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Close the Door

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Kapitel 18

Close the Door
 

Kapitel 18:
 

Die einzigen Menschen, die ich die nächsten drei Tage zu Gesicht bekam, waren der Arzt, die Haushältern Delia, Roland und Mokuba.

Der wichtigste Mensch ließ sich jedoch nicht blicken…

Der Arzt verschrieb mir strengste Bettruhe und teilte mir mit, dass die Wunde an meinem Kopf und Bauch genäht werden mussten. Er erklärte mir, ich hätte wieder mal eine mittelschwere Gehirnerschütterung und bat mich, sollte Fieber auftreten oder Nackenschmerzen dazu kommen, mich sofort bei ihm zu melden.

Ich nickte gehorsam.
 

Die Haushälterin brachte mir dreimal am Tag etwas zu essen, was ich in 80 Prozent der Fälle ausschlug. Ich hatte keinen Appetit und in meinem Kopf schwirrte nur ein Gedanke:

Über was wollte er mit mir reden und warum besuchte er mich nicht?

Doch weder Roland noch Mokuba konnten mir auf meine ausweichenden Fragen eine zufrieden stellende Antwort geben. Mokuba faselte etwas von: „Seto arbeitet schwer“, und auch Roland erwähnte nur, sein Chef wäre vollauf mit Arbeit beschäftigt.
 

Also lag ich allein in meinem Bett in dem großen Gästezimmer und versuchte meine Gedanken zu verdrängen und mich stattdessen aufs Lernen zu konzentrieren.

Roland hatte mir von Seto die Mitschriften der letzten zwei Wochen mitgebracht und ich schrieb alles fein säuberlich ab und versuchte nachzuvollziehen, was mein Mitschüler mit seinen kurzen Notizen ausdrücken wollte.
 

Schließlich stand das Wochenende vor der Tür und der Arzt gab mir endlich die Erlaubnis dazu, wieder aufzustehen. Er sah sich meine Wunden an, zog nach bitten und drängen meinerseits die Fäden und verschwand mit einem: „Passen Sie ja auf sich auf und schonen Sie sich weiterhin!“ aus der Tür.

Ich nahm mir meine neu gewonnene Freiheit zum Anlass unter die Dusche zu springen und dachte an das, was diese Woche bisher geschehen war.

Drei Tage…das war eine ganz schön lange Zeit. Ich hatte Seto weder gesprochen noch gesehen. Und das wurmte mich. Er hatte versprochen mit mir zu reden und stattdessen verbrachte er den ganzen Tag außer Haus. Ich hatte fast das Gefühl er wich mir aus.
 

Seufzend schlüpfte ich in meine Lieblingsjeans, mein grünes T-Shirt und den dunkelblauen Kapuzenpulli.

Dann verließ ich mein Zimmer und machte mich auf den Weg zur Küche um Delia, der Haushälterin, zum ersten Mal freiwillig etwas zu essen abzuluchsen.
 

Sie strahlte mich an wie ein Honigkuchenpferd, machte mir Pfannkuchen mit Ahornsirup, Schokosirup und Erdbeersirup und betrachtete mich mit einem breiten Lächeln, als ich brav ein Stück abbiss, kaute und herunter schluckte.

Wenig später hörte man die Eingangstür auf und zu fallen und ein lautes Kinderlachen ertönte durch die Eingangshalle.

„Pfannkuchen!“ rief Mokuba entzückt, als er in die Küche kam und die Fertigen auf dem Tisch stehen sah.

Schnell schlüpfte er aus seiner Jacke und stellte den Rucksack beiseite, dann nahm er neben mir am Tresen platz und wartete ungeduldig bis Delia ihm ebenfalls ein Glas Orangensaft, einen Teller und Besteck vor die Nase stellte.

Mit strahlenden Augen begann der Kleine sich einen nach dem anderen hineinzustopfen.

Ich lächelte breit und tat es ihm gleich.
 

