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One Piece - Der Weg zum Piratenkönig

Eine eigene One Piece Geschichte
von

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Nina’s Entscheidung

Entsetzt blickte Nina zu dem leblos wirkenden Kinderkörper. Kaum hatte der Knabe mit letzter Kraft seine Worte gesprochen, war er auch schon an der Türschwelle zusammengebrochen.

Doch ehe sie zu ihm rennen konnte, wurde der Junge bereits von Tyke behutsam hochgehoben und auf eine Sitzbank gelegt. Anschließend bekam er den ersten Gang des Menüs, welches für Tyke und Aisuru gedacht und vom Chefkoch inzwischen zubereitet worden war, vorsichtig, Löffel für Löffel in den Mund geschoben.

Zwar blickte der blauhaarige Navigator unter Tränen zu den schönen Speisen, dennoch wusste er dass der Junge sie in diesem Moment einfach dringender brauchte.

„Lass das! Er erstickt sonst noch!,“ brüllte Nina aufgebracht – nachdem sie endlich ihre Starre der Verwunderung überwunden hatte – und wollte Tyke von dem Jungen wegzerren.

Doch der Rotschopf stemmte sich gegen sie und bewegte den Kiefer des Burschen, da dieser das Essen nicht alleine kauen konnte. Als die Masse zu einem leicht schluckbaren Brei zerkaut war, erhob Tyke den Oberkörper des Jungen ein wenig und strich mit der Hand immer wieder dessen Kehle entlang. Auf diese Weise gelangte das Essen letztendlich in den Mangen des Jungen. Erst dann ließ er von dem Knaben ab, legte ihn wieder behutsam hin und wand sich an Nina.

„Willst du, dass der Junge stirbt? Dann halt mich das nächste Mal früher auf und auch effektiver. Vielleicht mit einem Schlag in den Nacken oder einen Tritt gegen den Kopf?!“

Die Köchin zuckte zusammen. Sie war überrascht wie dieser Pirat mit ihr umging. Was erlaubte er sich überhaupt? Er als Verbrecher, ein Mitglied der Marine nieder zu machen.

„Tyke es reicht,“ versuchte Aisuru es.

„Nein, tut es nicht! Sie war unfähig zu handeln und als sie dazu fähig war, hat sie die falschen Entscheidungen getroffen und damit das Leben eines unschuldigen Jungen gefährdet. Allein durch Sorgen kann man keine Leben retten! Man muss handeln. Vor allem muss man richtig handeln. Die Lage erkennen, entscheiden und dann die Entscheidungen auch in die Tat umsetzen. Der Junge brach zusammen, weil er ausgehungert war. Er war geschwächt. Ich habe ihm etwas zu essen gegeben. Ihm geholfen zu kauen und zu schlucken. Sie hatte Angst dass er erstickt und dafür wäre er verhungert. Du bist eine miese Köchin wenn du nicht einmal erkennst, wenn jemand vor deinen Augen hungert!,“ brüllte Tyke und Nina konnte einen unbändigen Zorn in seinen Augen erkennen.

Es war nicht Wut darüber, dass sie falsch gehandelt hatte.

Es war nicht Wut darüber, dass sie ihm nichts zu essen hatte machen wollen.

Es war die Wut darüber, dass sie als Köchin versagt hatte.

Aber wieso war er wütend, wenn sie versagte? Er kannte sie doch nicht. Sie musste doch auf sich selbst sauer sein und nicht ein daher gelaufener Pirat.

Ohne ein weiteres Wort zu sagen, wandte er sich von ihr ab und sah besorgt zu dem Straßenkind. Auch der Chefkoch und der blauhaarige Begleiter des Piraten schenkten ihre volle Aufmerksamkeit dem dürren Knaben. Für sie war damit die Situation beendet.

Nicht aber für die Marineköchin. Nina, die bereits seit geraumer Zeit aufgehört hatte an den Kleidern des Piratenkapitäns zu reißen, schämte sich für ihr Verhalten. Sie hatte die Aufgabe den Menschen zu helfen, indem sie ihnen Speisen zubereiteten und zu servieren. Galt der Hungertod, nicht als einer der Qualvollsten und Schlimmsten Tode?

Ein Pirat…

Ein Verbrecher… hatte ihre Aufgabe erledigt.

