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Wie jeden Samstag

von

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Immer wieder dieses Geräusch. Jeden Samstag. Das dumpfe Aufprallen des Balls auf dem Boden. Ein leichtes Lächeln umspielte die Lippen des Älteren. Schon von draußen hörte man das Quietschen der Turnschuhe auf dem braunen Hallenboden, dann plötzlich nichts mehr. Nur für drei Sekunden, die ihm endlos vorkamen. Wieder das Geräusch des orange-farbenen Balls, der unaufhörlich aber kontinuierlich auf dem Boden aufschlug und wieder zurück in die Hände des Vermeintlichen sprang.

Sendoh wusste, wer sich hinter diesen Türen, Wänden befand. So wie jeden Samstag um zehn. Seine Hand festigte sich um den Türgriff und es war, als könne man die Anspannung in seinen Augen förmlich sehen. Das beinahe schon ‚dämliche’ Grinsen, was er immer auf den Lippen trug, blieb jedoch. Es fühlte sich so falsch an diesem Menschen gegenüberzutreten. Drei Zentimeter machten den Unterschied aus. Einhundertneunzig und einhundersiebenundachtzig. Elf und sieben. Wieviel Minuten mochten vergangen sein? Wie lang stand er schon hier? Es war nur die Anspannung, doch selbst die bewahrte er doch meist für sich. Als die ‚Ruhe vor dem Sturm’ konnte man es nun wirklich nicht mehr bezeichnen. Es war nur ein Spiel. Wie jeden Samstag. Ein one-on-one. Nichts weiter.

Der Siebzehnjährige drückte mit dem Arm sanft nach und öffnete die Tür. Es wunderte ihn, dass sie überhaupt verschlossen war, sonst wartete sein Rivale doch immer auf ihn. Das Ass. Doch war ‚warten’ wirklich das richtige Wort dafür? Immerhin dribbelte er und spielte schon so, als würde er gegen Sendoh antreten, wenn er kam. Immer pünktlich, nur heute war er zu spät. Sechs Minuten, genau sechs Minuten und das nur, weil die brünette Bettbekanntschafft ihn heute Morgen aufgehalten hat.

Er ließ die Tür offen und stellte seine Tasche am Rande des Feldes ab. Das Licht der Sonne fiel durch die schmalen Scheiben auf den Körper am anderen Ende des Feldes, der zum Sprung ansetzte – und traf.

„Du lässt die Tür doch sonst immer offen,“ sagte er leise, jedoch so, dass der Andere ihn noch hören konnte. Das einzige, was er von dem Eis-Prinz als Antwort bekam, war ein kalt dahergemurmeltes „Du bist zu spät“ und einen noch kühleren Blick aus dem Augenwinkel.

Sendoh fühlte sein Herz schwer in der Brust schlagen. Er kam nicht umhin zu sagen, dass es ihm schmerzte. Ab wann nur fingen die Dinge an so kompliziert zu werden? Er konnte nicht damit umgehen. Nicht mit den Worten des anderen und vorallendingen nicht mit seinen Blicken, die doch immer gleich waren. Doch noch immer zierte dieses Lächeln seine Lippen und der himmelblaue Blick folgte den Bewegungen des Anderen oder vielmehr den Bewegungen der einzelnen Muskeln, des rabenschwarzen Haares, welches während des Laufens auf und ab wippte, den einzelnen Schweißtropfen, die auf den Boden trafen. Gott, selbst jetzt, wo Sendoh hier war, schien es ihn kaum zu kümmern. Er spielte einfach weiter. Egal, wie aufgeheizt sein Körper auch war, er strahlte doch immer dieselbe kalte Ignoranz und ganz besonders Arroganz aus.

„Nur sechs Minuten, Rukawa.“

Ja, Rukawa. Rukawa Kaede. Der Name erschien ihm in seinen Träumen. Doch nicht nur das. Auch sein Gesicht, sein Körper und was viel wichtiger war: die Präsenz. Das er da war und nicht abwesend. Doch was letztlich zählte, war doch, dass er hier war. Er lebte für den Basketball, so wie Sendoh und doch gab es dem Größeren mehr. Es gab ihm diese einzigartigen one-on-ones, die nur ihnen beiden gehörten.

Jeden Samstag.

Sein eigener Name holte ihn wieder aus seinen Gedanken. „Sendoh.“ Nun stand er ihm gegenüber. Nicht mal eine Armlänge trennte sie voneinander und das setzte dem Größeren mit den Igelhaaren wirklich zu. Kobaltblaue Augen starrten ihm entgegen. Er konnte förmlich den Atem Rukawas auf seiner Haut spüren, sah seinen Brustkorb, der sich auf und ab bewegte. Und mit einem Mal wollte er ihn berühren. Die fast schon weiße Haut, so makellos und rein.

