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Anksteia

Wenn Bäume reden könnten, was würden sie sagen?
von

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Wenn Bäume reden

Titel: Anksteia

Autor: TAsmodina

Disclaimer: Alles Meine!! Wenn es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen gibt, ist das reiner Zufall.

Gewidmet: Meiner lieben Ria ^.^
 

Wärme. Zuneigung. Liebe. Das sind die Zutaten, aus denen wir entstehen. Fehlt auch nur eine dieser Zutaten, so entstehen wir erst gar nicht. Verlieren wir eine dieser Zutaten mit der Zeit so passiert und etwas schreckliches.
 

Es ist nun schon lange her, das ich gehört wurde und noch länger ist es her, dass ich gesehen wurde. Also lasst mich zum wahrscheinlich letztem mal meine Stimme erheben und euch meine Geschichte erzählen....
 

Vor über 500 Jahren begann sie. Damals pflanzte ein junger Bauer eine Kastanie. Diese Kastanie hatte er beschlossen anlässlich der Geburt seines Sohnes dort zu sähen. Später sollte dann sein Sohn sehen, was die Zeit bewirken kann. Er übertrug dabei so viele Gefühle in den kleinen Samen, das auch ich entstand. Erst war ich nur ein kleiner Lichtpunkt, doch je mehr die Kastanie gepflegt wurde und je größer sie wurde, desto kraftvoller und größer wurde auch ich. Als die Kastanie dann die ersten 10 kalte Winter überstanden hatte traute ich mich zum ersten mal aus meinem Baum heraus und sah mich in der Welt um.

Mindestens einmal im Monat kam der alte Bauer vorbei. Am Anfang klagte er über seinen kleinen Bengel, aber er war auch stolz und liebte seinen kleinen Sohn. War er gar zu arg bekümmert fing ich leise an zu singen, um ihn etwas Trost zu spenden.
 

Gerade an solch einem Tag, an dem er die Kastanie besuchte, hatte ich meinen Baum wieder einmal verlassen. Als er mich sah quollen ihm fast die Augen aus dem Kopf. Wahrscheinlich war ich in seinen Augen ein kleines Mädchen, dass um einen Baum herumtollte, da ich mich entschlossen hatte diese Gestalt anzunehmen. Ich fand es gleichzeitig lustig und furchteinflößend wie er so auf mich starrte. Trotz meiner angst lachte ich hell auf und verschwand wieder in der Kastanie.

Der Alte rieb sich über die Augen und besah sich die Kastanie etwas genauer. Als er nichts ungewöhnliches entdecken konnte lies er sich wie immer vor ihr nieder und erzählte mir seine Sorgen.
 

Einige Winter später nahm er seinen Sohn mit zu dem Baum. Ich war überrascht. Als ich draußen zwei Stimmen hörte. Vorsichtig kletterte ich als Eichhörnchen in die Äste meiner Kastanie und schaute hinunter. Unten sah ich einen Jüngling, der mich faszinierte. Gerade als ich ihn mir etwas genauer ansehen wollte blickte er mir direkt in die Augen. Ich verschwand so schnell ich konnte. Der Sohn fragte seinen Vater was ich gewesen sei. Der alte meinte ich sei der Baum, oder besser die Seele des Baumes. Denn immer wenn er zu viele sorgen hatte käme er hierher und der Baum sänge ihm ein Lied.
 

Von diesem Tag an kam auch der Sohn mindestens einmal im Monat. Er erwischte mich häufiger bei meinen Spatziergängen. Einmal lag ich verträumt in der Wiese, die um meinen kleinen Hügel wuchs, als er mich fragte, wie ich hieße. Wieder erschrak ich so sehr, das ich in meine Kastanie flüchtete. Danach kam er fast Wöchentlich. Meist sprach er zu mir, aber ich war immer noch zu verschreckt um aus meinem Versteck zu kommen. Manchmal lehnte er einfach nur mit dem Rücken an mir, sodass ich seine wärme fühlen konnte. Es war eine herrliche Zeit.

Irgendwann fasste ich genügend mut und zeigte mich ihm als er besonders Traurig war.

Er sah mich mit großen kugelrunden aber traurigen Augen an. Es war so niedlich, das ich anfing zu lachen. Auch er lächelte, doch seine Augen blieben große traurige Bälle.

Ich setzte mich etwas entfernt von ihm ins Gras. Wir blieben eine ganze weile ruhig nebeneinander sitzen. Es war nicht unangenehm, viel mehr, als würde er mir all seine Trauer anvertrauen. Als er nach langen Momenten die Augen schloss schien er seinen Kummer zu überwinden.

