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Handel um Leben und Tod

Kapitel 4: Handel um Leben und Tod
 

Ginny wischte sich die letzten Tränen ab, dann sah sie auf. Voldemort stand regungslos da und starrte sie an.

"Du hast mich geschlagen."

Er schien es nicht glauben zu können.
 

Sie schluckte, dann rappelte sie sich auf, hielt sich jedoch am Schreibtisch fest, da ihre Beine sie nicht tragen wollten. Wütend fauchte sie ihn an:

„Haben Sie jetzt, was Sie wollten? Macht es Ihnen wirklich Spaß, sich an anderer Leute Elend zu ergötzen?“

Voldemort zuckte zusammen. Für einen Moment rutschte ihm die Maske vom Gesicht und offenbarte eine gequälte Miene, dann hatte er sich wieder im Griff.
 

Ginny erschrak.

Was würde er jetzt mit ihr anstellen, wo sie ihn anscheinend so getroffen hatte? Naja, egal. Sie wusste bereits, wie es war, nichts mehr zu fühlen. Der Tod erschreckte sie nicht mehr.

Doch Folter sehr wohl. Die Carrows hatten sie schon an den Rand des Wahnsinns getrieben – wie würde ihr es dann unter Voldemort ergehen?
 

Sie schauderte und trat einen Schritt zurück, weg von ihm. Doch er machte keine Anstalten, seinen Zauberstab zu zücken. Einen Moment musterte er sie nachdenklich, bevor er antwortete:

„Ja, ich habe, was ich wollte. Und was deine zweite Frage angeht… Leider Ja.“

Ginny trat sicherheitshalber noch einen Schritt zurück.

„Also haben Sie mich nur hergebracht, um mich zu foltern?“, wollte sie mit bebender Stimme wissen.

Voldemort lächelte. „Nein.“
 

Ginny lief ein Schauer über den Rücken. Dieses Lächeln würde über ihr weiteres Leben entscheiden. Sie fühlte sich nicht wohl dabei, auch wenn sie nichts mehr zu verlieren hatte.

„Du stehst Harry Potter näher als die meisten. Wenn ich ihn in die Finger bekommen will, dann bist du diejenige, dir mir am meisten dabei helfen kann.“
 

Ginny sah ihn ungläubig an.

„Was? Woher wollen Sie wissen, ob ich Ihnen helfen würde?“

Voldemorts Lächeln wurde breiter. Es schien auf der einen Seite auch wärmer zu werden, auf der anderen jedoch eiskalt. Ginny begann zu zittern.

„Ich habe in deinen Geist gesehen. Ich weiß, was du fühlst.“
 

Ginnys Herz schien einen Moment stillzustehen, dann entgegnete sie trotzig:

„Aber Sie können es niemals nachvollziehen. Sie hatten nie Gefühle.“

Voldemorts Gesicht verzerrte sich zu einer Grimasse. Ginny erschrak fürchterlich. Diesmal war sie zu weit gegangen.

Sie sah gerade noch, wie ein Zauberstab gezückt wurde, dann raste ein grüner Lichtblitz auf sie zu.
 

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Entsetzt starrte Ginny auf den Krater in der Wand neben ihr, wo der Fluch eingeschlagen war. Sie war im letzten Moment zur Seite gesprungen. Dann zuckte ihr Blick zurück zu Voldemort. Er bebte vor Wut, doch er hatte sich wieder unter Kontrolle und schob den Zauberstab zurück in seinen schwarzen Umhang. Ginny wich an die Wand zurück, als er auf sie zukam und nur Zentimeter vor ihr stehen blieb. Ein ängstliches Kribbeln lief über ihren ganzen Körper.

„Das war zuviel.“
 

Seine Stimme klang eiskalt. Ginny senkte den Blick und holte tief Luft, um ihr flatterndes Herz zu beruhigen. Sie hatte nur eine Möglichkeit, sich aus der Schlinge zu ziehen. Sie schluckte. Wenn das schief lief, war sie in weniger als einer Minute tot.

Langsam hob sie den Kopf und blickte wieder in diese so unglaublich rot glühenden Augen.
 

„Nein, war es nicht. Wenn Sie wollen, dass ich Ihnen bei der Suche nach Harry helfe, dann müssen Sie mich so ertragen, wie ich bin. Ansonsten können Sie mich auch gleich umbringen.“
 

Voldemort wich verblüfft zurück.

