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Novemberwind

...auf der Suche nach der wahren Liebe
von

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Zerplatzte Träume?

Das Schulfest war schon im vollen Gange. Es herrschte dichtes Gedränge auf dem Hof und in den Fluren des Gebäudes. Die Schüler waren damit beschäftig die Schule gebührend zu präsentieren. Sei es mit Vorträgen oder Ausstellungen oder sonstigen künstlerischen Darbietungen. Dank des gut ausgearbeiteten Planes verlief bisher alles ohne Pannen und die Zuschauer waren begeistert.
 

Gegen Nachmittag war es dann soweit. Nervös stand Fly hinter der Bühne der Aula. Nur noch wenige Augenblicke trennten ihn von seinem Auftritt. Er war unruhig. Noch nie hatte er solches Lampenfieber gehabt! Aber da kam soviel zusammen… der Ort, die vielen Zuschauer, der Song… Simon … All das ließen den Kleinen fast die Nerven verlieren. Frau Sentira und Livia mussten ihn mehrfach hinter der Bühne beruhigen. Einmal war Fly fast den Tränen nah.
 

Doch jetzt war es fast soweit; ein paar Minuten noch und Fly würde auf der Bühne stehen. Da war Lampenfieber total fehl am Platz. Livia hatte immer wieder betont er solle sich nicht fertig machen und lieber auf seine wunderbaren Fähigkeiten bauen.
 

„Du kannst so toll singen! Und du bist ein klasse Gitarrist! Was soll schon schief gehen? Keiner kann den Zuhörer so in seinen Bann schlagen wie du…!“ motivierte sie ständig. So was Ähnliches hatte Fly schon mal gehört… Ob es auch stimmte?
 

Sicher, er konnte sich darauf verlassen. Bisher hatte ihn weder sein Textgedächtnis, noch seine Stimme oder die Gitarre im Stich gelassen. Doch heute? Würde er dem selbst aufgebauten Druck standhalten? Konnte er sein Ziel erreichen?
 

Das Treiben auf der Bühne lenkte ihn ab. Eine Tanzgruppe war gerade fertig mit ihrer Darbietung. Die Leiterin scheuchte ihre Schüler die Treppe hinunter und wirke sehr zufrieden. Im Vorbeigehen wünschte sie Fly ein ehrliches „Viel Glück“ und verschwand in den Räumen hinter der Bühne.
 

Die Moderatoren traten vor und begannen ihre Ansage:

„Nach diesen schwungvollen Schritten wollen wir nun dem angespannten Auge ein wenig Entspannung gönnen,“ sagte der Schüler mit geübter Stimme.
 

„Doch nicht dass sie denken dies wäre schon das Ende,“ knüpfte seine Partnerin nahtlos an, „nein jetzt wollen wir ihre anderen Sinne auf eine kleine Reise schicken.“
 

„Der folgende Künstler unserer Schule ist eher ein unauffälliger Schüler.“
 

„Keiner von uns hätte geahnt, dass in ihm ein solches Talent steckt,“ wechselten sie sich ab. Fly wurde verlegen bei diesen Worten.
 

„Mit seiner Stimme hat er schon so manchen Zuhörer in eine andere Welt getragen…“
 

„… seine Texte regen den Geist zum Nachdenken an…“
 

„… und er ist ein Meister auf seinem Instrument.“
 

„Dazu sei noch gesagt das alles, was er uns gleich vortragen wird, aus seiner eigenen Feder stammt.“
 

„Er ist ein kleines noch unbekanntes Genie.“ Von soviel Wertschätzung überwältigt stand Fly wie erstarrt und hörte nicht wie man ihm beim Namen nannte. Livia gab ihm einen kleine Schups und er stolperte die wenigen Stufen zu dunklen Bühne hinauf.
 

Die Finsternis war eine Idee von seinen beiden Gönnerinnen. Frau Sentira meinte es sei besser ihn erst nur zu hören, um dann den Zuschauern zu beweisen, dass selbst der Kleinste zu großem Fähig ist. Soviel zur Theorie, aber würde es funktionieren?
 

Still suchte Fly sich seinen Platz und kletterte auf den hohen Hocker. Er richtete sich ein und begann seinen ersten Song ‚Beyond the shadows’. Seine Finger zitterten noch etwas. Doch bei erklingen der so vertrauten Melodie gewann er seine Sicherheit zurück und sang für das Publikum. Sanftes Schwarzlicht umgab seine Silhouette und trug seine Stimme in die hintersten Winkel der Aula; doch das reichte aus, um bereits einen Großteil in fast ehrfürchtiges Erstaunen zu versetzten. Selbst Julian in der letzten Reihe konnte einen leichten Schauer nicht unterdrücken.
 

