Geburt
Der Wind brachte den Geruch des Todes mit sich. Viele Tiere waren dem Sturm schon zum Opfer gefallen. Auch die Herde von Velahr hatte Opfer zu beklagen. Er stand auf seinem Posten und bemerkte dass sechs seiner Stuten fehlten. Aber es störte ihn nicht, wer schwach war musste sterben. Er beobachtete den Rest seiner Herde und musste feststellen, das sie immer kleiner wurde. Es kamen in den letzten Jahren nur schwächliche Fohlen zur Welt, so schwach das sie nicht einmal das Alter von sechs Monaten erreichten. Wut loderte in seinen Augen als er an das letzten Fohlen dachte. Es sah kräftig und gesund aus, aber nach 2 Monaten merkte er das es an Fleisch nicht interessiert war und sich lieber von Grünzeug ernährte.
Er würde lieber sterben als so etwas in seiner Herde zu haben. Während er nachdachte, wie er seine Herde wieder auf Vordermann bringen konnte, bemerkte er das sich Mera, eine seiner schwächsten Stuten von der Herde entfernte und plötzlich zusammenbrach.
Es würde ihn nicht weiter stören, wenn er nicht ganz genau wusste das sie kurz vor der Geburt stand. Also setzte er sich in Bewegung um nach dem Rechten zu sehen.
In der Luft lag der Geruch von Blut. Mera muss sich bei der reise verletzt haben. Velahr näherte sich ihr also in einen leichten Galopp, reduzierte seine Geschwindigkeit allerdings, da er genau wusste wie launisch und aggressiv seine Stuten kurz vor der Geburt waren.
Als er sie erreichte, musterte er sie mit kritischem Blick. Ihr rechtes Vorderbein war angeschwollen, ihr ganzer Körper mit klaffenden Wunden übersäht. Sie musste schon viel Blut verloren haben. Er sah sie an und sagte: „Du stirbst.“
Mera erwiderte seinen Blick und antwortete: „Nicht bevor ich es zur Welt gebracht habe.“
„Wenn es wieder so ein Schwächling wird wie dein letztes Fohlen, werde ich es persönlich in stücke reißen!“
Mera funkelte ihn an und wollte gerade aufstehen um Velahr ihre Meinung auf gleicher Höhe entgegenbringen zu können, aber plötzlich überkam sie ein stechender Schmerz. Es war soweit. Das Fohlen wollte nicht länger im verborgenen bleiben. Minuten des Schmerzes verstrichen, als sie eine dunkle und kalte Stimme wahrnahmen.
Voller Erschöpfung richtete sie sich auf und sah das Neugeborene an. Auch Velahr begutachtete das Fohlen. Soweit er erkennen konnte, war es ungewöhnlich kräftig. Das Fell schwarzrot, die Augen ebenfalls rot. Doch so ein Rot hatte er nie zuvor gesehen. Es war als würden seine Augen brennen, alles vernichten was er ansah.
„Wie willst du ihn nennen?“
Mera blickte erstaunt zu Velahr. Es galt als große Ehre, wenn sie Mutter ihren Fohlen einen Namen geben darf. Das macht sonst nur der Leithengst. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Fohlen und sagte: „Rydur. Ich werde ihn Rydur nennen.“