Plötzlich riss der Junge seine Augen auf – die regelrecht zu strahlen schienen – und schrie so laut er konnte: „Das ist tooootal lecker! Ich will mehr davon!“

Erleichterung machte sich unter den Anwesenden breit, als es dem zerlumpten Knirps wieder besser zu gehen schien. Und sowohl Tyke, als auch der Chefkoch mussten Grinsen. Was ein Teller voll Essen, doch so alles bewirkte.

„Einmal das Spezialmenü, kommt sofort,“ meinte der Chefkoch lachend und machte sich augenblicklich daran, weitere Portionen für seinen kleinen Gast zu kochen.

Noch während er sich in die Küche begab, ergriff Nina das Wort: „Pepe, was ist los? Was ist mit dem Fort?“

Sie hatte nicht die Worte vergessen, mit denen er das Restaurant des Chefkochs betreten hatte. Und sie wollte auch nicht unnötige, beziehungsweise kostbare Zeit verlieren. Sie wollte nicht noch einmal falsch handeln.

Nur ihren Fehler wieder gut machen.

„Einige Soldaten von der Marine sind bei uns im Fort aufgetaucht. Sie haben den Schutzwall eingeschlagen und uns attackiert. Die älteren Kinder haben uns beschützen wollen, damit wir wegrennen konnten. Ich glaube… sie sind…,“ begann er mit weinerlichen Stimme zu erzählen, doch sein Erzählfluss wurde immer wieder von einem bitterlichen Schluchzen unterbrochen. Solange bis er einfach nicht mehr in der Lage war weiter zu sprechen.

Die grausigen Erlebnisse waren noch zu frisch und zu tief verwurzelt, in dem Gedächtnis des ärmlichen und ausgelaugten Waisenkindes. Welches Leid sie doch schon in so jungen Jahren durchleben mussten.

„Sssssscht, ganz ruhig. Es ist schon gut. Jetzt bist du ja in Sicherheit. Hier wird dir nichts geschehen. Aber sag, wie geht es Allen? Ist er geflohen? Oder hat auch er sich den Angreifern in den Weg gestellt.“

„Er ist mit uns geflohen, da er zu schwach zum Kämpfen war. Er hat mich auch zu dir geschickt. Ich sollte dir Bescheid geben. Dir von dem Angriff der Marine erzählen. Er meinte du würdest dich darum kümmern.“

„Weißt du wo er im Moment ist?“

„Ja, aber er hat mir verboten dich dahin zu bringen. Er hat Angst, dass die Marine dich verfolgt und auch unser zweites Versteck angreift.“

„Er hat Recht,“ meinte sie mit Tränen in den Augen und biss sich von Trauer erfüllt auf die Lippe, „Es ist besser so. Chefkoch, kümmere dich bitte um Pepe.“

Schnellen Schrittes verschwand Nina in der Küche, kam jedoch nach wenigen Minuten wieder heraus.

„Was hast du vor?,“ fragte der Chefkoch, der inzwischen fertig war mit der Zubereitung seines kulinarischen Wunderheilmittels, und reichte Pepe eine weitere Schale seines Spezialmenüs, welches sogar im ganzen West Blue bekannt war.

„Ich stelle Kapitän Nelson zur Rechenschaft. Er hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Nun wird er mich kennen lernen, dieser Mistkerl.“

„Nina, das ist zu gefährlich. Auch wenn du sehr stark bist, alleine hast du keine Chance, gegen die ganze Basis.“

„Das ist egal! Ich meine es waren Kinder! Verstehst du? Kinder!,“ schrie sie ihren Mentor unter Tränen an und fuchtelte aufgebracht mit den Armen vor ihm herum. Sie war scheinbar nicht mehr Herrin ihrer Sinne und handelte nur noch auf emotionaler Basis, „Sie hatten keine Chance. Konnten sich nicht wehren. Das kann so nicht weiter gehen.“

Noch bevor sie das Restaurant verlassen konnte, traf eine kleine eiserne Kugel ihre Seite und zwang sie so in die Knie. Das kleine Eisengebilde flog anschließend zu dem Rotschopf von einem Piraten zurück und fiel in ein kleines Säckchen, das er offen vor sich hielt.

Zum Glück hatte Aisuru die Geistesgegenwärtigkeit besessen, ihm neue Eisenspäne zu besorgen.

