rabi ist eingeschlafen…beim Essen…äh…“, ich spürte wie ich rot anlief, da ich seinem Blick beim besten Willen nicht standhalten konnte.
 

„Habt ihr etwa ein Picknick gemacht?“, fragte er scharf weiter und fixierte Grasflecken auf Rabis Hose.

„Es ist ni…“

Es ist nichts passiert. Genau das wollte ich sagen. Doch warum überhaupt? Es war doch nichts passiert! Nicht das geringste! Ich war ja nicht mal bei ihm gewesen! Warum sollte ich mich jetzt auch noch rechtfertigen?
 

Energisch schob ich mich an Bookman vorbei und legte Rabi aufs nächstbeste Bett. Ich spürte, wie mich seine Blicke verfolgten.

„Lass die Finger von ihm“
 

Vorwurfsvoll starrte ich ihn an. Das ging ihn doch nicht das geringste an!
 

„Ich habe ihn ja nur hochgetragen, mehr nicht!“

„Ich warne dich“

Beleidigt stürmte ich aus dem Zimmer.

Ich mochte Rabi. Aber ich hab ihm das doch noch gar nicht gesagt. Wusste er es überhaupt? Bookman schien es ja bemerkt zu haben. War das so offensichtlich?
 

Ich ärgerte mich, weil er mich so direkt darauf angesprochen hatte.

Ich warne dich.

Na toll.

Das konnte ja heiter werden.
 

Ich beschloss, erst mal schlafen zu gehen.

Und morgen…morgen würde ich mich noch mal mit Lukas unterhalten.
 

Mit diesem Beschluss machte ich mich auf den Weg zu meinem Zimmer.
 


 

...

Ausgepowert

Ausgepowert
 


 

Hilflos starrte ich aus dem Fenster.

Es war schon sehr dunkel geworden, und Myo hatte Linali offensichtlich immer noch nicht gefunden.
 

Ungeduldig tippelte ich mit den Fingern an die kühle Glasfläche der Scheibe.
 

Tip Tock Tip Tock…
 

Dieses Geräusch war wie mein Herzschlag: schnell und unruhig.

Irgendetwas würde passieren.

Das wusste ich.

Ein lautes Scheppern kam von anderen Ende des Raumes.
 

Timcampy.
 

Er war wie ausgewechselt, völlig neben sich, falls man das bei einem Golem überhaupt sagen konnte.

Wie apathisch flog er umher, ohne Ziel, ohne Sinn und Verstand. Ständig rauschte er irgendwo dagegen.
 

Nicht einmal seine Bildaufnahmen hatte ich prüfen können.

Irgendetwas hatte sein System gehörig durcheinander gebracht. Das konnte nur einer gewesen sein, das stand außer Frage. Der Millenium-Graf hatte anscheinend das gefunden, was er von Timcampy haben wollte und schon ist er wertlos für ihn geworden.
 

Nur auf was hatte er es abgesehen?

Und vor allem – wenn Timcampy bei Cross gewesen war, und das war er ja offensichtlich aufgrund des Briefes – warum hatte er ihn nicht repariert?!

War Timcampy irreperabel?
 

Ein scharfes Stechen zuckte durch meinen Kopf. Das Durchmachen war nicht sehr gesund. Kopfweh, die Augen brannten, der Geist wurde langsam. Eilig nahm ich ein paar große Schlucke des mittlerweile kalt gewordenen Kaffees, um die Beschwerden vorübergehend loszuwerden.
 

Ich sollte Linali selbst suchen.

In meinem Bauch rumorte es und ein ungutes Gefühl machte sich breit.
 

Und dann knöpf ich mir die zwei Neuen vor und nehme sie mal gehörig unter die Lupe…
 


 

...

Zweifel

Zweifel
 


 

„Warum hast du das gemacht?“
 

„Was?“
 

„Na, warum, zum Teufel noch mal, hast du die vertauschten Seelen wieder in ihre Körper gebracht?!“, zischte Ticky wütend und strich sich energisch eine lange, lockige Strähne aus dem Blickfeld.

Beinahe hätte er seine Brille mit dieser Handbewegung zu Boden befördert, so aufgebracht war er.
 

Lustlos zuckte ich mit den Schultern.

Ich wollte mich einfach nicht vor diesem Kerl rechtfertigen.
 

Mein Desinteresse brachte ihn anscheinend beinahe zur Weißglut.
 

„Auf wessen Seite stehst du überhaupt, du Komiker?“, fuhr er mich an und seine goldenen Augen funkelten wutentbrannt auf.
 

„Als Stummer machst du aber ganz schön viel Lärm…“, entgegnete ich ruhig und setzte mich auf mein Bett. Prüfend maß ich mit den Augen die Länge ab. Anscheinend schien es gerade noch für meine Größe zu reichen.

Auch die Matratze schien recht angenehm zu sein. Ich wippte leicht auf und ab und stellte fest, dass sie wunderbar weich war.
 

„Ignorier mich jetzt bloß nicht!“, fauchte Ticky. Er hatte die Zimmerlautstärke schon längst überschritten.

Dies wurde ihm mit einen Mal plötzlich bewusst und er fuhr eiskalt flüsternd fort: „Es wird Zeit, dass du unser Akuma aufweckst! Ich glaube von allein könnte das noch Ewigkeiten dauern!“
 

„Wir haben doch Zeit…“, meinte ich lustlos und schüttelte das Kissen auf. Schlafen wäre doch jetzt eine gute Idee…
 

„Ich habe aber keine Lust zu warten! Hier wird man ja noch irre mit dir! Und dem Gräflein wird das Warten auch nicht sehr gefallen…“
 

„mmmhhhmm“

Ob ich mich überhaupt umziehen sollte? Das Bett war soooo verlockend.
 

„Sag mal – hast du Watte in den Ohren? Du gehst jetzt sofort zu dem Akuma und nimmst ihr ihre blöde Seele weg! Dann ist nur noch die Seele des eigentlichen Akumas übrig, die du ihr eingefügt hast – und schupps – wir haben einen tollen neuen Akuma, das Gräflein ist glücklich und unsere Mission ist endlich vorbei!“
 

„Ist dir eigentlich aufgefallen, dass du ein bisschen aggressiv bist, Tickylein?“

ZACK – und schon hatte ich ein Kissen an der Backe.
 

„Jaja…ich geh ja schon…“

Missmutig erhob ich mich und verließ das Zimmer. So mies wie heute war er noch nie gelaunt.
 


 

Ich wollte ihr ihre Seele nicht wegnehmen.

Denn dann würde der Orden untergehen.

Und dann die ganze Welt.
 

Das ging mir alles gegen den Strich.
 

Ärgerlich schüttelte ich meinen Kopf unterm Gehen hin und her. Ich wollte nicht nachdenken.

Das konnte so verwirrend sein.

Mal wollte ich das eine – mal das andere.
 

Wuschelkopf hatte Recht: auf wessen Seite stand ich überhaupt?

Diese Frage konnte ich nicht mal mir selbst beantworten.
 

Ich war ein Noah.

Der Vierzehnte.

Der Ungewollte.

Der Verräter.
 

Der Noah der Zweifel.
 

...

Eine mondklare Nacht

Mal sehen, ob ihr erkennt, welcher Charakter es diesmal ist! (ist nämlich ein bisschen schwerer) ^^

Viel Spaß beim lesen! ^^
 


 

Eine mondklare Nacht
 


 

Unruhig wälzte ich mich im Bett hin und her.

Irgendetwas machte mich furchtbar nervös.

Ständig überkam mich eine irrsinnige Angst vor irgendetwas, was ich nicht definieren konnte.
 

Verärgert erhob ich mich und begann im Raum auf und ab zu gehen.

Das einzige Ergebnis waren kalte Füße.
 

Geistesabwesend zog ich mich wieder an und starrte aus dem Fenster.

Was war nur los?

Der Mond hatte inzwischen keinen Nebenbuhler mehr, alle Wolken waren vom samtigen Nachthimmel verschwunden und deutlich konnte man die Sterne funkeln sehen. Doch keiner konnte sich mit dem treuen Begleiter der Erde messen. Groß und übermäßig rund schien er auf uns herab.

Das Ganze wirkte sehr unwirklich und ich begann mich zu fragen, ob diese Größe für ihn überhaupt normal war.
 

Ein leises Knarren ertönte und meine Tür schwang auf.
 

Ein roter Schopf.

„Ra…“
 

Es war Lukas. Er hatte ein ziemlich ernstes Gesicht und sein sonst so befreiendes Lächeln fehlte mir komischerweise plötzlich.
 

„Was ist denn los? Was willst du?“, fragte ich.
 

Er blieb mir eine weitere Antwort schuldig und ging unvermittelt auf mich zu.
 

„Bleib stehen!“
 

Er hielt nicht an.
 

Unsicher reckte ich meinen Kopf in die Höhe, um ihm ins Gesicht zu blicken. So nah wie jetzt war er noch nie vor mir gestanden und erst jetzt wurde ich mir seiner wahren Größe bewusst.

Ein flaues Gefühl im Magen verstärkte sich.
 

Das konnte nichts gutes bedeuten!

Einen kleinen Schritt wich ich noch nach hinten aus, dann schnitt mir das Fensterbrett den Weiterweg ab.
 

Langsam hob er seine Hand und legte sie auf meinen Kopf. Ich kam mir vor wie ein Hund, der getätschelt wird, obwohl er Schläge vermutet.

