Zum Inhalt der Seite

Felicitas

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 3

3.
 

Die nächsten Wochen wurden hart für mich. Im Unterricht saß ich meistens neben ihr. Das machte es so schwer. Zum Glück sahen sie und ihr Bruder sich so ähnlich. So schoben es die anderen Mädchen darauf, wenn ich mal wieder rot wurde, denn er schickte mir oft Liebesbriefe, die ich dann mal ,aus versehen' irgendwo liegen lies. Sie schien das alles nicht zu bemerken. Sie war so wie immer, unverbindlich lächelnd und doch war ihr Lächeln so warm wenn sie mich ansah. Das Einzige was sie bemerkte, war das meine schulischen Leistungen nachließen. So saßen wir oft am Nachmittag in unserem Zimmer und sie versuchte mir Nachhilfe zu geben. Sie war in jedem Fach gut. Außer vielleicht in Textilarbeit, da stellte sie sich an wie der erste Mensch. Ihre Stickarbeit sah zum schießen aus. Sie nahm es wie immer, mit einem Lächeln. "Das war noch nie mein Fall. Meine Schwester ist darin besser."

"Dein Vater ist doch auch gut in so Dingen."

Sie lachte leicht. "Nein, der ist nur gut in Kleidung entwerfen. Seine erste Frau hat ihm immer die Sachen genäht. Inzwischen macht es meine Schwester."

"Wie ist denn deine Schwester so?"

Sie antwortete mir darauf nicht, sondern widmetet sich wieder ihrer Stickarbeit.

Ich nahm mir vor irgendwann ihren Bruder zu fragen, der erzählte mir bestimmt mehr über sein Familie. Vor allem vielleicht auch etwas über sie.

Das Ritual, uns jeden Abend in die Augen zu schauen, behielten wir bei. Ihre Augen zogen mich noch immer an und wenn ich zu lange in sie schaute wollte ich ihr Gesicht berühren und es war mir in jenen Augenblicken egal was sie dachte. Doch sie wandte kurz vorher immer ihr Gesicht von mir weg.

Eines Samstagabends beobachtet ich sie, wie sie aus ihrem Wagen stieg. Ich lehnet an einem der großen Fenster im Gang und sah direkt auf den Parkplatz, der um diese Uhrzeit mit Straßenlampen beleuchtet wurde. Ihre Bewegungen waren so schön. Es war schon November, der Himmel war mit grauen Wolken verhangen, der Baum, neben dem sie parkte, hatte schon keine Blätter mehr, sie trug ihren dunkelblauen Wintermantel, aber ich konnte mir in dem Moment ihren schlanken Körper darunter gut vorstellen. Ich erschrak bei diesem Gedanken. Ich hatte mich schon einigermaßen mit meinen Gefühlen für sie abgefunden, die wahrscheinlich nie erwidert werden würden. Aber dieses Gefühl war neu. Ein Verlangen brannte in mir. Ich lehnte meinen Kopf an die kalte Scheibe. Meine Haut brannte heiß und nach einer Weile wurde mir bewusst das mir Tränen über die Wangen liefen. Ich hasste meinen Körper für diese Gefühl.

Ich blickte noch mal auf den Parkplatz. Sie stand noch immer neben Auto und neben ihr eine junge Frau. Ich verspürte einen Stich, denn die Frau war hübsch. Ihre blonden Haare fielen ihr engelgleich um ihr hübsches Gesicht. Felicitas sah nicht besonders glücklich aus. Sie dreht sich weg, als die Frau irgendetwas zu ihr sagte und schüttelte den Kopf. Die Frau ging näher an sie ran und packte sie am Arm. Felicitas schüttelte sie ab und ging ein paar Schritte zum Tor. Die Frau folgte ihr und stellte sich vor sie. Felicitas versuchte sie gar nicht zu beachten und an ihr vorbei zu gehen, doch diese packte sie an den Armen und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen.

Ich erstarte, mein Herz blieb einen Moment stehen. Ich konnte meine Augen nicht von den beiden wenden.

Felicitas erstarrte auch einen Moment, doch dann stieß sie die Frau weg und schrie sie an. Ich konnte zwar nicht verstehen was sie sagte, aber sie schien zornig auf die Frau zu sein. Dann drehte sie sich um und rannte auf das Schulgelände. Die Frau sah ihr kurz nach zuckte dann mit den Schultern und ging davon.

