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Ein Mädchen

Wie spricht man einen Jungen an? Eher intellektuell? „Wusstest du, dass...“ Oder mit einem Witz? „Fritzchen sagte zur...“ Es ist schwer, vor allem wenn man etwas ganz bestimmtes erreichen will. Ungezwungen lässt sich ein Gespräch leicht führen, aber inzwischen war es praktisch unmöglich. Sie redete oft mit ihm, sie lachte, lächelte und kicherte. Er war freundlich, war nett, hatte sie zum vorletzten Weihnachten beschenkt, aber nicht zum letzten. Manchmal umarmte er sie sogar, so zärtlich, aber eigentlich nur freundschaftlich. Zum Geburtstag hatte er ihr gratuliert, es gab sogar einen Kuss, aber nur auf die Wange. Er war eben ein guter Freund, jedenfalls manchmal. Er machte ihr auch Komplimente, mal süß, mal merkwürdig.

„Mein Schutzengel...“ „Du kleines Wasserglas...“

Sie wusste es nicht mehr. Zusammen hatten sie sogar Insiderhumor.

„Der Blümchendrache...“

Das hatten sie im Unterricht erarbeitet, die Köpfe zusammen gesteckt und sie war fast vom Stuhl gefallen vor Lachen. Manchmal wurde sie schon rot im Gesicht, immer dann, wenn er ihr ganz nah kam, ihr etwas ins Ohr flüsterte. Sie sagte dann, ihr Kreislauf wäre zu stark, Bluthochdruck. Dann machte er einen Witz, warf seinen Arm um ihre Schulter und sie zogen weiter. An manchen Tagen sah er sie auch gar nicht an, wurde nur von seinen Kumpeln in Beschlag genommen, sie hasste solche Tage, sie empfand es als grausam. Manchmal war er wirklich grausam, böse, irgendwo ein Arsch. Doch irgend etwas musste sie tun, sie erwachte mitten im Geschichtsunterricht aus ihrer Trance. Der wichtige Satz fiel genau jetzt. „Wer will den Vortrag halten?“ Ihr Arm reckte sich wie in einem Reflex nach oben, während ihr anderer seinen Ellbogen zielsicher in seine Seite bohrte, er schreckte auf, stand auf, er wollte sich gerade entschuldigen, schliesslich hatte er geschlafen, sie zog ihn wieder herab.

„Gut, wir haben 2, ein schönes Paar.“

Sie wurde rot, er schaute fragend. „Nur mein Bluthochdruck.“ Er grinste und schlief wieder ein. Jetzt hatte sie ihn, er würde nicht mehr fliehen, sich nicht mehr winden, nicht mehr verwirren, endlich würde es klar werden. Pause. Endlich war er wach. Ganz beiläufig fragen, keine Angst haben, man kannte sich doch.

„Für den Vortrag. Heute bei mir? Erste Vorbereitung? Kriegsrat?“

Überraschung? Verunsicherung? Ein Nicken und eine typische zu lange Erklärung, aber die wurde wie immer ausgeblendet. Wichtig war die Essenz: Ja. Der Rest des Tages war leicht. Lesen, Schreiben, Rechnen, sich entschuldigen, der Kreide ausweichen, Aufgaben lösen, ein ganz normaler Tag, langweilig wie immer. Er war bei seinen Kumpels, dieser Idiot. Endlich Nachmittag. Hintern auf den Sattel, neben ihm her fahren, ein Ziel. Nicht groß, nicht schön, aber es war ihr Zimmer. Die Eltern ausgeflogen. Geburtstagsfeier. Ihr war es eigentlich egal. Wer ein Teenager war, wollte eben seine Ruhe haben. Die Tür geschlossen und endlich zu zweit allein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  LoLoLein
2011-03-19T12:30:15+00:00 19.03.2011 13:30
ich stimme der ersten auch zu ^^ echt gut getroffen^^ finde es auch mitreißend... man hat richtig mitleid mit ihr T.T das er es net merkt XDD man wünscht sich, dass gleich einer kommt und ihn mit der nase drauf stuppst XDDDD
ist wirklich gut geworden Oo kann man eigentlich nicht mehr zu sagen^^ war wirklich nett zu lesen ;)
Von:  Diavolino
2008-10-16T22:02:39+00:00 17.10.2008 00:02
Ich stimmte Minu zu ^^
Du hast auch ihre Gedanken gut getroffen, die Auswahl an Worten,
die du dazu verwenden willst.
Von: abgemeldet
2008-10-01T20:14:58+00:00 01.10.2008 22:14
wow...der absolute Hammer..ich bin beeindruckt. Diese Mischung aus Gedankenfetzen und Beschreibung. Deine Wortkonstellationen lassen mich für einen Moment in ihre Situation eintauchen...wow..
nur so wenige Worte und doch so viel zu lesen..


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