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MTBSI

Mercilessly Tortured By Sweet Intentions
von

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My Agony Is Your Felicity

„Ich liebe ihn!“

Tidus letzter Satz ging ihr einfach nicht mehr aus dem Kopf. Irgendwo in ihrem Inneren konnte Rikku bösartige kleine Stimmen hören, die ihr zischelnd zuriefen, dass Tidus’ Gefühle falsch und abartig waren.

Sein direktes Geständnis hatte Rikku vollkommen überwältigt. Ihr war klar gewesen, dass Sir Auron für Tidus sehr viel mehr war, als das respektlose Verhalten vermuten ließ. Bislang war sie aber davon ausgegangen, dass Tidus ihn eher als Vaterfigur betrachtete.
 

„Liebe...“, seufzend robbte Rikku in die Mitte ihres Bettes. Sie wusste, dass Tidus die Wahrheit gesagt hatte. Sie hatte es in seinen Augen lesen können: Tiefe Liebe zu dem Mann, der beinahe alt genug war, um Tidus’ Vater sein zu können.

Je länger Sie über Tidus Neigung nachdachte, desto sicherer wurde sie sich, dass daran nichts Falsches war. Etwas so ehrliches musste einfach richtig sein.

Allmählich verstummten die zischenden Stimmchen, aber an ihre Stelle trat sofort ein sorgenvoller Gedanke. Tidus’ Augen hatten nicht nur von Liebe erzählt. Sein Blick war gleichzeitig von Angst beherrscht gewesen.

Angst vor Auron!
 

Rikku hätte niemals geglaubt, dass der legendäre Gardist über eine dunkle Seite verfügen könnte. Er war ihr immer wie das Sinnbild von Ehre und Stolz vorgekommen, aber sein Verhalten seit Tidus’ Zusammenbruch sprach für sich selbst.
 

Ächzend rollte sich Rikku ein Stück zur Seite. Das kleine Kissen unter ihrem Kopf war unangenehm warm und durchnässt. Seit Stunden lag sie nun schon hier und versuchte schlaf zu finden, aber ihre aufgewühlten Gedanken kamen nicht zur Ruhe.
 

Es waren drei Tage vergangen, seit die Gruppe um Yuna von Macalania aufgebrochen war. Sie waren nur langsam vorangekommen, aber inzwischen hatten sie die Stille Ebene erreicht.

Seit seinem Geständnis hatte Tidus nicht mehr mit ihr gesprochen. Genau genommen hatte er mit Niemandem mehr gesprochen.

Eine weitere Träne bahnte sich ihren Weg von Rikkus großen Augen über ihre Wange, um sich letztendlich mit den vielen vorangegangenen Tränen im Kissen zu vereinen.

Rikku war krank vor Sorge um Tidus.
 

Direkt nach seinem verhängnisvollen letzten Satz war Tidus wieder bewusstlos geworden und sie war somit gezwungen gewesen, Hilfe zu holen.

Es hatte Stunden gedauert, bis Tidus endlich wieder zu sich gekommen war, oder besser gesagt, bis sich seine Augen wieder geöffnet hatten.
 

Gequält schloss Rikku ihre grünen Augen und verzog das Gesicht.

Was auch immer in den letzten drei Tagen torkelnd der Gruppe gefolgt war, es war nicht Tidus.
 

Jede Fröhlichkeit und der ganze Lebensmut, die den Blondschopf ausgemacht hatten, waren verschwunden.

Zurückgeblieben war ein bemitleidenswertes Wrack, das nicht einmal reagierte, wenn man es ansprach, alle Nahrung verweigerte, selbst wenn man sie direkt in seinen Mund schob und einfach nur lieblos den anderen hinterher lief, sobald diese sich in Bewegung setzten.
 

Leise weinte Rikku sich in einen unruhigen schlaf.
 

*~^~*
 

Langsam erwachte das Leben im Reisebedarf auf der Stillen Ebene.

