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Step Into My World

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
So da ich morgen nach Israel fliege und 11 Tage nicht da bin bekommt ihr heute zwei Kapitel hochgeladen. Evtl. wenn ich es schaffe sogar noch ein drittes... das muss ich mal schauen. :)
Das ersehnte Valentins-Kapitel mit Romantik und so kommt aber erst nach Israel. Also noch etwas Geduld... Komplett anzeigen

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Step Sixty-one... Love IV

„Die Geschichte prägt nur einen Moment, die Liebe dagegen ein ganzes Leben.“
 

Aus dem Film „Wie ein einziger Tag“
 


 

Shogo Kiseragi
 

Kalt! Kalt! Kalt! Ich hüpfte von einem Bein aufs andere und sah mich um. Ich war einfach zu früh hier gewesen und nun musste ich dafür in der Kälte ausharren und mir meinen süßen Knackarsch abfrieren.

Auf den Straßen lag eine dünne Schneedecke, die aber von den Autos schon in Matsch verwandelt worden war. Mein Blick glitt durch die Menschenmenge, die an mir vorbei schlenderte und ich warf einen Blick auf einen hübschen jungen Mann der an mir vorbei lief, sich kurz umdrehte und mich anlächelte. <Ach ja. Aber nein. Ich hab ja Toya!> grinsend drehte ich mich um und sah endlich den Mann auf den ich gewartet hatte.

“Mamoru! Hier!” ich wedelte mit den Armen um auf mich aufmerksam zu machen.

Mamoru sah mich und kam auf mich zu. „Hey.“ Er lächelte matt.

„Alles klar bei dir?“ Er sah blass um die Nase herum aus und ich wollte keinesfalls, dass wir shoppen gingen und er aber ins Bett gehörte. „Also wenn du krank bist oder nen miesen Tag hast dann is das ok…“ „Nein alles gut. War gestern und heute nur anstrengend. Ich… einfach nur gerade etwas viel. Da kommt mir eine Abwechslung mit dir nur recht.“ Er schmunzelte und stupste mich an. „Also wo willst du hin?“

„Na gut. Wenn du meinst, dass es für dich ok ist.“ Ich zog meinen Schal fester und seufzte. „Also zuerst müssen wir was Schickes zum anziehen für uns finden. Eventuell schau ich nochmal in meine neue Lieferung im Laden, aber ich wollte mal etwas tragen was ich nicht aus meinem eigenen Laden habe. Ich vermissen nämlich das Fremdshoppen.“ Damit grinste ich und zählte Mamoru die Läden auf in die ich wollte.

„Warum muss ich shoppen? Soweit ich mich entsinne, habe ich genug im Schrank was man tragen kann und wegen Valentinstag…“ „Kommst du mit. Ich werde nicht zulassen, dass mein bester Kumpel allein zu Hause Trübsal bläst. Also echt. Minako sieht das auch so und meint du musst mitkommen. Schließlich hat die Yosuke überredet, dass er auch mit ins Phoenix kommt und du weißt wie Yosuke sowas findet.“ Ich setzte eine ernste Mimik auf und hob mahnend den Zeigefinger.

Mamoru seufzte. „Auf mich hört ja sowieso keiner mehr.“

Ich nickte und zog ihn hinter mir her.
 

Drei Stunden später stand ich nun in meinem letzten Laden, denn wenn ich hier nichts fand, dann wusste ich auch nicht mehr, was ich machen sollte. So ein Mist. Genau deswegen war ich gezwungen in meinem eigenen Laden einzukaufen. Nicht das ich dort nicht schon ein schickes Longshirt gefunden hatte. Verzweifelt verschränkte ich die Hände hinter dem Kopf und seufzte theatralisch. „Mamoru ich finde nichts. Wie soll Valentinstag romantisch werden wenn ich nichts zum anziehen finde?“

Mamoru sah von dem Kleiderständer auf und zuckte mit den Achseln. „Toya liebt dich doch auch so.“

„Danke. Das hilft.“ Kam es spöttisch von mir. „Ich kann ja nackt gehen.“

„Dann hättest du wenigstens alle Aufmerksamkeit die du dir wünschst.“ Er schmunzelte und kam zu mir.

