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Himmel und Hölle

von

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Ängstlich hinter sich schauend rannte Dayla durch den dichten Wald. Die Äste knacken und die Blätter raschelten unter ihren Füßen. Ihr Herz klopfte wie wild, vor Angst und auch durch ihre Atemlosigkeit. Ihr Blut dröhnte in ihren Ohren.
 

Es sollte ein ganz gemütlicher Spaziergang durch den herbstlichen Wald werden. Dayla hatte ihr Auto wie üblich am beliebten „Wildsau“ geparkt. Sie selbst hatte noch in diesem Lokal gegessen aber sie hatte schon oft gehört, dass es dort die besten Wildgerichte geben sollte, vom Besitzer des Lokals persönlich erlegt. Natürlich hatte sie bis zum frühen Nachmittag gewartet, damit sie sicher sein konnte, keinem Gast den Parkplatz zu stehlen. Jetzt war die Mittagszeit vorbei und das Lokal bis zum frühen Abend geschlossen.

Nachdem sie ihre Gummistiefel angezogen und den Wagen abgeschlossen hatte, war der MP3-Player dran. Umständlich entwirrte sie das Kopfhörerkabel und steckte sich die Knöpfe in die Ohren. Wie üblich fiel der rechte zweimal wieder heraus, bevor er endlich stecken blieb. Als sie das Lied gefunden hatte, mit dem sie im Auto aufgehört hatte, spazierte sie los.

Der kurze Weg durch den Wald war nass und rutschig. Mehrmals konnte sie sich gerade noch halten. Die große Pfütze umging sie lieber. Es soll ja vorkommen, dass so ein Loch viel tiefer ist, als man erkennen kann. Sie hatte nicht die geringste Lust, bis zum Hals im schlammigen Wasser zu stecken.

Am Feldweg angekommen sah Dayla sich zuerst um, ob auch niemand im näheren Umkreis unterwegs war, der sie eventuell hätte hören können. Schon nach den ersten Metern konnte sie weit über die Landschaft blicken und stellte befriedigt fest, dass außer ihr selbst niemand in der Nähe unterwegs war. Lächelnd ging sie langsam den Feldweg hinauf und begann, lautstark die Songs aus ihren Kopfhörern mitzusingen.

Etwa auf der Hälfte des Feldwegs begann ein besonders ruhiges langsames Lied in gälischer Sprache. Sie verstand zwar kein Wort, sang den Text aber trotzdem nach Gehör mit. Sie hatte den Song inzwischen so oft gehört, dass es keine große Schwierigkeit war. Allerdings blieb sie diesmal stehen. Bevor sie anfing zu singen, sah sie sich noch einmal ganz genau um – niemand war zu sehen, wunderbar!

Aber ein Irrtum…
 

So spät hatte Kieran noch nie Mittag gegessen. Es war bereits drei Uhr nachmittags und die meisten Leute würden bald mit Kaffee und Kuchen beginnen. Aber was sollte er schon dagegen tun? Wenn man bis zehn Uhr im Bett blieb und dementsprechend spät frühstückte, hatte man eben nicht so schnell Hunger auf Mittag. Selbst für die Zeitung war er heute zu müde gewesen. Aber was passierte schon in einem kleinen Kaff wie Dahlhof?

Im „Wildsau“ war nichts los, kein Wunder um diese Zeit. Er konnte von Glück reden, dass er Pepe, den Wirt, kannte, sonst hätte er jetzt kein Wildgulasch mehr bekommen. Aber als der Kierans zerknittertes Gesicht und die tiefen Ränder unter seinen Augen gesehen hatte, war sein Herz weich geworden.

„Danke, dass Du mich noch reingelassen hast, Pepe. Ich hab absolut nichts mehr zuhause und versuch Du mal, sonntags einzukaufen - komplett unmöglich.“

Der Wirt brachte ihm noch eine Cola, jedoch nicht, ohne ihn darauf hinzuweisen, dass man zu Wildgulasch eigentlich nur Burgunder tränke.

„Du weißt doch, dass ich keinen Wein mag.“ Doch gerade, als Pepe ihm vorwerfen wollte, er würde wahrscheinlich eher Bier bevorzugen, fuhr draußen ein Auto vor. Beide Männer sahen interessiert aus dem Fenster. Pepe lächelte, er kannte die junge Frau da draußen, die gerade dabei war, sich Gummistiefel anzuziehen. Zwar hatte er keine Ahnung, wer sie war aber sie war nicht zum ersten Mal hier.

Kieran sah ebenfalls eine Frau, die sich gerade mit Mühe in lilafarbene Gummistiefel hineinarbeitete aber er konnte ihr Gesicht nicht sehen. Erst als sie die Autotür schloss, sah er ihr Gesicht und war wie verzaubert. Mit verträumtem Blick beobachtete er sie, wie sie sich mit dem Kabel eines Kopfhörers abmühte, das sich offensichtlich arg verknotet hatte, und fragte Pepe: „Wer ist das? Kennst du die?“ Aber Pepe konnte ihm nur sagen, dass sie schon öfter hier geparkt hatte, um dann die Straße hinauf zu gehen. Pepe wusste nicht einmal, wohin sie ging.

„Ich krieg´s raus!“ meinte Kieran entschlossen, legte einen Zwanziger auf den Tisch und rannte dann wie ein Blitz Richtung Tür. „Den Rest kannst Du behalten!“ rief er Pepe noch zu, dann war er verschwunden. Pepe grinste und räumte den Tisch ab, um endlich mal seine Sonntagszeitung zu lesen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Caro-kun
2009-02-14T11:23:55+00:00 14.02.2009 12:23
Ohne meinen MP3-Player geh ich auch nie spazieren.
Ohne Musik ist es einfach nur ätzend.

Ich mag deinen Schreibstil und, wie individuell du jeden einzelnen deiner Charaktere gestaltest ^^



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