Rin, der Besitzer der kleinen Herberge, kümmerte sich seit ihrer Ankunft rührend um den verstörten Tidus. Aber trotz seiner Fürsorge und Yunas Magie, machte der junge Gardist keine Anstalten wieder Vollendens zu sich zu kommen.
 

„Wir können noch nicht weiter.“ Yuna ließ frustriert den Löffel sinken. Tidus würde ja doch nichts essen. „Wir müssen warten bis er wieder zu sich kommt. Können wir solange hier bleiben?“, mit weinerlicher Stimme wandte sie sich an Rin, der besorgt Tidus’ leeren Blick musterte.

„Selbstverständlich“, umständlich zog der Al Bhed einen Kreis in der Luft und deutete so auf seinen Laden. „Ihr habt viel für mich getan und ich bin glücklich, mich revanchieren zu können.“, spielte Rin auf die Monsterjagd von Yunas Leibgarde, am Vorabend an.

Die Guardians hatten etliche Heckenschlangen und einige Morbole in der Umgebung des Reisebedarfs beseitigt und Rins Gästen damit eine ausgesprochen ruhige Nacht beschert, die sich auch in seinem Trinkgeld widergespiegelt hatte.
 

„Nein!“ Sir Auron hatte unbemerkt den Raum betreten und den kurzen Wortwechsel mit angehört. „Wir können keine Rücksicht mehr auf Tidus nehmen. Wir wissen doch, dass er uns folgen wird, wenn wir weitergehen. Wir müssen einfach hoffen, dass er im Laufe der Zeit wieder normal wird. Oder besser gesagt: wieder so wie früher.“, schnaubte der Gardist.
 

Yuna sah den Mann entsetzt an. Alles in ihr sträubte sich dagegen, Tidus einfach wieder hinter sich her zu schleifen. Jedes Mal, wenn sie sich in den letzten drei Tagen zu ihm umgedreht und ihn so verloren hinter der Gruppe her schlurfen gesehen hatte, blutete ihr Herz. Der fröhliche Sunnyboy aus Zanarkand bedeutet ihr viel und sie wünschte sich Nichts sehnlicher als ihre Reise einfach abzubrechen und in seine Arme zu fallen.

Aber sie wusste, dass, selbst wenn Tidus nicht dieses merkwürdige Trauma erlitten hätte, sie momentan nicht näher auf ihn eingehen konnte. Ihre Reise würde sie auf jeden Fall fortsetzen und man erwartete von ihr, dass sie ihre Gefühle unter Kontrolle behielt und keinem ihrer Guardian den Vorzug gab.

Deswegen musste sie aber noch lange nicht auf der Gesundheit des Blondschopfes rumtrampeln!

Tidus Symptome waren zu mysteriös, um ein Risiko einzugehen. Es gab keine Anhaltspunkte für seinen Zustand und niemand konnte sich einen Reim darauf machen.

Yuna beschloss also noch einen Versuch zu starten, um Sir Auron umzustimmen.
 

„Aber...“, setze das Medium zum sprechen an, brach aber ab als Lulu, Wakka und Kimahri mit traurigem Blick den Kopf schüttelten.
 

„Kimahri gibt Sir Auron Recht.“ Der Ronso warf Yuna einen tröstenden Blick zu.
 

„Ich sag es nicht gerne, aber ich finde auch wir sollten weiterreisen. Wir werden einige Tage brauchen um Zanarkand zu erreichen. Hoffen wir, dass er sich bis dahin erholt hat.“

Yuna konnte den Schmerz in Wakkas Augen erkennen, als er sprach. Der Blitzballer hatte den Jungen sehr liebgewonnen und machte sich ebenso große Sorgen um ihn, wie sie selbst.
 

Lulu legte Yuna nur stumm eine Hand auf den Arm und drückte sie mitfühlend. Ihr sanfter Blick forderte das Medium auf eine Entscheidung zu treffen.
 

Gequält schloss Yuna die Augen.

Dann wandte sie ihren Kopf wieder Tidus zu, der immer noch bewegungslos und mit leeren Augen aus dem Fenster des Reisebedarfs starrte.