Nach dem Zweiten musste ich aufhören. Ich konnte kaum etwas essen, ohne das mir übel davon wurde.

Mein Magen hatte sich noch längst nicht an geregelte Mahlzeiten gewöhnt.

Ich bedankte mich mit einer artigen Verbeugung vor Delia, was ihr die Röte ins Gesicht trieb und verließ den Raum.

„Ein charmanter Junger Mann…“ stellte die Haushälterin murmelnd fest.

Mokuba sah sie mit hochgezogener Augenbraue an und schüttelte leicht den Kopf.
 

Ich ging zurück in mein Zimmer, ließ mich seufzend aufs Bett fallen und schloss die Augen.

Es dauerte lange, bis die Übelkeit soweit verflogen war, dass ich sicher sein konnte, mich nicht doch noch übergeben zu müssen.

Ich hätte wirklich besser auf mich aufpassen sollen in den letzten Monaten.

Mit den knappen 61 Kilogramm die ich auf der Wage noch zustande brachte fehlten mir mindestens 7 Kilo zum Normalewicht.

Kein Wunder also, das mir jedes Mal schlecht wurde, wenn ich etwas aß.
 

Schließlich stand ich wieder auf, lief ins Bad, ging schnell auf Toilette und wusch mir danach die Hände. Ich wagte einen Blick in den Spiegel und stellte erleichtert fest, dass ich wesentlich besser aussah als noch vor vier Tagen.

Die Wunde an meiner Stirn war noch leicht gerötet, die feine Narbe, die sich dort gebildet hatte, brauchte noch mindestens sechs Monate bis sie voll ausgeheilt war, wusste ich aus Erfahrung zu sagen. Der Blaue Fleck war fast vollständig verschwunden und die Wunde an meiner Lippe fast verheilt.

Man musste genauer hinsehen, um meine vorsichtige Art mich zu bewegen zu bemerken.

Ich versuchte hektische Bewegungen zu vermeiden, vor allem um die Wunde an meinem Bauch zu schützen.

Außerdem war eine leichte Übelkeit schon fast Dauerzustand geworden, seit den Prellungen, die mein Vater mir zugefügt hatte.

Doch eigentlich, wenn man es genau betrachtete ging es mir rein körperlich betrachtet verhältnismäßig gut.

Das, was mir viel mehr Kopfzerbrechen bereitete war die Tatsache, dass Seto mich vergessen zu haben schien.

Doch jetzt, da ich endlich wieder die Erlaubnis hatte auf eigenen Beinen zu stehen, hatte ich nicht vor, sein Verhalten weiterhin zu tolerieren.

Er hatte reden wollen, und jetzt sollte er gefälligst auch sagen, was er zu sagen hatte.

Denn die Tränen die er, als er mich fand, vergossen hatte, waren sicher keine Freudentränen gewesen. Und ich wollte verdammt noch mal endlich wissen, was er denn nun für mich empfand!
 

Gegen Abend griff ich nach meiner Wolldecke, verließ mein Zimmer und setzte mich am Ende des Korridors auf die erste Treppenstufe, wickelte mich in die Decke ein und wartete.

Ich war felsenfest entschlossen, Seto heute aufzulauern und ihn endlich zur Rede zu stellen.
 

Erschrocken zuckte ich zusammen, öffnete die Augen und versuchte mich zu orientieren. Ich war eingenickt.

Die Tür, die sich gerade so schwungvoll geöffnet hatte, wurde wieder geschlossen. Erneut zuckte ich leicht zusammen, bei dem lauten Geräusch.

Ich konnte von meiner Position hier oben im Dunkeln nicht erkennen was sich unten abspielte, aber es war klar, dass Seto nach Hause gekommen sein musste.

Jacken wurden ausgezogen, in die Garderobe gehängt, er sagt leise ein paar Worte, eine Frau kicherte über seinen Witz.

Etwas in meiner Brust zog sich schmerzhaft zusammen.

