Zum Inhalt der Seite

Drachenkind

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ich werde dieses Mal nichts am Ende sagen. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich glaube es ist besser, wenn die Worte für sich wirken und sprechen.

Hier möchte ich Danke sagen und zwar an alle, die die FF lesen, sie als Favos habe und mir Kommis schreiben. Ich hoffe, dass bleibt auch weiterhin so.^^

Aber nun will ich auch nicht weiter aufhalten. Viel Spaß.

lg maidlin

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Danach...

Es war wie eine Explosion, die er auf seinen Lippen fühlen konnte und mit jeder neuen Bewegung, mit jeder neuen Berührung, geschah es wieder und wieder. Es war ein Gefühl, wie er es noch nie erlebt hatte. So unbeschreiblich, so unwirklich und doch spürte er es tief in sich. Ein Gefühl, dass er nicht wieder gehen lassen konnte und wollte.

Ihre Lippen waren so zart, so weich und so warm... so viel süßer, als es Himbeeren je sein konnten.

Dracos Hand berührte ihre Taille und er zog sie ein wenig an sich. Dann fuhr er mit der Hand nach oben und fasste sie am Rücken. Ihr Körper war trotz des nassen Kleides ebenfalls unglaublich warm und sie zu berühren, fühlte sich unter seinen Fingerspitzen so gut an, dass er sich unwillkürlich fragte, wie es wohl sein würde, wenn er ihre bloße Haut berührte. War sie genauso weich wie ihre Lippen? Unter seinen Fingern prickelte es genauso heftig, wie in seinem Körper. Er wollte mehr davon und doch wusste er nicht, wie er es bekommen sollte. Also küsste er sie weiter und hoffte dieses andere Verlangen, welches in ihm aufstieg, irgendwie befriedigen zu können.
 

Annies Kopf drehte sich. Er schien wie leer und doch wurde er nur von diesem einen Gedanken erfüllt: Er küsste sie.. und sie erwiderte es! Das war... Das ist... sie konnte nicht klar denken. Alles was sie spüren und fühlen konnte, waren die Lippen auf ihren Mund und die Berührung seiner Finger auf ihrem nassen Kleid. Wie wunderschön es sich anfühlte, wie sehr sie es genoss...
 

Der Kuss selbst war vorsichtig und zärtlich. Beide ertasteten die Lippen des anderen, als würden sie von einer unbekannt Frucht kosten, die sie sofort verführte. Ihre Körper begannen zu zittern, doch keiner vermochte zu sagen, ob es nun wegen des Kusses selbst oder der Kälte wegen war, die langsam durch ihre nasse Kleidung kroch.

Nach einer Ewigkeit, wie es den beiden schien, lösten sie sich voneinander. Ihre Lippen bebten und nur zögerlich sahen sie sich in die Augen. Annie wusste noch immer nicht, was sie denken sollte. Er hatte ihr den ersten Kuss geraubt und doch bereute sie es nicht. Schöner konnte es nicht sein. Aber... warum hatte er es getan?
 

Draco war überwältigt von der Erfahrung, die er gerade gemacht hatte. Nie hätte er es für möglich gehalten, dass ein Mensch so empfinden konnte, dass ein Kuss so sein würde. Er wollte sie noch einmal schmecken. Es war ihm, als könnte er nie genug davon bekommen. Draco beugte sich erneut über sie und wollte gerade seinen Mund auf ihren senken, als sie ein plötzliches Grollen und Donnern auseinander riss.

Gleichzeitig sahen sie nach oben und starrten auf eine schwarze, bedrohliche Wolkendecke. Sie hatten nicht bemerkte, wie sich der Himmel über ihnen verdunkelt hatte.

Im nächsten Moment sahen sie einen hellen Blitz den Himmel durchzucken und ruckartig richten sie sich auf. Einzelne Tropfen begannen von Himmel zu fallen, die sich rasch vermehrten und immer härter auf dem Boden aufschlugen. Es wurde schnell zu einem Wolkenbruch.

