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Shiomari

Waffen, Brüder und andere Probleme
von

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Getreuer Diener seines Herrn

Salut,
 

der Ein- oder Andere hat das folgende Kapitel vielleicht schon mit Neugier erwartet, um zu erfahren, was auf InuYasha und Jaken im Wald von Amaterasu zu kommt. Ich hoffe, das Warten hat sich gelohnt und das Kapitel kann die Erwartungen erfüllen.
 

Wünsch euch wie stets viel Vergnügen beim Lesen und bedanke mich ganz herzlich bei meinen treuen Kommentatoren. ^^
 


 

Nach einer verhältnismäßig kurzen Reise waren InuYasha und seine beiden Begleiter schließlich ohne größere Schwierigkeiten in die Nähe des Waldes von Amaterasu gelangt und hatten entschieden, eine letzte Rast einzulegen, bevor sie sich den noch unbekannten Herausforderungen des Waldes stellen würden.
 

Im Stillen hoffte InuYasha, dass diese Herausforderungen von handfesterer Natur waren, als am See der Tränen. Er zog einen Gegner, den er sehen und mit Hilfe von Tessaiga außer Gefecht setzen konnte, entschieden diesen hinterhältigen Spielchen nach Machart des Sees vor. Jakens Hoffnungen waren schlichterer Art: Er hoffte einfach, dass sie möglichst unbehelligt den Wald betreten und diesen mit dem Auge der Göttin auch wieder verlassen konnten.
 

Allerdings kamen sie zunächst einmal gar nicht dazu den Wald zu betreten. Denn wie aus dem Nichts gewachsen stand plötzlich Sesshōmaru vor ihnen – und es sah nicht so aus, als wollte er ihnen einen Höflichkeitsbesuch abstatten.
 

„Es ist sehr entgegenkommend von dir, mir die Suche nach Tessaiga zu erleichtern, indem du auf meine Länder zurückkehrst.“ Begrüßte der Herr der westlichen Gebiete InuYasha gleichmütig, während dieser sich eilig in Kampfhaltung vor ihm aufgebaut hatte und anschließend auf dessen Worte abfällig erwiderte: „Keh, egal ob Puppe oder nicht, du bleibst immer gleich langweilig. Du kriegst Tessaiga nicht, solange ich lebe – und wen du dich dafür auf den Kopf stellst.“
 

„Dann wirst du jetzt sterben“, lautete die lapidare Reaktion des Hundedämons darauf, die InuYasha verächtlich auflachen ließ und ihm die großspurige Bemerkung entlockte: „Keh, versuch’s doch!“ Um im nächsten Moment die neugierige Frage anzuhängen: „Was willst du überhaupt mit Tessaiga, du kannst es doch sowieso nicht führen.“
 

„Was mein Herr mit seinem Eigentum anfängt, braucht dich nicht zu interessieren. Aber du kannst versichert sein, dass er es gebührend zu schätzen weiß – weit mehr als du es je tun wirst“, gab Sesshōmaru ohne ersichtliche Gemütsregung zur Antwort, während er gleichzeitig eine winzige Handbewegung vollführte und im nächsten Moment InuYasha und seinen Begleitern nicht mehr allein gegenüber stand, sondern über eine wahre Armee an bewaffneten, sich selbstständig bewegenden Tonfiguren verfügte, denen jedoch jede Individualität fehlte.
 

Da InuYasha auf die Worte Sesshōmarus nur mit einem ungläubigen Gesichtsausdruck und einem abfälligen Geräusch reagierte, schien der Dämon sich bemüßigt zu fühlen, näher auf die Absichten seines Herren einzugehen – falls er denn zu so einer Regung fähig war und dies nicht auf Anweisung seines Herrn geschah, um seine Gegner zu verunsichern und zu entmutigen.
 

„Er wird die drei Brüder wiedervereinen. Gerade ist er dabei den mächtigsten der drei aus der Hölle zu befreien.“ Bei den Worten des Dämons war Jakens Blick unwillkürlich zu dessen Hüfte geglitten, an der sich für gewöhnlich Tōkejin und Tenseiga befanden, aber von Tenseiga konnte er keine Spur entdecken, lediglich Tōkejin befand sich an seinem angestammten Platz.
 