Ich drehte mich um und ging auf mein Zimmer. Felicitas sollte nicht sehen das ich sie beobachtet hatte. Ich schmiss mich auf das Bett, ihr Wecker zeigte neun, ich dachte das sie schon früh zurück war und weinte bitterlich. Ich konnte es ihr nun wirklich nicht mehr sagen. Ihre Reaktion war eindeutig gewesen, sie hielt nichts von Beziehungen zwischen Frauen. In jenem Moment verfluchte ich die Person, in die sie sich verliebt hatte. Sah der Kerl ihre Schönheit nicht. Ich kannte ihn zwar nicht und sie sprach auch nie über ihn, aber ich dachte zurück an den Tag im Schwimmbad. Das Kommentar von ihrem Bruder über die unglückliche Liebe.

Als ich das nächste Mal auf die Uhr schaute war es halb 10. Ich machte mir allmählich Sorgen um sie. So ging ich in den Aufenthaltsraum, auf den Weg dorthin schaute ich durchs Fenster. Ihr Wagen stand noch auf dem Parkplatz. Inzwischen hatte es angefangen zu regnen. Im Aufenthaltsraum war nur Margareta. "Sag mal hast du Felicitas gesehen?"

Sie schaute aus ihrem Buch auf. "Nein. Ist sie nicht noch weg?"

Ich schüttelte den Kopf. "Sie ist vor einer halben Stunde aus dem Auto gestiegen und bis jetzt ist sie noch nicht raufgekommen."

Damit ging ich aus dem Zimmer. Ich machte mir nun ernsthaft Sorgen. Also ging ich erst mal wieder auf mein Zimmer und nahm meinen Mantel aus dem Schrank. Ich konnte mir denken wo sie war. Es gab da einen Teich in der Nähe der Stallungen. Dort saßen wir gerne nach dem Unterricht.

Der Teich war ungefähr drei Minuten vom Hauptgebäude entfernt und je näher ich im kam um so schneller wurde ich. Aus irgendeinen Grund hatte ich große Angst um sie.

Doch als ich am Teich ankam sah ich sie nicht. Ich fing an nach ihr zu rufen, aber es kam keine Reaktion. Ich beschloss noch einmal um den Teich zu gehen und dann zurück ins Haus, um dort bescheid zu geben.

Plötzlich hörte ich ein Wimmern, ich drehte mich sofort in die Richtung aus der ich es gehört hatte. Dort lag sie neben dem Teich, in sich zusammen gerollt, zwischen den Büschen die dort wuchsen. Ich rannte zu ihr hin. Als ich mich neben sie kniete bekam ich einen Schreck, sie war pitschnass, sie schien in den Teich gefallen zu sein.

Ich zog sie hoch. Sie stand mit hängenden Schultern da. Es tat mir weh sie so zu sehn. Ich zog schnell meinen Mantel aus und nachdem ich ihren auch ausgezogen hatte, streifte ich ihr Meinen über. Sie zog ihn zitternd um sich. "Danke, Susanne."

Ich murmelte ein kleines "Ist schon in Ordnung."

Dann nahm ich sie an den Schultern und führte sie zum Herrenhaus zurück. Sie sagte während des ganzen Weges kein Wort. Ich sprach beruhigend auf sie ein. Der Regen prasselte auf uns hernieder und mir wurde allmählich kalt.

Als wir endlich am Haus ankamen zitterte sie wie Espenlaub. Jetzt konnte ich sie mir näher betrachten. Ihre schwarzen Haare hingen ihr nass und wirr ins Gesicht. Die Tränen, die sie geweint hatte sah man nicht, da sie sich mit den Regentropfen vermischten.

Ich schaffte es sie unbemerkt in unser Zimmer zu bringen. Dort brachte ich sie erst mal ins Bad, und zog ihr ihre Kleidung aus. Sie war so fertig, dass sie sich nicht weiter wehrte, obwohl sie leichte Anstalten dazu machte. Ich hatte sie noch nie so erlebt, sie sah absolut elendig aus. Normalerweise kannte ich sie nur als starke Frau, die mit allem fertig wurde. Ich konnte mir nicht vorstellen das ein einziger Kuss sie so aus der Bahn geworfen haben sollte. Als sie dann nackt vor mir stand, steckte ich sie unter die Dusche. "Du duscht dich jetzt erst mal warm ab. Ich werde dir einen heißen Kakao holen."

