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Unexpected Visits

von

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Graveyard

Titel: Unexpected Visits – Graveyards

Fandom: Fullmetal Alchemist

Pairing: Roy/Winry

Kommentar: Der zweite Teil meiner kleinen One-Shot-Reihe zu diesem Pairing – nachdem man mich den ersten hat überleben lassen, denke ich, ich kann euch das nächste zumuten
 

„Graveyards“ spielt zwischen TV-Serie und Movie, ca. ein halbes Jahr nach Ende der Serie.
 

Disclaimer: Fullmetal Alchemist gehört Hiromu Arakawa-sensei und Studio BONES, ich verdiene nix, will auch nix verdienen(obwohl…) – aber wer spenden will, gerne.
 

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Unexpected Visits – Graveyards
 

Al war selten in Resembool, genau wie früher; manche Dinge änderten sich wohl nie, Alchemie hin, Stein der Weisen her und Tore welcher Art auch immer hatten da auch keinen Einfluss darauf. Einen Elric hielt es wohl nie an einem Ort, nicht, so lang er etwas hatte, dem er nachjagen konnte.

Und so fand Winry sich wieder allein im Dorf, in ihrem Haus, ihrer Werkstatt, nur selten sahen er und Izumi vorbei, dann waren sie auch schon wieder fort.

Im Grunde war es nichts anderes als früher. Sie wartete.

Und während sie wartete, gewöhnte sie sich daran, wieder täglich auf den Friedhof zu gehen, anders als früher, wo sie vielleicht zwei, drei Mal die Woche an die Gräber ihrer Eltern gegangen war. Da hatte sie das Gefühl gehabt, mit der Tatsache abgeschlossen zu haben. Ihre Eltern waren ihr entrissen worden, als sie sechs Jahre alt gewesen war, bald sieben. Sie hatte viele Jahre Zeit gehabt, dass sich diese Wunde schloss und vernarbte.

Es war gut gewesen, sie war innerlich verheilt. Sie hatte sich damit abgefunden und dann, als es so weit gewesen war, hatte sie beschlossen, alles zu tun, um nicht noch einmal zwei geliebte Menschen zu verlieren. Dieses Mal hatte sie etwas tun können und sie hatte es getan. Sie hatte ihr Möglichstes getan und vielleicht – so redete sie sich ein – waren es ja ihre Automails, die Edward so lange am Leben erhalten hatten. Und vielleicht hätten auch die besten Automails der Welt nicht verhindern können, was passiert war – was auch immer passiert war. Al konnte sich nicht erinnern und dieses Mädchen, Rose, schwieg sich aus. Aber Ed hatte sich für seinen Bruder eingetauscht, das stand fest. Mit Automails hätte man da nichts ändern können.

Irgendwann, nach Monaten, hatte Winry aufgehört, darüber nachzudenken, es änderte ja doch nichts. Ed würde von ihren Grübeleien nicht wieder auftauchen und da sie weder das Interesse noch das Talent zur Alchemie aufwies, blieb ihr nichts anderes, als zu hoffen, dass es Al war, der ihn eines Tages fand – und wenn schon nicht das, so doch wenigstens, dass er selbst auf sich aufpasste und gesund blieb.

Mehr lag nun einmal nicht in ihrer Macht, aber wenigstens wusste sie, dass das bisschen, was sie tat, genug war.

Also konnte sie wieder zum Friedhof gehen, im Versuch, sich um ihre eigenen Wunden zu kümmern, die eigentlich schon vor langer Zeit hätten vernarbt sein sollen.

Sie begannen, wieder zu heilen.

Der Hass, der im Grunde nie wirklich da gewesen war, seit sie wusste, auf wen sie ihn hätte richten müssen, verrauchte langsam, ganz langsam.

Der Schmerz von wieder aufgerissenen Wunden ließ langsam nach.

Winry war damals von ihren sechzehn Jahren wieder auf sechs zurück katapultiert worden und jetzt, langsam, fand sie den Weg zurück, wurde langsam wieder zu der Siebzehnjährigen, die sie jetzt eigentlich war.

Langsam.

Vielleicht wäre es schneller gegangen, wenn sie die Möglichkeit gehabt hätte, zu hassen. Leider hatte sie diese Option nicht. Sie hatte es weiß Gott versucht.

Aber es ging nicht, also war das einzige, was sie hatte, die Möglichkeit, zum Friedhof zu gehen.