Ich schloss für einen Moment die Augen um die Übelkeit, die sich in meinem Magen ausbreitete zu verdrängen.

Ich schluckte.

Schritte verhallten ein Stockwerk tiefer in der Eingangshalle und eine Tür wurde geöffnet.

Wieder kicherte die fremde Frau leise.

Seto lachte ebenfalls.

Eine Tür schloss sich.
 

Ich stand auf. Drehte mich um und ging langsam auf mein Zimmer zu.

Apathisch sah ich zu Boden und hörte nicht, wie jemand hinter mir die Treppe hinaufgestiegen kam.

Ich legte meine Hand gerade auf die Türklinke meines Zimmers, als er mich von der Seite ansprach.

„Joseph! Du bist noch wach? Alles okay?“ fragte Seto.

Ich zuckte zusammen.

Kurz sah ich ihn an.

Er wirkte überrascht und auch ein bisschen geschockt. Er schien um diese Uhrzeit nicht mit mir gerechnet zu haben.

„Passt schon.“, antwortete ich leise, trat in mein Zimmer und ließ die Tür hinter mir etwas zu laut ins Schloss fallen.

Auf der anderen Seite hörte ich, wie Seto noch einen Moment unschlüssig stehen blieb, sich dann umdrehte und wieder nach unten ging.

Ich schloss die Augen, ließ mich langsam an dem dunklen Holz der Tür nach unten sinken und lehnte mich gegen den Türrahmen.
 

Ich wusste nicht, was das zu bedeuten hatte. Wusste nicht, was das für eine Frau war.

Ich wusste nur eins: Irgendetwas tief in meinem Inneren schrie in diesem Moment auf vor Schmerz.
 


 

Den ganzen nächsten Tag verkroch ich mich in meinem Bett. Wenn ich aufstand, dann lediglich um aufs Klo zu gehen.

Delia brachte mir das Essen ans Bett, doch ich rührte nichts an.

Roland klopfte an meine Tür, meldete sich mit einem „Ich bins!“ an, doch ich ignorierte es einfach.

Er trat unaufgefordert ein, betrachtete einen Moment lang das nicht angerührte Mittagessen und umrundete dann mein Bett um sich neben mich auf die Kante zu setzen. Er sah mich an, wirkte besorgt. Ich konnte verstehen warum…

„Was ist los?“ fragte er leise.

Ich schüttelte nur leicht mit dem Kopf.

„Seto hat nach dir gefragt. Er möchte dass du mit ihnen gemeinsam zu Abend isst.“

Erneut schüttelte ich nur den Kopf.

„Er macht sich sorgen um dich.“

„Das habe ich in den letzten Tagen gemerkt…“, erwiderte ich leise und drehte mich auf die andere Seite um ihm zu signalisieren, dass ich keine Lust hatte dieses Gespräch noch länger zu führen.

Roland seufzte leise.

„Ihr zwei seid echt nicht einfach.“, stellte er fest und erhob sich.

„Ich werde ihm ausrichten, dass du nicht kommen wirst. Sonst noch etwas was du ihm sagen willst?“

Ich schüttelte den Kopf und schloss die Augen.

„Okay. Dann ruh dich aus.“
 

Erst am späten Abend quälte ich mich endlich aus dem Bett. Ich hielt es nicht länger aus.

Die Sache beschäftigte mich zu sehr, ich musste dass jetzt klären.

Und vor allem musste ich wissen, wer diese Frau war.

Bei dem Gedanken daran, dass sie seine Geliebte sein könnte, blieb mir das Herz stehen.

Ich hatte das Gefühl jeden Moment den Boden unter den Füßen verlieren zu können.

Stand ich dem Abgrund mal wieder so Nahe?
 

Also zog ich mir meine Lieblingsjeans, eins seiner schwarzen T-Shirts und den Kapuzenpulli den ich auch schon gestern getragen hatte an. Dann ging ich ins Bad, schöpfte mir kaltes Wasser ins Gesicht und putzte mir die Zähne.