„Ja das stimmt. Also kommt diese Idee auf meine Alternativ-Liste gaaanz nach oben.“

Ich lehnte mich an Mamoru und sah ihn mit einem Hundeblick an. „Können wir noch in einen letzten Laden von dem ich weiß das er genau das hat was ich suche? Ich würde dir auch einen tollen Kaffee spendieren.“ "Also zu dir und der Kaffee ist gratis.“ Leicht genervt sah er mich an, nickte dann aber nur. „Weil du es bist.“ Kam es leise, als ich ihn hinter mir aus dem Laden zog.
 

Yosuke
 

Ich saß auf der Couch im Laden und sah May zu wie sie eine Kundin beriet. Eigentlich wollte ich gar nicht hier sein, eigentlich durfte ich gar nicht hier sein. Meine Hausarbeit, die noch immer nicht fertig war, mahnte mich in meiner Wohnung zu Eile. Aber Bock hatte ich keinen. Praxis ja, Theorie nein danke.

Außerdem wusste ich ja, dass Mamoru hier gleich mit Shogo auftauchen würde und ich wollte wissen wie es ihm ging und ob er mit der Therapeutin gesprochen hatte. Ich hatte mir den ganzen gestrigen Tag und die Nacht den Kopf über Mamorus „Problem“ zerbrochen. Es war logisch, dass er aus seiner Position heraus ein Problem mit seinen Sexuellen Wünschen hatte. Aber wie konnte man ihm da helfen? Was riet man denn in so einer Situation? Ja, ich hatte im Studium gelernt und zwar zu Beginn, dass Ratschläge auch Schläge waren, aber trotzdem... er war mein bester Freund, da konnte ich ja schlecht einfach wegsehen.

„Alles gut?“ May sah mich an und setzte sich neben mich. „Klar." log ich und hielt mich stärker an meiner Kaffeetasse fest.

„Lügner. Aber ok, wenn du es nicht sagen willst dann akzeptiere ich das. Auch wenn es mir nicht passt.“ Sie seufzte, sah auf ihr Handy und grinste.

„Na, ein Kerl?“ fragend sah ich sie an und versuchte auf ihr Display zu linsen.

„Nein. Es ist Julia.“ Sie tippte auch etwas und steckte dann ihr Handy zurück in ihre Hosentasche. „Ich mag sie. Sie ist super nett und ich finde es gut, wenn wir mal ein paar mehr Mädels werden. Schließlich hatten wir lange Zeit ein unausgewogenes Verhältnis in der Gruppe.“

Ich verdrehe die Augen und schmunzelte. „Ja ja. Wenn du meinst.“ Ich nahm meine Brille ab und besah mir die Gläser. Wieso waren da eigentlich immer Fingerabdrücke drauf? Ich wühlte in meiner Tasche nach einem Tuch und fand es schließlich. „Sag mal, wann wollten Shogo und Mamoru hier sein?“

„Keine Ahnung. Shogo meinte nur er wolle bei der Konkurrenz shoppen und dann wieder kommen. Ob Mamoru da mit macht weiß ich gar nicht so genau.“

„Na toll. Ich sitze hier doch nur rum, weil ich auf Mamoru warte!“

„Wieso wartest du auf mich?“
 

Ich drehte meinen Kopf und sah Mamoru an, der mich anlächelte. Shogo winkte mir zu, verschwand aber gleich darauf hinten im Lager. Er schien etwas miesgelaunt. Als hätte Mamoru meine Gedanken gelesen kommentierte er sein Verhalten. „Er ist frustriert. Dutzende Läden aber er hat nichts gefunden. Und nun muss er schauen, ob in der neuen Lieferung was dabei ist, was Toya gefallen könnte.“

Ich nickte nur verständnisvoll. Ich wusste auch noch nicht was ich Valentinstag anziehen sollte. Schick, aber natürlich. Sexy, aber nicht zu sexy. Tja da hatten nicht nur Frauen ihre Problem mit.