An diesem einen Tag war es sehr warm, fast schon heiß, dafür, dass es schon Spätsommer war.

Al hatte sie das letzte Mal vor Wochen bei ihr vorbeigeschaut, ehe er wieder mit Izumi verschwunden war und sie würde ihn wohl erst in ein, zwei Monaten wieder zu Gesicht bekommen.

Sie hatte Zeit, zum Friedhof zu gehen.

Schon von weitem sah sie eine Gestalt, groß und dunkel hob sie sich gegen den strahlend blauen Himmel ab.

Beim näher Kommen erkannte sie, dass die Gestalt selbst blau war, ein dunkles Marineblau, von dem sich die dichten, schwarzen Haare abhoben.

„Hätte nicht gedacht, sie hier zu sehen“, meinte sie.

Roy Mustang drehte sich zu ihr um und sie überlegte, dass sie sich wohl nie an den Anblick der Augenklappe gewöhnen würde, auch wenn sie ihm auf merkwürdige Art und Weise stand.

Sie schämte sich des Gedanken, kaum dass sie ihn gedacht hatte. So sollte sie nicht denken, nicht über diese Augenklappe, nicht über diesen Mann und vor allem nicht an diesem Ort.

Roy sah sie aus seinem einen Auge heraus sehr müde an. „Oh. Guten Tag.“ Er schien nicht im Mindesten überrascht, sie zu sehen. Warum auch… aber er war auch nicht verlegen.

Winry trat wortlos neben ihn und tauschte stumm den Blumenstrauß vom Vortag in der Vase gegen einen frischen aus. Ihr fielen die Blumen in Roys Händen auf. Weiße Lilien. Typische Friedhofsblumen. Wie originell.

„Darf ich?“, fragte sie trotzdem

„Oh… ja.“ Er reichte ihr den Strauß und nahm ihr den alten ab. Ein Garten- und Wiesenstrauß, wie der frische in der Vase. Mit dem Unterschied, dass der in der Vase noch nicht von der Sommerhitze gedörrt war.

Winry machte sich daran, Roys Lilien einigermaßen harmonisch einzufügen. „Was machen sie hier?“, fragte sie und hoffte, nicht allzu unfreundlich zu klingen.

„Hm…“, machte Roy matt. „Grabbesuche.“

„Es ist ungewöhnlich, bei Gräbern vorbeizuschauen, die man selbst verschuldet hat“, bemerkte Winry und schon im nächsten Moment hätte sie sich erstaunlicherweise am liebsten selbst geohrfeigt, als sie sah, wie Roys Miene flackerte.

Er fasste sich jedoch schon wieder. „Genau deshalb bin ich ja hier… weil ich schuld bin.“

Winry sah betreten zu Boden. „Tut mir Leid… ich hätte das nicht sagen sollen.“

„Sie haben mehr als jeder andere das gute Recht dazu, Miss.“

Sie biss sich einen Moment lang auf die Lippen. „Ich hab ihnen schon mal gesagt, dass ich Winry heiße.“

Nun war es an Roy, sich auf die Lippen zu beißen und sie schwiegen sich eine ganze Weile an.

„Wenn sie Al sehen wollen“, setzte Winry schließlich an, „Den finden sie wieder in Dublith…“

„Ja, er hat sich letztens bei mir gemeldet und mich gewarnt, dort vorbeizuschauen“ In Roys Stimme klang etwas wie Galgenhumor mit. „Seine Lehrmeisterin mag wohl keine Staatsalchemisten?“

„Allerdings… Ed kann ein Lied von singen“, sagte Winry leise.

Wieder Schweigen.

Winry sah starr auf das Grab ihrer Mutter. „Sagen sie was.“

Roy schwieg und sie fühlte seltsamerweise Wut in sich aufsteigen. „Sag was!“

„Ich kann nichts sagen“, murmelte Roy.

Sie sah ihn an und er wich ihrem Blick aus.

„Hast du etwa Angst vor mir, Soldat?!“

Jetzt sah er sie doch an, einen Moment lang starrten sie sich in die Augen.

Dann sagte er: „Vor Frauen habe ich immer Angst.“

Wieder Schweigen.