„Wir müssen zurück!“, schrie Annie durch ein weiteres Donnergrollen. Bei diesem Wetter, im Wald, zwischen all den Bäumen zu sein, war die reinste Gefahr für sie beide. Zu leicht könnten sie von einem Blitz getroffen werden.

So schnell sie konnten liefen sie in die Hütte zurück, wobei Draco ihr voraus war. Doch Annie dachten während all der Zeit nur an das, was geschehen war. Sie fragte sich nach dem warum. Warum hatte er sie geküsst? Wusste er überhaupt was er getan hatte? Was es bedeutete? Was es für sie bedeutet? Sicher er mochte sie, aber reichte dieses Gefühl bereits für einen Kuss? Was empfand sie?

Als sie die Hütte endlich erreicht hatten und Annie die Tür hinter sich zugeschlagen hatte, kannte sie die Antwort auf die Frage nach dem warum. Draco hatte es doch selbst gesagt. Er hatte nur wissen wollen, wie es sich anfühlte. Er wollte endlich wissen, was ein Kuss war. Deswegen hatte er es getan.

Hastig ging sie zum Ofen, um ein Feuer zu entwachen, doch ihre Gedanken beherrschten sie. Er hatte es nur aus Neugier getan. Ganz gewiss nicht, weil er sie begehrte oder gar... liebte, wagte sie zu denken.

Sie wurde wütend. Er hatte sie nur benutzt!

Zornig warf sie die Holzscheide in den Ofen und entzündete es mit einem einzigen Wort. Sie hatte nicht die Kraft, das Feuer auf nicht-magische Weise anzuzünden, wie sie es sonst bevorzugte. Die Ofenklappe schlug sie mit einem lauten Knall zu.

Draco hatte sie beobachtete und gesehen, wie sich ihre Augenbrauen immer mehr zusammengezogen und sich kleine Fältchen auf ihrer Stirn gebildet hatte. Er hatte diesen Ausdruck schon einmal bei ihr gesehen. Damals als er das erste Mal sprach. Sie war wütend gewesen, aber warum jetzt?

„Bist du jetzt endlich zufrieden?!“, schrie sie ihn dann fast an und Draco zuckt für einen winzigen Augenblick überrascht zusammen. „Weißt du jetzt endlich, was ein Kuss ist?!“

Fassungslos starrte Draco sie an. Er konnte sich ihren Gefühlsausbruch und ihre Wut nicht erklären.

„Das darf nie wieder passieren! Nie wieder! Hast du verstanden?!“, sagte sie eindringlich.

„Warum?“, fragte er sie mit monotoner Stimme. Draco verstand sie nicht. Was war geschehen? Dieser... Kuss... Sie hatte ihn doch... sie hatte es zugelassen oder nicht... Er konnte sich nicht vorstellen, dass ein Kuss, der sich für ich so gut angefühlt hatte, der für ihn so unbeschreiblich schön war, für sie so etwas schreckliches gewesen sein sollte.

„Weil... weil ich... Ich möchte es nicht! Du hast mich nur benutzt! Du wolltest nur wissen, wie es sich anfühlt, nicht weil du... Ich... Nie wieder!“

„War es denn so schrecklich für dich?“, fragte er sie gerade heraus. Seine Miene verhärtet sich, dass sah sie ganz deutlich. Seine Augen begannen zu funkelt und Annie erkannte, dass er ebenfalls wütend wurde. Aber es war ihr egal. Es war wahr, was sie sagte und doch... wünschte sie, dass er ihr wiedersprechen würde. Dass er ihr sagen würde, dass er es nicht nur wegen seiner Neugier getan hatte. Sie wünschte sich, dass er ihr sagte, dass er...

Oh..., fuhr es ihr durch den Kopf. Sie hatte sich... Wann... Wieso... Warum... fragte sie sich durcheinander.

„Annie!“, sagte er und es war eindeutig, dass er eine Antwort verlangte. Annie fand sogar noch den Gedanken, zu bemerken, dass es das erste Mal war, dass er regelrecht eine Antwort von ihr forderte. Bisher hatte er das nie getan. Doch das war unwichtig.

