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Mein Herz, meine Liebe, mein Leben...mein Stern

von

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Sterne sehen...

Wir lagen unter dem Dach, sahen aus dem großen Fenster in den schwarzen Nachthimmel, der mit Sternen besetzt war bis zum Rand. Sie schienen über zu laufen und vielleicht schon bald die Erde zu berühren. Wir lagen hier wie wir es immer taten. Kopf an Kopf. Die schwache alte Lampe flackerte wie eine Kerze im Wind. Und es schien nur eine Frage der Zeit zu sein, bis sie erlosch. Aber noch strahlte sie, leuchtete für uns in der Dunkelheit und verbreitete ihre sachte Wärme über das alte Pakett auf dem die Fleckchendecke lag.
 

Er lag neben mir und schwieg. Sagte einfach nichts. Und das war auch nicht nötig. Ich kannte diese Situation. Seid wir klein waren war es so gewesen. Hier auf dem Dachboden in seinem Elternhaus lagen wir oft Stunden lang, redeten über alles was uns bewegte oder schwiegen gemeinsam. Zu zweit schwieg es sich viel schöner.

Er war immer der gewesen, dem ich alles anvertraute. Mein Herz ausschüttete. Kleine und große Peinlichkeiten verriet. Bei ihm waren sie sicher. Ich wusste er würde sie bewahren.
 

Wir haben immer zusammen gehalten. Uns durch nichts nieder machen lassen. Hatte ich etwas angestellt, die Lieblingsvase meiner Mutter beim Spiel aus versehen zerbrochen, so hatte nicht ich es angestellt. Das waren wir. Und wenn er die Zeit vergessen hatte, zu spät nach Hause kam, dann hatte nicht er die Zeit vergessen. Wir hatten sie vergessen.

Ich hatte nie einen besseren Freund. Einen besseren Komplizen. Geheimnisträger. Spielkumpanen. Partner. Wie auch immer man es nennen wollte. Er war mein bester Freund. Und wir verbrachten jeden Tag zusammen. So weit es uns möglich war.
 

Wie hatten die Welt gemeinsam entdeckt. Nebeneinander die Schulbank gedrückt. Er war bei mir gewesen, als ich das erste Mal verliebt war. Ich war bei ihm gewesen, als er seine Liebe zum Basketball entdeckte. Vom Fangerles spielen auf der Kuhweide, über den ersten Pickel und den beginn der Highschool in einem heißen Spätsommer, hatten wir alles zusammen erlebt. Und mir war als würde es ewig so weiter gehen. Nichts würde sich verändern. Nichts sollte sich verändern. Ich wollte ewig hier liegen, die Sterne betrachten als wären sie heute völlig anders als sie es noch gestern waren. Und gleichzeitig gab mir diese stete Gleichheit ein Gefühl der Sicherheit, wie ich es im hektischen Wandel meines Zeitalters nirgends sonst spürte.
 

Ich weiß nicht ob er es genau so erlebte wie ich. Ich dachte es damals. Aber wenn ich heute darüber nachdenke ist es mir nicht mehr so klar. Eigentlich verschwimmt es in einer trüben Suppe von Gesprächsfetzen und Gesichtsausdrücken. Dinge die ich nicht einordnen konnte und es bis jetzt nicht kann. Dazu ist es zu lange her. Und ich war damals vielleicht zu gleichgültig oder zu sehr mit mir beschäftigt. Ich kreierte meine eigene kleine Wirklichkeit. Eine Wirklichkeit in der ich mich sicher fühlen konnte, die mir Halt gab und die niemals verblassen sollte. Und ich brauchte diese Wirklichkeit so sehr, dass ich es nicht zu ließ, dass er etwas anderes denken oder fühlen konnte, als das was ich von ihm erwartete.
 

Es klingt egoistisch. Vermutlich war es das auch. Aber das wollte ich damals nicht sehen.

Wie hieß es noch.....Am meisten fühlt man sich von der Wahrheit getroffen, die man sich selbst verheimlichen wollte. Wer hat das gesagt? Ich weiß es nicht mehr. Ich weiß auch nicht wo ich diesen Satz her habe. Nur, dass es der Ideale Satz wäre um diese Geschichte zu beginnen. Doch wie immer kommt mir dieser Gedanke zu spät. Bin ich zu langsam für mein Glück?
 

Ich war immer der Meinung er erkannte es sofort. Er war klug. Viel klüger als ich es je sein konnte. Darum hatte er auch wenig Freunde. Zumindest dachte ich immer es läge daran. Sie verstanden ihn einfach nicht. Mit so viel Intelligenz konnten die wenigsten umgehen. Mich störte es hingegen überhaupt nicht, dass er mir geistig überlegen war. Im Gegenteil. Ich fand es klasse. Er konnte mir bei den Hausaufgaben helfen, mir die Welt erklären die sich mir meist völlig entzog. Gott, ohne ihn wäre ich niemals durch all die Prüfungen gekommen. Nicht dass ich dumm wäre. Ich war nur manchmal etwas langsam. Dafür lag mir der Sport ebenso wie ihm. Da waren wir auf einer Wellenlänge. Immer schon gewesen. Nur früher bestand unsere Art von Sport aus wildem Rumtoben oder Fußball im Hof. Später war ich im Basketballteam.
 

