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Schall und Rauch

Which path will you choose?
von

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Als Glinda die Tür hinter sich schloss, war sie froh, dass niemand in der großen Eingangshalle war. Seufzend lehnte sie sich gegen das Tor. „Erst die Arbeit….“, murmelte sie vor sich hin, als sie den langen Korridor entlang schritt, auf dem Weg in ihr Arbeitszimmer. Sie wollte erst noch sichergehen, dass alle wichtigen Sachen erledigt waren. Auf ihrem hell-rosanen Schreibtisch lagen diverse Briefe. Sie nahm den Stapel und blätterte durch: „An Fräulein Hohenhochborn vom Ministerium für… blabla…“, murrte sie. „Das kann auch bis morgen warten!“

Zwischen all den langweilig-weissen Umschlägen steckte noch ein knall-pinker. Verdutzt schnellten Glindas Augenbrauen in die Höhe. Als sie den Absender las, wäre sie fast vor Freude in die Luft gesprungen. „ Elanora und Gideon von Hohenhochborn – Mamsilein und Papsipups!“, rief sie vor lauter Freude aus und riss den Umschlag auf:

„Liebstes Lindalieschen,

wir hoffen, es geht dir gut.

Wir haben es ja schon aus den Nachrichten vernommen, dass unser kleines Lieschen nun das neue Oberhaupt von Oz ist und wir sind sehr stolz auf dich.

Den Brief haben wir sofort mit einem Eilaffen zu dir geschickt.

Solltest du uns brauchen, lass es uns wissen.

Wir sind für dich da!
 

Mamsie Elanor und Papsie Gid.“
 

Glinda seufzte abermals. Es tat ihr gut zu wissen, dass sie nicht alleine war. Sie liebte ihre Eltern und hatte auch schon daran gedacht, sie in die Smaragdstadt zu holen, aber sie würden Hochborn nicht verlassen wollen. ‚Ich werde morgen antworten…’, dachte sie erschöpft und löschte das Licht.

Als sie die Stufen zu ihrem Zimmer hoch stapfte, kam ihr Elaine entgegen. Glinda freute sich jedes Mal, wenn sie Elaine begegnete. Sie war etwas jünger als die blonde, junge Frau, hatte strahlend blaue Augen und schokobraunes, langes Haar, welches ihr in kleinen Locken ums Gesicht spielte.

„Elaine!“ Glinda lächelte. „Oh, hallo Fräulein Hochborn. Es steht alles bereit, wie Sie es gewünscht haben!“ „Danke, Elaine. Ich werde das Bad sehr genießen. Und bitte, ich möchte…“ „… nicht gestört werden“, beendete Elaine kichernd Glindas Satz. Glinda nickte nur lächelnd und verschwand in ihrem Zimmer. Sie schloss die Türe hinter sich ab und stellte ihren Zauberstab in den dafür vorgesehen glitzernden Halter.

Mit einem gekonnten Griff öffnete sie den Reißverschluss auf ihrem Rücken und befreite sich aus diesem engen Traum von Blau. Sorgfältig hängte sie das Kleid zurück in den Schrank. Als sie die Schranktüre öffnete, kam ihr eine Duftwolke von Rosenseife entgegen. Sie liebte es, wenn Elaine die alten Seifenstücke gegen neue austauschte, dann roch ihre Kleidung immer so gut.

Als sie sich umdrehte, erspähte sie am anderen Ende des Zimmers ihre Flasche des teuren Rosés. Daneben standen drei brennende Kerzen, die eine jeweils größer als die andere.

Mit einem Lächeln öffnete Glinda die Tür zum Badezimmer und wäre bald rückwärts wieder hinausgefallen.

Elaine war einfach umwerfend. Sie wusste genau, was Glinda nun brauchte. Das ganze Badezimmer erstrahlte in romantischen Kerzenglanz und der Rosenduft der pinken Kerzen hing im ganzen Raum.

Kurz auf der Schwelle stehen bleibend, inhalierte Glinda den wohltuenden und entspannenden Duft und schloss dann die Badtür hinter sich zu. Sie ging zum Spiegel, kämmte ihre sandfarbenen, schimmernden Locken und steckte sie sich mit einer Klammer hoch. Als sie in den Spiegel blickte, sah sie eine junge, müde Frau und zwinkerte sich zur Erheiterung selber zu.

Auf dem Weg zur Badewanne streifte sich Glinda ihren BH vom Körper und legte ihn auf den Stuhl, welcher neben der Badewanne stand. Über der Stuhllehne hing ein großes Frotteehandtuch. Auch ihr Höschen legte sie dazu, sodass die Aufschrift „Princess“ nach oben schaute.