„Das...“, begann sie zaghaft und wusste nicht so recht was sie antworten sollte. Dabei hatte sie die Antwort doch gerade gefunden. Aber was brachte es ihr, es ihm zu sagen? Er würde es vielleicht nicht einmal verstehen. Wie sollte sie ihm antworten, ohne ihn zu belügen? „Das hat damit nichts zu tun!“, antwortete sie schließlich und wurde erneut lauter. Dieses Mal unbeabsichtigt. „Du hast mich nur benutzt, um deine Neugier zu befriedigen. Du weißt jetzt, was ein Kuss ist und das reicht. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen! Ich will nicht mehr darüber reden.“ Ihre Stimme brach bei den letzten Worten, denn sie spürte, wie sehr sie sich damit selbst verletzte und sie sah vor allem, wie sehr sie ihn damit verletzte. Etwas in ihrer Brust schnürte sich zu.

„Denkst du ich würde es nicht verstehen?“, hörte sie ihn mit eisiger Stimme fragen. Schockiert hob sie den Kopf und sah in seine kalten Augen, die sie zu durchbohren drohten. Ein Blick, den sie schon lange nicht mehr gesehen hatte.

„Nein,... Ich... Ich verstehe es doch selbst nicht. Dass...“, sagte sie stockend und wandte den Blick von ihm ab.

„Wie du meinst.“, sagte er schneidend und drehte sich dann ebenfalls um. Erneut fühlte sie ein Stechen in ihrer Brust. Annie setzte sich neben den Ofen und hoffte, dass ihre Kleidung schnell trocknete. Sei wusste, dass es klüger wäre die Sachen zu wechseln. Auch Draco sollte das tun. Doch gleichzeitig wusste sie, dass es aussichtslos war jetzt mit ihm darüber zu reden. Sie hatte nicht die Kraft dazu, es ihm zu erklären und sie bezweifelte, dass er ihr überhaupt zuhören würde. Also saß sie weiterhin neben dem Ofen.

Schnell begann sie zu zittern. Nicht, weil ihre Kleidung nicht trocknete, sondern wegen dem was vorgefallen war. Vielleicht hat er es doch getan, weil er mehr für sie empfand... Das versuchte sie sich einzureden und doch gelang es ihr nicht. Sie wusste inzwischen sehr gut, dass Draco immer sprach, was er dachte. Er war immer ehrlich.

Warum musste das alles passieren?, fragte sie sich. Warum konnte nicht alles so bleiben, wie es war? Warum musste sie sich in ihn... Warum hatte sie sich auch küssen lassen? Sie war ja selbst schuld! Sie spürte noch immer seine Lippen und erneut durchfuhr sie dieses Kribbeln. Ein so schönes Gefühl, dass für sie von nun an wohl immer einen bitteren Beigeschmack haben würde.
 

Draco verstand wirklich nicht, was das alles zu bedeuten hatte. Aber was das schlimmste für ihn war, war, dass er selbst nicht wusste, warum er es getan hatte. Er erinnerte sich, wie sie im Gras lag, wie schön sie ausgesehen hatte, wie rot ihre Lippen gewesen waren... Er hatte sie berühren wollen... Doch warum hatte er sie geküsst? Sie war so schön...

Er hatte es nur getan, weil er wissen wollte, was ein Kuss war. Aus keinem anderen Grund!, sagte er sich selbst.

Aber er hätte nie erwartet, dass es so sein würde. Er musste sich eingestehen, dass ein Kuss der Menschen, durchaus etwas schönes und angenehmes war. Etwas, was es bei seiner Art nicht gab. Er bereute die Erfahrung nicht und doch ärgerte es ihn, dass sie so reagiert hatte. Ihre Worte nagten an ihm. Warum? Sie hatte doch recht. Er hatte es doch wirklich nur getan, um zu erfahren, was ein Kuss ist.

Oder etwa nicht?
 

