Zum Inhalt der Seite

Des Teufels Weib

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

gehört an des Teufels Seite

There was a barber and his wife …
 

Er strahlte sie immer an, in seinen Augen ein unglaublicher Glanz, unbeschreiblich, voller Glück und Leben. Wenn er sie ansah.

Oder, wenn er alleine war, seinen Lebensgrund nicht an seiner Seite, dann schienen sich all seine Gedanken nur um sie zu drehen, denn er hatte genau denselben glückseligen Ausdruck in seinen Augen sie sonst auch.

Sie kontrollierte ihn vollständig mit ihrem engelsgleichen Aussehen, ihrer reinen Seele, ihrer ganzen strahlenden Tugend, und er ließ sie ruhig die Krone tragen.

Aber nein, das würde sie nie so sehen.

Der Engel Lucy Barker war wirklich der Engel, der vorgab zu sein.

Wunderbar.

Wunderschön.

Ein göttliches Wesen auf Erden und in seinen Armen.

Doch nicht nur sie, auch er war ein unsterbliches Wesen, gottgleich, in seiner Schönheit durch nichts zu übertreffen.
 

… and he was beautiful
 

Oh, und wie schön er war!

So unbeschreiblich schön!

So wunderbar dunkle Augen in seinem Gesicht mit ach so weichen Wangen, umrahmt von braunem Haar.

Und wie er sich bewegte, seine Augen schweifen ließ, über den Boden glitt als würde er ihn gar nicht berühren.

Wie der Engel, der er für mich war.

Seine Flügel umgaben sein ganzes Sein, nicht nur ihn, sondern auch Lucy und ihr Kind.

Eine Familie aus diesen strahlend weißen, unvergleichlichen und ach so unschuldigen Wesen.

Doch er – nur er – war das schönste von ihnen, das beste, das unglaublichste – nur wusste er selbst nichts davon.

Ging es um sie, war er blind für den Rest der Welt.
 

A proper artist with the knife …
 

Nach ihr gab es nur eine Sache auf der Welt, der er solches Augenmerk schenkte, ihm jedoch das Licht nicht nahm wie sie, sondern ihn vielmehr im gleißend hellen Licht ertränkte.

Voller Glückseligkeit nahm er seine besonderen Messer in die Hand und ließ seine Hände Wunder wirken.

Kunstwerke formte er geschickt und in kürzester Zeit und mit unmenschlicher Präzision.

Es war ein ungemeines Vergnügen, ihm bei seiner Kunst zuzusehen.

Wie er die Hände bewegte – bezaubernde Gesten, die jeden Zuschauer in ihren Bann zogen.

Und mich besonders.

Ein Barbier wie ein Gott.
 

… but they transported him for life …
 

Ein Gott, gefangen in einem menschlichen Körper und all seiner Kräfte beraubt, die ihn hätten retten können.

Der andere Engel, Lucy, blieb der Welt nicht verborgen und Männer holten ihn, um sie zu befreien.

Er war weg.

Sie blieb, fiel nicht aus dem Himmel, flog nur nicht mehr.

Ihre Flügel blutig, die Federn in absurden Winkeln vom Fleisch abstehend. Ihre Schritte nur noch lahm und schlurfend auf dem Boden, nur noch eingehüllt in der schwach scheinenden Grazie ihrer Tochter.

Er war weg und sie erhielt ein fürchterliches Schicksal.

Ein Leben in den Händen eines Mannes, der für ihren Untergang sorgen würde.

Und für den des Kindes …
 

… and he was beautiful
 

Er war weg.

Ich sah ihn nicht mehr. Nie wieder.

Unendlich viele Jahre lang nicht – wie entsetzlich sie sich zogen! Und für jenen Engel mit dem blutigen Flügel noch mehr, der sich mit Arsen das Leben zu nehmen versuchte und scheiterte.

Vom geliebten Gottvater dazu verdammt, weiter auf der Erde zu wandeln und sich an nichts mehr zu erinnern … nur noch wage, dunkle Bilder, die flimmerten und keinen Sinn ergaben.

Das sagte sie mir, dann vergaß sie mich und ihre Familie.

Nichts von Bedeutung mehr und ich wartete.

Der Mann, den ich geheiratet hatte, verstarb und obwohl ich ihn geliebt hatte … auf die ein oder andere Weise, war jener Mann …

Doch er war weg.
 

Für fünfzehn Jahre.
 

Und jetzt war er wieder vor mir.
 

„Barker war sein Name. Benjamin Barker.“

„Was war sein Vergehen?“

„Einfältigkeit.“
 

Er sah es nicht.

Sah nicht, wie ich in diesen dunklen Augen den Mann erkannte, für den ich er sich nicht mehr hielt. Der er nicht mehr war.