„Warum bist du hier?“

Roy wunderte es nicht einmal, dass sie ihn mit einem Mal duzte. „Ich…“ Er stockte, doch dann entschied er, dass er Winry gegenüber ruhig ehrlich sein konnte. „Ich gehe in den Norden. In die Briggs-Berge, nahe der Grenze zu Drachma.“

Er wunderte sich, dass sie ihn so schockiert ansah und noch mehr wunderte er sich, dass er hinzufügte: „Ich habe mich degradieren lassen.“

„Kein Oberst mehr?“ Sie klang skeptisch.

„Nur noch ein einfacher Soldat.“

Sie nickte langsam. „Nun… sie sind nicht im Norden.“

„Ich wollte vorher noch hier her.“

Sie hob den Blick zu ihm.

Und dann gab er zu: „Ich weiß, es klingt makaber… aber ich verdanke ihnen sehr viel.“

Es dauerte eine Weile, ehe sie sagte: „Schauen sie mal vorbei, wenn Baumblüte ist. Im Frühjahr…“ Sie schaffte ein Lächeln, ihre sanften, rosigen Lippen schwangen leicht nach oben. Sie schaffte es tatsächlich, ihn anzulächeln.

Mit einem Mal fiel es ihm sehr schwer, den Blick auf ihr Gesicht als Ganzes konzentriert zu halten, zu sehr wollte er sich nur auf ihre Lippen konzentrieren.

„Ich weiß nicht, ob man mich ließe.“, sagte er nur.

Sie schwiegen wieder.

„Briggs also“, sagte Winry dann.

„Ja.“ Am liebsten hätte er sie gebeten, doch einmal bei ihm vorbeizuschauen, sich zu melden, irgendetwas…

Er verkniff es sich.

Sie schleuderte ihm nicht mehr ihren ganzen Hass entgegen, das war mehr, als er je hatte hoffen dürfen. Besser, er verschwand aus ihrem Leben, ehe er ihr noch mehr Schaden zufügte – und ehe er sich noch mehr Gedanken über sie machte, als er es ohnehin schon tat.

Er konzentrierte sich auf ihre Augen, die ihn merkwürdig hart und unnachgiebig anblickten. „Sie rennen jetzt also weg?“

Jetzt sprach sie wieder vollkommen förmlich.

„Gewissermaßen.“

„Vor was? So weit ich weiß, haben sie doch gar nichts zu befürchten.“

„Hm… vor allem vor dem, was ich angerichtet habe. Was meine Schuld ist…“

Er sah, wie Winry die Hand hob und einen Moment lang fürchtete er, sie wollte ihn schlagen.

Sie legte nur wieder die Hand auf seine Wange, wie damals, im Krankenhaus, ihre Finger glitten über den Stoff der Augenklappe. „Ist das hier denn nicht genug?“

Er riss sich zusammen, um nicht der Versuchung nachzugeben. „Ich weiß es nicht… sagst du denn, dass es genug ist?“

Ihre Hand strich ein letztes Mal über seine Wange, ehe sie sagte: „Das kann ich ihnen nicht sagen… ich kann nur niemanden hassen, der sich selbst so sehr quält.“

Nicht-Hassen ist kein Verzeihen, dachte er und wiederholte die Worte in seinem Kopf, um sie sich einzuprägen.

Sie wandte sich zum Gehen.

„Du fragst gar nicht nach.“

„Tja…“

„Ich weiß, dass du es wissen willst.“

Sie hatte ihm immer noch den Rücken zugewandt. „Heute nicht. Es ist nicht der Tag dafür.“

Und dann ging sie wieder ein paar Schritte, ehe Roy, getrieben von einer albernen, wahnwitzigen Hoffnung sagte: „Hast du irgendwann einmal vor, in den Norden zu gehen?“

Winry gab keine Antwort, als sie ging und er ließ in genau diesem Moment jede Hoffnung fahren, einmal beichten zu dürfen.

Sein Blick fiel auf das Grab von Sara Rockbell. Dann auf das ihres Mannes.

William Rockbell.

„Selbst, wenn sie ihrer Mutter nicht so ähnlich sehen würde“, murmelte er matt, „Verwechslung wäre wohl unmöglich.“ Es musste hier etwas in der Luft liegen, ganz sicher. Irgendetwas musste doch die Menschen aus Resembool zu dem machen, was sie waren.
 

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Der zweite meiner hübschen, kleinen Oneshots…

Ich liebe Kammerspiele, wie man mal wieder feststellt, was?
 

Pod-Version gibt es hier: http://www.megaupload.com/?d=JFVUNYMY



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