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Step Into My World

von

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Step Forty-seven… Awareness III

Wer auf den rechten Weg will, muß durchaus durch sich selbst hindurch.
 

Wilhelm Busch
 

Mamoru Chiba
 

~01:49 Phoenix~
 

Völlig fasungslos sah ich den Mann an, dem diese penetrante Stimme gehörte.

„Steven!“ kam es nur erschrocken von mir.

„Oh sag bloß wir haben uns das Du angeboten ohne dass ich es weiß? Aber wenn man den gleichen Mann fickt, dann darf man das schon, oder besser man lässt sich vom gleichen Mann ficken. Wir wollen ja korrekt bleiben? Wo ist er überhaupt, dein 'fester Freund'?“ Ich fixierte Steven und mir blieb jedes Wort im Halse stecken, im Gegensatz zu mir machte er einen Top Eindruck. Seine Haare waren gestylt und er trug eine enge schwarze Stoffhose und ein weißes Hemd wo er die Ärmel auf Ellenbogenlänge hochgekrempelt hatte.

Ich dagegen trug eine Jeans und ein schlichtes schwarzes T-Shirt. In seinen Augen war ich keine Konkurrenz und er hatte recht, ich sah das genauso.
 

Er bestellte einen Drink und stellte sich hinter mich, damit ich mich zu ihm umdrehen musste. Hinter ihm war die Tanzfläche, die ich am heutigen Abend das erste Mal wahrnahm.

„Also? Wo ist er?“ Er klang amüsiert und ich war mir sicher, dass er wusste, dass er nicht hier war. „Wieso fragst du, wenn du die Antwort schon kennst.“

Er lachte auf und strich sich durch die blonden Haare. „Ja, hast ja Recht. Ich hab vorhin mit ihm geschrieben, er meinte nur er hätte keine Lust zum ausgehen.“ Er nahm einen Schluck aus seinem Glas und musterte mich abschätzend. „Aber sag mal, hast du überhaupt gewusst, dass ich wieder in der Stadt bin?“

„Ja hab ich.“ Log ich. Ich wollte ihm nicht das Gefühl geben, dass Massanorie mir Dinge verheimlichte, auch wenn er es nun offensichtlich getan hatte.

„Du bist ein schlechter Lügner.“ Kam es nur süffisant von meinem Gegenüber. Mir war das zu doof, ich hatte nicht die Lust mich mit ihm zu streiten, sollte er doch zu Massanorie gehen, war mir egal!

Ich drehte mich wieder um und widmete mich meinen dunklen kleinen Gedanken und der destruktiven Stimme in meinem Kopf.

„Ah ich verstehe, du hast endlich eingesehen, dass Massanorie nicht in deiner Liga spielt. Besser so! Damit ersparst du dir eine Menge Kummer.“ Ich hasste seinen amerikanischen Akzent, ich hasste seine Art wie er mit mir sprach als wäre ich ein Kind.

„Ich hab gewusst, dass Massanorie irgendwann langweilig wird mit dir. Du kannst ihm sowieso nichts bieten. Was will er auch schon mit so einem kleinen… wie nannte er dich mal 'liebevoll'... Streuner? Finde ich ja sehr aussagekräftig.“

„Du hast doch keine Ahnung.“ Spie ich ihm nur entgegen, als ich mich umdrehte.

„Ui, sag bloß du denkst wirklich, dass er etwas für dich empfindet?“ Plötzlich verfinsterte sich sein Gesichtsausdruck. „Ich sag dir mal was, du kleiner Streuner. Massanorie spielt immer nur, dem sind andere egal, er will nur seinen Spaß, etwas ficken und dann ist gut. Der hat garkeinen Bock sich auf so einen kleinen sentimentalen Burschen wie dich einzulassen. Außerdem schau dich an, du bist gar nicht sein Typ. Er steht eher auf Blond und muskulös, nicht auf …“ Sein Blick glitt an mir runter und rauf, bevor er mich abwertend ansah. „…sowas!“

„Du kennst ihn überhaupt nicht!“ entfuhr es mir nur. Es machte mich wütend, dass er so tat als würde er ihn kennen, als wäre Massanorie ein oberflächlicher Kerl dem es nur um Sex ging. Ich wusste es besser und er hatte kein Recht so über ihn zu reden.