Sie hatte keine andere Wahl. Der Großteil ihrer Leibgarde war für den Aufbruch. Sie musste sich dem allgemeinen Willen fügen.

Traurig wandte sie sich Rin zu, der die Szenerie stillschweigend beobachtet hatte. „Würdest du uns bitte einige Vorräte zusammen packen? Wir brechen noch heute auf.“
 

*~^~*
 

Gleichgültig stapfte Tidus hinter den anderen her.

Der Weg der sich um Gagazet, den heiligen Berg der Ronso, schlängelte, war holprig und Tidus konnte kaum mit den anderen mithalten.

Die letzten Tage waren für Tidus die reinste Folter. Die plötzliche Erkenntnis über seine Gefühle für den Mann, der so lange Zeit für ihn gesorgt hatte, warf ihn vollständig aus der Bahn.
 

Der Blondschopf kam ins Straucheln, als er auf einen Stein trat, den er unter der dünnen Schneedecke übersehen hatte. Sein Körper war durch den Stress und die Nahrungsverweigerung arg geschwächt und er hatte große Schwierigkeiten sein Gleichgewicht zu halten. Als er nach kurzem Schwanken wieder sicherer stand, setzte Tidus seinen Weg und seine Grübelei teilnahmslos fort.
 

Es war nicht seine ungewöhnliche Neigung, die ihn in diesen diffusen Zustand gebracht hatte – eigentlich war er sogar ganz froh darüber. Er hatte Auron immer sehr bewundert: die Gelassenheit und Eleganz die der Mann an den Tag legte. Jede seiner Taten wirkte immer wohl durchdacht und mit einer überwältigenden Perfektion umgesetzt.
 

Jetzt, nach zehn Jahren, war Tidus endlich klar geworden was er wirklich wollte. Seine offenen Fragen waren beantwortet worden. Die Puzzelteile ergaben ein aufschlussreiches Gesamtbild.

Nein, seine Liebe zu Auron war nicht das Problem.

Das Problem war Auron!
 

Tidus hegte keine Hoffnung, dass der Gardist seine Liebe erwidern könnte. Obwohl sein Kopf momentan mehr den Eindruck machte, als sei er mit Zuckerwatte anstatt mit Hirn ausgefüllt, gab er sich keinen Illusionen hin.

Schon jetzt nagte der Schmerz der wahrscheinlichen Zurückweisung an ihm und was noch viel schlimmer war, die Angst vor Aurons Ausbrüchen blieb bestehen.

Er hatte zwar inzwischen eine Vermutung bezüglich der Attacken, aber sicher konnte er sich nicht sein. Zumal das ungewöhnliche Verhalten erst vor kurzer Zeit begonnen hatte. In Tidus keimte das Gefühl auf, dass Auron etwas Wichtiges verbarg.
 

Wie er die Situation auch drehte und wendete, für Auron würde er nur Jekkts kleiner Sohn bleiben, um den er sich aufgrund eines Versprechens kümmern musste. Der Gardist würde ihm gegenüber niemals etwas Intensiveres als Freundschaft empfinden. Wobei er sich dessen jetzt auch nicht mehr allzu sicher war.
 

*~^~*
 

Wütend stampfte Rikku durch den knöchelhohen Schnee von Berg Gagazet. Sie trat seufzend ein Steinchen aus dem Weg, während sie über die jüngsten Ereignisse nachdachte.
 

Sie war gerade mit schmerzenden Gliedmaßen von der unschönen Nacht aufgewacht und hatte verschlafen den Aufenthaltsraum des Reisebedarfs betreten, als Yuna ihren Beschluss verkündet hatte: „Würdest du uns bitte einige Vorräte zusammen packen? Wir brechen noch heute auf.“

Ungläubig hatte Rikku das zustimmende Nicken der versammelten Guardians beobachtet. Sie hatte sofort protestieren wollen. Aber bevor sie zum sprechen angesetzt hatte, wurde ihr klar, dass, wenn sogar Yuna zu diesem Schritt bereit war, sie die Meinung der Anderen nicht mehr beeinflussen konnte.
 