„Keh, als ob es so einfach wäre Sōunga zurückzuholen“, hatte InuYasha unterdessen übelgelaunt gebrummelt, bevor er lauter, an seinen Kontrahenten gewandt, erklärte: „Aber ich helf’ dir gern dabei, zur Hölle zu fahren!“ Jaken war in diesem Moment derjenige, der dachte: ‚Aber nicht jetzt, sonst wird der echte Sesshōmaru-sama nie wieder zurückkommen’, eine Vorstellung, die dem Kappa echte Alpträume bereitete, hatte er doch keine Ahnung, was dann aus ihm werden sollte.
 

InuYashas Gesprächspartner hingegen hatte in keiner Weise auf dessen Provokation reagiert, sondern lediglich seinen versammelten Tonkriegern das Zeichen gegeben die kleine Truppe vor ihnen anzugreifen. Diese reagierten augenblicklich und kamen mit gezogenen Waffen in einem immer enger werdenden Kreis auf InuYasha, Jaken und Ah-Un zu. Die drei Eingekreisten warteten jedoch nicht ruhig darauf von dieser heranrückenden Armee niedergemäht zu werden, sondern gingen stattdessen ihrerseits zum Angriff über.
 

So zerbarst gleich darauf ein Teil der Tonkrieger unter den Lichtblitzen Ah-Uns, sobald Jaken diesem in aller Eile die Maulkörbe abgenommen hatte, ein weiterer Teil zersprang unter der feurigen Hitze von Jakens Jintōjō und wieder ein beachtlicher Teil wurde von der immer wieder losgeschickten Windnarbe zerstört.
 

Es schien, als würde sich die kleine Gruppe InuYashas mühelos gegen die Tonkrieger durchsetzen und als Sieger aus diesem Kräftemessen hervorgehen, auch wenn die Zahl der stetig dezimierten Tonkrieger immer wieder durch neu auftauchende Puppen ausgeglichen wurde.
 

Plötzlich jedoch griff Sesshōmaru in das Geschehen ein, der die Vorgänge bisher nur unbeteiligt verfolgt hatte. Schnell und lautlos näherte sich der Herr der westlichen Länder mit gezogenem Schwert dem ungeschützten Rücken des verbissen kämpfenden Hanyōs, der durch die noch immer herandrängenden Tonkrieger, die offenbar nicht weniger werden wollten, egal wie viele die drei Angegriffenen bereits zerstört hatten, abgelenkt war. Sobald Sesshōmaru nah genug heran gekommen war, stieß er Tōkejin bis zum Heft InuYasha in den Rücken, der bei diesem hinterhältigen Angriff und dem folgenden heftigen Schmerz aufkeuchte, bevor er einen beleidigenden Fluch an den Attentäter in seinem Rücken knurrte und wild entschlossen den Griff Tessaigas umklammernd weiter gegen die Tonkrieger vorging. Gleichzeitig versuchte er nun jedoch mit seiner linken Klaue den Gegner in seinem Rücken loszuwerden.
 

Doch es gelang ihm nicht, stattdessen zog sein ehrloser Angreifer Tōkejin aus dem Körper des Hanyō, um es ihm im nächsten Moment in die Flanke zu rammen. Wieder keuchte InuYasha auf vor Schmerz, während er Blut spuckte und Mühe hatte eine klare Sicht zu behalten. Er durfte hier nicht sterben, er musste durchhalten.
 

Unterdessen hatte Sesshōmaru Tōkejin erneut aus InuYashas Körper gezogen und zielte nun auf dessen Schulter, um an Tessaiga zu gelangen, indem er es samt Arm vom Körper des Hanyō trennte. Aus den Augenwinkeln hatte InuYasha eine Bewegung wahrgenommen und im letzten Moment Tessaiga der herabsausenden Klinge entgegengehalten auf diese Weise jedoch den heranrückenden Tonkriegern schutzlos ausgeliefert. Allerdings nur für einen kurzen Augenblick, denn schon im nächsten Moment hielt InuYasha sich die Tonkrieger mit Hilfe von Hijinkessō vom Leib, während er gleichzeitig weiterhin dem Dämon in seinem Rücken Widerstand leistete.
 

So ging das nicht weiter, auf diese Weise würde es ihnen nie gelingen lebend und mit Tessaiga aus diesem Aufeinandertreffen hervorzugehen. Er musste es anders versuchen.
 

Der Plan den InuYasha in diesem Moment entwickelte war einfach: Er würde seinem Gegner Tessaiga überlassen, anschließend die Tonkrieger ausschalten und wenn er dann Sesshōmaru angriff hoffentlich wieder zu Verstand kommen.
 