„Ach nein? Massanorie und ich hatten schon Sex, da warst du nicht einmal ein Gedanke in seinem Leben. Er und ich sind uns ähnlich, wir wissen beide was wir wollen, wie wir es bekommen und wir bekommen immer was wir wollen. Dein Massanorie ist nichts weiter als eine kleine Schlampe, der alles bumst was die Beine breit macht…“ Ich stand auf und ging einen Schritt auf ihn zu. „Nimm das zurück.“ Zischte ich nur.
 

In diesem Moment hielt mich jemand am Arm fest, ich drehte mich ruckartig herum und sah Shogo an. „Komm wir gehen. Ich hab keine Ahnung was hier gerade abgeht, aber ich bin deine Stimme der Vernunft und ich sage wir gehen!“ Verdutzt sah ich ihn an und vergas Steven für einen Moment.

„Shogo? Ich dachte du wolltest gehen, oder besser…“ Shogo strich sich durch die Haare und seufzte. „Ja ich war auch schon fast zu Hause und dann hab ich mir gedacht 'Shogo du bist doch Scheiße, da hockt dein bester Kumpel total depri im Phoenix und du haust ab'. Ich meine, wenn du was Dummes machst, dann werd ich mir das nie verzeihen.“ Er grinste und boxte mich auf die Schulter. „Und ich glaube genau davor bewahre ich dich gerade…“

„Na wen haben wir denn da. Dir hab ich vorhin doch ein Bier ausgegeben. Schade, dass es nicht geklappt hat mit der Anmache.“

Ich drehte mich zu Steven um, welcher Shogo anlächelte. „Ach ja. Ich erinnere mich. Sorry. Ich steh nicht so auf blond!“ kam es nur trocken von ihm.

„Naja kein Problem. Ich treff mich später bestimmt noch mal mit Massanorie.“ „Lass deine Finger von ihm, er ist mit mir zusammen.“ Entfuhr es mir nun wütend.

„Wirklich? Du denkst das immer noch? Hast du es denn immer noch nicht verstanden? Geht das in dein kleines Hirn nicht rein. Du. Bist. Nicht. Sein. Typ. Er ist kein Beziehungstyp. Er liebt nur sich und sein Geld. Für ihn ist das wichtiger als jede Zwischenmenschliche Beziehung und sobald ihm ein Typ anbietet ihn flachzulegen, wird er es tun. Er ist eben ein Arsch, aber ich steh auf solche Menschen.“

„Halt den Mund! Du weißt gar nichts von ihm. Wage es nicht so zu tun, als würdest du Massanorie kennen. Du weißt Garnichts über ihn. Er ist liebevoll und einfühlsam. Und er opfert sich für andere auf und er ist sehr wohl in der Lage eine Beziehung zu führen – besser als ich. Aber egal was passiert oder man sagt, er hält immer zu einem. Für ihn sind andere Menschen nicht nur Dollar oder Yen Scheine, ihm sind andere wichtig. Er hat Ideale und Werte, die du nie erreichen wirst. Also wage es nicht ihn so darzustellen, als wäre er wie du. Und mir ist sein Geld egal, selbst wenn er arm wäre und nichts besäße, würde ich ihn lieben.“ Niemals würde ich zulassen, dass er so über ihn redete, er hatte keine Ahnung von ihm. Er war hier der Egoist, der nur aufs Geld aus war.

„Mamoru, komm lass ihn. Mach nichts Dummes.“ Shogo griff nach meiner Hand und wollte mich wegziehen, um uns herum war es still geworden und viele lauschten unserer hitzigen Diskussion oder besser Streit.

Etwas Dummes machen?

Ja, er hatte Recht ich wollte etwas Dummes machen, ich wollte ihm die Nase brechen und ihn verprügeln, weil er so über Massanorie redete. Aber ich war nicht Dumm, wenn ich eines gelernt hatte auf der Straße dann dass man nie zuerst zuschlug und dass man, wenn man zuschlug, immer traf. Das war der Grund warum ich bei Prügeleien immer gut weg kam.
 

