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Step Into My World

von

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Thirty-one... Family II

Step Thirty… Family II
 

Der Hauptteil des Ehrgeizes und Lebensinteresses meiner Eltern galt ihren Kindern[...]. Ich wuchs mit dem fördernden Gefühl auf, daß Menschen mich wichtig nahmen und für mich Sorge trugen. Darin sehe ich das Glück, denn dieses Gefühl gibt dem Menschen ein Fundament für Ruhe und Gelassenheit, das ihn vor mancher häßlichen Gier schützt.
 

Franz Werfel (1890-1945), östr. Schriftsteller
 

Massanorie Lenjier
 

Mein Blick fiel auf die Standuhr. Fast eine Stunde war es her, dass Mamoru mich gebeten hatte ihn allein zu lassen und diesmal hatte ich es getan.

Als Katrin anfing zu weinen, hatte ich meine Schwester am Arm festgehalten als sie zu ihr wollte. Mamoru schien, was diese Trauer Sache anging, einen besseren Draht zu Katrin zu haben und trotz dieser düsteren ersten Stimmung war es doch nett geworden. Julia, meine Mutter und Katrin saßen um den Baum und packten Geschenke aus. Mein Vater indessen hatte es sich in seinem Sessel gemütlich gemacht und sah ebenso wie ich zu den Frauen unserer Familie. Es war das erste Mal für die beiden ohne ihn und wir hatten befürchtet, dass genau das passieren würde. Jetzt verstand ich auch, warum Katrin zu Beginn des Abends so wütend auf Mamoru gewesen war. Er musste versucht haben es ihr zu erklären und sie wollte es nicht hören. Was für ein Chaos. Selbst unsere normalsten Weihnachtsfeste waren nie ruhig, aber das heute toppte wirklich alles. Obwohl es nett war mich nicht mit dem Alten zu streiten. Da kam doch viel eher eine besinnliche Stimmung auf.
 

"Willst du nicht nach ihm sehen?" Ich sah aus den Augenwinkeln zu meinem Vater und schüttelte nur leicht den Kopf. Auf streiten hatte ich keine Lust, egal ob mit Mamoru oder ihm.

"Nein. Ich habe gelernt, dass es manchmal besser ist, ihn zufrieden zu lassen. Wenn er der Meinung ist, dass er Lust auf diesen Trubel hat, wird er schon kommen." gab ich nur als Antwort und wandte meinen Blick wieder zu Katrin. Sie hatte sich gefangen, aber sie sah immer wieder zur Tür und schien sich ebenso wie ich Sorgen zu machen.

"Du solltest einmal ernsthaft mit ihm reden." Anscheinend wollte er unbedingt über Mamoru reden.

"Und wieso?" gab ich nun recht belanglos von mir.

"Ich dachte, er ist dein Freund oder Lebensgefährte. Egal wie man das bei euch nennt."

Wow. Er hatte es geschafft. Er pisste er mich an.

"Das nennt man genauso wie bei anderen Paaren auch." zischte ich. "Ich bin ja keine Fremdartige Spezies!"

Mein Vater sah mich an und wollte gerade etwas sagen, als meine Mutter sich einmischte.

"Wenn ihr es wagt heute zu streiten, dann lernt ihr mich kennen."

Sie setzte sich neben mich, nahm ihr Weinglas und nippte daran.

"Wir streiten nicht..." kommentierte mein Vater ruhig die Situation. Ich dagegen sah das anders. "Ich habe mich nur unglücklich ausdrückt und mich in der Wortwahl etwas vergriffen." <Bitte was?> etwas ungläubig sah ich meinen Vater an.

Er beachtete mich nicht, sondern lächelte meine Mutter an.

Meine Mutter seufzte, nickte dann aber. Mein Vater sah mich an und nickte ebenfalls. "Also?"

"Also was?" kam es noch immer etwas gereizt von mir.

"Willst du nicht mit ihm reden? Er ist dein Freund und anscheinend belastet ihn etwas."

Seufzend lehnte ich mich zurück. "Mamoru belastet vieles. Dafür reicht ein Abend nicht aus." gab ich mehr zu mir selbst wieder.
 