Ängstlich zuckte ich ein bisschen. Doch es passierte nichts.
 

„W…was willst du?“, wiederholte ich mit zittriger Stimme. Der Kerl wurde mir langsam richtig unheimlich.
 

Keine Antwort. Seine Hand rührte sich kein bisschen.
 

„Ich…kann es…nicht…“

Weniger als ein Flüstern war es. Ein Raunen vielleicht.
 

Ich schielte nach oben.

Er hielt seine Augen geschlossen, presste sie förmlich aneinander.

Dann formte er ein Wort mit den Lippen, dass ich nicht mehr verstand.
 


 

Wärme durchfloss mich.
 

Dann spürte ich nichts mehr.
 

...

Glasaugen

Glasaugen
 


 

Ein kalter Luftzug strich über meine Wange.

Meine Lieder waren schwer, ich wollte schlafen.
 

Eine Böe fuhr mir ins Gesicht, viel zu unbarmherzig, als auf meine Wünsche einzugehen.
 

Ich wollte schon protestieren, murmelte einige Wörter, die meinen Bruder wohl sehr geschockt hätten, sie aus meinem Mund zu hören und öffnete die Augen.
 

Ein tiefer Abgrund tat sich vor mir auf.
 

Erschrocken zuckte ich und aus einem Reflex heraus stieß ich mich mit meinen Armen nach oben und wäre beinahe gegen den Fensterrahmen gedonnert.

So langsam begriff ich, wo ich war.

In meinem Zimmer.
 

Mein Fenster stand offen und ich hatte mich anscheinend ans Fensterbrett gelehnt und war dort eingeschlafen, mit dem Kopf nach draußen, na super!
 

Aber Moment mal – war ich nicht vorhin bei Allen?!
 

Noch ganz deutlich konnte ich ihn vor mir sehen…bis wir…

Jemand hatte uns zu Boden geworfen…und dann…
 

Tja, an mehr konnte ich mich nicht mehr erinnern.
 


 

Frustriert schoss ich das Fenster, damit der kalte Nachtwind nicht mehr durchs Zimmer fuhr.
 

Meine schmale Gestalt spiegelte sich in der Scheibe und für einen Augenblick blieb ich an meinen eigenen, runden Augen hängen.
 

MEINE AUGEN?!
 

Erschrocken starrte ich auf meine Hände.

Das waren auch meine.

Ich hastete zu dem Spiegel.
 

Ich war wieder ich selbst!
 

Mein ganzer Körper prickelte, so freute ich mich über diese Erkenntnis.

Vor lauter Freude machte ich einige Freudenhopser auf der Stelle und rannte aus dem Raum. Sicherlich waren die anderen auch wieder in ihre Körper zurückgekehrt!
 

Schnell flitzte ich durch den halbdunklen Gang, in Richtung Allens Zimmer.
 

Vielleicht wusste er ja mehr darüber, warum das Ganze passiert war.
 

Nur noch ein Stockwerk höher, und dann noch den nächsten Gang links!

Eilig rannte ich die Treppe hinauf, jede zweite Stufe auslassend.

Am Treppenabsatz angekommen stieß ich mit jemanden zusammen und landete unsanft auf dem Hintern.
 


 

„Au…“, der Schmerz nahm mir etwas von dem Enthusiasmus, der mich übermannt hatte und brachte mich auf den Boden der Tatsachen zurück. Langsam rappelte ich mich auf und warf einen Blick auf den Übeltäter.
 

Myo war auch auf ihr Hinterteil geplumpst, ist aber wahnsinnig schnell wieder aufgesprungen.
 

„Hey Myo! Tut mir leid!“, entschuldigte ich mich und machte eine kleine Verbeugung.
 

Ich bekam keine Antwort.
 

War sie etwa eingeschnappt?
 

„Ich war gerade so in Eile, weil… äh…hey, hast du´s schon bemerkt? Ich bin wieder ich selbst!“

Statt einer Reaktion auf das Gesagte legte sie mir die Hände auf die Schultern.

Was sollte das werden? Eine Umarmung vielleicht?

Unsicher hob ich die Hände und wollte sie in den Arm nehmen.

Ihr Blick war irgendwie komisch.

In ihren Augen waren keinerlei Emotionen zu lesen, so als blicke man in die Glasaugen einer Puppe.
 

„Myo?“
 

Mit einem Ruck zog sie mich an sich, ich konnte nur noch für einen Wimpernschlag ihre Stirn auf mich zurasen sehen, dann wurde mir schwarz vor Augen.
 


 

...

Böses Erwachen

Böses Erwachen
 


 

Ein Schreck durchfuhr mich.
 

War etwas passiert?
 

Verstohlen tapste ich nach dem Schalter meiner Nachttischlampe und knipste ihn umständlich an.

Etwas krumm hatte ich es anscheinend in mein Bett geschafft, ein Bein hing noch weit über die Bettkante hinaus und die Bettdecke war vollkommen durcheinander. Mühsam stemmte ich mich auf. Hatte ich etwa etwas getrunken?
 

Nein. Das konnte ich mir einfach nicht vorstellen.

Ich war doch trainieren, oder?

Eigentlich war ich mir ganz sicher, das es das letzte war, woran ich mich erinnern konnte.

Danach war ein schwarzes Loch.
 

Bin ich unmächtig geworden?

Bohnenstanges Körper war diszipliniertes Training anscheinend nicht gewöhnt, mutmaßte ich und kratzte mich am Kopf. Lange, glatte Haare glitten durch meine Finger.
 


 

Konnte das?
 


 

Erschrocken sprang ich auf und betrachtete mich. Ich war wieder in meinem Körper.

Die Gedächtnislücke musste wohl etwas damit zu tun haben.
 

Testend hob ich meine Arme und machte einige Bewegungen. Bohnenstange hatte garantiert nicht trainiert!

Kraftlos waren sie nicht. Vielleicht sogar stärker?

Das wollte ich ihm jetzt mal nicht zutrauen.
 

Ich trug einen lockeren, dunkelblauen Yukata.

Verärgert rümpfte ich die Nase.

Ich mochte das alte Ding nicht besonders, das einzige, was mich daran hinderte, mich von dem Stück zu trennen, war die Tatsache, dass er meinem Vater gehört hatte.

Es war ein Geschenk gewesen, und Geschenke verschmäht man nicht.
 

„Pah!“
 

Hastig steifte ich ihn ab und pfefferte ihn zurück in die Truhe, wo er hingehörte. Dann schlüpfte ich wieder in die gute alte Ordensuniform.

Gleich fühlte ich mich viel wohler.

Aber Moment mal – warum kniff sie an der Hüfte so?
 

Mit Entsetzen stellte ich fest, dass sich ein kleiner Rettungsring gebildet hatte.

Bohnenstanges Völlerei hatte deutliche Spuren an mir hinterlassen.
 

Damit hatte er sich tausend Tode mindestens eingebrockt!
 

Wütend griff ich nach meinem Schwert.
 

Der konnte was erleben!
 


 

...

Bookman

Bookman
 


 

Der goldene Schein einer Kerze flackerte und ein leises Zischen ging durch den Raum, als diese mit letzter Kraft versuchte weiterzubrennen, um dann schlussendlich doch zu erlöschen.
 

Es wurde kurzzeitig dunkel. Obwohl ich die Augen nicht offen hatte, bemerkte ich es, weil kein einziger Lichtstrahl mehr die Dunkelheit der geschlossenen Lider durchbrach.
 

Ein Streichholz wurde entzündet und eine neue Kerze nahm den Dienst auf.

Es war also jemand in dem Raum.
 

War ich nicht eben alleine?
 

Ich wollte doch Ruhe haben, Ruhe zum Nachdenken.

Ich hatte den Abendhimmel betrachtet, die Sterne, die man heute so klar wie selten gesehen hatte. Und mir den Wind ins Gesicht wehen lassen.

Das war das, woran ich mich erinnerte.
 

Aber ich war in einem Bett und lehnte nicht mehr am Fenster.

Mein Atem ging gleichmäßig und meine Brust hob und senkte sich langsam und kontinuierlich. Der Atem eines Schlafenden.
 

Aber ich war längst wach. Und ich war nicht mehr in Linalis Körper.
 

Bookman saß anscheinend vor einem Manuskript und schrieb die letzten Ereignisse nieder. Deutlich konnte man das Kratzen der Feder auf dem Papier hören.

Ich wusste nicht, was ich machen sollte.

Sollte ich aufspringen und „juhu!“ schreien?

Ich hatte einfach keine Lust jetzt zu Bookman zu gehen und ihm zu sagen, dass ich wieder ich selbst war.
 

Klar machte es mir Spaß, ein Bookman zu werden. Die wahre Geschichte zu kennen war doch ein prickelndes Erlebnis oder nicht? Ich hatte mich doch deshalb dazu entschieden, so zu werden wie er!

Aber trotzdem kamen mir in letzter Zeit immer wieder Zweifel.
 

Jetzt hing ich träge im Bett, zu unentschlossen aufzustehen und zu aufgewühlt um einzuschlafen.

Nach einigen weiteren zäh verrinnenden Augenblicken, ich hatte keine Ahnung wie viel Zeit in Wirklichkeit vergangen war, entschloss ich mich doch aufzustehen. Nur herumzuliegen war doch irgendwie sinnlos, und meine Fragen würde ich heute sowieso nicht mehr beantworten können.