„Und hast du was gefunden?“ May grinste ihn an. Doch er schüttelte nur den Kopf. „Nein. Aber so wirklich hab ich auch nicht gesucht. Massanorie wird ja sowieso nicht da sein, also warum die Mühe?“ „Für dich!“ kam es plötzlich von hinten, als Shogo wieder mit einem großen Paket bewaffnet aus dem Lager kam. „Ich hab dir doch erklärt, dass Kleidung auch das Selbstvertrauen stärken kann. Und du kannst das schon noch etwas gebrauchen.“

Mamoru verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf.

„Ach Männer und ihre Probleme.“ Kommentierte May das Ganze nur, zuckte mit den Achseln und grinste uns alle an, bevor sie aufsprang und sich um einige Kunden kümmerte die gerade herein kamen.

Mamoru sah ihr nach und setzte sich dann zu mir.

„Warum wartest du denn nun auf mich?“

„Hm. Hab mir Sorgen gemacht und wollte wissen ob es dir besser geht? Und ob du heute mit der Therapeutin gesprochen hast. Ich weiß Schweigepflicht und so, aber ich frag dich ja als dein bester Freund.“

Immer noch putzte ich meine Brille und war verzweifelt, weil die bekloppten Flecken nicht weg wollten. Aus den Augenwinkeln konnte ich erkennen, dass Mamoru mir zusah. Dann kramte er plötzlich in seiner Umhängetasche und holte ein Brillenetui hervor.

„Gib mal her. Dein Brillentuch sieht aus als wäre es tot.“

Damit nahm er mir meine Brille ab, öffnete das Etui und nahm sein eigenes Tuch um meine Brille zu säubern, nur eine Minute später hielt er mir meine Brille in. „Bitte. Wie neu.“ Damit begann er seine eigene Brille zu putzen und schob sie sich schließlich auf die Nase.

„Seit wann trägst du denn deine Brille nicht nur zum lesen?"

„Seit heute. Ich hatte gestern noch einen Augenarzt-Termin und der meinte es wäre gut, wenn ich die Brille öfter am Tag trage. Dann würden auch die Kopfschmerzen besser werden und die Augen würden nicht mehr tränen. Musste fast auflachen als er das sagte und wollte schon sagen das meine Augen nicht tränen, sondern ich ne Heulsuse bin mit Existenzängsten und so…“ er schmunzelte und sah mich an.

„Blödmann. Hör auf so selbstironisch zu sein.“ Kam es nur ernst von mir.

„Sorry. Und was die Therapeutin angeht – sie hat das gleiche gesagt wie du.“

Eine Weile beobachteten wir die Kunden die rein und raus gingen.

Shogo lief zwischen ihnen auf und ab, genauso wie May.

Schließlich war ich es der das Schweigen brach. „Ich weiß du musst dir das schon genug anhören, aber ich finde auch, dass du mitkommen solltest.“

Mamoru sah weiter den Kunden nach. „Und warum?“

„Weil a) ich keine Lust habe allein im Phoenix zu sein umringt von lauter Männerpärchen und das meine ich nicht abwertend, b) weil ich glaube, dass du Spaß haben könntest, auch wenn du dich damit schwer tust, c) es dir gut tun würde mal zu schauen wie du auf andere Männer wirkst, nur falls das mit Massanorie mal in die Brüche geht – was ich euch natürlich nicht wünsche und d) und das ist wohl das wichtigste und überzeugendste Argument, weil May als DJ dort auftreten wird am Valentinstag und wage es jetzt nicht dir was anmerken zu lassen. Ich darf dir das nämlich nicht sagen, weil sie nicht will, dass du nur ihretwegen kommst.“

Mamoru hatte sich bei Punkt D sofort zu mir umgedreht und den Mund geöffnet, aber ich hatte alles im Keim erstickt. „Und jetzt glotz doch nicht so, sonst weiß sie sofort, dass ich es dir erzählt habe.“

Ich kniff Mamoru in die Seite und sah ihn verschwörerisch an.

„Wieso weiß ich davon nichts?“ Mamoru zuckte zusammen und sah mich an. „Weil ich es versprochen habe und Minako und Shogo mussten das auch. May will nicht, dass du dich genötigt fühlst nur wegen ihr ins Phoenix zu kommen, obwohl du keinen Bock hast. Du weißt doch wie sie ist!“

Schweigen!

