Kapitel 1
Kapitel 1
Es war ein strahlender Tag. Die Sonne schien, der Himmel war von allen Wolken befreit und die Vögel zwitscherten den Sommer willkommen. Es war einer dieser Tage, den man genießen sollte. Mit Freunden verbringen. Zusammen Abhängen, Unsinn machen. Schwimmen gehen. 30 Grad im Schatten, mindestens.
Viel zu warm. Viel zu warm dafür den Tag drinnen zu verbringen. Viel zu warm in der Schule zu hocken. Wieso gibt es eigentlich kein Hitzefrei? Diese eine Frage quälte Kyell schon den ganzen Tag. Er saß, seinen Kopf stützend, auf seinem Stuhl und versuchte den Lehrer zuzuhören. Wieder irgendwas über die Vergangenheit. Über Revolutionen in fremden Ländern und all dieser Unsinn. Darüber wie Hitler es geschafft hatte an die Macht zukommen, oder wie Mao tausende von Menschen umbringen ließ. "Das ist doch alles Vergangenheit, so was werd ich nie brauchen. Wenn interessiert die Vergangenheit? Was zählt ist die Zukunft."
"Kyell!", der Lehrer klang empört. Kyell guckte ihn leicht verdutzt an, merkte erst jetzt, dass er Aufgestanden war und die Faust erhoben hatte. "Ich... habe doch nicht etwa laut gedacht, oder?" Die Antwort war ihm klar, auch war ihm klar was nun geschehen würde. "Kyell, du störst mal wieder den Unterricht, melde dich beim Direktor. Hol eine Strafarbeit 3.Grades ab!"
Die andern Schüler guckten ihren Lehrer erstaunt an. "Aber 3. Grades? Solch eine Strafe wurde schon lange nicht mehr verhängt. Und das nur für das stören im Unterricht?! Bitte überlegen sie es sich noch mal, Herr Kasakuma.", sagte eine Schülerin in der vorderen Reihe. Kyell vermutete sie steht auf ihn, aber wer tut das den schon nicht? Schließlich war er gut gebaut, charmant, und elegant. Was könnte sich ein Mädchen mehr erhoffen?
"Ich danke dir für deinen Einsatz, Chiyoko. Aber wenn es der Wunsch von Herr Kasakümchen ist, dass ich diese Strafe annehme, dann werde ich es. Ich werde sie über mich ergehen lassen, werde wieder kommen...", "...und die nächste Strafe an dich nehmen", unterbrach ihn Kouhei ohne dabei aufzublicken. Starr las er im Buch weiter. Kouhei war einer der Personen die Kyell nicht ausstehen konnte. Kouhei war nicht sonderlich beliebt, aber das schien ihn nicht weiter zu stören. Im Gegenteil. Oft hatte man bei ihm das Gefühl, als wolle er gar keine Freunde haben. Der Rest der Klasse konnte sich ein lachen nicht verkneifen. Na warte, du Streber, dir werd ich´s noch zeigen.
"Darf ich bitten, Kyell!", Herr Kasakuma hatte schon wieder diese Falten auf der Stirn. Die stehen im gar nicht gut. Lassen ihn Älter aussehen, als er ohnehin schon aussieht. Die Glatze. Der Vollbart. Und dann diese Klamotten. Kyell schätze ihn auf ende 30. Mit Falten Anfang 50. Ein lächeln, welches jedes Mädchen dahin schmelzen ließ, schmückte Kyells Gesicht, während er langsam raus ging.
Vor der Tür, hob er den Daumen und versprach: "Mir wird schon nichts passieren, also macht euch keine Sorgen" Die Mädchen der Klasse schwärmten dahin, während die Jungs nur Laut aufstöhnten. Kouhei las in ruhe weiter.
Scheiße, er stand nun vor der Tür des Direktors, er wird mich umbringen. Eine Strafe 3. Grades, dieser Herr Kasakuma hasst mich wirklich. Wie soll ich ihm das klar machen, dass man mich lieber nicht zu IHM schicken sollte! Er Klopfte an und wartete auf ein bestimmendes "Herein!"
