Unter der Dusche
Kapitel 32 – Unter der Dusche
Sean's PoV
Wenn ich ganz viel Glück hatte könnte ich mit Picco oder Edward die 100 Meter schwimmen. Aber es kam mir jetzt schon so vor, als ob ich das nicht haben würde.
Gerade zu fasziniert sah ich Jamie zu. An zweiter Stelle. Der Erste in seiner Gruppe war aber noch ein ganzes Stück vor ihm. Denn würde er nicht mehr einholen. Und es war auch nur noch eine Bahn. Vier mussten wir schwimmen um die 100 Meter zusammen zu bekommen. Und das auch noch gleich auf Zeit. Noten wurden auch gleich gemacht. Wenn ich es auf eine Vier schaffen würde, wäre ich wohl auf alle Fälle schon glücklich.
Ein Seufzen verließ meine Kehle, als Picco seinen Arm um mich legte und ich mich leicht an ihn lehnte. So fühlte ich mich momentan zumindest halbwegs wohl.
„Jamie fischt dich schon aus dem Wasser, wenn du drohst abzusaufen. Oder Mr. Townsend. Aber bei dem wäre die Gefahr zu groß, dass er dich befummelt“, hauchte mir der Italiener ins Ohr. Ich blickte etwas verwirrt zu ihm auf.
„Das darf er doch gar nicht. Wäre doch sexuelle Belästigung oder sogar sexueller Missbrauch ... äh ... Schutzbefohlener.“ Ich hob leicht eine Augenbraue, als ich das sagte. Picco zuckte nur mit den Schultern. „Interessiert den recht wenig. ... Na ja, gut aussehen tut er doch.“
Ich warf nur einen kurzen Blick auf den Lehrer. Was immer der Schwarzhaarige auch mit 'gut aussehen' meinte, mir kam es nicht so vor. Es gab besseres.
„Du bist viel hübscher“, flüsterte ich, als mein Blick wieder zum Becken schweifte. Jamie war gerade fertig geworden. Keuchend hielt er sich am Rand fest. Wenn er schon außer Puste war, wie würde es dann erst mir ergehen.
„Ich weiß.“
Leicht drückte Piccolo meinen Kopf an seinen Hals. Leise summte ich. Machte ich in den letzten Tagen wohl gelegentlich, wenn ich mich wohl fühlte. Und das tat ich eigentlich bei dem Italiener.
„Na ihr Turteltauben.“
Erschöpft sank Jamie neben uns. Sein Atem raste regelrecht noch.
„Wer ist dran?“, fragte Picco und ließ mich langsam wieder los.
Leicht zog Jamie die Augenbrauen zusammen. „Ähm... Idon, Jorker, Köhl, Kreuzer, Mark und Marrison ... Glaube ich zumindest.“
Sechs immer auf einmal, vielleicht hatte ich wirklich die Chance mit Picco zu schwimmen. Von denen mit R war er normaler weiße einer der Letzten. Von S her war ich nur so ziemlich in der Mitte. Zumindest war es an meiner alten Schule immer so gewesen. Und da waren es eindeutig weniger Schüler. Sport hatten schon gar keine Klassen zusammen. Aber dafür Jungen und Mädchen. War hier etwas schwer, so ganz ohne Mädels.
Eigentlich waren dadurch meine Chancen vielleicht sogar ein ganz kleines bisschen größer. Mit fünf fremden Jungs hatte ich keine Lust diese grässlichen 100 Meter zu schwimmen. Lieber mit Picco.
Leicht lehnte ich mich auch schon an diesen. Er war so mollig weich. Doch da vernahm ich ein Knurren. Etwas zaghaft sah ich zu Jamie, der auf einmal seine Haare ausschüttelte.
Vor Schreck rutschten ich und der Italiener auseinander. „Danke“, meinte der Amerikaner nur trocken und setzte sich zwischen uns. Fiesling.
Aber anstatt mich jetzt aufzuregen, lehnte ich mich eben an ihn. Und wie es schien Picco von der anderen Seite auch.
„Bin ich euer Kissen“, murrte Jamie mürrisch und fast synchron bejahten wir es. Stimmte doch auch irgendwie.
Zu meinem Glück irgendwie verging die Zeit schneller als ich dachte. Schon bald wurde Picco aufgerufen und gleich darauf ich. Zusammen schwimmen.