Eines der Eichhörnchen vom Wald gesellte sich zu uns. Er war erst dieses Frühjahr geboren, hieß Frederick und war über die Zeit mein Freund geworden. Zärtlich nagte er an meinem Fingernagel, um meine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Mit einem lächeln wandte ich mich um und sah ihn an. Wie immer wollte er spielen. Also nahm ich eine Hand und bekann ihn durch zu kitzeln. Er wehrte sich und zwackte mich sanft in die Hand. Frederick quietschte vor Vergnügen und Kämpfte weiter mit meinen Fingern. Lächelnd erschwerte ich es ihm.

Plötzlich erstarrte er vor schrecken. Der Junge neben uns hatte sich bewegt. Er stand auf, blickte mich aus nicht mehr traurigen sondern dankend Augen aus an. Einen kurzen Moment stand er so da, dann ging er.

Nach nur einer Nacht kam er wieder und setzte sich wiederum mit seinem Rücken an meinen Stamm. Ich liebte es wenn er dass tat. Doch an diesem Tag konnte ich mich seiner wärme nicht erfreuen, denn er hatte ein ding mit sich gebracht und neben sich gelegt. Aus der Tiefe meines Herzens wusste ich, dass dieses Ding was neben ihm lag aus einem anderem Baum gemacht wurden war als er dann anfing eine Melodie zu spielen auf diesem Ding hörte ich nur die Schmerzensschreie meines verwanten und ich fragte mich was für einen grausamen Menschen ich das letzte mal getröstet hatte. Danach kam ich für viele Monde nicht mehr aus meiner Kastanie. Ich hatte angst, dass auch ich als dieses Ding enden würde.

Viele Tage danach kam er immer noch täglich aber nach einer weile kam er nur noch jede Woche und schien immer trauriger zu werden. Ich blieb im Bam und sang auch nicht mehr für den Vater.
 

Es waren mehrere Winter war vergangen, als ich mich wieder heraus traute. Frederick war ganz aufgeregt, da er mich vermisst hatte und nicht verstehen konnte warum ich mich eingeschlossen hatte. Nur meine Früchte die ich zur kälter werdenden Jahreszeit hin abgeworfen hatte hatten ihn erfreut. Noch immer war ich vorsichtig, denn ich wollte den Menschen nicht mehr begegnen. Beide Vater wie Sohn kamen nur noch einmal den Monat zu mir und dass immer wenn die Scheibe am Himmel verschwunden war für einen Tag.
 

An einem dieser Tage kam es, das der Sohn mit einem anderen Menschen zusammen auf meine Wiese trat. Er zeigte ihr wie groß und prächtig meine Äste gewachsen waren für mein alter. Auch lachte und schätzten sie zusammen, doch ich hatte den Eindruck seine Augen würden nicht Funkeln, nicht so wie sie es an jenem Tag getan hatten, als wir schweigend nebeneinander saßen. Ich beobachtete die beiden. Sie wirkten vertraut miteinander. Irgendwann bemerkt ich das er sehr nervös war und immer wieder zu mir sah. `Weiß er dass ich ihn beobachte?` fragte ich mich. Kurz bevor sie wieder gingen legten sich die Löcher, mit denen Menschen sprachen kurz aufeinander. Es war komisch das mitanzusehend, es wirkte als ob es etwas sehr intimes war. Jedoch löste er sich nach wenigen Augenblicken von ihr und sah mich wieder mit diesen traurigen Augen an. Sie sah eher ungläubig drein. Bald darauf verschwanden sie wieder.

