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Die letzte Blume

Eine WITCH-Shoujo-Ai frei nach der Serie
von

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Kapitel 1: Clarification

Eine Jacke bringt nicht viel gegen die Kälte. Das habe ich begriffen.

Man kann sie noch so fest an sich kuscheln und wird trotzdem frieren, denn kein Stoff der Welt kann sie gänzlich fern halten.

Ähnlich ist es mit der Hoffnung. Man kann versuchen, sich an sie zu klammern, an ihr die innere Kälte wie an einem Schutzwall zerschellen zu lassen, aber irgendwann zerbricht sie, wenn sie nicht von irgendetwas genährt wird.

So ist es mir ergangen. So habe ich es gelernt.

Du wirst es verstehen, denn schließlich hast du es mich gelehrt, Cornelia.

Dennoch presse ich noch immer die Jacke ganz fest an meinen Körper, in der Hoffnung, den kalten Wind abzuhalten, der hier oben auf der Eisenbahnbrücke weht.

Natürlich nützt es nichts: meine Hände und Füße, ganz bewusst nackt und schutzlos, laufen vor Kälte rot und blau an, und meine Augen, aufgequollen und tränenlos, trüben sich, erzeugen eine Blindheit, die wie eine Sturmflut über meinem Gehirn einschlägt.

Selbstverständlich bin ich entschlossen! Ich habe es so gewählt. Mein Herz und mein Verstand sind sich einig, dass es das einzig Sinnvolle ist. Glaub mir, sie waren in letzter Zeit nur selten einer Meinung!

Und nun, da sie beide endlich schweigen, bin ich da, wo ich immer schon hin wollte.

Ich fühle nichts mehr. Nichts! Keine Freude! Keine Trauer! Keine Liebe!

Mein Herz ist eiskalt und hart wie ein Diamant.

Ebenso mein Kopf. Früher verlor er sich oft in einem Meer aus Zweifel und Selbsttäuschung. Nun ist er fast leer, und ich habe keine Zweifel mehr… keine Angst! Selbst Vernunft ist nicht mehr vorhanden. All das hat mich nur gestört, von meiner wahren Bestimmung abgehalten.

Endlich bin ich so wie du. Stark. Entschlossen. Selbstsicher. Unantastbar.

Aber eben nur in einer Entscheidung.

Und die Entscheidung, an der ich nun so stark und entschlossen festhalte, ist leider die Einzige, zu der ich fähig bin.

Ich weiß, dass du jetzt nickst… und falle mit ein.

Ja, ich bin eine miserable Wächterin, ohne echte Kräfte, ohne Verantwortungsgefühl, ohne Verstand. Alles was ich kann, ist, das Herz von Kandrakar zu erheben.

Ja, ich bin eine erbärmliche Anführerin. Weder kann ich euch in Zeiten der Not Mut zusprechen, noch treffe ich die richtigen Entscheidungen. Wäre nicht Caleb an unserer Seite, hättet ihr bereits so manche Schlacht gegen das Böse mit dem Leben bezahlt.

Und ja, ich habe Elyon praktisch auf dem Silbertablett an Phobos ausgeliefert. Ich war untätig, als ich es nicht hätte sein sollen. Ich kann zur Verteidigung nur sagen, dass ich nicht an euch glaubte. An euch und eure Überredungskünste! Hätte ich es getan, so wäre Elyon noch bei uns, weder von Cedric verführt noch von Phobos geblendet!

Ja, ich gestehe, dass dies alles meine alleinige Schuld ist.

Darum verdiene ich es nicht, das Herz von Kandrakar zu tragen.

Ich gebe es dem einzigen Menschen, dem es wirklich gebührt: dir!

Nimm es mir nicht übel, aber ich habe es dir schon lange angesehen, dass du es haben wolltest! Wie sehr du danach giertest, diese Macht in deinen Händen zu halten, wie du die Kontrolle haben wolltest über etwas, das genauso stark ist wie du…

Du brauchst es nicht lange zu suchen. Ich habe es auf dein Bett gelegt, nachdem ich jeden Hinweis auf meine Existenz ausgelöst habe.

Was das bedeutet? Ganz einfach, meine Liebe!

Ich weiß, es reicht dir nicht, das Herz zu besitzen. Du hast mir genau gesagt, was du willst. Ohne mich wäre alles viel besser gelaufen, hast du gesagt, und ich nehme dich beim Wort.

Ich werde aufhören, zu existieren. Sowohl körperlich als auch im Geist. Ich lösche jede sichtbare Erinnerung, die ihr an mich habt, vollkommen aus. Nichts wird euch je daran erinnern, dass einmal Will Vandom, eine in Frösche vernarrte, rothaarige Versagerin über den Erdball wandelte. Und eure Gleichgültigkeit mir gegenüber wird das Übrige tun.