Den Rest des Tages verbrachten sie größtenteils schweigend und auch in der Nacht stand es außer Frage, dass sie neben einander schliefen. Doch Annie konnte kaum schlafen, zu sehr beschäftigen sie ihre eigenen Gefühle, denen sie sich an diesem Tag bewusst geworden war. Wie hatte es so weit kommen können? Was sollte sie jetzt tun? Sie war den Tränen nahe. Es war aussichtslos. Warum gerade er?

Der Regen hatte aufgehört und sie musste heftig schlucken. Konnte sie noch ein paar weitere Monate mit ihm zusammenleben? So wie sie es bisher getan hatten? Sie wusste es nicht. Was sollte sie erst tun, wenn er nicht mehr bei ihr war? Sie würde ihn schrecklich vermissen, das wusste sie jetzt schon. Wie schnell doch ein Jahr vergehen konnte...

Also war es wohl doch besser, wenn sie diese Gefühle nicht zu ließ, wenn sie sie für immer in ihrem Herzen einschloss, in der Hoffnung, dass sie irgendwann verschwinden würden. Gegen ihren Willen entrann ihr ein Schluchzen und mit der Hand wischte sie die Träne weg, die sich doch hatte aus ihrem Auge stehlen können. Sie sah kurz zu Draco, bevor sie sich umdrehte und endlich einschlief.

Doch Draco schlief noch nicht. Er hatte sie gehört. Er wusste, dass sie geweint hatte. Doch er wusste nicht warum. War es wirklich wegen dem Kuss? Fand sie es wirklich so schlimm? War es, weil sie nicht miteinander sprachen? Aber sie war doch diejenige, die wütend gewesen war. Nein, er verstand sie nicht. Doch ihr Weinen, schmerzte ihn selbst und er wünschte sich, dass er es beenden könnte. Aber warum sollte er das tun? Wie sollte er das tun? Es war besser, wenn sie sich erst einmal nicht mehr so Nahe kamen. Er wusste nicht, was er tun würde, wenn es so wäre. Das Verlangen nach einen weitern Kuss, war im Verlauf des Tages stärker geworden. Draco konnte es sich nicht erklären. Er wusste doch nun, was ein Kuss war. Warum wollte er es dann noch immer? Was war das für ein Gefühl, das ihn beherrschte?

Er schloss die Augen. Bald, schon bald, würde er wieder er selbst sein, würde er das sein, was er wirklich war. Er wusste, dass er die Erinnerung an diese Gefühle mitnehmen würde und doch glaubte er, dass sie ihn dann nicht mehr beherrschen würden. Das würde er nicht zulassen.
 

Am nächsten Tag war ihr Verhältnis noch immer sehr angespannt. Sie wechselten kaum ein Wort miteinander und sie schafften es schon gar nicht sich gegenseitig in die Augen zu sehen. Zumindest war es Annie, die seinem Blick immer wieder auswich. Doch wenn sie sich für einen Moment ansahen, dann waren seine Augen meist so kalt, wie zu Beginn und sie wusste, dass sie daran Schuld hatte.

Möglicherweise hatte sie ihn doch ungerecht behandelt. Er konnte schließlich nicht dafür. Sie hatte ihn ja in einem Menschen verwandelt. Es war doch nur verständlich, dass er wissen wollte, wie die Menschen funktionierten, was sie taten und wie. Immerhin würde er noch ein paar Monate ein Mensch bleiben. Außerdem wusste sie doch, dass er alles immer ganz genau wissen wollte. Vielleicht sollte sie sich einfach bei ihm entschuldigen. Sie würde diese Spannung zwischen ihnen nicht mehr länger ertragen können, dass wusste sie. Ihre Gefühle würde sie in Zaum halten müssen. Das konnte sie. Er würde nichts merken. Es würde so sein wie vorher, überlegte sie.

Gleichzeitig wusste sie aber, dass das nicht möglich war. Jetzt, da sie wusste, was sie für ihn empfand, würde sie ihn immer mit anderen Augen sehen. Aber es nicht mehr lange. Dann würde er aus ihrem Leben verschwinden und sie würde wieder allein sein. Allein der Gedanke daran erfüllte sie mit Traurigkeit.