Plötzlich quietschte Katrin auf, ich sah zur Tür und musste feststellen, dass ich erleichtert war, ihn zu sehen. Er schenkte Katrin ein kleines Lächeln, gesellte sich aber zur mir auf die Couch. Katrin wollte sofort aufspringen, aber Julia hielt sie kurz zurück, flüsterte etwas und schon setzte sich Katrin wieder und widmete sich ihren Geschenken.

Mamoru schwieg und sah nachdenklich aus, als er sich neben mich setzte. Unsere Schultern berührten sich, so nah kam er an mich heran. Ich war positiv überrascht, normalerweise vermied Mamoru so viel Nähe, aber vielleicht brauchte er das eben jetzt.

"Kannst du mir einen Gefallen tun?"

Ich sah ihn an und nickte. "Was denn?"

"Darf ich von deinem Handy eine SMS schicken. An May und Yosuke, ich - ich denke, wenn ich von meinem Handy schreibe, lesen sie sie sonst nicht!" Ohne etwas zu sagen, griff ich in meine Hosentasche und hielt es ihm hin.

"Aber stürz mich nicht in den Ruin." gab ich nur kühl von mir.

"Ich werde es versuchen, wenn nicht kannst du ja das Weihnachtsgeld, was ich nie bekommen habe dafür einbehalten." Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Seufzend schüttelte ich den Kopf und legte meinen Arm um ihn. Sofort zuckte er zusammen, warf einen Blick zu meinem Vater und meiner Mutter und rückte etwas von mir weg.

Seufzend sah ich ihn an. Sturkopf!

"Was schreibst du denn?"

"Nur Frohe Weihnachten..." wisperte er, während er tippte und warf einen Blick zu Katrin, welche nun auf glühenden Kohlen bei ihrer Mutter saß und zu Mamoru sah, so als würde sie auf ein Zeichen warten endlich zu ihm zu dürfen.

Er hielt mir das Handy wieder hin und lächelte matt. "Willste es nicht bei dir behalten, vielleicht schreiben sie ja zurück?"

"Ich glaube ja nicht. Und wenn ja, kannst du es mir ja geben."

"Hmm. Von mir aus." Ich nahm es und legte es vor mir auf den Tisch. "Willst du dein Geschenk haben?" Ich fragte beiläufig, weil ich wusste, dass Mamoru es unangenehm war, dass ich ihm etwas schenkte. Und unwillkürlich fragte ich mich, ob er jemals Geschenke zu Weihnachten bekommen hatte.

"Geschenk?" etwas ratlos sah er mich an und wurde verlegen. "Ähm... also... wieso hast du ein Geschenk?" er rümpfte die Nase und versuchte mich spottend anzusehen - gelang nicht. Er wäre ein schrecklicher Geschäftsmann. Kein Pokerface und auch sonst konnte man ihn schnell aus der Fassung bringen und in seinem Gesicht lesen wie in einem Buch - jedenfalls konnte ich das.

"Katrin! Schau mal ob unter dem Baum ein kleines blaues Päckchen liegt mit einer goldenen Schleife."

"Ja." "Bring mir das bitte."
 

Sofort sprang sie auf und brachte mir die kleine Schachtel, die ich Mamoru heute schon einmal unter die Nase gehalten hatte. Ich rutschte an ihn heran und legte es ihm auf den Schoß. "Frohe Weihnachten." wisperte ich nur leise und zog ihn in eine Umarmung. Er verkrampfte sich und schob mich etwas hastiger als nötig von sich.

"Mamoru, du musst es aufmachen! Opa hat auch schon ein Geschenk ausgepackt und Mama und Oma auch. Dann musst jetzt du und dann Massanorie." Katrin stützte sich auf seinen Knien ab und drückte sich etwas hoch.

Mein Vater und meine Mutter hatten jeweils das Geschenk von Katrin aufgemacht, welches sie im Kindergarten gebastelt hatte. Ein Bild mit Glitzersand für Oma und einen selbstgetöpferten Aschenbecher der Bunt bemalt war für Opa. Ich musste mir bei letzterem Geschenk schon das Lachen verkneifen, aber mein Vater hatte sich bedankt und würde ihn sicherlich zu Hause nutzen.