Vielleicht brachte es ja mehr, mal nach den anderen zu sehen. Irgendetwas musste den Tausch ja herbeigeführt haben!
 

Langsam kam Leben in meine Glieder. Zaghaft, aber doch. Es war, als würde ich aus einer Starre heraus erwachen. Mein ganzer Körper war total steif und träge. Brummelnd rieb ich mir das Genick nachdem ich mich mühsam aufgerichtet hatte.
 

„Na wach?“
 

Bookman sah nicht mal auf.

„Hat Komui endlich ein Gegenmittel gefunden was? Oder wie ist es sonst passiert?“
 

Woher wusste er dass ich wieder normal war?

Für eine Sekunde fehlten mir die Worte.

Das war schon ein kleines Ereignis, ich sollte ein Kreuzchen im Kalender machen, damit ich diesen Tag niemals vergaß und wenn mich mal einer nerven sollte, von wegen ich schweige nie und so, dann hätte ich hier den Beweiß.
 

„Hat es dir die Sprache verschlagen?“
 


 

„N…nein…es war nur…woher weißt du dass ich es bin?“
 

Bookman kicherte. „Linali hat eine ganz andere Art sich zu bewegen. Nicht so plump wie du…“
 

Plump? Na danke!
 

„Panda“, grummelte ich wütend vor mich hin und suchte mein Stirnband.
 

„Was hast du gesagt?“
 

„Nichts…“
 

Ich fand mein Stirnband unter einigen Büchern und band es um. Dann sprang ich schnell auf, balancierte zwischen dem ganzen Papierkram hindurch, der bei uns überall auf dem Boden verstreut war und schlüpfte durch die Tür.
 

Mal sehen, was die anderen so alles zu erzählen wussten…
 


 

...

Schneeflocke

Schneeflocke
 


 

Wie ein Blitz zischte ich durch den Gang.
 

Na warte, Allen!
 

Mein Griff um Mugen wurde fester. Und ich hatte ihn vorher noch extra gewarnt!
 

Im Halbdunkeln vor mir sah ich zwei Gestalten am Boden.

Wer war denn das nun wieder?
 

Ich verlangsamte mein Tempo und blieb drei Meter vor ihnen stehen.

Ein weißer Schopf hatte schon von weitem geleuchtet.

Myo.

Die Person unter ihr schien Linali zu sein, anscheinend war sie bewusstlos.

Was war denn da passiert?

Schneeflocke hatte sich über sie gebeugt und hielt die Faust in die Höhe, als würde sie Linali gleich einen kräftigen Hieb verpassen.
 

„Was machst du da?“, knurrte ich.
 

Einen Augenblick nur wandte sie sich zu mir, nur um dann erneut mit der Faust auszuholen.
 

Ich hasste es, wenn ich ignoriert wurde!

Und was hatte sie überhaupt vor?
 

Egal.

Entschlossen packte ich ihren Arm, um sie eben bei dem zu unterbrechen, was sie gerade tat.

Doch mein fester Griff blieb wirkungslos bei der Tatsache, dass sie ungestört die Faust niedersausen ließ, mit mir im Schlepptau.

Mit einem lauten Rumms! kam ich auf dem verdammt harten Steinboden auf.

Mir war, als würde mir sämtliche Luft auf einmal rausgedrückt.

Entsetzt schnappte ich nach dem kostbaren Sauerstoff wie ein Fisch auf dem Trockenen.
 

Noch nie hatte mich jemand so gedemütigt!

Nach einer kurzen Schrecksekunde und einigen verzweifelten Atemversuchen rappelte ich mich auf.
 

Wenigstens hatte mein vorheriges Eingreifen etwas gutes gehabt: die Kleine hatte Linali um Haaresbreite verfehlt.

Direkt neben ihrem Kopf befand sich ein beachtlicher Krater.
 

Und den sollte Myo geschlagen haben? Unvorstellbar…
 

Mit Desinteresse blickte sie mich an.

So als wäre ich eine lästige Fliege, die ihr immer wieder vor den Augen rumschwirrt.
 

Ich verstand gar nichts mehr.

Aber eines wurde mir auf jeden Fall klar.

Das Mädel war anscheinend unser Feind.
 


 

...

Noch ein paar Schritte...

Noch ein paar Schritte...
 


 

Linkes Bein heben.

Au.

Rechtes Bein nachziehen.

Gnn.

Linkes Bein heben.

Umpf…
 

Erschöpft hielt ich für einen Moment inne.

54 Stufen hatte ich schon hinter mir. Gleich hatte ich es geschafft! Bett – ich komme!
 

Mit diesem Gedanken brachte ich eine weitere Stufe hinter mich.
 


 

Warum hatte Kanda auch so heftig trainieren müssen?

Und warum musste ich ausgerechnet jetzt in meinen Körper zurückkehren?
 

Alles tat weh.
 

Jeder Schritt.

Jeder Atemzug.
 

Was hatte der Kerl nur gemacht?
 

Ich versuchte den Muskelkater zu ignorieren und schleppte mich über den Treppenabsatz. Nur noch ein paar Schritte, flüsterte ich mir ein.
 

Eigentlich hätte ich gleich im Trainingsraum schlafen können, meckerte eine innere Stimme.

Aber der Anblick des kalten Steinbodens und mein gematerter Körper hatten nach einem Bett verlangt.
 

Schlurfend folgte ich dem Gang.

Dort hinten war doch jemand, oder?
 

...

Kerzenlicht

Kerzenlicht
 


 

Leise knirschte der Griff meines Schwertes, als ich fester zupackte und es langsam zog. Ein goldener Schimmer blitzte kurz auf, als die Klinge den Schein einer schwachen Kerze reflektierte.
 

Wer kam da?
 

„Ka…n…da“, presste Bohnenstange mühsam hervor.

Dem schien mein Training anscheinend nicht besonders bekommen zu haben.
 

Selbst bei dem Flackerlicht des Kerzenstummels, den er bei sich trug, konnte man die Müdigkeit in seinen Augen sehen.

Das mit der Rache konnte bis morgen warten.

Ich sollte mich auf Myo konzentrieren…
 

Ein Schlag traf mich von der Seite.
 

Na toll, vielen Dank auch Bohnenstange…
 

Das Weib hatte meine kurze Unaufmerksamkeit anscheinend bemerkt.

Wütend rieb ich mir die Backe und taumelte an die Wand.

Der Hieb war nicht von schlechten Eltern.
 

Woher nahm sie nur diese Kraft? Sie wirkte doch die ganze Zeit über so schwächlich…
 

Bohnenstange quollen die Augen förmlich aus dem Gesicht.
 

Der raffte wahrscheinlich immer noch nichts.
 

„Jetzt mach doch was, du Trantüte! Siehst du nicht, dass sie Linali angegriffen hat?! Sie ist ein GEGNER!“
 

Allen blinzelte verdutzt, rieb sich kurz die Augen.

Als er dann Linali erblickte kam endlich Leben in ihn.
 

„Linali!“

Er rannte auf sie zu und hob sie leicht an.

„Linali! Bist du verletzt? Sag doch was!“
 

„Blitzmerker…“, zischte ich verächtlich.

Ich sollte mich jetzt wirklich um das Problem kümmern.

Mein Blick suchte nach ihr.
 

Doch sie war wie vom Erdboden verschwunden.
 


 

...

Showtime & Augenlicht

Okay, dieses Kap. beinhaltet jetzt einfach mal zwei Einzelkapitel.

Der Grund: Na ja, das eine Kapitel war so kurz, dass man es nicht als solches hochladen konnte...T.T

Also musste ich es noch mal löschen und habe es nun hier eingefügt.
 

Na dann, viel Spaß beim Lesen! ^^
 


 

Showtime
 


 

Knarrend fiel die Tür ins Schloss.
 

„Na, fertig?“, fragend hob ich den Kopf.
 

„Jaja…“
 

„Dann sollten wir sie jetzt nicht mehr aus den Augen lassen! Na komm!“
 

Grinsend nahm ich die Brille ab: „Showtime…“
 


 


 


 

Augenlicht
 


 

Sie konnte doch nicht einfach weg sein!
 


 

„Bohnenstange!“, keifte ich ihn an, obwohl es eigentlich ich selbst war, der mich ärgerte.
 

Der Angesprochene zuckte kurz zusammen, wollte etwas erwidern, verlor dann aber anscheinend die Lust und hob Linali hoch.
 

„Sie braucht einen Arzt!“
 

„Myo ist verschwunden! Wir müssen sie finden!“, wiederholte ich ärgerlich, weil ich es immer noch nicht wahrhaben wollte, dass sie mir entkommen war.
 

Allen starrte immer noch das Mädchen in seinen Armen an.

Es sah fast so aus, als kämen ihm gleich die Tränen.
 

Hergottnochmal!
 

Ich zog scharf die Luft an, so dass ein pfeifender Laut entstand.
 

„Gut, du bringst Linali auf die Krankenstation und ich suche derweil Myo.

Wenn du fertig bist informierst du Komui, der soll Alarm geben. Sonst wird noch jemand zusammengeschlagen, aus welchem Grund auch immer!
 

Ich machte auf dem Absatz kehrt, als mich etwas zurückhielt.
 