Es war nach Mittag und Draco war noch in der Hütte. Er schlief, was Annie sehr verwunderte, aber vielleicht machte ihm auch nur das heiße Wetter zu schaffen, versuchte sie sich weiszumachen. Dabei wusste sie sehr genau, dass es eher ihr Verhalten gewesen war, was ihn verwirrte. Sie hing gerade die Wäschen zum Trocknen auf, als sie plötzlich Pferdehufen hören konnte. Annie fragte sich für einen Moment, ob das möglicherweise Alexander war, der ja einen früheren Besuch versprochen hatte. Doch es waren zu viele Pferdehufen, die sie hören konnte. Sie ließ die Arme sinken und sah in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Schon bald konnte sie die Pferde nicht nur hören, sondern auch sehen.

Es waren vier Pferde, die alle von prunkvoll gekleideten Männern beritten wurden. Annie bemerkte, dass der Mann, der etwas weiter vor den anderen ritt, noch prächtiger gekleidet war, als seine Begleiter. Er trug ein schimmerndes blaues Gewand und um seinen Hals und an den Fingern, konnte sie Gold aufblitzen sehen. Verwunderte blickte sie die Männer an, die vor ihr zum stehen kamen.
 

In der Hütte erwachte Draco schlagartig. Er hatte die Pferde gehört. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn. Leise richtete er sich auf und lauschte den Geräuschen draußen. Sein Herz schlug auf einmal schneller und er wusste, dass etwas nicht stimmte.
 

Die vier Herren standen nun mit ihren Pferden genau vor Annie und nachdem sie sie einen Moment gemustert hatten, stiegen sie von ihren Pferden. Der Link von ihnen wollte auf sie zugehen, doch eine Handbewegung des ersten Reiters – der in der prunkvollen und edlen Kleidung - ließ ihn stehen bleiben. Annie wusste nicht recht, was genau geschah. Noch nie hatte sie diese Personen gesehen. Der erste Reiter kam nun auf sie zu und je näher er kam, desto bessre konnte Annie ihn erkennen. Mit dem ganzen Gold, was ihn und seine Kleidung schmückte, wirkte er reichlich überladen und Annie konnte nicht anders, als zu denken, dass es ihn noch rundlicher, um nicht zu sagen dicker, wirken ließ und vor allem unsympathischer.

„Guten Tag die Dame. Mein Name ist Sir John Barrington.“, begrüßte er sie höfflich aber mit einem merkwürdigen Unterton in der Stimme.

„Sehr erfreut mein Herr. Mein Name ist Annie.“, antwortete sie ebenso höflich und verbeugte sich leicht. Sie hatte das Gefühl, dass es vielleicht besser war, ihm nicht ihren richtigen Namen zu nennen. Sie sah ihm das erste Mal ins Gesicht und sie begann sich unweigerlich vor ihm zu ekeln. Nicht nur dass es völlig aufgequollen und mit lauter Schwielen und Narben versehen war, es war überseht von Pickeln. Einige davon waren bereits eitrig. Manchen waren anscheinend mit dreckigen Fingernägeln aufgekratzt worden und Annie sah die Bluttröpfchen, die sich darauf gebildet hatten. Seine Augen waren sehr klein, aber vor allem wässrig und trüb und dennoch wirkten sie gefährlich auf sie. Seine Nase war dagegen zu groß und zudem leicht schlief. Der Mund war fleischig und als er sprach hatte sie seinen schlechten Atem riechen können. Wahrscheinlich hatte er nicht einen gesunden Zahn mehr im Kiefer, dachte sie kurz. Alles in allem, fand sie diesen Mann einfach nur abstoßend. Doch man sollte Menschen auch nicht nach ihrem äußeren beurteilen, ermahnte sie sich selbst. Vielleicht täuschte dieser Eindruck auch nur. Sie wusste nicht, dass es noch schlimmer kommen würde.