Nur verflog meine Freude schon wieder, als ich im Wasser war. Mir wurde die Länge der Bahn erst jetzt so richtig bewusst. Von außen sah das so kurz aus. Und jetzt? Ich würde doch kaum eine schaffen. Und dann musste ich auch noch vier zusammen bekommen.
Als Mr. Townsend das Startzeichen gab, schwamm ich einfach los. Die erste Bahn war noch richtig einfach. Die zweite auch. Ab der dritten wurde ich langsamer. Fiel hinter den anderen immer weiter zurück. Am Anfang der vierten Bahn hielt ich erst kurz inne und stieß mich dann erst vom Rand ab.
Gegen Hälfte der Strecke konnte ich mich auf einmal nicht mehr über Wasser halten. Tauchen konnte ich eigentlich erst recht nicht.
Mit der Stirn schlug ich irgendwann am Beckenrand an. Ich riss den Kopf hoch. Wie irre keuchte ich. Beinahe hätte ich gedacht, ich würde wirklich noch absaufen.
„Sean!“ – Picco schlang völlig verzweifelt die Arme um mich. – „Ich hätte beinahe gemeint, du säufst ab. Was stellst du nur an?“
Leicht zuckte ich mit den Schultern. Im Grunde wusste ich das doch so genau nun auch wieder nicht. Aber über was ich mir ganz sicher war, das war, dass ich jetzt unter die Dusche wollte, mich anziehen und erst einmal ins Bett. Zum Glück würde das hier jetzt die ersten vier Stunden einnehmen – hatte zumindest Jamie gesagt –, also hätte ich noch mindestens eineinhalb Stunden um mich von diesem Mist zu erholen.
„Wollt ihr da drinnen vergammeln“, murrte uns auf einmal Mr. Townsend an. Da zog mich Picco aber schon aus dem Wasser und auch gleich zu Jamie. Der drückte mich auch erst einmal an sich. Hatten sie sich denn wirklich solche Sorgen gemacht? War doch nicht so schlimm. Überstanden hatten wir es.
„Können wir schon gehen?“, fragte ich, als sich der Amerikaner endlich von mir löste. Etwas unwissend blickte der aber nur zu Picco. „Ich werde fragen. Da du halb ertrunken bist, wirst du aber sicher schon gehen dürfen“, meinte der schließlich und lief schon wieder zurück zum Lehrer und kam ein paar Minuten mit einer positiven Antwort zurück.
So gingen ich und Picco schon mal duschen. Jamie wollte gleich nachkommen. Und als mich der Italiener so hinter sich herzog, fiel es mir erst auf.
„Sind das Engelsflügel?“, wollte ich wissen. Der Schwarzhaarige blickte mich etwas verwirrt an. „Das Tattoo.“ Ich wies auf seinem Rücken, da er mit diesem zu mir vor mir stand. „Ach so, ja. Gefallen sie dir?“
Langsam nickte ich als Erwiderung. Sie waren schön. Viel zu schön. Und verdammt realistisch.
Vorsichtig glitt ich mit den Fingern darüber. Es schien schon fast, als könnte er gleich damit schlagen und vielleicht sogar fliegen.
Abrupt drehte sich der Italiener zu mir um und hielt meine Hand fest, die ich gerade noch zurückziehen wollte.
„Ich komme auf dumme Gedanken, wenn man mich so anfasst“, murmelte er und bevor ich überhaupt richtig merkte, was los war, lagen seine Lippen auf den meinen. Zuerst nur ganz kurz. Denn für einen Moment löste er sich von mir und blickte nach unten und sah schließlich über meine Schulter hinweg zur Tür, die zum Becken hinausführte. Ich wollte mich schon umdrehen, aber da verschloss er wieder meinen Mund und hintere mich dadurch auch mich umzusehen.
Während wir in einen innigen Kuss versunken waren, spürte ich, wie sich seine Finger unter dem Stoff von meiner – oder wohl eigentlich Jamies – Badehose um mein Glied legten. Noch im gleichen Moment nahm ich war, wie jemand seine Hand auf meinen Oberschenkel legte. Von hinten!
Ich zuckte zusammen und wollte hinter mich greifen, aber Picco hielt auch meine andere Hand fest.
Wehrlos hing ich zwischen den beiden Jungen, von denen ich nicht mal wusste, wer der zweite war. Bis dieser die Lippen auf meinen Hals legte und schließlich ganz leise flüsterte: „Das gefällt dir wohl.“
„Jamie“, murmelte ich. Wieso denn gerade er jetzt?
