Zum Inhalt der Seite

Zwischen den Fronten

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Alleine

Kapitel 18: Alleine
 

Ginny blickte ausdruckslos in Voldemorts blasses Gesicht, als Snape wieder sprach.

"Wir müssen ihn so lange bei Kräften halten, bis er wieder aufwacht. Miss Weasley, können Sie Stärkungstränke brauen?"

Ginny reagierte nicht. Immer noch musterte sie Voldemort.
 

Snape zog eine Augenbraue hoch.

Natürlich hatte er bemerkt, dass Ginny neben Nagini zu Voldemorts Augapfel geworden war. Doch dass sie schon so abhängig von ihm war, überraschte ihn schon ein wenig.

Andererseits, so verwunderlich war es gar nicht. Er war der einzige der Todesser, der von sich aus mit Ginny redete, außer Bella.
 

Aber Bella konnte mal nicht gerade als Ginnys Umgang bezeichnen. Die zwei Frauen hatten sich schon ein paar Mal gegenseitig aufs Übelste verhext, Ginny hätte es beinahe das Leben gekostet.

Und er war meistens in Hogwarts, unterrichtete, organisierte, spionierte und unterhielt sich stundenlang mit Dumbledores Portrait. Eine ermüdende Angelegenheit. Dumbledore hatte doch tatsächlich geglaubt, dass er ihn umgebracht hatte, um ihm weitere Qualen zu ersparen. Naiver Trottel.
 

Also blieb Ginny nur Voldemort.

Sie hatte es im Lauf der Wochen sogar geschafft, seinen letzten Rest Menschlichkeit zusammen zu kratzen, bis er auf die eine oder andere Folter verzichtet hatte und sich stattdessen von ihm Veritaserum besorgt hatte. Er musste angenommen haben, dass Snape nicht weiter darüber nachdenken würde, doch er hatte keine Ahnung, dass Snape ihn in den Kerkern gesehen hatte, bei der Vernehmung seiner Gefangenen.
 

Und jetzt saß Ginny neben Voldemort und konnte den Blick nicht von ihm lassen. Sie war blass und biss sich auf die Lippe. In ihren Augen spiegelte sich ein sorgenvoller Ausdruck.
 

Snape seufzte, dann versuchte er es noch einmal, diesmal mit mehr Nachdruck:

"Ginny! Kannst du Stärkungstränke brauen?"

Sie schreckte hoch.

"J-ja", stotterte sie ein wenig aus dem Konzept gebracht. "Aber seit wann duzen Sie mich? Hab ich Ihnen das erlaubt?"
 

Ein freches Funkeln erhellte einen Moment ihre Augen. Snape zuckte zurück. Was zur Hölle bildete die Göre sich ein? Er holte tief Luft, um sie nicht anzuraunzen, wie er es als ihr Lehrer sicher getan hätte. Doch das hier war nicht seine Schülerin. Jedenfalls nicht direkt. Er überlegte fieberhaft, was er sagen sollte.
 

Ginny blickte Snape verängstigt an. Er war kurz vor der Explosion, das sah sie ihm trotz seine Maske an. Eine Ewigkeit schien zu vergehen. Doch dann - Ginny traute ihren Augen kaum - rang es sich eine Grimasse ab, die wohl ein Lächeln darstellen sollte, und streckte ihr die Hand hin.
 

"Gestatten, Severus."

Einen Moment lang blickte Ginny ihn ungläubig an, dann lächelte sie breit und schüttelte die Hand.

"Ginevra, oder Ginny. Ist mir ein Vergnügen."
 

Severus' Gesicht wurde sofort wieder ernst.

"Also, kannst du einen Stärkungstrank sicher brauen?"

"Ja. Aber wieso machen Sie - machst du das nicht selber?"

"Ich bin doch die meiste Zeit in Hogwarts, schon vergessen?"

Ginny begriff.

"Ach so! Ich hab ganz vergessen, dass die Stärkungstränke nur einen Tag haltbar sind!"
 