„Ihr Name ist mir bekannt. Ich habe viel von ihnen gehört.“, gab Barrington zurück.

Erstaunt blickte Annie ihn an. Nur ihre Familie wusste, dass sie hier lebte und auch nur sie kannte den Weg zu ihr.

„Woher denn, wenn ich fragen darf, Sir?“

„Nun, ich habe ihren Bruder vor einer Weile kennengelernt und er hat oft von seiner schönen Schwester erzählt, die allein im Wald lebt. Was die Schönheit betrifft, so hat er in keinster Weise übertrieben.“, schmeichelte er ihr.

Bei diesen Worten wurde Annie stutzig. Warum hatte Alexander ihr nicht davon erzählt? Und warum gab er sich mit solch einen Mann ab? Ihr Bruder pflegte nur einen angemessenen Umgang für ihre Familie und Annie schien es, als gehörte dieser Mann nicht dazu.

„Vielen Danke, Sir.“, antwortete sie und senkte leicht den Kopf, „Aber sagt, was verschafft mir die Ehre eures Besuches?“

Barrington lachte kurz auf. Ein Lachen, dass ihr überhaupt nicht gefiel und schlecht in ihren Ohren klang. „Nun, um ehrlich zu sein, ich hoffte, dass sie mir vielleicht in einer Angelegenheit behilflich sein könnten. Ihr Bruder erzählte mir, dass sie schon länger in diesem Wald leben, stimmt das?“

„Ja, Sir. Wie kann ich ihnen helfen?“ Ihre Stimme war noch immer höflich, doch je länger dieser Mann vor ihr stand, desto weniger Sympathie konnte sie für ihn aufbringen. Ihr fielen seine fettigen und ungepflegten Haare auf und er selbst roch, als hätte er schon länger kein Wasser und Seife mehr gesehen.

„Nun, es verhält sich so, dass ich im letzten Jahr einen Drachen jagte. Ein prächtiges Exemplar und fast hätte ich ihn auch erlegt, doch leider ist es mir doch irgendwie entkommen. Ich hatte ihn bereits schwer getroffen und es war noch eine Frage der Zeit, bis wir ihn endgültig bezwungen hätten, doch plötzlich war er verschwunden. Ich gehe davon aus, dass er hier im Wald irgendwo zum Absturz gekommen ist. Den ganzen Winter und Frühjahr habe ich bereits nach ihm gesucht oder besser gesagt, nach dem was von ihm übrig ist. Viel kann es nicht mehr sein.“ An dieser Stelle musste er über seinen eigenen Witz lachen, während aus Annies Gesicht immer mehr die Farbe verschwand. „Leider war ich erfolglos, aber dann traf ich ihren Bruder und er sagte, dass sie schon seit mehr als einem Jahr hier lebten. Ich habe gehofft, sie haben dieses Tier vielleicht gesehen, seinen Kadaver vielmehr. Bei der Größe müsste es ihnen doch aufgefallen sein.“

Annie schluckt heftig und schüttelte mühsam den Kopf. Sie wusste genau worum es hier ging. Nein, um wen es hier ging.

„Nein, ich... Es tut mir leid...“, stammelte sie. Sie atmete einmal tief durch und sprach dann gefasst und so sicher wie möglich weiter. „Wenn sie mich fragen, ob ich einen Drachen gesehen habe – ob nun tot oder lebendig – muss ich sie enttäuschen. Ich habe nichts der gleichen gesehen. Das ganze Jahr über nicht. Mir ist nichts ungewöhnliches aufgefallen.“, Nun war ihre Stimme nicht mehr so höflich, wie zuvor. Sie wollte, dass dieser Mann so schnell wie möglich verschwand und betet inständig, dass Draco noch schlafen würde.

„Schade. Ich dachte ich hätte ihn endlich. Sie waren meine letzte Hoffnung. Trotzdem vielen Dank.“, sagte er und lächelte falsch. Diese Antwort war alles andere, als er erwartet hatte.