 

„Kanda…“
 

„Was denn noch?!“
 

„Sie ist…ein Akuma…“
 


 

Was?!
 

Konnte das sein? Wie war das möglich? Und warum zeigte sie dann nicht ihre wahre Gestalt?
 

Tausend Fragen schossen mir auf einmal durch den Kopf.
 

„Ich habe die Seele eines Akumas in ihr gesehen…aber irgendetwas war anders…sie ist kein normaler Akuma“, fuhr Allen stockend fort.
 

„Was ist sie dann?“
 

„Ich weiß es nicht…“
 

Pf.
 

Verächtlich stieß ich den Laut aus. Das machte ich immer wenn mich irgendetwas nervte.

So wie das hier.

Was war nur jetzt schon wieder los?
 

Egal, was sie ist…ich werde sie einfach finden und besiegen, beschloss ich und wetzte den Gang entlang.
 

...

Spurensuche

Spurensuche
 


 


 

Eilig huschte ich die Treppenstufen hinab.

Irgendwo im Turm hatte es vor kurzem einen ganz schönen Krach gegeben. Wenn mich nicht alles täuschte, war Kanda mit von der Partie, seine „liebliche Stimme“ hatte ich auf jeden Fall herausgehört.
 

Das hieß, auch er war wieder der Richtige, denn Allen hätte niemals so gefaucht.

Die letzten paar Stufen nahm ich im Sprung.
 


 

„Allen? Kanda?“
 

Niemand da.
 

Komisch. Ich dachte, das wäre von diesem Stockwerk gekommen. Ich wollte mich gerade umdrehen, um weiter hinab zu laufen, vielleicht waren sie ja schon weitergegangen, als mir etwas auffiel.
 

Im Dämmerlicht hätte ich es beinahe übersehen. Aber ja, eigentlich was es doch ganz deutlich: ein riesengroßer Krater war im Steinboden. Hatten sich die beiden etwa geprügelt?

Und kam dabei dann DAS raus?
 

Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken.

Nein.

Das musste einen anderen Grund haben.
 

Ich machte kehrt und lief weiter hinab.
 

Irgendetwas stimmte hier doch nicht!
 


 

...

Die Jagd beginnt & Es ist doch nur ein Spiel...

Die Jagd beginnt
 


 


 

Stöhnend rieb sich ein Finder die Stirn und verteilte dabei das herabrinnende Blut auf seiner ganzen Handfläche.
 

Das war schon mindestens der zehnte Verletzte, an dem ich vorbeilief.
 

Konnten die Leute nicht zeitig ins Bett gehen?
 

Dann würde diese Wahnsinnige sie nicht erwischen…und Allen könnte auch Komui endlich mal Bericht erstatten!
 


 

Wütend sauste ich um die Ecke, Mugen immer fest im Griff.
 

Wo war dieses Weib nur? Mittlerweile hatte ich fast alle unteren Stockwerke abgeklappert.

Doch immer fand ich nur eine Spur der Verwüstung.
 

Ich war ihr anscheinend dicht auf den Fersen.
 

Entschlossen lief ich das nächste Treppenhaus hinab.
 

Da ertönte auch schon Komuis Durchsage aus den Lautsprechern, alle sollten sich kampfbereit machen.
 

Lange kann sie das nicht mehr durchziehen.

Nur noch ein paar Minuten, mehr gab ich Myo nicht.
 

...
 


 


 


 


 

Es ist doch nur ein Spiel...
 


 


 

„Hast du das gehört, Falco?“, grinsend knuffte ich ihn in die Seite, als wir gemächlich die Treppe hinabschlenderten.
 

„Ja.“
 

„Du bist auf einmal so wortkarg geworden. Macht es dir etwa keinen SPAß?“, fragte ich hämisch.

Es gefiel mir irgendwie, wenn Falco wenigstens einmal deprimiert guckte.
 

„Na ja, es ist ja immerhin bald vorbei. Da darf man schon ein bisschen nachdenklich werden, so kurz vor dem Sieg, oder?“, murmelte er und blickte mich dabei nicht an. Dann zog er ein großes Grinsen, dass schon eher nach ihm aussah.
 

„Aber wenn das Gräflein erst mal da ist, dann wird’s sicher lustig!“, meinte er fröhlich und blickte kurz aus dem nächsten Fenster hinaus.

Der Millenium-Graf hatte unsere Botschaft sicher schon erhalten. Mit der Arche konnte er jederzeit hier erscheinen.
 

„Ja. Deswegen sollten wir jetzt schleunigst unser Akumalein finden, bevor es die Exorzisten noch vernichten!“
 


 

„Schon klar.“
 

Ich wollte schon ein Stockwerk tiefer gehen, da hielt mich Falco, mittlerweile auch wieder in seiner richtigen Gestalt, zurück. Man hatte nicht einmal gehört, wie er das Salz vom Körper fließen hat lassen.
 

„Was ist denn?“
 

„Sie ist in diesem Stockwerk hier. Ich habe ihr gesagt, sie solle erst ein paar Leute angreifen und sich dann hier gut verstecken, so gut, dass man sie unmöglich finden kann“
 


 

„DAS hast du ihr gesagt? Heißt das jetzt etwa, dass wir sie suchen müssen?!“
 

„Ja. Ist das nicht ein schönes Spiel?“
 

Sein Grinsen hätte ich ihm in diesem Moment am Liebsten aus dem Gesicht gewischt.
 


 

...
 


 

_ _ _
 

Tja...Ticky hat es wirklich nicht leicht mit Falco... XD
 

Diesmal habe ich auch wieder zwei Kapitel in eins gesteckt, weil das erste allein wieder zu kurz geworden wäre...T.T

Aber so habt ich mehr zu lesen! ^^
 

Und für alle, die sich fragen, warum Kanda langsamer als Myo läuft...Na ja...Allens (Fr)essattacken haben sich eben nicht unbedingt positiv auf Kandas Kondition ausgewirkt...XD
 

eure DJ-chan

Mensch!

Mensch!
 


 


 

Myo war ein Akuma?

Das konnte doch nur ein schlechter Scherz sein, oder?
 


 

Vor Schreck wäre ich beinahe die letzten paar Treppenstufen hinuntergepurzelt.

Aber das war vorhin eindeutig Komuis Stimme und er hatte auch sehr deutlich gesprochen.

Aber das musste doch ein Fehler sein!

Kurz kamen mir ihre großen Augen ins Gedächtnis.
 


 

Klar, irgendetwas ging hier im Turm drinnen um, das stand außer Frage. Schon mehrere blutüberströmte Leute hatte ich gesehen.

Mit viel Glück würden sie überleben.
 

Es schien, als hätte der Täter den Armen irgendetwas an den Kopf geworfen.

Eigentlich hatten alle Kopfverletzungen gehabt.

Myo hätte doch gar nicht die Kraft, den Leuten den Schädel halb einzuschlagen, oder?
 

Leise Zweifel überkamen mich.

Mit der richtigen Waffe wäre das nicht unmöglich.
 


 

Planlos tappte ich durch die Eingangshalle. Hinter den Säulen regte sich etwas.
 

Vorsichtig blieb ich stehen.

Was sollte ich tun?
 

„Myo? Bist du das?“, fragte ich, weil mir einfach nichts besseres einfiel.
 


 

Ein weißer Schopf blitzte im Kerzenlicht auf.

Dann fasste sie einen Entschluss und trat vollständig hervor.
 

„Rabi…“
 

Ihre Augen blitzten auf.

Hatte sie gerade rote Augen gehabt?
 

Entsetzt wich ich einen Schritt zurück.
 

Mit ihr stimmte definitiv etwas nicht!
 

„Rabi…bitte…hilf mir…“
 

Langsam kam sie auf mich zu.

Nervös fasste ich an meine rechte Wade. Sollte ich sie angreifen?
 

„Ich will einfach nur weg…bitte…öffne das Tor für mich!“
 

Das Tor? Sicher nicht. Was auch immer mit ihr los war, draußen war sie garantiert nicht besser aufgehoben als hier.
 

„Rabi! Ich will hier weg!“, schrie sie und brachte mich dazu noch ein paar Schritte zurückzuweichen.
 

Das Rot in ihren Augen erschien wieder.
 


 

„Mensch“
 

Was?
 

„Du dummer Mensch!“
 


 

Blitzartig verfärbte sich ihre Haut kohlrabenschwarz.
 

Nun griff ich endgültig zu meiner Waffe.
 

Blutrot prangte ein Pentakel an ihrer Stirn.

Akuma?, schoss es mir durch den Kopf.
 


 

Aber so eins hatte ich noch nie gesehen…
 


 

...

Eine halbe Ewigkeit & Schwarz

Okay, nach langer Zeit die Fortsetzung...°^^

Tut mir echt leid, dass ihr so lange warten musstet, aber ich hatte die ganze Zeit über keinen Internetzugang.

Viel Spaß beim Weiterlesen!!! ^^
 

eure DJ-chan
 


 


 

Eine halbe Ewigkeit
 


 

Wütend trat Ticky nach einer herumstehenden Kiste.
 

In diesem Stockwerk waren mehrere gut gefüllte Lagerräume, also jede Menge Platz zum Verstecken.

Das hieß, eine halbe Ewigkeit suchen.

Oder vielleicht sogar eine ganze.

