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Das Glück macht „wuff“

Ein Hund als Kuppler
von

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Das Glück macht „wuff“

„Bello, komm wieder her!“, rief Peggy ihrem Hund zu, doch der rührte sich nicht. Der kleine Mischling drückte gerade seine Schnauze an der Schaufensterscheibe einer Fleischerei platt. Als Peggy ihn erreichte sah sie schon den Fleischermeister zur Tür gehen und ahnte Schlimmes. Als der Mann die Tür öffnete, entschuldigte sich Peggy schnell und erklärte, das sie nur einen Moment nicht aufgepasst hatte und er ihr entwischte als sie die Leine vom Handgelenk zog. Doch zu ihrer großen Überraschung lächelte der Mann und streckte die Hand nach Bello aus. Bello hüpfte und bellte ein leises aber Glückliches „wau“ zurück als der Mann seinen Kopf kraulte. Aus der anderen Hand gab der Fleischermeister Bello kleingemachte Stücke einer teuer und lecker aussehenden Wurst. „Aber, das kann ich doch nicht annehmen, und bezahlen auch nicht. Ich habe doch kein Geld dabei,“ sagte Peggy und sah erschrocken aus. Der Mann lächelte wieder und erklärte seine Reaktion und sein kleines Geschenk an den Hund. „Als ich ein kleiner Junge war, hatte ich einen Hund der genau so aussah wie deiner. Er hieß Jack und war total wild auf diese Wurst. Naja, und schau, dein Bello scheint den gleichen Geschmack zu haben. Sag mal, wohnst du in der Nähe?“ fragte er Peggy, die nur schüchtern nickte. „Dann versprich mir bitte etwas. Ja?“ Peggy hatte keine Ahnung was er meinen könnte und schaute den Mann unverhohlen distanziert an. „Ich verstehe. Keine Sorge, ich möchte nur, das du mit Bello bei mir anhältst, wenn du wieder mit ihm Gassi gehst. Dann bekommt er immer ein Stück Wurst und ich darf ihn kraulen. Ist das in Ordnung für dich?“ fragte er und schien hoffnungsfroh auf eine Antwort zu warten. Peggy wunderte sich etwas über den Mann, aber ein schlechtes Angebot ist das nicht. Denn diese Wurst könnte sie nie bezahlen und wenn sie Bello schmeckt, kann sie ihm diesen Freundschaftsdienst nicht ausschlagen. Sie willigte ein. Von da an machten sie jeden zweiten Tag halt bei dem netten Fleischermeister und hatten zu dritt riesigen Spaß.
 

Es stellte sich im Laufe der Wochen heraus, das Jack, der Hund des Mannes durch einen Autounfall ums Leben kam und er seither keinen Hund mehr haben wollte. Zu sehr hatte er Angst ihn wieder zu verlieren. Doch mit Bello war das etwas anderes. Bello war nicht sein Hund, sondern ein Gast in seinem Hause. Also etwas unverbindliches. Und so freute er sich immer, seinen Gast gehen zu sehen, denn er wusste, er würde zurückkommen. Gäste machen das immer so. Durch einen etwas unglücklichen beziehungsweise merkwürdigen Zufall lernte Peggy noch einen Jack kennen. Den Sohn des Fleischermeisters.