Dass sein Plan einige gravierende Schwachstellen aufwies, ignorierte der Halbdämon in diesem Moment, denn viel Zeit blieb ihm nicht mehr, wenn sie doch noch gegen ihre Angreifer gewinnen wollten. Also schrie er Jaken zu: „Bring dich in Sicherheit!“, und warf anschließend, ohne darauf zu warten, ob der Kappa seinem Befehl auch Folge leisten würde, Tessaiga mit aller Kraft von sich. Im Flug veränderte sich das Schwert wie stets von einer beeindruckenden Waffe zu einem alten, abgenutzt wirkenden Katana und blieb schließlich leicht vibrierend etwas entfernt vom Kampfgeschehen im Boden stecken.
 

Jaken hatte bei InuYashas Befehl kurz verblüfft auf diesen gesehen, bevor er sich schleunigst auf Ah-Un gesetzt und schnell an Höhe gewonnen hatte, um das folgende Geschehen von oben zu betrachten.
 

InuYasha hatte sich unterdessen auf unheimliche Art verändert: Die sonst golden schimmernden Augen hatten sich zu milchig blassblauen Pupillen zusammengezogen, das Weiß der Augen sich blutrot verfärbt. Breite, violette Streifen zierten sein Gesicht, scharfe Reißzähne ragten aus seinen Mundwinkeln, während er ein irres Kichern hören ließ und sich mit blutlüsterner Begeisterung zunächst auf die verbliebenen Tonkrieger stürzte, unter ihnen einen wahrhaft vernichtenden Eindruck hinterlassend. Allerdings war die Zerstörung tönerner Puppen, die nicht bluteten, nicht schrien, keine Angst kannten, kein Vergnügen für die entfachte todeswütige Gier des Halbdämon und so wandte er sich nur allzu bald dem Wesen zu, dass als einziges der Krieger den Eindruck erweckte aus Fleisch und Blut zu bestehen.
 

Sesshōmaru hatte nicht darauf gewartet zu erfahren, was der Halbdämon im Schilde führte, sondern sich augenblicklich Tessaiga zugewandt, als InuYasha es fortgeworfen hatte. Während hinter ihm die Tonkrieger in Scharen zu Staub zerfielen, zog er Tessaiga aus dem Boden und wollte sich ohne einen weiteren Blick zurück auf und davon machen, als er unerwartet von Jaken aufgehalten wurde.
 

Der Kappa hatte auf dem Rücken von Ah-Un sitzend das Geschehen von oben verfolgt und musste beim Anblick des durchgedrehten Hanyō nervös schlucken, bevor er seine Aufmerksamkeit Tessaiga und Sesshōmaru zuwandte und sehr schnell erkannte, dass die Beiden jeden Moment verschwinden würden. Das konnte Jaken nicht zulassen, nicht solange der echte Sesshōmaru-sama wieder da war, wo er hin gehörte: Drei Schritte vor Jaken, während sie das Land durchwanderten, um ihr Großreich aufzubauen. Also stürzte Jaken zusammen mit Ah-Un in die Tiefe, um Tessaiga aus den Händen dieser nichtswürdigen Kopie seines Herrn zurückzuholen.
 

Leicht erstaunt, sofern das einer gefühllosen Marionette möglich ist, sah Sesshōmaru auf, als er das äußerst seltene, drohende Brüllen Ah-Uns vernahm und er im nächsten Moment den zweiköpfigen Drachen direkt auf sich zukommen sah. Der Dämon wich nicht einen bu zur Seite, sondern verharrte ruhig wo er war, sicher, dass ihm nichts geschehen würde.
 

Tatsächlich verhinderte Ah-Un nur sehr knapp einen Zusammenstoß mit dem Herrn der westlichen Länder, indem er geringfügig seine Flugrichtung änderte, sodass im nächsten Augenblick Jaken Tessaiga aus den Händen des Dämons reißen konnte und auch schon wieder nach oben getragen wurde, während er noch die Folgen des schützenden Bannkreises Tessaigas zu spüren bekam. Verbissen bemühte sich der kleine Kappa das Katana in der Hand zu behalten und gleichzeitig nicht von Ah-Un zu stürzen, denn beides hätte bedeutet, dass das Schwert wieder in die Hände ihres Gegners fallen würde. Aber lange würde er das nicht durchhalten, die Abwehrreaktion Tessaigas war einfach zu heftig. Offenbar hatte es keine Ahnung davon, dass Jaken es gerade gerettet hatte. Durchhalten - er musste durchhalten. Und festhalten - er musste unbedingt das Schwert festhalten.
 