Denn – was sich nicht hier versteckt hatte, ließ sich auch schwer finden…
 

Kurz verzog ein Grinsen meinen im Moment eher ernsten Gesichtsausdruck. Eine Weile konnte ich Ticky noch beschäftigen…doch dann…ja dann…was hatte ich dann eigentlich vor?

Nachdenklich kratzte ich mich am Kopf. Lockenschopf konnte das interpretieren wie er wollte. Irgendetwas würde mir schon einfallen.

Vielleicht würde ich noch eine Menge Spaß haben…
 


 

_ _ _
 


 

Schwarz
 


 


 

„RABI!“
 

Allen kam keuchend die Treppe hinunter und lief nun quer durch die Eingangshalle. Laut klackten seine Schuhe auf dem schweren Steinboden.
 

Ein Fauchen ertönte und ein schwarzer Schatten preschte auf mich zu.
 

„Wachse!“, schrie ich verzweifelt, wollte ich doch eigentlich gar nicht kämpfen.
 

Noch bevor ich ausholen konnte, stand sie direkt vor mir.

Ganz tief konnte ich in ihre großen, runden, unmenschlichen Augen blicken. Einen Atemzug lang war es, als würden wir uns Ewigkeiten anstarren und nichts würde passieren.
 

Dann glühte etwas neben mir auf und ein großer, grün-weißer Arm zischte an mir vorbei und riss das Wesen mit sich.
 

„Allen!“, schrie ich und packte meinen Hammer fester. Wenn er kämpfte, würde ich das auch tun.
 

Seine Klaue hatte ganze Arbeit geleistet: über den Bauch und den gesamten Brustkorb hatte er sie erwischt. Einen Moment lang blieb sie liegen, doch dann erhob sie sich, torkelte ein paar Schritte zurück, nur um sich dann kerzengerade hinzustellen. Sie trug keine Kleidung mehr, nein, ihr ganzer Körper war von einer wabbernden, schwarzen Substanz umgeben.

Dort, wo Allens Kratzer waren, glühte es rot auf, nur um dann wieder tiefschwarz zu werden.

Ihre Wunden waren verschwunden.
 

Aber Allen hatte sie doch mit Innocence angegriffen!
 


 

Ich traute meinen Augen nicht.

Das war doch nicht möglich!
 

Jetzt raste sie auf Allen zu.

Ich musste etwas tun!
 

„FEUERSIEGEL!“
 

Haarscharf verfehlte ich sie. Das Wesen wurde von Minute zu Minute schneller.

Allen schoss nun mit seiner Anti-Akuma-Waffe. Einige Geschosse fanden ihr Ziel, doch wirklich zu schaden schien es ihr nicht. Vielleicht wurde sie ein bisschen langsamer. Das könnte auch Vorteile haben.

Erneut schwang ich meinen Hammer. Diesmal würde ich sie treffen!
 

Mittlerweile hatte sie Allen erreicht. Dieser empfing sie mit einem Klauenhieb. Mit Leichtigkeit setzte sie über ihn hinweg und befand sich nun in seinem Rücken.
 

Verdammt!
 

Mit gespreizten Fingern verpasste sie ihm einen Hieb von hinten. Ihre Finger bohrten sich in sein Rückenfleisch. Entsetzt schrie Allen auf und fiel zu Boden, mitgerissen von der Wucht, die der Schlag in sich hatte.
 

„Allen!“, ich stand da wie angewurzelt. War das ein Alptraum?!
 

Mühsam stemmte sich der Weißhaarige auf. Pentakel erschienen auf seiner Haut.

Woher kam das Gift?

Sie hatte doch keine Geschosse benutzt?!

Kraftlos sackte er zu Boden.

Allen war immun gegen Akuma-Gift, das hatte er mir mal erzählt. Anscheinend machte ihm die Verletzung mehr zu schaffen.

Doch wie hatte sie ihn vergiftet?
 

Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen.

Dieses Schwarze – diese Substanz – das musste das Gift sein! Mit etwas anderem ist Allen nicht in Berührung gekommen, das war die Lösung!

In der Zwischenzeit hatte mich Myo als nächstes Opfer auserkoren.

Mit einer irrsinnigen Geschwindigkeit preschte sie auf mich zu.
 

Bevor ich nachdenken konnte, was ich tat, ließ ich den Hammer niedersausen.
 


 

...

Unentschlossen

Unentschlossen
 


 

Wie ein schwarzer Blitz schoss Ticky die Treppe hinab. War ja klar, dass er irgendwann den Trick durchschauen würde.

Selbst eine Standpauke war ausgeblieben, so sehr hatte er sich beeilt.

Nur mit Mühe konnte ich ihm auf den Fersen bleiben. Wieder nahm ich die fünf letzten Stufen vor einem Absatz mit einem Sprung.
 

„Jetzt warte doch mal! Nicht so schnell!“, maulte ich hinterher.
 

Er schien es nicht zu hören, was entweder daran lag, dass ich es mehr aus mir heraushauchte, statt es zu schreien, weil ich einfach keine Luft mehr dazu hatte, oder zum anderen, weil er es einfach ignorieren wollte.
 


 

War ja eigentlich auch egal aus welchem Grund auch immer.

Sicher war, dass nun langsam der Zeitpunkt kam, der für Sieg oder Niederlage entscheidend war.
 

Und ich war mir noch nicht einmal darüber im Klaren, was ich überhaupt wollte!
 


 

Da war dieses Dunkle in mir, dieser Dämon, der den Milleniumgrafen anfeuerte und nach Sieg lechzte.

Und dieses Helle, dieses unbekümmerte, der Teil von mir, der es liebte, wenn ihm eine kühle Meeresbriese um die Nase wehte und am liebsten den Ganzen Tag lachen würde.
 

Vor lauter Nachdenken wäre ich beinahe mit Ticky zusammengestoßen, der urplötzlich einfach stehen geblieben war.

Nach einer kurzen Schrecksekunde, wusste ich was der Grund dafür war: wir waren in der Eingangshalle angekommen und das Akuma und dieser Rotschopf von Exorzist kämpften gerade gegeneinander.
 

Wuschelkopf grinste. „Sieht so aus, als müssten wir momentan gar nicht eingreifen“

Unsicher zog auch ich ein grinsendes Gesicht, weil er mich prüfend ansah, aber sogar mir selbst war bewusst, dass es garantiert total unecht wirkte.
 

Wenn mir doch endlich einfallen würde, was ich tun könnte!
 


 

...

Wach auf!

Wach auf!
 


 

Der Akuma hatte die volle Kontrolle über mich übernommen.

Es war, als wäre es ein böser Traum, unfähig daraus zu erwachen und zu hilflos, um irgendetwas zu tun. Ich war mir noch nicht ganz sicher, was dieser Noah mit mir gemacht hatte, aber es musste irgendetwas sein, was meinen Geist lähmte und somit dem Akuma freies Feld verschaffte.
 

Momentan griff ich Rabi an, ich konnte alles sehen, alles hören.
 

Ich sah die Verzweiflung in seinen Augen, aber nun auch die Entschlossenheit, sich nicht einfach niedermähen zu lassen.

Ich war verdammt stark, dass musste ich mir eingestehen.

Eine Kraft, die ich nie in mir vermutet hatte schien entfesselt worden zu sein.

Und doch konnte ich mich vage an etwas erinnern.
 

An Kampfgeschrei.
 

An Schweiß.
 

Und Blut.
 

An Ehrgeiz.
 

An den Willen nicht aufzugeben.
 

Irgendetwas kam mir sehr vertraut vor.
 


 

Wie in Trance musste ich mit ansehen, wie ich den Schlägen des Hammers auswich und schlussendlich Rabi zu Boden drückte.

Schemen tauchten vor meinem geistigen Auge auf, doch ich konnte sie nicht festhalten, nicht erkennen. Sie verschwanden in der Dunkelheit und ich starrte wieder auf das dunkle Tannengrün in Rabis Augen.
 

Ich wollte ihn doch nicht verletzten!
 

Mit aller Kraft kämpfte ich dagegen an, wollte die ausholende Faust unbedingt stoppen.

Noch bevor ich zuschlagen konnte hielt mein ganzer Körper inne.
 

Hatte ich es geschafft?

Mein Geist fühlte sich immer noch träge an, irgendwie leer, so als hätte ich immer noch keine Kontrolle. Und trotzdem senkte ich meinen Arm und verhielt mich still.
 

„Myo?“
 

In meinem Kopf drehte sich alles.
 

„Myo!“
 

Ich stand kurz davor, mich zu befreien. Doch irgendetwas fehlte mir noch.

Es musste meine Vergangenheit sein.
 

Ich hörte Schritte näher kommen.

Irgendetwas packte mich und zerrte mich nach oben, weg von Rabi, der gerade ziemlich erschreckt guckte.
 

Eisblaue Augen starrten mich entschlossen an.
 

„Falco! Was soll das?!“, hörte ich den zweiten Noah rufen, der anscheinend nicht so recht begreifen konnte, was er vorhatte.
 


 

...

Meeresgrün

Meeresgrün
 


 

Endlich wusste ich, was ich tun konnte!
 

Kühl und glatt spürte sich mein Trumpf an, als ich ihn in der Hand wog.

Ich hatte ihn die ganze Zeit in der Hosentasche gehabt!

Was für ein Narr ich doch war!
 

Derweil hatte ich die Gute doch damit nur ärgern wollen und jetzt schien es unsere einzige Möglichkeit zu sein, wieder zurückzukehren.
 

