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Wie eine Kirschblüte im Wind

Eine Fantasy Geschichte in einer asiatisch angehauchten Welt...
von

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~Wenn der Wind flüstert~

Sehr langsam und bedächtig schritt die alte Priesterin die breiten Stufen zum Tempel empor. Der Weg hierher hatte sie sichtlich angestrengt. Sie hatte, wie so oft den kleinen, halb zerfallenen Schrein besucht, um Antworten zu erhalten.

Als sie die letzte Stufe erklommen hatte, musste eine der Tempelwächterinnen sie stützen, damit ihr, von den vielen Jahren ihres Lebens geschwächter Körper nicht in sich zusammensackte.

Die junge Wächterin musterte sie besorgt, als sie sie zu ihren Räumen führte:

„Hakari-sama, ihr solltet euch ausruhen. Ich werde nach einer Heilerin schicken lassen.“

Doch die alte Priesterin schüttelte nur den Kopf: „Ich bin wohlauf. Bitte lasst mich für eine Weile in Ruhe.“ Die jüngere Frau nickte widerwillig, da sie den Anweisungen der Hohepriesterin Folge zu leisten hatte.

Hakari betrat ein schlichtes, kaum möbliertes Zimmer und schob die Tür hinter sich zu, nachdem sie ihre Strohsandalen abgelegt hatte.

Erschöpft ließ sie sich auf eines der Sitzkissen fallen. Nun war also die Zeit gekommen. Der Wind hatte in letzter Zeit seltsame Dinge geflüstert und Hakari hatte geahnt, dass es bald soweit sein würde. Sie seufzte. Obwohl sie schon seit vielen Jahren die nötigsten Vorbereitungen getroffen hatte und obwohl sie genau gewusst hatte, dass es irgendwann geschehen würde, traf es sie nun aus heiterem Himmel und es erstaunte sie, dass es sie so mitnahm. Sie hatte in ihren langen Jahren so vieles gesehen und erlebt, dennoch erschien es ihr, als legte sich eine bleierne Kette um ihr Herz.

Hakari erhob sich schwerfällig und schleppte sich mühsam zur Tür.

Die junge Wächterin hatte dort auf sie gewartet und half ihr in die Sandalen zu schlüpfen.

„Es ist soweit Minaro-san. Die Zeit des Aufbruchs hat sich angekündigt.“

Die junge Frau musterte die Hohepriesterin mit einer Mischung aus Neugier und Ernst, nickte dann schweigend und führte die alte Frau zum Schrein des Tempels.

Der Schrein befand sich am Ende des langen Parks und der sorgfältig gepflasterte Weg, der sich gradlinig durch die natürliche Idylle zog, führte zu ihm. Er war gesäumt von etlichen Kirschbäumen, welche sich zurzeit in ihrer herrlichsten Blüte befanden. Immer wenn der angenehme, kühle Wind durch die Äste streifte, segelten ein paar rosafarbene Blüten sanft zu Boden.

Der Schrein befand sich inmitten einer klaren Quelle, die den Bergen rings um den Tempel entsprang und war nur durch eine kleine, zerbrechlich wirkende Brücke mit dem Rest der Gartenanlage verbunden.

Hakari kniete sich an den Rand der Quelle und sah ihrem Spiegelbild entgegen.

Minaro blieb hinter ihr stehen und wartete geduldig auf die Hohepriesterin, als diese jedoch keine Anstalten machte sich zu regen, konnte die junge Tempelwächterin nicht länger an sich halten: „Hakari-sama, können wir denn nichts tun?“

Die ältere Frau drehte sich nicht um als sie ihrem Schützling antwortete: „Hör mir gut zu Minaro-san. Es gibt eine Zeit im Leben, in der wir lernen müssen auf uns selbst zu vertrauen und unserem eigenen Weg zu folgen, ganz gleich wie andere darauf reagieren. Wir müssen lernen Entscheidungen aus uns heraus zu treffen, damit wir letztlich zu uns selber finden.“

Ein unergründliches Lächeln zierte das Gesicht der Hohepriesterin.

Sie ließ etwas in die Quelle fallen, sodass ihr Spiegelbild sich abrupt in ein Gemisch aus Farben verwandelte

und das Wasser kreisförmige Wellen warf, die von innen nach außen immer größer wurden.

Die Zeit des Aufbruchs hatte sich angekündigt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Enyxis
2009-04-11T17:34:56+00:00 11.04.2009 19:34
Der Prolog is klasse =)
Is dir super gelungen
les sorft das nächste ^^


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