Dann trank ich noch einen Schluck Wasser und verließ mein Zimmer.

Zuerst klopfte ich an sein Büro, doch weder hörte ich die Tastatur klappern noch wurde ich hereingebeten. Kurz öffnete ich die Tür, bemerkte, dass das Licht gelöscht war und schloss sie leise wieder.

Dann ging ich einen Raum weiter, wiederholte die Prozedur ohne zu einem Ergebnis zu kommen.

Schließlich machte ich mich auf den Weg nach unten, sah kurz in der Küche nach, dann im Speisesaal und stand schließlich vor dem Wohnzimmer.

Ich hörte drinnen leise Stimmen.

Ich sammelte all meinen Mut zusammen, legte die Hand auf die Türklinke und öffnete schwungvoll die Tür.

„Seto, ich wollte mit dir…“, ich stockte mitten im Satz.

Was ich sah ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.

Seto saß auf der Couch, die Beine überschlagen, die eine Hand hing lässig über den Rand der Couch, die andere umfasste ein Weinglas mit tiefrotem Inhalt.

Neben ihm saß eine bildschöne Frau, die schönste die ich in meinem bisherigen Leben gesehen hatte. Sie war vielleicht zwei oder drei Jahre älter als Seto und strahlte Anmut und Eleganz aus. Sie hatte lange, braune und glatte Haare, trug ein schwarzes Cocktailkleid und hatte wie Seto die Beine überschlagen.

In ihrer Hand, deren Fingernägel in einem dunklen, auffälligen Rot gehalten waren, hielt sie ebenfalls ein halbvolles Weinglas.

Seto sah mich überrascht an und rührte sich erst, als ich Anstalten machte, das Zimmer zu verlassen.

„Warte!“, rief er, sprang auf und kam auf mich zu.

Ich ignorierte ihn, drehte mich um und verließ mit schnellen Schritten das Zimmer.
 

Er holte mich auf der Treppe ein, griff nach meinem Handgelenk und hielt mich auf.

„Lass mich los.“, forderte ich ihn auf.

Er schüttelte stumm mit dem Kopf.

„Lass mich erklären.“, bat er leise.

Ich zerrte an seinem Griff, doch er hielt mich eisern fest.

„Nein. Ist schon okay. Das was ich gesehen habe war Erklärung genug.“

Energisch schüttelte er mit dem Kopf.

„Es ist nicht…“, begann er doch ich unterbrach ihn sofort.

„Nein! Lass mich einfach in Ruhe!“

Für einen Moment herrschte Stille. Er sah mich an. Ich konnte seinen Blick nicht deuten.

Schließlich veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Er wirkte verärgert.

„Diesmal nicht, Joseph.“, sagte er streng, trat an mir vorbei und zog mich mit energischen Schritten die Treppe nach oben.

Überrascht starrte ich auf seinen Rücken, ließ mich von ihm in ein Zimmer, genau gegenüber von meinem ziehen und stolperte ein paar Schritte zur Seite, als er mich plötzlich los lies.

Er schaltete das Licht ein, Schloss die Tür und drehte sicherheitshalber den Schlüssel um, um von niemanden gestört werden zu können.

Panik stieg in mir auf.

Langsam ging ich Schritt für Schritt zurück, wäre beinahe über den Bettpfosten gestolpert und kam schließlich mit dem Fensterbrett im Rücken zum Stehen.
 

Schwer atmend sah ich ihn an.

Er erwiderte meinen Blick.

„Es ist nicht so wie du denkst.“, erklärte er, meinen gehetzten Blick nicht bemerkend.

Ich erwiderte nichts, versuchte meinen Puls wieder unter Kontrolle zu bringen und schloss für einen Moment die Augen.

Die Angst lähmte mich, ließ mich nicht mehr klar denken.