Unglücklich hatte sie zu Tidus herübergesehen und versucht, sich selbst davon zu überzeugen, dass er schon wieder werden würde, als Sir Auron noch einmal das Wort ergriffen hatte: „Gut, er hat uns lange genug Aufgehalten.“

Rikku war explodiert. „UND WARUM TUT ER DAS WOHL?“ Außer sich vor Wut hatte sie den legendären Gardisten angeschrieen und ihn mit einem hasserfüllten Blick bedacht.

Die Al Bhed hatte daraufhin den Eindruck gewonnen, dass der Gardist sogar kurz zusammen gezuckt war. Aber dann hatte er sich einfach umgedreht und ohne Erwiderung den Reisebedarf verlassen.
 

Die anderen hatten Rikku erstaunt angesehen. Bislang war sie geradezu verschüchtert gewesen, wenn sie mit dem Gardisten gesprochen hatte. Es entsprach auch gar nicht der fröhlichen Art des Mädchens, eine derart offene Feindseligkeit an den Tag zu legen.

Lulu hatte sie überrascht gefragt, ob sie etwas über Tidus Zustand wisse und Rikku war somit gezwungen ihre Freunde anzulügen.

Es gefiel ihr zwar nicht, aber sie hatte keine andere Wahl. Tidus hatte sicherlich kaum Interesse daran, dass seine wahren Gefühle offenbart würden.
 

*~^~*
 

Die Gruppe war nun schon seit einigen Stunden unterwegs und sie hatten die Stille Ebene weit hinter sich zurückgelassen.

Schweigsam liefen sie im Gänsemarsch den schlechten Pfad entlang und jeder hing seinen eigenen trüben Gedanken hinterher.
 

Rikku hob in regelmäßigen Abständen den Kopf, um sich zu vergewissern, dass Tidus ihnen noch folgte. Jede dieser Kontrollen endete mit einem giftigen Blick auf Aurons kräftigen Rücken. Sie wünschte dem Gardisten die Pest an den Hals!
 

Yuna verkündete gerade laut, dass sie Rast machen wollten, als Rikku bemerkte, dass sich Tidus nicht mehr in Sichtweite befand.

Sie wollte sofort kehrtmachen und ihren Freund suchen, blieb aber abrupt stehen als Sir Auron mit langen Schritten an ihr vorbeistampfte und den Pfad wieder hinunter ging.

Schnell war der rot bemantelte Mann um eine Kurve verschwunden und Rikkus Gedanken überschlugen sich.
 

Hastig drehte sie sich noch mal zu den anderen um. „Ich werde helfen, Tidus zu holen.“ Dann lief sie, ohne auf eine Antwort zu warten, schnell hinter dem Gardisten hinterher.

Sie war fest entschlossen Tidus nicht mehr mit dem Mann alleine zu lassen, solange dieser sich wie ein Psychopath aufführte.
 

Sie achtete tunlichst darauf nicht von Auron entdeckt zu werden, während sie ihm vorsichtig folgte.

Nach einigen Minuten sah sie den Gardisten stehen bleiben und wusste instinktiv, dass er Tidus gefunden hatte.

Besorgt, aber auch neugierig, versteckte sie sich hinter einem Pfosten eines natürlich entstandenen Tores aus festem Gestein. Von hier aus hatte sie einen guten Blick auf die beiden Männer.
 

*~^~*
 

Tidus war weit hinter den anderen zurückgefallen. Schon bei der letzten Kurve des gewundenen Bergpfades hatte er seine Gefährten aus den Augen verloren.

Es war ihm inzwischen egal, dass er sie ausbremste. Es war ihm egal, dass sich alle um ihn sorgten, dass besonders Yuna und Rikku schon ganz krank vor Sorge um ihn waren. Sin war unwichtig geworden, die Pilgerreise eine Farce.
 