Tut nicht so scheinheilig, ich weiß, was ihr wirklich über mich denkt!

Wo sonst im Geiste noch eine Leere in Form meines Gesichts bleiben würde, wird absolut nichts mehr sein. Ihr werdet euch nicht mehr an mich erinnern, geschweige denn über mich nachdenken. Von den wenigen Spuren, die ich auf Erden hinterlassen habe, wird euch nur noch eine vor Augen sein: Elyons Flucht nach Meridian. Und ihr werdet mich dafür hassen!

Kein Foto wird je wieder mein Gesicht zeigen.

Keine Handynummernliste wird mehr meinen Namen enthalten.

Sogar aus deinem Tagebuch bin ich für immer verschwunden. Ich habe mich selbst aus deinem Leben herausgeschrieben.

Vielleicht bemerkst du ja die Tränenflecken auf dem Papier.

Ja, ich habe es gelesen! Wieso auch nicht? Ich konnte die Ungewissheit nicht mehr ertragen. Ich musste wissen, wie du über mich denkst… deine wahren Gefühle, die du hinter vordergründiger Höflichkeit verbirgst.

Du hasst mich! Du hasst mich von ganzem Herzen und aus tiefster Seele! Eine lächerliche kleine Wichtigtuerin, mehr bin ich für dich nicht: unreif, hässlich und dumm, nur fähig, mich in Problemen zu wälzen, die ich mir selbst eingebrockt habe. Du hast ja auch gutes Recht dazu: Meine Freundschaft mit Matt kommt nicht voran, die Beziehung zu meiner Mutter artet in ständigen Streit aus, und auch die Schule macht mir trotz aller Nachhilfe immer noch Schwierigkeiten. Und als wäre all das nicht genug, kommst auch du noch zu mir und machst mir das Leben schwer, indem du mir die bittere Wahrheit zeigst.

Klar, zuerst hasste ich auch dich für das, was ich in jenem Moment für hinterhältigen Verrat hielt. Zuerst war mein Herz erfüllt von bitterer Enttäuschung und brennendem Schmerz. Ich war davon überzeugt, die Welt würde zusammenbrechen. All die wenigen freundlichen Worte, die ich aus deinem Mund hörte, schienen nur noch hohle Phrasen, geäußert, um der Welt ein falsches Gesicht zu zeigen.

Doch dann, als die Tränen am sauersten schmeckten, als pure Verzweiflung mein ganzes Wesen beherrschte, sah ich den letzten Eintrag. Folgende Worte sprangen mir ins Auge: „Es ist aus. Ich kann sie nicht mehr ertragen. Wenn ich nicht bald offen herauskomme, werde ich noch verrückt. Bestimmt werden sich auch die Anderen besser fühlen, wenn es vorbei ist. Taranee drängt mich sowieso schon seit langem, es endlich zu tun, für unser aller Wohl. Und sie hat Recht. Ich muss Will endlich sagen, was ich von ihr halte. Danach kann unsere ganze Freundschaft meinetwegen zum Teufel gehen…“

Ich verstummte. Meine Tränen verdampften in der Hitze meiner Wangen, die immer röter und röter wurden.

Ich begriff, wie sehr dich dieser Hass quälte. Nicht, weil du dich schämtest, nein, du littst unter der Freundlichkeit, die du mir zeigen musstest, weil wir doch beide Wächterinnen waren! Alles andere wäre dir egal gewesen, hättest du nur mein Gesicht nicht mehr länger ertragen müssen.

Da offenbarte sich mir die Wirklichkeit. Ich sollte dich nicht hassen, sondern bemitleiden für den Schmerz, den du durchstehen musstest… die Verantwortung, über mein Wohlbefinden zu entscheiden, muss gewaltig gewesen sein. Die Anderen hatten dieses falsche Spiel von dir verlangt, gegen deinen Willen.

Das Beste, was ich tun konnte, war, dich von deiner Bürde zu erlösen.

Ohne dich wäre ich wahrscheinlich nicht, wo ich jetzt bin, und dafür danke ich dir.

Ohne dich stände ich wahrscheinlich nicht auf dieser alten Eisenbahnbrücke, fest entschlossen, euch allen meine Existenz nicht länger aufzudrängen.

Wisst ihr noch, wie ihr einmal eine ebensolche Brücke vor der Zerstörung bewahrt habt?