Das Wundern wuchs noch mehr, als dann schließlich die gesamte Beleuchtung auf den einsamen Künstler strahlte. Keiner hatte das von ihm erwartet.

Der stürmische Applaus der Zuhörer im Saal machte Fly Mut. Er fasste soviel Vertrauen, um seine Lieder sogar selbst anzusagen.
 

„’Wings to fly away’ heißt der nächste Song,“ sagte er mit relativ fester Stimme.

Während er spielte kam Simon. Ihre Blicke kreuzten sich kurz und Simon lächelte aufmunternd. Er war froh den Kleinen wieder einmal singen und spielen zu hören. In einer Menge Stehpublikum – das Fassungsvermögen der Aula reichte schon lange nicht mehr für die vielen Zuhörer aus – stand Simon, die Augen geschlossen, und genoss die sanften Klänge, die Fly hervorzauberte. Ein Verlust, hätte sein kleiner Freund sich geweigert hier zu spielen.
 

So begeistert die Leute auch waren, vor der Zugabe hatte Fly Angst. Er hoffte schon, dass man keine verlangte. Denn er war äußerst unsicher, ob es der richtige Weg war. Andererseits wusste er selbst, dass er sein Gefühl nicht mehr lange verneinen konnte. Es würde ihn zu sehr belasten. Spürte er doch auch jetzt diesen leichten Schmerz im Herzen, wenn er an Simon dachte; und daran es auf ewig zu verheimlichen.
 

Doch das Publikum rief ihn mit euphorischem Applaus zurück auf die Bühne. Mit weichen Knien und einem unglaublichen Ziehen in der Brust stolperte er zurück auf die Bretter; er wäre beinah gefallen fing sich aber hastig wieder.

Simon gönnte ihm den Jubel von Herzen. Doch der kleine Wink von Schwäche war seinen aufmerksamen Augen keinesfalls entgangen. Sicherheitshalber ging er etwas näher zur Bühne.
 

Fly fing Simons bestärkendes Lächeln auf und es war für ein Zeichen: jetzt oder nie! Fahrig klimperte er auf seiner Gitarre. Er räusperte sich.

„Vielen Dank, ich bin wirklich überwältigt,“ sagte er ehrlich. „Ok, mein letzter Song ist etwas besonderes, denn ich habe ihn erst gestern vollendet. Außerdem ist er einer mir sehr wichtigen Person gewidmet…“ Fly warf einen kleinen Seitenblick auf Simon. „Er heißt ‚Everything’“

Insgeheim war Simon stolz auf Fly, das er sich traute einen so neuen Song zu spielen. Er war gespannt. Fly begann zu singen:
 


 

“There is no picture,

I could paint to show you, what you mean to me.

And no poem,

I could write to tell you, what you mean to me....”
 

Fly brauchte einige Zeit um rein zu kommen, doch es fiel Keinem auf. Auch Simon schien noch nichts von seiner Nervosität zu bemerken, die mit diesem Lied in ihm einherging. Aber er zwang sich mit aller Kraft dazu ruhig weiter zu singen:
 

“...You are more than fire,

you are more than rain.

You are more than love

and you are more than pain.

There is no single word that could explain.
 

There is no flower,

That is blooming like the smile in your ethereal eyes.

And no scholar

Ever could explain it – he could be so wise.
 

You are more than heaven,

you are more than earth.

You are the origin,

you are more than birth.

You are more than beautiful,

you are everything to me.
 

It’s not the way that you move,

It’s not the glowing on your face when you smile

that makes me trembling and calm.

It’s not that look in your eyes when I am going –

it’s just everything what you are....”
 

Fly legte all sein Gefühl in seine Stimme.

Simon hatte die Augen geöffnet und starrte seinen Freund an. Der Song war klasse, aber er unterschied sich deutlich von den anderen zuvor.
 

“There is no ocean,

deep enough to show you what you mean to me.

And no mountain,

high enough to show you what you mean to me.
 

You are more than meaning,

you are more than time.

You are redemption,

you are the reason why.

You are so mysterious,

you are everything to me.
 