Er war gerade im Begriff wieder zu seinem Pferd zu gehen, als Annie ihn noch einmal zurück hielt.

„Was für ein Drache war es denn?“, sprach sie hastig. „Dann werde ich in Zukunft Ausschau halten.“, fügte sie ruhiger hinzu.

„Es war ein ganz besonderer Drache.“, antwortete Barrington und seine Stimme geriet in Verzückung. „Einer der seltenen Monddrachen. Seine Schuppen glänzen im Schein das Mondlichtes wie reines Silber. Er ist etwas ganz besonderes und ich muss ihn haben!“ Seine Augen funkelte und Annie bekam Angst. Ihre nächste Frage bereute sie bereits, noch bevor sie sie überhaupt gestellt hatte. Es schnürte ihr die Kehle zu.

„Was werden sie mit ihm machen, wenn sie ihn endlich haben?“

„Ich will den Kopf!“ Seine Stimme überschlug sich vor Erregung fast dabei. „Ich will ihn mir in meinen Empfangssaal hängen. Jeder soll sehen, wie mächtig, stark und unbezwingbar Sir John Barrington ist. Aus seinen Schuppen werde ich mir eine Rüstung machen lassen, um in jeder Schlacht unbesiegbar zu sein. Meine Gegner sollen allein bei dem Anblick erzittern und begreifen, dass sie dem Untergang geweiht sind. Aus seinen Zähnen will ich eine Waffe machen lassen, die jeden meiner Feinde mit einem einzigen Hieb bezwingen wird und sein Fleisch...“ Annie konnte sehen, wie sich Barrington genüsslich über die Lippen lenkte. „Drachenfleich soll köstlich sein. Es soll so weich und zart sein, das es auf der Zunge zergeht. Oh, wie sehr ich mich schon darauf freue, es zwischen meinen Zähnen spüren zu können. Und die Knochen... Ich will sie mahlen lassen. Sie sollen bei Krankheiten helfen und noch dazu die Manneskraft stärken. Ich will nichts von diesem Drachen verkommen lassen. Viel zu wertvoll ist er dafür! Sie sehen also, dieser Drache würde mir gute Dienste leisten.“, sagte er süffisant. Das hässlichen Grinsen auf seinem Gesicht war noch breiter geworden und bei jedem seinen grausamen Worte, funkelten seine Augen noch ein wenig mehr. Allein die Vorstellung dieser Grausamkeiten, schien ihm bereits sichtlich Freude zu bereiten.

Annie verachtete diesen Mann. Allein bei der Vorstellung seinen Kopf – Dracos Kopf – tot und ohne seine unglaublich eisblauen Augen irgendwo aufgehängt zu wissen, wurde ihr Speiübel. Sie hätte sich auf der Stelle übergeben können. Ihre Knie wurden weich und abermals stiegen Tränen in ihr auf. Innerhalb von wenigen Sekunden begann sie diesen Mann abgrundtief zu hassen. So sehr, dass sie sich sogar seinen Tod wünschen würde, könnte sie Draco damit das Leben retten. Sie schloss die Augen, um Kraft zu sammeln bevor sie weiter sprach.

„Ich werde mein bestes geben und darauf achten. Wenn ich diesen Drachen finden sollte, werde ich ihnen Bescheid geben.“

„Ich danke ihnen, schöne Frau,“, sagte er und wollte ihr Hand nehmen. Annie ließ es geschehen und mit seinen dicken Lippen, drückte er einen feuchten Kuss darauf. Am liebsten hätte sie ihre Hand sofort gewaschen. Mühsam bestieg er sein Pferd und sah sie noch einmal von oben an.

„Sie sind wirklich sehr schön.“

„Vielen Dank, Sir. Ich fühle mich von euren Worten geschmeichelt.“, presste sie gerade so heraus und knickste leicht.

„Ich hoffe wir sehen uns bald einmal wieder.“, sagte Barrington noch, bevor er sein Pferd wendete und mit seinen Begleitern davon ritt.