Sobald Ah-Un genug Höhe gewonnen hatte, um außer Reichweite Sesshōmarus zu sein, vollzog er eine knappe, elegante Wende und flog nun direkt auf InuYasha zu, der gerade mit mordlüsternem Blick den letzten der Tonkrieger zerstört hatte und sich nun wütend dem letzten lebenden Wesen in seiner Nähe zugewandt hatte.
 

Sesshōmaru schien im ersten Moment zu erstaunt über die Dreistigkeit des Kappa gewesen zu sein, als dass er irgendeine Regung hätte zeigen können, versuchte dieses Zögern jedoch nun mit zielstrebiger Entschlossenheit auszugleichen und sich Tessaiga zurückzuholen, als er auch schon von InuYasha angegriffen wurde und nun vollauf damit beschäftigt war, sich des mordlüsternen Hanyō zu erwehren.
 

Der Halbdämon ließ erneut ein begeistertes Kichern hören, als er endlich einen Gegner gefunden zu haben glaubte, den zu töten ein Vergnügen zu werden versprach, während er spielerisch einer der Energieklingen Tōkejins auswich und gleich darauf versuchte seinerseits die Distanz zu Sesshōmaru mit einem einzigen großen Satz zu schließen und diesen direkt anzugreifen.
 

InuYasha hatte sich gerade vom Boden abgestoßen, als plötzlich Ah-Un in seiner Sprungbahn auftauchte und mit beängstigender Geschwindigkeit näher kam. – Beängstigend für den Kappa auf Ah-Uns Rücken, der trotz der Beeinträchtigungen die er durch Tessaiga hinnehmen musste, für seinen Geschmack noch viel zu gut die Blutgier und Mordlust des Hanyō wahrnehmen konnte. Jaken schluckte verängstigt. Dennoch, er hatte keine andere Wahl, es musste ihm einfach gelingen Tessaiga dessem rechtmäßigen Herrn zurückzugeben, um diesen wieder zu Verstand zu bringen. ‚Für Sesshōmaru-sama!’ Mit diesem letzten Gedanken warf sich der kleine Kappa samt Tessaiga dem durchgedrehten Halbdämon entgegen. Dabei fest die Augen schließend und betend, dass er diese Aktion wider alle Vernunft überleben möge.
 

Als Jaken schließlich vorsichtig blinzelnd wieder die Augen öffnete, fand er sich eingeklemmt in der Armbeuge InuYashas wieder, der ohnmächtig quer über dem Rücken Ah-Uns lag, während der Drache so dicht wie möglich über den Wipfeln des Waldes von Amaterasu ruhig durch die Luft flog. Als der Drachen anzunehmen schien, dass sie sich weit genug von Sesshōmaru entfernt hatten, ließ er sich langsam absinken und landete schließlich zwischen den Bäumen des Waldes.
 

Mit einiger Anstrengung gelang es dem Kappa sich aus dem Klammergriff des bewusstlosen Hanyō zu befreien, von Ah-Un zu klettern und anschließend auch InuYasha unsanft von dem Drachen herunter auf den weichen Waldboden zu ziehen. Während der Drachen daraufhin zwischen den Bäumen verschwand, um einer nur ihm bekannten Notwenigkeit nachzugehen, betrachtete Jaken mit einer Mischung aus Ratlosigkeit und Besorgnis den schwerverletzten Halbdämon vor sich, der trotz Bewusstlosigkeit mit einer Hand fest die Klinge Tessaigas gepackt hielt.
 

Was sollte er jetzt mit dem Hanyō anstellen? Der schien dringender Pflege zu bedürfen, aber da die Gruppe um Sesshōmaru für gewöhnlich kein Verbandszeug brauchte, hatte Jaken auch jetzt nichts dabei. Aber vielleicht fand er ja im Wald etwas, das ihm nützlich sein würde, Kräuter gab es hier mit Sicherheit und irgendwelche Blätter würden doch hoffentlich als Verband auch genügen.
 

Nachdem er im Wald fündig geworden war und InuYasha notdürftig verarztet hatte, blieb Jaken vorerst nichts anders übrig, als abzuwarten, ob der Hanyō sich von seinen Verletzungen erholen würde und darauf zu hoffen, dass sie ihren Weg bald fortsetzen konnten. Unterdessen befriedigte Jaken zunächst einmal seinen knurrenden Magen und legte sich dann ebenfalls hin, um sich auszuruhen und neue Kraft zu schöpfen, nachdem er sich versichert hatte, dass sie weder von der unwürdigen Nachahmung Sesshōmarus noch von dessen Tonkriegern belästigt werden würden.
 