Er nickte knapp.

"Ansonsten müsste er alleine klar kommen, bis er wach wird. Aber dann müsst ihr aufpassen."

"Wir?"

"Du und Bella. Sie wird nicht von seiner Seite weichen, also werdet ihr ihn zusammen wieder aufpäppeln müssen."
 

"Und wieso müssen wir aufpassen?"

"Du müsstest ihn mittlerweile eigentlich gut genug kennen. Glaubst du, es wird ihm gefallen, wenn er vor Schwäche ans Bett gefesselt ist?"

"Nein."
 

Ginny wurde jetzt erst das Ausmaßes seines Problems bewusst.

"Denkst du, er wird rückfällig, wenn er zu früh aufsteht?"

"Ja. Je länger er schläft, desto schwächer wird er. Er isst ja nichts. Ihr müsst ihn also aufpäppeln, wenn er aufwacht. Das wird ihm gar nicht passen."
 

Sie lächelte schwach.

"Damit werde ich schon fertig."

Er zog missbilligend eine Augenbraue in die Höhe.

"Bist du sicher?"

Sie winkte ab.

"Ich hab bis jetzt noch alle seine Wutanfälle überlebt."

Severus brummelte etwas unverständliches.
 

"Pass auf dich auf", meinte er im Hinausgehen. "Den Trank braucht er zweimal am Tag, abends stärker."

Sie nickte.

Er trat hinaus und schloss leise die Tür hinter sich.

Ginny sah zu Bellatrix. Sie schien sich keinen Zentimeter gerührt zu haben.
 

^^°°***°°***^^***°°***°°^^
 

Die folgende Woche über herrschte zwischen Bellatrix und Ginny ein unausgesprochener Waffenstillstand. Sie hielten abwechselnd Wache an Voldemorts Bett, damit sie ihn, wenn er aufwachte, davon abhalten konnten, sofort aufzustehen.

Ginny braute ihm jeden Morgen und jeden Abend einen Stärkungstrank und flößte ihn ihm verdünnt ein - Voldemort brauchte auch Wasser.

Bellatrix hatte die Nachtwachen übernommen und Ginny die tagsüber.
 

Während den langen Stunden an seinem Bett versuchte sie immer wieder, für die Schule zu lernen, doch sie konnte sich nicht konzentrieren. Immer wieder wanderte ihr Blick zu Voldemorts leichenblassem Gesicht. Manchmal betrachtete sie es eine Stunde oder länger, bis sie endlich den Blick abwenden konnte.
 

Nach ein paar Tagen machte sie sich nichts mehr vor. Sie vermisste ihn.

Er hatte sie Tag für Tag gegen Bella verteidigt, ihr den ein oder anderen Kniff beim Zaubern beigebracht. Er hatte mit ihr geredet. Er hatte zugehört, als sie sich wieder einmal ihr schlechtes Gewissen gegenüber ihren Freunden von der Seele gejammert hatte. Er hatte ihr ab und zu einen Aufsatz korrigiert und ihr beim Lernen geholfen. Und er hatte ihr erlaubt, mit einem Zauberstab frei durch sein Versteck zu wandern.
 

Er hatte sich wirklich nicht wie der grausame Dunkle Lord verhalten, als den ihn immer alle bezeichneten und den sicher auch die Mehrzahl der Todesser in ihm sah. Nein, zu ihr war er anders.

Nett. So unglaublich das bei einem Lord Voldemort auch klang.
 

Doch halt - rief sie sich in Erinnerung - das war nicht nur Lord Voldemort. Das war Tom.

Ihr Tom. Der Tom, dem sie schon vor Jahren ihr Herz ausgeschüttet hatte. Gut, er hatte sie zwar dazu benutzt, einen Basilisken frei in Hogwarts herumlaufen zu lassen, doch vor allem hatte er ihr zugehört. Sie getröstet.
 

