Stormy love
Es krachte abermals und der Wind peitschte gegen ihr Fenster. Gewaltsam versuchte das Unwetter in ihr Zimmer zu gelangen. Sakura lehnte an der kühlen Scheibe und starrte gebannt auf das Spektakel vor ihrem Haus. Wieder erhellte ein Blitz ihr Zimmer und sie zuckte ohne es zu bemerken zusammen. Zitternd wickelte sie sich in eine Decke ein und sah immer noch ausdruckslos aus dem Fenster. In ihrem Zimmer war es dunkel, da der Strom ausgefallen war und ihre Eltern waren nicht da. Sie waren nach Sunagakure gegangen um dort jemanden zu besuchen. Gerade heute! Es krachte laut und mit einem leisen Aufschrei verkroch sie sich nun ganz unter der Decke.
Gewitter, ein überdrehter Naruto und ein zu lässiger Sai gehörten zu den Dingen, die sie am meisten hasste. Eigentlich hätte sie jetzt auch bei Ino sein können, aber sie traute sich ja kaum aus ihrem Zimmer raus und sicher wäre sie von dem Geschwafel über den tollen Sai früher oder später an die Decke gegangen. Es war für Inos Wohl besser, dass Sakura Zuhause blieb. Naruto war mit Hinata weg. Die Beiden waren schon niedlich und sie wünschte ihnen, dass sie festsaßen, damit der blonde Chaot endlich mal draufkam, dass das schüchterne Ding in quasi anbetete. Soweit sie wusste, fühlte Naruto doch auch das Gleiche, eine einsame Scheune und ein Unwetter, schon war alles bereit für das unausweichliche Liebesgeständnis. Sakura drückte ihnen die Daumen, wie auch Shikamaru, welcher sich um Ino bemühte, welche aber durch die ständige Ignoranz ihres Teamkameraden anfing, Gefallen an Sai zu finden.
Sasuke war vergessen, aber nicht für sie. Nein, sie konnte ihn nicht vergessen. Zufrieden wäre sie gewesen, wenn es sich nur um eine kleine Schwärmerei gehandelt hätte, aber nein. Liebe tat eben das was sie am Besten konnte, nämlich Leuten das Leben erschweren. Dann auch noch jeden Tag einen Typen sehen zu müssen, der Sasuke so ähnlich sah, das schüttete immer wieder Salz in die Wunde. Es schmerzte zu wissen, dass sie immer alleine mit ihren Gefühlen dastehen würde und dass sie ewig warten würde. Tränen sammelten sich in ihren Augen als ihr Zimmer wieder erhellt wurde und es draußen mächtig krachte. Ängstlich rollte sie sich zusammen und schlang die Arme um sich selbst. Wäre Sasuke nur hier…
Ein Klopfen an ihrer Fensterscheibe ließ sie irritiert unter ihrer Decke hervorlugen. Da stand doch jemand auf ihrem Balkon. Verwirrt wer das wohl war, erhob sie sich und öffnete umgehende das Fenster. Die Gestalt kam klitschnass in ihr Zimmer und wandte sich der Rosahaarigen zu. Sie hielt den Atem an. Konnte es sein?
„Hey Vogelscheuche.“
Sie erkannte Sai, welcher seine dunkle Kapuze von seinem schwarzen Umhang zurückgeschlagen hatte und bittere Enttäuschung leuchtete in ihren Augen, welche wieder nach draußen sahen, als würde noch jemand kommen. Doch dem war aber nicht so. Der Schwarzhaarige folgte ihrem Blick und sah sie fragend an.
„Erwartest du noch jemanden?“
Sie schloss das Fenster.
„Ich habe heute niemanden erwartet.“
Ihre Stimme war kühl und wie immer fragte er sich was er nun wieder verbrochen hatte.
„Tut mir leid, aber das Wetter war zu schlecht.“
Sie knurrte.
„Und da kommst du auf einen Sprung vorbei?“
Er setzte sein falsches Lächeln auf, worauf sie ihn gerne durch das Fenster geschlagen hätte.
„Lass das billige Grinsen oder du fliegst raus!“
Sai dachte gar nicht daran ihrer Drohung Gehör zu schenken, sondern musterte ihr Zimmer.
„Hübsches Zimmer.“
„Danke.“
Kühl sah sie ihn an und obwohl sie nicht sehr angetan von dem Besuch war, wollte sie nicht unhöflich sein.
„Willst du einen Tee?“
Er sah sie verwundert an, lächelte dann aber wieder das falsche Lächeln und nickte. Er würde sich wohl nicht ändern.
Sie führte ihn in die Küche und versuchte das Unwetter so gut es ging zu ignorieren. Es krachte abermals und sie zuckte wieder zusammen.
„Vogelscheuche?“
Sie musste sich nicht umdrehen um dieses Lächeln zu sehen.
„Nichts!“, war ihre knappe Antwort und sie setzte Wasser auf.
Im Hintergrund hörte sie wie er seinen Umhang ablegte. Sie warf einen Blick über ihre Schulter und stockte.