„Was?“, zischte er misstrauisch.
 

Oh ja, dieses Mädchen hatte Mut. Oder hatte sie vielleicht eher nichts mehr zu verlieren? Egal, was es war, jemand wie sie war ihm noch nie untergekommen.
 

Er überdachte ihre Worte kurz. Sie hatte tatsächlich in Erwägung gezogen, ihm zu helfen? Oder war sie überzeugt davon, dass sie gleicht umgebracht wurde?

Aber war Potter ihm das wert? Den Anschuldigungen dieses Mädchens ausgeliefert zu sein, nur um ihn schneller zu schnappen? Doch er konnte nicht erwarten, dass sie ihm unter Zwang viel helfen würde. Alles hatte seinen Preis. War er bereit, ihn zu bezahlen, in der Hoffnung, dass er schneller Gewinn machte?
 

Voldemort betrachtete Ginny nachdenklich. Eigentlich war sie ja gar nicht so übel. Und umbringen konnte er sie allemal noch. Er nickte kurz.

„In Ordnung. Ich bringe dich nicht um. Hilf mir und du darfst sagen, was du willst, ohne dafür einen Fluch aufgehalst zu bekommen.“
 

Ginny starrte ihn fassungslos an. Sie hatte fest damit gerechnet, dass er ihren Tod vorziehen würde. Das war nicht geplant gewesen. Ihr Herz schlug wieder bis zum Hals. Wollte sie das wirklich?

Oder wollte sie lieber, wie vorher in Erwägung gezogen, lieber sterben und diese Welt mit ihren Problemen hinter ihr lassen? Sie holte tief Luft, um sich zu beruhigen.
 

Nein, wenn sie die Möglichkeit hatte, ohne andauernd gefoltert zu werden, weiterzuleben, dann konnte der Tod warten. Er würde sie noch früh genug in seine dunklen Finger bekommen. Ganz langsam nickte sie.

„Gut. Ich helfe Ihnen.“
 

Die beiden standen eine ganze Weile voreinander und sahen sich einfach nur stumm an, dann sprach Voldemort wieder.

„So wie es jetzt aussieht, wirst du uns noch eine Weile mit deiner Anwesenheit beehren. Bleib hier, ich kümmere mich solange um deine Unterbringung.“
 

Er vergewisserte sich, dass die Tür zur Halle magisch versiegelt war, dann trat er an die Rückwand seines Büros und legte eine langfingrige, blasse Hand auf den kühlen, glatten Stein. Er schien unter seinen Finger zu schmelzen, andere Steine folgten. Schließlich war ein türgroßer Durchgang entstanden, der in einen kurzen Korridor mit hellen, normalen Fackeln mündete.

Voldemort trat hindurch. Sofort erschienen die Steine wieder und versiegelten den Durchgang.
 

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Ginny ließ sich in den Sessel sinken. Einen Moment überlegte sie, ob ihr das wohl erlaubt war, doch dann verwarf sie den Gedanken wieder. Voldemort hatte selber gesagt, er würde sie akzeptieren. Und wenn er nicht hier sitzen wollte, konnte er doch nichts dagegen haben, wenn sie es sich solange gemütlich machte. Sie stützte den Kopf in die Hände und dachte nach.

Im Grunde hatte sie gerade alle, die ihr etwas bedeuteten, verraten. Wenn sie nach den edlen Prinzipien von Gryffindor gehandelt hätte, wäre sie jetzt tot.

Doch so wie es jetzt aussah, würde zumindest einer, Harry, am Ende ihres Weges tot sein – durch ihre Mithilfe. Und sie würde leben. Konnte sie das verkraften?
 

Nein, sagte ihr Gewissen. Du liebst Harry doch. Sag Voldemort einfach, du hast es dir anders überlegt. Der Tod ist nicht schlimm, und das weißt du.
 

Natürlich, sagte ein anderer Teil von ihr. Harry hat dich so oft verletzt, da darfst du ihn auch verletzen. Und du tust es eben nicht schleichend, Jahr für Jahr, wie er, sondern alles auf einmal. Wenn er dabei draufgeht, dann hast du ein Problem weniger.
 