It’s not the way that you move,

It’s not the glowing on your face when you smile

That makes me trembling and calm

It’s not that look in your eyes when I am going....”
 

Fly viel es immer schwerer konzentriert zu singen. Er kämpfte; gegen Schmerz Schwäche und Tränen. Letztere konnte er nicht mehr zurückhalten. Nur sein Pony verdeckte die Tränen vor dem Publikum.
 

“Don’t you let them live in my soul

Whenever they’ll try to barricade the way that I go.

You’re so poweful – my soul can fly...”
 

Aber Simon sah sie. Und es wunderte ihn sehr. Als er nun noch den beinahe fehlenden Blick von Fly auffing, wusste er kaum noch was er denken sollte. Was war denn los mit ihm?
 

“It’s not the way that you move,

It’s not the glowing on your face when you smile

that makes me trembling and calm.

It’s not that look in your eyes when I am going –

it’s just everything what you are

you are everything for me”
 

Kaum hatte Fly den Song beendet verlor er seine Gefühlsschlacht. Vom Stürmischen Applaus bekam er nichts mehr mit. Der kehrte sich schnell in aufgeregtes Gemurmel, zum Teil auch Schreie, als Fly plötzlich von seinem Hocker kippte.

Frau Sentira und Livia, die begeistert hinter den Vorhängen gelauscht hatten, konnten gerade noch die Gitarre retten, während Simon seinen Freund vor einem harten Aufprall bewahrte. Ohnmächtig hing Fly in seinen Armen.
 

Simon trug Fly in eines der Zimmer hinter der Bühne; selbst noch im Unklaren über Flys Zustand. Der Kleine war Leichenblass und Simon stellte erhöhte Temperatur fest. Während Simon das prüfte kam Fly zu sich.

„Ein Glück,“ seufzte Frau Sentira. „Ich hatte schon Angst…“

„… was? Wo bin ich?“ Fly war völlig orientierungslos.

„Hinter der Bühne,“ sagte Simon.

„… ?“ Fly blinzelte um sich. „Ist etwas passiert?“

„Du hast gesungen und bist dann einfach ohnmächtig geworden,“ erklärte Frau Sentira.

„W-was?...“ zu seiner bleichen Gesichtshaut gesellten sich seine üblichen roten Flecken. Nach und nach erinnerte er sich; und es war ihm schrecklich peinlich! Mit noch immer von Tränen nassem Gesicht wandte er sich zu Simon. Besorgt erwiderte er den Blick.

„Könnte ich kurz mit Florian allein reden?“ fragte Simon ohne den Blick von ihm zu lösen.

„Wie? Oh, ja natürlich.“ Frau Sentira und Livia verließen den Raum.
 

„Warum machst du so was, obwohl du merkst dass es dir nicht gut geht?“

„…“

„Keiner hat dich dazu gezwungen. Du hättest es doch absagen können,“ belehrte Simon weiter. „Was war denn los?“

„Tut mir leid…“ murmelte Fly und weinte schon wieder.

„Hey, nicht weinen. War doch nicht so gemeint… Ach komm schon…“ Simon zog den Kleineren an sich. „Ganz ruhig…“

Als Fly sich etwas beruhigt hatte versuchte Simon es etwas sanfter.

„Geht’s wieder? Du hast mir vielleicht einen Schrecken eingejagt.“

„Wollte ich nicht,“ antwortete Fly. „War eben so… war mir alles zuviel.“ Er zitterte.

„Kommt vor,“ meinte Simon. „Aber mal ehrlich, du warst richtig gut!“

Fly sah ihn an.

„Ja! Ich glaube sogar Julian fand es toll.“

„Danke…“

„Ich hab schon gedacht die Leute wollen gar nicht mehr aufhören zu klatschen. Ich fand es richtig mutig, dass du das letzte Lied gespielt hast. Wäre mir nie in den Sinn gekommen einen so frischen Song zu spielen.“

Fly nickte kurz.
 

„Wollte erst gar nicht. Aber…“ er spürte wieder das Ziehen in der Brust.

„Was?“

„… ich… musste ihn spielen… Es war doch die einzige Chance…“

„Einzige Chance? Wieso? Das verstehe ich nicht. Keiner zwingt dich etwas zu spielen, was du nicht willst.“ Simon sah ihn verständnislos an.