Das erste, was InuYasha zu sehen bekam, als er aufwachte, war das von Haaren in kräftigem Violett umrahmte Gesicht einer Frau, in dem eindeutig die Farbe grün dominierte. Diese über ihn gebeugte Frau erkundigte sich unterdessen bei ihm: „Geht es dir jetzt wieder besser?“ Für einen Moment völlig verwirrt und orientierungslos erwiderte InuYasha darauf nur: „Was ist denn passiert?“ „Du hast zusammen mit deinen Begleitern gegen einen weißhaarigen Dämon gekämpft, ohne ihn besiegen zu können, deshalb habt ihr euch hierher geflüchtet.“ Lautete die nüchtern vorgebrachte Erwiderung der Frau. „Und wo ist ‚hier’?“, verlangte InuYasha als nächstes zu wissen, während er sich langsam aufsetzte und die Fremde zurückwich, um sich ihm gegenüber auf einem Stein niederzulassen, zugleich InuYashas Frage beantwortend: „Der Wald von Amaterasu.“ Diese Antwort veranlasste InuYasha sich gründlich umzusehen, wobei er neben jeder Menge Wald auch Jaken und Ah-Un sah, die nicht weit von ihm entfernt ruhig nebeneinander auf dem Boden saßen und sowohl den Hanyō als auch die fremde Frau im Auge behielten.
 

„Und wer bist du?“, wollte InuYasha schließlich wissen, seine Aufmerksamkeit wieder der Frau vor ihm auf dem Stein zuwendend, nachdem er sich umgesehen, Tessaiga zurechtgerückt und überprüft hatte, ob er noch immer im Besitz des Phönixeis war. „Die Kami dieses Waldes“, lautete die Antwort, die den Halbdämon zu der skeptischen Frage veranlasste: „Dann bist du Amaterasu?“ Die Frau lachte auf, „nein, ganz gewiss nicht. Ich bin Sumire.“
 

„Hm“, brummte InuYasha darauf nur und schwieg nachdenklich, die entstandene Pause nutzte Jaken um einzuwerfen, dass Sumire-sama in Begleitung Ah-Uns zu ihnen gekommen war und nicht nur dafür verantwortlich war, dass ihr Verfolger sie nicht hatte erneut angreifen können, da sie um den Wald einen schützenden Bann errichtet hatte, sondern auch InuYashas Wunden versorgt hatte, weshalb dieser bereits wieder völlig genesen wäre.
 

Diese Bemerkung führte dazu, dass InuYasha sich unbehaglich mit einem Finger an der Wange kratzte, während er erklärte: „Das ist schlecht“, und sowohl von Jaken als auch Sumire dafür erstaunte Blicke erntete, während er bereits fortfuhr: „So wie es aussieht, müssen wir dir nämlich ein Auge ausreißen.“ Während die Kami lediglich milde überrascht schien und neugierig erwiderte: „Tatsächlich? Warum?“, war Jaken bei InuYashas Bemerkung vor ungläubigem Erstaunen der Mund offenstehen geblieben, während er dachte: ‚Was redet dieser dumme Hund – vergebt, Sesshōmaru-sama – uns jetzt schon wieder für Schwierigkeiten ein? Kann er nicht einmal einfach nur den Mund halten?!’ Anschließend wandte er sich hastig an InuYasha, um diesen an einer Erklärung zu hindern und bat: „InuYasha-sama, bitte, lasst mich die Sache erklären.“
 

„Was soll das, alte Kröte, glaubst du vielleicht ich bin zu dämlich, um zu erklären warum wir hier sind? – Mir gefällt es auch nicht, dass wir Sumire ihre Hilfe so danken, aber anders will uns der Baku nun mal nicht helfen“, knurrte InuYasha missmutig, während er mit gerunzelter Stirn anscheinend nach einer Lösung für dieses Dilemma suchte.
 

„Bitte, InuYasha-sama, lasst mich reden, dann könnt ihr in der Zwischenzeit etwas essen“, flehte der Kappa regelrecht, während er gleichzeitig eine Handvoll Beeren und Wurzeln InuYasha entgegen hielt. Dieser beäugte zunächst ungehalten den Kappa und dann zweifelnd die angebotene Nahrung, entschied sich dann jedoch nachzugeben, griff nach dem Essen und murrte: „Bitte, dann rede du eben“, und das tat Jaken. Sobald er zu Ende berichtet hatte, warum sie sich im Wald von Amaterasu befanden und was es mit der Forderung nach dem Auge der Waldkami Sumire auf sich hatte, erhob sich diese und erklärte: „Ich denke, ich weiß wonach ihr sucht. Ich werde euch zeigen, wo ihr das Auge der Göttin finden könnt.“
 