Ginny schluckte. Die zweite Stimme hatte Recht. Harry hatte es verdient. Da war sie jetzt egoistisch. Aber was war mit ihren anderen Freunden? Ihrer Familie? Gut, Luna und Neville lebten, und das würden sie auch in einem Jahr noch. Um die beiden brauchte sie sich keine Sorgen machen.
 

Aber Ron und Hermine? Sie waren mit Harry unterwegs, das wusste Ginny sicher. Ein Kloß bildete sich in ihrem Hals. Sie bekam ein schlechtes Gewissen. Was würde sie tun, wenn sie wüsste, dass sie am Tod der beiden Schuld war? Bevor sie noch die Antwort darauf hatte, kamen ihr die Tränen. Nein, das hatte sie nicht bedacht.

Ron und Hermine, ihre Eltern und anderen Geschwister, sogar Fleur und Percy… Sie würde es nicht ertragen können, wenn einer von ihnen durch einen Tipp ihrerseits an Voldemort starb. Niemals würde sie mit dieser Schuld leben können. Auf was hatte sie sich da nur eingelassen?
 

Sie vergrub das Gesicht in ihren Händen und schluchzte. Sie konnte nur hoffen, dass Voldemort ihr als Belohnung für die Auslieferung Harrys ihre Familie und Hermine am Leben ließ.
 

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Als Voldemort zurückkehrte, weinte Ginny immer noch. Er zuckte zusammen, als er die Schluchzer hörte, die aus den Tiefen seines Sessels hervordrangen.

„Ginny?“, fragte er fast unsicher. „Was ist los?“

Ginny sah auf. Ihre Augen waren rot und geschwollen, ihr Gesicht glitzerte von Tränen.

„Versprechen Sie, wenn Sie Harry in die Finger bekommen, meine Familie und meine Freundin am Leben zu lassen?“

„Deine Familie bestimmt. Du bist ja reinblütig. Und wer ist deine Freundin?“
 

Ginny schluckte. Doch es half nichts. Neue Tränen sammelten sich in ihren Augen.

„Das können Sie nicht machen!“

Sie wandte sich verzweifelt ab und vergrub erneut das Gesicht in den Händen. Voldemort trat neben sie.

„Was meinst du?“, wollte er wissen.

Hatte er ihr etwa schon wieder wehgetan, ohne es überhaupt zu merken? Ginny hob den Kopf und rief weinerlich:

„Meine Freundin ist muggelstämmig!“

Voldemort trat einen Schritt zurück und schluckte.
 

Ach du je. Die Arme.

Moment mal, hatte er etwa Mitleid mit Ginny?

Er hatte doch nie Mitleid! Und schon gar nicht für eine Gryffindor!
 

Aber das war ja auch nicht irgendeine Gryffindor. Das war seit gerade eben seine Helferin bei der Jagd auf Harry. Oder, war sie das denn?

Es sah so aus, als hätte sie ihren Verrat noch nicht verkraftet. Sie konnte es nicht sehen, dass einer auf ihrer alten Seite starb, der ihr noch etwas bedeutete. Was wäre, wenn sie ihm nachträglich ihre Hilfe verweigern würde, wenn er ihr nicht das Überleben ihrer alten Freunde zusicherte?
 

Aber diese Freundin war eine Schlammblüterin. Die konnte er schon aus Prinzip nicht leiden. Die meisten hatte er mittlerweile durch die Anhörungen im Ministerium ausgemerzt, doch diese Freundin schien noch im Besitz eines Zauberstabes zu sein. Er schluckte.
 

Was war ihm wichtiger, Harry, so bald wie möglich, oder Harry erst um einiges später und dafür eine Schlammblüterin weniger auf der Welt?

Er fluchte innerlich. Dieses Mädchen würde ihn in den Wahnsinn treiben, wenn sie so weitermachte.
 

„Gut, ich verschone auch deine Freundin. Zufrieden?“

Ginny nickte und tupfte sich mit dem Ärmel die Augen ab.

„Danke“, murmelte sie leise.
 

Voldemort lächelte gequält. Oh ja, sie würde ihn irgendwann in den Wahnsinn treiben. Er hoffte, dass er bis dahin Harry schon in seinen Klauen hatte.
 

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Plötzlich klopfte es. Ginny zuckte zusammen. Voldemort warf ihr einen Raus-aus-meinem-Sessel-es-muss-ja-keiner-wissen-dass-ich-dir-das-erlaube-Blick zu.