Steven fixierte mich. „Na, du solltest auf ihn hören. Geh mal lieber. Ich kümmere mich nachher um Massanorie. Was solltest du auch schon mit ihm anfangen. Außerdem hab ich bei Seijiro und Andrea viel eher ein Stein im Brett wenn die erfahren, dass ich ihren lieben Jungen auf den Weg der Vernunft gebracht habe und er sich nicht mehr mit einer Flasche wie dir abgibt…“ Nun reichte es mir, ja ich war wütend auf Andrea und Seijiro und enttäuscht, ebenso wie auf Massanorie. Aber niemand durfte so über sie reden. Scheiß auf Depression und Selbstmitleid. In den fast zwei Jahren auf der Straße hatte ich solche Probleme auch nicht, da hatte ich meine Frustration anders heraus gelassen.
 

„Schlampe!“

Steven starrte mich an. „Was? Wie hast du mich genannt?“

„Bist du taub? Ich hab gesagt Schlampe. Du vögelst doch mit jedem der nicht bei drei auf den Bäumen ist. Massanorie holt sich bei dir nur die Krätze oder sonst was weg. Und wag es nie wieder so über ihn zu reden. Du hast keine Ahnung. Du bist nichts weiter als ein Geschwür das er nicht los wird. Und was seine Eltern angeht, das ist meine Familie und die ist nicht so dumm, dass sie sich einlullen lässt, von einem Idioten wie dir der nur mit seinem Schwanz denkt.“

„Mamoru!“ ich hörte Shogos Protest, doch Steven kam auf mich zu und stieß mich nach hinten an die Theke.

„Wie redest du mit mir?“

Ich sah ihn nur an und lächelte. „Du bist der Idiot, immer der der anfängt hat Schuld und du hast angefangen mich zu provozieren, das können alle bezeugen…“ Steven musterte mich und ich bezweifelte, dass er mitbekam wie ich ausholte und ihm die Nase brach.
 

Massanorie Lenjier
 

~02:59 Uhr Polizeirevier Shibuja~
 

Als mich Shogo angerufen hatte und mir mitteilte, dass Mamoru im Phoenix war, war ich unendlich erleichtert. Meine Eltern machten sich Vorwürfe und hatten mir versucht zu erklären warum sie seine Eltern kannten. Ich war stinksauer auf sie.
 

Aber das hatte Zeit gehabt. Nachdem ich Shogos Anruf bekommen hatte war ich sofort zum Phoenix gefahren, egal ob ich vorher was getrunken hatte. Als ich den Club betreten hatte, hatte ich den Streit zwischen ihm und Steven sofort mitbekommen, war auch nicht schwer, sowas verbreitete sich immer wie ein Lauffeuer.

Ich bekam nur ansatzweise mit, dass Steven mich und meine meist unzulänglichen Charaktereigenschaften beschrieb, aber auch, dass Mamoru das entkräftete und mich in Schutz nahm. In diesem Moment schmeichelte mir das, besonders wenn ich an die SMS dachte, die ich zuvor von ihm bekommen hatte. Als Steven dann jedoch meine Eltern mit hineinzog, riss auch mir der Geduldsfaden, aber gerade als ich die beiden Streithähne erreicht hatte, sah ich wie Steven Mamoru gegen die Theke stieß und dann sah ich dieses leichte Lächeln auf Mamorus

Lippen, als hätte er genau darauf gewartet. Ich war nicht mal ansatzweise so schnell, wie ich sein wollte. Steven fiel mit Wucht nach hinten, hielt sich die blutende Nase fest und schrie kurz auf. Eigentlich sollte es damit gut gewesen sein, aber Steven schien mehr wegstecken zu können als ich dachte, die Prügelei dauerte dank dem Türsteher und mir nicht allzu lange, aber Steven hatte definitiv verloren. Mamoru hatte ihm mit nur einem Schlag die Nase gebrochen, eine Rippe geprellt und ein Veilchen verpasst. Den einzigen Treffer den Steven landen konnte, verschaffte Mamoru eine kleine Platzwunde an der Augenbraue.
 