Sie nickte widerstandslos und drehte die Dusche auf. Ich betrachtete kurz ihren schönen Körper, sie zitterte und hatte am ganzen Körper eine Gänsehaut, ihre Brustwarzen waren steif, schnappte mir ein Handtuch und trocknete meine Haare ab. Dann zog ich mir im Zimmer trockene Sachen an und ging dann los um ihr eine Tasse Kakao aufzutreiben. Als ich am Gemeinschaftsraum vorbei ging steckte ich kurz meinen Kopf rein und sagte Margareta das Felicitas jetzt da sei. Auf dem Weg zur Küche begegnete ich Frau von Gutenburg. "Na Susanne, was machen sie noch so spät hier unten?"

"Guten Abend, Frau von Gutenburg. Ich wollte eine Tasse Kakao für Felizitas holen. Sie kam total durchnässt hier an." Ich lächelte sie unschuldig an. Ich wollte ihr nicht erzählen was wirklich los war.

Sie lächelte mich auch an. "Wenn das so ist! Kommen sie mit, ich mache ihr in meiner Küche schnell einen."

Ich fühlte mich unbehaglich als ich ihr in ihre Zimmer folgte.

"Ihr seid gute Freunde geworden stimmt's?"

"Ja. Frau von Gutenburg."

"Sie wissen wohl auch welcher Arbeit sie nach geht."

Ich konnte schlecht verneinen. "Ja."

"Ich hätte sie eigentlich nie aufgenommen, aber ich bin damals mit ihrer Mutter zur Schule gegangen. Und diese hat mir versichert, das Felicitas vor den Anderen nicht von ihrer Arbeit redet und die Anderen auch nicht dazu anstiftet die Bars zu besuchen und bis jetzt hat sie sich anscheinend auch daran gehalten, zumindest ist mir nichts anderes lautendes zu Ohren gekommen."

Ich sah sie erschrocken an. Schließlich hatte sie davon erzählt, nämlich mir und ich wollte doch das sie keinen Ärger bekam.

Frau von Gutenburg schaute mich beruhigend an, während sie die Milch auf den Herd setzte. "Keine Angst, sie bekommt schon keinen Ärger. Ich wusste das sie es zumindest vor ihrer Zimmerkollegin nicht geheim halten würde. Deshalb habe ich sie auch zu ihnen ins Zimmer gelegt.

Nach ungefähr 10 Minuten verlies ich ihr Zimmer wieder. Mit einer Kanne Kakao und zwei Tassen. Frau von Gutenburg meinte das eine Dienerin die Sachen am nächsten Tag abholen würde.

Ich stellte das Tablett auf meinen Schreibtisch und ging ins Bad, wo ich noch immer das Wasser rauschen hörte. Gerade als ich durch die Badtür trat, machte sie das Wasser aus. Ich reichte ihr ein Handtuch und ihren Schlafanzug. "Ich hab uns Kakao geholt. Wenn du möchtest."

Sie versuchte mich anzulächeln. Aber irgendwie gelang ihr das nicht ganz. Sie sah noch immer elendig aus. "Ja, gerne."

Ich goss zwei Tassen Kakao ein, setze mich aufs Bett und schlang meine Arme um meine Knie. ,Was war das für ein Gefühl das ich spürte als ich sie vorher unter der Dusche sah. Mein Herz schlug wild, dann dieses Kribbeln im Bauch und das Gefühl sie Berühren zu müssen.' Ich blickte auf, als ich merkte das sie ins Zimmer kam.

Das Handtuch hatte sie um ihren Kopf geschlungen. Ihre Augen schauten mich traurig an. "Sagtest du nicht, das du Kakao besorgt hast."

Ich sprang auf und reichte ihr eine Tasse. Sie setzte sich aufs Bett und starrte auf ihre Tasse. Sie zitterte, so legte ich ihr die Decke um ihre Schultern und setzte mich dann neben sie. Während sie den Kakao trank sagte sie kein Wort. Dann reichte sie mir ihre Tasse. "Gute Nacht."

Ich selbst trank noch eine Tasse und zog mich dann um. Bevor ich das Licht auf ihrer Seite löschte beugte ich mich kurz über sie. Sie sah so süß aus. "Ich verspreche dir, ich werde dich nie verletzen. Was ich für dich fühle werde ich in meinem Herzen verschließen."