„Also will sie nicht, dass ich komme?“

Ich schlug mir die Hand vor die Stirn und konnte es nicht fassen. „Echt jetzt?“ Kopfschüttelnd sah ich ihn an und schaute nach ob May in der Nähe war, aber sie war mit einigen Kunden beschäftigt. „Mamoru? Was ist denn los mit dir? Na klar will die das du dabei bist. Aber nicht weil du musst. Denk doch nicht so kompliziert. Willst du an dem Abend Spaß haben, oder nicht? Willst den Abend mit Freunden verbringen, oder nicht? Und dann entscheidest du dich. Und wenn du sagst du hast an dem Abend keine Lust dann ist das auch ok. Also keinen Stress und atme. Es ist ja fast ein Wunder, dass du noch keinen Herzinfarkt hattest oder dein Kopf explodiert ist.“

„Ach sei doch still. Du weißt gar nicht wie stressig das manchmal ist immer allen gerecht werden zu wollen.“ Kam es patzig von ihm.

Seufzend lehnte ich mich zurück und schwieg.
 

Im Laden war wirklich was los, May brachte uns beiden noch einen Kaffee bevor sie weiter arbeitete. Es verging gut eine Stunde in der wir uns anschwiegen, bevor auch Minako noch auftauchte. Ich bekam ein super süßes Lächeln, einen tollen Kuss und freute mich einen Keks, dass das meine Freundin war.

„Ist dir aufgefallen, dass Shogos Laden so etwas wie unsere Basis geworden ist? Immer hocken wir hier herum, fast ein bisschen wie die Mädels die immer im Crown herum hängen – Scheiße Mamoru wir sind ne Gang.“

Begeistert über meine Beobachtungsgabe puffte ich ihm in die Seite.

„Glaubst du, wenn ich mich heraus putze und Massanorie dann ein Foto schicke wird er es wenigstens etwas bereuen nicht hier zu sein?“

„Klar. Also wenn Minako das machen würde, würde ich durchdrehen und mir denken was für ein Idiot ich bin.“ Schmunzelnd musterte ich ihn.

„Hmm… dann komm ich vielleicht mit.“ Kam es monoton von ihm. „Und was deine Gang Sache angeht, so was nennt man Clique. Der Begriff 'Gang' ist ein Anglizismus aus der Hip-Hop-Szene, aber auch ein anderer Begriff für Bande und ist nach dem Strafrecht eine Bezeichnung für mehrere zusammenwirkende Straftäter und damit eine kriminelle Vereinigung.“ „Ok?!“ kam es zögerlich von mir. Manchmal war er wirklich seltsam. Aber Mamoru ließ sich von meinem zögern nicht beirren. „In der Soziologie wird eine informelle Gruppe als Clique bezeichnet, die sich mehr oder weniger spontan gebildet hat und weder über formale Strukturen noch über festgelegte Ziele verfügt. Die Abwesenheit von formellen Strukturen heißt aber nicht, dass in solchen Gruppen keine klare Rollenverteilung existiert beziehungsweise, dass jeder einfach der Gruppe beitreten kann.“ Er warf aus den Augenwinkeln einen Blick auf mich, stand auf und streckte sich. „Du siehst also, wir sind eine Clique und keine Gang!“

Genervt sah ich zu ihm auf. „Jetzt freust du dich, weil du mal wieder recht hast. Schlaumeier!“ kam es gespielt eingeschnappt von mir. Aber ich wusste, dass Mamoru es mochte mit Fakten um sich zu schmeißen, da war er immer sehr selbstsicher und ließ sich auch nicht beirren.

„Na gut dann sind wir eben eine Clique!“ ich folgte Mamoru zu den Regalen und sah ihm zu wie er die Hosen hin und her schob die auf Bügel hingen.

„Und? Suchst du was Bestimmtes?“

Mamoru wurde rot und schüttelte den Kopf. „Nein. Schaue nur so.“

„Hier, die suchst du doch oder?“ Shogo stand nun neben uns und grinste Mamoru an.