Ich wusste genau, dass nichts dabei war, einen Schlüssel im Türloch umzudrehen, ich wusste innerlich dass Seto keine böse Absicht damit hatte, sondern wirklich nur Störenfriede von uns fern halten wollte, doch das Gefühl des eingesperrt seins, des gefangen seins, ausgeliefert seins wollte nicht weichen.

„Bitte…“, flüsterte ich leise und sah ihn wieder an.

Überrascht und verwirrt bemerkte er meinen flehenden Ausdruck in den Augen.

„Was ist los?“ fragte er verunsichert.

„Mach die Tür wieder auf…“

Erleichtert vernahm ich wenige Sekunden später das Geräusch des sich drehenden Schlüssels im Schlüsselloch.

Dann näherten sich mir Schritte.

Seto kam langsam auf mich zu, griff nach meinen Schultern und zog mich vorsichtig in eine wärmende Umarmung.

„Entschuldige.“, flüsterte er mir leise ins Ohr.

Ich nickte.

Nach einigen Minuten, als er merkte, dass ich mich wieder beruhigt hatte, löste er sich von mir und brachte zirka einen Meter abstand zwischen uns.

„Es ist nicht so wie du denkst.“

Schlagartig wurde mir wieder bewusst, weshalb wir uns überhaupt in diesem Zimmer befanden.

Ich verschränkte abwehrend die Hände vor der Brust und wandte meinen Blick von ihm ab.

Ich wollte nicht wissen wer diese Frau war, oder was sie hier wollte, geschweige denn was sie von ihm wollte.

„Du hättest mir ruhig sagen können, dass du eine Freundin hast.“, sagte ich zornig.

„Sie ist nicht meine…“, begann Seto doch ich unterbrach ihn erneut.

„Ach komm schon. Die Situation war eindeutig und warum sonst sollte sie zwei Tage hintereinander hier verbringen? Hat sie auch hier geschlafen? Hat sie in diesem Bett geschlafen?“, ich zeigte auf sein weißes Himmelbett und sah ihn vorwurfsvoll an.

Verwirrt schüttelte er mit dem Kopf.

„Sie hat hier nicht übernachtet. Sie ist lediglich…“

„Du brauchst mich nicht zu schützen! Nur weil du mich geküsst hast, heißt das noch lange nicht, dass du mir deine Liebe gestehen musst. Es ist schon in Ordnung, Seto!“

„Joseph…!“

„Nein!“

„Ich…“

„Lass mich in Ruhe!“

Mit diesen Worten löste ich mich von der Fensterbank, ging mit energischen Schritten zur Tür und wollte diese bereits öffnen, als seine Hand plötzlich neben mir auftauchte und die Tür mit einem lauten Knall wieder zu schmiss.

Ich zuckte zusammen und wich einen Schritt zurück.

„Jetzt hör mir mal zu!“, bat er mich.

Ich sah ihm in die Augen.

Er wirkte verzweifelt und eindeutig überfordert.

„Sie ist nicht meine Freundin. Maya ist eine Cousine!“, erklärte er mit leicht erhobener Stimme.

Verwirrt sah ich ihn an.

Cousine?

Scheiße…
 

Hatte ich ihm gerade wirklich wegen einer Cousine eine Szene gemacht? Ich spürte, wie mir die Hitze in die Wangen schoss. Verdammt…was war denn nur in mich gefahren?

„Zwar nur dritten Grades, doch das ändert nichts daran, dass ich überhaupt nichts für sie empfinde! Und jetzt beruhige dich bitte wieder. Es läuft nichts zwischen ihr und mir, sie hat mich lediglich gestern im Büro aufgesucht um mit mir zu sprechen. Wir haben uns unterhalten und sind hier her gefahren, haben noch einen Kaffee zusammen getrunken und dann ist sie auf der Couch eingeschlafen. Heute Morgen ist sie verschwunden und stand vorhin überraschend wieder vor der Tür mit einer Flasche Wein in der Hand, mit der sie sich bei mir für das Gespräch gestern bedanken wollte.“

Ich nickte abwesend.