„Ist etwas?“
Sai sah sie fragend an und setzte sich dann an die Theke und musterte die Küche. Schnell schüttelte sie den Kopf und versuchte sich auf den Teekessel zu konzentrieren. Wieso sah er so…gut aus…? Er trug ein schwarzes Hemd welches oben aufgeknöpft war und eine lange, schwarze Hose, sowie schwarze Schuhe. Er sah immer aus, als wolle er auf das nächste Begräbnis, aber die Farbe stand ihm, auch wenn sie ihn blasser aussehen ließ.
Leise fluchte sie und machte beiden Tee. Das Unwetter war kurzzeitig vergessen, aber sie hätte alles darum gegeben, jetzt schnell unter einem gültigen Vorwand, in ihr Zimmer verschwinden zu können. Aber das ging jetzt nicht, sie hatte schließlich einen Gast. Ino würde ihr später wieder Mal allerhand unterstellen, aber es war ja nicht so, dass sie ihn liebte und ihn küssen wollte. Oder? Hilfe, was hatte sie da für Gedanken? Innerlich erschlug sie sich aber ihre innere Stimme schrie, sie solle endlich mal Größe beweisen und zu was stehen. Ich stehe zu Sasuke! Ich stehe zu Sasuke!
„ICH STEHE ZU SASUKE!“, schrie sie und hörte kurze Zeit später einen dumpfen Aufprall.
Sai war verschwunden.
„Sai?“
„Verdammt. Musste das sein? Warum schreist du jetzt über diesen Sasuke hier rum?“
Er stand sich den Hinterkopf reibend auf und blickte sie verwirrt an. Entschuldigend und verlegen über ihre Dummheit, verbeugte sie sich schnell, um auch die plötzliche Röte zu verbergen. Hilfe was ist los mit mir? Er ist nicht Sasuke! Dem Schwarzhaarigen wurde das alles etwas zu hoch und er besah sich das Mädchen vor sich verwirrt. Was hatte sie denn heute?
„Alles ok Vogelscheuche?“
Sofort pulsierte eine Ader auf ihrer Stirn und sie packte ihn am Kragen um ihn an die Wand zu schlagen.
„Hör sofort mit diesem dämlichen Kosenamen auf!“, schrie sie, außer sich vor Wut.
Was passiert gerade? Wieso flippte sie so aus? Sie starrte in seine dunklen Augen, welche sie verwundert ansahen. Mit sowas hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Er wollte was erwidern, als er plötzlich ihre Tränen sah. Wieso weinte sie jetzt?
Sie hatte einen Verrat begangen und zwar einen Verrat an ihrem Herzen, welches eindeutig für Sasuke schlug.
„Sai i-ich…“, stammelte sie und ihr Blick wanderte zu seinen Lippen, welche halb offen waren.
Sein Haar war nass und es tropfte leicht, auf seine Wangen. Ihre Hand packte seinen Kragen fester, als sie sich an ihn lehnte und ihn leidenschaftlich küsste. Der Schwarzhaarige, welcher nicht mit der ganzen Situation klar kam, wartete einfach ab. Aber ihm wurde bald bewusst, dass der Kirschengeruch, ihre Nähe und ihre Lippen ihn verrückt machten.
„Sai…“
Sie flüsterte seinen Namen während sie schnell Luft holte um ihn wieder zu küssen. Sai kam nicht drum herum ihren Namen auch leise zu hauchen. Beide hatten die Augen geschlossen. Er drückte sie an sich und erwiderte den Kuss zögernd, weil er sich auf diesem Gebiet nicht auskannte, aber nachdem sie begonnen hatte, mit seiner Zunge zu spielen, folgte er ihr einfach und legte seine Hände auf ihre Hüfte um sie näher an sich zu spüren. Ihre Arme legten sich um seinen Nacken und sie schmiegte sich ihn immer noch küssend an ihn.
Draußen beruhigte sich das Unwetter etwas. Als sich beide voneinander lösten, blieben sie erst einmal wie erstarrt stehen und vermieden es sich anzusehen. Dennoch ließen sie nicht voneinander ab. Sakuras Gesicht war hochrot und beide sahen sich stumm in die Augen, nicht fähig zu irgendwelchen Erklärungen oder Entschuldigungen.
„Ich muss los.“
Sai brach die Stille, worüber beide erleichtert waren. Sie nickte und ging einen Schritt zurück um ihm den Weg frei zu geben. Er schnappte sich seinen Umhang und sah zu ihr zurück. Sakura stand an der Theke und sah ihm verlegen nach. Sais Augen leuchteten leicht und obwohl er nicht offen lächelte, wusste sie, dass seine Augen es taten. Sie erwiderte es glücklich, als er winkend verschwand. Ihre innere Stimme jubelte lautstark und obwohl ein Teil in ihr Sasuke immer noch vermisste und auf ihn wartete, so sah der andere Teil in die Zukunft und hing Vergangenem nicht hinterher. Dieser Teil wusste, dass sie Sai morgen wiedersah.