Ich konnte lange nicht schlafen, besonders da sie unruhig schlief. Immer wieder murmelte sie. "Nein las mich in ruhe. Ich will nichts von dir." Dabei warf sie sich hin und her.
 

Am nächsten Tag wachte sie mit Fieber auf. Denn ganzen Tag war ihr abwechselnd heiß und kalt. Ich saß fast den ganzen Tag bei ihr am Bett und wechselte ihr die kalten Umschläge. Nur zum Essen ging ich runter. Nicht weil ich Hunger hatte, sondern damit die Anderen nicht bemerkten das ich mir große Sorgen um sie machte. Ihr Fieber stieg und stieg. Frau Gutenburg rief am Montag einen Arzt. Ich saß im Unterricht und konnte mich kaum konzentrieren. In der Mittagspause huschte ich schnell nach oben. Dort erwischte ich gerade noch die Ärztin. Sie sagte mir das Felicitas nur eine starke Erkältung hätte und das sie jetzt vor allem Ruhe bräuchte.

Ich schlich also leise ins Zimmer. Sie war grad wach, obwohl wach konnte man es nicht nennen, eher in einem Dämmerzustand. "Susanne, komm bitte her."

Ich trat neben sie ans Bett. Sie nahm meine Hand in ihre. Dann schaute sie mich an. "Bitte ruf meinen Bruder an! Er weiß schon was er machen soll."

"Ja, ich rufe ihn an! Und du schlaf, damit du schnell gesund wirst."

Was sie dann machte überraschte mich, ich schob es darauf das sie nicht ganz wach war. Sie zog mich zu sich herab und küsste mich, nicht etwa auf die Wange, nein auf den Mund, es war angenehm ihre zarten Lippen auf meinen zu spüren und dann wieder dieses Gefühl, dieses Verlangen nach ihr, das in mir aufloderte. Als sie mich dann losließ meinte sie. "Das wollte ich schon so lange machen." Dann drehte sie sich um und schlief wieder ein.
 

Ich ging verwirrt zum Essen. ,Was sollte das? Ich kann mir nur vorstellen das sie phantasiert hatte.'

Margareta beugte sich über den Tisch. "Wie geht es Felicitas?"

"Sie hat eine starke Erkältung. Was mich aber nicht wundert, sie war gestern Abend total vom Regen durchnässt."

"Sag mal weißt du was mit ihr los ist? Sie hat sich irgendwie verändert. Sie war zwar schon immer verschlossen, aber in letzter Zeit ist sie noch unnahbarer geworden."

Ich schaute Margareta fragend an, mir war so etwas nämlich noch nicht aufgefallen, dann zuckte ich mit den Schultern. "Ich weiß es nicht! Sie spricht wenig über sich."
 

Nach dem Essen hatten wir Tanz. Ich vermisste Felicitas schon bevor wir in den Tanzsaal gingen. Denn sie war meine Partnerin beim Tanz. Wie lernten neben den Damenschritten auch die Herrenschritte, Frau von Gutenburg lies nämlich keine Männer auf dem Gelände zu. Aber als ich den Tanzsaal betrat erlebte ich einen Überraschung. Anstatt der normalen Lehrerin stand da eine junge Frau mit brauen Haaren, die ihr etwas über die Schultern fielen und blutrote Lippen. Sie trug ein enges Top und einen Minirock um ihren Hals hing eine kleine goldene Kette mit einer goldenen Rose, die einen blutroten Stein einfasste, ein goldenes Medaillon hing an einer zweiten Kette. "Darf ich mich vorstellen. Mein Name ist Gräfin de Noir. Ich vertrete Frau von Clemens, die sich leider gestern den Fuß gebrochen hat."

Dann rief sie uns einzeln auf, mir fiel auf das sie kurz stockte als sie Felicitas Namen aufrief, als ich sagte das sie krank im Bett liege, quittierte sie es mit einem Nicken und machte weiter.

"So jetzt zeigt einmal was ihr gelernt habt."

Die Anderen stellten sich auf, während ich mich auf die Bank setzte.

Gräfin de Noir lehnte sich an die Wand und schaute den Mädchen beinahe teilnahmslos zu. Doch ich bemerkte das sie mit ihren Augen genau verfolgte was jede Einzelne machte.