„Was…?!,“ entfuhr es ihr, sich die schmerzende Seite haltend, während sie in die Knie ging.

„Und mit offenen Armen in den Tod rennen? Ich weiß nicht genau, worum es hier eigentlich geht, aber… Denkst du, dass du damit diesen Kindern einen gefallen tust?,“ sprach Tyke seelenruhig, aber dennoch mit herrischer Stimme, „Ich sagte zwar, dass Taten Leben retten, aber ich sagte auch, dass man zuvor die richtigen Entscheidungen zu treffen hat!“

„Du hast Teufelskräfte?,“ rief Pepe bewundernd und verschlang nebenbei den bereits vierten Teller mit Essen, auf den Aisuru inzwischen schon wehleidig blickte.

„Ja. Ich habe einst von der Magnet Frucht gegessen. Aber das ist jetzt nicht wichtig. Nina, du hast noch nicht die richtige Entscheidung getroffen.“

„Die da wäre?“

„Hilfe von uns zu erbitten. Aber ich werde diese Entscheidung dir abnehmen. Wir werden dir helfen…“

Plötzlich knurrte sowohl sein Magen, als auch der von Aisuru lautstark. Sie forderten nach Nahrung und das sofort.

„Aber erst einmal möchte ich essen und wissen wobei wir dir helfen,“ meinte Tyke beschämt und setzte sich mit errötetem Gesicht gegenüber von Pepe an den Tisch.

„Erst den coolen Typen raushängen lassen und dann das ganze Szenario sprengen. Toll hast du das gemacht Tyke,“ spottete Aisuru und überging dabei die Tatsache, dass auch sein Magen sich protestierend ins Rampenlicht gestellt hatte, „Du hast keine Ahnung von einem guten Auftritt.“

„Hehe. Vielleicht… Aber du bist auch nicht viel besser! Und wenn du noch weiter auf mich rumhackst, lasse ich dich gleich bei der Basis, die wir stürmen werden, einfach als Zahlungsmittel für das Essen zurück.“

„Du Elendiger…“
 

* * * * *
 

„Verstehe. Dieser neue Kapitän sieht in den Straßenkindern also nur zukünftige Piraten,“ fasste Aisuru die Erklärung des Chefkochs zusammen und nippte an seinem schwarzen Tee.

Sein Blick haftete an Nina, die keines Wegs von der Situation begeistert zu sein schien. Sie wollte ganz offensichtlich keine Hilfe von Piraten, doch immer wenn sie versucht hatte das Restaurant zu verlassen, hatte Tyke sie daran gehindert. Entweder mit Eisengeschossen, oder indem er einfach die ganze Tür mit einer Wand aus Eisen versperrt hatte.

Das ganze lief solange ab, bis sie schließlich aufgegeben hatte und sich auf einen Stuhl am Schaufenster gesetzt hatte. Seit dem saß sie da und warf dem Rotschopf bitterböse Blicke zu. Wenn Blicke töten könnten, dann…

„Genau so ist es. So, Nina, das müsste vorerst helfen,“ meinte der Chefkoch und begutachtete den Verband, den er Nina angelegt hatte.

„Tut mir Leid… ich wollte dir nicht die Rippen prellen,“ entschuldigte sich Tyke breit grinsend und biss herzhaft in seine Lammkeule. Eine seiner Kugeln war wohl ein wenig zu hart aufgetroffen. Konnte ja schließlich jedem einmal passieren. Oder?

„Und das soll ich dir glauben?! Was hast du erwartet, bei deinem blöden Kugelbombardement?,“ baffte diese zurück und schmiss ihm einen Apfel an den Kopf.

„Mit Essen spielt man nicht,“ nörgelte Tyke sich die schmerzende Stelle reiben und bekam prompt für die Bemerkung einen zweiten ab.

Vorsichtig erhob Nina sich schließlich von ihrem Stuhl und versuchte sich ihre schmerzende Seite nicht anmerken zu lassen. Doch alle im Raum, einschließlich Pepe, erkannten, dass sie nicht nur von ihren physischen Schmerzen geplagt wurde.

„Warte ich helfe dir,“ versuchte Aisuru sich ihr zu nähern, doch sie stieß ihn von sich.