Zu meinem entsetzen suchte er mich einen Tag später wieder auf, obwohl die scheibenlose Nacht bereits vorüber war. Ich spielte gerade wieder mit Frederich, indem ich eine meiner Früchte weg warf und er sie mir so schnell wie möglich wiederbrachte. Frederick sah süß aus mit seinen aufgeplusterten Bäckchen. Auf einmal erstarrte er und sah in Richtung Wald. Von dortaus kam der junge Mann direkt auf Frederick und mich zu. Sofort sprang ich auf und lief zu meiner Kastanie um mich vor ihm zu schützen. Doch neugierig wie ich nun mal war ließ ich den Menschen nicht aus den Augen. Als er nahe genug herangekommen war konnte ich sehen, dass seine Augen wiederum traurig wirkten. Er stellte sich nahe an meinen Stamm und berührte mich. Leise fragte er „Warum?“ ich verstand seine Frage nicht. Was warum? Mit einem leisen schlag der ihm viel weher tat als mir landete seine Stirn gegen meine Rinde. Etwas lauter fragte er „Warum darf ich dich nicht mehr sehen? Warum meidest du mich? Warum singst du nicht mehr? Mein Vater liegt im sterben und sein letzter Wunsch ist es nun noch einmal deine Stimme zu hören und dich zu sehen, doch er weiß nicht, warum er dich nicht mehr hört und ich weiß nicht warum ich dich nicht mehr sehe. Ich verlange ja noch nicht einmal, dass du für mich singst oder sprichst oder gar zeigst, aber bitte zeige dich noch ein letztes mal meinem Vater und singe für ihn.“ Er wartete einige Momente, doch ich bewegte mich nicht. Verzweifelt schlug er mit einer Hand zu und Wasser strömte sein Gesicht hinab. Traurig ließ er sich sinken und setzte sich an seine Stelle an meinem Stamm und war ruhig. Bis auf diese komischen Laute die er ab und zu ausstieß. Gegen Abend erhob er sich und wollte gehen. Ich beschloss ihm den Wunsch zu erfüllen und kam aus meinem Baum heraus. Er stand bereits mit dem Rücken zu mir und sah sich den Sonnenuntergang an. Leicht berührte ich ihn an der Schulter. Überrascht drehte er sich um und sah mir in die Augen. Leicht nickte ich ihm zu und drehte mich um, und verschwand wieder in meinem Baum. Er sah mir noch lange nach, auch als längst die Sichelaufgestanden war stand er noch da und sah zu mir herüber. Irgendwann verließ er den Platz und kehrte zurück aus der Richtung, aus der er kam.
 

Am nächsten Tag kam der Alte. Er konnte sich kaum noch auf den Beinen halten und wurde von seinem Sohn gestützt. Ich zeigte mich und sang. Die schönste Melodie die mir je aus der Öffnung entkommen war. Beide Zuhörer waren wie gebannt. Ein seliges lächeln erschien auf den Lippen des Alten und er viel kraftlos in sich zusammen.

Ich war bestürzt. Was war geschehen? Ich hatte doch nur gesungen. Der Mann wandte sich an mich. Wieder sah ich das Wasser in seinen Augen. Sie sahen zwar traurig aus schimmerten aber gleichzeitig auch dankbar und seine Augen glommen wieder.

Er stürzte auf seine Knie und das Wasser lief nun über seine Wangen auf seine Sachen. Ich fühlte mich komisch, so al ob ich ihn in meine Arme nehmen sollte. Stattdessen berührte ich ihn nur leicht an der Schulter und jener Augenblick vor mehreren Monden wiederholte sich. Wir schwiegen und dass lange. Kurz nach dem höchsten stand der sonne erhob er sich und hob auch den Leichnam des Alten auf und ging zurück. Ich aber stand noch lange da und dachte nach.
 

Seit dem zeigte ich mich ihm wieder wenn er wöchentlich kam. Er erzählte mir vieles, über die Welt über sich und über die Menschen und schwor mir mich zu schützen. Und ich hörte ihm zu und tat nichts anderes als hören und begreifen. Damals wusste ich nicht wovor er mich beschützen wollte, doch die Zeit sollte mir diese Lektion erteilen. Wir wurden so etwas wie beste Freunde. Irgendwann brachte er eine Frau mit sich und stellte mir sie vor. Seine Augen jedoch hatten wiederum keinen Glanz. Sie starrten nur matt die Frau an und begannen erst zu glänzen, als er mich sah. Bald verließen die beiden mein Stück Erde wieder.

Jedoch kam er am selben Tag zu mir zurück. Er sagte nichts, sondern genoss es nur an meinem Stamm zu sitzen. Plötzlich fragte er mich, warum ich nur kein Mensch sein konnte. Verständnislos sah ich ihn an. Er sagte er liebe mich, doch ich wusste nicht was er meinte. Dann presste er seine Öffnung auf meine und ich begann zu fühlen was er meinte. Doch meine Gefühle verwirrten mich und ich zog mich von ihm zurück. Er kam auch weiterhin jeden Tag, doch ich war noch immer so verwirrt, das ich das kaum mitbekam.

Gegen Ende der Hitze Periode kam er zu mir und meinte, dass er fort müsse, da so etwas wie Krieg ausgebrochen sei und dass es nicht sicher war, ob er wiederkommen würde. Das war das letzte mal, dass ich ihn sah.

Bevor er jedoch meine Wiese verließ pflanzte er noch einen Samen in die Erde und ich sah das Wunder geschehen. Ein kleiner Lichtball begann leicht zu leuchten und suchte sich seinen Weg in den Samen.
 