„Jo…“, murmelte ich, sah ihr dabei tief in die Augen und zog dann die kleine Silberkette mit dem Anhänger hervor.
 

„Joanna…das ist deine Kette…ich…“, ich stockte kurz und ließ sie für einen Moment vor ihren Augen baumeln, bevor ich sie ihr umlegte.

„ich hab sie dir vor ein paar Tagen stibitzt, nur so zum Spaß, ich weiß nicht, ob du dich daran erinnern kannst…“
 

Sie starrte die Kette an, hob sie mit den Händen an, um sie noch genauer Betrachten zu können.

Der Anhänger bestand aus Seestein, ein sehr wertvolles Material bei uns, irgendjemand hatte es ihr mal geschenkt, und ich wusste noch, dass ihr die Kette sehr viel bedeutete.
 

„Joanna…“, langsam wiederholte sie den Namen.

In ihren Augen blitzte kurz etwas auf, es sah aus, als würde sie langsam begreifen.
 

„Mein Name ist Joanna!“
 


 

Langsam aber sicher verschwand das Rot aus ihren Augen und machten Platz für das Meeresgrün, das sonst immer in ihren Augen schimmerte.
 

„Danke, Falco!“, lachend fiel sie mir um den Hals.

Ihr Gedächtnis hatte sie also wiedergefunden.
 


 

Der Rest konnte doch nur noch ein Kinderspiel sein!
 


 

...

Frei & Ein Lichtblick

Frei
 


 

Als ich meinen Namen hörte und die Kette sah, wurde mir plötzlich alles klar.
 

Es war, als hätte jemand endlich den Lichtschalter gefunden, um die Dunkelheit zu vertreiben.

Ich konnte mich wieder an alles erinnern, an den Strohhut, Zorro, alle anderen, das Schiff und natürlich auch an Falco. Mir kam auch wieder die Nacht in Erinnerung, die mein Leben so verändert hatte.
 

In dem Moment, in dem ich mich wieder an alles Erinnern konnte, fiel die Blockade zusammen. Mein Geist war wieder frei, ich spürte, wie ich wieder ich selbst war. Der Akuma in mir schrie und wand sich, aber ich beanspruchte wieder meinen Platz, wollte frei sein.

Noch einmal bäumte sich die fremde Seele in mir auf, nur um dann wieder dorthin zurückzukehren, wo sie eigentlich hingehörte.
 


 

Der Akuma war fort.
 


 

_ _ _
 


 

Ein Lichtblick
 


 


 

Mühsam öffnete ich die Augen.

Die Wunde an meinem Rücken schmerzte noch immer.
 

Eine Welle des Schmerzes ließ mich beinahe wieder unmächtig werden.

Angestrengt hielt ich mich trotzdem wach.

Ein paar Meter entfernt von mir standen Myo und dieser Lukas.
 

Was war passiert?
 

Dann hörte ich Myo lachen. Es klang herzlich und irgendwie befreiend. Sie fiel ihm um den Hals.
 

Was war los?
 

Langsam verstand ich gar nichts mehr.

Dann aber sah ich eine Seele. Eine Akumaseele, die sich aus Myos Körper wand und nach oben stieg.
 

Sie waren frei.
 

Alle beide.
 


 

Ich würde mich später darüber freuen. Erst mal kam wieder die Dunkelheit.
 


 

...

Konfrontation & etwas Unerwartetes

Konfrontation
 


 

„Du Narr! Was hast du getan!“, fauchte mich Ticky wutentbrannt an.
 

„Ich habe das getan, was mir für richtig erscheint“, meinte ich ruhig.

Innerlich brodelte es in mir.
 

Wenn mein Plan jetzt fehlschlug, dann war alles umsonst!
 


 

„Du bist ein Verräter!“
 


 

Diese Anschuldigung schmerzte ein bisschen, auch wenn sie wahr war.
 

„Ich hätte es wissen müssen! Du warst schon immer ein Verräter!“, Ticky hatte sich anscheinend in Rage geredet.
 

„Was immer du von mir denkst, ich werde trotzdem das durchziehen, was ich für gut halte!“
 

Mit einer Hand schob ich Jo von mir weg, hinter mich.

„Pass auf…“, murmelte ich leise. Wenn ich Ticky richtig einschätze dann…
 

Wie ich es erwartet hatte, preschte eine starke Windböe auf mich zu. Nur mühsam konnte ich kontern, zog eine hohe Salzmauer, die den Wind zurückwarf.

Salz gegen Wind war keine gute Vorraussetzung für mich.
 


 

Jo hatte begriffen, dass sie bei diesem Kampf nicht helfen konnte und schleppte Allen aus der Gefahrenzone.

Ein total verwirrter Rabi folgte ihr.

Mittlerweile waren auch andere auf das Geschehen aufmerksam geworden. Von überall aus wurden wir beobachtet.

Wenn sie nicht aufpassten, konnte das übel für sie enden.
 

Der Kampf musste schnell beendet werden.

Entschlossen schickte ich mein Salz nach vorn und ummantelte Tickys Körper.

Die Attacke brachte aber nicht sonderlich fiel. Er versammelte Luft zwischen sich und dem Salz und ließ sie wie Druckluft in alle Richtungen schießen.
 

Das Salz verteilte sich in der ganzen Halle.
 


 

„Du bist machtlos…“, eine hässliche Fratze zeigte sich in seinem Gesicht, als er grinste.
 


 

„Gegen dich ja…“, räumte ich ein.

Für einen Moment dachte ich darüber nach, ob das Gräflein wohl etwas geahnt hatte und deshalb ausgerechtet Ticky mitgeschickt hatte.

Diesen Gedanken verscheuchte ich gleich wieder, um mich auf etwas ganz anderes zu konzentrieren.

„Aber unterschätze mich deswegen ja nicht!“, brüllte ich, wohl um mir selbst mehr Mut zu machen, anstatt den Noah einzuschüchtern.

Zitternd schlossen sich meine Finger um ein Glasgefäß, das ich auch schon die ganze Zeit mit mir rumschleppte. Mit der anderen Hand fasste ich mir an die Brust.
 

„Was zum Teufel hast du den jetzt vor?!“, kreischte Ticky. Im nächsten Moment weiteten sich seine Augen, er schien zu ahnen, was als nächstes kam.
 


 

Mir wurde kalt und warm gleichzeitig, als ich mir den Dämon aus dem Körper zog. Es war ein abscheulich diffuses Gefühl, dass mich beinahe unmächtig werden ließ.

Aber ich musste einfach wach bleiben!
 

Eine schwarze Substanz befand sich nun in dem Glasgefäß. Jetzt war auch ich frei.
 


 

„Du Idiot!“, ein irres Lachen entfuhr meinem Gegner, „was sollte denn das schon bringen! Jetzt bist du doch nur noch schwächer als vorhin schon!“
 

„Wie man es nimmt!“, setzte ich entgegen.
 


 

Ein glühender Strahl fuhr auf mich zu.
 


 

_ _ _
 


 

etwas Unerwartetes
 


 

Wie gebannt starrte ich die beiden Kontrahenten an.

Ein Kampf zwischen Noahs, dass hätte man garantiert nicht erwartet.

Meine Kaffeetasse stand irgendwo vergessen in meinem Büro. Nur zu gern hätte ich daran genippt.

Stattdessen flatterte ein aufgeregter Timcampy zwischen meinen Händen hin und her, ich hatte Mühe und Not, ihn fest zu halten.
 

Die beiden schienen unglaubliche Kräfte zu haben, das machte unsere Lage auch nicht besser. Was wollten sie überhaupt hier?

Nachdenklich beobachtete ich den Langen, wie er ein Gefäß in die Höhe hielt.
 

Was war damit?

Das wurde immer verwirrender. Fragen um Fragen stapelten sich in meinem Kopf und drohten mich zu erdrücken.
 


 

Ein heller Lichtstahl zischte an mir vorbei.
 

Das…das war…

Aber das konnte nicht sein!
 

Ungläubig starrte ich ihm nach.
 

Es gab keinen Zweifel.
 

Es war Innocence.

Und es schoss direkt auf den einen Noah zu.
 


 

...

Innocence! & Blind vor Wut

Innocence!
 


 

Es war ein warmes und herrliches Gefühl, als das Innocence in meinen Körper fuhr.

Wie eine Flutwelle breitete sich diese Wahrnehmung aus und ich begann von innen heraus zu glühen.

Etwas verwundert betrachtete ich meine Hand, die wie eine groteske Lampe den Steinboden beleuchtete.
 

Ich hatte nun…Innocence…in mir.
 

Diese Erkenntnis kam für mich so plötzlich, dass ihr für einen kurzen Augenblick zu zittern anfing.

Damit hatte ja nicht mal ich gerechnet…
 


 

Es war, als wären meine ganzen Selbstzweifel auf einen Schlag ausradiert, weggewischt, fortgeweht.

So ein Gefühl hatte ich noch nie gehabt.

Beinahe hätte ich die ganze Welt um mich herum vergessen.
 

Doch Ticky holte mich sofort wieder auf den Boden der Tatsachen zurück – ein heftiger Windschlag umtobte mich, umkreiste mich wie ein Tier, das seine Beute auserwählt hat.

Immer schneller und schneller drehte er seine Runden, bildete langsam, aber sicher eine Kugel.