Irgendjemand hatte natürlich die Polizei gerufen, was dazu führte, dass ich nun neben Mamoru im Polizeirevier saß und wir auf meinen Vater warteten. Auch wenn Mamoru Volljährig war, so musste er wegen der Körperverletzung jemanden haben der die Kaution bezahlte. Steven hatte nämlich sofort Anzeige erstattet. Was Mamoru bis jetzt sehr cool wegsteckte. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er niemanden angerufen und da ich kein Bargeld mithatte und weder einen Ausweis vorlegen konnte, musste ich eben meinen Vater anrufen.

Seine Begeisterung am Telefon hielt sich gelinde gesagt sehr in Grenzen.
 

Mein Blick fiel auf Mamorus Handgelenk, an welcher er eine Handschelle trug welche wiederum an der Bank befestig war. Mich hätte das Wahnsinnig gemacht, aber er schien damit kein Problem zu haben. Sein Blick war immer noch auf Steven fixiert, der nur einige Meter weiter einer Polizistin den Vorgang beschrieb. Wenn Blicke töten könnten wäre Steven unter Qualen zu Boden gesackt und dahin vegetiert.

Seine Nase war fixiert und sein Auge schwoll mit jeder Minute mehr an. Ich musste mir ein Lachen bei diesem Anblick schon verkneifen, insbesondere weil ich etwas stolz war das mein Freund meine Ehre verteidigt hatte. Shogo hatte ebenso wie einige andere aus dem Club schon eine Aussage gemacht zu den Geschehnissen. Als Shogo angeboten hatte zu bleiben hatte ich abgelehnt, ich hielt es für besser, dass mein Vater ihn nicht hier sah. Sonst würde er diese Sache nur darauf zurück führen, dass seine Freunde einen schlechten Einfluss auf ihn hätten.
 

„Sag mal…“ ich wollte gerade eine Unterhaltung anfangen, als ein älterer Polizist auf uns zukam.

„Chiba Mamoru?“ Mamoru rümpfte kurz die Nase und sah dann auf. „Warum überrascht es mich nicht, dich hier wieder zu sehen?“ Mamoru musterte den Polizisten und zuckte schließlich mit den Schultern.

„Keine Ahnung Herr Jorigawa. Karma denke ich mal.“

Etwas verwundert sah ich Mamoru an, wieso kannte er diesen Polizisten und anscheinend beruhte das ja auch auf Gegenseitigkeit.

„Das letzte Mal hast du hier mit 16 gesessen, ich dachte wir hätten uns damals darauf geeinigt, dass ich dich hier nicht mehr sehen will.“

„Damals ist a) lange her und b) hab ich nichts gemacht. Er da hinten hat angefangen und dann ist er sehr unglücklich gefallen. Sowas passiert!“ Mamorus Antwort war vollkommen trocken und ernst.

„Gefallen? Worauf? Auf deine Faust zufälligerweise?“ „Ja, manchmal passieren schon komische Dinge.“ Mamoru setzte ein unschuldiges Lächeln auf und der Polizist mit dem Namen Jorigawa seufzte nur, schüttelte den Kopf und verschwand wieder hinter einen der Schreibtische.

„Du bist hier bekannt?“ etwas schockiert sah ich ihn an.

Seufzend drehte Mamoru seinen Kopf zu mir und musterte mich. „Ernsthaft?“ Seine Stimme war ernst, hatte aber einen sarkastischen Unterton. „Was denkst du wohl, wie man mit 13 auf der Straße Geld verdient, sicherlich nicht mit dem Waschen von kleinen plüschigen Katzenbabys oder dem über die Straße helfen alter Damen.“ Er schüttelte den Kopf und lehnte sich zurück. „Wenn du also der Meinung bist, dass Steven recht hat und ich nicht in dein perfektes Leben passe, dann solltest du…“ „Baka.“ Entfuhr es mir nur bevor ich seinen Kopf zu mir zog und ihn küsste.
 