Sie hatte von Harry Jahr für Jahr gesagt bekommen, dass Tom Voldemort war und damit böse, doch sie hatte es nie wirklich glauben können. Und jetzt, wo sie wusste, dass es stimmte, war er auch in seiner jetzigen Gestalt als Voldemort nett zu ihr.
 

Gut, zu Anfang war er noch leicht zu reizen gewesen, doch mit der Zeit hatte sie ihre Angst vor ihm verloren und sich an ihn gewöhnt. Sie hatte sogar begonnen, ihn zu mögen.
 

Und jetzt war er einfach ins Koma gefallen, ohne sich um sie zu kümmern. Er hatte sie alleine gelassen.
 

^^°°***°°***^^***°°***°°^^
 

Ginny schluckte und ließ sich auf seiner Bettkante nieder. Wieder einmal war sie mit Wache halten an der Reihe.

Bellatrix war gerade gähnend gegangen, die beiden hatten sich kurz zugenickt.
 

Ginny zog eine Flasche mit einer hellroten Flüssigkeit heraus und zog den Korken heraus. Der Stärkungstrank für Voldemort.

Sie beugte sich über ihn, legte eine Hand in seinen Nacken und setzte mit der anderen die Flasche an seine Lippen. Sie zog den Kopf nach hinten, so dass sein Mund aufging. Langsam flößte sie ihm den Trank ein.

Zuerst hatte sie Angst gehabt, ihm den Trank in die Lunge zu kippen, doch zum Glück schien er zumindest noch so weit wach zu sein, dass er automatisch schluckte.
 

Als die Flasche leer war, verharrte Ginny kurz in dieser Position. Sie konnte die Haut an seinem glatten Hinterkopf fühlen. Sie war ungewöhnlich kalt, doch Ginny schob es auf den gedrosselten Blutkreislauf. Nichts ernstes. Vorsichtig strich sie darüber. Wie glatt die Haut war...
 

Im gleichen Augenblick erschrak sie über sich selbst. Was bei Merlins Unterhosen tat sie da?!

Rasch zog sie ihren Arm hervor, ließ seinen Kopf wieder in die Kissen sinken und krabbelte rückwärts von seinem Bett.
 

Noch bevor sie sich wieder beruhigt hatte, leuchtete ihr Zauberstab auf und begann zu summen.

Sie schnappte ihn sich, schwang ihn einmal, um ihn zum Schweigen zu bringen, und trat dann kopfschüttelnd über sich selbst in den Flur, wo sie die Steinmauer wegschmolz.
 

Sie hatte den Alarmzauber von Bellatrix gelernt, die ihn ihr empfohlen hatte, wenn sie gerade verhindert war und trotzdem wissen wollte, ob Voldemort aufgewacht war.

Ginny jedoch hatte ihn auf das kleine vordere Büro angewandt, um zu wissen, wann jemand auf der anderen Seite der Wand stand und etwas von ihr wollte.
 

Als sie durch den Durchgang trat, stand sie Draco gegenüber. Sie verschränkte die Arme vor der Brust.

"Was willst du?"

Sie sah, wie er etwas sicher nicht Nettes erwidern wollte, sich jedoch mit Mühe zurückhielt und nur heraus presste:

"Darf ich den Lord sehen?"
 

Ginnys Gesicht zeigte keine Regung.

"Warum?"

Draco druckste etwas herum, zu leise, das sie es hätte verstehen können. Ein leises Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht.

"Schon okay. Komm mit. Aber rühr nichts an, verstanden?"

Er nickte hastig und schien schon wieder einen frechen Kommentar herunter zu schlucken. Ginny lächelte weiter. Draco war noch ganz der Alte, im Gegensatz zu ihr.
 

Als Draco seinen Meister erblickte, schwankte er und wurde blass.

"Es... es hat sich nichts getan? Er liegt immer noch im Koma?", flüsterte er entsetzt.

Ginny nickte und ließ sich auf einem Stuhl am künstlichen Fenster nieder, an einem kleinen Tisch, auf dem ein Haufen Schulstoff lag. Sie lächelte entschuldigend.