Nach einer Weile stieß sie sich von der Wand ab und unterbrach die Musik. Wir wandten uns alle in ihre Richtung.

"Ihr seit gut. So jetzt wechselt ihr mal Partnerinnen, Vanessa du tanzt mit Susanne. Der Rest kann durchtauschen wie er will."

"Ich hab aber keine Lust mit diesem Subjekt zu tanzen. Sie kann doch gar nichts." Gräfin de Noir sah sie anscheinend mit einem bösen Blick an, denn Vanessa zuckte zusammen und kam zu mir rüber.

Ich stand auf, als wir ins in Tanzhaltung aufstellten flüsterte sie mir zu. "Bild dir ja nichts darauf ein. Ich mach das ganze nur weil sie es will."

"Schon klar. Ich weiß das du mich nicht magst."

Der Tanz war ein einziges Fiasko. Ich war so unkonzentriert das ich über meine und Vanessas Füße stolperte. Es lag aber vielleicht auch daran das Vanessa nicht führen konnte. Gräfin de Noir trat zu uns. "Vanessa tanz bitte mit Hedwig weiter."

Dann Tanzte sie mit mir. Auf einmal war es kein Problem mehr mich zu konzentrieren. Sie führte ähnlich wie Felicitas. Nach dem Tanz widmete sie sich wieder den Anderen und ich setzte mich wieder auf die Bank.

Am Ende der Stunde nahm sie mich beiseite, sie löste ein dünnes goldenes Fußkettchen von ihrem Bein und reichte es mir. "Gib das bitte Felicitas und sag ihr sie solle es der Person schenken, die sie am meisten liebt." Dann drehte sie sich um und ich konnte ihr nur verdutzt nachsehen. Ich starte das Kettchen an, während ich auf mein Zimmer ging. Es war feingliedrig und an seinem Ende hing ein kleines goldenes Herz. Ich schloß meine Hand. ,Woher kennt sie Felicitas und was hat es mit dem Fußkettchen auf sich?' Ich beschloss Felicitas zu fragen sobald diese wieder gesund war.

Auf einmal kam mir Margareta entgegen. "Telefon für dich, Mischa ist dran."

Ich versuchte ein Lächeln. "Danke."
 

"Hallo Liebling." Ich musste ein bisschen flirten, da ein paar meiner Mitschüler in meiner Nähe standen. "Was gibt's denn?"

"Ich wollte nur Fragen ob du und Felicitas vielleicht nächstes Wochenende Zeit habt. Ich weiß das ihr Ausgang habt."

Das hatte ich doch total vergessen. "Ich hätte schon Lust. Nur Felicitas ist leider Krank. Sie hat eine schlimme Erkältung."

"Wenn das so ist. Dann bleib besser bei ihr im Heim."

Ich schüttelte denn Kopf, obwohl er das natürlich nicht sehen konnte. "Nein, ich würde gerne mit dir reden, mein Schatz. Wollen wir nicht einfach nur essen gehen."

Er lachte am anderen Ende. "Dir hören wohl ein paar Mädchen zu. Das mit dem Essen geht klar. Ich hol dich dann Mittags ab. Du brauchst dich nicht schick anzuziehen. Wir gehen ins selbe Lokal wie beim letzten mal."

"Ja klar bis dann. Ich freu mich drauf."

"Ich auch. Wünsch meiner Schwester gute Besserung."

"Werde ich machen."

Ich ging weiter in Richtung Zimmer. Meine Hand umschloss das goldene Kettchen. Ich wünschte mir so sehr, das Felicitas mir das Kettchen schenken würde. Als ich meine Zimmer Tür öffnete fiel mir auf das ich meine Schulsachen neben dem Telefon liegen gelassen hatte. Ich wollte gerade wieder zurück gehen, als mir Margareta meine Schulsache reichte. "Was ist mit dir los? Du bist in letzter Zeit so unkonzentriert."

Ich nahm ihr meine Sachen ab. "Ach es ist nichts. Aber danke das du dir Sorgen machst." Dann drehte ich mich um und betrat das Zimmer.

Felicitas lag nicht mehr im Bett. Wahrscheinlich hatte man sie auf die Krankenstation gebracht. Ich legte das Kettchen auf das Nachtkastell und setzte mich dann aufs Bett. Meine Gefühle waren total durcheinander. Dieser Kuss hatte mir den Verstand geraubt. ,Was empfindet sie für mich?'