Tidus ganzes Weltbild bestand gerade einzig und allein aus seiner schmerzhaften Liebe zu dem legendären Gardisten. Alles andere versank in zäher Gleichgültigkeit.

Der Blondschopf versuchte zu lächeln, als er zornige Schritte auf sich zustampfen hörte.
 

Er legte seine rechte Hand auf sein Herz und torkelte benommen weiter, bis die wütende Gestalt von Auron in Sichtweite kam.

Als er seinen Blick hob, konnte er wieder den Wahnsinn durch die Sonnenbrille funkeln sehen.

Aber dieses Mal hatte er ihn erwartet!
 

Der trainierte Körper des Gardisten schien vor Wut zu beben. Der Blondschopf stellte verwundert, aber immer noch lächelnd fest, dass Auron keine Anstalten machte ihn anzuschreien, während er sich ihm weiter näherte.
 

Tidus hatte seine Entscheidung getroffen. So konnte sein Leben nicht weitergehen und er würde jetzt dafür sorgen, dass es das auch nicht musste.

Kurz vor dem Mann blieb er stehen, wartete noch einen Moment auf eine Reaktion und, als diese Ausblieb, ergriff er selbst die Initiative.
 

*~^~*
 

Langsam, schon fast träge, griff Tidus nach den Armen des Mannes. Seine Hände umschlossen die kräftigen Unterarme und drückten sie beiläufig nach unten, bis diese parallel zu Aurons Körpermitte lagen.

Ohne seinen Griff zu lösen, machte Tidus einen kleinen Schritt nach vorne und verringerte den Abstand zwischen ihnen.
 

Aurons Zorn verrauchte schlagartig, als er Tidus’ Bewegungen verfolgte. Der Junge wirkte wie in Trance. Es schien, als hätte er den ungewöhnlichen Gemütszustand des Gardisten nicht einmal registriert.

Verwirrt ließ Auron Tidus gewähren. Dann aber weitete sich sein unversehrtes Auge vor Überraschung.
 

Tidus kippte, doch seine Bewegung lief wie in Zeitlupe ab.

Sanft legte der Blondschopf die Stirn an Aurons Brust, dann erst löste er seine Hände von den Armen des Gardisten.
 

Auron konnte spüren, wie sich Tidus’ Arme hinter seinem Körper verschränkten. Noch immer fand jede Bewegung in einem surrealen Tempo statt.

Dann plötzlich verstärkte der Blondschopf seine zaghafte Berührung und drückte Auron in einer intensiven Umarmung fest an seinen Körper.
 

„Ich verstehe es jetzt...“ Tidus erste Worte nach den Tagen des Schweigens klangen langsam und leidenschaftslos.
 

Mit verständnislosem Blick betrachtete Auron den an sich geklammerten Jungen von oben herab.
 

„Die Brille, der Kragen...“, fuhr er unbeirrt fort. „Du versteckst nicht die Welt vor dir, du versteckst dich vor der Welt. ... Du hast Angst Gefühle zu zeigen, ... fürchtest dich einen Teil deiner Seele zu offenbaren.“

Tidus hob seinen Blick ohne sich von Auron zu lösen und sah durch die dunklen Gläser der Brille in dessen Augen.
 

*~^~*
 

Von ihrem Posten hinter dem Felsen beobachtete eine erstaunte Rikku wie Tidus auf Auron zuging und ihn zögerlich umarmte. Sie fand es erstaunlich, dass der legendäre Gardist, trotz seines offenkundigen Zorns, keine Anstalten machte, den Blondschopf von sich zu stoßen.
 

Rikkus Herz hüpfte vor Freude, als sie mitbekam, dass Tidus sich entschlossen hatte, wieder zu sprechen.

Er machte zwar immer noch einen unerfreulich abwesenden Eindruck und wirkte zerbrechlich wie noch nie, aber allein der Umstand, dass er wieder auf äußere Reize reagierte, ließ die Al Bhed hoffen.
 