Er hielt eine bordeauxfarbende Lederhose in der Hand. Mamoru wurde nun richtig rot und knippelte an seinen Fingernägeln herum.

„Ich hab sie zurück gelegt, weil sonst wäre sie sicherlich weg gewesen und du hast die damals schon so interessiert beäugt. Da dachte ich mir, irgendwann kommt der Moment da wirst du sie suchen und dann steh ich hier als glänzender Held und gebe sie dir.“
 

Mamoru Chiba
 

Shogo war wirklich süß. Da hatte er diese doofe Hose für mich zurückgelegt und mir wurde mal wieder bewusst, dass ich das nie wieder gut machen konnte.

Das May mir nicht gesagt hatte das sie einen Auftritt im Phoenix bekommen hatte kränkte mich, auch wenn ich etwas verstand warum sie es mir nicht sagen wollte. Es stimmte schon, wahrscheinlich würde ich jetzt nur wegen ihr hingehen auch wenn sie genau das nicht wollte. Bis vor ein paar Tagen hatte ich geglaubt, dass es wirklich bergauf mit mir ging aber nun war ich wieder an einem Tiefpunkt. Die Therapeutin meinte das wäre normal und Yosuke bestätigte das auch. Rückschläge wären nun mal nicht selten und halfen auch nur weiter zu kommen – meinte er. Naja, wenn er das meinte. Ich fand es aber trotzdem scheiße.

Seufzend las ich in meinem Buch weiter und schrieb mir die wichtigsten Textpassagen heraus. Morgen war die Prüfung. 10 Uhr, Raum B23A, Hauptgebäude. Vier Stunden Prüfung über alles was bis jetzt dran kam und ich hatte das Gefühl, dass in meinem Kopf ein Vakuum war das alles verschlang was ich las. Ganz toll!

Und dann kam noch hinzu, dass heute Valentinstag war.

Keine SMS!

Kein Anruf!

NICHTS!
 

Ja ich wollte das er sich meldete. Ich hatte mich dazu durchgerungen und ihm eine sehr liebe SMS zu schicken.

<Guten Morgen Schatz. Ich liebe dich und wünsche dir einen wundervollen Valentinstag.>

Ja gut, das war vielleicht weniger romantisch als ich dachte, aber für meine Verhältnisse war das absolut total romantisch.

Das Problem war, dass ich die heute Morgen um 9 Uhr geschrieben hatte, nun war es 15 Uhr und ich hatte die ganze Zeit nur gelernt und immer mal wieder auf das Handy geschaut. Aber es kam nichts. Und das machte mich nicht wütend, nein es deprimierte mich. Und ein bisschen brach es mir auch das Herz. Ich war nie ein besonderer Freund von Valentinstag gewesen, aber dass er mir nicht zurück schrieb, das war – das machte man nicht.

Ich nahm das Handy in die Hand, schloss mein Anatomie Buch und begann eine zweite SMS zu tippen.

<Du hast viel zu tun und bestimmt hast du es nur vergessen, aber ich finde es schade…>

Ich schüttelte den Kopf und löschte die angefangene Nachricht wieder. Nein, so verzweifelt und wehleidig wollte ich nicht wirken.

„Na komm Mamoru. Du musst noch ein bisschen was tun, sonst wird das morgen nichts.“ Murmelte ich mir selber zu, bevor ich mir ein Buch über Genetik nahm und begann die markierten Kapitel zu lesen.

Ich merkte gar nicht, dass die Zeit nur so dahin flog. Es war ein bisschen wie früher. Ich lernte und plötzlich war es dunkel draußen.
 

Mit einem Tee in der Hand stand ich mich vor dem Fenster des Wohnzimmers und sah auf die hellen Lichter der Stadt. Es war nun kurz vor halb acht, es hatte die Nacht wieder geschneit und der Schnee reflektierte die kleinen aufflackernden Lichter, die wie Sterne aussahen. Es wirkte etwas wie ein Sternenhimmel der auf den Boden gefallen war.

Leise begann ich über mich selber zu lachen. Dass ich immer so schrecklich kitschig werden konnte. Aber sich dieses Bild der Stadt mit Massanorie anzusehen, ja das wäre sicherlich schön gewesen.