Julia hatte von mir eine Brosche bekommen, die sie sich gewünscht hatte und die meine Mutter mir gezeigt hatte.

Mein Blick glitt wieder zu Mamoru, der noch immer das Päckchen ansah und nicht so recht wusste was er damit anfangen sollte. Während Mamoru das kleine Päckchen anstarrte, gesellte sich meine Schwester auch zu uns und ließ sich in dem noch freien Sessel nieder.

"Du musst es aufmachen." Katrin wurde ungeduldig und wippte auf den Zehenspitzen herum.

Mamoru jedoch zögerte. Ich sah ihn an und sah wie er sich auf die Unterlippe biss. Meine Hand legte sich in seinen Nacken und ich zog ihn an mich heran. "Mach schon, es ist nichts schlimmes." flüsterte ich nur und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. "Ich hab aber nichts für dich." Wisperte er nur sehr leise, so dass ich es kaum hören konnte. "Das hab ich anders in Erinnerung." gab ich nur zurück und konnte mir ein unanständiges Lächeln nicht verkneifen, worauf hin ich auch gleich seinen Ellenbogen in meinen Rippen spürte.

Zögerlich zog er an der Schleife und öffnete das Papier. Zum Vorschein kam eine kleine Schachtel, welche Mamoru zaghaft öffnete und dann sah er mich etwas entsetzt an. In der kleinen Schachtel lag eine dünne Kette aus geflochtenem Leder mit einer Schmuckhülse aus Edelstahl in welcher ein kleiner Bernstein eingefasst war.

"Massanorie?!" Mamoru saß mit offenem Mund da und starrte die 50 cm lange Kette an. "Was?" fragte ich nur unschuldig. "Ich dachte, so etwas schenkt man seinem Freund zu Weihnachten, etwas was man sonst nicht schenkt." Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen als Mamoru mich verlegen ansah. "Außerdem war dein Geschenk um einiges besser." Nun wurde er erst recht rot. "Wieso hast du dein Geschenk schon bekommen?" Julia mischte sich ein und ich grinste.

"Weil ich ungeduldig war und es schon vorhin auspacken wollte, deswegen." Das war nicht einmal gelogen. Mamoru räusperte sich nur und lächelte etwas verlegen. "Und es war ein tolles Geschenk, genau was ich haben wollte." Ich lächelte jetzt und gab Mamoru erneut einen Kuss auf die Wange, was er zum Anlass nahm mir erneut seinen Ellbogen in die Rippen zu stoßen.
 

Mit einer gelassenen Handbewegung griff ich in das kleine Kästchen und nahm die Kette heraus. Erst jetzt fiel mir auf, dass Mamoru die Krawatte abgenommen hatte und der erste Knopf seines Hemdkragens geöffnet war. "Dreh den Kopf." Mamoru sah mich irritiert an und sein Blick huschte an mir vorbei zu meiner Mutter und meinem Vater.
 

Mamoru Chiba
 

Schmuck! Er schenkte mir wirklich Schmuck! Etwas fassungslos sah ich ihn immer noch an und konnte nicht fassen, dass mir dieser Idiot Schmuck schenkte. Man schenkte Frauen Schmuck, aber doch nicht - doch nicht MIR!

Mein Blick huschte zu seinen Eltern, welche sich nur lächelnd ansahen und uns beide gar nicht beachteten. Etwas verunsichert sah ich Massanorie an.

"Du kannst doch nicht..." fing ich an, aber er schnitt mir das Wort ab. "Dreh. Den. Kopf!" Er seufzte und schüttelte den Kopf leicht, bevor er mit seiner freien Hand einfach meinen Kopf drehte und schon im nächsten Moment konnte ich spüren wie er die Kette im Nacken schloss. Sie war jetzt nicht unmännlich, aber - Schmuck? Für mich? Nicht nur, dass ich nur selten bis nie was zu Weihnachten bekam, was sicherlich auch an meiner Art lag Weihnachten aus dem Weg zu gehen, aber Schmuck? Ich kam nicht darüber hinweg.