Vorsichtig stieg sie mit einem Fuß in die Wanne. Das Wasser war noch sehr warm, aber zum Glück nicht mehr heiß. Sie ließ sich bis zum Kinn in die Wanne sinken und zauberte sich ein Blubber-Blasen-Bad. Seufzend und mit geschlossenen Augen griff Glinda nach dem Weinglas, von dem sie ohne hinzuschauen wusste, dass es dort stand. Seit den letzten Jahren war es eine Angewohnheit geworden, diese beiden Genüsse – baden und trinken – miteinander zu verbinden, wenn es für sie stressig war.

Nach einer halben Stunde und einem leeren Weinglas später stieg Glinda aus der Wanne. Sie schnappte sich das schneeweiße Handtuch mit der hellblauen Aufschrift ‚Glinda’ und wickelte sich darin ein. Die Fliesen unter ihren Füßen waren kalt und jagten ihr einen Schauer über den Rücken, sodass sie in ihre rosanen Plüschschluppen schlüpfte. Sorgfältig blies sie jede einzelne Kerze aus und öffnete das Fenster einen Spalt, sodass der Rauch nach draußen schwirren konnte.

Noch immer regnete es in Strömen.

In das Handtuch eingewickelt, nahm sie sich den rosa-schimmernden Nagellack vom Regal und ging in ihr Zimmer. Dort trocknete sie sich richtig ab und schlüpfte in ein dünnes rosanes Nachthemd mit dünnen Trägern, bordeauxroten Blümchen, einem leicht geriffelten Dekolleté und eine bordeauxroten Borde unter der Brust. Es war eines ihrer Lieblingsstücke.

Sie zog ihre Hausschuhe aus und ging langsam über den weichen, hellen Teppichboden zu ihrem kleinen Schreibtisch. Sie ließ sich in den gepolsterten Stuhl sinken und schloss kurz die Augen.

Galinda hatte das Geräusch des Regens an den Fensterscheiben immer geliebt und hatte bei Gewitter immer am Fenster gestanden, um dem entzückenden Naturspiel zuzusehen. Glinda hingegen hatte sich bei jedem Tröpfchen Regen gesorgt, wenn eine gewisse Person nicht im Sicheren war.

„Nun kann ich den Regen ja wieder unbeschwert genießen!“, sprach sie mürrisch zu sich selbst und goss sich ein volles Glas Wein ein. Sauer über sich selbst, dass sie wieder anfing, an diese Sachen zu denken, nahm sie einen großen Schluck des kalten Weines. Und noch einen. Und noch einen.

Das Glas war leer und Glinda goss sich noch einmal ein. Kalt und eisig rann der Wein ihre Speiseröhre hinunter. Es schmerzte fast ein bisschen. Ein stechender Schmerz. Ob Elphie sich so gefühlt hatte, wenn sie mit Wasser in Berührung kam?

Da war sie schon wieder. Elphaba. „Verdammt!“, Glinda schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, drückte sich dann tief und feste in den Schreibtischstuhl und legte die Unterschenkel verschränkt auf den Tisch.

‚Ich hätte so viele Fragen an dich, mein liebes Fräulein Thropp, wenn du noch hier wärst!’ Sie konnte nicht glauben, dass Elphaba wirklich nicht mehr da war. Sie fühlte sich noch so verbunden mit ihr… Sie kippte erneut ein halbes Glas Wein hinunter und griff in ihre oberste Schublade des Tisches. Nach kurzer Zeit fanden ihre suchenden Finger ein dünnes Stück Papier. Glinda zog es vorsichtig heraus und blickte auf ein weißes Rechteck – „Elphaba & Galinda, Sommer; Shiz – 17 n. Oz“ – las sie. Zitternd und langsam drehte sie das Stück Papier um. Elphaba saß an einen Baum gelehnt, ein großes Buch in der Hand, Glinda hatte ihren Kopf auf Elphabas Schoß gebettet und ihre Augen geschlossen.

Bevor die herabfallenden Tränen das wunderschöne Bild der beiden erreichte, legte Glinda es in Sichtweite auf ihren Schreibtisch. Sie erinnerte sich an keinen schöneren Sommer. Dieses Bild war nach den Prüfungen entstanden, kurz vor den Ferien. Milla hatte es heimlich gemacht und es Glinda dann später gegeben. Elphaba hatte auch so eines erhalten. Es war ihr vorletzter Sommer gewesen. Doch Elphies letzter. Danach hatten sie sich neun Jahre nicht gesehen und nun war es schon 27 nach Oz. Wie gestern kam es ihr vor, als Elphie an den Baum gelehnt im Park vor sich hingemurmelt hatte. Es war zu ihrem Ritual geworden, welches Glinda immer so schön einschlafen ließ.

