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Skindeep

[Tseng/Cissnei] für LadyofDarkness77
von

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A/C: Ich komme momentan auf sehr seltsame Pairings - das hier hat sich in einem Rollenspiel ergeben, in einem ellenlangen Schreibflash gestern Nacht begleitet von Big Band Mucke ^.^
 

Pairing: Cissnei/Tseng

Rating: Hartes R

Autor: kabuki
 

Song ist von Frank Sinatra, und ich habe keinerlei Rechte an den verwendeten Lyrics whatsoever. Genauso wenig wie an den armen Turks, die ich so gerne quäle.
 

Skindeep
 

Warum waren sie eigentlich immer die letzten beiden, die das Büro verließen?
 

Licht fiel durch einen schmalen Türspalt auf den Flur. Aus Tsengs neuem Büro. Das Büro, dass er seit gestern sein eigen nannte.

Seit Verdot es offiziell gemacht hatte.

Seit gestern Nacht hatte der Alte einen Stellvertreter. Einen Nachfolger.
 

Cissnei seufzte, drehte auf dem Absatz herum und holte aus ihrem Büro eine Flasche Sake. Sie hatte den Alkohol eigentlich für eine andere Gelegenheit eingeplant.

"Hey, Zhì - du brauchst auch mal Schlaf." Grinsend streckte sie den Kopf durch die Tür.

Zhì war einfach der passende Spitzname für Tseng. Konnte es doch soviel bedeuten. Von Katze bis hin zu Kontrolle.

Aber auch Geisel oder angriffslustig. Eigentlich kam es nur auf die Schreibweise an.
 

Der Turk, der an seinem neuen Schreibtisch saß, drehte den Kopf und lächelte schwach. "Selbe gilt für dich. Was machst du noch hier?"

"Habe bis gerade das selbe gemacht wie du. Gearbeitet."

Vorgestern noch wäre sie niemals so in Tsengs private Kreise geplatzt. Vor weniger als 72 Stunden hatte sie noch geglaubt, das Tseng nur aus Arbeit, nur aus Jobs bestand.
 

Dann hatte sie ihn dabei erwischt, wie er seine wenigen Besitztümer in einem einzigen Karton packte. Jede Handbewegung ruhig, vorsichtig. Sachen, die sich in seinen Schubladen angesammelt hatten.

Er bekam einen eigenen Raum. Ein Büro, das nur ihm gehören würde. Der Luxus einer Beförderung.

Und Dinge wurden in den Karton gepackt - oder auch nicht.

Aus einer Schublade wurde eine Muschel aus Wutai gezogen, die sie ihm mitgebracht hatte,. Weil das Perlmut auf der Innenseite der Schale so hübsch funkelte.

Die Muschel landete im Papierkorb.

Genauso wie das Photo von der letzten Betriebsfeier. Rude, Reno, Tseng und eine Flasche Wodka. Und ein albernes Grinsen in die Kamera.
 

Als sie auf den Lichtschalter drückte, fuhr er zusammen. Nur kurz.

Wie er im Dunkeln wusste, was er zusammen packte, würde für Cissnei ein ewiges Rätsel bleiben.

Sie sah seine Silhouette in der Schwärze des Raums. Schmal, verletzlich.

Dann straften sich die Schultern wieder. Genau in dem Moment, in welchem die grellen Neonleuchten der Deckenfluter flackernd entflammten.

War er wieder der Tseng, den sie eigentlich hasste. Der überperfekte junge Mann, der jede Aufgabe mit einem Zucken der Achseln erledigte. Jede!
 

Cissnei, die immer noch im Türrahmen stand, räusperte sich trocken. "Der Punkt an dem ich dir gratulieren sollte, oder?"

Er drehte sich zu ihr um, die Mundwinkel verzogen sich zu einem müden Grinsen. "Solltest du?"

"Dir gehört so quasi das Department. Der jüngste Chef der Turks in der Geschichte der Turks."