Erschrocken blickte ich zu dem Noah, als mir bewusst wurde, was er vorhatte.
 


 

_ _ _
 


 

Blind vor Wut
 


 


 

Eine irrsinnige Wut brodelte in mir.
 

Dieser Noah…

Dieser Verräter…

Warum hatte ich nicht schon vorher ahnen können, dass es so kommen wird?!

Das Millenium-Gräflein hatte mich vorher noch gewarnt, bevor es sich langsam aber sicher mit der Idee angefreundet hatte.

Und jetzt ging alles in die Hose, wenn ich nichts dagegen unternehmen würde…
 

Okay, für ein paar Sekunden konnte er mich schocken, als das Innocence in ihn fuhr, aber jetzt, jetzt, wo ich meinen ganzen Hass auf ihn konzentrieren konnte, jetzt würde ich ihn eliminieren.
 

Sollte er doch qualvoll ersticken!!!

Von mir aus dreimal und noch mehr!

Mit einem teuflischen Grinsen auf den Lippen zog ich die Luft aus der vom Sturm umtobten Kugel und erschuf ein perfektes Vakuum.
 

Verrecke!!!
 

...

Die Hölle & Nie mehr!

Die Hölle
 


 


 

Der Wind umtobte sogar die umstehenden Leute und nahm mir immer wieder die Luft.
 

Kein anderer Laut war mehr zu hören als das Fauchen der Luftmassen, die offensichtlich im ganzen Raum tobten.

Mit Mühe konnten Rabi und ich uns auf den Beinen halten und Allens Haare flatterten mir immer wieder ins Gesicht, als ich diesen sicherheitshalber festhielt. Noch war er nicht wieder aufgewacht und selbst dieses Spektakel war anscheinend nicht in der Lage ihn aufzuwecken.
 

Es kam einem vor, als wäre man in der Hölle gelandet, so schneidend brauste Tickys Wut auf uns herein.

Und mitten in ihrem Zentrum schien Falco zu sein.
 

Man konnte ihn nicht erkennen, vielleicht erahnen, in dieser riesigen Kugel, geformt aus Luft und Emotionen. Für einige Sekunden konnte ich meine Augen krampfhaft offen lassen, dann musste ich nachgeben, weil mir die Tränen in die Augen schossen und sich sowieso ein Schleier bildete.

Wie es ihm wohl ging?

Irgendwie fühlte ich mich schuldig für die Lage, in der er sich gerade befand, hatte er es sich doch meinetwegen mit Ticky verscherzt.
 

Wenn ich ihm doch helfen könnte!
 


 

_ _ _
 


 

Nie mehr!
 


 


 

Es schien irgendwie aussichtslos.
 

Tonlos begann ich zu Lachen, meine Lippen formten ein Lächeln und in meinem Bauch kribbelte es, so als müsste ich gleich einen Lachanfall bekommen.
 

Galgenhumor – das musste ich mir eingestehen – oder war es etwa Todesangst?
 

Ich bemerkte, dass ich begann mich über mich selbst lustig zu machen.

Ich denke wohl solche Sachen, weil ich gleich sterben werde, dass muss es sein.

Und ich finde es auch noch lustig…
 

Hilflos schlug ich die Hände vors Gesicht.

Mir musste doch irgendetwas einfallen!
 

Dieses Innocence musste doch zu irgendetwas gut sein!!!
 

Wenn ich jetzt sterben sollte, dann würde der Graf wahrscheinlich auch den ganzen Orden zerfetzten.

Und wenn nicht jetzt, dann später…
 

Meine Gedanken stoben herum wie kleine Vögel, jeder in eine andere Richtung und mit einem anderen Ziel.
 

Ruffy.
 

Das One Piece.
 


 

Der Orden.
 


 

Das Meer.
 


 

Wenn ich jetzt nichts unternahm, dann würde alles, was mir wichtig war, alles was mir Freude bereitet hatte, in Dunkelheit versinken.
 

Das durfte ich doch nicht zulassen!
 

Wenn doch nur…aber ja…wenn doch…
 

Wünsch es dir…
 


 

Was…?

War da nicht gerade eine Stimme?

Hatte da nicht eben jemand etwas gesagt?!
 

Verwundert schüttelte ich den Kopf.

Wurde ich jetzt schon irre?
 

Kein Wunder, gleich würde mir die Luft ausgehen, die ich so angestrengt anhielt.

Kleine schwarze Flecken tauchten auf und bewegten sich hektisch, flimmerten über mein Sichtfeld.
 

Verflixter Ticky!
 

Wenn doch…
 

Ja! Wünsch es dir!
 


 

Moment – da war sie wieder, die Stimme!

Die Punkte wurde rot und begannen zu pulsieren.
 

Na toll.
 


 

Vertrau mir…sprich deinen Wunsch aus!
 


 

Langsam begann ich mich mit der Idee anzufreunden.
 

Irre oder nicht…ein Versuch, auf die Worte zu hören konnten das Ganze auch nicht schlimmer machen…
 

Entschlossen riss ich den Mund auf.

Entsetzt musste ich feststellen, dass sich damit die letzte restliche Luft verflüchtigte.
 

Meine Zunge wurde von einer Sekunde auf die nächste staubtrocken.

Tja, anscheinend hatte ich nur einen einzigen Versuch…
 

Ich schloss die Augen, presste sie förmlich zusammen und fasste meinen Wunsch in Worte:
 


 

Möge der Turm des schwarzen Orden niemals mehr für Noahs, Akumas und dem Milleniumsgräflein zugänglich sein, jetzt und für alle Zeit…
 


 


 

Nun war es draußen…
 

Mit stoischer Gelassenheit bemerkte ich, dass meine Lunge wie Feuer brannte und nach Luft schrie.
 

Umsonst.
 

Schwärze umfing mich.
 


 

...

Licht

Als erstes möchte ich mich mal für diese riesige Pause, die ich eingelegt habe entschuldigen! Ich hoffe mal, ich habe euch nicht allzu sehr auf die Folter gespannt, aber ich hatte leider keine Möglichkeiten neue Kapitel hochzuladen, sorry! Aber jetzt gehts ja endlich weiter und ich wünsche euch natürlich viel Spaß beim lesen!!! ^^
 

eure DJ-chan
 


 

- - -
 


 

Licht
 


 


 

Eine gewaltige Druckwelle fegte über uns hinweg.
 

Es war kein Wind, es leuchtete grellgrün und tauchte die Halle in diffuses Licht.

Plötzlich war es absolut windstill.
 

Verwirrt blickte ich mich um, erst zu den Umstehenden, dann zu Falco.

Tickys Luftkugel war verschwunden, aber sehen konnte man ihn immer noch nicht.
 


 

Es war unbeschreiblich.

Eine riesige, strahlende Kugel war stattdessen dort, pulsierte und wirkte wie eine gedämmte Sonne.
 

Lockenschopf stand wenige Meter entfernt davon und starrte wortlos, völlig überrumpelt von der Wendung des Kampfes, auf dieses monströse Teil.
 

Ein weitere Impuls schien durch die Lichtkugel zu gehen, sie begann sich auszubreiten, formlos wurde sie größer und größer.

Wabbernd kam sie auf Ticky zu, der unsicher ein paar Schritte zurückwich.
 

Die Kugel schien sich doch nicht so formlos, wie gedacht, zu vergrößern.

Nach und nach konnte man Konturen erahnen, Formen aus Licht.

Schnäbel.

Flügel.
 

Federn.
 


 

Völlig geräuschlos rauschte der Vogelschwarm durch den Raum.
 

Als die ersten Ticky erreichten, wurde er von ihnen mitgerissen, getragen von unzähligen Schwingen.

Fasziniert beobachtete ich das Spektakel.
 

Was da nur vor sich ging?
 

Eine Wand aus Licht schoss nun auch auf uns zu, die Kugel breitete sich immer weiter aus.

Kurz bevor mich die Vögel erreichten kniff ich die Augen zusammen.
 

War das das Ende?
 


 

Das einzige, was ich noch registrierte war mein Herzschlag.

Aufgeregt pochte er in mir und war meine einzige Möglichkeit, die Zeit einzuteilen.

Eigentlich müsste mich der Vogelschwarm schon längst erreicht haben…
 

Doch ich merkte nichts. Keine Veränderung.

Rein gar nichts.
 

Das konnte doch nicht sein!

Ruckartig riss ich die Augen auf.
 


 

Weiß.
 


 

Alles war weiß.

Einen Moment lang dachte ich, ich wäre blind.

Ich konnte nicht mal mich selbst sehen.
 

Erst einen Herzschlag später fiel mir ein, dass das alles Licht sein müsse.

Meine Augen begannen zu tränen und ich schloss sie instinktiv wieder.
 

Auf einmal konnte ich sie spüren. Sanft strichen die Federn meine Wangen entlang.

Ich konnte ihre Flügelschläge spüren, wie einen zarten Hauch.

Trotzdem war alles lautlos.

Absolut still.

Kein einziger Ton, nicht mal mehr mein Herz hörte ich.
 

Dann war es vorbei.

Mit einem Schlag konnte ich das Rauschen tausender Schwingen hören.
 

Überwältigt von den Ereignissen brach ich zusammen.

Vorsichtig öffnete ich die Augen und starrten den Vögeln nach.
 

Nun war ich im Inneren der riesigen Kugel.
 


 

Den anderen ging es genauso.