Aber an diesem Abend an dem wir wie immer auf dem Dachboden lagen, unter uns quitschende Dielen und über uns die Sterne, war das nicht wichtig. Wichtig waren andere Dinge. Dinge von so banaler Wichtigkeit, dass mir nicht klar ist, wie wir überhaupt über sie reden konnten. Wo es doch so viel anderes gab, das wir hätten bereden sollen. Das wir kontinuierlich ignorierten. Unserer Freundschaft wegen. Zumindest glaube ich, dass wir uns das einredeten. Ich tat es wohl. Oder war ich wirklich so blind?
 

„Glaubst du, dass wenn man sie greifen könnte, auf ihnen spazieren gehen wann immer man will.....die Sterne ihre besondere Einzigartigkeit und Faszination verloren hätten?“, fragte er mich und stierte dabei nachdenklich in die gesprenkelte Dunkelheit. Ich erinnere mich noch genau an diese Frage, weil ich da zum ersten Mal begann über das nach zu denken was ich Nacht für Nacht als selbstverständlich gesehen hatte. Die Sterne. Vergänglicher Zauber? Irgendwann wäre es so weit, dachte ich nur. Ich malte mir aus wie die Forschung, die Wissenschaft immer größere Fortschritte machte und man bald auf jedem Gestirn spazieren ging, oder Golf spielte.
 

„Vermutlich.....“, hatte ich ihm geantwortet und er hatte den Kopf gedreht und mich angesehn. Mit diesem leeren, nachdenklichen Blick gemustert, den er immer dann hatte, wenn er im Gedanken ganz weit fort war. Wo war er? Bei den Sternen? So weit weg von mir?

Ich habe nie verstanden was in solchen Momenten in ihm vorging. Ich muss ihn nur angesehen haben wie eine Schwalbe wenn es blitzt. Und er hat leise gelacht. Ich höre es noch immer deutlich im Ohr. Dieses befreite, zutrauliche, innige Lachen.
 

„Welcher Stern ist deiner?“, wollte er mal wieder wissen. Er hatte mich das schon so oft gefragt. Nie wusste ich eine Antwort. Aber er gab nicht auf, schien die Hoffnung zu haben ich würde mir irgendwann einen aussuchen. Warum auch immer.

„Ich denke ich habe keinen.“, gab ich zurück um dieses Spiel endlich zu beenden. Er sah wieder zu den Sternen hinauf. „Jeder hat einen.“, flüsterte er verträumt.
 

„Ich nicht.“, war, was ich dazu zu sagen hatte. Ich weiß wirklich nicht mehr warum ich ihm nicht einfach den Gefallen tun konnte und mir einen aussuchen.

Aber er war mir nicht böse. Er schloss die Augen, diese dunklen grünen Katzenaugen, und lächelte.

„Dann teilen wir uns eben meinen.“

Und damit war es Ok. Es war in Ordnung. Wir hatten schließlich immer alles geteilt. Warum nicht auch einen Stern?
 

Ich weiß auch nicht mehr warum ich nicht wissen wollte welcher das war. Vielleicht waren Sterne doch nicht so wichtig für mich wie für ihn. Wobei......er war mir doch wichtig genug um schon alleine seinetwillen zu fragen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Baph
2009-06-29T19:36:48+00:00 29.06.2009 21:36
Oh, das macht ja echt neugierig... Klingt sehr romantisch ^^
Von:  Yanosuke
2008-09-04T13:37:41+00:00 04.09.2008 15:37
hi
Danke für dein Interesse an meinem WB.
Also ich fand den Epilog auch klasse. Er setzt echt zum Nachdenken an und man will unbedingt weiter lesen.
Bei mir ist das zumindest so das ich das Gefühl habe das da noch was trauriges kommt...
*neugierig ist*

lg suke
Von: abgemeldet
2008-06-12T18:32:39+00:00 12.06.2008 20:32
Wow *_*
Das erinnert mich doch sehr stark an Marie <3
Ich glaube, du findest langsam in einen Stil hinein, in dem du länger festhängen wirst *_* (was toll wäre, weil mir dieser Stil gefällt :3)
Tadamm übrigens ^^ Ich hab mir Zeit genommen, deine Geschichte (bzw den ersten Teil ^^) eingehend zu lesen und ich muss sagen: Ich bin beeindruckt :3
Mir gefällt, wie du mit den Zeiten in dieser Geschichte spielst. Außerdem mag ich es, dass du keine Namen nennst und die ich-Perspektive ist auch gut gelungen (das les ich normalerweise nicht so gern ^^')
Mir gefällt auch, dass du zwischen 'jetzt' und 'früher' hin und her springst ^^
Und ich finde, dass du bei so einer Kapitellänge unbedingt bleiben solltest *heftig nick*
Auf keinen Fall länger...
Das würde - so vermute ich - nicht so recht ins Konzept passen...
:3
Ich hoffe, du schreibst brav weiter... irgendwann ;)
hdl, Sue
Von:  Faie
2008-06-09T17:02:51+00:00 09.06.2008 19:02
*_________________*
Ich mag das ff!
Auch wenn ich es.. schon fast etwas traurig finde. Und es regt, oh wuder das ich das kann,*selbst patta* Zum nachdenken an.
Hast du gut gemacht.
*an luv*


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