Cousine…und ich hatte gedacht sie wäre seine Freundin.

Ich hatte ihm das mit dem Kuss doch nicht tatsächlich vorgehalten? Gott war ich mies.
 

„Und was das mit dem Kuss angeht, Joseph: Ich weiß das es Scheiße von mir war die Situation einfach so auszunutzen und ich kann verstehen, dass du deshalb wütend auf mich bist, doch kann ich nun mal jetzt nichts mehr daran ändern! Ich mache mir schon genug Vorwürfe wegen der ganzen Geschichte! Was denkst du warum ich mich seit Tagen nicht mehr bei dir blicken ließ? Weil ich ein verdammter Feigling bin! Nur deswegen!“

Nur langsam realisierte ich, was er mir versuchte zu vermitteln.

Er hatte sich von mir fern gehalten, weil er Angst vor der Konfrontation hatte? Seto Kaiba hatte Angst vor einem Gespräch?

Verwirrt schüttelte ich leicht mit dem Kopf.

Und er gab sich die Schuld an dem, was am Montag passiert war?

Nur warum? Er konnte nichts dafür das mein Vater ein brutales Arschloch war…doch er war der Grund gewesen, weshalb ich die Villa so überstürzt verlassen hatte…aber…

“Ich bin doch gar nicht wütend…“, sagte ich leise mehr zu mir selbst als zu ihm.

Er hielt in seinem Vortrag inne und sah mich verwirrt an.

„Ich bin nicht wütend.“

„Du…bist gar nicht wütend?“ fragte Seto.

Er wirkte verunsichert.

„Nein.“ Bestätigte ich erneut.

Er trat einen Schritt zurück, ließ seine Hand von der Tür sinken und brachte so wieder mehr Abstand zwischen uns.

„Aber…warum bist du dann weggelaufen?“

Ich biss die Zähne zusammen und wandte den Blick von ihm ab.

„Du bist einfach gegangen…Ich habe zum ersten Mal in meinem ganzen Leben mit jemanden darüber gesprochen, was mein Vater mir angetan hat, dann habe ich dich angeschrieen und du hast mich…geküsst. Und dann stößt du mich weg, entschuldigst dich und verschwindest!

Ich dachte du bereust, was du getan hast, weil du nur im Affekt gehandelt hast.“

Er runzelte die Stirn und schüttelte mit dem Kopf.

„Ich habe nicht…“, er brach ab, denn es klopfte laut an der Tür.

„Setooo!“, jammerte eine Frauenstimme auf der anderen Seite.

Sie stieß die Tür auf, sah mich einen Moment lang verwirrt an, und schwang sich dann an Setos Hals.

„Hast du mich vergessen?“, fragte sie laut und sah ihn vorwurfsvoll an.

„Entschuldige Maya. Ich komme sofort.“

Sie lächelte und jauchzte entzückt. Dann löste sie sich von ihm und sah ihn abwartend an.

Mir war klar, sie würde jetzt nicht anstandshalber vor der Tür auf ihn warten.

Außerdem wirkte sie, als hätte sie die Weinflasche in seiner Abwesenheit schon mal geleert.

Also nickte ich nur resignierend.

„Ich werde dann mal gehen…“, mit diesen Worten trat ich mit hängenden Schultern an ihnen vorbei zur Tür.

„Warte!“, wandte Seto ein und griff nach meinem Arm.

„Lass uns…später noch mal reden, okay?“

Ich nickte leicht, löste mich aus seinem Griff und verschwand in meinem Zimmer.

Wann dieses später sein sollte, wollte ich gar nicht wissen.

Das letzte: „lass uns später reden“ bekam ich vor drei Tagen zu hören und danach war der Herr des Hauses auf nimmer wieder sehen verschwunden.

Herrlich!



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