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Richtig schön evil (oder kurz)

Meine DÄ Kurzgeschichten Sammlung...
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Going Nowhere

Ja, ich bin wieder voll unproduktiv und komm nirgends vorran. Die kluge FF Autorin durchbuddelt dann einfach ihre Festplatte. Und hier findet sich nun ein äußert seltsamer Oneshot wieder... Dabei habe ich 'Mad World' von Gary Jules gehört (Wunderschönes Lied, manchen vielleicht bekannt aus dem Film 'Donnie Darko') und dabei einfach geschrieben, irgendwie drauflos. Entsprechend seltsam ist es :D Interpretiert so viel ihr mögt. Genug gelabert: Bildet euch selbst 'ne Meinung!

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Die Gestalt im Schein des schummrigen Licht der Straßenlaterne wirkte unnahbar, aber doch seltsam zerbrechlich. Der strömende Regen glitzerte durch den Lichteinfall und schien die große,schlanke Person nicht im Geringsten zu stören: Nur im T-Shirt bekleidet ließ sie sich komplett durchnässen. Die Regentropfen fuhren die ebenmäßigen Gesichtszüge nach, perlten über die blasse Haut und rannen den Hals hinab. Auch die blondierten und hochgegelten Haare hielten dem Wetter nicht stand, einzelne Regentropfen glitzerten immer im Licht wieder auf. Über seiner Schulter hing eine kleine, völlig abgewetzte und ziemlich hässliche, olivgrüne Reisetasche. Viele einzelne Kratzer und Dreckspuren fanden sich auf dem alten Stoff wieder, erzählten von vergangenen Reisen und erlebten Augenblicken. Selbst diese Tasche zerstörte nicht die Perfektion, die Schönheit und Anmut Jan Vetters. Eher verstärkte sie den Eindruck seiner Person, unterstrich ihn und seine Leidenschaft.

Er stand in merkwürdigem Gegensatz zu der anderen Person, die nun langsam auf ihn zulief. Völlig durchnässt, mit verstrubbelten Haaren und schleppendem Gang hatte sie etwa in etwa die Anmut eines Nilpferdes. Lange starrte sie Jan an, suchte irgendetwas vertrautes in seinem Blick. Jedoch hatte er sich abgeschottet und die grün-braunen Augen waren kalt und unnahbar, passten in den kühlen Sommerregen.

Dirk Felsenheimer wusste, wie sehr Jan es hasste, offen mit Emotionen umzugehen. Sein Blick streifte nun über die muskulösen Oberarme, beobachtete das Wettrennen des Regens auf den deutlich zu sehenden Sehnen seines Freundes.

„Es ist Zeit.“, die so unglaublich vertraute Stimme ließ ihn zusammenzucken. Schon in Drei einfachen Worten hörte er so unterschiedliche Tonlagen heraus, eine ruhige Melodie aus Worten. Sie kannten den jeweils Anderen besser als sich selbst, wussten genau was der Gegenüber dachte und fühlte. Eine Seele, gefangen in zwei Körpern.

Erneut zuckte der Ältere zusammen, die schlanken Finger seines Freundes waren unter seinen nassen Mantelärmel gewandert und umfassten sein Handgelenk.

„Ja. Du hast dich entschieden“, sagte er leise.

Ja, Jan hatte sich entschieden – Für seine größere Leidenschaft. Eine Fernbeziehung wurde noch nicht einmal in Erwägung gezogen, so etwas war nur ein zuckersüßer Wunschtraum, mehr nicht. Selbst wenn es im Herzen keine Kilometer gab, brauchte jeder das Zwischenmenschliche. Bevor alles nach und nach wie ein Kartenhaus zusammenstürzte, war dieser Weg immer noch weniger schmerzhaft.

Dirk war ihm nicht einmal ansatzweise böse, für ihn zählte, dass er glücklich war. Und wenn sein Glück weit entfernt lag, konnte er ihn auch nicht einsperren oder aufhalten. Manchmal muss man im Leben loslassen. Er hatte es stumm akzeptiert, natürlich tat es weh.

„Ich... gehe jetzt.“, seine Stimme brach kurz. Das einzige was sein Freund über sich brachte, war ein Nicken. Ruckartig drehte Jan sich um, wollte aus dem Blickfeld verschwinden.

Nein. Das war kein würdiger Abschied für ihn.

Innerhalb von Sekunden drehte sich der Kleinere um, rannte blind nach vorne und seine Stimme zerriss die kühle Sommernacht: „Jan!“

In genau dem selben Moment hatte dieser sich auch umgedreht, ebenso rennend. Wie sooft handelten und dachten sie gleich. Der Blonde warf seine alte Reisetasche achtlos auf den nassen Asphalt und stoppte den Schlagzeuger sanft, indem er seine Hände auf dessen Hüfte legte.

Die kühlen Finger schien er durch den Stoff zu spüren, genoss die Nähe und die Vertrautheit des Augenblickes.