Ich küsste meinen Freund auf einem Polizeirevier, wo er mit Handschellen gefesselt war, weil er meine Ehre in einem Schwulen Club verteidigt hatte – das war irgendwie sexy!
 

Mein Vater kam kurz darauf, bezahlte schweigend die Kaution und hörte sich zusammen mit meiner Mutter, mir und Mamoru an was jetzt passieren würde. Mamoru schien das schon zu kennen, er ignorierte es nämlich gekonnt in dem er auf mein Handy starrte, seines hatte er mal wieder 'verloren' und eine Nachricht tippte. Als mein Vater das bemerkte rastete er auf dem Revier fast aus, packte Mamoru im Nacken und hielt ihm vor dem gesamten Revier eine Standpauke über Verantwortung und Erwachsen werden und dass man der Polizei Respekt gegenüber brachte.

Mamoru schien diese Standpauke viel mehr auszumachen als die des Polizisten, ohne ein Widerwort hörte er sich das Gesagte an, nickte fleißig und lief neben meinem Vater her als dieser Mamoru mitteilte, dass er sich bloß nicht einbilden müsste, dass das hier keine Konsequenzen haben würde und er sollte sich schon einmal darauf gefasst machen, dass Sozialstunden das kleinste Übel wären von den Dingen die ihn noch erwarteten.
 

~3:42 Uhr im Hause Lenjier~
 

„Bist du des Wahnsinns? Was hast du dir dabei gedacht? Ich habe dich für einen verantwortungsvollen Mann gehalten und nicht für jemanden der sich in einem Club prügelt. Ich fasse es nicht. Da ruft mich Massanorie an und meint ich müsste dich auf dem Revier in Shibuja abholen und die Kaution stellen, weil du Steven Colemann verprügelt hast. Und dann komm ich dahin und anstatt, dass du Reue zeigst bist du auch noch so respektlos und ignorierst den Ernst der Situation und zeigst keinen Respekt vor der Polizei.“
 

Mein Vater machte eine kurze Atempause, meine Mutter stand neben ihm und sah Mamoru an. Was in ihr vorging konnte ich mir gerade nicht denken. So einen Ausdruck kannte ich bei ihr nicht. Leise seufzend ließ ich mich auf der Couch im Arbeitszimmer meines Vaters nieder und sah wieder zu Mamoru, der noch immer unbeeindruckt in dem Sessel vor dem Schreibtisch meines Vaters saß und mir kurz zulächelte.

„Findest du das witzig?“ Mein Vater hatte mein Lächeln gesehen und schien nicht gerade in der Stimmung, das verliebte Geturtel seines Sohnes hinzunehmen, nicht in so einer Situation.

„Nein, aber vielleicht könntest du Mamoru mal zu Wort kommen lassen. Ich hab es ja im Club nur ansatzweise mitbekommen, aber ich denke er hatte einen guten Grund ihm die Nase zu brechen.“

„Ach einen guten Grund? Es gibt also einen guten Grund für sowas?“ Mein Vater war nur noch wütend. „Bitte Mamoru, lass uns an diesem Grund teilhaben, damit ich verstehe welcher Grund es rechtfertig einem anderen Menschen die Nase zu brechen.“

Er lehnte sich zurück und sah kopfschüttelnd zu meiner Mutter hoch. Sie klopfte ihm nur sanft auf die Schulter.

„Er hat Massanorie eine Schlampe genannt – ich fand das ausreichend als Grund.“ War alles was von Mamoru kam, todernst und völlig davon überzeugt, dass er im Recht war.

Jetzt herrschte Stille im Büro meines Vaters. Mamoru und mein Vater sahen sich einfach nur an und ich fragte mich, ob das eines dieser Machtspiele war die man als Teenager mal ausprobiert haben musste – hatte ich nie, war mir zu doof. Aber Mamoru schien nicht ganz so schlecht darin zu sein.

Meine Mutter war die Erste, die die Stille durchbrach.

„Wieso hat er das denn bitte?“ Ihre Stimme klang ruhig aber bestimmt.