"Die ist wirklich schick!" ich sah zu Julia, welche ihrem Bruder nur anerkennend zu nickte. "Du hast ja doch Geschmack." sie lächelte ihn lieb an.
 

Massanorie antwortete nicht darauf, sondern lehnte sich zurück und ließ seine Finger über meinen Rücken gleiten, was mir eine leichte Gänsehaut bescherte. Ich rückte wieder etwas von ihm weg und lehnte mich auch zurück. Ich traute mich gar nicht die Kette anzufassen geschweige denn mir darüber Gedanken zu machen was das wohl für eine Bedeutung hatte, dass er mir sowas schenkte.

Als ich die letzte Stunde im Esszimmer gesessen hatte, war meine Laune eigentlich auf einen Nullpunkt gesunken, aber Massanorie hatte es mit diesem kleinen Geschenk geschafft meine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken.

"Jetzt darf ich ein Geschenk aufmachen..." Katrin hüpfte und sah mich lachend an. Anscheinend hatte es geholfen sich auszuweinen und sie begann es zu akzeptieren, oder sie genoss es nun wirklich bei ihrer Familie zu sein. Was es genau war wusste ich nicht, aber sie schien sich zu freuen.

"Ich dachte, ich darf jetzt ein Geschenk auf machen!" Massanorie sah sie ernst an.

Doch sie sah ihn nur böse an. "Du hast schon. Du hast gesagt, du hast schon ein Geschenk aufgemacht..." Damit drehte sie sich um. Ich lachte leise und sah Massanorie aus den Augenwinkeln an. "Hat sie nicht unrecht." wisperte ich leise und bekam dafür ein süffisantes lächeln von Massanorie geschenkt.

Obwohl dieser Abend mehr als schrecklich angefangen hatte, wurde er eigentlich ganz nett.

Die Gespräche waren ok und für meine Verhältnisse hielt ich mich ganz gut was zwischenmenschliche Kommunikation anging. Selbst Massanorie und seine Schwester schienen sich gut zu verstehen und ich wunderte mich etwas, da die beiden sich eigentlich nicht leiden konnten. Aber anscheinend hatte die Sache mit ihrem Vater sie etwas näher zusammen gebracht.

Zudem war die Halskette nicht das einzige Geschenk für mich. Katrin schenkte mir einen weißen Bilderrahmen, welcher mit buntem Glitzer ihrerseits verziert worden war, mit dem Hinweis sie wüsste ganz genau, dass ich ihr Kindergarten-Bild noch nicht aufgestellt hatte. Daraufhin warf ich Massanorie einen bösen Blick zu, welchen er nur mit einem Schulterzucken bedachte und grinste.

"Petze!" zischte ich nur leise und versprach der kleinen Maus, dass ich das nachholen würde, da ich ja jetzt auch einen Rahmen hatte. Massanories Eltern bekamen von ihren Kindern eine Fahrt in ein Erholungsgebiet in den Bergen mit heißen Quellen und so und anscheinend war es für Massanorie klar, dass dieses Geschenk ebenso von Julia und ihm, wie auch von mir kam. Auch wenn ich nichts dazu beigetragen hatte. Aber einen Einwand duldete Massanorie nicht und überging, dass ich an seinem Ärmel zupfte um zu protestieren.

Seufzend resignierte ich schließlich und lehnte mich zurück, dass meine Meinung so wenig Beachtung fand war doch deprimierend.

"Hier." Ich sah zur Seite und sah Massanories Vater an, welcher ihm einen Umschlag hinhielt. Andrea schimpfte etwas und boxte ihren Mann leicht auf den Oberarm. Anscheinend hatte ich etwas nicht mitbekommen, denn Massanorie nahm den Umschlag nur widerwillig entgegen und murmelte "Lass mich raten, wieder ein schlechter Scherz auf meine Kosten?" mürrisch öffnete er den Umschlag.

"Seijiro. Wir hatte doch das Gespräch, dass du das sein lassen sollst." Andrea schien wirklich böse zu sein, doch dann sah ich auf die beiden Karten, die Massanorie aus dem Umschlag zog. Und sofort war meine Laune auf 150 %. Ohne nachzudenken rückte ich näher an ihn und griff nach den Karten in seiner Hand.