Skeptisch betrachtete InuYasha die Kami, während er sich zugleich erkundigte: „Warum hilfst du uns eigentlich so bereitwillig?“ Sumire lächelte leicht belustigt, während sie auf den noch immer sitzenden Hanyō hinab sah und erwiderte: „Weil ihr Hilfe gebrauchen könnt.“ „Und das ist alles?“, Inuyasha klang misstrauisch, dass ihm jemand einfach ohne besonderen Grund half war selten, noch seltener war es, dass eine Kami einem Yōkai oder Halbdämon ihre Hilfe ohne jede Forderung nach einer Gegenleistung zukommen ließ.
 

„Ja“, bestätigte Sumire unterdessen ruhig InuYashas Frage, wandte sich ab und schritt ihren Gästen voraus, sicher dass diese ihre folgen würden.
 

Die Kami hatte InuYasha nicht die ganze Wahrheit über ihre Beweggründe genannt, zum einen weil es ihrer Ansicht nach nicht notwendig war, zum anderen weil sie vermutete, dass der Hanyō sich kaum für politische Hintergründe interessieren würde, solange sie ihn nicht unmittelbar betrafen – und vielleicht selbst nicht einmal dann.
 

Während die Vier den Wald durchquerten ging allmählich die Sonne unter und InuYasha fragte sich flüchtig, wie lange er wohl geschlafen haben mochte, bevor ihn das sich bietende Naturschauspiel gefangen nahm und sich auf diese Weise klärte, woher der Wald seinen Namen hatte.
 

Warmes, mattgoldenes Sonnenlicht durchflutete den Wald, tauchte ihn in ein unwirkliches, ätherisches Licht. Schien von den Bäumen zu tropfen und aus dem Boden zu sprießen, verschluckte jedes bisschen Dunkelheit und verbreitete ein Gefühl tiefer Geborgenheit, ließ die Welt leicht und schwerelos erscheinen, ohne jeden Anflug von Bosheit, Gier und Tod.
 

Sie waren noch nicht lange durch diesen seltsam beruhigenden Naturzauber gelaufen, als sie schließlich am westlichen Rand des Waldes eine winzige Lichtung erreichten, die gerade groß genug war, um einer einzelnen Statue Platz zu bieten. Bei dieser Statue handelte es sich um die sitzende und gen Osten blickende Figur einer weiblichen Gottheit, deren leere Augenhöhlen durch das Licht der in ihrem Rücken untergehenden Sonne zu feurig goldenem Leben erwacht zu sein schienen.
 

Genau vor dieser Skulptur blieb Sumire stehen und erklärte: „Ich vermute, es ist diese Göttin die ihr sucht.“ Schweigend starten ihre Begleiter einen Moment auf die Steinfigur, bevor InuYasha leicht ungehalten und mit irritierter Enttäuschung feststellte: „Aber die hat doch gar keine Augen.“ „Warte, bis die Sonne untergegangen ist“, war alles, was Sumire gelassen darauf erwiderte. Mit einem missmutigen Brummen fügte sich der Halbdämon und wartete ebenso wie seine beiden Gefährten schweigend und mit in den Ärmeln verborgenen Händen darauf, dass die Sonne endgültig verschwand.
 

Als schließlich die letzten Strahlen der Sonne hinter dem Horizont erloschen waren und nur noch ein mattes Dämmerlicht herrschte, das zunehmend schwächer wurde und es schwierig machte die Dinge zu erkennen, blieb in den zuvor leeren Augenhöhlen der steinernen Göttin ein schwaches Glühen zurück. Erstaunt trat InuYasha neugierig näher an die Statue heran, um zu sehen, was dieses Leuchten verursachte und entdeckte, dass sich nun in den Augenhöhlen zwei perfekt geformte Feueropale befanden, die noch immer ein letztes Glühen der untergegangenen Sonne in sich gefangen zu halten schienen.
 

Erstaunt wandte sich der Hanyō zu Sumire und verlangte zu wissen: „Wie kommen die Steine dahin?“ „Sie sind das tägliche Geschenk Amaterasus. Zeichen dafür, dass sie den Tag über die Welt in ihrem Tun beobachtet hat und zugleich das Versprechen, dass sie am nächsten Tag wiederkommen wird“, erklärte die Waldkami gelassen, während sich InuYasha bereits wieder den Steinen zugewandt hatte, darüber nachdenkend, wie er sie aus der Statue herausbekommen sollte.
 