„Ich brauche keine Hilfe von Piraten. Außerdem habe ich schon genug Zeit dank euch Blödmännern vergeudet.“

„Als ob es wichtig wäre, was wir sind. Solange unsere Prinzipien die Gleichen sind, solltest du dankbar sein, dass du nicht alleine in die Marinebasis musst,“ warf Tyke ihr vor, stand auf und hob sie sich auf die Schulter.

„Hey! Lass das! Ich kann alleine laufen.“

„Spar deine Kräfte, wenn du unbedingt kämpfen willst.“

„Aber…“

„Nichts aber! Zum Klabautermann noch eins, du willst dich unbedingt kloppen? Bitte sehr! Tu dir keinen Zwang an. Habe ich kein Problem mit. Aber wenn du deine Kräfte nun vergeudest, wirst du deinen Tod in dieser blöden Marinebasis finden, mehr nicht. Außerdem bin ich an deinem Zustand schuld, von daher ist es das Mindeste was ich als Entschädigung tun kann,“ motzte Tyke wütend herum, woraufhin die Rothaarige sofort verstummte und eingeschüchtert nickte.

Sie protestierte nur einmal kurz, aufgrund der Art, wie er sie durch die Stadt tragen wollte, so dass er sie kurz absetzte, nur um sie dann Huckepack zu nehmen. Was sie auch dann stillschweigend akzeptierte.

„Passt auf euch auf,“ meinte der Chefkoch zum Abschied, als die drei das Restaurant verließen.

„Übrigens… ihr habt uns von eurem alten Kommandanten erzählt. Irgend so ein Vizeadmiral, wenn ich mich nicht irre. Heute bekam ich am Hafen mit, dass dieser angeblich wieder hier sei,“ meldete sich Aisuru plötzlich zu Wort.

„Wenn das Wahr ist, dann werde ich zum Hafen gehen und ihn versuchen zu finden,“ meinte der Schnauzerträger augenblicklich, „und ihr solltet endlich los. Passt gut auf Nina auf. Denn wenn ihr nur ein Härchen gekrümmt wird, bekommt ihr es mit mir zu tun.“

„Aye, aye, Sir!,“ meinten die beiden Piraten und machten sich mit Nina im Schlepptau endlich auf den Weg zur Marinebasis der hiesigen Insel.

Während Nina als Einzige sprach, um ihnen den Weg zu weisen, schien es so, als ob Tyke und Aisuru über etwas nachdachten. Keiner von ihnen sagte auch nur ein Wort. Stattdessen blickten sie skeptisch in Richtung der Basis, die sich allmählich über den Dächern der Stadt erhob.
 

* * * * *
 

„Endlich hab ich dich gefunden, Allen,“ meinte der blonde Vizeadmiral und sah auf den ausgehungerten Jungen.

„Vizeadmiral? Sind sie es wirklich?,“ fragte dieser seinerseits.

Der Anführer der Straßenkinder glaubte sich schon in einem Todesdilirium zu befinden und aufgrund dessen irgendwelchen Halluzinationen zu unterliegen. Vielleicht sah er auch einfach bereits Gespenster, aufgrund seines Nahrungsmangels, zu sehen.

„Ja, ich bin es. Du siehst schrecklich aus. Was ist nur passiert, seit ich diese Insel verlassen habe?!“

„Kapitän Nelson, hat uns behandelt wie Verbrecher.“

„Kapitän Nelson sagst du? Also hierhin hat die Marine ihn versetzt. Haben sie denn nichts gelernt, aus den Ereignissen der Vergangenheit? Aber du solltest dich lieber nicht überanstrengen. Ich habe extra etwas zu Essen für euch mitgebracht. Ein Festmahl für unser Wiedersehen.“

„Danke, Vizeadmiral. Sie sind ein Engel im Anzug der Marine. Aber sagen sie, wie haben sie mich gefunden?“

„Ich habe seit unserem letzten Treffen so manche neue Technik gelernt.“

Vorsichtig reichte er die ersten gebratenen Speisen an seinen jungen Freund aus alten Tagen. Dieser biss gierig in das köstliche Mahl und kümmerte sich nicht um Essmanieren. Der Hunger beherrschte ihn und der Vizeadmiral verstand dies.