„Doch… ich habe mich dazu gezwungen…“

„Was?! Aber warum denn?“

„Weil… ich wollte doch…,“ wieder war er den Tränen nah. Der Schmerz nahm zu und sein Herz klopfte wild. „Na ja, es war für dich…“ nuschelte er.

„Wie bitte?“ Simon hatte kaum etwas verstanden.
 

„Das Lied ist für dich,“ wiederholte Fly lauter und bestimmter. Doch er konnte Simon nicht ansehen.

„Für mich??? Aber… womit habe ich das denn verdient?“

„… hast du gehört was ich gesungen habe?“ fragte Fly gegen. „Im Text steckt die Antwort…“

„Schon, aber so genau kann ich es dir nicht mehr sagen,“ gestand Simon sein schlechtes Kurzzeitgedächtnis ein.
 

Fly wiederholte die Zeilen, langsam und mit sanfter Betonung. Simon hörte zu. Auch jetzt spürte er den Unterschied zu allen anderen Texten. Er fühlte viele Emotionen und große Zuneigung… Moment! Zuneigung???

„Und? Hast du es verstanden?“ Fly hielt es kaum noch aus.

„…“ Simon antwortete nicht. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Hammerschlag.

Fly wollte, musste es einfach aussprechen.

„Ich habe das für dich geschrieben, weil ich dich liebe.“ Er sah in Simons geweitete Augen. Statt zu antworten stand er auf und ging zum Fenster.
 

Das war doch unmöglich! Warum endete es immer so? Auch Lukas hatte irgendwann mehr als nur Freundschaft empfunden. Aber Simon war auch damals mehr als geschockt vom Geständnis seines Freundes. Heute stand er zu seiner Zuneigung zu beiden Geschlechtern, aber früher war es für ihn ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. Warum eigentlich nicht? Nein! Auf keinen Fall! Er konnte es nicht. Erinnerte es ihn doch zu sehr an Lukas’ Ende.
 

„Wirklich, ich fühle mich sehr geehrt dadurch, aber… ich kann dir nicht geben was du dir wünschst.“ Fly erstarrte.

„A-aber… ich dachte…“ Simon drehte sich um und ging vor ihm in die Hocke.

„Fly, ich mag dich ganz ehrlich… als richtig guten Freund. Aber… ich… kann damit nicht meine Beziehung gefährden.“ Das war eine glatte Lüge. Simon hatte weder eine feste Beziehung noch irgendeine in Aussicht. Und eigentlich wollte er auch im Moment keine. Es tat ihm selber leid Fly so belügen zu müssen. Doch was sollte er sonst sagen?
 

Fly hatte gehofft, es sich immer wieder gewünscht und doch war sein Traum nicht wahr geworden. Richtige Chancen hatte er sich nie ausgemalt. Dafür war Simon einfach zu beliebt. Doch die Ablehnung jetzt so deutlich aus seinem Mund zu hören war bitter; es tat unheimlich weh!
 

Er schloss die Augen und lies stumm die Tränen ihren Weg gehen. Alles in ihm brannte. Ein Schmerz der kaum zu ertragen war erfüllte jeden Winkel seines Körpers. Das Atmen wurde schwer und jeder Herzschlag zu Qual. Zum zweiten Mal verlor er das Bewusstsein und wollte es auch gar nicht zurück haben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  midoriyuki
2008-08-10T21:54:31+00:00 10.08.2008 23:54
Wow o_o
Dafür, dass das deine erste FF ist...Respekt würde ich mal sagen *_*
Die ist wirklich unglaublich gut geschrieben und besonders Flys Charakter gefällt mir wahnsinnig gut^^
Dieses sanfte, kaputte Seelchen was du da skizzierst das ist einfach klasse^^
Simon ist natürlich auch ein klasse Chara aber Fly ist einfach toll*_*
Was ich wirklich nicht verstehe ist, dass du so wenig Kommis hast bis jetztOo
Mal im Ernst ist denn keiner hier in der Lage gute FFs zu finden;_;
Freu mich auf jeden Fall schon auf das nächste Kapitel*_*

lg~
Von:  ReinaDoreen
2008-08-10T20:10:37+00:00 10.08.2008 22:10
Fly tut mir einfach nur leid. Nachdem er diese enorme Anerkennung beim Schulfest bekommen hat ist diese Absage von Simon für ihn wie eine Katastrophe. Er hat sich zwar nicht wirklich Chancen erhofft, doch dies dann auch wirklich zu hören das verkraftet Fly ncht.
reni





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