„Und Ihr habt nichts dagegen, wenn wir einen Stein mitnehmen, Sumire-sama?“, erkundigte Jaken sich vorsichtig, leicht besorgt zu der Angesprochenen aufsehend und ihre Antwort abwartend. „Ich habe nichts dagegen, solang es euch gelingt, einen Stein zu entfernen ohne die Statue zu beschädigen oder zu zerstören“, lautete darauf die Antwort, was ein ärgerliches Brummeln von InuYasha zur Folge hatte, der bereits erfolglos versuchte, einen der Steine zu lösen.
 

Eine Weile sah der Kappa den vergeblichen Versuchen des Hanyō, einen der Steine aus der Augenhöhle der Gottheit zu pulen, zu, lief jedoch schließlich um die Statue herum, um sich deren Rückseite zu betrachten. Allerdings war er nicht groß genug, um sein Vorhaben problemlos in die Tat umsetzen zu können, also wandte er sich an den Halbbruder seines Herrn und äußerte: „InuYasha-sama, seht Euch einmal den Kopf der Statue an, ob Ihr irgendetwas Auffälliges entdeckt.“
 

„Irgendwas Auffälliges? Geht es nicht ein bisschen genauer?“, murrte der Angesprochene unwillig, kam aber dennoch dem Vorschlag des Kappas nach und besah sich genau den komplizierten, steinernen Kopfputz der Göttin. Und tatsächlich, da war etwas Ungewöhnliches: Die beiden edel gearbeiteten Kämme hatten in der Mitte ihrer reichverzierten Stege je ein Loch. Durch diese gelang es den Sonnenstrahlen die Augenhöhlen der Göttin zu erleuchten, während die Sonne unterging.
 

Vorsichtig versuchte nun InuYasha den Kopfputz zu lösen und wirklich gab dieser nach einigem Ziehen und hin und her Rucken nach und ließ sich vom Rest der Statue lösen. Der Kopfputz besaß ein unerwartetes Gewicht, sodass InuYasha einen Augenblick brauchte, um sein Gleichgewicht wiederzufinden, als ihm dieses Stück kunstvoll bearbeiteten Steins entgegenkam. Letztendlich legte er es jedoch unbeschadet am Fuß der Statue ab und langte in den Kopf der Göttin, um einen der Opale herauszuholen.
 

Nachdem er den ersten problemlos gelöst hatte und diesen ebenfalls in seinem Gewand, zusammen mit dem Phönixei verstaut hatte und Sumire, auf deren Bitte hin, den zweiten Stein gegeben hatte, wollte InuYasha den Kopfputz der steinernen Gottheit wieder an Ort und Stelle anbringen, als plötzlich zwei tönerne Hände aus der Erde hervorbrachen, InuYasha an den Fußgelenken packten und versuchten diesen unter die Erde zu ziehen. InuYasha fluchte während er einerseits versuchte nicht den schweren Kopfputz fallen zu lassen, den er nun nur noch mit einer Hand festhielt, ihn zugleich mit seinem Körper stützend und mit seiner freien Klaue die ihn angreifenden Hände mit Hilfe von Sankontessō in leblose Tonscherben verwandelte.
 

„Hast du nicht gesagt, wir wären hier sicher?“, erkundigte sich InuYasha brummig während er misstrauisch den Boden musterte, ob ein weiterer Angriff erfolgen würde. Jaken schwieg betreten auf diese Frage, während Sumire statt seiner erklärte: „Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie in der Lage wären sich in der Erde fortzubewegen und auf diese Weise angreifen könnten.“ InuYasha blieb eine Erwiderung darauf schuldig, während er überrascht beobachtete, wie Sumire den Feueropal, den er ihr kurz zuvor gegeben hatte, zusammen mit drei weiteren, beinahe identischen Steinen, die sie aus den Ärmelfalten ihres Kimonos hervorholte, um die Statue herum in den Boden steckte, als wären es Samenkörner.
 

Im nächsten Augenblick begannen diese Steine in einem feurigen Goldton zu glühen und strahlenförmig helles, reines Genki von unglaublicher Stärke auszusenden. Sobald das Genki auf einen der bis dahin unbemerkt im Boden verborgenen Tonkrieger traf, explodierte dieser mit einem dumpfen Laut und hinterließ einen zylindrischen Krater im Erdreich.
 