Ausrede, überleg dir eine Ausrede. Warum hast du im Unterricht rein gesprochen? Genau! Der Lehrer nahm eine Person direkt hinter mir dran, ich dachte ich war gemeint und zeigte vollen Einsatz um meine mündliche Note zu verbessern! Genau das ist es, das ist Genial! Er betrat das Büro. Ein stark gebauter Mann mittleren Alter saß hinter dem Tisch und sah ihn bestimmend an. Kyell wusste es. Es wäre sinnlos gewesen Ihn anzulügen. Seinem eigenen Vater.
Kyell saß sich auf den Stuhl, gegenüber seinem Vater, hin und versuchte jeglichen Blickkontakt zu vermeiden. "Was ist es diesmal?", wollte er wissen. "Ich habe den Unterricht gestört gehabt.", "Warum?", "War keine Absicht, lag außerhalb meiner Absichten den Unterricht von Herrn Kasakuma zu stören". Der Direktor stöhnte laut auf, bevor er fragte, was die Strafe sein solle. "Aha, eine Strafe 3. Grades also. Hatten wir schon lange nicht mehr." Er Stand auf und ging zu einem Aktenschrank.
In diesem Aktenschrank waren alle möglichen Strafen drinnen. Man überlege sich nur wie viele das sind, wenn ein ganzer Aktenschrank voll davon ist. Die Strafen sind in 3 Grade unterteil, wobei der dritte der schlimmste von allen ist. Im ersten Grad sind Strafen wie eine Woche lang die Tafel saubermachen, nach dem Unterricht das Klassenzimmer aufräumen etc. drinne. Im zweiten Grad sind dann schon Strafen wie Nachsitzen, außerunterichtliche Aktivitäten wie zum Beispiel Referate verfassen oder das Besuchen eines bestimmten Clubs. So ist Kyell, dank dieser Strafen, bereits im Schach-Club, sowie im Manga-Club. Zu keinem der beiden geht er gerne hin. Aber was im dritten und letzten Grad inbegriffen ist, weiß keiner so genau. Man munkelt, dass diese Strafen besonders Schmerzvoll sind. Es soll im Keller der Schule eine Folterkammer geben, welche für diese Strafen gebraucht wird. Kyell hatte seinen Vater schon oft danach gefragt, aber nie eine Antwort darauf bekommen. Immer hieß es "Hoffen wir mal, dass du solch eine Strafe nie bekommen wirst."
"Ah, das ist genau die richtige für dich.", Kyell blickte seinen Vater flehend an, hoffte er nimmt eine mindere Strafe. Denn immerhin ist er sein Sohn. Sein Fleisch und Blut. Sein einzigstes Familienmitglied. "Das ist eine der härtesten Strafen, hoffen wir du lernst dadurch dich besser zu benehmen!" Kyell ließ sichtlich den Kopf fallen. „Du kennst nicht zufällig Mr. Jang von der Kampschule?“ Prügelstrafe? Schoß es durch Kyell´s Kopf. „Nein, nie von ihm gehört“ Klar kannte er ihn. Er war einer der berühmtesten Männer dieser Stadt. Er ist zwar schon über 80, aber trotzdem noch Topfit. In der Vergangenheit hatte er viel für das Land getan. Er war legendär. Er beherrscht so gut wie jede Asiatische Kampfkunst und noch mehr. „Gut, dann wird es Zeit ihn mal kennen zulernen.“ Der Direktor sah Kyell direkt in die Augen. „Es wird dich vielleicht freuen, dass du die andern beiden Clubs schmeißen kannst. Oder ehr gesagt musst“, Kyell sah ihn nur rätselnd in die Augen. Er bekam immer mehr Angst vor der Strafe. „Hei…heißt das etwas, dass ich von nun an ei…eine tägliche Prü…Prügeleinheit von ihm be…beko…bekomme?“ stotterte Kyell seinen Vater an. „Nein, du wirst von nun an bei ihm wohnen. Erstmal für nur einen Monat, danach sehen wir weiter. Er wird dir zeigen, was es heißt Angst vor jemanden zu haben. Er wird dich sehr hart ran nehmen. Dich ausbilden. Erziehen. Vernunft beibringen.“ Kyell konnte es nicht fassen. Das sollte eine Strafe sein? Bei einem legendären Kämpfer zu wohnen. Von ihm unterrichtet zu werden?