Er warf ihm den Ball entgegen und Sendoh konnte ihn nur mit Mühe fangen.

„Ja, nur sechs Minuten,“ erwiderte er und verdrehte dabei die Augen. Für einen Bruchteil der Sekunde, kam es dem Älteren so vor, als hätte er mehr in seinen Augen lesen können.

Das Spiel begann. Es war hitzig und immer wieder berührte Sendoh Rukawa so, dass es im Spiel als Foul gegolten hätte. Doch der Kleinere sagte nichts, sondern penetrierte ihn förmlich mit seinen mittlerweile schon frostigen Blicken. Dann kam es zum Höhepunkt. Aus einem Ballgefecht wurde ein Gefecht der Fäuste. Zuerst schlug ihm Rukawa während eines Sprunges den Ellbogen gegen die Schläfe, dann folgten zahlreiche Hiebe Sendohs in die Magengegend des Jüngeren, ehe sie beide - schnaufend und keuchend – auf den Boden sanken und sich jeweils die gepeinigten Stellen des Körpers rieben. Sendoh setzte sich auf und sah flüchtig über den Körper des Anderen, der noch immer auf dem Boden lag und Sendoh aus halbgeöffneten Augen anstarrte.

„Scheiße, Rukawa. Warum attackierst du mich so?“ Das ewige Lächeln war verschwunden und nun einem anderen Ausdruck gewichen: Wut und gleichzeitig die Bitterkeit, das Rukawa es so ernst nahm.

„Du bist zu spät, do’aho.“ Nicht eine Emotion zeigte sich auf dem Gesicht des Anderen und genau das war es, was das Fass zum überlaufen brachte. Sendoh holte mit der Faust aus und gerade, als er die ohnehin schon schmerzende Wange Rukawas treffen wollte, schnellte eine Hand hervor und umschloss sie. An dieser zog er ihn mit einer ungeahnten Schnelligkeit zu sich herab, dass der Größere gar nicht mehr reagieren und sich nur mit der anderen Hand neben Rukawas Kopf abstützen konnte. Kobaltblaue Augen trafen auf Himmelblaue.

„Wofür hast du mich versetzt, Sendoh? Wofür, hm?“ Und was sich nun für eine Szene abspielte, konnte der Ältere kaum fassen. Er sah mehr in den Augen des Anderen und vorallendingen länger. Wut, Angst, möglicherweise sogar Eifersucht, doch es war, als wollte es heraus. All diese Emotionen in ihm, die sich die Jahre über aufgestaut hatten, zeigten sich in seinen kalten, glanzlosen Augen.

Sendoh hielt den Atem an und wollte sich wieder aufrichten, doch der Griff des Anderen war zu stark. Er zog ihn wieder zurück auf den warmen Körper Rukawas. Die Hand des Kleineren lockerte sich etwas, Finger tanzten über die angespannten Muskeln des Unterarmes und waren bereit nachzugeben. Doch Sendoh war es nicht. Er … stand nicht auf Rukawa, konnte die ganze Situation noch nicht einmal fassen. War es denn überhaupt eine ‚Anmache’ oder die Wirklichkeit?

„Wofür … Akira?“

Und das brachte das Eis zum Schmelzen. Akira. Es war die Wirklichkeit, die unverfrorene Realität und sie spielte ihm keinen Streich. Jetzt war Sendoh es, der etwas sagte: „Es tut mir Leid.“ Vier kleine Wörter, die alles ausmachten. Rukawa zog ihn mit einem harten Ruck auf sich herunter und drückte seine Lippen auf die des Anderen. Die ohnehin schon geöffneten Lippen Sendohs machten es ihm ein leichtes seine Zunge in seinen Mund wandern zu lassen. Das Gefühl ließ ihn erschaudern. Der süße Geschmack von Zitronen und Tee ließen seine Gedanken heißlaufen und brachten sie zum überkochen. Sendoh unterbrach den Kontakt. Das war es, was er wollte. Was er seit dem ersten Treffen gewollt hatte.

„Kaede…“, sagte er leise und schwer atmend.

„Akira…“

Es war nicht wie jeden Samstag. Und würde es auch nie mehr sein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2010-08-07T03:13:47+00:00 07.08.2010 05:13
Toll!!! Ich würde echt gerne mehr von Slam Dunk lesen, aber gibt es hier ja nicht... Ich mag deinen Schreibstil
total! Magst du eine Fortsetzung schreiben??? *bitteeee*
Von: abgemeldet
2009-03-21T09:01:44+00:00 21.03.2009 10:01
Gudddi ^^ ein wirklich netter One-Shot!


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