Peggy kam eines Tages ins Geschäft und Bello trappelte hinterdrein. Sie gingen meist schnell in einen kleinen Nebenraum, damit die anderen Kunden sich nicht daran stören konnten. Doch diesmal sah der Mann mit der weißen Schürze anders aus. Kleiner, und sein Haar war voller. Als sie sich auf den Stuhl setzte und Bello sich auf den Boden legte, drehte sich der Mann um. Und zu ihrer Überraschung stand ein Junge vor ihr, der sicher nicht viel älter war als sie selbst. „Wer bist du?“ fragte der Junge und sah Peggy etwas verwirrt an. Sie erklärte ihm in kurzen, verhaspelten Sätzen, das sie eigentlich dachte, sie würde wie immer den Meister persönlich antreffen. Der junge Mann lachte. „Achso, mein Vater ist heute nicht da. Er hat sich erkältet. Das mache heute alles ich. Ach übrigens, ich heiße Jack“, sagte er und hielt Peggy die Hand hin. Jack, der Name kam ihr bekannt vor. Doch ehe sie etwas sagen konnte, sagte er lachend „Ja, Jack, wie der Hund den mein Vater als Kind hatte. Und nein, ich bin nicht böse darauf. Es ist eher lustig. Naja, und wenn man genau hinsieht, haben wir die gleiche Fellfarbe, nicht wahr Bello?“ Peggy lachte. Scheinbar hatte Jacks Vater schon von ihnen gesprochen. Doch er hatte nie erwähnt das er einen Sohn hat. Vielleicht war es ihm zu peinlich, die Geschichte mit dem Namen preiszugeben.

Als Peggy an diesem Tag nach hause ging, war ihr komisch zumute. Sie hatte dem netten Mann nicht einmal Genesungswünsche mitgeschickt. Doch war sie mehr als zwei Stunden geblieben. Das war sonst nicht der Fall. Sie haben sich beide prächtig verstanden. Und irgendwie war ihr klar, das da mehr als nur Sympathie war. Vor allem bei Bello. Denn Jack hatte dem kleinen Hund mehr als nur ein kleines Stück gegeben. Bestechung zieht halt immer, dachte sich Peggy und lief lachend und summend zurück nach Hause.

Am nächsten Tag schon, plante sie wieder einen Spaziergang. Sie wollte unbedingt ein paar selbstgebackene Kekse zum kranken Meister und ein paar extra zu seinem Sohn bringen. So machte sie zwei Teller fertig - einen mit einem Spruchband mit der Aufschrift „Gute Besserung“ daran - und nahm Bello bei der Leine und ging los. Bello hüpfte schon aufgeregt zwei Straßen vor der Fleischerei. Er wusste, das es wieder zur leckeren Wurst ging. Peggy achtete aber nicht sonderlich auf ihn, was sie auch nicht musste. Denn Bello wusste, das er durch zielstrebiges Laufen am schnellsten zu seinem Leckerli kam. Und vor dem Laden angekommen wedelte er wie wild mit dem Schwanz. Peggy lächelte, machte die Tür auf und ging geradewegs zum Nebenraum. Da standen sie Beide. Jack und sein Vater. Etwas überrascht den Meister wohlauf zu sehen reichte sie beide Teller mit verschränkten Armen. „Der Große ist für sie, damit sie schnell wieder gesund werden. Aber das sind sie scheinbar schon,“ plapperte Peggy nervös und ließ fast den zweiten Teller vor Jack fallen. „Nein, bün isch nüsch,“ nuschelte der Vater und lächelte etwas gequält zurück. Dann sagte er noch schnell „Danke“ und verschwand in Richtung Hintertür, die - wie Peggy wusste - zum Wohnbereich der Familie führte.

„Entschuldige meinen Vater, aber er wollte nur schnell nach dem Rechten sehen. Er traut mir zwar viel zu, aber das hier ist sein Lebenswerk, du verstehst?“ Peggy nickte, den Teller mit den Keksen fest umklammert. „Oh, die hier sind für dich,“ sagte sie verlegen und stellte den Teller auf dem Tisch ab. Nach einer Weile fanden beide ihre Stimme wieder und es war, als wäre nichts gewesen. Sie unterhielten sich stundenlang.
 