Ihre ungelenke Formulierung ließ ihn zusammen fahren. Ihn, der so viel Wert auf akkurate Grammatik und Orthographie legte.

"Stellvertreter." Die einzige Korrektur.

Es waren nur wenige Schritte, die gemacht wurden, bevor sie direkt vor ihm stand. Ihr Atem streifte die ausgeprägten Wangenknochen entlang, roch würzig, ein Hauch von Alkohol in ihm. "Tseng, du bist so ein Idiot."

So ein perfekter, so akkurater Idiot, das er sich nicht auf eine Beziehung einlassen konnte. Weil die nicht in den Plan passte, weil sie ablenkte.
 

Er konnte nicht antworten.

Cissneis Lippen, die sich auf seine pressten, verhinderten es.

Finger, die hastig ein Hemd aufknöpften, eine Krawatte lösten.
 

Es war Sex um des Sex willen. Das Bedürfnis von beiden, Nähe zu spüren, die sie eigentlich von jemand ganz anderem haben wollten. Brauchten. Zwei Menschen, die an andere Menschen dachten, während sie sich fiebrig küssten, während Kleidung auf den Boden fiel.

Keiner von ihnen sprach ein Wort.
 

Erst als sie zusammen auf dem Boden des Büros saßen, dass sie sich bis heute geteilt hatten, jeder eine Zigarette zwischen den Fingern drehte, murmelte Cissnei leise: "Ich habe zwar rote Haare, Tseng. Aber ich bin nicht Reno."

"Und ich bin nicht Zack." antwortete Tseng ihr, den Blick auf den Rauch der Zigarette fixiert.

"Nein, bist du nicht. Du bist mein neuer Boss." Sie schob einen Arm um erschreckend schmale Schultern.

Die der Anzug so gut kaschieren konnte. Auch sie hatte gedacht, das er mehr auf die Waage bringen würde. Das er nicht so zierlich wäre.

Kraulte dann durch schwarze Haare. Und sie beide wussten, das sie auf der Suche nach etwas waren, das sie nicht kriegen konnten.

Die eine suchte einen SOLDIER, der nette, liebe Blumenmädchen bevorzugte.

Der andere einen Turk, den er durch die eigene Unfähigkeit eine Beziehung zu führen, in die Arme eines Vizepräsidenten getrieben hatte.

SOLDIER und Turk hatten die eindeutig besseren Deals gemacht, wenn man es aus der Distanz betrachtete...
 

Eine Nacht. Einmal das verzweifelte Hoffen auf Erfüllung. Eine Nacht, die alles verändern konnte.
 

Und seit der gestrigen Nacht hatte sich etwas zwischen ihnen verändert.

Cissnei sah Tseng nicht mehr als den humorlosen Workaholic.

Die Flasche Sake hoch haltend, schob sie sich in den Raum. "Und jetzt lenke ich dich ab. Mit dem teuersten Sake, den ich finden konnte. Wollte eigentlich mit Rude, Reno und den anderen die Gehaltserhöhung feiern, die ein gewisser Wutai Boy für uns durchgeboxt hat."

"Wutai Boy?" Tseng hob eine Augenbraue, aber um die Mundwinkel lag immer noch ein feines Grinsen.

Er hatte innerhalb von 24 Stunden ihren Lohn um 5% nach oben gedrückt. Ein Memo, höflich geschrieben, das auf die Inflation hinwies. Ein Memo, das in Nebensätzen erwähnte, dass es die Turks waren, die ShinRas Ruf sicherten.

"Sorry ... Boss." Cissneis Lachen echote von den kahlen Wänden zurück. In ihrer unbefangenen Art schob sie sich auf den Schreibtisch, kickte die Schuhe von den Füßen und platzierte die nackten Zehenspitzen auf der Armlehne des Stuhls. "Sieht genauso aus, wie dein altes Büro. Also deine Seite vom Büro. So leer. Ich schenke dir morgen wenigstens eine Zimmerpflanze."

Das als Antwort nur ein Schulterzucken kam, störte sie nicht. "Kann man das Zeug aus der Flasche trinken?"