Auch die anderen Kinder, die den Angriff auf ihr geliebtes Fort überlebt hatten und nun über ihren Anführer wachten, stürzten sich auf die wunderbaren Köstlichkeiten. Es erschien ihnen wie ein Traum, doch zu ihrem Glück war es keiner. Explosionen von Geschmäckern überfluteten ihre Sinne, als sie die kulinarischen Wunder verzehrten. Zu lange war es her, dass sie so gegessen hatten. Dass sie Nahrung so hatten genießen können. Sie hatten bereits vergessen gehabt, wie die Speisen des „Marinekochs“ schmeckten.

Und so verwunderte es keinen der Marinesoldaten, die ihren Kommandanten begleitet hatten, dass die Kinder nicht anders konnten, als vor Freude zu weinen.

Nie wieder würden sie Essen als Selbstverständlichkeit hinnehmen. Weder die Kinder, noch die Soldaten. Satt zu sein war ein Geschenk.

„Ich werde scheinbar gesucht,“ meinte der Vizeadmiral plötzlich und richtete sich ächzend auf.

„Was? Woher wollen sie das auf einmal wissen?“

„Ich kann es hören.“
 

* * * * *
 

„Hier ist es also?“

„Ja.“

„Das ist die Marinebasis?“

„Ja.“

„Und das sind Soldaten dieser Basis?,“ fragte Tyke erneute und deutete auf die vielen Männer, die die kleine Gruppe umzingelt hatten und mit gezückten Gewehren auf sie zielten.

„Ja,“ antwortete Nina ebenfalls erneut und leicht die Zähne knirschend.

Sie hätte ahnen müssen, dass so was passierte, wenn sie sich auf die Hilfe eines Piraten einließ.

„Warum sind die denn alle draußen? Ich dachte wir wollten die Basis stürmen.“

„Dann hättest du Knalltüte vielleicht nicht schreien sollen: ‚Nelson, du fieser Sack, wo bist du? Es gibt nun Schläge!’ Oder was denkst du?,“ meinte Aisuru und hob seine Hände, um zu zeigen, dass er unbewaffnet war.

„Meinst du? Aber das wollte ich schon immer mal machen!,“ verteidigte sich Tyke, „Außerdem ist das Leben zu kurz, um sich wegen jeder Kleinigkeit Sorgen zu machen. Dieser Trupp ist nicht stark genug, um uns aufzuhalten. Da muss die Marine schon schwerere Geschütze ausfahren, wenn sie mich erwischen wollen.

„Wir sind aber nicht kugelsicher! Bevor wir sie erreichen, sind wir schon eine neuentdeckte Käsesorte.“

„Piraten… ich wusste doch, dass ich eure Hilfe nicht hätte annehmen sollen.“

„Keine Sorge, ich regele das schon. Wie gesagt, die sind nicht stark genug,“ meinte Tyke und setzte Nina vorsichtig ab.

Anschließend nahm er sein kleines Säckchen von seinem Gürtel und schüttete den feinen Inhalt aus. Es waren die Eisenspäne, die sein Navigator ihm besorgt hatte und die er bereits eingesetzt hatte. Zu seiner eigenen Freude stellte er fest, dass es mehr war, als er früher besessen hatte. Dadurch offenbarten sich ihm ganz neue Möglichkeiten.

„Aufhören, du elendiger Pirat! Noch eine Bewegung und wir schießen,“ warnte einer der Soldaten.

„Magnetisierung – Ultimate Defense!“

Im selben Moment, als Tyke seine Worte sprach, schossen die gut zwei Dutzend bewaffneten Soldaten. Doch ihre Kugeln erreichten ihre Opfer nicht. Denn diese befanden sich plötzlich in einer eisernen Halbkugel, die von dem Rotschopf dank seiner Kräfte innerhalb eines Wimpernschlages errichtet worden war. Zwar konnten die drei im Inneren der Halbkugel erkennen wo die Geschosse in das Eisen eingeschlagen waren – aufgrund von kleinen Dellen und dem Loch am höchsten Punkt der Kuppel, damit auch genug Licht in das Innere gelang –, jedoch hatten sie es nicht geschafft Tykes Schutz zu durchdringen.

Aus dem Inneren der Kuppel hörten die Marinesoldaten plötzlich wie Tyke einen Gegenangriff ankündigte.