„Pass verdammt nochmal auf dich auf. Und melde dich – auch wenn du jetzt nur noch mein Freund und nicht mehr die Liebe meines Lebens bist.“, es waren die ersten Worte in dem kurzen Gespräch, mit denen sich Dirk voll identifizieren konnte.

Eine Regung ging durch das Gesicht des Größeren, er nickte, und sein Gegenüber wusste ganz genau, dass sich mittlerweile nicht nur Regentropfen auf seinem Antlitz verirrten. Zärtlich wischte er ihm über die Wange, um den kleinen salzigen Bach zu stoppen.

„Du bist immer noch die Liebe meines Lebens“, sagte Jan jetzt fast tonlos, nach der verlorenen Fassung suchend.

Genau vor dieser Situation hatte sich der Schlagzeuger gefürchtet, gehofft dass der Gitarrist sie geschickt verhinderte. Doch jetzt standen sie hier, aneinander geklammert und seltsam hilflos.

Ein letztes Mal fühlte der Ältere die wunderbar weichen Hände auf seinen Wangen.

Er beugte sich hinab, verharrte wenige Millimeter vor seinem Gesicht. Der Kleinere konnte jede einzelne Unebenheit in den Lippen erkennen, die einzelnen Poren der reinen Haut sehen und den heißen Atem spüren. Wie betäubt starrte er in die Augen Jans, die so gequält schauten. Es zerriss ihn innerlich, aber er musste stark bleiben. Für ihn.

Um sie herum hielt die Welt für einige Sekunden die Luft an. Alles stand still, nur noch ihr Gegenüber existierte. Langsam legte Jan seine Lippen auf die des Anderen und ein letztes Mal konnte er den einzigartigen Geschmack seines Gitarristen auskosten. Bruchteile einer Sekunde später war es schon wieder vorbei.

Dirk presste sein Gesicht an den Hals des Blonden, wollte noch ein allerletztes Mal den so geliebten Geruch einatmen. Jan roch nach weiter Welt, aber doch wie Zuhause, gemischt mit seinem Aftershave.

Liebevoll strich er dem Kleineren durch die klitschnassen schwarzen Haare und formte mit seinen Lippen: „Ich liebe dich“ Es war unnötig, es auszusprechen. Sie starrten sich weiterhin an,verloren sich ineinander und merkten wie zerbrechlich die momentane Nähe war.

So schaffte Jan es gerade einfach nicht, sich von seinem besten Freund, Liebhaber und Seelenverwandten zu lösen.

Zeit für seinen Part.

Wortlos drehte der Schlagzeuger sich um und lief los. Mit schnellen Schritten, ohne Ziel und Richtung. Immer wieder musste er den Impuls unterdrücken, zurück zu blicken. Er durfte es nicht schmerzhafter machen, als es eh schon war.

Irgendwann blieb er stehen, schaute noch eine Weile durch den Regenschleier und drehte sich schlussendlich um.

Still und verwaist stand dort in der Ferne die Straßenlaterne. Ohne Jan.

Er hielt es nicht mehr aus. Fast rennend ging der Ältere den Weg zurück, stoppte erst an der Laterne. Dort ließ er sich in die Hocke sinken, holte wieder Luft und leckte sich über die Lippen, als wenn dort noch Jans Geschmack zurückgeblieben war.

Dann verschwamm die Umgebung vor seinen Augen und stille Tränen fanden ihren Weg über seine Gesichtskonturen, er hatte keine Kontrolle mehr.

Nur noch das leise Trommeln des Regens auf den Asphalt drang durch die schwarze Stille an seine Ohren.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2009-06-26T14:13:22+00:00 26.06.2009 16:13
*schluchz*
*erstmal ne gedenkminute einleg*
Worte würdigen diese KG nicht genug, darum fang ich gar nicht erst an nach adjektiven zu suchen.
Ich bin beeindruckt! Zutiefst berührt und beeindruckt!
Ich bin froh dass du auf Franz1790 gehört hast *smile*

Lg
Vanitas
Von:  Slythericious
2009-06-24T15:46:55+00:00 24.06.2009 17:46
und ich sag noch, dass sie toll ist^^
dein glück, dass du sie hochgeladen hast sonst hätt ich dir aber auch was erzählt... ;)

ich find die geschichte riiiiichtig toll <3
Von:  Toozmar
2009-06-24T10:01:48+00:00 24.06.2009 12:01
so ne Story entsteht bei dir einfach mal so? WOW o.o
ich kann greatmidori nur recht geben, einfach wunderschön.

ein teil der mir besonders gefällt: Farins muskulöse Oberarme ^^
Von:  LorenorMidori
2009-06-24T07:29:11+00:00 24.06.2009 09:29
Woooooooooooow .... !!!!

Einfach nur wunderschön, wie die beiden im strömenden Regen dastehen und versuchen, einander loszulassen...
du hast so unheimlich viel Gefühl in dieses Kapitel gelegt, dass man eine Gänsehaut bekommt! Rührt wirklich zu Tränen!!



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