„Das hoffe ich doch nicht.“, murmelte Annie. Sie sah den Herren hinterher. Als sie sie zumindest nicht mehr sehen konnte, nahm sie sich eines der frisch gewaschenen Kleidungsstück und wischte sich damit über die Hand. Aber egal wie oft sie das tat, sie hatte immer noch das Gefühl, als könnte sie seinen ekelhaften Mund auf ihrer Haut spüren. Und dieses Gefühl, was so ganz anders, als sie es bei Draco empfunden hatte.

Hastig hängt sie die anderen Kleidungsstücke auf, während sie dem Verklingen der Hufschläge lauschte. Sie war dankbar, dass sie die Männerkleidung nicht gesehen hatten. Sonst hätte sie dies noch erklären müssen und Annie wusste, dass sie nicht so verständnisvoll wie ihr Bruder gewesen wären.

Sobald die Geräusche verklungen waren, ging sie eilig zur Hütte zurück. Sie hoffte, dass Draco noch schlafen würde, dass er es nicht gehört hatte.

Doch er hatte.

Als Annie die Tür öffnete, sah sie Draco sitzen an die Wand gelehnt und ihr blieb das Herz stehen. Die Arme hatte er um den Körper geschlungen. Sein Gesicht war bleich und starr, sein Atem flach und schnell. In seinen Augen sah sie... blanke Angst.

„Draco.“, flüsterte sie entsetzt und lief zu ihm. Sie ließ sich auf die Knie fallen.

„Draco, was ist mit dir?“, fragte sie mit zitternder Stimme. Sein Blick war leer und schien in weiter Ferne zu sein. Ohne zu überlegen umarmte sie ihn so fest sie konnte. Noch nie hatte sie ihn so gesehen. Er war immer stark, unnahbar und scheinbar unbezwinglich. Ihn jetzt so zu sehen, ließ ihr Herz schmerzen, machte ihr Angst. Er war so kalt und noch immer rührte er sich nicht.

„Draco, bitte... sag was. Was ist passiert?“, fragte sie verzweifelt. Sie konnte es sich nicht erklären. War es wirklich dieser Mann gewesen, der Schuld daran hatte? Tränen bahnten sich den Weg aus ihren Augen und sie merkte, wie sie ihr die Wange herunter liefen. Ihr war, als wäre sein Schmerz auch der ihre.

Annie erstarrte einen Moment, als er sich endlich bewegte. Seine Hände fasten sie an ihrer Taille, umarmten sie und zogen sie fester an seinen kalten Körper.

„Draco, was...“

„Er wird mein Tod sein.“, wisperte er gegen ihr Ohr.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: enni
2009-03-17T19:35:12+00:00 17.03.2009 20:35
Was soll das denn? Wolke gehst du weg! Gzz..gzz *Hand wedel* XD, wie kannst du mir nur sowas antun? Grade als es so schön war! Uahhh er hat es genossen...>.< Geil! Die gefühle hast du da von beiden so schön beschrieben, einfach wundervoll zum lesen ♥

Und dieser Sir John Barrington Hassenswert bis zu jeder Faser seines seins! Gott was für ein Monster ist der Kerl??? Womit du mich allerdings schon ein bisschen überrascht hast, war Dracos Reaktion, ich hätte eher mit einen Wutausbruch den mit diesem total verängstigen Zustand gerechnet.

Was ich noch zu sagen habe, das Kapitel war wiedermal Maidlins Qualitätsarbeit XD, da stimmt einfach alles!!! Wundervolle arbeit *_*

hdmdl Enni
Von:  Cygni
2009-03-17T13:29:35+00:00 17.03.2009 14:29
autsch.
das tut weh. ich wüsste nicht wie ich jetzt weiterschreiben sollte. das ist total nervenaufreibend!!
ich kann annie gut verstehen.danach hat sie sich bestimmt total dreckig gefühlt(ich mein den handkuss^^)
draco küsst sie estimmt nächstes kapi wieda!wenn er sie schon umarmt...
lg stellax3


Zurück