Damals, ja, damals war er einfältig gewesen, naiv, zu nichts zu gebrauchen außer seiner Kunst, weil er geblendet war von dem tugendhaften Glanz seiner Lucy.

Der Frau, dem blutenden, dem schmutzigen Engel, der am Boden kroch.

Ich erzählte ihm von ihrem Schicksal, aber nicht davon, dass sie noch lebte.

Ich war kein Engel, nie einer gewesen.

Ich war nicht tugendhaft.

Warum sollte ich diese Kleinigkeit erwähnen?

Doch es war genug.

Und oh, wie sehr es ihn traf!

Wie sehr er doch um ihr scheinbares Ableben trauerte!

Nur weinen tat er nicht.

Keine Träne floss über diese ach so weichen Wangen.

Dieser neue Engel konnte nicht weinen und deswegen sprach ich’s aus.
 

„Sie sind’s also doch! Benjamin Barker!“
 

Doch nein, so sagte er, dieser Mann existiere nicht mehr.

Nur noch dieser Mister Sweeney Todd.

Es könnte kaum offensichtlicher sein.

Sweeney Todd war Benjamin Barker. Benjamin Barker war Sweeney Todd.

Vor fünfzehn Jahren, als ihn das letzte Mal sah, da strahlte er, wirkte so lebendig und die Sonne glänzte in seinem braunen Haar.

Jetzt war es furchtbar schwarz wie die Nacht, eine weiße Strähne verflocht sich von seiner rechten Schläfe ins dunkle Haupthaar. Es absorbierte jede Form von Licht, war undurchschaubar wie seine Augen, jeglichen Glanz verloren, jede Spur von Naivität war mit seiner Lucy, dem tot geglaubten Engel, gegangen.

Und er selbst.

Ein Engel? Nein, nimmermehr.

Nicht dieser Sweeney Todd.

Der Engel, der hell leuchtende Benjamin Barker hatte, wo auch immer er gewesen sein mochte, seine Flügel verloren, vollständig.

Große, tiefrote Narben zierten seinen Rücken, sein heiliger, tugendhafter Schein war all den dunklen Taten mit ihrem bitteren Nachgeschmack gewichen.

Eine pechschwarze Aura umgab ihn und zog all das an, was genauso schwarz war wie er.

Er war kein Engel mehr.

Er war in etwas vollkommen anderes verwandelt worden, das einzig gemeinsame mit dem Engel, der er war, waren die verblassenden Erinnerungen, auf deren völliges Verschwinden ich sicherlich nicht lange warten musste.

Der gefallene Engel, der Teufel, würde mein sein, wie es der Engel auch hätte sein müssen.

Aber ich war wirklich nie ein Engel gewesen.

Ich hätte ihn mit nichts halten können.

Doch nun, da er Teufel war, gehörte er an meine Seite.

Der Teufel zu des Teufels Weib.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  SweeneyLestrange
2009-02-11T18:51:13+00:00 11.02.2009 19:51
Fantastisch *schmacht*
Ich bereue es wirklich sehr, dass ich deine FF nicht doch schon eher gelesen habe, wie ich es mir die ganze Zeit über immer vorgenommen hatte >.>
Du hast es wunderbar geschafft, aus Mrs Lovett's Sicht, diese eine kurze Szene zu beschreiben. Ihre Gedanken sind sehr glaubwürdig und nachvollziehbar.
Aber ihre (eigentlich deine ^^;) Beschreibungen erst...
Ich liebe sie, diese Vergleiche die du mit den einzelnen Chrakteren machst. Sie sind so passend und verleihen dem Ganzen wieder etwas Neues, geradezu Überirdisches und lassen für mich den Charakter Benjamin Barker/Sweeney Todd nur noch interessanter werden.
Das war wirklich eine tolle FF. Mach weiter so!

lg -Hakura
Von:  Jimmey
2009-02-10T19:30:47+00:00 10.02.2009 20:30
Wundervoll <3
Sehr schön geschrieben und alles passt perfekt zusammen ~

lG
Gwen
Von:  behrami
2009-01-17T23:53:26+00:00 18.01.2009 00:53
Sehr schöner Stil, ganz ehrlich, ich liebe Gedankenfluss.
Gefällt mir sehr gut, wie du Lovetts Aktion im Film ein Recht gibst.
So hab ich es noch nicht betrachtet, aber jetzt bin ich voll uns ganz deiner Meinung, dass genau dies ihre Grüne und Gedanken waren.
Erfreut nehme ich die Songfic in meine Favoritenliste auf :D
Herbi♥
Von:  il_gelato
2009-01-17T20:15:14+00:00 17.01.2009 21:15
Schön geschrieben.
So habe ich mir ihre Gedanken immer vorgestellt.

Wirklich gut!!!!!


Zurück