Wieso?

Wieso fühlte ich mich gerade so allein?

Ich war immer allein gewesen, aber plötzlich war es ein unerträglicher Zustand, der mir die Tränen in die Augen trieb.

Ich wollte nicht mehr allein sein. Diese Stille in mir, in dieser Wohnung, machte mich wahnsinnig. Das was mir früher Sicherheit gab, was mich bestätigte, das wurde zu einer Last, zu einem Fluch der mich niederdrückte und mich verzweifeln ließ.

Das war es. Diese Stille um mich herum ließ mich nur schwer lernen. Ich hatte mich daran gewöhnt, dass Menschen um mich herum waren, dass es Stimmen gab die mich ablenkten. Und mir wurde bewusst, dass ich wohl doch besser bei Andrea gelernt hätte, dann wäre es vielleicht nicht so schleppend gewesen. Aber jetzt war es zu spät. Warum konnte ich solche Erkenntnisse eigentlich nicht zu Beginn haben, sondern erst dann wenn der Drops schon gelutscht war?!

Mir glitt fast die Teetasse aus der Hand als es klingelte. Erschrocken zuckte ich zusammen und sah mich etwas irritiert um.

„Ja.“ Rief ich nur und fragte mich wer mich heute Abend besuchen sollte. Und plötzlich hoffte ich das Massanorie vor der Tür stand, aber da irrte ich mich. Als ich die Tür öffnete standen da – meine Freunde. Minako, Yosuke, Shogo und Toya.

„Was? Was wollte ihr hier?“ Entfuhr es mir nur verwundert, als sie sich an mir vorbei drängten. Und Toya schien der Einzige zu sein dem das Ganze unangenehm war.

„Also was machen wir hier schon?“ Shogo drückte mich und steuerte auf das Wohnzimmer zu. „Scheiße. Hier sieht es aus als hättest du eine Bücherei überfallen.“ Hörte ich ihn nur rufen.

„Entschuldige. Aber ich konnte ihm nicht ausreden hier aufzutauchen.“ Toya seufzte resigniert und verbeugte sich vor mir. „Ähm Alles gut. Ich dachte nur ihr wolltet ins Phoenix.“ Ich hatte Toya erst einmal getroffen, aber er schien ganz anders als Shogo. Ruhiger und er wirkte erwachsener. Was vielleicht auch daran lag das er schon 30 war.

Toya zuckte mit den Schultern. „Er meinte nur, er könne nicht ohne dich ins Phoenix.“ Damit klopfte er mir auf die Schulter und lächelte.

„Hey!“ Minako umarmte mich und auch Yosuke tat es ihr gleich.
 

Nun saßen sie alle in meinem Wohnzimmer und ich sah mir die Szenerie an. „Und nun?“ fragte ich etwas leise.

„Nun warten wir, dass du dich schick machst und dann gehen wir alle aus.“ Kam es nur gelangweilt von Yosuke, bevor er mich angrinste.

„Aber... Ich wollte nicht mit und außerdem solltet ihr als Pärchen was machen, ich wäre nur das 5. Rad am Wagen.“

„Das sehen wir anders.“ Kam es gut gelaunt von Minako. Sie stand auf, nahm meine Hand und drückte mich in den Sessel. „Wir haben was für dich.“ Mit diesen Worten grinsten sie und Yosuke sich zu und sie holte aus einer kleinen Tasche ein hübsch verpacktes Päckchen, welches sie mir auf den Schoss legte. „Für dich. Und alles liebe zum Valentinstag!“

Nun war ich wirklich überrascht. „Aber…“ „Mach schon auf.“ Kam es von Yosuke. Zögerlich öffnete ich das kleine Präsent und ich starrte völlig verblüfft in die kleine Schachtel. Dort lagen einige Stücke dunkle Schokolade drin. „Selbst gemacht!“ kam es von Minako die sich auf die Lehne des Sessels gesetzt hatte und mich ansah. „Aber…“ Gut das war das einzige Wort was ich heraus bekam.

Wahnsinn, mit diesem Wortschatz würde ich morgen die Prüfung rocken.

Minako sah mich an und begann zu lächeln.