"Oh wow! Das sind zwei Karten für La Forza del Destino. Die Oper ist schon seit Monaten ausverkauft. Ich wollte ja mit Bunny hin, aber die schläft bei sowas immer ein. Kennst du das Stück?" Ich sah ihn total begeistert an, doch er schüttelte nur den Kopf. "Wirklich nicht? Also La Forza des Destino, ist ein Stück von Verdi, aber das wusstest du sicherlich schon und übersetzt heißt es Die Macht des Schicksals. Es ist eine Oper in vier Akten und wurde uraufgeführt am 10. November 1862 in Sankt Petersburg. Bekanntestes Element der musikalischen Gestaltung ist ein Schicksalsmotiv, das sich von der Ouvertüre an wie ein Leitfaden durch das gesamte Werk zieht. Es erzählt von den grausamen Schicksal und blutigen Ende der Tochter eines spanischen Marquis, Leonora; einem Nachkomme der königlichen Familie des Inka-Reiches, Don Alvaro; und Leonoras Bruder Don Carlo. Ein ganz tragisches Stück, welches Komplex ist und ein gesellschaftliches Bild zeigt, welches wir auch heute noch in einigen Facetten übernehmen können. Das du das nicht kennst!"

Ich sah mir die Karten genauer an und grinste. Das Stück wurde in dem New National Theatre von Tokyo aufgeführt und es waren Karten für den ersten Rang Mittig. Einfach nur toll. Unten sitzen war sowieso nicht so pralle, aber erster Rang und dann mittig, einfach nur perfekt. Plötzlich wurde mir bewusst, dass Massanorie zwar zwei Karten bekommen hatte, aber vielleicht wollte er ja lieber mit jemand anderen hin, anstatt mit mir.

Ich biss mir auf die Unterlippe und sah Massanorie an. "Sag mal, würdest du..." "Du willst da hin?"

Er unterbrach mich und musterte mein Gesicht.

"Ähm... ja? Aber du musst nicht mit mir hingehen..." plötzlich kam ich mir albern vor. Ich war ein Dummkopf, klar wollte er da lieber mit jemand anderen hin, was dachte ich mir denn bloß.

"Du stehst wirklich auf Opern?" Nun war ich irritiert. Ich sah auf und musterte Massanorie, der mich etwas schockiert ansah nickte dann jedoch leicht.

"Naja, du ja anscheinend auch..." Ich hielt ihm die Karten hin, welche er nur nahm und plötzlich lachte er nur auf und sah zu seinem Vater.

"Danke Dad. Ein schönes Geschenk und ich glaube, du hast besonders Mamoru eine Freude damit gemacht." Damit drehte er sich wieder zu mir und lächelte. "Ich würde mit keinem anderen lieber in eine Oper gehen als mit dir. Wenn du schon soviel Begeisterung beim Erzählen an den Tag legst, dann kann der Besuch mit dir in dieses Stück ja nur ein voller Erfolg werden."

Ich verstand zwar nicht was jetzt los war, aber Julia und auch Andrea begannen leise zu lachen.

"Kann es sein, dass hier gerade ein Witz auf meine Kosten gemacht wurde?" Ich zog eine Augenbraue hoch und sah von einem zum anderen. Selbst Seijiro hatte ein amüsiertes Lächeln im Gesicht stehen, doch als ich Massanorie ansah, lächelte er mich nur lieb an und schüttelte den Kopf. "Nein. Der ging auf meine Kosten und auf die meines Vaters. Keine Sorge. Ich erklär ihn dir ein anderes Mal." Damit steckte er die Karten wieder in den Umschlag und legte diesen auf den Tisch vor uns.

Etwas irritiert sah ich mich um und seufzte dann nur leise. "Oh man..."

"Was ist?" Massanories Hand legte sich auf meinen Oberschenkel und ich warf ihm einen missbilligen Blick zu, schob seine Hand jedoch nicht weg.

"Ich mag es nicht, etwas nicht zu verstehen." gab ich etwas trotzig von mir. Er schmunzelte und drückte meinen Oberschenkel leicht, bevor er seine Hand von alleine wieder weg zog.
 