Enttäuscht musste sie feststellen, dass sie zu weit von den Beiden entfernt war um das Gesagte verfolgen zu können. Lediglich einige Wortfetzen konnte sie verstehen. Doch die waren so zusammenhangslos, dass sie kaum Sinn für sie ergaben.

Rikku betrachtete die Beiden noch einen Moment lang erleichtert und wollte sich gerade abwenden, um zu der wartenden Gruppe zurückzukehren, als sie sah, wie sich Auron brutal von Tidus löste.
 

Sie riss bestürzt die Augen auf und wollte Tidus zu Hilfe eilen, der durch Sir Aurons plötzlichen Ausbruch dass Gleichgewicht verloren hatte und auf die Knie gefallen war, aber ihr Körper gehorchte ihr nicht.

So blieb sie zitternd hinter dem Felsenbogen stehen.
 

Entsetzt sah sie wie Sir Auron begann vor Tidus umherzutigern. Die Hände des Gardisten waren zu Fäusten geballt. Seine Fingernägel gruben sich tief in seine Haut und sein Körper schien vor Wut zu beben, während er rastlos hin und her lief.
 

In Rikkus Kopf begann eine Sirene aufzuheulen. Alles an diesem Mann signalisierte Gefahr. Noch nie zuvor hatte die junge Al Bhed den Gardisten so erlebt. Sie hätte nicht einmal für möglich gehalten, dass soviel Zorn in ihm stecken könnte.
 

„Lauf weg, bitte lauf schnell weg!“ Immer noch unfähig sich zu bewegen rief sie Tidus in Gedanken eine Warnung zu.

Nicht mal in ihren schlimmsten Albträumen hatte sie geglaubt, dass es soweit kommen könnte, aber in ihr machte sich die quälende Angst breit dass Sir Auron Tidus, in seiner Wut, töten könnte.
 

Zu ihrem Leidwesen musste sie feststellen, dass der Schock wohl ihr Gehör sensibilisiert hatte. Nun konnte sie selbst den stoßweise kommenden Atem von Sir Auron und dass leise Keuchen von Tidus hören.
 

Rikku hielt vollkommen entsetzt den Atem an. Ihr Körper verkrampfte sich schmerzhaft als sie sah, dass Sir Auron direkt vor Tidus wieder zum stehen kam. Er machte jetzt mehr den Eindruck eines gehetzten, wilden Tieres, als von einem ehrenhaften Krieger.

Panisch kniff sie ihre großen Augen zu und drehte den Kopf zur Seite. Sie wollte das Kommende nicht sehen.
 

„Was weißt du schon?!“ Auron spie die für Tidus bestimmten Worte förmlich aus.

Rikkus Beine versagten ihren Dienst und sie begann, haltlos zu schluchzen, als sie einen dumpfen Schlag und anschließend etwas schweres zu Boden gehen hörte.
 

„Tidus... Tidus.“ Verstört kauerte sich die junge Al Bhed am Boden zusammen. Aus ihren geschlossenen Augen quollen Tränen und sie betete stumm, dass dies alles nur ein böser Traum war.

Dann spürte sie nach einiger Zeit unerwartet eine Hand, die sich auf ihre Schulter legte und sie fuhr ängstlich schreiend auf.
 

*~^~*
 

Tidus wurde auf seine Knie gedrückt als Auron sich schlagartig von ihm löste, er hatte diese Bewegung erwartet und war nicht sonderlich überrascht. Gleichmütig sah er dem rot bemantelten Mann zu, wie dieser aufgewühlt hin und her stapfte.

Tidus reagierte nicht einmal, als Auron ruckartig zum stehen kam und sich ihm dann gefährlich langsam näherte.
 

Der Blondschopf wusste, was jetzt kommen würde, und er war begierig darauf, dass Auron endlich seinen Frust abbaute. Das war das einzige, was Tidus dem Mann geben konnte.
 

„Was weißt du schon?!“ Bei Aurons Worten bildete sich ein versonnenes Lächeln auf Tidus’ Lippen, das auch nicht erlosch, als der Gardist wütend ausholte und Tidus mit einem erbarmungslosen Schlag endgültig zu Boden schmetterte.
 