„Wir haben alle lange darüber geredet was für uns Valentinstag bedeutet und sind zu dem Entschluss gekommen, dass wir heute gar nicht hier zusammen sitzen würden und nicht so gute Freunde wären ohne dich. Du bist der Mittelpunkt unserer Clique, die treibende Kraft. Ohne dich hätten Yosuke und ich uns nie kennengelernt und ich wäre heute noch innerlich einsam. Ohne dich hätte ich niemals so viele neue Freunde gefunden.“

„Sie hat Recht.“ Yosuke nickte. „Ohne dich hätte ich Minako nie kennengelernt und dann wäre ich noch immer der gleiche Mensch. Ich würde anderen Frauen hinterherjagen um etwas zu suchen was ich nun habe.“

„Und ich hätte meinen besten Freund nicht, der mir zuhört und mir zeigt, dass ich Freunde finden kann, die wirklich ehrlich sind. Das ich Teil von so einer Gruppe bin verdanke ich dir. Und dank dir wird mir immer wieder bewusst, dass ich viel Glück in meinem Leben habe. Und ich bin dankbar, dass ich dich getroffen habe und auch Massanorie. Wir alle wären nicht hier wenn du nicht wärst.“ Shogo fächelte sich etwas Luft zu.

„Du bist gerade etwas sentimental. Das ist süß.“ Kam es von Toya nur grinsend, bevor Shogo ihm einen Stoß in die Rippen versetzte.

Doch ich saß nur schweigend da und starrte meine Freunde an. Ich sollte wirklich der zentrale Punkt unserer Gruppe sein? Ich? Der ich doch nie etwas richtig machte? Der ich doch nur über mich selber nachdachte und oftmals egoistisch war?

In diesem Moment spürte ich Minakos Lippen auf meiner Wange. „Danke.“ Hauchte sie nur.

In meinem Hals bildete sich ein Kloß der mich kaum atmen ließ und ich konnte spüren wie mir die ersten Tränen in die Augen stiegen.

„Ihr seid ja doof… Ich meine…“ Doch dann war es zu spät. War ja klar, dass ich zu heulen begann. „Shit!“ entfuhr es mir nur.

„Ach komm. Du brauchst nicht heulen.“ Kam es nur grinsend von Shogo.

„Halt die Klappe.“ Kam es nur schwer atmend von mir. „Ich darf heulen wann ich will, ich bin schließlich in Therapie. Und da darf man immer heulen. Das befreit die Seele, hat die Tusse gesagt!“

Einen kurzen Moment war es still.

„Hat er recht!“ ich drehte mich zu Toya um der nur nickte. „Genau.“ Yosuke nickte ebenfalls.

„Oh Gott. Ich hab nur Therapeuten in meinem Freundeskreis!“ Entfuhr es mir entsetzt, als mir diese Tatsache bewusst wurde.

Nun begannen alle zu lachen und mir wurde klar... Ich war nicht allein. Ich war Teil einer Familie, die zwar keine klassische Familie war. Aber was machte das schon.

Noch nie hatte ich mich so geliebt gefühlt, so angenommen und ich konnte spüren wie ein Teil von mir Frieden fand. Wie der kleine Junge in mir aufhörte zu weinen und verstand – es gab Menschen die mich liebten, auch wenn ich oft weinte, wenn ich egoistisch war. Weil ich Ichwar.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  MangaMaus85
2016-03-14T08:23:12+00:00 14.03.2016 09:23
Jaaaaaa, die Rote Hose hat ihren Auftritt *freu*

Die Szene mit seinen Freunden und was Minako sagt ist so rührend *seufz*

Hoffen wir, dass Mamoru trotz Party nicht seine Prüfung versemmelt :_D
Von:  niki28
2016-03-03T07:35:44+00:00 03.03.2016 08:35
huhu

super kapitel!
Also echt massanorie in dem po trete am valentinstag net mal seinen freund zürükschreiben oder sich melden das ja unverschämt aber ich hoffe das er bald auftaucht damit mamur doch noch einen schönen valentinstag hat!
Freu mich schon auf weitere kapitel!


Pass gut auf dich in Israel auf und gute reise!!!!!!!!


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