„Magnetisierung – Flying Spears!“

Plötzlich schossen aus der eisernen Schutzhaut mehrere kleine, spitz zulaufende Gebilde, welche die Soldaten an den Händen und Armen trafen. Vor Schreck und aufgrund des Schmerzes, ließen diese ihre Waffen zu Boden fallen. Kaum war dies geschehen, flogen die Eisengebilde zurück zu der Halbkugel und verschmalzen wieder mit ihr. Zudem formte sich die Kuppel zu einer kleinen Kugel, welche knapp über Tykes Handfläche schwebte, und gab somit wieder die Sicht auf die beiden Piraten und ihre Begleiterin frei.

„Das ist beeindruckend,“ musste Nina gestehen.

„Lasst uns endlich diese Basis stürmen,“ befahl Tyke jedoch energisch und schleuderte seine Kugel gegen den verriegelten Eingang der Basis, der aus zwei schwarzen, schweren Stahltüren bestand.

„Magnetisierung – Cannonball!“

Tyke polarisierte das Eisen seiner Kugel und das Eisen der Zierbolzen der Tür so, dass sie sich gegenseitig anzogen, woraufhin seine Kugel genug Kraft aufbrachte, um die stabile Tür einfach zu durchschlagen.

Nina wieder auf dem Rücken tragend, rannte der Piratenkapitän vor, während Aisuru mit Hilfe von Rauchbomben sicherstellte, dass man sie nicht von Hinten anschoss.

Nachdem sie endlich das große Gebäude betreten hatten, mussten sie feststellen, dass sie zum wiederholten Male von Soldaten der Marine umzingelt waren. Jedoch waren es diesmal gut dreimal so viele, wie zuvor draußen vor der Basis.

„Was soll das hier werden?!,“ rief Kapitän Nelson wütend und trat hinter seinen Soldaten hervor.

„Das könnte ich sie fragen. Wieso haben sie die Straßenkinder angreifen lassen?,“ herrschte Nina ihren Vorgesetzten vom Rücken des rothaarigen Piratenkapitäns an.

„Du hast also davon erfahren? Wie bedauerlich. Ich wollte es aussehen lassen, wie ein Überfall durch Banditen, puharhar.“

„Sie verdammter… sie sind keinen Deut besser, als ein gemeiner Pirat,“ schrie Nina, die inzwischen von Tyke runtergelassen wurde, um sich Nelson entgegenstellen zu können.

Nelson gefiel dies offensichtlich gar nicht, mit einem niederen Piraten auf ein und dieselbe Stufe gestellt zu werden. Ninas Worte brachten ihn erneut zur Weißglut, weshalb er seine Soldaten zur Seite schlug, auf das Mädchen zustürmte und ihr einen kräftigen Faustschlag in die Magengrube verpasste. Die Wucht des Angriffs ließ sie nach Hinten taumeln. Sie hatte das Gefühl sich übergeben zu müssen. Doch Nelson holte bereits zu einem neuen Schlag aus.

„Es reicht!,“ hallte Tykes Schrei voller Zorn durch den Raum und mit Leichtigkeit packte er Nelsons Arm, bevor dieser Nina treffen konnte.

Aisuru dagegen war plötzlich hinter Nina aufgetaucht und stütze sie sanft, um sie vor dem umfallen bewahren zu können.

„Wie seid ihr so schnell… Hey, lass meinen Arm los!,“ brüllte Nelson wütend, doch aller Versuche zum Trotz schaffte er es einfach nicht, sich aus Tyke schraubstockartigen Griff zu befreien.

Und plötzlich erkannte er den Jungen. Es war derselbige, der ihn heute bereits einmal niedergestreckt hatte. Sofort waren die ersten Schweißperlen auf der von Sorgenfalten durchzogenen Stirn des Kapitäns zu erkennen.

„Was denn? Kannst du dich etwa nur an Schwächeren vergreifen? Kaum taucht jemand auf, der stärker ist als du, sieht es für dich alles andere als rosig aus. Wie hast du Null, es nur zum Kapitän in der Marine geschafft? Haben die so einen Mangel, das jetzt jeder Versager Aufstiegschancen hat?,“ fragte Tyke und verstärkte seinen Griff an Nelsons Arm.

„Ich bin nicht schwächer als er,“ protestierte Nina, musste sich aber immer mehr auf Aisuru stützen, da ihre Kräfte sie gänzlich verließen.