Nachdem die Sterne vor Tidus’ Augen verschwunden waren, wischte er sich das Blut von der Platzwunde an seiner Stirn, um zu verhindern dass es in seine ohnehin schon gereizten Augen lief. Dann richtete er seinen schmerzenden Körper unsicher auf und kam zum Stehen.
 

Lächelnd wandte er sich Auron zu, der ihn mit entsetztem Blick und zitterndem Körper beobachtete.

„Geht es dir jetzt besser?“ Tidus erwartete keine Antwort von dem aufgelösten Gardisten und zog entschlossen seinen Plan durch.
 

Behutsam griff der Blondschopf nach Aurons Hand und führte sie zu seinem Gesicht.

Zärtlich küsste Tidus die raue Handfläche. „Ich liebe dich!“.
 

Der legendäre Gardist torkelte ein paar Schritte rückwärts und ging dann zu Boden. Tidus Worte trafen ihn wie ein Donnerschlag.
 

*~^~*
 

Ohne auf eine Reaktion zu warten, drehte sich der Blondschopf um und marschierte den Bergpfad, auf der Suche nach den anderen, entlang.

Gleich nachdem er den ersten Felsen passierte, entdeckte er Rikku, die sich zitternd auf dem Boden zusammengerollt hatte.
 

Sanft legte er ihr eine Hand auf die Schulter und er verzog überrascht das Gesicht als die Al Bhed panisch aufschrie.

Als sie ihn nach dem ersten Schreck erkannte und verwundert anstarrte, begriff Tidus und deutete stumm auf den Gardisten, der noch immer fassungslos auf dem Boden hockte.
 

„Denk nicht weiter darüber nach“, flüsterte Tidus tonlos, als in Rikkus Gesicht ein fragender Ausdruck auftauchte. „Komm, lass uns zu den anderen gehen.“ Sanft, aber bestimmt zog er die verwirrte Al Bhed hinter sich her.
 

Nach mehreren hundert Metern über dem holprigen Gebirgspass kam Yuna in Sichtweite, die am Rande eines kleinen Lagers, das Wakka und Kimahri eingerichtet hatten, besorgt Ausschau hielt.
 

Als sie ihre beiden Guardians erkannte, trat ein erleichterter Ausdruck auf ihr Gesicht, der sich noch verstärkte als dem Medium klar wurde, dass Tidus scheinbar wieder zu sich gekommen war.
 

Tidus schenkte Yuna ein gekünsteltes Lächeln und wollte gerade zum sprechen ansetzen, als Wakka breit grinsend auf ihn zuschoss, um ihm auf die Schulter zu klopfen.

„Oh man, wir haben uns ganz schön Sorgen um dich gemacht, Kleiner.“
 

Kaum hatte der Captain der Bersaid Aurochs dies ausgesprochen, kam Lulu auf Tidus zu und bedachte ich mit einem vorwurfsvollen Blick. „Was hast du dir dabei gedacht? Yuna hat sich große Sorgen um dich gemacht. Wie soll sie sich auf ihre Pilgerreise konzentrieren, wenn du ihr andauernd Sorgen bereitest?“, zischte die Schwarzmagierin verärgert.
 

Seelenruhig wandte sich Tidus von der aufgebrachten Frau ab und sah Yuna emotionslos an.

„Ich bin nur einer von sechs Guardians, wenn du wirklich entschlossen bist, Sin zu vernichten, darfst du diese Reise nicht von mir abhängig machen.“
 

Tidus wandte sich von der erstaunten Gruppe ab und ging zu einem flachen Felsen etwas abseits vom prasselnden Lagerfeuer. „Ich bin müde, ich brauche Ruhe.“ Mit diesen Worten ließ er sich auf dem Felsen nieder und wickelte sich in eine Decke ein. Ewige Ruhe, fügte er noch in Gedanken hinzu, dann schloss er seine Augen.
 