"Ich sitze nur hier für den Fall, dass er aufwacht. Wenn du hier bleiben willst - setz dich irgendwo hin und stör mich nicht."
 

Draco nickte schwach und setzte sich in einen Sessel neben dem großen Himmelbett, auf dem nachts immer Bellatrix Wache hielt. Stille breitete sich aus.

Ginny senkte rasch den Kopf und konzentrierte sich auf ihren angefangenen Aufsatz. Sie wusste, dass Draco sie genauso beobachtete wie Voldemort. Wie würde das denn aussehen, wenn sie stundenlang Voldemort anstarrte?
 

Verbissen arbeitete sie sich durch ein kompliziertes Kapitel von Verwandlungszaubern, mit denen man sich selbst unsichtbar machen konnte. Als sie nach einer Ewigkeit aufblickte, saß Draco immer noch in dem Sessel und blickte nachdenklich ins Leere. Ihr Magen grummelte, sie warf einen Blick auf die Armbanduhr.

"Draco, wir sitzen jetzt schon den ganzen Tag hier. Wir haben doch glatt das Mittagessen vergessen!"

Draco zuckte nur mit den Schultern.
 

Ginny rollte das Pergament zusammen und stand auf. Rasch lief sie ins Nebenzimmer und holte den Rest des Stärkungstranks, den sie heute morgen gebraut und in eine Flasche umgefüllt hatte.

Wieder setzt sie sich auf den Bettrand, stützte Voldemorts Kopf und flößte ihm den Trank ein. Als er ausgetrunken hatte, ließ sie ihn sofort wieder los.
 

Draco schnaubte.

"Wenn er bei Bewusstsein wäre, dann würde er dich dafür umbringen, kleine Blutsverräterin!"

Ginny zuckte zurück. Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen und ihre Hand tastete nach ihrem Zauberstab.

"Wofür?", wollte sie gefährlich zischend wissen.

"Dafür, dass du ihn angefasst hast", gab Draco naserümpfend zurück.
 

Ginny zog den Zauberstab.

"Raus hier, oder ich sag ihm, wie du mich nennst, solange er dich nicht hören kann."

Ihre Stimme war plötzlich wieder ruhig geworden, doch in ihr brodelte es. Lernte der Bengel es denn nie?

Draco wurde eine Nuance blasser, und er stammelte: "D-das tust d-du nicht."

Ginny lächelte, und dieses Lächeln war einfach nur böse.
 

"Oh doch, das tue ich. Und wenn du nicht auf der Stelle verschwindest, steck ich es auch deinem Vater."

Draco sprang wie von der Tarantel gestochen auf.

"Nein!", rief er und stürmte nach draußen in den Flur.
 

Ginny wartete ab. Nach einer Minute kam er wieder herein, mit hängenden Schultern.

"Mach dir Tür auf, b- bi... bitte."

Sie hörte, wie viel Überwindung es ihn kosten musste, sie um etwas zu bitten. Sie schenkte ihm ein strahlendes, aber immer noch böses Lächeln.

"Aber immer doch."
 

Sie stolzierte zur steinernen Mauer und legte ihre Hand darauf. Sofort verschwanden die Steine unter ihren Fingern. Draco seufzte.

"Bei dir sieht es so einfach aus..."

"Tja, aber die Tür erkennt dich eben nicht. Pech."

Draco suchte das Weite, kaum dass der Weg soweit offen war, dass er durch passte.

Ginny grinste.
 

^^°°***°°***^^***°°***°°^^
 

Als Ginny in dieser Nacht zu Bett ging, konnte sie lange nicht schlafen. Immer wieder geisterte ihr die Szene von heute morgen vor, als sie Voldemort über den Kopf gestrichen hatte. Was war nur los mit ihr? Ihr Herz schlug schneller, als sie daran zurückdachte, und das Blut stieg ihr in den Kopf. Sie hoffte, wo auch immer Voldemorts Seele gerade steckte, dass er es nicht mitbekommen hatte. Ansonsten hätte sie sicher ein Problem.
 