Einige Wochen später, Peggy war nun schon fast drei Monate lang im zwei Tage Rhythmus bei Jack und seinem Vater zu Gast, da lernte sie endlich auch die Frau des Hauses kennen. Sie war eine ruhige und nett wirkende Frau, die scheinbar eher zurückhaltend und einsam lebte. Etwas farblos aber immer nett zu allen Kunden im Laden. Als sie Peggy erblickte sah sie etwas erschrocken aus. „Kindchen, meine Güte, du siehst genau so aus, wie es Jack und mein Mann beschrieben haben!“ Sie schien ernsthaft erschreckt und achtungsvoll zu ihren Jungs herüber zu schauen. „Also Mama, nun verrat doch nicht, das wir ständig über sie reden. Sie muss doch schlecht von uns denken,“ schloss Jack und sah etwas gehetzt aus. „Du wirst doch nicht rot werden, mein Junge!“ lachte der Vater und gab seinem Sohn einen Stups an die Schulter. „Du musst wissen, das er nicht aufhört wenn er über dich redet. Er lobt dich, wo er nur kann. Und hübsch findet er dich auch,“ lachte Jacks Mutter leise. „Mama!“ schrie Jack und lief purpurrot an. Peggy lachte, dann sah sie verlegen auf den Boden. Jacks Vater holte indes den Leckerbissen für Bello und verzog sich dann mit seiner Frau hinter die Theke der Fleischerei. Jack stand etwas hilflos da und traute sich, genau wie Peggy, nicht den Kopf zu heben. Nach einigen langen Sekunden der Stille begann Jack zu reden. Leise und zittrig. „Ähm, du … sag mal … würdest du vielleicht … ich mein, nur wenn du willst … ähm … mit mir … naja … mal was unternehmen?“ Jack schien erleichtert, das er den Satz beendet hatte und atmete tief durch. „Ja!“ sagte Peggy sehr laut und zuckte zusammen, als sie merkte wie laut sie es gesagt hatte. Jack wirkte erschrocken und sah sie an. Er hatte mit mehr Bedenkzeit und einer Abfuhr gerechnet. „Wirklich?“ fragte er schüchtern und Peggy nickte ihm lächelnd zu.

Am nächsten Wochenende holte Jack Peggy zu Hause ab. Ohne Peggy zu erzählen was er vorhatte, nahm er Bello mit ins Auto und fuhr los. Nahe einer Wiese am Stadtrand hielt er an. „Aussteigen bitte,“ lachte er und Bello sprang aus dem Auto, Peggy hinterher. Jack öffnete den Kofferraum und holte einen Picknickkorb und eine Decke heraus. Zusammen breiteten sie sie aus und setzten sich. Als Jack den Korb öffnete bellte Bello los und wedelte wie wild mit dem Schwanz. „Er riecht sein Leckerli!“ lachte Jack laut auf und holte ein in Silberfolie gepacktes Stück Wurst aus dem Korb. „Jaja, Bello, der Feinschmecker zuerst. Hab schon verstanden. Bitte sehr der Herr. Naja, schon komisch. Wenn ich ihn ansehe muss ich an den kleinen Jack denken. Und dann noch die gleiche Haarfarbe. Gott sei Dank hat mein Vater nie von mir verlangt Stöckchen zu holen oder im Körbchen zu schlafen,“ lachte Jack und sah Peggy amüsiert an. Sie schien sich das gerade bildlich vorzustellen. „Du nimmst das mit Humor, damit hilfst du deinem Vater ungemein. Er hat mir einmal anvertraut das er es im Nachhinein etwas bereut. Wobei ich denke, das er dich einfach genauso innig liebt, wie seinen Hund damals als Kind.“ Peggy sah gedankenversunken in den Himmel. Es dämmerte und einzelne Sterne tauchten aus dem Nichts auf. Sie ließ sich in die Decke sinken und sah nun den ganzen Himmel über sich. Als sie die Augen schloss und dem Wind lauschte, kam Jack ihr näher und stoppte - fast Nase an Nase - vor ihrem Gesicht. Über ihr kauernd nahm er all seinen Mut zusammen und flüsterte ihr „Ich liebe Dich!“ entgegen. Peggy machte ihre Augen nicht auf. Sie wusste, oder hoffte, das er sie küssen würde. Und diesen Moment wollte sie genießen. Er senkte seinen Kopf noch ein Stück und legte seine Lippen sanft auf die ihren. Sacht, zaghaft und unschuldig süß war der erste Kuss.
 

Und neben ihnen saß ein kleiner Hund und machte leise „wuff“, als ob er zustimmen würde.



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