„Nn... natürlich“, mit offenem Mund schauten die anderen auf den erschöpften Guardian. Tidus sprach zwar wieder, aber er war noch immer nicht er selbst. Sein Verhalten war mehr als untypisch für ihn. Ein Seufzen ging durch die Gruppe. Dann begaben sie sich stumm zu ihren eigenen Schlafplätzen.
 

„Hey, wo ist Sir Auron?“, fragte Wakka noch, kurz nachdem sich alle hingelegt hatten. Der Blitzballer konnte Rikkus große Augen im Feuerschein glitzern sehen.

Die Al Bhed warf noch einen besorgten Blick zu Tidus, dann antwortete sie langsam: „Er wird später nachkommen.“
 

Nur das Knistern des Feuers und das leise Heulen des eiskalten Bergwindes durchbrachen die bedrückende Stille, die sich in dem kleinen Lager ausbreitete.

Tidus lag mit geschlossenen Augen auf dem Rücken und wartete geduldig darauf, dass seine Gefährten einschliefen.
 

Als nach einiger Zeit das rhythmische Atmen verriet, dass seine Freunde im Land der Träume wandelten, erhob er sich so leise wie möglich. Er ergriff Bruderherz und warf noch einen letzten wehmütigen Blick auf die Schlafenden.

Dann wandte er sich um und schlich den Bergpfad hinauf, fest entschlossen, auch den letzen Teil seines Plans in die Tat umzusetzen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  -Fluffy-
2008-08-06T20:17:32+00:00 06.08.2008 22:17
*wow*, Sir Auron ist umgefallen, wie ein Baum bei Tidus´Geständnis. Bin ja neugierig, wie er darauf regieren wird. Das Tidus hinter seine Fassade geschaut hat, hat ihm ganz und gar nicht gefallen. Doch wie soll es mit den beiden nun weitergehen? Und wo will Tidus hin...? Ich bin wahnsinnig neugierig, wie es weitergeht.

*knuddel*, das Fluffel
Von:  Niela_DeAhrel
2008-08-06T15:42:37+00:00 06.08.2008 17:42
Oh ich hab gerade eben zum ersten mal gesehen, dass du in der Zusammenfassung geschrieben hast, dass du mir die Story widmest (dass..., dass..., dass...! Man sollte meinen, dass ich irgendiwe bessere Sätze hinbekomme! XDD)!

Q__Q Ich bin so gerührt! Womit hab ich kleine Made das nur verdient! Ich danke dir! *umknuddel*

Hach, in diesem Kapitel find ich Tidus so unglaublich cool! *schwärm* Der hat ganz schön Mut, Auron zu gestehen, dass er ihn liebt, und zeitgleich dabei so cool zu bleiben! Respekt Tidus! *beide Daumen hoch* Tja und Auron kriegt endlich mal mit, dass nicht immer alles nach seiner Nase läuft!

Das hast du nicht vorhergesehen, was Mr. Legendärer Gardist?!

Aber wie schon angepriesen: Das du immer noch so "in character" bleibt ist bewundernswert und gewiss keine einfache Sache bei diesem Pairing! Aurons Reaktion ist sehr gut nachvollziehbar und sehr Auron-like! ^^ Das zeichnet einen sehr guten Schreibstil aus! Sei stolz auf dich! *motivier*
Von: abgemeldet
2008-08-06T13:31:46+00:00 06.08.2008 15:31
aaw... *fassunglos und wieder atemlos dastehe*
immer vergesse ich zuatmen.. XD du killst mich noch *smile*
...wow echt wie du wieder die stimmung rübergebrachte hast..
als rikku da gesessen ist.. und auron scheinbar tidus tötet.
echt genial.
freu mich auf´s nächste kapitel ^^
Von: abgemeldet
2008-08-06T13:01:01+00:00 06.08.2008 15:01
och mensch!! ich will unbedingt wissen wie´s weitergeht!!!! menno!!!
is das spannend!! schreib schnell weiter!!!!!! ^^
auron wird sich seiner gefühle hoffendlich noch bewusst!!! x3


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