„Im Moment bist du schwächer als er, egal ob es dir nun gefällt oder nicht,“ meinte Aisuru und setzte Nina vorsichtig auf den Boden, „Du könntest ihm vielleicht einige Zeit Parole bieten. Leider Gottes, bist du aber verletzt. Und selbst wenn du es nicht wärst, könntest du ihn nicht besiegen. Nicht zu diesem Zeitpunkt.“

„Wer sagt das?,“ beschwerte sich diese augenblicklich.

„Wir sagen das,“ meinte Tyke nachdem er von dem Marinekapitän abgelassen hatte und zu Nina gegangen war.

Behutsam hob er sie hoch und brachte sie ein Stück von Aisuru und Nelson weg. Die beiden Piraten hatten schnell erkannt, dass Nelson noch ein Ass im Ärmel haben musste. Und alle Beide waren sie einfach zu neugierig darauf zu sehen, wie dieses Ass aussah. Aus diesem Grund verschwieg Tyke auch, dass er diesen Mann bereits einmal besiegt hatte und dieses vermutlich auch mit Leichtigkeit wieder schaffen könnte. Doch am wichtigsten war, dass er so sehen konnte, was sein erstes Piratenbandenmitglied eigentlich im Kampf zu bieten hatte.

„Was soll das werden?,“ fragte Nina doch wehrte sie sich nicht mehr gegen die Behandlung.

„Du bist Kapitän Nelson? Scheint mir, dass du keine Manieren hast. Mein Vater sagte mir immer, als ich noch ein kleiner Junge war, dass man als Mann nie eine Frau schlagen sollte und das ein Mann die Ehre einer Frau zu verteidigen habe,“ sprach Aisuru in aller Ruhe und machte sich mit Hilfe von ‚Dehnübungen‘ ein wenig warm.

Tyke hatte entschieden, dass Aisuru gegen diesen Kerl kämpfen sollte und obwohl er nichts dergleichen gesagt hatte, bisher, wusste der Blauhaarige, was sein Kapitän dachte. Im Übrigen hatte er nicht vor dagegen zu protestieren.

„Willst du an ihrer Stelle mich bekämpfen? Verschwinde lieber Knirps. Das ist eine Sache zwischen mir und dieser Deserteurin!“

„Deserteurin?,“ wiederholte Nina entsetzt.

„Nina, ich möchte dich etwas fragen. Möchtest du zu einer Marine gehören, die unschuldige Kinder tötet?,“ fragte Tyke sie mit ernster Mine.

„N-Nein… eigentlich nicht. Die Aufgabe der Marine ist es doch eigentlich Unschuldige zu schützen!,“ antwortete sie nach kurzem Zögern.

„Aisuru, du hast es gehört. Mein erster Befehl als dein Käpt’n ist… die Ehre unserer Smutje wieder herzustellen!,“ schrie Tyke so laut er konnte.

„Ich will kein Pirat werden,“ schrie Nina dagegen verärgert zurück.

Aisuru aber überhörte ihren Protest einfach und zeigte stattdessen den Beiden nur seinen erhobenen rechten Daumen.

Gemächlich legte er danach seinen azurblauen Mantel ab und rückte sein weißes Rüschenhemd zurecht. Danach begab er sich in seine ganz persönliche Kampfposition und machte seinem Gegner durch eine gezielte Handbewegung klar, dass er bereit war.

„Schon so gut wie erledigt, Käpt’n.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Yu-
2008-12-26T01:25:22+00:00 26.12.2008 02:25
sehr gut
Von:  fahnm
2008-08-29T22:58:03+00:00 30.08.2008 00:58
Jetzt geht es diesem Käpten Nelson an den Kragen. Ich bin mal gespannt wie es weiter gehen wird. Danke schön für die ENS und sag bitte bescheid wenn es weiter geht.

mfg
fahnm
Von: abgemeldet
2008-08-29T11:33:42+00:00 29.08.2008 13:33
Also, um gleich mal zu kommentieren, was es hier zu lesen gibt:
Ich freu mich schon wieder aufs neue auf das nachfolgende Kapitel!
Wirklich gut geschrieben - wie immer!
Nur ein paar Rechtschreibfehler hier und da kann ich leider nicht überlesen Oo
Aber das ist eigentlich nicht weiter wichtig! xD
Um es zu wiederholen: sehr gut!


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