Ginny rappelte sich auf. Voldemort nickte kurz, dann zog er seinen Zauberstab und entriegelte die Tür.
 

Macnair trat ein und verneigte sich vor Voldemort. Ginny bedachte er mit einem interessierten Blick. Voldemort schloss die Vordertür, dann trat er nach hinten und legte die Hand auf die Wand. Als diese sich aufgelöst hatte, meinte er zu Ginny gewandt:

„Weasley, zweite Tür links. Du bleibst im Zimmer, bis ich dich hole. Und komm nicht auf die Idee, in die anderen Zimmer zu schauen. Das könnte schmerzhaft werden.“

Ginny nickte stumm und trat in den kleinen Korridor. Hinter ihr verschloss sich der Durchgang wieder. Sie holte tief Luft.
 

Er würde Hermine leben lassen! Das war mehr, als sie sich in ihren kühnsten Träumen vorgestellt hatte! Es war vielleicht doch keine so schlechte Idee gewesen, ihm einen Handel anzubieten. Vielleicht würde doch alles wieder ins Lot kommen. Zumindest für sie.
 

Der Zaubererwelt konnte sie jetzt jedoch nicht mehr helfen. Das einzige, was ihr blieb, war, zu versuchen, der Allgemeinheit so wenig wie möglich zu schaden. Aber Harry war ja nicht die Allgemeinheit. Und Harry war der einzige, bei dem sie Voldemort helfen musste.

Tja, jetzt dachte sie schon wie eine Slytherin.

Ginny erschrak. Was hatte sie da gerade gedacht? Der Sprechende Hut war damals bei ihrer Auswahl tatsächlich zwischen Gryffindor und Slytherin geschwankt. Damals war ihre Entscheidung eindeutig Gryffindor gewesen. Doch wie war es jetzt? Passte sie mittlerweile besser nach Slytherin?
 

Sie schüttelte den Kopf. Nicht darüber nachdenken, ermahnte sie sich. Ich bin Ginny Weasley, und ich lebe, und meine Freunde werden leben, der Rest ist egal.

Sie überlegte einen Moment, ob sie an der Wand lauschen sollte, doch ließ es dann bleiben. Wer weiß, was Voldemort für Zauber darauf gelegt hatte.
 

Sie ging zu der Tür, die Voldemort ihr zugewiesen hatte und öffnete sie vorsichtig. Dahinter lag ein kleines, aber gemütliches Zimmer. Der kalte Steinfußboden war mit grünen Teppichen ausgelegt, und in einer Ecke prasselte ein fröhliches Feuer in einem ebenfalls grünen Kachelofen. An der gegenüberliegenden Wand prangte ein künstliches Fenster und gaukelte Ginny den Blick auf eine Landschaft in den schottischen Highlands vor. Vor dem Fenster stand ein kleiner Schreibtisch, auf dem ein Tintenfass, Federn und unbeschriebenes Pergament lagen. Neben dem Schreibtisch stand ein großes Bett mit einer dicken Daunendecke und einem ebenso dicken Kissen. Und auf der anderen Seite des Zimmers stand ein alter Kleiderschrank neben einer Tür.
 

Ginny öffnete sie. Dahinter lag ein kleines Bad. Sie schloss ihre Zimmertür und warf dann einen Blick in den Kleiderschrank.

Fast hatte sie erwartet, dass er leer war, doch Voldemort hatte auch daran gedacht. Dort hingen zwei schwarze Kapuzenumhänge, wie sie Todesser trugen, sowie ein paar schwarze Röcke und dunkelgrüne Blusen. Auch Wäsche war vorhanden, und sie entdeckte ganz unten im Schrank ein Paar schwarze Winterstiefel, einen grünen Schal, eine grüne Mütze sowie grüne Handschuhe.
 

Ginny schüttelte lächelnd den Kopf.

Es sah fast so aus, als läge ihm etwas an ihrer Anwesenheit – Auch wenn er sie in das Muster einer Slytherin zwängen wollte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  DarkEye
2008-09-04T21:28:50+00:00 04.09.2008 23:28
das ist mal ne geniale FF idee!
gefällt mir sehr gut! besonders das "parring"
schreib mir wenns weitergeht
dark


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