"Sehr stilecht, Cissnei. Müsste aber gehen." Tseng zündete sich eine Zigarette an. "Hat mehr als 15 Umdrehungen."
 

Cissnei öffnete den Sake, ein breites Grinsen um ihre Lippen, hielt die Flasche hoch und erklärte laut: "Prost! Auf die Gehaltserhöhung, auf den neuen Bald-Boss. Auf uns beide Idioten, die das haben wollen, was sie nicht kriegen können." ehe sie einen großen Schluck trank.

"Zack mag Brünette - Zug abgefahren, Cis."

Sie streckte ihm die Zunge heraus. "Haben wir beide den selben Zug verpasst, Zhì."

Tseng nahm ihr die Flasche ab, trank ebenfalls einen großen Schluck.

"Ja, haben wir." Er war gelassener als am Abend zuvor, wirkte jetzt fast entspannt.

Cissnei musterte ihn mit schief gelegtem Kopf. Versuchte es einmal bei einer objektiven Beobachtung zu belassen. Ein überschlanker, zierlicher junger Mann, dem Anzüge unglaublich gut standen.

Der im Vergleich zu vielen anderen Männern, die sie kannte, weiche rabenschwarze Haare hatte, die nicht störrisch das taten was sie wollten.

Dunkel graue Augen, mit langen Wimpern.

Ein Mund, der unglaublich gut küssen konnte ... soviel zur Objektivität.

In einem anderen Universum, in einer anderen Zeit wären sie vielleicht das Traumpaar geworden.

Vielleicht auch in diesem.

Wäre da nicht das kalte Funkeln in den grauen Augen. Das Wissen, das Tseng keinerlei moralisches Empfinden mehr besaß.

Ihr Fuß rutschte von der Stuhllehne in seinen Schritt. Er hielt ihr nur die Flasche entgegen.

Sie trank und strich mit den Zehenspitzen über den Stoff, unter dem sie deutlich fühlte, das er auf ihre Berührung reagierte. "Wir sind beide bescheuert, oder?" fragte sie leise.

"Wir lassen es bei dem hier. Damit können wir beide leben, oder?" kam die Gegenfrage.

Noch ein großer Schluck. "Jau, können wir. Du bist nicht Zack."

"Und du nicht Reno." Erschreckende Ehrlichkeit. Sein Daumen strich über ihren nackten Fuß. Und in diesem Moment realisierte Cissnei, dass das Radio lief, ein Schnulzensänger gerade ein sehr seltsames Lied trällerte.
 

//I've got you under my skin

I've got you deep in the heart of me

So deep in my heart, that you're really a part of me

I've got you under my skin//
 

Sie hörte zu, während sich die Finger über den Fuss langsam höher schoben. Für Tseng der falsche Fuß. Für sie die falschen Finger.

Es spielte keine Rolle in diesem Moment. Diesem einzigen Moment. Sehnige Finger streichelten ihr Bein entlang. Fuhren unter den schweren Stoff der Hose.

Kevlar - hält am besten Schüsse ab ... Ein Gedanke, den Cissnei mit Tseng teilte. Der absolut nichts damit zu tun hatte, dass ihre Zehenspitzen fester über seinen Schritt glitten. Dass seine Hand sich so unter ihrer Hose verriete.

Tsengs graue Augen strichen über sie, ihr Gesicht, ihren Körper, musterten jeden Zentimeter.

72 Stunden zuvor hätte Cissnei ihn angefahren, dass er nicht so glotzen sollte.

Jetzt fragte sie sich nur, was er sah.
 

Beide tranken noch einen Schluck aus der Flasche. Und im Radio sang jemand:
 

//I've tried so not to give in

I've said to myself this affair never will go so well

But why should I try to resist, when baby will I know than well

That I've got you under my skin//
 

Lippen trafen sich plötzlich. Hungrige Küsse wurden ausgetauscht. Hände zerrten Jacken von den Schultern. Lösten Krawatten. Aus den Lautsprechern des Radios drang knackend:
 

//I'd sacrifice anything come what might

For the sake of having you near

In spite of a warning voice that comes in the night

And repeats, repeats in my ear//
 

Im Gegensatz zu vielen anderen verzweifelte Tseng nicht an dem BH-Verschluss.