Als offenbar alle unterirdisch herumgeisternden Tonpuppen zerstört waren, erlosch die strahlenförmig ausgesandte Energie der im Boden steckenden Opale wieder, allerdings war Sumire vorsichtig genug, die Steine dennoch im Boden zu belassen, um einer weiteren unliebsamen Überraschung vorzubeugen.
 

Unterdessen hatte InuYasha der steinernen Gottheit ihren Kopfputz wieder aufgesetzt, sodass es die kleine Reisegruppe an der Zeit fand, aufzubrechen. Das Angebot Sumires, die Nacht noch im Wald zu verbringen und erst am nächsten Tag ihre Reise fortzusetzen, lehnten sie ab. Sie hatten mit den Aufgaben des Baku schon genug Zeit vergeudet und noch immer keinen blassen Schimmer wo sich der echte Sesshōmaru befand. Während sich der nach wie vor verborgen haltende Schwertdieb offenbar daranmachte, sich auch noch Sōunga anzueignen.
 

So unwahrscheinlich InuYasha es vor dem Ersatz-Sesshōmaru gehalten haben mochte, dass es dessem Herrn gelang das Höllenschwert zurückzuholen, sicher war er sich seiner Sache nicht und umso wichtiger war es, Sesshōmaru wieder herbei zu schaffen, damit sie im Falle eines Falles wie schon einmal Sōunga wieder in die Hölle schicken konnten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Tigerin
2009-01-16T21:45:32+00:00 16.01.2009 22:45
So.
Interessant ist es schon mal, wie Inu und Jaken zusammen arbeiten können, wenn sie wollen. Jakens Aktion, zum Einen Tessaiga festzuhalten und zum Anderen es dann dem durchgedrehten Inu wiederzugeben war sehr mutig. Sess sollte sich geehrt fühlen, für ihn machen sie das schließlich alles..
Auch wenn Sumire meint, dass Inu die politischen Hintergründe nicht interessieren, mich hätten sie interessiert…^^“ Aber immerhin ist es für die Kleingruppe positiv, dass sie ihnen geholfen hat. Die Waldbeschreibung bei Sonnenuntergang fand ich sehr schön beschrieben. Ich konnte mir den Wald sehr gut vorstellen.^^
Ich frage mich schon die ganze Zeit, was Baku mit diesen starken magischen Gegenständen vorhat. Spätestens nachdem Sumire diese drei Feueropale in den Boden gesteckt hat und die so eine durchschlagende Wirkung hatten..^^“ Sie scheinen ja wirklich stark zu sein…
Was den falschen Sess angeht: Spätestens jetzt hätte man gemerkt, dass er nicht der Echte ist. Ich kann (konnte) mir Sess nicht vorstellen, der jemanden mit „Herr“ anredet (Inu no Taishou-sama ausgenommen). Und dann so ehrlos aus dem Hinterhalt angreifen. Mistkerl.
So, für heute der letzte Kommi.

LG, Tigerin
Von:  Carcajou
2008-12-25T22:35:50+00:00 25.12.2008 23:35
schande über mich, da hab ich mein Versprechen gebrochen...
Bitte Untertänigst um Vergebung...><*

Inuyshaa hat ja böse einstecken müssen, der Arme.
Und es ist schön zu sehen, das Jaken auch mal etws ernster dargestellt wird. ein so vollkommener Trottel knn er nicht sein, sonst hätte Sesshoumaru ihn schon längst filetiert und er wäre nicht der König seines Volkes gewesen.
Da nehmen die zwei ja wirklich einiges auf sich...


LG,
Carcajou
Von: abgemeldet
2008-12-18T22:24:31+00:00 18.12.2008 23:24
Meines Wissens ist es das auch, Hotepneith. Genki für die Götter und Youki für die Dämonen. (Hotepneit kann es sein dass du unter dem selben Namen auch auf Fanfiktion.de bist? Ich heiße da Cornelia Cullen.)
Ich lese für meinen Teil lieber von Sessy, der momentan Haru heißt, was aber nicht bedeutet das das andere schlecht ist, ich habe halt nur meine Vorlieben.
Von:  Hotepneith
2008-12-18T19:55:17+00:00 18.12.2008 20:55
Wow, spannend geht es weiter. Und sehr schön alles beschrieben.
Es wird wirklich langsam Zeit, den Schwertersammler zu stoppen^^. Es ist übrigens mal sehr angenehm, Jaken nicht nur als den albernen Witzbold zu lesen - immerhin hat es sicher einen Grund, warum Sesshoumaru ihn so lange schon bei sich hat.

Das Gegenstück zu Youki ist meines Wissens Genki.

bye

hotep


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