Nun konnte sich Glinda nicht mehr halten, sie fing an zu schluchzen. Das Schluchzen wurde lauter und Glinda ließ sich vom Stuhl auf den Boden fallen. Dort kauerte sie dann, schlug mit der rechten Faust andauernd auf den Boden und wartete darauf, dass der erste Heulkrampf sie überkam. Als er abebbte, wimmerte die kleine blonde Frau vor sich hin: „Elphie… es tut mir so leid… es tut mir .. so leid.. Ich… wollte, aber ich … sie wollten mir nicht zuhör… ELPHABAAAA!“, schrie sie nun lauthals. Ihre Tränen versiegten, sie rappelte sich in Anbetracht des gerade genossenen Alkohols etwas zu schnell auf und schnappte sich erneut das Glas Wein. Mit einem Schluck war es leer.

Wütend packte sich Glinda nun das Bild vom Sommer 16 n. Oz und hielt es sich um eine Armeslänge vors Gesicht. Wütend schimpfte sie: „Elphaba Thropp…“, hickste sie, „Wie konntest du mich nach all den Jahren verla… verlassen…? Ich hab’ auf dich so lange gewartet! Damals war ich noch zu jung, um den Zauberer zu durchschau’n, aber mit den Jahren lernte ich! Ich wollt’s dir alles sagen, ALLES. Dass ich den Zauberer durchschaut hatte und Madamakaber und dass ich Firo… Fi-yer-o doch gar nicht liebe, aber er der einzige war, der mich hielt. Damals, mit 17 Jahren wollte ich nur gesehen werden… Jetzt werde ich gesehen und würde es am liebsten wieder … am liebsten wieder rückgängig mach’n.“

In wilden Kreisen stolperte Glinda durch ihr Zimmer. Den Blick noch immer auf das Bild gerichtet: „Alles wollt ich sagen und was machen Sie, Fräulein? Kommst her und schwups…“, plötzlich plumpste sie auf den Boden, „ .. und schwups schnappst du dir den Mann, weil du den Oz nicht haben kannst. Würde ja gegen alle Prinzipipien – oder so – verstoßen, die du dir da ja aufgebaut hast! Ich war so sauer und so verletzt… Und doch, mir was das alles ..gal, alles egal, als ich wusste, dass sie dich wollten – umbringen wollten. Ich kam zu dir in der Blubber-Blase…“, sie blonden Locken wippten bei ihrem Kichern in der Erinnerung an Elphabas Bemerkung über die Blase mit, „und wollte dir beistehen. Du hast mich weggeschickt…! Einfach weg!“

So langsam ließen die Karusselrunden in Glindas Kopf nach: „Du wolltest michnich… mich nicht auch noch in Gefahr bringen. Und dabei wollte ich dir doch nur beistehen. Alle habt ihr immer – mich immer klein gehalten und über meinen Kopf entschieden, was richtig für mich ist! Jetzt wird alles anders. Von nun an stehe ich zu allem, was ich möchte. Was ich wirklich möchte. Und mit wem ich möchte!“

Nach kurzem Verschnaufen von ihrem Atem raubenden Monolog, krabbelte Glinda zu ihrem Stuhl und zog sich an ihm hoch. Mit einem letzten Blick auf das Bild, kamen auch die Tränen wieder: „Ich vermisse dich so sehr, Elphie. Ich will dich wieder haben….“, schluchzte sie leise, verstaute dann das Bild wieder in der obersten Schublade, pustete die drei Kerzen aus und kroch in ihr Bett.

Erschöpft schlief sie ein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  EmiLy_RoHan
2008-10-04T21:59:46+00:00 04.10.2008 23:59
okay... ich habe rückenschmerzen XD zu lange gesessen...
wieso ich das erzähle? ich muss doch rechtfertigen wieso ich erst morgen weiterlesen kann :( ...
na ja, ich gehe jetzt auf jeden fall ins bett XD aba morgen früh sitze ich wieder an deiner story ^^
ist echt gut 0.o aba glinda tut mir echt ein bisschen leid, weil sie ja nich weiß, dass elphie noch lebt...


na ja auf jeden fall, richtig toll :)
Von:  _Delacroix_
2008-08-05T22:37:03+00:00 06.08.2008 00:37
Hier geht es aber schnell voran.^^

Die letzten Kapitel waren wieder sehr schön.
Besonders das Fünfte hat mir gefallen.

Aber auch die kurzen Kapitel dazwischen haben ihren Reiz.
Es macht wirklich Spaß diese Story zu lesen.




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