^^°°***°°***^^***°°***°°^^
 

Als Ginny Bellatrix am nächsten Morgen von der Wache ablöste und nach draußen brachte, meinte diese müde:

"Es sieht gut aus. Er hat von alleine den Kopf bewegt, als würde er nur schlafen."

"Echt?", rief Ginny aufgeregt. "Soll ich Sie holen, wenn er aufwacht?"

Bellatrix nickte und ging nach draußen.
 

Ginny holte aus dem Arbeitszimmer eine Ladung frisch gebrauten Stärkungstrank, da kam Severus herein.

Er hatte es geschafft, den Zauber der Wand zu entschlüsseln und die Wand dazu gebracht, ihn zu erkennen. Ginny machte sich deswegen keine Sorgen. Severus war so verschwiegen, dass er niemandem etwas davon erzählen würde.

"Morgen, Ginny."

"Guten Morgen!", lächelte sie und betrat mit der Flasche in der Hand Voldemorts Schlafzimmer.
 

Er lag immer noch starr auf dem Rücken, doch sein Kopf war jetzt zur Seite gerutscht. Ginnys Herz schlug unwillkürlich schneller, als sie sich vorstellte, dass er jeden Moment aufwachen konnte.

Hinter ihr betrat Severus den Raum.

Sie ging um das Himmelbett herum, setzte sich auf den Bettrand und entkorkte die Flasche. Dann stützte sie Voldemorts Kopf wie üblich und gab ihm den Stärkungstrank zu trinken.
 

Sie spürte Severus' Blick in ihrem Rücken. Sofort erinnerte sie sich wieder an den gestrigen Morgen und wurde verlegen. Sie hoffte, dass er gerade keine Gedanken lesen würde.

"Doch", erklang seine Stimme hinter ihr.
 

Ginny zuckte fürchterlich zusammen. Zum Glück war der Stärkungstrank schon leer. Sie krabbelte schnell vom Bett und funkelte Severus wütend an.

"Musste das sein?"

Severus zuckte die Schultern.

"Ich will bei jedem, der den dunklen Lord berührt, die Gedanken hören. Diejenigen, die sich ekeln, sind Verräter oder aber nicht mit dem Herzen bei der Sache."
 

Ginny spürte, wie ihr schon wieder das Blut in den Kopf schoss. Um Severus' Mund spielte der Hauch eines Lächelns.

"Pass auf deine Gefühle auf. Du willst doch nicht wie Bella enden, oder?"

Jetzt wurde Ginny wirklich knallrot. Ihr Herz pochte viel zu schnell.

"Raus!", zischte sie gefährlich. "Sofort!"
 

Sie zog ihren Zauberstab. Severus zog nur eine Augenbraue hoch.

"Du willst dich doch nicht ernsthaft mit mir duellieren, oder?"

Ginnys Blick wurde nur noch wilder.

"Wenn es sein muss, ja. Also, verschwinde!"

Er lächelte wissend.

"Mach dir keine Hoffnungen. Wenn er aufwacht, wird er dich nicht mehr in seine Nähe lassen."
 

Ginnys Wut platzte. Mit einem blitzschnellen Schlenker ihres Zauberstabs schoss sie ein paar Flederwichte ab, die um Severus herum flogen und sich in seine Haare krallten und sein Gesicht zerkratzten. Er zischte wütend und verließ den Raum.
 

Ginny ließ sich kraftlos auf den Bettrand zurücksinken. Nachdenklich betrachtete sie Voldemorts blasses, im Schlaf fast friedliches Gesicht.

Stimmte es, was Severus sagte? Würde sie eines Tages wie Bella enden? Für Voldemort morden und foltern, nur um ab und an ein kleines Lob oder ein Lächeln einzuheimsen?
 