Stoff raschelte.
 

Zack war größer, schoss es Cissnei durch den Kopf.

Reno war sehnig, nicht so weich wie die junge Frau, dachte Tseng.
 

Die ihn lachend daran erinnerte, das sie kein Mann war, das es gewisse anatomische Unterschiede gab.

Der Sake zeigte bereits Wirkung, das genuschelte "Entschuldigung." hätte andere einfach nur dahin schmelzen lassen. Sie beide waren allerdings auf ihre Art sehr resistent gegen jede Anfälle von klebriger Niedlichkeit.

Und beide waren geschickt, sich komplett aus ihrer Kleidung zu winden, während im Radio die letzten Noten geträllert wurden:
 

//Don't you know you fool, you never can win

Use your mentality, wake up to reality

But each time I do, just the thought of you

Makes me stop before I begin

cause I've got you under my skin//
 

Und dann überlegte Cissnei, ob man sich lieben konnte ohne sich zu lieben.

Tseng brachte sie dazu laut auf zu stöhnen. Seinen Namen zu keuchen.

Vollkommen befreit von der Frage, ob man am nächsten Tag zusammen frühstücken musste.

Sie wusste, das er wusste, das sie sich wünschte, dass es Zack wäre, der sie gerade durch Zungenspiel zum Höhepunkt brachte.

Sie wusste auch, das er wusste, dass sie wusste, das er lieber einen anderen Kerl hier hätte.

Einen anderen Rotschopf.

Was ihn nicht daran hinderte, sich langsam hoch zu ziehen. Sie auf seinen Schoss zu heben.

Und nur ein Turk konnte in diesem Moment einen Gedanken daran verschwenden, wie belastbar die ShinRa eigenen Büromöbel waren.
 

Als sie sich küssten, schmeckte sie sich selbst.

Und den bitteren Geschmack eines gemeinsamen Betrugs. An sich selbst. An denen, die sie liebten.

Lieben - so ein vollkommen überbewertetes Wort.
 

Und wieder saßen sie auf dem kalten Linoliumboden. Um sich herum verteilt Hemden, Krawatten, Blazer.

Der Sake wechselte von einer Hand in die andere. Leerte sich schnell.

Beide schwiegen, tranken und rauchten.

Cissnei dachte an einen SOLDIER.

Tseng beschloss nicht mehr an einen anderen Turk zu denken.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Noctifer
2008-06-18T12:40:34+00:00 18.06.2008 14:40
Cissnei kann ich gerade so garnicht einordnen *schäm* Ich glaube fast diese Story hast du nicht mit dem Elan geschrieben, wie deine Tseng/Reno-Storys, zumindest habe ich das Gefühl, dass ein wesentlicher Unterschied zu den anderen besteht. Dennoch ist die Geschichte sehr gut geworden. Du spielst gern mit den Gedanken um Einsamkeit, mit Frust und kalten Herzen.
Ja, ich mag deine Geschichten nur leider geht mir langsam der Stoff aus ;) *anstupps*
Von:  Skalli_Otori
2008-06-17T18:49:17+00:00 17.06.2008 20:49
Wow, ich bin beeindruckt von deiner Art zu schreiben. Sie hat sowas unkonventionell lockeres und ist denoch so bildgewaltig, das man der Handlung sprichwörtlich bildlich folgen kann. Ich war von Anfang bis Ende total fasziniert und finde es wunderbar wie du die beiden und ihre 'seltsame Beziehung' zueinander beschrieben hast. Wirklich klasse!
Von:  Imp
2008-06-16T13:31:45+00:00 16.06.2008 15:31
sehr schön geschrieben. Da bekommt man lust auf mehr XD
*wink*


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