Mamoru sah noch immer meinen Vater an, zuckte dann aber mit den Schultern und warf aus den Augenwinkeln heraus einen Blick zu mir. Ich wusste sehr wohl warum, weil Steven ihn gereizt hatte damit, weil er darauf beharrte, dass dieses Malheur mit ihm etwas zu bedeuten hatte und er Mamoru demütigen wollte in dem er mich so darstellte wie er mich kannte.

Aber Mamoru schwieg, er schien meinen Fehltritt nicht erläutern zu wollen und eben das musste er, wenn er die Situation erklären wollte.

„Weil ich mit Steven geschlafen habe, als ich schon mit Mamoru zusammen war. Deswegen hat er mich so genannt. Er wollte Mamoru beweisen, dass ich ein schlechter Mensch bin damit dieser einsieht, dass er nicht gut genug für mich ist, aber ich eben auch nur jemand bin der nicht für eine ernste Beziehung geeignet ist. Also hat er mich die ganze Zeit schlecht gemacht vor Mamoru und er hat ihn auch beleidigt. Steven hofft nämlich, dass er mich immer noch zurück bekommt, obwohl er mich nie hatte. Und als er dann zu weit ging, hat Mamoru die Ehre seines Freundes verteidigt. So wie Prinzen ihre Prinzessinnen nun mal eben verteidigen.“

Ich lächelte Mamoru geschmeichelt an und freute mich gerade einen Keks. Mamoru lachte leise bei meiner letzten Bemerkung und schmunzelte etwas.
 

„Großartig, dass ihr beide das als romantische Phrase seht. Das ist es aber nicht.“ Mein Vater schlug mit der flachen Hand auf den Schreibtisch. „Das hier ist bitterer Ernst, mit einer Vorstrafe wegen Körperverletzung kannst du dein Studium nicht mehr fortsetzen…“ „Will ich sowieso nicht.“ Kam es nur trocken von meinem Freund. „Außerdem gibt es nur dann eine Vorstrafe, wenn bei der Untersuchung rauskommt, dass ich diese Mutwillig ausgeführt habe. Aber es gibt im Club genug Zeugen die aussagen werden, dass er mich provoziert hat und er hat mich zuerst angegangen. Also hab ich mich nur verteidigt. Das gibt im schlimmsten Fall eine Geldstrafe und Sozialstunden. Deswegen schlägt man ja nie zuerst zu!“

Mein Vater kochte vor Wut. „Na großartig, du hast also schon Erfahrungen in diesem Bereich."

„Ja hab ich!“ Mamoru verlor anscheinend auch jegliche Geduld. „Was denkt ihr eigentlich alle? Dass ich in einem kleinen Blumengarten, mit Kuschelenten und Häschen, groß geworden bin? Ich hab zwei Jahre auf der Straße gelebt, ich hab geklaut und ich hab mich nicht nur einmal geprügelt und noch schlimmeres. Als wenn man mich dann noch nie verhaftet hätte. Ich hab auch schon einen Polizeiwagen kurz geschlossen. Das ist die Realität. Ich bin eines dieser Kinder die durchs System rutschen und am Ende fragen sich alle 'Wie kann das nur sein'. Ja scheiße weiß ich nicht. Ist so. Kann ich jetzt endlich gehen oder wollen wir auch thematisieren warum ihr mich anlügt wegen meiner Eltern.“

Mamoru stand auf und sah von meiner Mutter zu meinen Vater, doch beide sagten nichts mehr. Meine Mutter schien diese kleine Anekdote aus Mamorus Leben zu bewegen, sie sah meinen Vater an und drückte seine Schulter sachte. „Lass es gut sein Seijiro. Es ist spät und ändern können wir nichts mehr.“

Mein Vater musterte Mamoru, schien aber eigentlich noch lange nicht fertig zu sein,

doch dann winkte er ab. „Ja ist gut.“

„Danke schön! Dann kann ich ja endlich gehen…“ „Mamoru?“ Meine Mutter ging zu Mamoru und lächelte ihn müde an. „Du bleibst doch? Es ist spät und…“ Mamoru zögerte, er musterte sie und warf dann einen Blick auf die Standuhr die leise vor sich hin tickte.