Sie schüttelte sich. Nein. Das würde sie garantiert nicht tun. Nichts und niemand konnte sie dazu zwingen, ein blutrünstiger Todesser zu werden.

Sie strich über Voldemorts leblose Finger, die locker auf der Bettdecke lagen. Sie waren wärmer, als sein Kopf es gestern gewesen war.
 

Ginny seufzte. Jetzt lag er schon zehn Tage hier. Sie hatte einmal gelesen, dass ein Mensch höchstens drei Wochen ohne etwas zu essen auskommen konnte. Mit dem Stärkungstrank waren es wahrscheinlich vier, doch er konnte Nahrung nicht wirklich ersetzen. Voldemort musste bereits an seine letzten Energiereserven gegangen sein. Er hatte ja schon vorher nichts zuzusetzen gehabt.
 

Vorsichtig nahm sie seine Hand in ihre. Ein warmes Kribbeln breitete sich in ihrem Bauch aus, als er im Schlaf den Händedruck erwiderte und ein Lächeln stahl sich wie von selbst auf Ginnys Gesicht.
 

Lange saß sie so da und blickte ihm einfach nur ins Gesicht. Doch irgendwann ließ Voldemort ihre Hand wieder los, seine Finger hingen wieder leblos in ihren.

Ginny fühlte sich, als hätte sie etwas sehr wichtiges verloren, und sie drückte seine Hand nur um so fester.
 

Sie dachte das erste Mal dran, dass er vielleicht gar nicht mehr aufwachen könnte. Die Vorstellung klammerte sie wie eine eisige Hand um ihr Herz.
 

"Bitte geh nicht wieder", flüsterte sie. "Bleib bei mir, Tom. Ich brauche dich."
 

Ginny beobachtete ihn voller Sorge.

So langsam, dass sie es gar nicht merkte, wurde seine Hand wärmer. Auch sein Gesicht gewann einen Hauch Farbe.

Nach einer Ewigkeit, so schien es ihr, rührte er sich das erste Mal. Seine Finger zuckten in ihrer Hand. Ginnys Herz machte einen Hüpfer. Ihre Finger krallten sich fest um seine.
 

"Bitte, komm zurück", meinte sie leise. "Bitte, Tom! Komm zu mir zurück!"
 

Ein schwaches Stöhnen kam aus seinem Mund. Langsam, sehr langsam, begann er zu blinzeln. Ginny schnappte nach Luft. Ihr Herz pochte schon wieder schmerzhaft gegen ihre Rippen.

"Tom!"
 

Sein Kopf rutschte auf seine Schulter, als er die Augen öffnete und Erkennen in ihnen aufblitzte, während er Ginny musterte.

Ginny schrie auf und fiel ihm um den Hals. "Du bist wieder da!"



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  eva-04
2009-01-10T18:05:09+00:00 10.01.2009 19:05
tolles kappi^
hätte nie gedackt das snap ginny das du anbietet^^
ich fand das ende richtig gut^^
freu mich schon auf das nächste kappi^^

*wink*
Von:  Voldemort
2009-01-10T15:37:23+00:00 10.01.2009 16:37
juhu^^
ein tolles kapitel!
schreib bitte schnell weiter :D
lg

[EDIT]
ich muss dich eben erstmal loben, es gefällt mir sehr gut das du die handlung und charakterveränderng über so viele kapitel hinziehst, das macht das ganze super realistisch^^
in vielen anderen ffs kommt voldemort so am anfang daher und denkt sich 'hey, eigentlich steh ich ja auf xyz und bin garnicht so böse, also mach ich mir jetzt schnell einen trank mit dem ich jünger werde'.
sowas wirkt einfach nur extrem schwachsinnig, und ich bin froh das du es, als geübtes schreiberlein, aushältst, den höhepunkt so lange herauszuzögern^^
mach bloß weiter so und schreibe noch viele kapitel, ein schnelles ende wäre schade :D eine echt toll aufgebaute ff!
*thumbs up*


Zurück