May Godai
 

Draußen begann es wieder leicht zu schneien. Ich nippte an meinem Kakao und kuschelte mich in das weiche Kissen. Mein Blick wanderte zu Yosuke und Minako, welche mir gegenüber saßen. Minako strich Yosuke über den Arm, doch dieser schien mit seinen Gedanken ebenso abzuschweifen wie ich.

Als mein Handy einmal kurz vibrierte sah ich auf, hatte aber nicht die Muse aufzustehen und es zu holen. Erst als mir der Gedanken kam, dass es Mamoru sein könnte sprang ich auf.

"May alles gut?" kam es sofort von Yosuke. "Ja alles gut. Mein Handy nur..." murmelte ich schnell. Yosuke schien nicht gerade in der Stimmung weiter über Mamoru zu reden, also behielt ich meine stille Hoffnung für mich. Ich war so barsch in meiner letzten Nachricht gewesen, dass ich es nun bereute und kaum fassen konnte wie dumm ich doch sein konnte. Natürlich war ich immer noch enttäuscht, aber ich hatte ihn lieb und ich wollte eigentlich schon mit ihm reden - aber ich traute mich nicht.

Langsam zog ich mein Handy aus meiner Manteltasche und öffnete es. Eine mir unbekannte Nummer zeigte mir eine Nachricht an. Enttäuscht seufzte ich auf und ging wieder ins Wohnzimmer.

"Und?" Minako lächelte mich an. "Keine Ahnung, unbekannte Nummer." gab ich nur enttäuscht zurück und sah dabei zu Yosuke, welcher meinem Blick auswich und wieder nach draußen sah.

Ich setzte mich wieder hin und widmete mich nun etwas desinteressiert der Nachricht auf meinem Handy. Doch schon beim ersten Satz hellte sich mein Gesicht auf und ich spürte wie mir die Tränen in die Augen schossen.

»Ich dachte, wenn ich dir von Massanories Handy schreibe, liest du es wenigstens. Es tut mir leid und auch wenn du vielleicht nie wieder mit mir redest, so wollte ich dir Frohe Weihnachten wünschen und ich hab dich sehr lieb imoutochan.«

"May was ist denn los?" Yosuke sah mich entsetzt an, während ich auf das Handy starrte und einfach zu weinen begann. Als wir Kinder waren, da hatte er mich immer so genannt, hatte mich immer seine kleine Schwester genannt und nun tat er es wieder und ich konnte nicht anders als weinend hier zu sitzen.

Ich wollte alles eintauschen, einfach alles, wenn wir nur einfach wieder Kinder sein konnten. Wenn wir einfach nur glücklich sein konnten. Egal wie sehr ich mir Eltern gewünscht hatte, wie sehr ich mich gefreut hatte, dass ich ein zuhause hatte, geliebt wurde, so war es nie perfekt. Es war nie so wie ich es mir tief in mir wünschte! Ohne die beiden Menschen die mich beschützt hatten, die mich liebten war alles egal, war es egal ob ich mich anstrengte, ob ich geliebt wurde. Ohne sie hatte das alles keinen Wert.

Zwei Arme zogen mich in eine tiefe Umarmung und ich weinte mir bei Yosuke die Augen aus. "May bitte sag mir doch was los ist." Yosukes Stimme klang besorgt als er mich fester an sich zog und ich spürte Minakos Hände die mir durch die Haare strichen.

Doch ich schüttelte nur den Kopf und weinte leise vor mich hin.
 

Yosuke Murakami
 

Überfordert und besorgt hielt ich sie fest in meinen Armen und versuchte sie zu trösten. Den ganzen Abend schon war die Stimmung von uns deprimierend gewesen. Selbst Minako konnte mich nicht aufheitern und ich schämte mich schon etwas, dass sie an Weihnachten mit so einem Trauerklos wie mir ihre Zeit verbrachte. Doch sie sagte nichts, sondern gab mir halt und versuchte uns beide zu trösten. Kein einziges Mal hatte sie versucht das Thema auf Mamoru zu bringen, seitdem wir das Kaffee verlassen hatten. Auf die Party hatten wie alle keine Lust mehr gehabt und so waren wir zu mir gefahren, tranken Tee und Kakao und genossen einfach nur das winterliche Spektakel welches draußen stattfand. May wirkte tief in sich gekehrt und ich wusste, dass sie wegen Mamoru traurig war. Für May waren wir beide ihre stärksten Bezugspersonen und nun hatte man das Gefühl, dass alles kaputt gegangen war. Warum sie plötzlich aufgesprungen war, als sie ihr Handy gehört hatte war klar, auch wenn ich dumm fragte.