Er wollte nicht mehr unter diesem Dach sein, das wusste ich. Er war noch immer wütend auf meine Eltern und auf mich… obwohl ich glaubte, dass wir das schon bereinigt hatten.

„Bleibst du hier?“ verdutzt sah ich auf und sah Mamoru an, welcher mich ansah.

„Ähm, ich denke schon. Ich sollte nicht mehr Auto fahren und mein Glück strapazieren.“

„Hmm. Ich geh schlafen.“ Mehr kam nicht, als er das Büro meines Vaters verließ und ich kurze Zeit später die Zimmertür ins Schloss fallen hörte.
 

Meine Eltern sahen sich an und seufzten leise. „Was ist denn plötzlich in ihn gefahren?“ Mein Vater rieb sich die Schläfen und ließ sich in den Bürostuhl sinken.

„Ich weiß es nicht…“ meine Mutter setzte sich auf den Platz wo vorher Mamoru saß und stütze ihren Kopf auf ihrer Hand ab.

„Naja. Ihr habt ihn angelogen und dadurch sein Vertrauen in euch kaputt gemacht. Außerdem ist glaub ich, das was er gerade zeigt, naja ich würde sagen es entspricht eher seiner Natur als immer nett und höflich zu sein. Das ist er eben auch, manchmal ist er eben ein sturer Kerl der bockig und trotzig ist. Aber ich muss zugeben ich mag diese Seite.“ Ich grinste und stand auf. „Ihr solltet euch überlegen, wie ihr versucht sein Vertrauen zurück zu bekommen. Und ich glaube auch, dass es wichtig ist ihm Verständnis entgegen zu bringen, wenn es darum geht wie er auf der Straße gelebt hat. Er hat recht, es ist albern zu denken, dass er niemals etwas Dummes gemacht hat. Ich weiß nur, dass Steven nicht nur über mich hergezogen ist, sondern auch gemeint hat ihr würdet Mamoru als Flasche ansehen und ihr wärt froh, wenn er ihn euch vom Halse schafft. Also hat er, auch wenn er gerade wütend auf euch ist, auch euch verteidigt. Das solltet ihr euch mal durch den Kopf gehen lassen. Ihr habt selber gesagt, mit Mamoru ist es etwas schwieriger als mit mir oder Julchen. Oh und… ich würde die Story wie wir zusammen gespielt haben auch gerne mal hören.“

Ich küsste meine Mutter auf den Kopf und klopfte meinem Vater auf die Schulter, bevor ich in mein Zimmer ging.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  MangaMaus85
2015-05-28T06:37:52+00:00 28.05.2015 08:37
Immer mitten in die Fresse rein *lach*

Ach ja, so ein wenig Aktion ist ja schon nicht schlecht :)
Steven hats mehr als verdient... so ein Lackaffe! *lach*

Mal schauen, wie lang er noch in der Firma bleibt, wenn Mamoru Massanories Eltern erzählen sollte, was er da so vom Stapel gelassen hat. Vielleicht sagt er aber auch nichts mehr dazu, weil Steven ja anscheinend seine Sache als Mitarbeiter gut macht... ich bin gespannt :)
Antwort von:  MangaMaus85
28.05.2015 08:38
Tz Action, nicht Aktion *schande auf mein Haupt :) *

Ach ja, über Mamorus Vergangenheit, inkl. dem Polizisten, wollen wir auch noch was lesen *G*
Von:  niki28
2015-05-28T06:26:04+00:00 28.05.2015 08:26
huhu

einfach super diese kapitel. da hat Mamuro ja Steven echt dem nase gebrochen, was er ja auch nach diese anmache verdient hat! Süß wie Mamuro net mehr diese weinenden, selbstmitleidende junge ist, sondern jemand der seinen weg geht und auch ernsthaft die verteidigt die er liebt! Bin schon gespannt wie es weitergeht ob noch was anderes aus Mamuros vergangenheit ans licht kommt
Ich fand diese bemerkung ganz interessant "wenn Prinzen ihre Prinzessinen beschützen" aber in grunde genommen ist Mamuro ja ein Prinz ob das später dann eine rolle spielen wird?
Ich freue mich schon aufs nächste Kapitel!

Gruß


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