Völlig überrumpelt starrten sie dem gewaltigen Schwarm nach, wie er weiter den Turm durchflutete.
 

Als er die Mauern erreicht zu haben schien, kam er nicht mal zum Stocken, nein, im Gegenteil, die Tauben glitten einfach durch die dicken Steinwände hindurch.
 

Keiner von uns wagte auch nur einen Ton von sich zu geben.
 

Nachdem die Vögel außerhalb des Turmes waren, begannen sie diesen zu umkreisen. Wir konnten sie immer noch genau beobachten, da sie als glühende Punkte selbst durch die Wände hindurch noch sichtbar waren.

Wie ein überdimensionaler Glühwürmchenschwarm wirkten sie, als sie spiralförmig das Gebäude abflogen.
 

Ticky befand sich schon längst nicht mehr im Turm, anscheinend hatten die Tauben ihn nach draußen getragen.

Für ein paar Sekunden setzten die Vögel noch ihren Flug fort, dann verglommen sie in der Dunkelheit und man konnte nur noch den kalten Stein der Wände erkennen.
 


 

Falco?
 

Erst jetzt kam mir, dass er noch immer irgendwo sein musste und ich begann mich nach ihm umzusehen.
 


 

Auf dem Fliesenboden, ganz im Zentrum der Eingangshalle konnte ich eine Gestalt liegen sehen.

Schnell rappelte ich mich auf und rannte zu ihm.
 

„Falco!“

Er lag mit dem Gesicht nach unten dort.
 

War er…?
 

„Wach auf!“, ich packte ihn hilflos an den Schultern und drehte ihn zu mir.

Seine Wimpern begannen zu zucken.
 

„Jo…?“, mühsam öffnete er die Augen.

Er sah so unendlich erschöpft aus.
 

„Du hast es geschafft…du hast Ticky besiegt…“, das war alles, was ich ihm sagen konnte.
 


 


 

...

Vorbei

Vorbei
 


 


 

Mühsam öffnete ich meine Augen und blickte in Jo´s verzweifeltes Gesicht.

Was war passiert?
 

„Du hast es geschafft…du hast Ticky besiegt…“
 


 

Erleichtert schloss ich noch mal die Augen.

Diese Worte ließen meine gesamte Anspannung von mir fallen.
 

Es war vorbei.

Und ich war nicht tot.
 


 

„Das war Innocence!“, ein total aufgeregter Komui raste auf mich zu, als ich die Augen wieder öffnete.

„Wie geht es dir? Kannst du aufstehen? Das muss sich gleich mal Hebraska ansehen! Weißt du was genau mit dir passiert ist? Was hast du mit dem Noah gemacht…?“
 

Eine riesige Flutwelle an Fragen überschwappte mich.
 

„äh…“, unsicher begann ich mich zu erheben.

„Könnten wir nicht alles der Reihe nach durchgehen?“
 


 


 


 


 


 

Komui die letzten Ereignisse zu erklären, hatte sich als ganz schön anstrengend erwiesen. Und auch die Sache mit unserer Herkunft musste ich ein paar mal erläutern.

Erschöpft starrte ich in die dunkle Tiefe, in die uns der Aufzug gerade brachte.

Jo, Rabi und Allen waren auch mit von der Partie, wobei aber besonders Allen ziemlich fertig aussah.

Na ja, im Grunde waren wir alle totmüde.
 

Aber genauso wie Komui wollte auch ich mehr über mein Innocence, dass mich so überraschend aufgesucht hatte erfahren. Einiges konnte ich mir ja schon selbst zusammenreimen.

Aber wenn Hebraska wirklich mehr wusste…
 

Der Aufzug kam zum stehen.

Waren wir etwa schon angekommen?

Immer noch war alles total finster.

Fragend blickte ich mich um.

Wo war denn nun…?
 

Auf einmal war sie hinter mir.

„Komui…vorhin da…“, eine klare Stimme hallte durch den Raum.

„Tja, da war einiges los…“, vollendete Komui den Satz.

Schnell drehte ich mich um und begutachtete die Gestalt. Sie leuchtete in der Farbe des Innocences und war ziemlich groß. Es war heute schon zu viel passiert, als dass sie mich noch erschrecken konnte.
 

„Und das ist also der junge Mann, zu dem das Innocence aufgebrochen ist…“, sie begann mich zu fixieren.

„Hebraska, was genau ist das für ein Innocence und was hat es bewirkt?“, fragte der Abteilungsleiter.
 

Für einige Sekunden schwieg sie, so als wolle sie die richtigen Worte finden.
 

„Dieses Innocence ist sehr mächtig. Aber auch sehr gefährlich für den Kompatiblen.

Es ist das erste Mal, das ich es im Einsatz gesehen habe.

Es basiert auf Wünschen und lässt diese wahr werden. Aber es hat einen sehr hohen Preis, den der Kompatible mit Lebensenergie bezahlt.

Das ist noch nicht so dramatisch, man kann sich wieder nach und nach davon erholen, aber…“, sie warf ein Auge auf mich, „aber nach dem Dritten Wunsch verstirbt man“
 

Auf der Plattform wurde es totenstill.
 

In Gedanken ging ich noch mal ihre Worte durch. So etwas ähnliches hatte ich sowieso schon erwartet.

Ich konnte die Anspannung der Anderen spüren. Auch sie machten sich Gedanken.

Aber ich hatte genug gehört.
 

Jetzt wusste ich, was ich als nächstes tun würde.

Entschlossen formten meine Lippen ein Lächeln.
 

„Na dann wird euch das Gräflein keinen Besuch mehr abstatten…“

Komui wollte etwas sagen, doch ich unterbrach ihn mit einer Handbewegung.

„Abteilungsleiter, Komui, ich…ich habe bereits meinen Entschluss gefasst. Ich…wir…gehören nicht hierher. Das meinst du doch auch Jo, oder?“, fragend sah ich sie an und bemerkte ihr Nicken.

„Deshalb wird mein nächster Wunsch sein, dass Jo und ich wieder in unsere Welt zurückkehren. Ja – so soll es sein!“
 

Das Glühen erfüllte meinen Körper.
 


 

„Moment!“, Komuis Hand schoss verzweifelt in meine Richtung und griff ins Leere.
 

Licht umschloss mich.
 


 

...

Zu Hause

Zu Hause
 


 


 

Ein gewohntes Geräusch ließ mich aufwachen.
 

Meeresrauschen…
 


 

Sanft schwappten die Wellen an das Holz des Schiffes und ließen es kaum spürbar schaukeln.
 

„FALCO?!“, eine vertraute Stimme klang in meinem Ohr.

Ruffy!

Ich konnte spüren, wie er mich mit dem Finger antippte, so als wäre ich ein totes Tier.
 

Das war ja mal wieder typisch für ihn!
 

„Und Jo!“, ein weiteres Mitglied unserer Crew meldete sich zu Wort.
 

Fußschritte, man hörte, wie alle angerannt kamen.

Es wurde laut auf Deck.

Jemand lachte.

Die Sonne prickelte auf meiner Haut und der Duft von Essen lag in der salzigen Meeresluft.
 

Alles war wieder beim Alten.

Wir waren wieder in unserer Welt.

Wir hatten unsere Träume zurück.
 

Ich atmete tief ein und öffnete entschlossen meine Augen.

Meinen letzten Wunsch würde ich mir gut aufheben.

Ob wir den anderen von unserem Abenteuer erzählen sollten?
 

Doch im Moment zählte für mich nur noch eins:
 


 

Wir waren zu Hause.
 


 

...



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Kommentare zu dieser Fanfic (50)
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Von: abgemeldet
2009-08-03T10:26:36+00:00 03.08.2009 12:26
wow ich finde deine ff auch total cool lese gespannd weiter xD XD XD
Von:  Yuzel
2009-06-25T15:26:54+00:00 25.06.2009 17:26
Oo' boah! du kannst richtig spannend schreiben x33 schnell eine fortsetzung bitteee ><
Von:  Yuzel
2009-06-25T15:24:58+00:00 25.06.2009 17:24
schließ mich da an xD
Von:  Yuzel
2009-06-25T15:24:09+00:00 25.06.2009 17:24
wuah x33
Von:  Moyashi-chan
2009-06-21T16:53:38+00:00 21.06.2009 18:53
uiuiui, wie kommt er da jetzt wieder raus?! D=
Schreib bitte schnell weiter!
Von:  Yuzel
2009-06-16T13:20:18+00:00 16.06.2009 15:20
aha...xD *leicht verwirrt* is ja n schöner fortschritt xDD
Von:  Yuzel
2009-06-16T13:19:13+00:00 16.06.2009 15:19
ohaaaa x33 spannung~ moaaaa x33
sry, konnte nicht früher lesen und schreiben xD war aufm j-day >< xD
Von:  Yuzel
2009-06-09T12:20:45+00:00 09.06.2009 14:20
uwah! will weiter lesen >< will weiter lesen >< xDD
sryyy~ aba ich liebe deine story, die is voll spannend x33
Von:  Yuzel
2009-06-07T17:08:37+00:00 07.06.2009 19:08
aii x33 noch ein kapi~ sehr schööön !
Von:  Yuzel
2009-06-05T10:13:13+00:00 05.06.2009 12:13
Yeah, endlich gehts weitaaaaa~ x33
das zu genial, diese story x3 ich will weiterleseeen >_<


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