Wir hatten damals unsere Kräfte verloren. Eine fleischfressende Pflanze zerfraß die starken Holzbalken, als wären sie aus Butter, und der Zug raste mit alarmierender Geschwindigkeit auf die Brücke zu.

In diesem Moment waren wir alle gleich hilflos. Ich hätte es genießen sollen, denn so etwas passierte danach niemals wieder.

Es ging vorbei. Ihr bekamt eure Kräfte zurück und rettetet den Zug, während ich umherflog und überflüssige Kommandos rief. Dabei kamt ihr doch hervorragend ohne mich zurecht! Ich war nur das buchstäbliche fünfte Rad am Wagen.

Und heute bin ich alleine hier. Ihr werdet mir nicht helfen können, selbst wenn ihr es wolltet.

Langsam gehe ich die knarrenden Holzbohlen entlang, die du mit den Kräften der Erde repariertest. Insgeheim hoffe ich, dass sie unter meinen Füßen zerbrechen. Dann kann ich wenigstens nicht mehr davonlaufen.

Denn ich habe Angst. Doch, unter meiner kalten, gefühllosen Schale schlummert doch immer noch die Angst!

Was würde passieren, wenn ich überlebe? Würden sie mich in eine Heilanstalt verfrachten?

Oh ja, das würden sie tun, und du würdest am Straßenrand stehen, wenn sie mich in eine Zwangsjacke stecken und in den luftdicht gepolsterten Frachtraum eines Krankenwagens schieben,… du würdest dastehen und einfach zuschauen, nicht mit Bedauern, nicht mit einem Lächeln, sondern mit grimmiger Genugtuung.

Meine Hilfeschreie würdest du gar nicht wahrnehmen, schlimmstenfalls bestärken sie dich nur noch in deiner Verachtung für mich.

Nein, besser ich gehe auf Nummer sicher! Mit meinem halb abgefrorenen rechten Fuß trete ich auf einem wurmstichig erscheinenden Brett herum. Ich bündele meine Angst, stoße immer wieder mit ganzer Kraft zu, wieder und wieder.

Doch es klappt nicht.

Ich versuche es erneut, diesmal mit meiner Faust.

Geht auch nicht!

Verdammt, wieso will es nicht brechen?

Ich packe die zwei Schienenstränge mit meinen Händen, lege mein ganzes Gewicht in die Füße und springe mit angewinkelten Beinen auf und ab.

Rührt sich nicht! Wackelt nicht mal! Dieses dreimal vermaledeite Holzteil!!!

Noch einmal versuche ich es voller Verzweiflung, diesmal mit meinem Kopf.

Soll er doch ruhig schmerzen! Soll er doch meinetwegen in Stücke zerspringen!

Nein, warte! Ruhig bleiben! Ganz ruhig bleiben! Öffne die Augen und schau genauer hin:

Das Brett ist gar nicht wurmstichig! Die Wurmlöcher sind nur Punkte, die vor meinen Augen flimmern!

Ich warte, bis mein Kopf wieder etwas klarer ist, dann setze ich mich auf die Gleise und denke nach, so gut es mein umnebelter Verstand zulässt.

Hör auf, dir selbst weh zu tun, Will, du Holzkopf! Deine Wut wird dich am Ende noch dazu bringen, aufzuspringen und nach Hause zu laufen!

Und das möchtest du nicht, nein, das darfst du nicht!

Es ist nicht viel, nur ein kleiner, zittriger Schritt in Richtung Unendlichkeit. Sogar eine ängstliche, kleine Trine wie du dürfte das schaffen! Vielleicht musst du den Schritt nicht einmal selbst tun. Eigentlich brauchst du dich nur hier auf den Schienen auszustrecken. Entweder, du erfrierst nach einer Weile… oder der Zug kommt und überquert die Brücke. Dann legst du den Kopf auf die Schiene und lässt es geschehen. Das Ergebnis ist dasselbe.

Ja, genau das werde ich tun! Springen ist zu unsicher. Bestimmt zerschmettere ich mir dabei nur die Knochen. Dann bin ich noch hilfloser und schwächer als zuvor.

Der Zug ist endgültig, und niemand kann ihn aufhalten, auch du nicht, Cornelia!

Dann ist es endlich vorbei...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Silver_Wolf
2009-02-02T22:07:05+00:00 02.02.2009 23:07
altaa......
das is hammer geschrieben O.O
und obwohl es eig. total traurig is und ich net auf sowas steh, kann ic hnet aufhören zulesen O.O
Von:  Miami
2008-07-04T18:13:37+00:00 04.07.2008 20:13
ich hoffe du schreibst bald weiter bin nämlich neugierig wie es weitergeht


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