Ich saß mit umschlungene Knien auf ihrer Bettseite, draußen ging ein starker Regen hernieder und prasselte gegen das Fenster. Im Zimmer war es still, ich hörte nichts außer meinem Atem.

Ich kannte sie damals 3 Monate, ich wusste kaum etwas über sie und ihre Gefühle, denn sie sprach kaum über sich und ihre Familie. Es schien sie etwas zu bedrücken, denn manchmal war sie genauso fröhlich wie ihr Bruder. Aber die meiste Zeit war sie in sich zurückgezogen. Sie öffnete sich keinem, außer mir und auch mir erzählte sie sehr wenig.

Vielleicht, ich wagte es kaum zu hoffen, empfand sie dasselbe für mich, wie ich für sie und sie hatte die selben Probleme mich ich damit es zu sagen.

Ein Klopfen unterbrach meine Gedanken.

Margareta kam lächelnd ins Zimmer. "Susanne, kommst du das Essen hat schon angefangen!"

Ich sah sie kurz an. "Nein, ich habe keinen Hunger."

"Jetzt werde du nicht auch noch krank!"

Ich lächelte sie an, sie sollte nicht merken das mich etwas bedrückte. "Nein. Ich hab einfach nur keinen Hunger."

"Ok, ich geh dann mal wieder zu den Anderen runter."

Als sie gegangen war, knipste ich das Licht an und versuchte meine Hausaufgaben zu machen, konnte mich aber nicht richtig darauf konzentrieren. Mir wurde bewusst wie leer das Zimmer ohne sie war. Nach einer Weile gab ich auf und machte mich bettfertig. Ich schaltete sanfte Musik ein und setzte mich auf Bett und ließ meine Gedanken treiben, während ich den Klängen der Geige lauschte.

Später am Abend kam eine Dienerin aufs Zimmer und stellte ein Tablett mit Tee hin.

"Ich gehe Morgen einkaufen. Soll ich ihnen etwas mitbringen."

Einmal in der Woche ging eine Dienerin in die Stadt und brachte den Schülerinnen die Sachen mit die sie brauchten. Eigentlich brauchte ich ja nichts, ich hatte noch genug Schulhefte. Auf einmal kam mir eine Idee. "Ja, bitte einen Strauß Rosen und eine Schachtel von diesen Pralinen, die Felicitas immer besorgt."

"Werde ich machen, irgendeinen Wunsch in Bezug auf die Farbe der Rosen."

Ich lächelte. "Nein. Einfach gemischt. Ich möchte Felicitas eine Freude machen." Dann kramte ich mein Geld heraus und reichte ihr etwas. Sie verbeugte sich, als sie den Raum verließ.

Am nächsten Tag konnte ich sogar dem Unterricht einigermaßen folgen. Nach dem Mittagessen ging ich schnell ins Krankenzimmer. Ich wollte sehen wie es ihr ging.

Neben dem standen gelbe und orange Rosen. Auf ihrer Stirn lag ein feuchtes Tuch, das gerade von der Krankenschwester gewechselt wurde. Ich nahm ihr das Tuch aus der Hand und setzte mich neben das Bett. Ihre Stirn war immer noch glühend heiß. Sie sah so friedlich aus, ihre schwarzen Haare lagen ausgebreitet auf dem weisen Kissen, ihre Haut war blas und ihre Wangen leicht gerötet.

Ich nahm ihre Hand in meine, nach ein paar Minuten fing sie heftig zu husten an und schlug dann ihre Augen auf. Sie sah mich aus ihren blauen Augen verschlafen an. "Susanne?" Sie schloß ihre Augen wieder. Und hustete wieder. Dann verzog sie ihre Mundwinkel zu einem Lächeln "Sag mal kann ich ein Glas Wasser haben, mein Mund ist ganz trocken."

Ich grinste. "Na klar."

Ich nahm den Krug vom Tisch und goss ihr ein Glas ein. Dann half ich ihr sich aufzusetzen und reichte ihr das Glas. Sie trank ein paar Schlucke bevor sie sich wieder zurücksinken ließ. Sie wendete ihren Kopf und schaute die Blumen an. "Danke für die Blumen. Sie sind wunderschön."