Es vergingen wiederum viele Hitze- und Kältezeiten, bis ich erneut einen Menschen sah. Inzwischen war aus dem Samen ein Baum geworden. Auch in ihm wohnte eine Seele die sich herauslösen konnte. Mit den Jahren nahm diese immer mehr die Gestalt seines Planzers an und nur manchmal in scheibenlosen Nächten erinnerte mich an eben diesen aber einsam fühlte ich mich dank Elfampua nie. Er war ein stattlicher Apfelbaum geworden. Wir verstanden uns gut und verbrachten fast den ganzen Tag zusammen. Er lernte sprechen, und seine erste Frage an mich war `Wie heißt du?`. Zwar hatte ich die Sprache der Menschen schon immer gekannt, da in Mensch mein Pflanzer war aber ich hatte sie nie wirklich benutzt. Bewegt antwortete ich ihm jedoch `Anksteia`. Es kam selten vor, das wir uns unterhielten, da wir die Sprache des Schweigens beherrschten.
 

Wir lebten viele, viele Sommer glücklich. Doch dann kamen die Menschen. Wir versteckten uns vor ihnen. Sie zerstörten Elfampua, mit einer Krankheit, an der er langsam erlag. Sie schädigte seine Blätter und erschwerte ihm das Athmen. Kinder Kletterten auf seinen zu dünnen Zweigen, da sie meine nicht erreichen konnten und schließlich kam ein Mann, der seinen Stamm spaltete. Mit jedem Schlag den er ausführte starb Elfampua ein bisschen und mit jedem bisschen, dass er starb, starb auch ich, ...

Irgendwann war er Tod, doch ich lebte noch immer. Die Menschen verschwanden und um mich herum wuchs ein Wald. Doch kein Baum hatte eine Seele und so spürte ich das rste mal in vollem Umfang, was Trauer war.

Auch wenn die Bäume keine Seelen hatten, so verständigten sie sich doch. So drang auch die Geschichte meiner Art an mein Ohr. Die Bäume erzählten mir, dass ich durch die Liebe entstanden bin und dass es noch andere von mir gibt aber nicht viele und dass ein jeder von ihnen starb, wenn der Vorrat an Liebe zu klein geworden, den sich ihr leben lang bekamen und speicherten, ist um sich von diesem zu ernähren.

Das hieß auch ich würde einmal sterben.
 

Wiederum nach etlichen Monden kamen erneut Menschen. Sie bauten Siedlungen und töteten alle meine Freunde. Wieder war nur ich übrig. Ich stellte für sie ein Zufluchtsort da. Man erzahlte sich Sagen über mich. Teilweise waren sie wahr und teilweise waren sie falsch. So stimmte es, dass ich meist noch für traurige Leute sang aber andere Sachen stimmten nicht, wie dass ich eine Meid einst gewesen wäre und nun in dem Baum eingefangen wäre. Meist wurde ich jedoch als Waldgeist bezeichnet.
 

Noch manchmal hatte ich mir in meiner Menschengestallt die vielen kleinen Punkte am Himmel angesehen hatte, als die Siedlung noch klein und weiter weg von mir gewesen war und hatte mich an meine Anfangszeit als junger Baum zurückgesehnt. Aber auch dass Stellte ich ein.
 

Über die Sommerzeiten bemerkte ich, wie die Leute begannen den Glauben zu verlieren, an so etwas wie `Waldgeister`. Deswegen zog ich mich endgültig zurück.
 

So vieles habe ich erfahren, gesehen, erlebt aber nun ich bin müde und will Elfampua und seinem Pflanzer folgen, da sich mein Herz nach ihnen sehnt. Deshalb beschloss ich noch einmal meine Stimme für euch zu erheben und meine Geschichte zu erzählen. Ich bin Anksteia eine der letzten meiner Art. Denn heutzutage Pflanzt niemand mehr einen Baum aus wahrer Liebe.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Ratana
2009-02-22T10:32:04+00:00 22.02.2009 11:32
*sniffl*
Das ist so traurig am Ende! Aber auch so einfühlsam!!!
Für dich würde ich jederzeit solch einen Baum Pflanzen ^^ *dich knuddel*

Du hast ein paar kleine Fehler drinne, aber dir verzeihe ich da mal, meine kleine Waldfee.

hab dich lieb~
Ria
Von:  nightwing79
2008-11-24T10:47:38+00:00 24.11.2008 11:47
hallo,

ich finde dein FF traurig, aber echt gut.
Es bringt mich dazu, mir über einige Dinge gedanken zu machen,
und mich an Sachen zu erinnern / an Sachen zu denken,
die ich lange Zeit vernachlässigt habe

Grüsse
nightwing79


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