Jamie's PoV
Das sich doch Picco so leicht an ihn ranmachen würde und mich dann jetzt auch noch, so zusagen, mitspielen ließ. Sonst war er doch ziemlich egoistisch und wollte eigentlich nichts teilen von dem er überzeugt war, das es nur ihm gehörte. Aber wie es aussah war das bei Sean ja nicht so.
Ich übersäte den Hals und die Schulter des Blonden nur so mit Küssen und glitt mit meinen Fingern immer wieder seinen Oberschenkel auf und ab. Der Italiener hatte sich wohl schon längst am Schritt des Kleineren vergriffen. Leicht verließ immer wieder ein Keuchen die Kehle des Walisers. Irgendwie wartete ich schon darauf, dass er sich ergießen würde.
Sein Stöhnen wurde lauter. Ob ihn schon jemand hörte? Hoffentlich nicht. Ich wollte nicht gerade in so einer Situation erwischt werden. Das wäre viel zu peinlich.
Auf einmal drückte er die Stirn gegen Piccolos Brust. Wieder verließ ein Stöhnen seine zarten Lippen. Dieses Mal viel lauter, als das letzte. Ein Grinsen zeichnete sich im Gesicht des Italieners ab, als er zu mir sah und mir schließlich seine Hand hinhält.
Auch ich begann zu grinsen, bevor ich dem Schwarzhaarigen die Finger ableckte. Sean klammert sich nur krampfhaft an den Italiener. Seine Knie zittern. Das hatte er wohl so noch nicht erlebt. Armes Ding.
Behutsam nahm ich ihn doch, als er drohte zusammenzusacken. Die Fließen waren hart. Da hätte er sich nur sein süßes Köpfchen gestoßen.
Binnen weniger Minuten hatten wir uns angezogen. Die Haare mussten wir uns ja nicht unbedingt föhnen. Bei den Temperaturen draußen, würden sie ohnehin von selber schon bald trocken werden.
Sean hatte keinen Ton mehr von sich gegeben. Traute er sich nicht? Oder schämte er sich nur, dass er sich so von uns überrumpeln hatte lassen?
Es war nicht abgesprochen, aber als ich in die Dusche gekommen war und sah, wie Picco schon an dem Kleinen hing, konnte ich nicht anders. Ein innerer Trieb brachte mich einfach dazu mitzumachen. So wie er aber gestöhnt hatte, musste es ja Sean gefallen haben. War er doch irgendwie schon wieder ganz schön versaut.
Leicht drückte ich meinen Kopf an seine Wange, während wir zurück zu unserem Zimmer gingen. Picco hatte seine Hand genommen. Nur zur Sicherheit. Sean könnte ja trotzdem noch zusammenklappen. Zutrauen könnte man es ihm.
„Was hältst du mal von einem richtigen Dreier“, flüsterte ich dem Blonden ins Ohr, „ich fick dich und Picco bläst dir einen.“ Ich spürte wie Sean zusammenzuckte. Antworten traute er sich jetzt wohl nichts.
„Ich will aber auch meinen Spaß daran haben“, murrte da auf einmal der Italiener los. Eigentlich dachte ich, der würde mich gar nicht hören.
„Du kannst dir ja einen runter holen lassen“, erwiderte ich mürrisch. Mir war gerade Picco etwas egal. Im Grunde wollte ich, dass nur Sean wirklich Spaß daran hatte. Nicht einmal ich müsste kommen.
„Pah“, gab der Schwarzhaarige eingeschnappt. Natürlich passte es ihm nicht, dass ich ihn da jetzt einfach für einen einfachen Blowjob ausnutzen würde. Ich wäre wohl auch sauer, wenn er das mit mir machen würde. Aber es war doch für Sean. Möglicherweise wollte aber Picco es ja gar nicht. Könnte das auch sein?
„Denk doch an unseren kleinen Blondie“, meinte ich trotzdem und versuchte ihn mit einem Lächeln wieder auf zu heiter. Doch da mischte sich der gute Waliser auch endlich einmal ein.
„Du weißt doch gar nicht, ob ich das überhaupt will!“
Etwas mühsam löste er sich von mir und drückte sich leicht an Picco. Sein Blick drückte regelrecht Angst aus. Hatte er die?
„Ich hätte doch nie etwas gemacht, was du nicht wollen würdest!“
Zärtlich berührte ich die Wange des Blonden mit den Lippen. Ich würde ihn nie falsch anfassen. Nicht ihn. Nicht meinen Sean.