Doch plötzlich fing sie bitterlich an zu weinen, als sie auf ihr Handy starrte und sie ließ mich keinen Blick darauf werfen, sondern presste es fest an ihre Brust.

"May, sag mir doch was passiert ist? Wer hat dir geschrieben?" Verzweifelt schob ich sie von mir fort und sah sie an. Schniefend schüttelte sie den Kopf und wirkte plötzlich wieder wie das kleine fünfjährige Mädchen welches weinend vor mir stand.

"Wenn du so weinst, dann muss ich auch gleich heulen und ich weiß gar nicht warum..." gab ich schluckend zum Protokoll und wischte mir durch die Augen. Aber May weinte leise weiter und festigte ihren Griff um ihr Handy als ich danach griff.

"Ich hol mal ein paar Taschentücher." Ich nickte Minako zu und redete weiter beruhigend auf May ein. Doch egal was ich sagte, sie wollte nicht aufhören zu weinen. Ich hörte wie Minako das Zimmer wieder betrat und sich neben May setzte. Sie hielt ihr ein paar Papiertaschentücher hin, und mir mein Handy. Fragend sah ich sie an.

"Was soll ich damit?" Gott konnte ich dumm klingen.

"Du hast eine Nachricht." kam es nur lächelnd von ihr, bevor sie sich May zuwandte. "May? Hat Mamoru dir geschrieben?" Schniefend sah May sie an und nickte dann nur. Liebevoll sah Minako mich an und dann wieder May, bevor sie ihren Arm um sie legte und sie an sich zog. "Ich glaube ja langsam, dass ihr euch alle Drei mal richtig beieinander ausweinen solltet." kam es nur sanft von ihr, bevor sie mich wieder ansah. "Du solltest die Nachricht lesen."

Ich schluckte und sah auf mein Handy in meiner Hand. Der kleine Briefumschlag auf dem Display blinkte und blinkte. Nachdenklich sah ich zu May und Minako, welche mich aufmunternd ansah.

»Es tut mir leid. Egal was ich sage, es wird es nie wieder gut machen. Niisan, du bist mein bester Freund und May und du ihr seit meine Familie, auch wenn ich kein Recht mehr habe das zu sagen. Ich hab euch wirklich lieb, auch wenn ich das wohl nie zeige. Ich wollte dir auch nur Frohe Weihnachten wünschen.«

"Blödmann." rief ich nur, bevor ich die Tränen wegblinzelte und tief Luft holte. "Der ist doch doof. Ist ja klar, dass er plötzlich die weinerliche Schiene fährt, das konnte er schon immer gut." Es sollte böse klingen, doch irgendwie klang es nur weinerlich und kindlich trotzig.

Minako lachte nur leise, bevor sie nach meiner Hand griff und sie drückte.

"Familie ist echt was doofes, nicht wahr?" sie lächelte mich an und ich nickte.

"Ja, echt total doof." Kam es nur lächelnd von mir zurück, bevor ich mir die ersten Tränenspuren von den Wangen strich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  MangaMaus85
2014-12-10T06:06:20+00:00 10.12.2014 07:06
Das Ende ist sooo toll T.T
Na da steht der Versöhnung dieser außergewöhnlichen Familie ja fast nichts mehr im Wege :)

Aber erst will ich die Nacht von Mamo und Massanorie noch lesen ;-) *rrraaaawwww* -Schlüpfrig-

Den Witz, der auf Massanorie und seinen Vater ging,... erklärst du den noch!?
Antwort von:  RallyVincento
10.12.2014 08:58
Klar erklär ich den noch ;) aber es passte irgendwie gerade nicht, deswegen bleibt es noch etwas im Raum stehen...


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