Ich fühlte eine leichte Wärme in mir aufsteigen und wurde wahrscheinlich rot. Aber sie sah es zum Glück nicht, denn sie hatte wieder ihre Augen geschlossen. "Woher wusstest du das die Blumen von mir sind?"

Sie hustete wieder. "Wer sollte mir sonst Blumen schicken?"

Ich senkte den Kopf. Ich wollte es nicht aussprechen, doch ich wollte wissen ob sie einen Freund hatte. "Gibt es denn keinen Jungen der dir Blumen schicken würde?"

Sie schwieg eine Weile bevor sie mir antwortet. Ich war es schon von ihr gewöhnt das sie immer eine Weile schwieg bevor sie mir antwortete. In der Minute in der sie schwieg, plagten mich Ängste und Hoffnungen. Ich hoffte das sie sagte das sie keinen hatte, doch ich befürchtete das sie einen hatte.

Sie tastete nach meiner Hand. Ich legte meine in die ihre. "Es gibt nur eine Person die ich liebe, nämlich..." Sie öffnete die Augen und schaute mich direkt an. Ich weiß nicht was ich in diesem Moment in ihren Augen sah. Angst, Hoffnung, Liebe? Das Einzige was ich wirklich wusste war das sie mich hellwach ansahen.

Sie wollte gerade weitersprechen, als die Krankenschwester das Zimmer betrat.

"Susanne es ist Zeit zu gehen. Felicitas muss sich ausruhen!"

Ich wendete meinen Blick wieder Felicitas zu und sah das sie wieder eingeschlafen war. Ich legte ihre Hand vorsichtig auf die Bettdecke und lächelte sie an. Dann verließ ich das Krankenzimmer.

Eigentlich hätten wir am Nachmittag ja noch Religion. Doch ich konnte nicht hin gehen, nicht in dem Zustand in dem ich mich befand.

Mein Herz tat weh, ich hoffte so sehr das sie mich liebte. Doch ich glaubte immer noch nicht do recht daran. Sie liebte jemanden, aber ich wusste immer noch nicht wen.

Ich lief ziellos durch die Gänge. Irgendwann fand ich mich vor dem Lehrerzimmer wieder. Gerade kam die Gräfin de Noir heraus.

"Ah Susanne, was machen sie hier? Hätten sie jetzt nicht Unterricht?"

Ich zuckte zusammen, jetzt half nur noch eine kleine Ausrede. "Ich war bei Felicitas und habe die Zeit vergessen. Ich wollte gerade zum Unterricht gehen."

Sie sah mich an, mit einem Blick, der sagte ,Ich weiß alles'. "Was hättest du jetzt?"

"Nur Religion."

"Na denn, ich werde dich nicht länger aufhalten." Dann drehte sie sich um und ging den Gang hinunter.

Nach dieser Begegnung war mein Kopf auf einmal klar und ich dachte nicht mehr über Felicitas nach. So machte ich mich auf dem Weg ins Klassenzimmer.

Die nächsten Tage vergingen recht ruhig. Ich besuchte Felicitas täglich im Krankenzimmer. Ihr Fieber sank zum Glück gleichmäßig. Sie erwähnte weder den Kuss noch die Szene vom Dienstag. Ich war enttäuscht, aber ich dachte sie würde sich nicht daran erinnern, da sie ja hohes Fieber gehabt hatte. Meine Gedanken waren nach den Besuchen bei ihr immer durcheinander. Aber seltsamerweise klärten sie sich sobald ich die Gräfin de Noir sah.

Am Freitagnachmittag ging ich wieder zum Krankenzimmer. Ich hatte die Hausaufgaben dabei, da Felicitas mich darum gebeten hatte.

Als ich das Krankenzimmer betrat, sah ich das die Gräfin de Noir am Fenster stand. Sie trug eine enge schwarze Hose, sowie ein dunkelrotes Oberteil. Eigentlich sah sie nicht wie unsere normalen Lehrerinnen aus. Sie wirkte eher als wäre sie in unserem Alter.

"Und du bist dir ganz sicher!"

Felicitas saß aufrecht in ihrem Bett. "Ja, das bin ich. Du müsstest es doch am besten wissen."

Die Gräfin de Noir strich ihr Haar zurück. "Ja." Dann drehte sie sich zu mir um. "Ah Susanne. Schön sie zu sehen."

Felicitas zuckte zusammen, als sie merkte das ich im Türrahmen stand. Ich wusste nicht was hier los war. Felicitas schien nicht erfreut zu sein mich zu sehen.

Ich legte ihre Hefte auf das Tischen neben dem Bett. "Wenn ich störe kann ich ja wieder gehen." Ich drehte mich um und wollte das Zimmer verlassen. In meine Augen traten Tränen. ,Sie hat ein Geheimnis mit der Gräfin!' Ich war verletzt, obwohl ich keine Ahnung hatte was los war.

Felicitas sprang aus ihrem Bett und hielt meinen Arm fest. "Nein, geh nicht! Du störst nicht."

Ich drehte mich um. Felicitas Schlafanzug war verrutscht, man konnte gut ihre Brüste sehen, ihre Haare hingen ihr übers Gesicht und verdeckten halb ihre Augen die mich bittend ansahen. Mein Herz raste wie wild. Meine Haut, brannte heiß an der Stelle an der sie mich berührte. Dieses Gefühl breitete sich in meinem ganzen Körper aus und dann wusste ich nicht mehr was ich tat. Ich beugte mich zu ihr rüber und näherte mich ihrem Gesicht. Ich konnte ihren warmen Atem spüren, der meine Wange streifte. Das reizte mich noch mehr. Als ich ihr direkt in die Augen sah, sah ich das diese vor Überraschung weit aufgerissen waren und ich erinnerte mich plötzlich aus welchen Grund sie hier im Krankenzimmer lag. Ich drehte mich wieder um und murmelte eine Entschuldigung. Bevor ich weinend aus dem Krankenzimmer lief.

Ich fühlte mich schlecht, ich hatte über meine Gefühle ihre vergessen. Jetzt würde sie nicht mehr mit mir sprechen. Ich rannte den Gang entlang und achtete nicht darauf ob mir jemand im Weg war. Ich glaube, ich hatte mehrere Leute beinahe über den Haufen gerannt. Doch mir war das alles egal. In unserem Zimmer schmiss ich mich auf das Bett, drückte ihren kleine schwarzen Teddy an mein Brust und weinte bitterlich. "Was habe ich getan? Sie wird mich hassen!" Irgendwann bin ich dann eingeschlafen, weil ich so erschöpft vom Weinen war.

Ich wachte erst am nächsten Morgen wieder auf.

Eine Dienerin hatte auf dem Tisch einen Adventskranz gestellt.

Ich zog mich an, inzwischen hing die Hälfte ihrer Sachen in meinem Schrank. Wenn ich meinte das mir ein Kleidungsstück gefiel, hing es nach dem Waschen in meinen Schrank. Ich grinste als ich mir eine dunkle enge Hose aus dem Schrank holte. Über das grüne T-Shirt zog ich einen weichen schneeweißen Wollpullover. Ein paar schwarze Stiefeletten mit weißem Pelzfutter vervollständigte mein Erscheinungsbild. Ich nahm mir noch die Handschuhe und meine kleine Tasche mit dem Geld. Dann ging ich.

Als ich durch das Schultor ging, schaute ich zurück. Hinter dem Fenster, des Krankenzimmers, glaubte ich einen Schatten zu sehen.

Ich wusste damals nicht was sie fühlte, welche Qualen sie durchmachte, ich glaubte sie würde mich hassen.
 

"Ileana war so nett mir mein Tagebuch aus der Bar zu bringen.

Ich beobachtete Susanne wie sie das Schulgelände verlies. Sie wirkte einsam und verloren. So als hätte ich sie verletzt, ich glaube sie war auch verletzt, aber nicht weil ich ihr etwas getan hatte, sondern weil ich etwas unterlassen hatte zu tun.

Ich glaube beinahe sie hat mein Gespräch mit diesem Miststück beobachtet. Sonst hätte sie nicht so reagiert.

Ileana meinte ich solle offener zu ihr sein, aber ich weiß nicht ob ich das kann. Mein ganzes Leben ist darauf ausgerichtet niemanden zu vertrauen und doch habe ich angefangen jemanden zu vertrauen. Nämlich Susanne, ich weiß nur nicht ob ich es schaffe ihr alles anzuvertrauen."

Felicitas Tagebuch
 

Fortsetzung folgt



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück